Einzelbild herunterladen
 

Nr. 455 47. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Sonntag, 28. September 1930

Wenn wir Ichreiten.

m

Wenn man das Wesen Ce. Jugend auf eine Formel bringen will, so könnte man sagen: Wille zur Freiheit. Elternhaus, Schule und Lehre sind zu allen Zeiten als Zwang empfunden worden, den man, je eher desto besser, abzuschütteln bemüht ist. Und wenn sich heute auch Eltern und Lehrer bemühen, dem jungen Menschen Freund und Kamerad zu sein und ihm eine Lehre zu ver­schaffen, die seinen natürlichen Anlagen und Wünschen entspricht, so daß er Freude an der Arbeit hat: die Sehnsucht nach Freiheit ist geblieben. Aus ihr erwuchs das Fußwandern, das Gehen über die Erde, über die Berge und durch die Täler der Heimat und der Fremde, das Aufnehmen neuer, ungewohnter Eindrücke. Im freien Wandern fanden Hunderttausende von jungen Menschen, die, aus kleinen Verhältnissen stammend, in der Enge der Hinterhäuser seelisch verkümmert wären, das große Erlebnis ihrer Jugend. Und da diese Jugend ohne Alkohol und Nikotin lebt, konnte sie Gasthäuser und Hotels nicht brauchen. So entstand in Deutschland der Gedanke, daß die werdende Jugend eine eigene, ihrer Art und ihrem Lebensstil entsprechende Unter­kunftsstätte haben muß, die Jugendherberge. Der Lehrer Richard Schirrmann in Altena in Westfalen sah in der Förderung des Gedankens und des Werkes seine Lebensaufgabe. Männer und Frauen aller politischen Richtungen vereinte das Werk. Eine ganze Woche, deren letzter Tag heute gekommen ist, diente der Werbung für Errichtung deutscher Jugendherbergen.

" Ther

Freiheit! Das Wort läßt das Herz jedes Jugendlichen höher| Wochenende. Und da um beide noch hart und erbittert ge-| Mitarbeiter, die den größten Teil der Arbeit leisten, sind aber auch schlagen. Sechs schwere Arbeitstage hat die Woche und nur einen tämpft werden muß, so reiht sich auch das Jugendherbergswerk die Lehrer, die Frauen und natürlich im besonderen die Ruhetag. Aber den soll und muß man ausnußen und er soll der ganz von selbst in den großen sozialen Befreiungskampf ein. Bertreter der Jugendverbände. Tag der Freiheit sein, an den man singt: Wenn war schreiten Seit' an Seite.

Ganz früh, damit der Tag recht lang ist, hat der Führer das Treffen angesetzt. Sehr pünktlich kommt der erste Teilnehmer an­gestiefelt, schaut sich um, macht ein langes Gesicht: Noch niemand da! Aber nun hört er die bekannte Stimme eines Freundes, der ihm zuruft. Schon sind es ihrer zwei. Bald drei und vier und mehr. So treffen sich Hunderte von Gruppen an allen Ecken und Enden der Riesenstadt. Nun geht es mit der Bahn hinaus und dann endlich ist man in der Freiheit. Landstraße, Wald, See, Wiese, Berg, das alles und noch mehr nimmt der junge Mensch für sich in Anspruch. Aber der Tag der Freiheit geht schnell vorüber und alles ist wieder für eine ganze Woche vorbei.

Frühes Wochende.

Bald tam man auf den Gedanken, schon am Sonnabend nachmittag loszugehen. Viele Fabriken und Kontore und alle Büros der staatlichen und Gemeindeverwaltungen schließen am frühen Sonnabendnachmittag. Die große Frage war nur: Wo follte man die Nacht zubringen? Beim Bauern im Heu? Die Bauern bekamen Angst vor Feuer und außerdem fressen die Kühe schließlich das um und um getrampelte Heu nicht mehr. Gasthäuser und Hotels? Viel zu teuer! Und außerdem der Trinkzwang! So entstand die Jugendherberge, die gewisse Vorläufer in den Landheimen und den Nestern" der Wandervögel und in den rheinischen Lehrlingsherbergen hatte. Der Reichs verband für deutsche Jugendherbergen umfaßt heute in 26 Gauen rund 100 000 Mitglieder und verfügt über 2200 Jugendherbergen, die im letzten Jahr über 4 Millionen lebernachtungen aufweisen. Der preußische Minister für Wissenschaft. Kunst und Volksbildung, Grimme, fördert das Jugendherbergswerk besonders. Die Parteigenossen Severing, Soll mann, Schreck- Bielefeld, Graßmann, Helmuth Lehmann und Klara Bohm- Schuch find seine guten Freunde.

=

Eine Fahrt zu märkischen Herbergen.

