Tr. 455 47. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Herrlichen Zeiten entgegen...
Das Wirtschaftsprogramm der Nationalsozialisten. - Es bedeutet Inflation.
Die Nationalsozialisten fitzen im Sattel und wollen reiten. Mit| müssen, daß die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei auf 107 Mandaten find sie im Reichstag, und sie können damit beginnen, dem Boden des Privateigentums steht. Und als er die das Dritte Reich herauszuführen. Das deutsche Bürgertum möchte Agitation aufs Land getragen hat, hat er schleunigst den Programnmit ihnen pattieren. Wir gönnen das den bürgerlichen Parteien. faz, der die Bodenenteignung fordert, dahin erklärt, daß Den deutschen Unternehmern aller Grade aber empfehlen wir, das er sich nur gegen jüdische Grundstücksspekulanten richtet. Die Wirtschaftsprogramm der Nationalsozialisten zu studieren. Sie Nationalsozialisten lassen also mit sich reden. fönnen in der Zeitschrift Der deutsche Volkswirt", wo in einer für die deutschen Unternehmer verständlichen Sprache kurz und nett dargetan wird, daß nationalsozialistische Wirtschaft eine neue Inflation bedeutet, sich über dieses Programm informieren und sich Gedanken darüber machen, wie schön das Bündnis mit den neuen Volksrettern für sie sein wird. Die Arbeiterschaft wird abwarten, wie die Nationalsozialisten ihr Programm verwirklichen. Sie wird nicht kommen!
Das Programm verlangt die Abschaffung des arbeits- und mühelosen Einkommens. Wir werden auf die Anträge im Reichs tag warten, die den Herren Thyssen, Kirdorf , Mutschmann, Siemens, Bücher usw. von der Dividendenlast aus ihrem Aftienbesitz und von den Renten aus ihrem Grund- und Wertpapierbesitz befreien. Das Programm fordert die Berstaatlichung aller bereits vergesellschafteten Betriebe. Der Sinn ist dunkel, die Sache aber augen scheinlich tapfer. Wir werden auf den Antrag warten, daß die Vereinigten Stahlwerte, Mannesmann, J. G. Farben, SchultheißBazenhofer, die Großbanten, die Glanzstoffwerte, Siemens, die AEG. usw. usw. verstaatlicht werden.
Das Programm fordert die Gewinnbeteiligung in den Großbetrieben. Das soll jedenfalls die Arbeiter angehen. Alle die genannten Unternehmungen haben auch in dieser schweren Wirtschafts. frise noch sehr große Gewinne. Warten wir also auf den nationalsozialistischen Antrag, daß der jetzt von den Unternehmern auf der ganzen Linie versuchte Lohnabbau durch eine sicher aller willkommene Lohnerhöhung aus den Unternehmungsgewinnen ersetzt wird.
Das Programm fordert auch eine sofortige Kommunalisierung der Großwarenhäuser und ihre Vermietung zu billigen Preifen an fleine Gewerbetreibende. Auch dieser Antrag möge den Nationalsozialisten bald gestellt werden.
Das sind nur wenige Punkte aus dem Programm, mit dem das Dritte Reich herbeigeführt werden soll. Die Arbeiterschaft wird abwarten, wie sich das Bürgertum mit der Durchführung dieses Wirtschaftsprogramms abfinden wird. Herr Hitler hat ja in Leipzig versprochen, daß er legal arbeiten wird, wenn dabei auch Köpfe rollen werden.
Herr Hitler hat freilich schon selbst
Wasser in den Wein dieses schönen Programms gegoijen. Er hat den deutschen Unternehmern schon versprechen
Aber die wahre Heilslehre des Nationalsozialismus, das Herz- und Kernstück der Politif des Dritten Reiches ist die Brechung der Zinsknechtschaft.
Gottfried Feder , der große Theoretiker des Nationalsozialismus, nennt die Brechung der Zinstnechtschaft die stählerne Achse, um die sich alles dreht". Der verführte Bauer auf dem Lande, dem diese Heilslehre verkündet worden ist, mancher verführte Arbeitslose in den Städten wartet nun auf das Dritte Reich, in dem der Zins abgeschafft werden wird, der Zins, der den Bauern erdrückt, wie es landauf, landab gepredigt wird, und der die Mieten verteuert, und mit den zu hohen Mieten auch den Wohnungsbau unmöglich macht.
Die Nationalsozialisten zeigen auch, wie das Kunststück fertige gebracht werden soll. Die Staatspapiere, die heute ver 3inslich sind, sollen abgeschafft werden und durch unverzinsliche Noten, Staatstassengutscheine genannt, erfegt werden. Die Einführung solcher Staatstassengutscheine, sagen sie, bedeutet teine Inflation. Sie bedeuten deshalb keine Inflation, weil diese unverzinslichen Staatsscheine mur ausgegeben werden, wenn neue Werte geschaffen werden. Die Verkünder des Dritten Reiches geben dafür auch Beispiele, wie sie sich die Sache denken, zum Beispiel für den Bau öffentlicher Werke und für den Wohnungsbau.
