Morgenausgabe

Rr. 447

A 225

47.Jahrgang

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onsdisinali

an opt ist Mittwoch

Vorwärts

Berliner   Boltsblatt

24. September 1930

Groß- Berlin 10 Pf. Auswärts 15 Pf.

Die einfpaltige Nonpareillezeile 80 Biennis Reflamezeile 5,- Reichs mart. Aleine Anzeigen" das jettge brudte Bort 5 Pfennig( zulässig amei fettgebrudte Borte), jedes weitere Bort 12 Pfennig. Stellengesuche das erste Wort 15 Pfennig, jedes weitere Wort 10 Pfennig. Worte über 15 Buchstaben Arbeitsmarkt zählen für zwei Worte. Beile 60 Pfennig. Familienanzeigen Zeile 40 Pfennig. Anzeigenannahme im Haupt­geschäft Lindenstraße 3, wochentäglich von 8 bis 17 Uhr.

Bentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  

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Die Flut steigt.

Weber 100000 neue Arbeitsuchende im Reich.

Die zahlenmäßige Belastung der Arbeitslosenversiche rung hat für die Zeit vom 1. bis 15. September 1930 in der ersten Hälfte des September etwas abgenommen, die der Rrisenunterstützung ist dagegen, übereinstimmend mit der allgemeinen Entwicklung am Arbeitsmarkt, weiter gestiegen. Mit rund 1503 000 Köpfen bleibt die Zahl der Hauptunterstügungs­empfänger in der Versicherung um etwa 3500 hinter dem Stande vom 31. August zurück. Zusammen mit den annähernd 459 000 Krisenunterstützten hat die Belastung beider Unterstügungsversicherung die Gewährung einrichtungen eine Gesamtzahl von rund 1962 000 erreicht und ist damit um etwa 15 000 höher als Ende August.

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Tschechisches Parteiprogramm.

Zum Parteitag der tschechischen Sozialdemokratie. Von Rudolf Illovy- Prag  .

Der 16. Kongreß, den die Tschechoslowakische sozialdemo fratische Arbeiterpartei vom 27. bis 29. d. M. im großen wird, bedeutet eine wichtige Epoche in der Entwicklung dieser Smetana- Saale des Prager   Repräsentationshauses abhalten Partei. Der Kongreß wird ein neues Programm be schließen, nach dessen Leitsäßen sich die politische, wirtschaft­liche und fulturelle Arbeit der Partei bewegen soll. Man sieht aber nicht nur in Barteifreisen, sondern auch in der ganzen tschechischen Deffentlichkeit den Beratungen des Prager   Kon­greffes, der der größte von allen bisherigen sein soll, mit Spannung entgegen. Es sind eben zehn Jahre her, seitdem die bis dahin

