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Barthel: Die Nacht im Armenhaus

In Civitavecchia , dem römischen Hafen, trafen wir einen fran-| klein und verschrumpelt und tamen uns lächerlich vor. zösischen Tippelbruder. Er nannte sich Armad Chevalliere und ge­stand schon in der ersten Minute, daß ihm ein Soldo zu einem Viertel Wein fehle. Ich gab ihm den Soldo, und dafür schrieb uns der Mann die Adressen jener ,, Winden" auf, die wir auf unserer Wander­schaft nach dem Norden berühren mußten und in denen es etwas zu erben gab. Er trant das Glas roten Wein aus, schrieb einen letzten Namen, einen filometerlangen, auf den Zettel, überreichte ihn uns und sagte:

Der Wind fühlte vom nahen Meer, und bald sahen mir eine kleine, behügelte Stadt vor uns liegen, die von einem mächtigen Kastell gekrönt war. Das mußte wohl Montalto di Castro sein, wo die Marchesa mit dem Silber klimperte und jedem armen Tippel­bruder eine Lira schenkte.

,, Da müßt ihr bestimmt hingehen, da bekommt jeder von euch eine Lira. Nach Montalto di Castro. Zur Marchesa Elena Guglielmi."

Am nächsten Tag machten wir uns auf dem Weg nach Montalto di Castro, teilten schon die zwei Lire auf, die wir bekommen sollten, und überholten am späten Nachmittag ein Auto, das auf der Land­straße in einer tiefen Panne steckte. Wir verachteten alle Autos und 30gen singend vorbei. Aber nach einer halben Stunde wurden wir von dem Auto eingeholt. Wir traten beiseite, um der Staubwolte zu entgehen. Und da hielt der Wagen. Eine Dame beugte sich nach uns herüber und fragte:

,, Seid ihr Deutsche?"

Das ließ sich nicht leugnen und wir sagten: ,, Ja, wir sind Deutsche ."

Es war Montalto di Castro.

Wir famen in die kleine Stadt, auf der Straße blieben die Leute stehen und zogen ihre romantischen Räuberhüte, zerlumpte Kinder drängten sich heran, fleine Mädchen starrten nach uns, die Dame lächelte, der Chauffeur drosselte den Motor und das Auto hielt. ,, Ecco," sagte die Dame und deutete auf das Kastell ,,, ich wohne dort. Ich bin die Marchesa. Gute Reise, Kinder,"

bem Caftell der Marchesa feuchteten viele Lichter. Se leuchtetent nicht für uns. Nach langem Umherirren fanden mir am Rande der Stadt die Straße und das Haus, in dem wir schlafen sollten. Es war das Armenhaus.

lten.

Das Gebäude war ein steinerner Stall, in dem durch uns gehobelte Bretter fleine Kabinen geschaffen worden waren. In der fahlen Küche qualmte ein großer Kamin. Um das trübe Feuer hockten noch einige alte Frauen und Männer. Wir legten die Ruck­fäcke ab und wollten uns ans Feuer setzen. Aber wir wurden als Bagabunden verjagt. Die alten Leute waren vielleicht noch ärmer als wir, sie waren bestimmt ärmer, aber sie wohnten in einem festen Haus, und wir strichen obdachlos über die Straßen.

Wir waren müde und mürrisch und suchten unser Lager auf. Ein altes Weiblein hatte Mitleid mit uns. Es feuchte heran und brachte zwei rostige Konservenbüchsen. In der einen war fauliges Trinkwasser vom vergangenen Tag. Die andere Büchse war leer. Sie wurde unter die Drahtpritsche geschoben und diente als komfortables Nachtgeschirr. Dann sah uns die Alte mit roten, entzündeten Augen mitleidig an und sagte:

,, D poverelli!"

