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psychologischen und moralischen Einwirkungen auf die Arbeiterschaft wären von nicht zu unterschätzender Bedeutung.

Hoffnung und Zuversicht nicht nur bei den Arbeitslosen, sondern auch bei den in Arbeit Stehenden würde wieder Plah greifen. Auch der heute in Arbeit Stehende muß ständig das Gefühl haben, morgen seine Entlassung oder Kündigung zu bekommen. Dieses Ge­fühl muß sich dahin auswirken, daß er das ihm zur Verfügung stehende Geld für unbedingt notwendige Anforderungen des täglichen Lebens nicht ausgiebt, sondern sich aufs engste einschränkt, um für die Notzeit einer eintretenden Arbeitslosigkeit einige Spar­groschen zu haben. Das bedeutet eine wesentliche Einschrän­kung des Konsums. Wird dieses Gefühl beseitigt und gibt kung des Konsums. Wird dieses Gefühl beseitigt und gibt man Hunderttausenden wieder Verdienstmöglichkeit, um kaufen zu fönnen, was sie nach kurzer oder langer Arbeitslosigkeit dringend benötigen, so würde sich dadurch ebenfalls eine Belebung des Marktes Das Beschreiben dieses Weges hat aber auch noch eine andere Auswirkung von höchster Bedeutung. Drängen die Arbeitgeber auch nach wie vor auf einen Abbau der Leistungen bei der Arbeitslosen­versicherung, so hat sich doch die Auffassung durchgesetzt, daß zur Zeit die Arbeitslosen in den jezigen Bezügen nicht gekürzt werden

einstellen.

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Der Sauerteig

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Vorsicht Bazillen

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Das, was ihr hier lernt, habt ihr auf eure Familien und Freunde zu übertragen, verstanden, Leute?!"

dürfen. Trägt sich doch die gegenwärtige Regierung damit, die Bei­träge zur Arbeitslosenversicherung von 4% auf 6% Proz. zu erhöhen. Arbeitslose im Produktionsprozeß untergebracht, bedeutet die Berringerung der Mittel, die der Arbeitslosenversicherung zur Ver­fügung gestellt werden müssen. Die geplante Beitragserhöhung 1- tönnte zugunsten beider Teile, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, wegfallen. Darüber hinaus aber noch weitere Summen bei der Arbeitslosenversicherung eingespart werden. dub

Bon den Arbeitern wird bei einer solchen Berkürzung der Urbeitszeit Opfer und ein Höchstmaß von Solidarität ver­dazu bereit sein. Komme man nicht von seiten der Industriellen mit dem Einwand, daß durch die Einstellung weiterer Arbeitskräfte erhöhte Ausgaben für Sozialleistungen 1 aufgebracht werden müssen. Wenn die Erhöhung der Beiträge für die Arbeitslosenunterstüßung nicht in Kraft treten braucht, so rechne man diesen Prozentlah einmal um auf die heute beschäftigten Arbeiter. Man wird feststellen müssen, daß dann von Opfern der Industrie nicht mehr gesprochen werden kann. Ganz abgesehen von sonstigen Ersparnissen für die Betriebe bei einer Arbeitszeit von fünf Tagen in der Woche oder sieben Stunden

den Tag.

Es gilt einen außerordentlichen Notzustand zu bannen, der sich von Tag zu Tag verschärft. Zwangsläufig wind sich die Forderung der Verkürzung der Arbeitszeit durchsetzen, weil die Entwicklung der Berhältnisse keinen anderen Ausweg mehr übrig läßt. Je eher die Einsicht bei den Gegnern fommt, um so beffer ist es. Mögen die Berhandlungen in der Berliner Metallindustrie dazu führen, daß der Weg zur Arbeitszeitvertürzung frei und als nach­ahmenswertes Beispiel für alle Industrien beschritten wird.

Stichwahl in Paris

Zwischen Sozialdemokrat und Kommunist

Paris , 29. September. ( Eigenbericht.) Bei der Nachwahl zur Rammer im 20. Arrondissement in Paris gelang es dem Kandidaten Thorez tommunistischen 4256 Stimmen zu erobern. Der Sozialist Jardel erhielt 3673 Stimmen. Am nächsten Sonntag findet eine Stichwahl statt. Die Kommunisten veranstalteten am Abend mehrere Straßen­fundgebungen. Es kam zu heftigen Zusammenstößen mit der Polizei. 19 Polizisten wurden verlegt, 95 Kommunisten mußten den Weg zur Polizeiwache antreten.

Opel schließt 12 Tage.

Maffenentlassungen von Arbeitern und Angestellten.

