Peter me Riss
Lichtbend
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AАnno17
Copyright 1930 by Fackelreiter- Verlag G. m. b. H., Hamburg- Bergedorf
( 35 Fortsetzung.)
Aber er mahnt vergebens; nicht einer von uns denkt jetzt an Diese zauberhaften Bilder. Wir starren auf das Denkmal, und wenn wir dem lockenden Wind und seiner Musit folgen würden, dann müßten wir unsere Sehnsucht und Menschlichkeit mit dem Leben bezahlen:
Denn wir schreiben Neunzehnhundertsiebzehn und sind die Reserven der Westfront; wir sind die feldgraue, erstarrte Mauer der unter toddrohenden Befehlen gehorchenden Masse des Volkes der Arbeiter, Tagelöhner und Handlungsgehilfen... e
Das Denkmal, das wir wie hypnotisiert anstarren, Denkmal ist der preußische Militarismus.
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Alle Kompagnien des Regiments stehen vor dem General zur Besichtigung angetreten. Ich sehe zum ersten Male das ganze Regiment: ein Regiment des Jahrgangs 1899.
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Bir haben vier Stunden des schwersten Felddienstes hinter uns. Wir mußten Gräben vor einem ,, angreifenden Feind" ausheben, wir mußten sechsmal zum Sturm antreten, wir mußten aus den Gräben heraus auf markierte Ziele scharfe Handgranaten werfen, wir haben Granat- und Minenwerfer eingebaut, und das Feld hallte wider von den brüllenden Kommandos, von unseren dröhnenden Schritten, unserem hegenden Lauf und Stürmen mit den aufgepflanzten, mattblinkenden Seitengewehren. Wir dampften von Schweiß, wir taumelten über- und durcheinander, wir verliefen uns in fremde Kompagnien, wir riffen unsere am abgejagten Leibe schlotternden Uniformen entzmei. Ich habe Tränen der Wut, des Schmerzes und der Verzweiflung hinuntergeschluckt: es war der letzte Schliff!
Nichts blieb uns erspart: wir rannten dahin unter den fluchenden Befehlen Adolfs, der wieder bei uns ist. Er zeigte uns wieder sein Grinsen, das so große Aehnlichkeit hat mit dem brutalen, falten Lächeln des Generals. Er schlug wieder mit seinem langen Degen auf uns ein, er trat nach uns und lief minutenlang hinter mir her wie ein großer Jagdhund hinter einem kranten Kaninchen; er lief hinter mir her, weil er gesehen hatte, daß ich nach einem Befehl: Sprung auf marsch marsch!" mich nicht schnell genug erhob, meil mir vor Schwäche plöglich wieder dunkel vor den Augen geworden war. Ich mußte, daß er nur darauf wartete, daß ich Sand in den Gewehrlauf betam, wenn ich stolpern sollte. Und er hatte Erfolg: ich stieß in letzter, feuchender Anstrengung mit dem Bajonett an dem Ziel vorbei und in einen Sandhügel hinein. Da entriß er mir das Gemehr, seine Kiefer mahlten, als habe er meinen Körper zwischen den Zähnen. Er sah durch den Lauf und grinste so scheußlich, wie ich es noch nie gesehen hatte. Dann schrieb er mich in sein Buch ein, in das Buch, in dem auch der Name meines toten Kameraden Heinrich Langer geschrieben steht.
Ich schwanke bei den Bewegungen wie ein im Sturm geschüttel tes Ried. Ich stoße dabei gegen Kilbs Körper. Ich kann sein Ges ficht nicht sehen, ich muß geradeaus in die Ebene bliden, die allmählich vor meinen Augen verschwimmt.
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Und dann sehe ich wieder das Monument: eisig blickt es immer schtann!" noch auf uns herab. Jezt brüllt es wieder:„ Schtill Dann stampft das Denkmalpferd näher an uns heran. Die Peitsche des Generals saust durch die Luft, er schlägt das Regiment; aber er brüllt nicht mehr, läßt uns wieder stillstehen.
Bor uns stehen die Kompagnieführer, kurz vor mir links Adolf. Sein fetter Nacken ist rot von den Befehlen des Generals. Ich sehe das grausame Profil und habe eine Sekunde lang das be= stimmte Gefühl, daß er und der General Brüder sein müssen. Und dann fann ich wieder nicht die Luft durchkriegen und ich denke in einem fort: du hast Sand in deinem Gewehrlauf Sand im Gewehr... Sand im Gewehrund ich möchte mich auf diese verfluchte Ebene hinwerfen und verreden, ich möchte
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nie wieder aufstehen und von allen Qualen erlöst sein.