Im letzten Jahre hat der Gau insgesamt 140 000 Mark auf gebracht. Davon hat die Stadt Berlin 40 000 Mark und die Pro­ vinz Brandenburg 25 000 Mart gegeben. Der Rest ist im wesent­lichen aus den Mitgliederkreisen durch Beiträge, durch leberschüsse von Veranstaltungen, durch Sammlungen usw. aufgebracht worden. Leider hat der Magistrat der Stadt Berlin von dem für dieses Jahr eingesetzten Betrag von 50 000 Mart die Hälfte, also rund 25 000 Mart gestrichen. Es darf nicht unbeachtet bleiben, also rund 25 000 Mark gestrichen. Es darf nicht unbeachtet bleiben, daß von den 285 000 Webernachtungen, die die märki schen Herbergen im Jahre 1929 hatten, nicht weniger als 9 Pro zent auf die Berliner Jugend entfallen.

Es war ein guter Gedanke des Geschäftsführers des Gaues Brandenburg des Reichsverbandes für deutsche Jugendherbergen, Stadtrats Genossen Schneider Neukölln, der Berliner Presse eine Reihe der schönsten märkischen Jugendherber gen zu zeigen. Im Fluge ging es durch die nördlichen Berliner Vororte, hinaus nach Uetzdorf bei Lante, westlich von Bernau . In einem ehemaligen Chausseehaus wurde 1925 hier, mitten in Stadt Berlin errichtet. Ein ganz moderner Bau ist die 1926 prächtigem Laubwald, die erste Jugendherberge der in Altenhof, unmittelbar am Werbellinsee errichtete, nach in Altenhof, unmittelbar am Werbellinfee errichtete, nach Bligblanke Gauberkeit. dem märkischen Dichter Brunold genannte Herberge. In Chorin wurde ein ehemaliges Gewächshaus zweckmäßig und sehr gemütlich ausgebaut. Die schönste Lage, hoch über dem idyllischen Gamensee, hat unstreitig die Jugendherberge Tiefensee. Ein prächtiger Neubau, 1929 zweckmäßig und hygienisch errichtet, ist die Jugend herberge Budow, am Rande der märkischen Schweiz zwischen zwei Seen gelegen. Alle diese Herbergen haben eigene Waschräume, fließendes Wasser und elektrisches Licht. Altenhof, Chorin und Buckow sind auch zur Aufnahme von Altwanderern eingerichtet.

=

Unterwegs nahm der geschäftsführende Vorsitzende des Gaues Stadtrat Genosse Schneider Neukölln Anlaß, den Pressever­tretern einen furzen Abriß von der Arbeit des Gaues zu geben. Im schweren Jahr 1918 gegründet, hatte der Verband bereits im ersten Jahr 8 Jugendherbergen, 1920 waren es 44, 1924 106 im ersten Jahr 8 Jugendherbergen, 1920 waren es 44, 1924 106 und 1929 141 märkische Jugendherbergen. Während es sich in den Inflationsjahren mehr um Behelfs- Jugendherbergen handelte, ging man im Jahre 1924 nach der Stabilisierung der Währung sofort dazu über, durch Neubauten und Umbauten joge­nannte Eigenheime zu schaffen und die anderen Herbergs träger, die Gemeinden, Städte und Kreise zur Schaf fung solcher Herbergen anzuregen. Die finanziellen Träger des märkischen Herbergswerkes sind die Stadt Berlin , die Unter dem Druck der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse Provinzialverwaltung, hat auch das Jugendherbergswerk zu leiden. Um ihm neue För- Kreise, Städte und Gemeinden. Die private Organisations­derung geistiger und materieller Art zuteil werden zu lassen, haben form, die der Verein zur Zeit darstellt, hat sich durchaus bewährt. die Jugend und ihre Freunde eine ganze Woche lang geworben. In Unter den obwaltenden Umständen erscheint zur Zeit eine andere vier großen Beranstaltungen wird in Berlin heute noch einmal alles Form nicht möglich. Erfreulicherweise beteiligen sich auch die Landes­zusammengefaßt werden, was die Jugend den Aelteren zu bietenversicherungsanstalten Berlin und Brandenburg und in letzter Zeit hat: Musit, Gesang, Tanz und Spiel. Möge es der Jugend und sogar auch die Krankenkassen an der praktischen Förderung des ihren Förderern vergönnt sein, ihr schönes Wert aus der Not der Herbergswertes, weil man bei den Krankenkassen erkannt hat, daß Zeit in eine bessere Zukunft hinüberzutragen. das Wandern, der ständige Aufenthalt im Freien eine vorbeugende Wer wandern will, muß Zeit haben: Urlaub und frühes Maßnahme darstellt. Ehrenamtliche treue Helfer, Förderer und

