Nr. 455 47. Jahrgang

5. Beilage des Vorwärts

Ein mildes Urteil.**

Der Zusammenstoß in der Naugarder Straße. Der Prozeß, der sich mit dem Zusammenstoß zwischen einer Gruppe Nationalsozialisten und einem Fußballklub in der Naugarder Straße beschäftigte, wurde durch das Urteil des Landgerichts III   beendet. Die Angeklagten Edgar Meier, Heinz Prüffe und Kurt Dömte, die unter der An­flage des Totschlages ftanden, wurden nur wegen Rauf­handels und Bergehens gegen das Schußwaffengesetz zu je 2 Jahren Gefängnis verurteilt. Der Angeklagte Berns­ dorf   erhielt wegen Raufhandels eine Strafe von 6 Monaten Gefängnis. Der Angeklagte Rauh wurde von der Anklage der Begünstigung freigesprochen.

Landgerichtsdirektor Friedmann sprach die einmütige Ansicht des Schwurgerichts aus, daß der verliegende Prozeß absolut nicht politisch sei. Die Vorgänge hätten sich ebenso entwickelt, menn die drei ersteren Angeklagten nicht der Nationalsozialistischen   Partei angehört hätten. Das politische Moment sei von den Angeklagten selbst hineingetragen worden, die sich mit der Behauptung, daß es sich um einen Zusammenstoß mit politisch Andersdenkenden handelte, Es wäre aber einwandfrei festgestellt entlasten wollten. worden, daß der Fußballklub Germania  " teinen politischen Charakter trage. Im übrigen sei sich das Schwurgericht bewußt, daß das gefällte Urteil der Schwere der Tat nicht gerecht wird. Da aber eine völlige Aufklärung der Tat nicht möglich mar, so mußte dieser Umstand nach alten Grundsäßen sich zu= gunsten der Angeklagten auswirken.

Das außerordentlich milde Urteil gegen die drei National­sezialisten, denen zwei Menschenleben zum Opfer gefallen sind, ist geeignet, die größte Verwunderung hervorzurufen. Wozu hatten die drei Nazis überhaupt Revolver bei sich und war es erforderlich, selbst angenommen, daß es tatsächlich ein Raufhandel gewesen ist, von den Waffen Gebrauch zu machen?

Die Angeklagten sind äußerst billig davongekommen! Das empfand auch das Gericht, das aus juristischen Gründen nicht anders urteilen zu können glaubte.usptur

Schuldig oder unschuldig?

Der Kampf des Amtsvorstehers Frenzel. Nach heftigen Zusammenstoßen, die fich am Freitag wegen der Prozeßführungstakfit des Vorsitzenden, Landgerichts­direktors Dr. Hellwig, mit der Verteidigung abgespielt hatten, verlief die Sonnabendfihung des Frenzel- Prozesses in ruhigen

Bahnen.

Frenzel wurde über seine Person und bie ihm zur Laft gelegten Berfehlungen gehört. Er führte einen Kampf um seine Unschuld und erklärte wiederum, wie in der ersten Instanz, daß ihm völlig unbegreiflich sei, wie seine Töchter, die ja, im Gegensatz zu Hilde, auch in der zweiten Instanz ihre schweren Vorwürfe auf rechterhalten hat, zu ihren unheimlichen Beschuldigungen ge­tommen seien. Er beteuerte zum Teil unter Schluchzen, daß er sich zwar infolge seiner starken Beschäftigung im Beruf und in seinen zahlreichen Ehrenämtern nicht so sehr um seine Familie habe kümmern können, daß er es doch aber niemals habe an väter­licher Liebe fehlen lassen. Ob es tatsächlich zu dem von der Ver­teidigung für notwendig gehaltenen Lokaltermin in Bornim  fommen wird, ist noch zweifelhaft.

Der Verteidigung Frenzels lehnte jede Auskunft über den Verlauf der gestrigen Sißung ab, so daß die Deffentlichkeit mur auf gelegentliche Informationen anderer Prozeß­beteiligter angewiesen ist.

Montag Berufungsverhandlung gegen Böß.