Nach dem Bericht der Reichsanstalt für Arbeitslosenversicherung| Reiches vorliegenden Materials fest, daß die infolge der weiteren ist in der ersten Septemberhälfte e in 3 u strom von 103 000 neuen Ausbreitung der Arbeitslosigkeit ständig steigenden Aus Arbeitsuchenden zu verzeichnen. Die Gesamtzahl der Er- gaben für die Wohlfahrtserwerbslosen in zahlreichen werbslosen in Deutschland   erreicht damit Mitte September Städten Berhältnisse geschaffen haben, die deutlich erkennen laffen, 2 983 000 Personen. Die Auswirkung auf die Versicherung wird daß die Städte einer schweren Katastrophe zueilen, wenn erft in den folgenden Wochen festzustellen sein. ihnen nicht sofortige und ausreichende Hilfe zuteil wird. Eine solche Hilfe fann angesichts der schweren Folgen, welche ein Zusammen­bruch zahlreicher Städte für Bolt und Wirtschaft unausbleiblich nach sich ziehen müßte, nur vom Reich kommen. Der Geschäfts­führende Vorstand bittet daher in einer Entschließung die Reichs- stärkste tschechische Partei, die sozialdemokratische, durch Mosa regierung noch einmal, in legter Stunde, sich den im§ 101 des Ge­feges über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung feftauer Einfluß gespalten wurde. Die Bourgeoisie gelegten Berpflichtungen nicht länger zu entsprach damals von den der Partei treugebliebenen Genossen ziehen. Dieser Paragraph bestimmt, daß in Zeiten andauernd wie von Generälen ohne Mannschaft", belegte sie mit ungünftiger Arbeitsmarktlage der Reichsarbeitsminister nach An- allerhand Schimpfworten und wagte zu behaupten, die Sozial­hörung der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosen demokratie werde nach längstens zehn Jahren vom Erdboden der Arbeitslosenunter verschwinden. Wie haben sich aber in diesem Zeitraum die ft üßung als Krisenunterstützung abweichend von den Verhältnisse geändert! Bürgerliche Journalisten haben vor Normalbestimmungen festsetzen muß. Auf Grund dieser einigen Wochen die Deffentlichkeit darauf aufmerksam ge­Bestimmung ist die Ausdehnung der Krisenfürsorge auf alle Berufe macht, daß aus den nächsten Wahlen die Sozialdemokratie ohne zeitliche Beschränkung erforderlich, um die Gemeinden von wieder als die mächtigste Partei hervorgehen werde, so daß den finanziellen Sorgen der Wohlfahrtserwerbslosigkeit zu befreien. man mit einem fünftigen sozialdemokratischen Minister­An den neuen Reichstag richtet der Geschäftsführende Vorstand präsidenten rechnen müsse. die Bitte, das wichtigste Problem unserer Innenpolitit, die Be­schaffung ausreichender Arbeitsgelegenheiten, fofort mit aller Energie in Angriff zu nehmen, um so mehr, als das bisherige Arbeitsbeschaffungsprogramm der Regierung die erhoffte wesentliche Verminderung der Wohlfahrtserwerbslosen nicht ge­bracht hat..

Notruf der Städte.

Eine Mahnung an Regierung und Reichstag. Der Geschäftsführende Borstand des Reichsstädtebundes tagte gestern unter Vorsitz des Bundespräsidenten  , Oberbürgermeister Dr. Bolian, in Berlin  . Er befaßte sich in der Hauptsache mit der ungemein schwierigen Finanzlage der Gemeinden, die schnelle Maßnahmen zur Abhilfe erfordert.

Der Vorstand stellte an Hand des ihm aus allen Teilen des

Hindenburg   gegen Putschgerüchte.

Er will auf dem Boden der Verfassung bleiben.

Der Reichspräsident hat in seiner Unterhaltung mit dem| die schon seit Monaten im Gange war, aber seit dem 14. September Reichstanzler diesen ermächtigt, zu erklären, daß er die vom Reichs- gewaltig zugenommen hat und die nach sachverständiger Schätzung tanzler am letzten Sonnabend dem Berliner   Bertreter eines amerita- fchon insgesamt acht bis zehn Milliarden Reichsmart nischen Nachrichtenbüros gegebenen Ausführungen vollinhaltlich teile. betragen dürfte, und jetzt auch noch die Gold- Aderlasse der Reichsbant Auch der Reichspräsident ist der Auffassung, daß eine Putsch- find recht handgreifliche Beweise dafür, welche unmittelbare Folgen gefahr in irgendeinem Bezirk Deutschlands   in teiner Weise die Wahlfatastrophe für die deutsche   Wirtschaft nach sich zieht. vorliege. Uebrigens würden die vorhandenen Vollzugs. organe durchaus ausreichen, in fürzester Zeit Ruhe und Ordnung wieder herzuffellen.