Da standen wir nun, das Auto rollte davon, ich streckte die Hand aus, mein Kamerad flüsterte erregt: Un momento!", aber das Auto hielt nicht, in die ausgestreckte Hand fiel keine silberne Lira, der Soldo in Civitavecchia mar umsonst ausgegeben! Nein, nach Die Poverelli", die Armen, waren gar nicht so arm. Wir unseren Geſtändnissen und großen Gesprächen über Michelangelo verließen am Morgen vergnügt das Armenhaus. In der Stadt und Bramante konnten wir unmöglich vor ihrer Türe als Bettler er­aber durften wir uns nicht mehr blicken lassen. Wir hatten uns scheinen. Auch wir hatten unseren Stolz und konnten um so stolzer am Abend mit der Marchesa sehen lassen, dann hatten wir uns sein, da in unseren Taschen noch einige Silbermünzen imperten. verbrüdert und Deutschland hochleben lassen und Italien hochleben

Wir lachten über das Abenteuer und suchten Quartier.

Mit den schweren Nagelschuhen tappten wir über das holprigelassen und nun war herausgekommen, daß wir nichts als verteufelte

,, Nun," meinte die Dame, ich habe Deutschland tennengelernt. Pflaster und erregten bei den Leuten großes Aufsehen. Männer

Ich liebe die Deutschen . Wohin geht eure Reise?"

,, Nach Montalto di Castro," antwortete mein Freund. Was wollt ihr dort?" ging das Verhör weiter.

Die Marchesa Elena besuchen," sagte ich.

Die Dame sah uns erstaunt an, dann lächelte sie und sagte:

Ah, die Marchesa! Nun, wenn ihr wollt, nehme ich euch mit." Natürlich wollten wir und kletterten fröhlich in das Auto. Die Dame und ihre Begleiterin machten uns Plaz, der Chauffeur gab Gas und der Wagen hüpfte gewaltig an und raste über die staubige Straße. Wir tamen bald in ein Gespräch. Die Dame fragte: ,, Was wollt ihr denn bei der Marchesa?"

,, Ach, fragen, ob sie Arbeit für uns hat," sagte mein Freund. ,, Was könnt ihr denn?".

Ich bin Bildhauer," sagte mein Kamerad ,,, und mein Freund hier, der ist Fahrstuhlführer."

In dem Schloß der Marchesa gibt es feine Fahrstühle," lachte die Dame ,,, und an einen Bildhauer sind, glaube ich, auch keine Auf­träge zu vergeben. Bei was für einem deutschen Meister sind Sie in die Lehre gegangen?"

Nun, mein Freund aus Hamburg war vor den Gipsornamenten eines sterbenden Handwerks davongelaufen, er schwärmte in Rom die antifen Marmorornamente an und hatte, wie ich, fein Talent zur Lüge, und so erzählten wir schließlich von dem Franzosen, der uns die Adressen aufgeschrieben hatte. Sie lachte, und als wir dann von Michelangelo und Bramante erzählen konnten und mit Stolz davon erzählten, da war die Dame maßlos erstaunt und erklärte ihrer stummen Begleiterin:

Nun, Nina, was sagst du, diese Deutschen !"

Nina sagte nichts, sie nichte mur mit dem Kopf und raffte ihr feidenes Kleid, das meine staubigen Schuhe berührt hatte. Und der schöne Wagen flog über die Straße hin, und die Kilometer, die wir sonst Schritt für Schritt erobern mußten, diese Kilometer waren

und Frauen und Kinder folgten uns und starrten in unsere ver­legene Herumstroicherei. Das kleine Gasthaus des Ortes war be­setzt. Da retteten wir uns in eine Kneipe, ließen uns Brot, Wein und Käse geben und beschlossen, an diesem Abend überhaupt das Schlafgeld zu sparen und bei der Polizei um Nachtlager anzufragen. Dann lachten wir darüber, daß wir durch unsere Offenherzigkeit im Auto zwei silberne Lire verscherzt hatten.

Nicht lange blieben wir allein.

