Offiziere als Hochverräter. Hitler soll als Zeuge seine„Gesetzlichkeit" beeiden.
Im Verlauf do Pro-«si«K ließ dir Dyrsißeude zunächst den Sachverständigen Major Theißen vom Reichswehr. mmtfterium zu den Ausfuhrungen der Angeklagten Stellung nehmen. Major Theitzen erklärt«, es sei bei der Reichswehr Grundsatz, daß Offiziere und Mannschaften bei allen öffentlichen politischen Kund- gedungen nach Möglichkeit größte Zurückhaltung übten. Wenn bei einer Teilnahm« der Reichswehr an einer öfsentlichen Kundgebung eine politische Entgleisang stottsinde, so hätten die An- gehörigen der Reichswehr sich zu«ntsernen. Zu den Aussührungen der Angeklagten, die Sachoerständigen der Reichswehr hätten die Angeklagten in den Fememordprozessen im Stich gelassen, erklärte Major Theitzen, daß auch den Angeklagten das Wort des General- nberft von Seeckt bekannt gewesen sei:.Wer da glaubt, daß ich den Befehl zum Monden gegeben habe, ist«in Narr." Vorsitzender:.Angeklagter Scheringer. was verstehen Sie unter dem Begriff.Nationai « Verbände'?" Scheringer:„Nationale Verbände sind die Organisationen, die die Befreiung des Reichs und den Ausgleich der Spannungen zwischen den Parteien anstreben." Vorsitzender: galten Sie denn jeden Pazifisten für einen Baterlo ndsoerrUer V Scheringer:„Heutzutage ja,(sehr erregt) deshalb sitzen wir drei ja im Gefängnis, weil wir fanatisch« Nationalsozialisten sind. Nur die Nationalsozialisten können«ine Neuordnung der Dinge bringen und die Reichswehr ist dazu da...." Vorsitzender seinfallend, sehr scharf):»Die Reichswehr ist ledig. lich als Organ der Reichsregierung da." Scheringer(erregt, fast schreiend):.Wenn aber die Reichsregi«. rung einmal pozisistisch oder kommunistisch sein sollt«, so würde doch dos auch aus die Reichswehr abfärben." Vorsitzender:.3ch ersuche Sie ernstlich, Ihren Ton zu mähigen. ..In der Voruntersuchung haben Sie mitgeteilt, daß darüber ge- sprachen worden sei, was denn werden solle, wenn der Poung-Plan angenommen würde, daß Sie sich dafür einsetzen wollten, die höheren Offiziere der Nationalsozialistischen Partei zuzuführen, daß eine enge Verbindung zwischen vffizierkorps nnd Rationalsozialisten herrschen müsse. Die Reichswehr dürfe keineswegs, so sei jn den Besprechungen ausgesührt worden, auf die Stufe der Polizei sinken, sondern die Reichswehr müsse einzig allein die nationale Befreiung im Auge behalten. Wie dachten Sie sich denn überhaupt d i e national« Befreiung?" Scheringer:.Durch Waffengewalt, anders geht es nämlich nicht." Vorsitzender:.Herr Ludien, in der Voruntersuchung haben Sie gesagt, daß Sie in München mit den Herren von der NSDAP , über. eingekommen seien, in den Kreisen Ihrer Kameraden für die Partei zu werben." tu dien:.So stimmt das nicht. Wenn ich das früher gesagt habe, so muß ich mich falsch ausgedrückt haben." Vorsitzender:.Sie haben doch aber über all« Einzelheiten, z. P. mich über die Bildung der nationalsozialistischen Sturmabteilungen, gesprochen." Dudten:.Ich gebe zu. Herr Lorsitzender, daß ich in München M Herrn von Pfeffer gesagt habe, ich würde versuchen, zu er- reichen, daß die Stimmung zwischen dem Ofsizierkörpz und den Nationalsozialisten im Laufe der Zeit wärmer würde." Vorsitzender:„Sie hoben auch z. B. vereinbart, daß die Ratio. nalsoziolistffche Partei von Ihnen Bericht über Ihr« Tätig. 