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Rr. 463 47. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

3weckgründe im Brüning- Programm.

Die wirschaftlichen Tatsachen in Widerspruch mit der Begründung.

Der neue Wirtschafts- und Finanzplan" der Regierung Brüning sagt in seiner Einleitung: Der Zusammenbruch aller Preise der Rohstoffe wie der landwirtschaftlichen Produkte auf dem Weltmarkt hat gezeigt, daß die wirtschaftlichen Anschau ungen der Nachfriegszeit, welche davon ausgingen, daß die Völker unter wesentlich höheren Preisen leben würden, also die Kauf­fraft des Goldes eine verringerte sein werde, einer Revision bedarf. Zwar ist die Rückwirkung jener Umwälzung noch nicht bis zu allen Bedarfsartitein unseres Volkes durchgedrungen. Die Höhe der von Gehalt und Löhnen, von Steuern und Soziallaften be­dingten Gestehungskosten steht hemmend im Wege..." Am Schluß heißt es: Deutschland muß aber rechtzeitig Anschluß an die Entwicklung in der großen Stunde der Weltwirtschaft finden, die durch die Senkung des Preisniveaus gefennzeichnet ift. Aus diesen Worten spricht die Sorge, daß die deutschen Er­zeugnisse auf dem Weltmarkt infolge der hohen" Löhne und

werden die volkswirtschaftlich unbedeutenden Lugusindustrien etwas weniger unter der Krise leiden.

Die soziale Gesamtlage dürfte durch diese Wirtschafts­politik der Reichsregierung in dem vor uns liegenden Winter nur eine Verschärfung erfahren, mes zu einer weiteren Kapitalflucht führen würde. Also nicht einmal eine Stärkung des deutschen Betriebskapitals im Inlande kann durch die Wirtschafts­politik der Regierung eintreten, sondern das reine Gegenteil. Die wirtschaftlichen Tatsachen stehen also mit der von der Regierung gegebenen Begründung im Wider= spruch. Die Regierung hat 3 med gründe gesucht und ge­funden, um politischen Zwangsläufigkeiten, d. h. den Forderungen der Interessentenmächte, denen das Programm angepaßt ist, den Schein der wirtschaftlichen Notwendigkeit zu geben.

Freitag, 3. Oftober 1930

Fords Hammerschläge in Köln . Die Grundsteinlegung zur neuen Ford- Fabrit.

Am Donnerstag wurde in Köln unter dem Beisein von Henry Ford und Oberbürgermeister Adenauer die Grundsteinlegung zur Kraftwagenfabrik Ford im Kölner Industriehafen vollzogen. Die Urfunde zur Grundsteinlegung hat folgenden Wortlaut: ,, Der Gründer der weltumspannenden Ford- Werke, Henry Ford , legte den Grundstein zu diesem Wert, das in friedlichem Wettbewerb helfen foll, Brücken zu schlagen von Land zu Land. Köln , den 2. Oftober 1930." Bei seinen drei Hammerschlägen sagte Henry Ford , er hoffe, daß dieses Werk dem deutschen Volke zum Heile gereichen möge. Der deutschen Automobilindustrie werden diese Hammerschläge wenig freudevoll erscheinen.

Krise drosselt Stromverbrauch.

Bei dem Großfraftwert Mannheim , das für das am 31. März abgeschlossene Geschäftsjahr 1929/30 wieder eine 7prozentige Dividende verteilt, haben die Folgen der Wirtschaftskrise zu einem erheblichen Rückgang des Stromverbrauches im Laufe dieses Jahres geführt. Wie die Verwaltung in ihrem Ge schäftsbericht ausführt, ist der seit Jahren ununterbrochen die Stromabgabe um 7 Proz. erhöht, werden- seit dem Beginn dieses Jahres erstmalig gesunken. Die Krisenwirtungen trafen das Unternehmen umso schwerer, weil die in den letzten Jahren er­richteten neuen Anlagen auf eine Erweiterung der Produktion und allgemeinen Ausbau des Betriebes eingestellt waren.

