Rr. 45947. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Der unmögliche Gefrierfleischersat
Der Reichstag muß sich gegen die Bonswirtschaft aussprechen
Im Ueberwachungsausschuß des Reichstags wurde ein fozialdemokratischer Antrag angenommen, das zoüfreie Gefrierfleischkontingent wieder einzuführen. Wir geben im fol. genden ein Bild der Entwicklung:
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Am 14. April d. I. gab der Reichstag mit sehr geringer Mehrheit dem Bertangen der Regierung Brüning- Schiele nach, das zollfreie Gefrierfleischiontingent von 50 000 Tonnen aufzuheben, um im vermeintlichen Interesse der Landwirtschaft den Absatz des deutschen Fleisches zu heben. Der Minister Schiele versprach bei dieser Gelegenheit, um das Zentrum seinen Wünschen gefügig zu machen, den minderbemittelten Bevölkerungsschichten den bisherigen Fleischgenuß anstatt durch das billige Gefrierfleisch durch Derbilligtes frisches Inlandsfleisch zu ermöglichen. Es fehlten aber die Mittet für diese Verbilligungsaktion. Die Rechnung, daß die Einfuhr voll 3011 pflichtigem Gefrierfleisch die Gelder bringt, hatte einen Haken. Es wurde zunächst gleichzeitig mit der Aufhebung des Gefrierfleischkontingents der§ 12 des Fleischbeschaugesetzes wieder eingeführt. Nach diesem Paragraphen darf geschlachtetes Vieh nur in Verbindung mit den dazu gehörenden Innenteilen eingeführt werden. Somit war überhaupt die Einfuhr von Gefrierfleisch unterbunden, so daß auch Zolleinnahmen aus der Gefrierfleischeinfuhr gar nicht mehr in Frage kommen.
Der famose Plan mit dem Rennfierfleisch.
Um die Forderung mehrerer Großstädte, vor allem Berlins , nach Belieferung der Arbeitslosen und Wohlfahrtsunterstützten mit billigem Fleisch zu beschwichtigen, versuchte man im Reichsernäh rungsministerium die empörte öffentliche Meinung auf den neuen deutsch - finnischen Handelsvertrag hinzuweisen, der eine Herabseßung der Zölle für Renntierfleisch vorsieht. Nach Ansicht des Herrn Schiele sollte nun Renntierfleisch als Ersatz des Gefrierfleisches an die arme Bevölkerung zur Verteilung gelangen.
Dieser Vorschlag wirfte geradezu wie Hohn. Die Einfuhr von geschlachteten Renntieren betrug in der Vorkriegszeit weniger als
1000 Stüd, nach dem Kriege war die Einfuhr absolut unbedeutend, tagegen umfaßte das aufgehobene Gefrierfleischkontingent ungefähr
200 000 Rinder! Dazu wird die Renntiererhaltung immer mehr eingeschränkt. Außerdem kostet selbst unverzolltes Renntierfleisch erheblich mehr als deutsches Rotwildfleisch, dem es in der Qualität sehr ähnlich ist.
Renntierfleisch fonnte also höchstens in den Küchen der Hotels eine Rolle spielen, nie aber im Rochtopf des Arbeitslafen.
Mit dem heutigen Tage ist nun auch das letzte zollfreie Gefrierfleischtontingent von 12 500 Tonnen erschöpft, das dem Ge frierfleischhandel nachträglich noch zugestanden wurde, weil es vor der Aufhebung des 50 000- Tonnen- Rontingents schon getauft war.
fleisch ungefähr 50 bis 60 Millionen jährlich gegenüber dem Frischfleischverbrauch betrug. Die Verbilligung ist nur ein sehr magerer Ersatz für das Gefrierfleisch: Im Großhandel kostet Ochsenfleisch je Zentner 94 bis 99 Mart, Gefrierfleisch dagegen nur 52 Mart, jo daß Gefrierfleisch 45 Pro3. billiger ist als Frischfleisch. Die Verbilligung durch einen Fleischbon von 20 Pi. je Pfund kann aber bei den jetzigen Kleinhandelspreisen von 1 Mart bis 1,20 Mart für billiges Rindfleisch und 1,30 Mart für Schweinefleisch nicht mehr als 16 Proz. oder höchstens 20 Pro3. befragen.
Außerdem wird durch dieses kriegsmäßige Bezugsscheinsystem wieder die bereien Tür und Tor geöffnet und ein schwunghafter Handel mit den Fleischbons vorbereitet. Der Fleischverbrauch wird teurer und viele werden aus Not Fleischbons verkaufen, um sich noch lebenswichtigere Nahrungsmittel beschaffen zu können. Dann werden Leute, die sowieso Fleisch kaufen können, ihr Fleisch durch die Bons einfach billiger erhalten. Der Konsum an inländischem Frischfleisch wird also dadurch nicht erhöht werden und auch die Landwirtschaft hat keinen Nutzen. Die Frage des Gefrierfleischersages ist also völlig unzureichend gelöst.