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Aber wie das kalte drohende Denkmal auf uns niederstarrt, wird plöglich der Wind über unseren Helmen stärker und stärker. Er wächst und schwillt an: er will sich rächen dafür, daß wir nicht auf seine lockende Musik gehört haben, die uns zu uns selbst zurück führen wollte, er kommt brausend vom linken Flügel, pflanzt sich fort und fort, über die Mitte der Regimentsfront hinweg, nach rechts anschwellend, dunkel, dumpf drohend, unaufhaltsam, in einem zer tretenen Refrutenherzen im legten Aufbäumen verzweifelt geboren, besinnungslos, aus der Tiefe der Qual fommend:" Hunger! Suunger! Huunngerr!" Und schon brumme ich mit, ich höre Kilbs Baß: " Huunnger! Huunngerrr!"
Ja! Das Regiment brummt, murrt, meutert, empört sich, befreit sich von seiner ungeheuren Qual, erlöst sich aus der Knecht schaft; ja, es brummt nicht mehr, es murrt nicht mehr, es brüllt und schreit schon:
Huunngerr!"
Das Gesicht, das rotglänzende, feiste, lächelnde Gesicht des Dentmals verwandelt sich plöglich, als habe eine überirdische Hand darüber hingemischt, es wird gelb, blaß, grünlich schimmernd... das Lächeln erstirbt... die Beitsche, eben noch frech geschmungen, fintt schlaff herab, das Maul des Generals wird breiter und breiter und öffnet sich und bleibt so stehen. Der General blickt ratlos und entsetzt fefundenlang auf uns, sieht sich dann nach seinem Stab um, der Stab, die„ Herren Offiziere" stehen und sehen unser Regiment an, als sei es ein vorsintflutliches Ungeheuer, das Pferd bäumt sich unter plöglichen Sporenstichen, fast wäre der Herr General aus dem Sattel gefallen:
Suuunnngerrr!"
Aber dann ist es mit einem Male, wie einem ungehörten, ge=
Gauls in meiner Nähe höre. Her Herr General richtet sich aus feiner zusammengefuntenen Haltung auf, er ist immer das furchtbare Denkmal. Die Frage wird wieder rotglänzend, dicke Adern durch
ziehen das Geficht: wieder
Die Kompagniiiefüher!"
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Sie stehen um ihn herum, fie frabbeln und kriechen wie die Würmer und niemand weiß, wo er sich am unauffälligsten und am wenigsten sichtbar vor dem General aufbauen soll. Wir aber- und niemand hat es uns erlaubt als die geheime Stimme rühren, wir scharren mit den Stiefel, sehen uns an, lächeln uns an mit abgezehrten, bleichen, eingefallenen Gefichtern, in denen die Augen tief und in dunklen Höhlen liegen, lächeln uns an wie Sterbende, die einen letzten Wunsch erfüllt bekamen. Der Wind aber ist sort und über die Berge und das Meer gezogen, und er braust den Gipfeln und Wellen zu, daß er Rekruten des Kaisers, daß er Soldatentiere auf Minuten zu Menschen aufgerüttelt hat.
Die Stimme des Generals überschlägt sich, sie kreischt die Führer an:
„ Was ist das für eine unerhörte Schweinereii! Das Meutereii! Das werde ich schwer be stra
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losigkeit! Diese
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-!"
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a- fen! Diese Disziplitin diiiese Er schnappt nach Luft, seine Beitsche zischt auf uns nieder. Wir aber sind gar nicht mehr an diesem Schauspiel beteiligt. Wir lächeln uns noch immer an, und ich höre Kilb neben mir: er fährt sich mit dem Rockärmel über das Gesicht, er pfeift durch die Zähne, das ist das bekannte Zeichen seiner Befriedigung und er sagt nur ein Wort:„ Endlich!" ( Fortsetzung folgt.)
Das neile Buch
Hans Grimm , Der Richter in der Karu und andere Geschichten. Preis geheftet 3,50 M., in Leinen gebunden 6 M. Verlag von Albert Langen in München .
Das ist ein föstliches Buch. Der afritanische Busch lest darin, der Busch mit dem Büffel, mit wilden Hunden, Schafalen, Leoparden, Schlangen und mit dem Elefanten, vor dessen Zorn die Hottentotten zittern. Eine farbige, geheimnisvolle Welt ist es, die uns Hans Grimm schildert, eine Welt, die die Seele und den Körper des weißen Mannes frißt.