ber schweren Steuerbelastung nicht mehr fonkurrenzfähig sind und Die Lokomotivaufträge der Reichsbahn. ansteigende Stromverbrauch im letzten Jahr tonnie

daß Löhne und Steuern gesenkt werden müssen, um die deutschen Waren auf dem Weltmarkt tonfurrenzfähig zu machen. leber die schwere Steuerbelastung soll hier nichts gesagt wer den; wenn es möglich ist, die Steuern zu senten, so ist es gut. Das mit den hohen" Löhnen ftimmt aber nicht. Denn die deutschen Löhne gehören mindestens jetzt zu den niedrig sten Real löhnen der Welt. Deshalb ist ein Sinfen der deut­ schen Ausfuhr nicht mie in anderen Ländern zu beobachten. In allen großen Industrieländern ist der Export seit Eintreten der Weltwirtschaftskrisis ganz bedeutend stärker gesunken als in Deutsch land. Wenn also die Ziffern der deutschen Ausfuhr allein aus­schlaggebend wären, so müßte die Wirtschaftslage Deutschlands sehr gut fein.

Wenn aber tatsächlich das Gegenteil der Fall ist, so liegt das on der fatastrophalen Lage des Innenmarties, der ja in jedem Lande gegenüber dem Außenmarkt die größere Rolle spielt. Die Herabsehung der Löhne und Gehälter ist also volkswirt­schaftlich das verfehrteste, was getan werden kann, denn so mird die Kauftraft des inneren Marktes noch mehr geschwächt und der Ab­satz im Inlande muß noch mehr finfen. Diesem Nachteil gegen­über spielt ein etwaiges Steigen der Ausfuhr, verursacht durch eine Herabsetzung der Löhne und Gehälter, feine entscheidende Rolle, da der Inlandsmartt immer ausschlaggebend ift und bleiben wird.

Die Reichsregierung spricht in ihrem Wirtschaftsprogramm von dem Zusammenbruch der Preise für Rohstoffe und für í and mirt schaftliche Produkte auf dem Weltmarkt und daß dieser Breisherabsetzung auch eine Berbilligung der Industriemaren folgen müsse. Diese selbe Reichsregierung tut aber durch ihre 3 o11 politit alles, um die Verbilligung der landwirtschaftlichen Pro­dufte in Deutschland nicht zu Auswirkung fommen zu laffen. Auf der einen Seite foll den Arbeitern, Angestellten und Beamten das Cinkommen gekürzt werden, auf der anderen Seite sollen fie aber an der Berbilligung der Lebensmittel auf dem Wellmarkt nicht An­teil haben!

Daß dieser doppelte Angriff auf das Niveau des deutschen Reallohns und auf die Kaufkraft des deutschen Innenmarktes eine noch tatastrophalere Auswirkung auf die deutsche Wirtschaft haben muß, ist den Wirtschaftspolitikern in der Reichs regierung anscheinend nicht klar!

Warum wartet man zunächst nicht die preisermäßigende Wirkung der Herabsenkung der Weltrohstoffpreise ab, ehe man an eine Senfung der Löhne und Gehälter herangeht? Durch Verbilli­gung der Rohstoffe sollte doch naturgemäß auch eine Verbilligung der Fertigprodukte eintreten, da doch die Rohstoffpreise bei der Produktion mindestens eine ebenso bedeutende Rolle wie die Löhne spielen. Daß bisher diese naturgemäße Wirkung nicht eingetreten ist, muß doch seinen Grund wo anders als in den angeblich zu hohen" Löhnen und Gehältern haben. Diese hem mende Wirkung wird durch die Preispolitik der Kartelle verursacht, wofür ja das fünftliche Hochhalten der Preise der Fertigprodukte( Reisen usw.) durch den Gummitrust trop folos falen Sinkens der Gummiweltpreise ein flassisches Beispiel gibt. Warum seit die preissenkende Politik der Reichsregierung nicht in diesem Punkte ein? Ein Anlauf in dieser Richtung wurde gemacht, aber nicht durchgeführt.

Von der Kartellpreisaktion steht kein Wort im Regierungs­programm!

Rur vorangehende Verbilligungen auf dem Innenmarkt fönnen ein Ginten der Nominallöhne rechtfertigen. Nicht umgekehrt eine Senkung der Nominallöhne auch eine Sentung der Preise verursachen. Den Vorteil der beabsichtigten Wirtschaftspolitik der Reichsregierung haben nur gemisse Kreise in der Landwirtschaft und in der Industrie, da durch das künstliche Hochhalten der Lebensmittelpreise, durch die Kürzung der Löhne und durch die eventuelle steigende Ausfuhr die Unternehmergewinne body geholt be Steigen oder bie Hochhaltung des Einkommens der Unternehmerschichten zu einer Belebung des Innenmarktes führen werden, ist mehr als fraglich. Bestenfalls

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111 Lokomotiven für 1931 vergeben.