Die traurige soziale Lage erfordert aber drin gend auch eine Berbilligung der Ernährung. Die Reichsregierung muß daher von dem neuen Reichstag, gezwungen werden, für alle minderbemittelten Bevölkerungsschichten das notwendige Fleisch zu erschwingbaren Preisen zur Verfügung zu stellen.
Den einfachsten Weg, die Wiedereinführung des zollfreien Gefrierfleischkontingents, hat der Ueberwachungsausschuß jetzt gewiesen. Damit würde sich auch das Reich unnötige Kosten ersparen,
denn bekanntlich hat der Gefrierfleischhandel einen Prozeß auf Schadenersatz von vielen Millionen, der am 12. Oktober verhandelt wird, gegen das Reich angestrengt. Dieser Prozeß wird wahrscheinlich vom Reich verloren werden, da gesetzlich festgelegt liche Bestimmungen behindert werden darf. Auch der Landwirtschaft mar, daß die Gefrierfleischheinfuhr bis Ende 1933 nicht durch gesetzentsteht durch die Wiedereinführung des Kontingents fein Schadent, denn die 50 000 Tonnen Gefrierfleisch machen nur 2 Proz. unserer gesamten Fleischyversorgung aus, so daß das Gefrierfleisch gar fein Konturrent für das deutsche Frischfleisch ist.
Mittwoch, 1. Oftober 1930
Senfung der Ernährungsausgaben. Hier haben vor allem die Preise für Kartoffeln und Gemüse erheblich nachgegeben. Die Preise für Bekleidungsgegenstände haben ihren Rückgang verstärkt fortgesetzt. Die Kosten der Heizung haben sich infolge Abbaues der Sommerrabatte, die Ausgaben für den sonstigen Bedarf besonders durch die Heraufsetzung der Personentarife der Reichsbahn erhöht. Die Inderziffern für die einzelnen Gruppen betragen ( 1913/14= 100) für Ernährung 141,7, für Wohnung 130,5, für Heizung und Beleuchtung 152,4, für Bekleidung 160,8, für den sonstigen Bedarf einschließlich Verkehr 195,5.
Der Preisabbau für Reifen.
So unwirksam wie nur möglich.
Kaum ein Rohstoff hat bei der allgemeinen Preisrevolution in der Weltwirtschaft derartige Preiseinbrüche zu verzeichnen gehabt, wie der Rohkautschut. Bei einem Rekordtiefstand von 32 Pfennig je engl. Pfund war der Kautschufpreis auf weniger als ein Sechstel der Preise von 1925 gesunken. Trotzdem sind die Gummireifenpreise in Deutschland mit Hilfe einer rigorosen Kartellpolitif auf dem Stande von 1925 gehalten worden, obwohl auch ein anderer wichtiger Rohstoff, die Baumwolle, die Gestehungskosten für Gummireifen durch ständiges Sinken der Baumwollpreise erheblich verbilligt hat.
Vor den Wahlen hieß es, daß eine 30 prozentige Sen= fung der Reifenpreise in Deutschland eintreten sollte, aber wie das gesamte Preissenkungsprogramm der Regierung, war auch biese Ankündigung eine fette Wahlente. Jetzt endlich hat sich Fabriten, unter dem wachsenden Druck der Krise zu einer das Reifenkartell, der Verein deutscher Gummireifen= Sentung der Preise entschlossen, und zwar sollen die Preise für Personenwagenreifen um 5 Proz. und für Lastmagenreifen um 10 Pro3. herabgesetzt werden.
Dieser Preisabbau ist im Hinblick auf die Berbilligung der Rohstoffe gänzlich ungenügend, da der Kautschut sich im Laufe der letzten vier Jahre um 85 Pro3. und die Baumwolle allein in den letzten neun Monaten sich um fast 60 Pro 3. verbilligt haben. Außerdem hätten schon die Rationalisierungsgeminne, die in der Reifenindustrie durch scharfe Konzentrationsmaßnahmen besonders groß sind, allein schon genügt, um einen stärkeren Preisabbau zu rechtfertigen. Das Reifenkartell wird im Ernst selbst nicht daran glauben, daß diese geringe Preissenkung irgendwie anregend auf die Lastwagen- und Autoindustrie
einwirten wird.
Züricher Elektrobank.
Sie verstärkt ihre deutsche Intereffen.
Die Züricher Elektrobant( Bant für elektrische Unternehmungen in Zürich ), die trotz der allgemeinen Krise ihre Dividende für das Jahr 1929 von 10 auf 12 Proz. hat steigern fönnen, hat ihre Beteiligungen erheblich erweitert. Insgesamt haben
Schwerverdiener an der Ruhr. fich die Beteiligungen und Kontokorrentvorschüsse an Tochtergesell
Gute Hoffnungs- Hütte erhöht Dividende von I auf 10 Prozent und macht scharf!
