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Wessels Freundin als Zeugin

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Kommunistischer Billenbesitzer Will mimt Entrüftung

den Polizeibeamten, der mit in der Küche stand, ihr den Revolver zu lassen, da er ein Andenken an ihren Freund Wessel sei.

Zu Beginn der heutigen Berhandlung im weifel- Prozeß, 3eugin: Ja, das war die Handtasche der Jänichen. Diese bat werden die elf geladenen 3eugen aufgerufen. Das Haupt­interesse erweckt die Braut des ermordeten Wessel. Fräulein Erna Jänichen; sie geht an zwei Krücken, da sie sich ihr rechtes Bein gebrochen hat. Der Kriminalfommissar Teichmann, der seinerzeit die ersten Ermittlungen machte und von der Verteidigung scharf angegriffen wurde, befindet sich nicht unter den Geladenen.

Vor der Eröffnung der Beweisaufnahme meldet sich der Villen­befizer und Mitinhaber der kommunistischen   Inseratenmerbezentrale, Theo Will, zum Wort, um nach bekanntem Muster eine wüste Schimpfrede gegen die Preise zu halten.

Er wird aber recht kleinlaut, als ihn der Vorsitzende wegen seiner Mithilfe an der Flucht Ali Höhlers ins Verhör nimmt. Lors: Kamen Ihnen keine Bedenken bei der geheimnisvollen Fahrt nach Glienicke  ? Will: Nein, Höhler und Rückert wurden mir pon meinem Freund Schmidt, der ein bekannter Funktionär der Roten Hilfe ist, zugeführt. Hätte ich allerdings gewußt, daß Schmidt blau war, dann hätte ich mich nicht in die Sache eingemischt. Borj.: Mit wem haben Sie über die Flucht gesprochen? Will: Mit Anton( Anton soll nach der Aussage Höhlers auf der Polizei der kommunistische Reichstagsabgeordnete Geschte sein). Vors.: Wer sayte Ihnen, daß Sie Ihr Auto zur Ver­fügung stellen sollten? Wi11: Das war Drewnißfi, der sich Victor nannte. Vors. Warum sind Sie mitgefahren? Will: Mein Auto ist sehr wertvoll, ich wollte meinen Chauffeur die weite Tour nicht allein fahren lassen. Es folgt die

Vernehmung Victor Drewnitzkis, der Ali Höhler nach Prag  gebracht hat.

Er beginnt mit einer speziellen Kanonade gegen den Vorwärts", dessen Schreibweise angeblich das Gericht zur Richtschnur seines Handelns macht. Der Vorsitzende, Landgerichts­direktor Dr. Tolk, droht, Drewnizki das Wort zu entziehen. Vors: Sind Sie bei der KPD. angestellt? Drewniki: Das geht niemand etwas an. Vors.: Von wem haben Sie Höhlers Photographie bekommen? Das ist meine Angelegenheit. Vorf.: Was haben Sie mit den 200 m. gemacht, die Sie erhielten? Drewnigti: Die haben wir als Spesen verbraucht. Als letter der 17 Angeflagten wird der Arbeiter Kudowski vernommen, in dessen Wohnung Ali Höhler verhaftet wurde. Er muß zugeben, vor der Tat öfter mit Ali Höhler in der Kneipe zu­sammengesessen zu haben. Er gibt weiter zu, von dem Mord an Wessel gelesen zu haben. Staatsanwalt: Hat Höhler mit Ihnen über die Tat gesprochen? Kudowski: Ja, er hat mir den Fall Wessel geschildert.dll p

Als erste 3eugin wird die Stiefschwiegermutter der Frau Salm vernommen. Sie wird im Sinne des Gesetzes als nicht verwandt mit der angeklagten jungen Frau Salm erklärt und muß aussagen. Die Mutter Salm macht einen verhärmfen Eindruck. Rechtsanwalt Apfel: Nach der Tat lag auf dem Küchentisch eine Handtasche, in der ein Revolver.

Der Polizeibeamte gab darauf der Jänichen den Revolver zurück. ( Bewegung.) Der Vorsitzende läßt die Zeugin unvereidigt, da sie der Teilnahme an der Tat dringend verdächtig erscheint. Nach einigen belanglosen Zeugen wird die Braut Wessels aufgerufen. Ein Polizeibeamter und ein Justizwachtmeister tragen sie in den Gerichtssaal. Fräulein Jänichen ist 24 Jahre alt und gibt als ihren Beruf Schneiderin an. Sie schildert, wie in das 3immer geschossen wurde und danach Höhler, Rückert und

meise, Herr Zeuge. Es handelt sich doch hier nicht darum, fests zustellen, ob die Angeklagten wieder einmal nach München   tamen, um Bier zu trinken, sondern ob sie bestimmte Aufträge Ihrer Partei auszuführen und Ihnen Bericht zu erstatten hatten.