In der ersten Erzählung reitet der englische Richter über die Karu, um Recht zu sprechen über einen Weißen, der seine Frau erstach, weil sie nicht teilhatte an seinem Leben. Leben aber heißt in der Karu: zäher, erbitterter Kampf mit dem spröden Boden. Und nachdem Se. Lordschaft einen Tag lang mit Ebene und Sonne gelebt und die singende Einsamkeit der Steppe erschütternde Er fenntnis in ihm wachgerufen hatte, ging er in den Gerichtssaal, wo der Haß der Sippe aufflacerte, und stritt für die Seele des Mörders, der zum Tode verurteilt wurde. Aber des Richters Beschuldigung war mehr Entschuldigung; das Gesetz der Karu war größer, zwingender als das des vergilbten Strafbuches.
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In der Wiederkehr des Elefanten", der bildhaftesten, einprägjamsten Erzählung des Buches sind wir mitten im Busch, in der heißen Insel des Getiers und einer Handvoll Menschen. Ein weißer Mann stirbt, und ein anderer Mann tritt an die Seite der Frau, und dieser andere, noch jung und geliebt, wird von einem Elefanten zertreten, der sich nach einem Jahre auch noch den Pflegejohn holt, als dieser sich ihm entgegenstellt, um geliebte Menschen zu schützen. Ganz zarte Töne unterschwingen in diesem Epos vom Werden und Bergehen im Busch, der mit fatten Farben gemalt ist.
Auch die drei anderen fleinen, wertvollen Erzählungen des Buches sind in einer fräftigen, fnorrigen Sprache geschrieben. Weit dahinflutende Säge werden mit fräftigem Griff gezügelt, nur Wesent liches steht im Lichte da. Es sind stille Geschichten ohne Pathos, Sie sind wie die Erdverbundenen, die dort unten leben. Ein Buch, das uns Afrika näherbringt. Hardy Worm .
Wir wußten nicht, daß der General kommen sollte. Jetzt stehen heimen Befehl gehorchend, totenstill, so daß ich das Schnauben des wir zusammengefunken vor ihm. Ein Stab von jungen Offizieren ist um ihn. Sie tragen alle neue Uniformen, als wollten sie zu einem Ball, ihre Gesichter sind ausgeruht und frisch und einige von ihnen tragen Monokel, die blitzen manchmal sekundenlang auf, wenn sie sich etwas bewegen. Nicht einer von ihnen trägt ein Abzeichen, das darauf hindeutet, daß er schon an der Front war. Sie sahen aus wie Prinzen, die sich Zinnsoldaten aufgestellt haben, mit denen sie ihr fönigliches Spiel treiben wollen. Es ist der Stab adliger Offiziere: sie sind die farbigen Bühnenattrappen des größten und graufigsten Theaters der Weltgeschichte.
edaili Rätsel- Ecke des ,, Abend"
Sie sehen uns mit fremden, falten Gesichtern an, sie wissen nichts von uns, sie fennen uns nicht. Sie empfinden vielleicht Widerwillen gegen unsere armen, stinkenden, abgehezten Leiber. Wir sind nur das Regiment der soundsovielten Division, reif für die Front: wir sind das Schlachtvieh, das Kanonenfutter, dreffiert für das Schlachtfeld.
Der Herr General und sein Stab besichtigen: weiter ist nichts los! Sie haben schon viele Regimenter vor dem letzten Marsch besichtigt, es geht bei ihnen nach einem Programm. Sie blicken über uns hinweg und träumen von den Orden, die sie in den nächsten Monaten auf den Kommandanturen und in der Etappe verdienen wollen. Dann gibt der Herr General einige Kommandos. Sie stellen ihre Träume einige Minuten zurück und sehen sich einmal für Augenblicke das Volf, das da vor ihnen steht, an; denn schließlich ist es ja diese Masse, die ihnen ihre Orden und ihre Karrieren erstürmt und erblutet.
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Ein feiner Regen rieselt auf uns nieder. Die Sonne, die uns den Vormittag noch mit plötzlich aufkommender Wärme gequält hatte, ist plöglich verschwunden. Das Feld wird grauer und grauer. Sogar der Herr General und sein Stab büßen von ihrem Glanz ein, deshalb gibt der Herr General jetzt Befehle, die ihm etwas Abwechslung in diesem langweiligen, grauen Einerlei geben sollen.
Wir haben etwa zehn Minuten unter den schwersten Anstrengungen Stillgestanden!", der Herr General ist hin- und her geritten und hat wer weiß an wen gedacht. Vielleicht hatte er uns vergessen; denn er sah uns gar nicht an, während wir mit bitteren Flüchen in der Brust auf das Rührt euch!" warteten, mit brennenden Sohlen, wankenden Beinen, zitternden Händen, Stechen in der Lunge und im Herzen, mit leeren Mägen und vollen Blasen. Jetzt, da es ungemütlich wird, erinnert er sich unser: Das graujam lächelnde Monument sieht auf uns herab. Ihm mag es erscheinen, als wante die Front des Regiments. Sein Lächeln wird noch eine Nuance brutaler, er stemmt eine Faust in die runde, hervorquellende Hüfte.