Vor dem 9. Senat des Oberverwaltungsgerichts beginnt am Montagvormittag die Berufungsverhandlung in dem Disziplinar­verfahren gegen den Berliner   Oberbürgermeister Böß, gegen den bekanntlich in der ersten Instanz vor dem Bezirksausschuß Berlin  auf Dienstentlassung bei gleichzeitiger Kürzung der Bension erkannt wurde. Gegen diesen Spruch hatte der Oberbürgermeister Einspruch erhoben. Den Vorsitz im 9. Senat des Oberverwaltungs­gerichts wird am Montag Oberverwaltungsgerichtsrat  , Geheimrat v. Seipius führen, da dem Einspruch Böß' gegen den Senats­präsidenten Dr. Grüßner wegen Befangenheit stattgegeben worden ist. Das Verfahren findet auch in der zweiten Instanz vor dem Oberverwaltungsgericht wiederum unter strengstem Aus­schluß der Deffentlichteit statt.

A

Sonntag,

Sonntag, 28. September 1930

Wochenprogramm des Berliner   Rundfunks.

Sonntag, 28. September:

6.30: Funkgymnastik. 7: Aus Hamburg  : Hafenkonzert. 8: Pür den Landwirt.

8.50: Morgenfeier. Anschließend: Glockengeläut des Berliner   Doms. 10.05: Wettervorhersage. 11: Bach- Kantate. 11.30: Elternstunde. 12: Mittagskonzert. 14.05: Jugendstunde. 14.35: Fugen. 15: Dilettanten dichten. 15.30: Mandolinen­orchester- Konzert. Als Einlage: Motorradrennen auf der Avus. 17.40: Teemusik. 18.55: Leben in Briefen. 19.25: Programm der Aktuellen Abteilung. 20: Sport­nachrichten. 20.10: Orchesterkonzert. Danach: Tanzmusik. Montag, 29. September:

6.30: Funkgymnastik. Anschließend: Frühkonzert. 12.30: Wettermeldungen für den Landwirt. 14: Schallplattenkonzert. 15.20: Frauen an den Brennpunkten der Arbeit. 15.40: Momentaufnahmen vom Schnellgericht. 16.05: Weltwunder am Nil. 16.30: Unterhaltungsmusik. 17.40: Sozialpolitische Umschau. 18.10: Musikalische Jugendstunde. 18.35: Form und Sprache der Musik. 19: Konzert. 19.30: Interview der Woche, 19.55: Drei Minuten vom Arbeitsmarkt. 20: Tanz­jabend. Danach: Abendunterhaltung.

Dienstag, 30. September:

6.30: Funkgymnastik. Anschließend: Frühkonzert. 12.30: Die Viertelstunde für den Landwirt. 14: Schallplattenkonzert. 15.20: Schein und Wirklichkeit auf der Bühne. 15.40: Individualpsychologie im Musikunterricht. 16.05: Programm der Aktuellen Abteilung. 16.30: Konzert. 17.30: Jugendstunde. 18: Bücherstunde. 18.30: Von der Deutschen   Welle: Französisch für Anfänger. 18.55: Drei Minuten Franz Biberkopf", Hörspiel. 22.10: Politische Zeitungsschan. vom Arbeitsmarkt. 19: Unterhaltungsmusik. 20.35: Die Geschichte vom

Mittwoch, 1. Oktober:

6.30: Funkgymnastik. Anschließend: Frühkonzert. 9: Aus dem Bürgersaal des Rathauses Schöneberg  : Oeffentlicher Kongreß des Bundes entschiedener Schulreformer. 11: Aus der neuen Aula der Universität: Festakt anläßlich der Hundertjahrfeier der Staatlichen Museen. 12.30: Wettermeldungen für den Landwirt. 14: Schallplattenkonzert. 15.20: Frau und Journalismus. 15.40: Rund­schau für Blumen- und Gartenfreunde. 16.05: Die neuen Aufwertungsschluß­gesetze. 16.30: Sonaten. 17.20: Francis James. 17.40: Jugendstunde. 18: Unter­haltungsmusik. 19: Die Weltwirtschaftskrise. 19.30: Aus Frankfurt   a. Main  : Tages- und Sportnachrichten. Zeitberichte. 20.10: Unterhaltungsmusik. 20.30: Rückblick auf Platten. 21: 21.10: Anton Bruckner   Konzert. Danach:

Tanzmusik.

Donnerstag, 2. Oktober:

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6.30: Funkgymnastik. Anschließend: Frühkonzert. 12.30: Die Viertelstunde

für den Landwirt. 14: Schallplattenkonzert. 15.20: Berühmte Dilettanten. 15.40:

Funkwinkel.z

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Probleme der Aesthetik und allgemeinen Kunstwissenschaft. 16.05: Zur Notver­ordnung über die Aenderung des Rechts der Kriegsbeschädigten. 16.30: Aus Königsberg  : Konzert. 17.30: Jugendstunde. 17.50: Tragödien im Polareise. 18.15: Zum Problem der Ostsiedlung. 18.40: Chorgesänge. 19.05: Programm der Aktuellen Abteilung. 19.30: Literarische Umschau. 20: ,, Rigoletto  ", Oper von Verdi. Danach: Tanzmusik.