5 e i t erhalten sollte." Scheringer:.Das ist nur so zu verstehen, daß Hauptmann Wagner, ein Freund meines Vaters, beim Abschied zu mir sagt«. ich solle mich doch mal wieder sehen lassen." Der Vorsitzende hielt den Angeklagten vor, sie hätten noch ihrer Rückkehr aus München die nakioaalsazialistischc Propaganda unter ihren Sameraden mit allen Mitteln betrieben. hätten in allen Garnisonen Vertrauensleute gesucht, die bei den Vorgesetzten Stimmung für die Nationalsozialisten machen sollten. Das letzte Ziel der Angeklagten sei offenbar gewesen, daß bei einem Umsturz nach rechts die jungen Offizier« Ge- wehr bei Fuß ständen. Nach diesen Aussührungen der Angeklagten nahm auf Leryn- lassung des Vorsitzenden der Sachverständige des Reichswehr - Ministeriums, Major Theißen, das Wort und gab folgende Erklärung ab: „Die deutsche Reichswehr ist«in Machtinstrument der Reichs- regisrung. Sie ist lediglich«inzusetzen zum Schutze unserer Grenzen. Die Einsetzung der Reichswehr erfolgt auf Befehl des Herrn Reichs- Präsidenten. Um dieses Ziel zu erreichen, muß die Reichswehr i h r Schwert scharf halten. Aber sie muß auch dafür sorgen, daß es nicht durch Unberufene stumpf gemocht wird. Soldaten sind lediglich an ihre Pflicht und ihren Dienst gebunden. Wenn der Reichswehrminister im Reichstag für einen gesunden Paziffsmus gesprochen hch, so lehnt er selbst- verständlich«inen Pazifismus ab, der Landesverrat betreibt. Es ist auch selbstverständlich, daß jung« Offizier« den Parteien sympathischer gegenüberstehen, d:« für die Wehrmacht eintreten und den Wehr- gedanken pflegen, als den Parteien, die den Wehrgedanken a b» lehnen. Aber diese Einstellung darf nicht so weit gehen, daß Ossizier« sich politisch betätigen. Eine Mißstimmung, wie die Angeklagten sie hier schildern, habe ich bei unserem Offizierkorps aichl entdecken können, obwohl ich noch bis vor wen igen Tagen onläßlich der Manöver mit den Offizieren aus dem ganzen Reich zusammen- gewesen bin." Auf Verlangen des Vorsitzenden schilderte der Anzeklaste Ludien dann, wie er nach der Zusammenkunft in München einig« Woche» später nach Hannover gefahren sei. um dort mit den ihm persönlich bekannten Leutnants Lorenz und Winter zu ver- handeln. Vors.: Sie wollten die Kameraden in Hannover zur Zellen. bildung zugunsten der Nationalsozialisten auffordern. Vors.: Sic haben doch beiden Hexren erzählt, daß in späterer Zell eine nationale Bewegung bevorstehe, allerding» habe man au« dem Hitler- und Kapp-Puffch gelernt. Angekl.: Dem Sinn nach habe ich das wohl gesagt. Vors.: Ist et richtig, daß Sie Leutnant Lorenz und Winter gejagt haben, Sie würden die beiden Herren mit einem National. soziolisten zusammenbringen, der ihnen noch alle» viel bester und genauer sägen könnt«, als Sie selbst?
Angekl.: Jawohl, das ist richtig. Dann erfolgte die Vernehmung des Oberleutnants a.D. W« n d t. Er fei über die Münchener Unterredung von Scheringer und Ludien ins Bill» gesetzt worden und er habe damals die Auffassung ge- habt, daß die Ablehnung des Zoung.Plaves für die Regierung sehr leicht gewesen wäre(!t). wenn diese sich auf eine starte Wehrmacht hätte stützen können. Diese Ausfassung hätten er und sein Freund dem Reichswehr - Ministerium im Namen der jungen Offiziere auch mitteilen wollen. Vors.: Glauben Sie denn wirklich, daß das Reichswehrministe- rium auf ein paar junge Leutnants aus Ulm angebissen hätte? Angekl.: Sicherlich, denn dos Reichswehrministerium ist doch letzten Endes auf dir Stimmung des jungen Offizierkorps an- gewiesen. Es trat hierauf eine Mittagspause bis 4 Uhr ein. In der Nochmittogsoerhandlung wurde dann die Reise des Leutnants Ludien noch Berlin besprochen, wohin er Oberleutnant Lohr vom Iägerbcitaillon? bestellt hotte. Vors.: Sie sollen zu Leutnant Lohr