Einzelbild herunterladen
 

Raubmord an der Geliebten?

Sensationsprozeß Bauer in Wien .

Wien , 7. Oftober.

Unter großer Anteilnahme des Publifums begann heule der Prozeß gegen den Kaufmann Gustav Bauer wegen Mordes an seiner Geliebten.

Im Jult 1928 fand man im Lainzer Tiergarten die Leiche einer Frau. Die Polizei stellte feft, daß die Frau einen tödlichen Schuß erhalten und der Mörder den Versuch gemacht hatte, sein Opfer durch Verbrennung unfenntlich zu machen. Ferner deutete der Umstand, daß bei der Toten nur ein Armband gefunden wurde, auf Raub mord hin. Erst nach einem Jahre wurde die Leiche als eine Frau Fellner, geb. Schäftner, fest= gestellt. Daraufhin wurde im Juli 1929. ihr geschiedener Gatte in Abazzia in Italien verhaftet. Er fennte aber nachweisen, daß er am Tage des Mordes von einem Arzt in Oderzo behandelt worden Die weitere Untersuchung ergab, daß sich die Ermordete mit cinem Füllfederagenten Bauer getroffen habe. Bauer wurde in Berlin verhaftet und gab nach längerem Leugnen die 3ufanımentunft mit Katharina Fellner am Mordtage zu, jedoch be mühte er fich, für den Zeitpunkt der Tat ein Alibi zu bringen.

war.

Aus dem Berliner Bolizeigefängnis versuchte er Kaffiber an feine Wiener Angehörigen hinauszuschmuggeln, in denen er um die Konstruktion eines solchen Alibis bat. Bauer hatte ferner nach dem! Morde verschiedentlich Gold vertauft und auch Schmudſtüde verschenkt, die einwandfrei als Eigentum der Ermordeten erfannt wurden. Auch einen der Ermordeten gehörigen Nerzmantel hat er durch seine neue Geliebte verkaufen lassen. Die Gutachten der Psychiater bezeichnen den Angeklagten als äußerst intelligent und geistig normal und lehnen eine Sinnesverwirrung zum Beit­punkt der Tat ab.

Der Angeklagte Bauer wurde aus der Untersuchungshaft vor­geführt. Nachdem der Vcrsitzende, Oberlandesgerichtsrat Dr. Wil helm, die Verhandlung eröffnet hatte, entspann fich eine Aus­einandersehung zwischen dem Verteidiger und dem Staatsanwalt über die Zulassung des Mannes der Ermordeten, Andreas Fellner, als Privatbeteiligten, der mit zweieinhalb Jahren Kerker vorbestraft ist. Der Gerichtshof beschloß, Andreas Fellner als Privatbeteiligten zur Verhandlung zuzulassen. Darauf begann die Verlesung der umfangreichen Anklageschrift.

Gegen den Lohnabbau. Entscheidung der oberschlesischen Bergarbeiter. Beuthen , 7. Oftober.

Eine Revierkonferenz des Berbandes der Bergbauindustrie­arbeiter Deutschlands nahm zu dem Schiedsspruch für den ober­schlesischen Steinkohlenbergbau und Erzbergbau vom 2. Offober Stellung.

Der Schiedsspruch für den Steinfohlenbergbau, der die Beibehaltung der bisherigen Lohntafeln bis 31. Januar 1931 unfündbar vorfieht, wurde einstimmig angenommen, während der in der gleichen Sigung vom 2. Oftober vom Regierungs rat Prof. Dr. Brahn gefällte Schiedsspruch für den Erz­bergbau, der im wesentlichen die bisherigen Löhne vorfieht und nur für zwei, unter ganz besonders ungünstigen Bedingungen leidende Erzgruben, abgesehen von den geringst bezahlten Arbeit nehmern, eine Ermäßigung von 4 Proz. feststeht, ebenfalls ein. ftimmig abgelehnt wurde.

Stahlhelmecho in Paris . Burückziehung der Kredite angedroht.

Paris , 7. Oktober. ( Eigenbericht.)