Freitag, 3. Oktober:

6.30: Funkgymnastik. Anschließend: Frühkonzert. 12: Vom Luisenstädtischen Kirchhof: Enthüllungfeier des Grabmals Gustav Stresemanns. 12.30: Wettermel­dungen für den Landwirt. 14: Schallplattenkonzert. 15.20: ,, Ich komme eben aus Polen  ", von Gehrke. 15.40: Poetik und Sprechchöre. 16.05: Medizinisch­hygienische Plauderei. 16.30: Aus Leipzig  : Original- Funkmusik. 17.25: Jugend­stunde. 17.45: Programm der nächsten Woche. 18.10: Walter Serner  . 18.35: Drei Minuten vom Arbeitsmarkt. 18.40: Aufbau der Persönlichkeit. 19.10: Das neue Buch. 19.20: Unterhaltungsmusik. 21: Tages- und Sportnachrichten. 21.10: Dem Gedächtnis Gustav Stresemanns. 21.20: Konzert. Danach: Tanzmusik. Sonnabend, 4. Oktober:

6.30: Funkgymnastik. Anschließend: Frühkonzert. 12.30: Wettermeldungen für den Landwirt. 14: Schallplattenkonzert. 15.20: Jugendstunde. 15.45: Das Theater als Spiegel der Zeit. 16.05: Das Rad als Sport- und Verkehrsmittel. 16.30: Aus Königsberg  : Musikvorträge. 18: Zehn Minuten Film. 18.15: Schall­platten. 18.25: Charakterbildung und Wissen. 19: Drei Minuten vom Arbeits­markt. 19.05: Unterhaltungsmusik. 20.30: Wovon man spricht. 21: Tages- und Sportnachrichten. 21.10: Kabarett. Danach: Tanzmusik.

Königswusterhausen.

Sonntag, 28. September:

Ab 6.30: Uebertragung aus Berlin  . 18.30: Erlebnisse in Kaschmir  . 19: Opern­und Konzertverhältnisse in Berlin   vor 100 Jahren. 19.30: Dichterstunde. Deutschlandsender: 20: Uebertragung aus Berlin  . 20.10: Aus Köln  : ,, Euryanthe  ", Oper von C. M. von Weber. Anschließend: Uebertragung aus Berlin  . Montag, 29. September:

16: Kunstanschauung in der Schule. 16.30: Ans Berlin  : Nachmittagskonzert. 17.30: Geschichten vom Fagott. 18: Zehn Jahre Großfunkstation Nauen. 18.30: Drei Jahre Arbeitsgerichtsbarkeit. 19: Englisch   für Anfänger. 19.30: Stunde des Landwirts. Anschließend: Uebertragung aus Berlin  .

Dienstag, 30. September:

16: Pädagogischer Funk. 16.30: Aus Leipzig  : Nachmittagskonzert. 17.30% Viertelstunde für die Gesundheit. 18: Darwin  . 18.30: Französisch für Anfänger. 19: Deutsche   Redekunst. 19.30: Vorschau auf das Oktoberprogramm der Deutschen   Welle. 19.55: Wetterbericht für die Landwirtschaft. Deutschland­sender: 20: Aus Bremen  : Konzert. Anschließend: Uebertragung aus Berlin  . Mittwoch, 1. Oktober:

16: Der Alltag als Lehrmeister. 16.30: Aus Hamburg  : Nachmittagskonzert. 17.30: Karneval" von Robert Schumann  . 18: Das neue Saat- und Pflanzen­gutgesetz. 18.30: Der Stand der Entwicklungslehre. 19: Bericht über die Er­gebnisse des 4. Internationalen Kongresses für Individualpsychologie. 19.30: Stunde des Beamten. 19.55: Wetterbericht für die Landwirtschaft. Anschließend: Uebertragung aus Berlin  .

16: Grundschularbeit in der einklassigen Schule. 16.30: Aus Berlin  : Nach mittagskonzert. 17.30: Deutsche   Redekunst. 18: Europa   und die Weltwande rungen. 18.30: Der Staad der Entwicklungslehre. 19: Charakter und Schicksal. 19.30: Stunde des Landwirts. Anschließend: Uebertragung aus Berlin  .