Der Verwaltungsrat der Deutschen Reichsbahn hat, wie mir bereits mitteilten, auf seiner Tagung am 23. September die Beschaffung von 300 Lokomotiven für die nächsten drei Jahre genehmigt. Die für das fommmende Jahr bestimmten Lokomotiven find von der Reichsbahn jetzt bereits der Industrie in Auftrag ge­geben worden, und zwar handelt es sich um 101 Dampflokomotiven und 10 elektrische Maschinen.

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Weit besser als das Mannheimer Großfraftverf ist die Ham burger Elektrizitätswerte A. G. bisher durch die Krise hindurchgekommen. Auf der gestrigen Generalversammlung tonnte die Berwaltung sogar die bemerkenswerte Erklärung abgeben, daß der Stromverbrauch bei den Unternehmen in den letzten drei Mo­naten noch eine leichte Steigerung erfahren hat.

Bon den darunter befindlichen 59 Schnellzugslokomotiven er­halten die Berliner Fabriken Schwarztopff und Borsig fomie Krupp Effen je 12 Maschinen, Henschel und Sohn in Kassel 14 und die Hanomag in Hannover 9 Maschinen in Auf­trag. Von den 37 Tenderlokomotiven sind 12 Maschinen an Die Kräffeverteilung in der Waggonindustrie. Die vielfachen Schichau Elbing, je 7 an enschel und Krupp, 5 an Zusammenschlüsse in der Waggonindustrie haben zu einer Orenstein und Koppel in Berlin - Drewitz und weitere 6 Malung der Quotenanteile im Waggonfartell entfällt auf den Ost­starten Kräfteverschiebung geführt. Nach der Neurege­schinen an die Fabrit Krauß in München gegangen. Die Ha deutschen Waggontrust, die Linfe Hofmann Busch-G. in nomag in Hannover erhielt außerdem noch einen Sonderauftrag Breslau , für das Reichsbahngeschäft eine Quote von 26.5 Pro­auf 5 Nebenbahnlokomotiven. gent , auf das zweitstärkste Unternehmen, die Bereinigte Die 10 elektrischen Lokomotiven werden von Siemens- Schudert est de uifche Waggonfabriken A.-G. in Düsseldorf , eine und der AEG. somie von Bergmann und Maffai- Schwarzkopff und Quote von 20,3 Prozent und auf die Görliger Wag­Brown Boveri in Mannheim gebaut. Der Gesamtwert der gonfabrit eine Quote von rund 7 Prozent. In diesen drei jetzt vergebenen Lokomotivaufträge der Reichsbahn dürfte sich auf zentrationsbewegung rund 54 Prozent der gesamten deuts Unternehmungen sind jetzt nach dem vorläufigen Abschluß der Kon­über 10 millionen Mart belaufen. schen Waggonindustrie vereinigt.

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Noch starke Reichsbank.

Fast eine Milliarde Reichsbanffredite zum Monatsschluß.

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Der mit Spannung erwartete Reichsbantausweis zum| nicht nur infolge des größeren Notenumlaufs, sondern auch durch 30. September liegt vor. 3u berücksichtigen ist, daß es sich um einen Bierteljahrsausmeis handelt, der an sich eine stärkere Inanspruchnahme der Reichsbank durch den Geldmarkt, das heißt die Banken bringt, daß wir aber andererseits in der stärksten Wirt schaftskrise uns befinden, wo die Banten mit den im Geldmarti greifbaren Geldern, also auch ohne Reichsbant, großenteils aus­Pommen müßten. Es ist auch von einem Herbst. oder Weihnachts. geschäft, das größere Kredite verlangt, wohl taum die Rede. Unter diesen Gesichtspunkten ist die Inanspruchnahme der Reichsbank zum Septemberschluß sehr start zu nennen. Die Ursachen sind wesentlich außerwirtschaftlicher Natur; sie liegen in der Verwendung der flüssigen Bankengelder für Devisenkäufe und teil­weise auch für Börsenstützungszwecke.