Frankfurt a. M., 29. September. ( Eigenbericht.) Die Opel - Werke fündigen an, daß ab 15. Oktober der Gesamt­betrieb 12 Tage geschlossen wird. Veränderungen in der Arbeiter­und Angestelltenschaft seien in dem Rahmen zu verzeichnen, wie sie in jedem größeren Betrieb vorkommen.

Es scheint, daß die Veränderungen einen ziemlich großen Unt­fang annehmen. Die in der Fabritation der 8- PS- Wagen beschäf­tigten Arbeiter sind bereits entlassen worden. Man hört auch, daß zahlreiche Entlassungen von Meistern vorgenommen werden sollen, und daß einer Anzahl von Ingenieuren gekündigt werden sei. Auch soll ein erheblicher Teil des taufmännischen Personals abgebaut werden.

Reichsbanner Tiergarten, Achtung! Die heutige Ortsvereins­versammlung, in der Kamerad Dr. Haubach über das Thema: " Was nun?" spricht, findet nicht, wie irrtümlich angegeben, im Schultheiß- Bazenhofer, sondern in den Arminiussälen, Bremer Straße 72/73, statt

Gegen Haßpolitif und Kriegshehe

Eine Rede Hermann Müllers in Zürich Zürich

, 29. September. ( Eigenbericht.)| ferner nötig sein, die Bestimmungen des Völkerbundspaktes über Der frühere Reichskanzler Hermann Müller sprach heute| die Revisionsmöglichkeiten internationaler Verträge im großen Saal der Tonhalle auf Einladung des Lesezirkels Hottinger praktisch wirksam zu machen. Selbstverständlich darf aber wegen über das Thema Deutsch französische Annäherung eines Stüd Landes niemals ein Krieg geführt werden. Eine gemein­als Garantie des europäischen Frieden s". Sowohl fame europäische Politik, garantiert durch Deutschland und Frankreich , Hermann Müller sprach, hatten einen starken Andrang von Zuhörern schließen. die Persönlichkeit des Redners wie auch das Thema, über das würde auf dem Kontinent die Kriegsgefahr so gut wie aus­zur Folge.

Der Redner gab zunächst einen Ueberblick über die gegenwärtige politische Lage in Europa und fah in der Annäherung der beiden großen Nachbarländer, Deutschland und Frankreich , ein Ziel, das nicht nur den Interessen dieser beiden Länder, sondern ganz Europa dienen werde. Er bezeichnete als Voraussetzung für jede frucht bare Zusammenarbeit die Notwendigkeit der Abrüstung der Geister.

Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den Völkern Europas bedürfen des Ausbaues, an dem Deutschland im Hinblick auf die wirtschaftlichen

Probleme der Reparationsleistungen besonders interessiert ist. Gewiß wird diese wirtschaftliche Ver­ständigung schwieriger durchzusehen sein als etwa die Errichtung einer europäischen Settion im Böllerbund. Eine solche fann nur in Frage fommen, wenn am Prinzip des Bölkers bundes nicht gerüttelt wird. Er muß universal bleiben, die Rechtsstreitigkeiten dürfen der Entscheidung des Völkerbundes nicht entzogen werden.

Aber auf politischem Gebiet, so in der Anschlußfrage, fönnte eine europäische Sektion sehr gute Vorarbeit leisten. Sie darf jedoch nicht zu einem Diskutiertlub werden, wie das

mit der Abrüstung und den Minderheiten

im Bölkerbund der Fall ist. Andererseits darf aber auch nicht der Es wird Ruf Frankreichs nach Sicherheit überhört werden. Es wird

Vorwärts" Fahrer getötet.

Einem Motorradunfall zum Opfer gefallen.

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Ein Zeitungsfahrer des Vorwärts", der neunzehnjährige Georg Weimann, ist gestern einem Motorradunfall zum Opfer gefallen. An der Kreuzung der Invaliden- und Eichendorffstraße follidierte sein Motorrad mit einem Auto. Weimann 30g fich eine schwere

Es wird mir nach der letzten Reichstagswahl vielleicht entgegen­gehalten werden, daß anscheinend eine Politik des Entgegenkommens und der Verständigung in Deutschland eine Früchte trägt. Dieser Hinweis ist falsch. Gewiß haben bei der Radikalisierung großer Wählerschichten auch außenpolitische Momente eine große Rolle gespielt. Ihren Zulauf aber erhielten die beiden extremen Parteien aus den Kreisen der Wählerinnen und Wähler, die über ihre Ver­elendung erbittert waren und in der Zukunft feinen Lichtblick sahen. Außenpolitisch können die Nationalsozialisten nicht bedrohlich werden, ebenso wenig wie ihr Vorläufer, der Putschist Kapp, der 1920, als er seine Fünftageregierung antrat, der britischen Militärmission in Berlin sofort versichern ließ, daß er den Versailler Vertrag selbst­verständlich halten werde. Freilich ist eines nötig, wenn das deutsche Bolt bald mit dieser Bewegung fertig werden soll. Das deutsche Bürgertum muß sich auf seine fulturelle, soziale und außenpolitische Mission befinnen. Für die

