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Morgenausgabe

Nr. 467

A 235

47.Jahrgang

Wöchentlich 85 B31, monatlich 3,60 2. im poraus zahlbar, Bostbezug 4.32 M. einschließlich 60 Bfg. Boftzeitungs- und 72 Bfg. Boftbeftellgebühren. Auslands abonnement 6,- M. pro Monat. *

Der Borwärts" erscheint mochentag lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, die Abendausgaben für Berlin und im Handel mit dem Titel Der Abend". Illustrierte Beilagen Bolf und Zeit" und Kinderfreund". Ferner Frauenftimme" Technit". Blid in die Bücherwelt"," Jugend- Borwärts und Stadtbeilage.

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Vorwärts

Berliner Bolesblatt

Sonntag

5. Oftober 1930

Groß- Berlin 15 Pf. Auswärts 20 Pf.

Die etufpaltige Nonpareillezeile 80 Pfennig. Reflamezeile 5.- Reichs. mart. Kleine Anzeigen das ettge brudte Bort 25 Pfennig( zulässig zwei fettgedruckte Borte), jedes weitere Bort 12 Pfennig. Stellengefuche das erste Wort 15 Bfennig, jedes meitere Wort 10 Pfennig. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Arbeitsmarkt Seile 60 Pfennig. Familienanzeigen Zeile 40 Pfennig. Anzeigenannahme im Haupt geschäft Lindenstraße 3, wochentäglich Don 81 bis 17 Uhr.

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Reichsbanner marschiert!

Nieder die Volksfeinde!

Von Otto Härsing,

Bundesvorsitzender des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold.

Das ungeheuerliche Anschwellen der Nationalsozialisten bei der letzten Wahl drängt den Kampf um Selbst be stimmung des Boltes oder Gewaltherrschaft zur Ent­scheidung. Wieder wähnen die Gegner der Volksfreiheit die Zeit für gekommen, wo sie dem Boltsstaat von Weimar den Todesstoß versezzen können. Soll die demokratische Republit gerettet werden, dann muß dem Treiben der Volksfeinde der geschlossene Bille aller Republikaner, ent gegengesezt werden.

Unbesonnen wäre es, unser Deutschland zum Tummelplatz für Staatsstreich dilettanten werden zu lassen. Nicht zer störung der Republik kann die Wirtschaftsnot und das trübe Elend der Arbeitslosigkeit beseitigen. Die Nöte unserer Zeit, die jammervolle Hinterlassenschaft des verlorenen Krieges fönnen nur in einem durch den Volkswillen festgefügten Staat in planmäßiger Arbeit überwunden werden.

Niemals hätte der Nationalsozialismus, diese Nachäffung

außen die volle Geltung nie gewinnen, auf die es unverlierbaren Anspruch hat. Jezt muß die Zeit des Schlafens zu Ende sein!

Auf in den Kampf! Frische Luft nach Deutschland herein! Republikaner Berlins , beteiligt euch in Massen an der re­publikanischen Rundgebung, die diesen Sonntag nachmittag, 4 Uhr, vom Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold in den Luft­garten einberufen ist!

Bereinigt euch in entschlossenem Bekenntnis zum Nutzen der Boltsfreiheit und europäischen Friedensmillens, erhebt einmütig die Forderung nach Zusammenfassung aller republi­tanischen Kräfte. Laßt keinen Zweifel darüber, daß alle einsichtigen verantwortungsvollen Boltsgenossen bereitstehen, Deutschlands Freiheit, toste es, mas es molle, au perteidigen. Gegen wir unseren unbeugsamen Willen ein, dann müssen die Pläne der Staatsfeinde von rechts und links zuschanden werden.

Lohnkürzung? Nein!

Die Verantwortung des Sonderschlichlers.

Die Schlichtungsverhandlungen im Lohnstreit der Ber­ liner Metallarbeiter sind bis spätestens 9. Oktober vertagt worden. Der Sonderschlichter Dr. Bölfers, mit den Ber­hältnissen der Berliner Metallindustrie nicht genügend ver­winnen, sich durch Betriebsbesichtigungen und Rücksprache traut, hat diese Entscheidung herbeigeführt, um Zeit zu ge­mit den Tarifparteien, sowie den Betriebsräten darüber zu unterrichten, welche Auswirkungen die von beiden Seiten gestellten Anträge haben würden. Ob diese Vertagung taktisch und vor allem politisch richtig war, jei dahingestellt. Jeden­falls hat sie der Sonderschlichter getroffen, weil er sich der ungeheuren Verantwortung bewußt ist, die auf seinen Schul­tern lastet.

Der Sonderschlichter hat unzweideutig erklärt, daß sich die Entscheidung über diesen Lohnstreit nicht nur für die Ber­Auf, zu uns, zur Berliner Rundgebung des Reichs- liner Metallindustrie, sondern wahrscheinlich für das banners Schwarz- Rot- Gold!

ganze Reich auswirken werde.

Das weiß die gesamte Deffentlichkeit längst. Sie weiß, mas das Ziel der deutschen Wirtschaftsführer und der Reichs­industriellen, Rechtsanwalt Oppenheimer, hat sich vor allem

eines fremdländischen Muſters, ſo weite Kreiſe unſeres Boltes Auf in den Lustgarten! regierung Der Wortführer der Berliner Metall­

mit seinen Phrasen betören fönnen, wenn die deutschen Re­ publikaner diesen Volksbetrügern den notwendig ein­heitlichen Kampfeswillen stets und überall ent­gegengesett hätten!