Die Gutehoffnungshütte, Attienverein für Bergbau und Minister Schiele mußte jetzt wohl oder übel ſeinem Versprechen, ihr 80- Millionen- Kapital für das Geschäftsjahr 1929/30( 1. Juli Hüttenbetrieb, Nürnberg , wird, wie jetzt bekanntgegeben wird, auf
Ersatz für das billige Gefrierfleisch zu schaffen, nachkommen. Der alte Borschlag wurde wieder hervorgeholt, an die
Minderbemiffelfen Fleischbons zu verteilen, die vom Fleischer beim Einkauf von Frischfleisch in Zahlung genommen werden.
Bor einigen Tagen ist bekannt geworden, daß für die Fleisch verbilligungsaftion" vorläufig bis zum 1. April 10 Millionen Mart zur Verfügung gestellt sind, die aus den Einnahmen des erhöhten Weizenzolles genommen werden sollen.
Wie wir erfahren, sollen durch die Landesregierungen die Gemeinden, die bisher zum zollfreien Gefrierfleischbezug zugelaffen waren, veranlaßt werden, den kreis der tatsächlichen Minderbemittelfen durch die Fürsorge. und Wohlfahrtsämter liftenmäßig festzustellen. Auf Grund dieser Lifte soll dann die Abgabe von Fleisch
bis 30. Juni) eine von 7 auf 10 Prozent erhöhte Divi dende(!) zur Ausschüttung bringen. Diese Erhöhung ist möglich vor allem deshalb, weil der Reingewinn der schwerindu striellen Oberhausener Werte von 3,94 auf 5 Millionen Mart gestiegen ist. Es wird hinzugefügt, daß diese Gewinnquote, auf eine produzierte Tonne umgerechnet, den Durchschnittsgewinn der Montanindustrie entsprechen dürfte.
Ein ausgesprochenes Krisenjahr, ein starker Rüdgang der Produffion, und eine solche Gewinnsteigerung und dabei ist es die und dabei ist es die Schwerindustrie, die jetzt die rüdfichtslose Cohnfentung fördert und die Preissenfung jabofiert. Und eine solche Preis- und Cohnpolifit wird von dem neuen Regierungsprogramm gefördert.
marken zu je 10 pf. für ein halbes Pfund frisches Fleisch erfolgen. Lebenshaltungsinder September 146,9 Proz.
Dagegen sind von dem Bezug durch Fleischmarken sämtliche anderen in Fleischerläden erhältlichen Waten wie Sped, Schmalz, Würste und dergleichen ausgenommen.
Die für die Verbilligungsaktion bereitgestellten Mittel- jähr lich 20 millionen Mart. find völlig unzureichend, da die Ersparnis der Fleischkonsumenten durch den Verbrauch von Gefrier
Das Statistische Reichsamt teilt mit: Die Reichsinder3iffer für die Lebenshaltungsfosten( Ernährung, Wohnung, Heizung, Beleuchtung, Bekleidung und sonstiger Bedarf) beläuft sich nach den Feststellungen des Statistischen Reichsamtes für den Durchschnitt des Monats September auf 146, gegenüber 148,8 im Vormonat. Ausschlaggebend war die
schaften von 75,6 auf 115,9 millionen Schweizer Franken vergrößert. Die Beteiligungen an deutschen Gesell= chaften waren 1928 von 18,8 auf 14,6 mill. M. zurückgegangen, da die Elektrobank einen Teil ihrer Beteiligungen an einige zugesellschaften weitergegeben hatte. Die verminderte Beteiligung der ſammen mit belgischen und italienischen Gruppen gegründete DachElettrobank bedeutete also nicht etwa einen verringerten ausländischen Einfluß auf deutsche Elektrizitätsunternehmungen.
steigen der deutschen Beteiligungen von 14,6 auf Nunmehr wird( für den 30. Juni 1930) ein neues 2n= 16,3 Mill. M. verzeichnet, wozu noch erhebliche Vorschüsse kommen. Es ist noch nicht bekannt, ob zu den früheren deutschen Beteiligungen( Lech- Elektrizitätswerke, Elektrizitäts- Lieferungs- Gesellschaft, Rheinfelden usw.) noch neue getreten oder ob furzfristige Kredite in Aktienbesig umgewandelt worden sind. Die erst vor einigen Monaten beschlossene Kapitalerhöhung von 75 auf 100 Millionen Franken, die einen Kapitalzufluß von etwa 150 mill. M. bedeutete, läßt vermuten, daß die Elettrobant ihre Er= panfion in der deutschen Elettrizitätswirtschaft fortzuseßen beabsichtigt.
Kupferpreis weiter gefallen.
Aber die Produktion ist im August gestiegen!
Da die bisherigen Preisherabfegungen nirgends in der Welt meder den Konsum noch den Handel zu größeren Käufen veranlaßt haben, hat das Kupfererporttartell den Preis für ein englisches Pfund Kupfer auf 10,30 Cents herabsetzen müssen. Neben den steigenden Vorräten drücken die amerika
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