Politit der Verständigung

tritt die deutsche Sozialdemokratie auch nach dem

14. September mit aller Energie ein. Trogdem sie wie teine andere Partei für den Vertrag von Versailles , für den Dawes- Plan und für den Young- Plan verantwortlich gemacht wurde, ist sie mit 145 Mandaten wieder die stärkste Partei des Reichstages. Jeden­falls gibt das Wahlresultat feinen Anlaß zum Verzweifeln. Nur werden die Freunde einer friedlichen Verständigung arbeiten müssen, und zwar mehr denn je gemeinsam arbeiten müssen.

gestaltung des Berliner Tarifes noch nicht schlüssig werden. Be­fanntlich hat die BVG. zwei Sachverständige, Geheimrat Kemann und Professor Giese, zur Abgabe eines Gutachtens aufge= fordert. Dieses Gutachten wird erst in einiger Zeit vorliegen. Größeren Raum bei der heutigen Beratung wird dagegen die Ange­legenheit der Schützen- Wagen einnehmen.

Gehirnerschütterung zu, der er, ohne die Besinnung wieder. BlutigeKrawalle zwischen Radikalinskis

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erlangt zu haben, in den Morgenstunden des Montag im Kranken­haus erlag. Die Schuldfrage ist noch nicht geklärt. Weimann, der seit mehreren Jahren im Betriebe des Borwärts" tätig war, war ein äußerst ruhiger und sicherer Fahrer, der sich auch bei Radrennen häufig ausgezeichnet hatte.sk

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Mit Georg Weimann hat die Redaktion des ,, Vorwärts" einen lieben, immer dienstfreudigen, immer fröhlichen Arbeitsfollegen ver­loren. Zu jeder Arbeit stets bereit, niemals mißmutig, mit jugend­frischem Lachen die Dinge nehmend, war er ein Typ des jungen, aufstrebenden Arbeiters. In den wenigen Lebensjahren, die ihm ein grausames Schicksal gegeben hat, zeigte er sich als ein Mensch, der Liebe zu Pflicht und Arbeit mit Freude am Leben verband. Sein jäher Tod versetzt alle, die ihn fannten, um so mehr in Trauer, als er das einzige Kind einer Kriegermitme iſt. Das Andenken Georg Weimanns wird bei allen Angehörigen unserer Redaktion in Ehren gehalten werden.

Politische Geldflemme.

Fortgesetzte Kapitalflucht.

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Auslandskapital meidet

Deutschland .

Es war zu erwarten, daß der Septemberschluß auf dem Geld mark't nach den Hitler - Wahlen schwierig werden würde, aber er scheint schlimmer zu werden, als man befürchtet hatte. Der 3insfag für Tagesgelder ist heute vormittag schon auf 5 bis 7 Proz. hinaufgegangen, und es scheint, daß in den nächsten Tagen die Säge noch steigen werden. Die privaten Banken haben zwar für den Monatsschluß sich einzudecken versucht, aber da sie ja auch noch ständig weiter Devisenkauf besorgen müssen, scheint alles nicht auszureichen. Die Kapitalflucht dauert fort und so wird Geld gebraucht, um Devisen zu kaufen und die Be­schaffung von Auslandsgeld ist schwer, weit entweder das Ausland die talte Schulter zeigt oder hohe Zinsen verlangt.

Es liegt also eine echte politische Geldklemme vor, deren unangenehme Folgewirkung eine weitere Sapitalver teuerung in Deutschland ist. Die Panit ist vorbei, aber es ist eine sehr ernste und fortdauernde Beunruhigung im Inland und Ausland geblieben, die das deutsche Wirtschaftsleben ich wer schädigt. Die Reichsbank dürfte zum Monatsschluß sehr start in Anspruch genommen werden. Man rechnet, daß zu den 260 Mil­lionen bis zum 22. verlorenen Gold- und Devisenbeständen seitdem noch 240 Millionen hinzugefommen sind, so daß die Reichs­bant für Kapitalflucht und Martverteidigung seit dem 15. schon etwa eine halbe Milliarde hat opfern müssen. etwa eine halbe Milliarde hat opfern müssen. Es wird allerhöchste Zeit, ernsthaft gegen die Kapitalflucht etwas zu tun. Die Börse war heute wieder durchaus schwach. Auch AEG., Siemens- und Farben Attien verloren wieder zwei bis drei Punkte.