Die Stahlhelmparade in Roblenz hat ein wütendes Reifeltreiben gegen die Verständigungspoliti zur Folge gehabt. Die französischen Nationalisten begnügen sich heute nicht mehr damit, den Kopf Briands zu verlangen und nach neuen Rüstungen zu schreien, Mehrere Blätter fordern die Regierung auf, allen französischen Banken die

fofortige Zurückziehung der nach Deutschland gegebenen Kredite zur Pflicht zu machen. Es sei glatter Vaterlandsverrat, schreibt Léon Daudet in der Action Française", daß die fran­zöfifchen Banken es wagten, mit ihren Depositengeldern die Striegs vorbereitungen in Deutschland zu finanzieren.

"

1930

A1J38

Das

Flugzeug

Berlin - Wien das aus noch unauf­geklärten Gründen über dem DresdenerFlugplatz abstürzte

Kommunistische Streifftrategie

Die Metallarbeiter sollen aus den Betrieben geprügelt werden

Etwa vier Seiten widmet die Rote Fahne" heute dem Lohn fonflikt in der Berliner Metallindustrie. Und was ist der Anlaß dazu? Am Sonntag ist in einem Kino im Norden Berlins eine Metalldelegierten- Konferenz der Revolutionären Gemerschaftsoppo­fition gewesen, die sich mit der Vorbereitung des Streits in der Berliner Metallindustrie durch die KPD. beschäftigte. In einem Rino tagte man; die ganze Veranstaltung wurde

eine revolutionäre" Kinovorstellung.

=

407 Delegierte haben nach dem Bericht der Roten Fahne" baran teilgenommen, wovon 50 Vertreter der Stempelstellen waren und die Betriebsdelegierten 120 von den 280 BBMI. Be trieben vertraten", d. h. nicht die Gesamtbelegschaften dieser 120 Betriebe, sondern den Anhang der revolutionären Gewerkschafts. bewegung daraus. 266 Delegierte sollen sogar gewerkschaftlich or ganifiert gewesen sein.

den Arbeitsniederlegungen nicht flappen sollte, ziehen die streif­willigen Belegschaften einzelner Abteilungen durch das ganze Werk, um die noch nicht streikreifen" Arbeiter zum Anschluß an die Be­wegung zu gewinnen, was wohl richtiger heißen soll:

zum Anschluß an die Bewegung zu prügeln. Zu Berhandlungen mit den Betriebsleitungen ist natürlich nur die tommunistische Streifleitung autorisiert".

Ganz besonderer Wert ist auf die Mithilfe der Er werbslosen gelegt. Sie sollen vor den Betrieben, in denen noch gearbeitet wird, Spalier bilden, um die Kollegen zur Ein­reihung in die Streiffront zu bewegen". Bei dem wilden Streif bei Dr. Paul Meyer versuchte man, die Nichtstreifenden auch durch Erwerbslose zu gewinnen, indem man ihnen nachstieg und fie hinterhältig überfiel. Sprechhöre vor den Betrieben, JAH.­Suppen und vor allem Sammellisten sind ebenfalls vorge­sehen.

Was ist nun von diesen Delegierten" auf Befehl der KPD . Das ist nur ein fleiner Strauß von Blumen aus dem kommu­beschlossen worden? Am Tage des Lohnabbaues sollen die Bernistischen Streifstrategiegarten. Ernst zu nehmen ist dieses Bortge­liner Metallarbeiter unter der Führung der KPD. geschlossen in bimmel nicht. Es ist möglich, daß die KBD . versuchen will, mit den Streit treten. So ganz sicher war man sich aber darüber noch den Berliner Metallarbeitern ein solches Vabanquespiel zu nicht, ob das Gros der Berliner Metallarbeiter, vor allem aber treiben. Die Berliner Metallarbeiter haben aber so viel gefunden die freigewerkschaftlich organisierten, die Arbeit Menschenverstand, den unterverantwortlichen kommunistischen Ratten­niederlegen, wenn es gerade der KPD in den Kram paßt. Aber fängern nicht zu folgen, die mit ihren mahnsinnigen Barolen auch für diesen Fall ist Vorsorge getroffen worden. Zunächst wer­den einmal betriebliche Kampfausschüffe" gebildet. Im gegebenen Augenblick rufen die roten Betriebsräte und Vertrauensleute" Be­triebsversammlungen auf dem Fabrithof ein, in denen sofort über den Streit abgestimmt wird, natürlich nur durch Handauf heben. Zweidrittel- oder Dreiviertelmehrheiten, wie sie die Ge­werkschaftsstatuten für einen Streitbeschluß vorsehen, gibt es felbft verständlich nicht.