wörtlich gesagt hoben: wenn nichts anderes Hilst, dann muß ein grwaitsamer Umsturz kommen. Angekl.: Es war doch so, daß man im ganzen deutschen Offizier- korps für die Zukunft eine gewisse Klärung schaffen wollte. Vors.: Sie können doch nicht immer von dem ganzen deutschen Offizierkorps sprechen oder wollen Si« etwa sagen, daß alle deutschen Offiziere so wie Sie g e g e n d e n S t a ch e l locken? Angekl.: Das glaube ich sagen zu können. Wir standen vor der Entscheidung, ob wir auch in Zukunft nur schimpfen oder ob wir eine Entscheidung herbeiführen sollten. Angekl.: Ich bin der Meinung, daß Lohr mich in vielen Punkten falsch oerstanden Hot. Vors.: Hoben Sie nicht auch die Worte gebraucht: Wenn es nicht gelingt, auf friedlichem Wege zu einer nationalen Regierung zu kommen, dann muß es eben auf dem Wege des Um- flu r ze s gehen?.. Angekl.: Das habe ich bestimmt nicht gesogt. Vors.: Sic sollen zu Lohr und Fürsen weiter gesagt haben, es schade nichts, wenn eine Diktatur komme, nur dürfe die Verfassung nicht geändert werden. Was dachten Sie sich eigentlich dabei? Angekl.: Ein gewaltsamer Umsturz der Regierung hätte auch einen Verfossungssturz bedeutet. Das. deutsch « Volk hängt jedoch in weiten Kreisen an der republikanischen Verfassung. Sie zu ändern hätte das Boll wohl kaum geduldet. Mir. persönlich war auch die Regierungssarm gleichgültig. 3ch dien« jeder Regierung, auch einer komwunifilschen Ich kämpfe üdiglich. jur eine Stork�yg. �g,' W.ehrgeoän.kens m Deutschland.. ,. �,....'s,-". Vors.: Sie haben dem Leutnant Fürsen mitgeteilt, daß cm Nationalsozialist zu ihnen kommen und ihnen weitere Austlärungen geben werde. Angekl.: Das mag schon sein. Vors.: Daraus geht doch klar hervor, daß Sie eine reg« l- rechte Organisation innerhalb des Heeres schaffen wollten. wie stehen Sic denn heute zu der Frage, was Sie tun müßten, wenn die Reichswehr in einem Putsch gegen Rechts. organisallonen eingesetzt würde? Angekl.: Das ist für jeden Offizier eine Gewissenssrage, denn die Wehrverbände wollen ja schließlich dasselbe wie wir, nämlich die Wehrhastmachung unseres Volkes. Vors.: Jetzt weichen Sie einmal nicht aus: Wenn es Ijgrt auf hart ging, würden Sie auf«inen Angehörigen der Rechtsoerbände schießen? Der Angeklagte schweigt. Vors.: Ihr Schweigen ist sehr beredt. Angekl.: Herr Vorsitzender, Sie müssen die Dinge nicht immer so sehen, als ob es sich hier nur um das Vorgehen einiger Offizier« handelt. Wir hotten vor allen Dingen auch im Auge, die Reichswehr selbst wehrhafter zu machen, denn es ist ein Irrtum, anzunehmen, daß die Mannschaften in der Reichswehr etwa oll« national gesinnt sind. Wir jungen Offiziere wisten am besten, daß das nicht der Fall
ist. Deshalb muß die Reichswehr kriegerisch er.zogen werden, um st« für den Freiheitskampf in der Zukunft bereü zu machen. ZU» ich in die Reichsivehr als Zeitfreiwilliger«intrat, da wurde dos Ehrhardt-Lied gesungen und wir glaubten, daß bald dt« ollgemeine Wehrpflicht kommen würde, ober dann kam die Enttäuschung. Der Vorsitzende verlas sodann einen Brief des Angeklagten W c n d t an den Leutnant Bergmann, in dem es heißt: „Ra laß man. Franz. die Rangliste im dritten Reich machen wir. und dann Gnade Gott ollen Leisetretern." Der Angeklagte Mendt erklärte hierzu, daß er diesen Brief ge- schrieben Hobe aus Verärgerung über eine abfällige Aeußerung des Oberstleutnant Haas « über die Notionotsoziolistische Partei. Zum Schluß der Verhandlung erhob sich plötzlich Reckstscmvalt Frank-München und erklärte: Ich stelle hiermit den Beweis- ontrag. Adolf