Wie in Pariser Börsenkreisen verlautet, hat die Reichsbank am Montag nicht weniger als 35 millionen Mart in Gold aus Köln   an die Bank de Paris et de Pays- Bas abgeben müffen. Der Reichspräsident hat ferner die Absicht der Reichsregierung. Ein weiterer Goldtransport in etwa gleicher Höhe foll alle Kräfte dafür einzusehen, um die feit längerer Zeit in Angriff am Dienstag oder Mittwoch folgen. Die Goldzuflüffe nach Paris  genommenen umfaffenden Sanierungsmaßnahmen zum besten der deutschen   Wirtschaft und des deutschen   Volkes zu Ende zu führen, zahlreiche turzfristige Auslandskredite in Deutsch  erklären sich in der Hauptsache daraus, daß wegen des Hitler  - Erfolges feine ausdrückliche Zustimmung erteilt. Er erwartet, daß troh der land gekündigt worden sind. Da aber der Pariser Kapitalmarkt großen Aufgaben auf dem Boden der bestehenden Ber  - New York   sich in der beneidenswerten Lage des Gläubigers befindet, ungewöhnlich schwierigen inneren und außenpolitischen Lage diese nicht nur gegenüber Berlin  , sondern auch gegenüber London   und faffung gemeistert werden können. ist er es in der Hauptsache, dem die Goldzuflüsse zugute tommen.

Landbund wieder auf dem Plan. Er fordert den Zahlungsaufschub für Reparationen und höhere Zölle.

Der Reichslandbund faßt seine Niederlage durch die Nationa jozialisten so auf, daß er mit den Young- Plan- Forderungen der Nationalsozialisten in Konkurrenz zu treten hat. Der Bundes vorstand des Landbundes fordert in einer Entschließung die so. fortige Erklärung des Zahlungsaufschubes für die Reparationszahlungen.

Im übrigen sucht der Reichslandbund die von Schiele bisher betriebene pernunft widrige Agrarpoliti? durch neue Forderungen noch zu überbieten. Es werden die sofortige Er. höhung des Weizenvermahlungszwanges auf mindeſtens 90 Broz, die Erhöhung des Weizenzolls, ein Beimischungszwang von inlän: dischem zum ausländischen Weizenmehl und ferner ein Bei mischungszwang von Roggenmehl zum Weizen­mehl gefordert.

Parteiausschuß.

Seit dem letzten Kongreß im Jahre 1927 hatte die Partei harte Kämpfe auszufechten. Sie mußte Angriffe der bürger­lichen Regierungstoalition auf soziale Errungenschaften ab­mehren. Sie mußte einerseits gegen die kommunistischen  Schädlinge der Arbeiterklasse anfämpfen und andererseits die gefährlichen Pläne der von der Kramarsch- Partei lebhaft ge= förderten jezt sich sogar ihres Namens schämenden tschechischen Faschisten im Keime ersticken. Aus allen Kämpfen, von denen der schwerste der um die Sozialversiche rung war, die von den Bürgerlichen arg bedroht wurde, ging die Sozialdemokratie siegreich hervor. In Erfenntnis der Notwendigkeit eines Zusammenschlusses des Proletariats aller Nationen strebte sie die Einigung mit der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakei   an, und so tam es am 28. Januar 1928 zum Smichower Kongreß, auf dem tschechische und deutsche Sozialdemokraten ihren Willen öffentlich fundtaten, gegen die reaktionäre Bourgeoisie und für den Sieg des Sozialismus in der Tschechoslowakei   ge­meinsam zu kämpfen Dieses damals feierlich besiegelte Bünd­Regierung vertreten sind, gefestigt, und das gegenseitige nis ist jetzt, wo deutsche Sozialdemokraten in der Berhältnis der beiden Bruderparteien ist das freundschaft­lichste.

Madjarische Sozialdemokraten aus der Slowakei  bilden schon seit dem letzten Kongreß einen Bestandteil der tschechoslowakischen Einheitspartei, und in diesem Jahr fam Tschechisch- Schlesien lehnt sich an die tschechische an. Aber auch es auch zur Bereinigung mit der farpathorussischen Deutsch  - Sozialdemokratie. Die polnische Sozialdemokratie in Tschechisch- Schlesien lehnt sich an die tschechische an. Aber auch Arbeiter fehren zur Mutterpartei zurüd, fommunistische innerhalb der tschechischen Arbeiterschaft selbst vollzieht sich immer mehr der Einigungsprozeß: ehemals fommunistische Oppositionelle sind bei der Augufttonferenz in Brünn   in die tschechische Sozialdemokratie eingetreten, und die in der früheren fommunistischen Gewerkschaftszentrale, dem ,, Inter  nationalen allgewerkschaftlichen Verband" konzentrierten Dr. ganisationen haben sich erst vor kurzem mit der sozialdemo fratischen Tschechoslowakischen Gewerkschaftsvereinigung" verschmolzen.