Die Wechselbestände der Reichsbank sind in der letzten Septemberwoche um 744,8 auf 2096,6 mill., die Lombarddarlehen um 2343 auf 290,3 Mill. gestiegen; Reichsschatzwechsel würden für 6,2 Millionen aufgenommen. Das ist eine Ultimobelastung von 985,3 millionen oder fast einer Milliarde. Die gleiche Woche brachte in den Konjuntturjahren 1929 und 1928 eine Zunahme um nur 555 bzw. 608 Millionen Mart. Die Aus­leihungen an die Banken dürften aber eine Milliarde noch über­schritten haben, denn die Reichsbant hat große Beträge thres Wechsel bestandes, der auf ausländische Baluta lautet, abgegeben, so daß die Bankfeinreichungen größer sein müssen. Die unverzinslichen Gelder auf Girotonto haben um 28,8 auf 472,1 Millionen zugenommen. Die Ausgabe von neuen Noten bleibt hinter der Gemährung neuer Kredite zurück. Zum Teil hängt das mit der zu nahme der Girogelder zusammen. Der Notenumlauf erhöhte sich um 711,5 auf 4744 5 Mill., der an Rentenbankscheinen um 49,3 auf 442,5 Millionen Mart. Zur gleichen Zeit 1929 und 1928 betrug der reine Notenumlauf 4914 bzw. 4830 Millionen, lag also trotz der damals geringeren Inanspruchnahme durch neue Kredite noch etwas höher als jezt. Der jezige niedrigere Notenumlauf ist trotzdem relativ sehr hoch, wenn man die jezige gewaltige Ber­schlechterung der Wirtschaftslage berüdsichtigt.

neue Gold und Devisenabgaben verringert. Die Gold­best än de santen um 104,8 auf 2478,8 Millionen, die Bestände an deckungsfähigen Devisen um 52,8 auf 170,9 millionen.( Der legte Goldtransport von 35 Millionen ist noch nicht darin enthalten.) Bom 30. Juni bis zum 30. September 1930 hat die Reichsbant, someit offen ausgewiefen, 439 Millionen an Gold und Devisen abgeben müssen( ohne die letzten 35 Goldmillionen), danon den Hauptteil seit dem 15. September. Dennoch ist die Reichsbank sehr start geblieben. Gold, und Devisenbestände zusammen waren am 30. September 1930 mit 2650 Millionen noch um 103 bzw. 74 Millionen höher als zum gleichen Zeitpunkt 1929 und 1928. Auch das Deckungsverhältnis ist vergleichsweise noch besser: die umlaufenden Noten waren durch Gold und Devisen am 30. Sep­tember mit 55,8 gegen 51,8 bzw. 53,3 Prozent in den beiden Vor­jahren gedeckt. Der Rückgang gegen die Vorwoche um 13,8 Prozent oder fast genau ein Fünftel ist allerdings beträchtlich.

Man meldete gestern, daß der französische Franken, der durch französische Kreditabrufe die Mart bedrängte, im Kurs gewichen und die Marf gegen den Franten wieder gestärkt wurde. Da ist das erste Zeichen, daß die Gold- und Devisenabgaben der Reichsbank vielleicht jezt aufhören können. Kommt der amerikanische Reichskredit( 400-500 mill. Mark) zustande, dann ist das Aufhören wahrscheinlich.

Troß der währungsmäßigen Stärke der Reichsbank ist die Kreditentwidlung nicht gesund. Das neue Reichsbant. geld wurde nicht hauptsächlich für Wirtschaftszwecke, fondern für un erfreuliche wirtschaftliche Folgen politischer Vorgänge gebraucht, um nämlich Devisen zur Kapitalflucht zu beschaffen, um ausländische Kreditrückziehungen zu finanzieren. Dabei haben die Banten fich ihren Aufgaben nicht gewachsen gezeigt; sie haben die volle Laft auf die Reichsbant abgewälzt und sich viel mehr um ihre Rapitalfluchtprozente als eine vernünftige Geldeindeckung und Zins politik gekümmert. Das Zinsniveau ist viel stärker hinaufgetrieben worden, als es nötig gewesen wäre. An der stapitalflucht 3. prof. tieren, ließ den privaten Banten zu einer zweckmäßigen Geldpolitit

Die Dedung der Noten durch Geld und Devisen hat sich keine Zeit.

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