3euge: Auf den Wortlaut dieses Teils der Besprechung tann ich mich heute nicht mehr besinnen.

Rechtsanwalt Frant: Ist über diese Unterredung da mals an Adolf Hitler   berichtet worden?

Der Zeuge verneint diese Frage. Rechtsanwalt Frank: Haben Sie zu dieser Zeit und auch sonst nicht häufig fich

mit Reichswehroffizieren über den Young- Plan

unterhalten?

3euge( zögernd): Gewiß.

Kandulſti in das Zimmer eindrangen. Kandulſti ſuchte nach Waffen, Wer sitzt am weitesten rechts?

fand aber nur einen Revolver.

Als die drei weg waren, holfe ich aus dem Kleiderspind noch eine zweite Waffe,

die ich zu mir steckte. Wäre ich dem Täter nochmals begegnet, dann hätte ich ihn niedergeschossen. Der Polizeibeamte ließ mir die Waffe zu meinem Schuh, da ich die Nacht in der Mordwohnung verbringen mußte. Die Zeugin gibt dann eine Schilderung ihres Freundes Wessel. Als Wessel die Jänichen fennen lernte, gab er sein Studium auf. Er betätigte sich lebhaft bei den Nationalsozialisten. Wir lebten von Unterstützungen der Frau Dr. Wessel, einiges Geld borgten wir uns von Wessels Verwandten aus Hannover  . Wessel wollte sich Arbeit bei der U- Bahn suchen, wurde aber frant. Staatsanwalt: Wie verhielt sich höhler während der Tat? Jänichen:

Höhler riß die Tür auf, schoß, traf ins Zimmer und sagte zu dem am Boden liegenden Weffel: Du weißt ja, wofür du das bekommen haft."

3u mir sagte er: ,, Halt die Schnauze, sonst kriegst du auch was ab." Rechtsanwalt Apfel: Woher fannten Sie Höhler? Jänichen: Aus einem Lokal. Löwenthal: War das zu der Zeit, als Sie einem gewissen Beruf nachgingen? Jänichen: Ja. Löwen= thal: Gehen Sie noch diesem Beruf nach? Jänichen: Seitdem ich Wesset kenne, nicht mehr. Löwenthal: Waren Sie drei Monate vor der Tat noch mit einem gewissen R. in einem Hotel? Jänichen: Nein. Löwenthal: Wollen Sie das beeiden. Jänichen: Jawohl. Der Vorsitzende unterbricht diese peinliche Diskussion zwischen Rechtsanwalt Löwenthal und Fräulein Jänichen. Gleich darauf kommt es zu einem scharfen Zusammenstoß mit der Angeklagten Frau Salm, der der Jänichen vorwirft, sich öfter über den Tod erschossener Kommunisten gefreut zu haben. Erna Jänichen weist das entrüstet zurück. Vors.: Halten Sie den Mund, Frau Salm. Jänichen: Ich habe mich mit Frau Salm nie über Politik unterhalten, da ich wußte, daß Frau Salm links steht und ihr verstorbener Mann Mitglied der Roten Hilfe war. Rechtsanwalt Apfel: Durch die Presse ging die Nachricht, daß die Tat ein Eifersuchtsdrama sein soll. Ali Höhler wendet sich ganz entschieden dagegen. Jänichen: Höhler hat recht!

Naziführer vor dem Reichsgericht

Zeugenaussagen im Leutnantsprozeß- Münchener   Harmlosigkeiten

vorschriftsmäßig um seine Legitimation ersucht hatten, die Pfeffer verweigert hätte. Er hat sich vielmehr vom Bürgersteig mit den Worten entfernt, daß er

Am zweiten Verhandlungstag des Leipziger Offiziersprozesses| gefehrt sei. Es stellt sich heraus, daß zwei Schupobeamte ihn war der Andrang des Publikums noch bei weitem stärker als gestern. Die Polizei hat dementsprechend auch ihre Kontrolle erheblich ver­schärft. Heute sind die militärischen Zeugen geladen, die Borgesetzten der drei Angeklagten sowie die Offiziere, mit denen sie über ihre nationalsozialistischen Ziele verhandelt haben. Ferner werden heute die Mitglieder des Reichsvorstandes der Nationalsozialistischen  Arbeiterpartei, Hauptmann a. D. Pfeffer und Wagner, sowie der Schriftleiter des Bölkischen Beobachters" Hauptmann a. D. Weiß

vernommen werden.

von der republikanischen Polizei nicht in das Gerichtsgebäude hineingelassen werde

und er infolgedessen in sein Lokal zurückkehre.