Der fozialdemokratische Partei ausschuß befaßte fich am Dienstag in einer Sizung, die von 10 Uhr vormittags bis 4 Uhr nachmittags dauerte, mit der politischen Lage. Beschlüsse wurden nicht gefaßt.

23 000 ftellenlose Lehrer.

Auch eine Folge der Finanznot.

Der preußische Kultusminister hat dem Landtag eine Uebersicht über die Zahl der stellenlosen Schulamtsbewerber in Breußen nach dem Stand vom 15. Mai 1930 zugeleitet. Danach beträgt die Zahl der stellenlosen Bewerber überhaupt 23 147, das find 21 Broz der in Preußen bestehenden Lehrer( innen) stellen, deren Zahl fich auf 109 631 beläuft.

In den drei Jahren wurde organisatorisch sehr viel ges leistet. Ein großes Nez von politischen Organisationen wurde in der ganzen Republit errichtet und durch wohldurchdachte Kleinarbeit wurden in allen Provinzstädten erstaunliche Er­folge bei Gemeindeergänzungswahlen erzielt. Ende Dezem­glieder. Diese Zahl wird sich in diesem Jahr durch das Zu­ber 1929 zählte die Partei 155 483 politisch organisierte Mit­rückströmen der Kommunisten bedeutend erhöhen. Ueber 60 Proz. der Parteimitglieder sind Handarbeiter. Bei den legten Barlamentswahlen am 27. Oftober 1929 erhielt bie tschechische Sozialdemokratie 963 462 Stimmen. Sie besigt erscheinen noch vier Tageszeitungen und 42 sonstige Partei­39 Abgeordnete. Außer dem Zentralorgan Právo Lida"

"

Herr Schiele hat erklärt, fein Reichstagsmandat annehmen beschäftigt 14 286, darunter 7203 auftragsweise in freien Planstellen, blätter. Eine wichtige Kulturorganisation der Partei ist die

zu wollen. Das wird ihn aber wahrscheinlich nicht hindern, diese Forderungen des Reichslandbundes zu seinen eigenen zu machen.

Goldabgaben nach Paris  .

Die Kapitalflucht nimmt zu.

Paris  , 23. September.  ( Eigenbericht.) Der Wahlerfolg Hitlers   scheint dem deutschen   Boile recht teuer zu stehen zu kommen. Die Angstpiyhose an den deutschen   Börsen, die kapitalflucht nach dem Ausland,

Bon den stellenlosen Lehramtsbewerbern sind vorübergehend ( Wander) lehrer. Ohne jede Beschäftigung im Schuldienst sind 8861 für ertranfte Lehrer und 2994 als Hilfs

Lehrer und Lehrerinnen,

Demokratenfraffion im Landtag bleibt. Die deutschdemokratische Fraktion des Preußischen Landtags   trat zur Erörterung der poli­tischen Lage zusammen. Das Ergebnis der vertraulich geführten Berhandlungen, die den ganzen Tag in Anspruch nahmen, war, daß Die Fraktion zunächst als selbständige Deutsch Demokratische Landtagsfrattion bestehen bleibt und daß sie den Antrag mehrerer Wahlkreisverbände unterstützen wird, alsbald einen | außerordentlichen demokratischen Parteitag einzuberufen.

eine höhere sozialistische Lehranstalt, an der hervorragende unter anderem Fachleute Soziologie, Volkswirtschaft, Arbeiterrecht, Philosophie und ähnliche Wissenschaften unterrichten. Der Sozialdemokratische Parteiverlag ist einer der rührigsten in Brag.

Das dem Kongreß vorliegende neue Partei­Programm erklärt in feinen Grundsägen, daß die Partei international ist. Sie steht auf dem Boden des Kollek tivismus und fordert eine fozialistische Umgestaltung der Tschechoslowakischen Republit. Die Minderheitenfrage soll