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Es peitscht schneidend über das graue Feld, durch den rieselnden Regen: " Rrrrührt euch! Schtill schtann! Rrrrührt euch! Stillschtann! Rrr't euch! Schtann! t'euch! Schtann! rrt euch! Schtannn!" Die Befehle zucken wie Blize, durchschneiden uns wie Messer, zehn, zwanzig, dreißigmal hallt es über die Ebene in uns hinein. Unsere Leiber bewegen sich mechanisch, zucken zujanunen, lösen fich wieder; es ist, als wenn Fäden unsere Beine wie die von Mario. netten hin- und herziehen.
Kreuzworträtsel
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15 117.
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Reinigung; 9. Spiel zu Pferde; 10. Südfrucht( Mehrzahl); Waagerecht: 1. Schrecken; 5. bibl. Figur; 6. förperliche 11. Wasserfahrzeug( unter Voransetzung von waagerecht Nr. 10: Fruchttransportmittel); 15. Wort für gleich; 17. wie Nr. 13 fentrecht; 18. männlicher Borname; 21. Transportmittel. Sent: recht: 1. Erdachse; 2. Präposition; 3. zweifelnder Ausruf; 4. Präposition; 6. Gutschein; 7. Bier; 8. spanischer Titel; 9. abgekürzter Elternname; 11. deffinierter Artikel; 12. abegfürzter Mädchenname; 13. europäische Insel; 14. gebräuchliche Abkürzung für Plus; 16. amerikanischer Schriftsteller t; 18. Heftar( abgekürzt); 19. Auer ochs ; 20. gebräuchliche Abkürzung für groß.
Silbenrätsel
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Aus den Silben: bar ber breit car che cher de deich die e eh el er farn fe fel gan gln hie hut in irr jas traut le licht ma ma mie min mung o parb phe ra ra ren rha ri ro rung sa sel stein tät te te tem tie to un ur vas wald win zwei 30 find, 23 Wörter zu bilden, deren Anfangs- und 3. Buchstaben von oben nach unten gelesen, ein Zitat von Friedrich Rückert ergeben. Die Wörter bedeuten: 1. Ungehörigkeit; 2. gefährliche Wasserstelle; 3. Burm; 4. nicht ganz glaubend; 5. Naturerscheinung; 6. Grenzfeftung in 10. Kartenspiel; 11. altes Schriftzeichen; 12. Seltenheit; 13. HeidenBortugal; 7. Raubtier; 8. Wiesenpflanze; 9. Wald in den Tropen; gott ; 14. Pflanze; 15. Männername; 16. Bagenteil; 17. ehemalige| deutsche Festung; 18. Kunstproduft; 19. Stadt in der Niederlausitz ; 20. Bissenschaft; 21. Beruf; 22. Nußpflanze; 23. Vereinigung Gemerbetreibender.
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im haft wind te fang
nicht und har nicht Dor dir bis
Auf eine Palme sprang der Rest,
Der sich nur schwer einfangen läßt.
Worträtsel
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Auf deinen Kleidern hat das Wort ja weiter nichts zu sagen, Auf deiner Ehre hast an ihm du lebenslang zu tragen. Der Name einer deutschen Stadt vors Rätselwort geschrieben, Ergibt ein schmackhaftes Gericht, das viele Menschen lieben. ( Auflösung der Rätsel nächsten Mittwoch.)
Auflösung der Rätsel aus voriger Nummer Kreuzworträtsel. Waagerecht: 1. Opal; 5. Wal ;
8. Bosen; 10. No; 11. Eid; 13. Rot; 16. Lid; 18. Bar; 20. Sau; 23. Lof; 25. le; 27. Media; 30. Tip; 31. Hans. Sentrecht:
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1. Oper; 2. Bo; 3. As; 4. Lee; 6. an; 7. Lob; 9. Nil; 12. Dis; 14. Db; 15. Tal; 17. da; 19. Rom ; 21. Utas; 22. Alt; 24. Feh; 26. Ei; 28. da; 29. in.
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Albatroß.
Visitenkartenrätjel: Romponistin. Seelenwanderung: Alba Troß Silbenrätsel: 1. Fasolt; 2. Rofoto; 3. Esel; 4. Ulan; 5. Nelli; 6. Dolde; 7. Eichendorff ; 8. Ilmenau ; 9. Nehemia ; 12. Roje; 13. Neumond ; 14. Odin ; 10. Dollart ; 11. Gimer; 12. Roje; 15. Timbuktu ; 16. Gemach: 17. Erwin; 18. Hellebarde. " Freunde in der Not, gehen hundert auf ein Lot!"
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