Reichsanwalt: Der Zeuge Pfeffer war ordnungsmäßig geladen. Er ist durch sein eigenes Verschulden nicht in das Gericht hineingelassen worden. Infolgedessen hat er sich schuldig gemacht und ich beantrage gegen ihn eine Ordnungsstrafe von Beim Zeugenaufruf fehlte Hauptmann Pfeffer, während der 100 Mart, eventuell einer Woche Haft. Der Vorsitzende ließ hierauf Zeuge Hauptmann Weiß behauptete, daß sein Parteigenosse in die beiden Schupobeamten aufrufen, die den Zeugen Pfeffer am Leipzig   sei und sich auf dem Wege zum Gericht befinden müßte. Eingang des Gerichts gesprochen hatten. Beide bestätigten die Dar Der Vorsitzende wies die Zeugen, namentlich die jungen Reichsstellung ihres Offiziers und betonten, daß Hauptmann a. D. Pfeffer wies die wehroffiziere, mit ganz besonderem Ernst auf ihre Eidespflicht hin sich weder als Zeuge vorgestellt habe noch eine Legitimation vor­ihre und betonte, daß sie sich auch aus Rücksicht auf die Kameradschaft zeigen wollte. Er habe sie lediglich gefragt, nicht dürften verleiten lassen, die Angeschuldigten etwa schonen zu wollen.

Bevor dann die Verhandlung eröffnet wurde, stellte Rechts­anwalt Dr. Sack folgenden Beweisantrag: Mit Rücksicht auf das Ergebnis

der militärischen Boruntersuchung durch General Waenter und General Heye

sehe ich mich veranlaßt, die beiden Herren hier als Zeugen zu laden, da die Aussage beider Herren von Wichtigkeit ist." Das Gericht beschloß, über diesen Antrag erst später eine Entscheidung zu fällen.

Der Vorsitzende legte dann den drei Angeklagten die Frage vor, ob ihnen der Armee befehl bekannt war, der den Soldaten

politische Betätigung verbot. Scheringer erklärte, daß er diese Verordnung fenne, während Wendt und Ludien behaupteten, der Befehl jei ihnen nicht bekannt gewesen, wohl aber

bulten sie von dem Inhalt desselben mehrfach gehört. Vors.: Herr Sachverständiger Major Theißen, können Sie mir sagen, ob ein bestimmter Anlaß vorlag, diesen Befehl gegen die politische Betätigung des Soldaten herauszubringen? Major Theißen: Ursprünglich bestand in der Armee der Befehl, daß der Soldat teine Politik treiben dürfe, dann aber begann die Jerjehungsarbeit von verschiedenen Seiten, und den Soldaten wurden vielfach Hetzschriften zugesteckt, die nicht immer den vorgesetzten Dienststellen abgeliefert worden sind. Des­halb sah sich der Reichswehrminister veranlaßt, in einem besonderen Befeht alle Dienststellen nochmals darauf hinzuweisen, daß jede poli­tische Betätigung in der Reichswehr   verboten sei. Auf Grund dieses Befehls zum Beispiel macht sich ein Soldat bereits strafbar, der ein ihm zugestecktes Zersetzungsflugblatt nicht abliefert oder den Bo fall nicht meldet.

Ehe dann zur Bernehmung des Hauptmanns a. D. Weiß ge­schritten wird, kommt es zu einem Zwischenspiel. Der diensthabende Schipooffizier meldet dem Vorsitzenden, daß der als 3euge geladene Hauptmann a. D. Pfeffer vor dem Gerichtsgebäude um

zu welcher Abteilung fie gehörfen,

und habe sich dann entfernt. Das Gericht ließ Hauptmann a. D. Pfeffer nochmals telephonisch vorladen und gab ihm auf, daß er sich am Eingang des Gerichtsgebäudes a usdrücklich zu legiti

mieren habe.

Der Zeuge Hauptmann a. D. Weiß bekundete, daß die Leut­nants Scheringer und Ludien Anfang November vorigen Jahres bei ihm in München   in der Redaktion des Bölkischen Beobachters" erschienen seien, um sich über das Programm der NSDAP.  , sowie über deren Absichten für den Fall eines Fehlschlagens der Voltsbegehrensaktion zu informieren.

Platztämpfe zwischen Hugenberg und Hitler.- Keine Schreibpulte mehr.