Freitag, 3. Oktober:

von der Boltsbühne gespielten„ We ber" von Gerhart Haupt­Der Nachmittag brachte die Uebertragung von Szenen aus den jede Einzelheit den Aufbau des Werkes nachgestaltet hat und die mann. In der Aufführung offenbarte sich eine Regie, die bis in infolgedessen auch in diesem rein akustischen Ausschnitt der Dichtung, Donnerstag, 2. Oktober: die dem sprechenden Künstler zur vollen Wirkung verhalf. Der Deutschlandsender übernahm aus Köln   einen Lustigen Abend"; man hörte eine sehr wißige Parodistit, einige andere nette Vorträge, einen ganz amüsanten mundartlichen Stetsch, daneben allerdings auch eine Reihe altbadener Wizze. Mar Jaehner, Sportredakteur am Vorwärts", sprach nachmittags über die Not­wendigkeit internationaler Beziehungen im Sport. Er stellte in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen das völkerverbindende Moment nisten mit Vollbampf voraus" gewährte einen Blick in Ein Gespräch mit Heizern und Maschi­die Arbeitswelt vor den Maschinenfesseln. Die Herren Ruckstuhl und Reinfeld   erzählten anschaulich von ihrem Beruf und der Freude an diesem Beruf. Trotz der Veränderungen, die der tech­nische Fortschritt gerade auch hier gebracht hat, besteht zwischen dem Heizer und seiner Maschine doch immer noch eine Art von persön lichem, engem Verhältnis, das fast eine Art Freundschaft darsteilt.

im internationalen Sport.

Marineflugboot rennt gegen Schornstein.

Tes.

Auf dem Fort Frederiksberg bei Stocholm ereignete fich am Sonnabend vormittag ein schweres Flugunglüd. Ein Marineflugboot rannte gegen einen Schornstein der Kaserne und stürzte brennend ab. Der Führer wurde schwer verletzt. Ein Begleiter sprang ohne Fallschirm ab und landete fa st unverletzt in den Zweigen eines Baumes. Auch der dritte Insasse, der Bord­mechaniker, fam mit unbedeutenden Verlegungen davon. Lederne Kunst.

Nur noch 8 Tage wird dem Publikum die diesjährige modische Jahresschau„ eder und Mode", in deren Mittelpunkt die große fulturhistorische Sonderausstellung ,, Das künft lerisch gestaltete Leder aller Bölter und Zeiten" steht, im Haus der Funfindustrie am Kaiferdamm geöffnet sein. Das übereinstimmende

16: Pädagogischer Funk. 16.30: Aus Leipzig  : Nachmittagskonzert. 17.30: 10 Jahre deutsches Kärnten  . 18: Subventionswesen und Wirtschaft. 18.30: Der Stand der Entwicklungslehre. 19: Englisch   für Fortgeschrittene. 19.30: Wissen­schaftlicher Vortrag für Aerzte. 19.55: Wetterbericht für die Landwirtschaft. Deutschlandsender: 20: Aus Köln  : Abendkonzert. Anschließend: Uebertragung aus Berlin  ,

Sonnabend, 4. Oktober:

16: Wesen des modernen Staates. 16.30: Aus Hamburg  : Nachmittags­

konzert. 17.30: York   vom Wartenberg   zum 100. Todestage. 18: Französisch für

Fortgeschrittene. 18.30: Einführung in die Geisteswissenschaften, 19: Arbeit und Rhythmus. 19.30: Stille Stunde. 19.55: Wetterbericht für die Landwirtschaft. Deutschlandsender: 20: Uebertragung aus Berlin  . 21: Aus Hamburg  : Operetten­abend. Anschließend: Uebertragung aus Berlin  .

Urteil der bisherigen zahlreichen in- und ausländischen Besucher Feststellung, daß diese unter Führung des Deutschen Leder­dieser einzigartigen und einmaligen Veranstaltung gipfelt in der museums in Offenbach   aus allen Teilen der Welt zusammen­getragenen ledernen Kunstwerke" einen lebendig gestalteten Quer­schnitt durch das Weltgeschehen und die Kulturepochen von Jahr­taufenden bieten.

Beim Boren erschlagen.

Im Anschluß an die Vorstellung einer in der Turnhalle in Albernau   im Erzgebirge   auftretenden Wandertruppe meldeten fich 3 mei junge Leute freiwillig zum Borkampf. Der eine schlug den anderen so schwer nieder, daß er besinnungslos liegen blieb. Ein hinzugezogener Arzt fonnte nur noch den Tod feststellen.

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