Lleber vierzig Verletzte.

Schwarzenberg i. Erzgebirge , 29. September.

Am Sonntagnachmittag fam es in Bermsgrün, wo die National­fozialisten eine Bersammlung abhalten wollten, zu einem schweren 3ufammenstoß mit kommunisten.

Bor der Versammlung veranstalteten die Nationalsozialisten einen Umzug durch den Ort. Bor dem Gemeindeamt versuchte eine Abteilung Kommuniften, den Zug zu durchbrechen. Ein Teil der Kommunisten, der mit Schlagwerkzeugen ausgerüstet war, hieb sofort auf die Nationalsozialiffen ein. Die anderen Kommunisten riffen Zaunlatten ab und holten vom Hof eines Hauses Knüppel, mit denen sie auf die Nationalsozialisten einschlugen. Auch die National­fozialisten riffen daraufhin Zaunlatten ab und die Gegner hieben in einem wüsten Knäuel aufeinander los. Hierauf famen vom Sport­plat her auch einige Rotsportler in Sportkleidung und bombardierten die Nationalsozialisten mit Steinen. Auch Frauen und Kinder wurden in die Krawalle hineingezogen.

Bei der Schlägerei gab es auf feiten der Nationalfozia­listen vier Schwerverlette, die in das Krankenhaus nach 3widau gebracht werden mußten. Weiter wurden mindestens 25 Nationalsozialisten leichter verletzt. Die Zahl der verletzten Kom­muniften fonnte nicht genau festgestellt werden, da diese ihre Ber­letzten sofort in die Häuser brachten. Jedoch dürfte sie mindestens 12 Personen befragen. Der Platz vor dem Gemeindeamt bot einen wüsten Anblid.

3m Sprungtuch aufgefangen.

Im dritten Stock des Hauses Gropiusstraße 4 fletterte heute vormittag ein Geistestranter auf die Fensterbrüstung und hielt eine Ansprache an die sich rasch sammelnden Straßenpassanten. Der Geistestrante fündigte in seinen Reden an, er werde sich auf die Straße stürzen. Beherzte Passanten alarmierten die Feuerwehr, die auch in wenigen Minuten eintraf und mit einem Sprungtuch vor dem Hause Ausstellung nahm. Bevor die Feuerwehrleute in die Wohnung eindringen konnten, sprang der Mann plöglich vom dritten Stock in die Tiefe. Er wurde vom Sprungtuch aufgefangen und in das Birchowfrankenhaus eingeliefert.

Berufungsverhandlung gegen Böß. Dermetische Absperrung im Oberverwaltungsgebäude.

Um die Berufungsverhandlung gegen Oberbürgermeister Böß, die für heute vor dem Oberverwaltungsgericht angesetzt ist, möglichst unbemerkt von der Deffentlichkeit beginnen zu laffen, hatte man zu ungewöhnlichen Maßnahmen gegriffen. Obgleich der offizielle Beginn der Verhandlung für 9% Uhr anberaumt war, während sonst die Sizungen der Senate immer erst um 10 Uhr beginnen, fuhr Oberbürgermeister Böß mit seinen beiden Ver­teidigern, den Rechtsanwälten Dr. Preuß und Dr. Fischer, bereits gegen 9 Uhr vor dem Verwaltungsgericht vor, vor dem mehrere Streifen der Schußpolizei patrouillierten.

Den Pressevertretern wurde auf Anordnung des Vorsitzenden des 9. Senats, Geheimrats v. Seipius, sogar der 3ulaß zum Gebäude selbst kategorisch verweigert.

Im Jagen 84 des Grunewalds an der Verbindungschauffee Potsdam- Großer Stern fand vor einigen Tagen ein Spaziergänger in einer Brombeerhede, die etwa 50 Meter vom Wege ab steht, mehrere Gegenstände, die ihm verdächtig vortamen. Es waren ein

Der BVG.- Aufsichtsrat tagt. tiges Taschentuch ein Kursbuch aus dem Jahre 1928, eine 33.­

Vorläufig feine Menderung des Zarifes.*****

Heute nachmittag tritt der Aufsichtsrat der Berliner Ver­fehrs- Gesellschaft zu seiner ordnungsmäßigen Sitzung zusammen. Entgegen anderslautenden Meldungen wird man sich über eine Um­

Karte von Deutschland , ein paar alte braune Halbschuhe und ein Pantoffel. Auch an den Blättern des Brombeerstrauches waren Blutspriger zu sehen. Die Polizei, die von dem Funde be­nachrichtigt wurde, seßte einen Spürhund an, der aber die Fährte nur bis zur Chaussee verfolgen fonnte,