Die Plagfrage wegen der Unterbringung des Abgeordneten­zuwachses im Reichstagssaal geht ihrer Lösung entgegen. Wir haben ja bereits am Tage nach der Wahl, als die Vermehrung des Reichstages um 84 Mitglieder feststand, auf Grund der Auskünfte des Reichstagspräsidenten Löbe über diese Angelegenheit ausführ­lich berichtet. Seither sind allerhand Vorschläge aufgetaucht, sogar ein besonders wohlgemeinter, daß nämlich alle Parteien auf die Hälfte ihrer Mandate verzichten sollten! Nun ist man auf einen Ausweg verfallen, der ohne größere Umgestaltung die Lösung bringt. Man will nämlich die Schreibpulte nur bei den

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Der Herr Leutnant vorm Reichsgericht

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" Was wissen Sie denn vom Margismus?"

Aeh, äh, nichts! Aber die janze Richtung paßt mich nich!"

erften fünf Sigreihen bestehen lassen, so daß weiter hinten nur noch Sigpläge ohne Pulte vorhanden wären, was wiederum gestattet, die Bänke dichter aufeinander folgen zu laffen. den Hitler  - Leuten darüber gegeben, wer noch weiter redis Einen ergößlichen Streit hat es zwischen den Hugenberg- und sei und daher auf der äußersten Rechten figen dürfe. Schließlich entschied das Kollegium der Fraktionsvertreter, daß die Haken­freuzfer auf die äußerste Rechte gehören.

80 m

Breitscheid und Versailles  .

Eine Erklärung zu einer Lüge. alep2 Reichstagsabgeordneter Dr. Breitscheid schreibt uns aus Genj: plum m

,, Ein Teil der nationalistischen Presse sucht mir aus cinem Interview, das ich Longuet für den Pariser Populaire" gegeben habe, einen Strid zu drehen. Allerdings wird ihr edles Bemühen dadurch erleichtert, daß das Blatt der französischen   Sozialisten meine Ausführungen nicht ganz richtig wiedergegeben hat. Tatsächlich habe ist folgendes gesagt: Die Nationalsozialisten haben in der Wahlagitation unser wirtschaftliches Elend ausschließlich auf den Versailler Vertrag und den Young- Binn zurückgeführt. Daß dieje Behauptung einseitig ist, beweist schon die Arbeitslosigkeit in den Siegerländern und den Staaten, die Reparationsleistungen emp­fangen. Daß auch die Sozialdemokratie eine Re= Bors.: Herr Zeuge, Sie dürfen hier nichts verschweigen. vision der Berträge anstrebt, bedarf feiner besonderen Früher haben Sie gesagt, man hätte jedenfalls gegen eine solche Versicherung. Allerdings wünschen wir die Revision auf fried­Zeuge Weißlichem Wege." Tätigkeit der Angeklagten nichts eingewendet.- Das kann auch wohl sein. Ich halte es jedoch für ausgeschlossen, daß von uns aus den Herren Scheringer und Ludien bestimmte Aufträge erteilt worden sind.

Bors.: Haben Sie später bei der Konferenz mit Heren Wagner und Pfeffer auch darüber gesprochen, daß die Reichswehr  offiziere unter ihren Kameraden für die NSDAP  . werben jollten? Der Zeuge zögert mit der Antwort.

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Reichsanwalt: Hat der Angelagte Scheringer nach seiner Bernehmung durch General Waenter später noch einmal mit Ihnen verhandelt? Hat er Ihnen damals aus­drücklich erklärt, daß er auf Grund des gegen ihn schweben­den Verfahrens alle Beziehungen zur Partei abbreche? Zeuge 28 eiß: Davon ist mir nichts bekannt.

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Staatsanwalt Weiersberg: Herr Zeuge, ist es richtig, daß im Berlauf dieser Konferenz auch besprochen wurde, daß die beiden Reichswehroffiziere über ihre Werbetätigkeit der Partei Bericht erstatten sollten?

Den letzten Teil dieser Ausführungen hat der ,, Populaire" durch­aus forrett wiedergegeben. Wenn also Blätter vom Schlage der ,, Berliner Börsenzeitung" behaupten, ich verteidige Ver failles, so tönnen sie sich nicht einmal auf eine ungenaue Wieder­gabe des Interviews berufen!"

Schiele stellt Strafantrag. Gegen den Altdeutschen v. Herzberg.

Der Minister für Ernährung und Landwirtschaft Schiele hat gegen Herrn von Herzberg- Lottin Strafantrag gestellt, weil dieser in einer Bersammlung erklärt hat, auch das Mais­monopol sei von dem Minister nicht ausgenugt worden, man wisse 3euge: Es ist wohl besprochen worden, daß sie wieder ein- ja weswegen. Der Minister sei mit dem Maismonopol mal nach München   fommen würden. verwandt, denn nicht umsonst habe er ihm seine Stärte Bors: Das ist eine sehr ungenaue Ausdrucs fabrit verkauft".