Brandenburgische

Preise

Bettfedern

j

Ein merkwürdiges Borurteil gegen die Jugendherbergen ist in der Bevölkerung, besonders in manchen Elternfreisen, verbreitet. man glaubt dort, daß die Herbergen Ungeziefer haben. Das ist unter keinen Umständen der Fall. Seit dem 1. Januar d. I. ist zur Erreichung größtmöglicher Reinigung und Sauberkeit der Wäschezwang eingeführt worden. Wer keinen Schlafsack bei sich führt, muß

aus dem stets vorhandenen Wäschebestand die nötige Bettwäsche entleihen und dafür 40 Pfennig ertra zahlen. Im anderen Falle darf er seinen Schlafsack benutzen, für dessen Rein­lichkeit er schon selber die größte Sorge tragen wird. Dieses System hat sich sehr gut bewährt. Auch die Disziplin hat sich in der wan dernden Jugend sehr gehoben. Der Führer, der im Besitz eines Ausweises sein muß, der ihm den Zutritt zu der Herberge gestattet, wird vom Herbergsvater für seine Schar verantwortlich gemacht. Hat irgendeiner Schaden angerichtet, dann wird dem Führer der Ausweis einbehalten so lange, bis der Schaden wieder gut gemacht worden ist. Auch diese Maßnahme hat sich bewährt. Sehr bedauer­lich ist es nur, daß die Reichsbahn dem Jugendwandern nicht genügend Förderung angedeihen läßt. Solange fie nicht für weite Strecken ganz bedeutende Ermäßigungen ge= währt, bleibt unserer Jugend die Ferne und Weite der märkischen Heimat verschlossen. Damit stellt sich die Reichsbahn in unerfreu­lichen Gegensatz zu den Bahnverwaltungen des Auslandes.

Die nächsten Aufgaben würden die Errichtung von Ju­gendherbergen in Rauen , Storfow, Lüdersdorf , Caputh ( hier eine Herberge für Wasserwanderer, wie sie schon Klein- Köris besitzt) und im Schlaubetal. Die Not der Zeit zwingt allerdings zu großer Sparsamkeit, so daß es zu Neubauten wahrscheinlich nicht kommen wird. Vor allen Dingen muß, gegenüber manchen an sich sehr dankenswert baufreudigen Landkreisen die Bedürfnisfrage stets geprüft werden. Wie sehr das Jugendherbergswert in einem erfreulichen Sinn deutsche Arbeit und Eigenart verkörpert, geht

Zum Zugreifen!

Steppdecken Barchentlaken Satin doppelseitig. di- 8.75

weit, mit farbiger Kante, 1.85 verse Farben.

140 x 190

kunstseid. Damast- Ober­

seite, Rückseite Satin, 11.75

Ueberlaken Handtücher 150 x 200.... Drell, weiß u. mit farbiger 55 Pt.

Linon, m. Nohlsaam verziert

u. reich bestickt, ca. 150X250

4.95 Bordüre, 45 x 100.. Oberbettbezüge Drell, Reinlainen, Wäschestoff, zum Koopfen, 2.25 graurot gestreift, 45 x 100 72 P. Divandecke kräftiger Linon, Zum 3.20 Gobelin Master, mit 1.75 Knöpfen, ca. 130X200. Fransen.... 4.20 Kissenbezüge

Graue Federn. p. Pid. 75 Pf. ca. 120 X 200 Weiße Federn.

Halbdaunen. Schleißfedern

99

90

14

Daunen...

5.75

H

4.40

1.90 mit breitem Klöppel- 1.25 Satin- Reste

Einsatz

m. gezog. Hohlsäumen und Lochstickerei,

4seitig 1.95 Oberbett Kissen Bettlaken rot oder 8.50 2.35 ngebl Nessal,

Fertige Inlette garn, ca. 80X80

retrosa.

ca. 140X210

0 140X210

httr 13.50 3.95 kraftiger Dowlas,

kisch- rot

1.45 2.75

80 cm breit Meter 29 Pf.

Rettfedern

Gustav

Daunendecken

la Daunenperkal m. Satin­

glanz, div. Farben, prima 45.- Nr. A. 100. Daunen, 150 x 200

kunstseid. Damast- Ober­

Metall

Garderobenschrank

Bettstellen 80 cm breit, 2türig, mit Hutboden und Stange, bügeltief, 45.­weiß lackiert

seite, verschied. Farben, 54- wie Abbildung, m. Zugfedermatratze,

weiß 80 x 185

oder

schwarz, 11.90

prima Daunen, 150 x 200 Reform Unterbett Bogenform, mit Zugfederma­eine Seite Drell, dine Seite 10.50 tratze. 33 mm geschl. Stahl 16.75

Trikot, gut gefüllt

Versand- Abteilung: Prinzen- Str.

Fabrik

rohr, weiß od. schw., 80x185

Lustig

Nachttisch mit Tür und Schub- 12.90

kasten, weiß lackiert. Kinder- Holzbettstelle mit Einlegeboden, weiß 16.75 lackiert Ruhebett bunter Bezug. versobie 24.75. dene Muster

Prinzen- Str.

Ecke Sebastian- Strasse

Wilmersdorfer- Str.138

an der Bismarck- Strasse

Frankfurter- Allee 304

Kaufen Sie Bettfedern im größten Spezialhaus Deutschlands !