Für alle großen öffentlichen Ausgaben, zum Beispiel den Ausbau der Wasserkräfte und Verkehrswege, wird das Kapital nicht mehr durch Anleihen, sondern durch die Ausgabe solcher Staatsfaffengutscheine beschafft. Wenn ein solcher öffentlicher Bauplan auf seine Wirtschaftlichkeit geprüft ist, dann soll der Finanz minister zur Beschaffung des nötigen Kapitals Banknoten aus geben in demselben Maße, in dem die Erbauung der Werke fortschreitet. Ist das Wert vollendet, dann wird gegen dieses neue Geld etwa Stickstoff oder Elektrizität geliefert, und die ausgegebenen Noten tönnen in wenigen Jahren wieder vernichtet werden. Das ist alles sehr einfach.
Die Nationalsozialisten haben aber noch ein zweites Beispiel. Sie wollen Soziale Bau- und Wirtschaftsbanten" gründen, mit denen sofort die Arbeitslosigkeit beseitigt und der Wohnungsnot ein Ende gemacht werden fam. Man denkt sich das so, daß diese Bau- und Wirtschaftsbanken ebenfalls Noten aus geben, die hier Baumarfscheine genannt werden und die
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Sonntag, 28. Geptember 1930
ebenfalls ihre volle Deckung in den neugebauten Häusern finden sollen. Also können nach der Auffassung der Nationalsozialisten die neuen Häuser ohne 3insbelastung gebaut werden, die allein heute das Bauen unmöglich macht und die Wohnungsmieten so enorm verteuert. Auch das ist sehr einfach.
So sieht die große Idee aus, mit der die Nationalsozialisten bas Dritte Reich, die Lösung der sozialen Frage, die Befreiung des deutschen Volkes von allen seinen Nöten heute und in der Zukunft herbeiführen wollen. Leider handelt es sich dabei aber um nichts als um Kindereien. Die Nationalsozialisten und ihre gelehrten Theoretiker haben in der Tot
ihre Erfindung mindestens 200 Jahre zu spät gemacht. Man fann freilich von den 6 Millionen nationalsozialistischen Wählern nicht verlangen, daß sie sich in der Wirtschaftsgeschichte auskennen. Aber vor 200 Jahren hat auch ein solcher Wundertüter wie Herr Gottfried Feder schon einmal das durch Ludwig XIV. in schwerste Staatsschulden gestürzte Frankreich herrlichen Zeiten entgegenführen wollen. Und dieser Wundertäter, er hieß John Law , hat genau dasselbe getan, was die Nationalsozialisten jetzt vorschlagen, nur den damaligen Verhältnissen entsprechend.
Das war im Jahre 1716, zwei Jahre nach dem Tode von Ludwig XIV . Auch Law hat eine Bant gegründet, auch er hat Noten ausgegeben, die ihren vollen Gegenwert in neuen Werten haben sollten. Damals war die Zeit der großen Kolonialgründungen und Kolonialeroberungen. In diesen Kolonien sollten die neuen Werte geschaffen werden, und so erhielt die Bant das Recht, das amerifanische Mississippigebiet auszubeuten, den Biberfang in Kanada zu betreiben, sie erhielt das Handelsmonopol in Ostindien und China , an der afrikanischen Mittelmeerküste und in Guinea und in St. Domingo. Und sie erhielt endlich- der Young- Plan hatte, wie man sieht, schon Vorläufer das Monopol für den Negersklavenhandel. Das waren die neuen Werte, wie sie unter einem französischen König des 18. Jahrhunderts als Notendeckung verwendet werden sollten.
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Und es tam damals genau so, wie es heute mit den Staatsfassengutscheinen der Nationalsozialisten zum Bau von öffentlichen Werken und mit der Baumark für den Wohnungsbau kommen würde. Es entstand eine riesenhafte Inflation. Für 3 Milliarden Livres", so hieß die damalige französische Währungseinheit, wurden neue Noten ausgegeben, vier Jahre lang dauerte der Schwindel, und dann brach das ganze Gebäude mit einem ungeheuren Krach zusammen. Die gescheiten Leute aber hatten sich schon damals, wie es 200 Jahre später auch in Deutsch land geschah, rechtzeitig in Sachwerte gerettet.
Das sind die herrlichen Zeiten, denen das Dritte Reich Deutschland entgegenführen will.
Wir fürchten, die deutschen Arbeiter wollen es nicht so gut haben,
mie es Hitler ihnen verheißt. Wenigstens heute nicht, wo in Deutschland 3 Millionen, in der Welt 11 Millionen ohne Arbeit sind. Wir fürchten, sie wollen auch keine Arbeit um den Preis
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