Deutschland darf nicht zum Gespött einer ganzen Welt werden, das deutsche Bolt darf nicht noch einmal, mie zu Wilhelms-des selbstgefälligen und hemmungslosen Schwägers-Zeiten, sich in den ungerechten Verdacht führen lassen, der Unruhestifter Europas zu sein. Ein Deutschland , das sich innerlich nicht frei erhält, wird auch nach

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Das Berliner Reichsbanner marschiert heute auf das Wirtschaftsprogramm der Regierung und den Ar­nachmittag 4 Uhr mit seinen Kapellen und ak- tifel des Reichsarbeitsministers Stegerwald im Deut­tiven Formationen im Lustgarten auf. schen" vom 2. Oftober ,, Worum es geht" berufen. Der Reichs­arbeitsminister hat in dem von Oppenheimer zitierten Artikel Gauvorsitzender Stelling und der technische des Deutschen " geschrieben: Leiter des Gaues Kamerad Neidhardt werden kurze Ansprachen halten..

Nach Abschluß der Veranstaltung marschieren die einzelnen züge unter Voranmarsch ihrer Kapellen in threStadtteile zurück

Tememörder/ maR.!

Unter den neugewählten national­sozialistischen Abgeordneten be­findet sich der ehemalige Leutnant Edmund Heines , der wegen eines viehischen Mordes, im Juli 1920 begangen an dem Landar­beiler Willi Schmidt, rechtskräftig verurteilt worden ist. Wie aus der nebenstehenden Photographie ei­nes Plakats aus Eichenau i.Bayern ersichtlich, ist Heines in national­sozialistischen Versammlungen als, Sememörder Lt. Heines' rednerisch aufgetreten. Seine Par­tei hat ihn also wegen seiner Tat noch öffentlich gerühmt und als Zugmittel verwendet.

Ausführliches über den neugervählten Volksvertreter finden unsere Leser an anderer Stelle.

Öffentliche

5

Volks­

am

um

5

Versammlung

Samstag den 28 Sept. 29

Heute besteht unter allen Kreisen, die die Dinge nicht agitatorisch behandeln, Meinungsübereinstimmung darüber, daß der ( in den letzten Jahren. Die Redaktion) beschrittene Weg falsch war und daß nunmehr weitgehend wieder zum Ausgangspunkt von 1927 zurüdgefehrt werden muß."

Stegerwald verlangt in dem Artikel weiter, daß die Ge­stehungskosten der deutschen Wirtschaft, wozu er auch die Löhne, Gehälter und Sozialausgaben rechnet, herabgedrückt werden müssen, und prägt dann folgende Säße:

,,, Dabei wird dem deutschen Bolt bei weitem nicht das zu gemuttet, was es in den letzten Jahren bereits ausgestanden hat. In den Kriegsjahren 1917/18 und in der Inflations- und Stabilisationszeit 1922/24 hat das deutsche Volk ganz anderes ertragen, als ihm jezt zugemutet wird. Jetzt geht es darum, ob mir einige Jahre die Zähne aufeinanderbeißen, ob wir den in Arbeit Stehenden die Arbeit erhalten und dem Millionenheer der Arbeitslosen wieder allmählich Arbeit beschaffen wollen, ob das deutsche Volt in seiner Gesamtheit seinen Lebensstandard vorübergehend um 5-10 Prozent herabdrüden will."

Der Syndikus der Berliner Metallindustriellen hat nicht ohne Absicht diese Stellen aus dem Artikel Stegerwalds be­sonders betont und sie ganz eindringlich dem Schlichter vor­gehalten. Der Sprecher der Metallindustriellen hat den Sonderschlichter daran erinnert, welche Entscheidung die Reichsregierung von ihm erwarte. Bon Oppenheimer hat es

730 Uhr im Gasthof z.Post freili vermieden, auch die Stelle des Leitartikels auf der

in

Eichenau

Thema Fort mit dem

gleichen Seite des, Deutschen " zu zitieren, in der nach einem Zitat aus dem Wirtschaftsprogramm der Reichsregierung mörtlich steht:

,, Soll das heißen, daß wir vor einer Periode des Lohna abbaues und der sozialen Rüdentwidlung stehen, und die Reichsregierung diese Politik billigt? Wenn ja, dann wird damit

Pariser Tributplon der deutschen Wirtschaft und dem deutschen Bolke kein guter

Redner Hadtrat Fehler u.

Tememörder& Heines

Alle Deutschen Männer und Frauen find herzlich eingeladen. Eintritt zur Deckung der Unkosten Bfg. Kriegsbeschädigte und Erwerbslose frei Juden haben keinen Zutritt!

Dienst geleistet. Was mir brauchen, ist eine Steigerung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, der Produktivität."

Damit hätte allerdings Herr Oppenheimer dem Schlichter zugleich den Hinweis gegeben, daß man in den Kreisen der christlichen Gemertschaften über die Behebung der Wirtschaftskrise anders denkt als der Reichs­arbeitsminister.

Den Berliner Metallindustriellen ist jedes Mittel recht, um zu ihrem Ziel, den 15prozentigen Lohnabbau, zu ge­

Nationalsozialist. Deutsche Arbeiterpartei fangen. Sie wiffen genau so gut wie der Schlichter und die

3.A

Mallenbach

Unterhändler der Metallarbeiter, daß auf den Ausgang dieser Berhandlungen die gesamte deutsche Deffentlicheit mit Span­nung wartet. Kommt hier in Berlin ein Lohnabbauschieds­