Die fleine Kneipe füllte sich mit den Bürgern von Montalto di Castro, welche die Fremden, die mit der Marchesa persönlich im Auto gefahren waren, schweigend anstierten. Dann aber kam der Chauffeur, grüßte uns, kam an den Tisch, bestellte neuen Wein und trant uns zu. Nun brachen auch die anderen Italiani das Schweigen. Auch sie erhoben die Gläser, tranken uns zu und rückten näher. Bald faßen wir inmitten einer großen Familie, tranten, rauchten, lachten und versuchten uns in italienischen Ansprachen.

Die Autofahrt hatte unsere jungen Häupter mit Glorie gekrönt. Der rote Wein erhitzte das Blut und setzte uns in Flammen. Wir mußten viele harte Hände schütteln, wir hörten viele Ansprachen, ließen Deutschland hochleben und Italien hochleben und tappten dann, es war schon spät, in die Dunkelheit hinaus. Das große Problem des Nachtlagers mußte nun endlich gelöst werden.

Wir suchten und fanden das Rathaus.

Wo, bitte, fönne wir in der Stadt schlafen?" fragten wir den Carabiniere. Unser Ruhm war noch nicht bis in die Wachstube gedrungen, der Polizist blähte fich auf und fragte:

Wo tommt ihr her, Fremde?" ,, Von Rom", sagten wir.

But, schreibt euern Namen und euern Heimatsort hier in dieses Buch", antwortete er, und als wir unsere Autogramme gegeben hatten, bekamen wir einen Zettel, auf dem uns Quartier in der und der Straße angewiesen war. Wir fuchten jene Straße. Aus

Bagabunden waren!

Wir famen an dem Brunnen vorbei, an dem junge Mädchen mit hohen Tonkrügen standen. Die Mädchen blickten uns spöttisch an. Auch sie wußten von unserer Niederlage. Eine Schwarz­haarige, sie war faum älter als sechzehn Jahre, kreuzte unseren Weg. Sie balancierte mit dem Wassertrug auf dem Kopf heran. Unter dem weißen Hemd rundeten sich vollkommene Brüste. Wir blieben erstarrt über soviel Schönheit stehen und sahen das junge Geschöpf an.

Auch sie blieb stehen. Unsere Blide verwirrten sie, sie murde rot und wollte fliehen, aber dabei stolperte sie und ließ den schweren Krug erschreckt fallen. Er fiel auf die Erde und zerbrach. Die Mädchen am Brunnen erhoben ein großes Geschrei. Wir ließen sie schreien, wir wanderten stolz weiter. Wir waren keine Baga­bunden, wir waren junge Männer, bei deren Anblick ein schönes Mädchen errötete und den Wassertrug fallen ließ.

Bom Klima. Die Behauptung, daß es immer fälter wird, je weiter man nach Norden kommt, stimmt nur teilweise. Sobald das Meer seinen Einfluß ausübt, also z. B. an der Küste von Norwegen oder Nordschweden( Haparanda ), tritt im allgemeinen wieder Er­wärmung ein. Die niedrigsten Temperaturen auf der Erde haben wir in Sibirien , nicht in der Gegend des Nordpols. In Mittel- und Süddeutschland ist es im Durchschnitt fälter als z. B. in Hamburg , der Unterschied ist häufig sehr beträchtlich. Der Golfstrom hat direft feine Einwirkung auf das Wetter in Norddeutschland, aber indirekt durch Erhöhung der Temperaturen der Luftmassen über dem Wasser, was dann weitere Folgen für unser Wetter haben kann.

Ein Spiritistentempel in London . Die Witwe Sir Conan Doyles wird einen Teil des vom Dichter hinterlassenen Vermögens für einen Tempel stiften, der in London den spiritistischen Geisteswissenschaften errichtet werden soll. Der Tempel wird von einem gewaltigen Ruppelbau gekrönt fein, aus dessen Mitte Tag und Nacht eine lodernde Flamme das Symbol des Spiritismus verfinnbildlichen

wird.

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