Hitler in München als Zeugen dafür zu laden, daß die Notionolsozialiftffche Partei niemals den Sturz der Der- faffung oder der Regierung angestrebt hat. Hinter dieser An. tlag« gegen die drei Reichswehroffizicre steht wie ein Gewitter die Drohung, daß die Nationalsozialisten den Sturz der Versosjung oder der Regierung von jeher anstreben, und daß die Angeklagten lediglich die Werkzeuge der Partei gewesen seien, die Reichswehr zu unterminieren. Die Frag«, ob die Nationalsozialisten die Verfassung auf illegalem Wege beseitigen wollen oder nicht, ist die Kernfrage dieses Prozesses. Vors.: Herr Verteidiger, wollen Sie Ihren Antrag vielleicht dahin erweitern, daß die Nationalsozialistische Deutsche Zlrbeiterpartei ihr Ziel immer aus legalem Wege verfolgt hat?" R.-A. Frank: Ich weiß, worauf Sie hinauswollen Herr Vor- sitzender. Adolf Hitler wird jedoch bekunden, daß die National- sozialistische Partei ihr« Ziel« seit dem November 1923 ge- ändert hat. Vors.: Zunächst möchte ich einmal den Herrn Reichsanwalt frage», was er behauptet. Ob lediglich die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei den Umsturz will oder ob er nur behauptet, daß die Angeklagten sich zu einer uinstürzlerijchen Bewegung zu- saimnengetuN haben. Reichsanwalt: Ich behaupte, das letztere. Die Reichsanwalt- schast ist sich darüber klar, daß in diesem Prozeß kein« Notwendig- keit besteht, die Frag« zu klären, ob die Nationalsozialisten den Un'sturz der Verfassung wollten oder nicht. Diese Frage ist s v r die Beurteilung der Schuld der Angeklagten meiner Ansicht nach u n e r h e b l i ch. Vors.: So viel ich weih, schwebt doch gegen maßgebende Föhrer der Rationolsozlolistischen Porlei, gegen Herrn Hitler und Herrn Goebbels ein Verfahren wegen Hochverrats. Reichsanwalt: Das ist an sich richtig. Di« Verfahren sind jedech noch nicht abgeschlossen. Ich kann mich dex-weyen dazu noch nicht Näher äuß-rn~'■ . pbrf.; Für da» Gericht" ist/ Äer ö'e tjfqze wichtig, ob such gegen Herrn Hitler «in Verfahren fchipebt. Da der Reichs- anwalt mit seiner. Antwort zögerte, erbob sich Rechtsanwalt Frank und erklärte mit lauter Stimme: Jawohl, Herr Reichsanwalt, ich bestätig« Ihnen, daß auch gegen Zldolf Hitler«in Dertahren wegen Hochverrates anhängig gemacht ist. Reichsanwalt: Soweit mir bekannt ist, hat die Reichswehr gegen Herrn Hitler Strafantrog gestellt. R.-A. Dr. Sack: Als Verteidiger des Angeklagten Scheringer sehe ich mich nicht in der Lag«, dem Beweisontrag meines Kollegen Dr. Frank beizutreten. Scheringer hat mit Lust und Lieb« seinen Berus als Soldat ausgeübt. Verbindung mit irgendeiner Partei hatte er jedoch nicht. Ich halte es für unerheblich, hier.Herrn Hitler über die Bestrebungen der Nationalsozialistischen Partei zu hören. R.-A. tameke schloß sich jedcch den Ausführungen Dr. Frank» on. R.-A. Dr. Frank bat noch einmal, Adolf Hitler zu laden, indem er sein« ersten Zkussührungen wiederholte. Das Gericht beschloß nach einer kurzen Beratung, Adolf Hitler , der sich gegenwärtig in Berchtesgaden zur Kur aufhält, für Donnerstogmorgen als Zeugen zu laden mit der Begrün- dung. daß seine Bekundungen für die Schuldsrag« der Angeklagten oielleicht doch von Wichtigkeit sein könnten. Darauf unirde die Verhandlung auf M i t t w o ch m o r g« n 9 Uhr vertagt.
„S» gingen zu Laer und spielten unsere Partie Billard weiter." (Zeuge Dalier F. im Ali-Höhler-Rordprozeß.)
.Wollt Ihr nicht wenigstens das Blut von Suren Händen waschen?"-„Wieso, fchemert Dir det etwa?"-„Das nicht! Aber das Billardtuch könnte dreckig werden!"