Wo die Sache mit den Betriebsversammlungen und anschließen­

schon Tausende von Arbeitern ins Elend gestürzt und dadurch die Front der Unternehmer nur gestärkt haben.

Die Gewerkschaften, die ihren Mitgliedern und der gesamten Arbeiterschaft verantwortlich sind, werden gemeinsam mit der organisierten Arbeiterschaft sich von diesen revolutio­nären Mäßchen nicht beirren lassen, sondern den Weg gehen, den ste im Interesse der gesamten Metallarbeiter und arbeiterinnen für den richtigen halten.

Dunfel um die Luftschifffatastrophe

Paris , 7. Oftober.

Nein Yorf, 7. Oftober.

46 Leichen geborgen- Ueberführung nach England Aufhebung des Heliumausfuhrverbots? Die englischen und franzöfifchen Sachverständigen sind immer noch mit der Untersuchung der Katastrophe von Wie aus Washington gemeldet wird, hat Britten, der Bor­R 101" beschäftigt. Ihr Bericht soll in etwa zwei Tagen sigende des Marineausschusses des Repräsentantenhauses, den Vor­herauskommen, aber jeht schon ist die Mehrzahl der Sachschlag des Konteradmirals Moffett befürwortet, der, wie gemeldet, verständigen darüber einig, daß die wahre Ursache des Un- angeregt hat, im Hinblick auf die Katastrophe der R 101" im glüds in einem Bruch des Tiefensteuers gelegen Interesse der Sicherheit der Luftfahrt das Ausfuhrverbot habe. Durch den starken Regen sei das Luftschiff noch befon- für Heliumgas aufzuheben. ders beschwert gewesen, so daß es in einem bestimmten Augen­blick dem Führer nicht mehr möglich gewesen sei, die erforder­liche Höhe zu erreichen.

Die Ursache dieser mit verdoppelter Heftigkeit geführten Ram­pagne dürfte in gewissen Gerüchten zu suchen sein, wonach der Ab­schluß einer großen französischen Kreditoperation zugunsten des Reiches in Paris zur Verhandlung steht. So berichtet 3. B. der Paris Midi" am Montag, daß eine Aussprache, die am Freitag zwischen Tardieu, Briand , dem Finanzminister Reynaud und dem Direktorium der Bank von Frankreich stattgefunden hat, Brojekten der angegebenen Art gegolten habe. Man babe daran gedacht, einen furzfristigen, gegen politischen Besserungsschein immer wieber zu erneuernden Kredit bei den französischen Privatbanken aufzunehmen, und ihn durch die Bermittlung der BIZ. dem R Reich zuzuführen. Schon bei der Genfer Böllerbundstagung sei es zwischen Briand , Handelsminister Flandin und dem Reichs außenminister Curtius zu Berhandlungen darüber gekommen, auf die Curtius in seiner Rede am Tage nach der Reichstagswahl unameideutig angespielt habe.

Blutige Spanienunruhen.

Am Montag spät abends empfing der Leiter der englischen Untersuchungskommiffion, Major Holt, in Beauvais Mitglieder der Presse, um über den Fortgang der Nachforschungen zum Un glück des Luftschiffes R 101" Auskunft zu geben. Er beziffert die Zahl der geborgenen Leichen auf 46, nicht, wie erst angegeben war, auf 47. Der Irrtum ist nach Major Holts Angaben darauf zurückzuführen, daß man eine Leiche, die durch den Brand in zwei Teile zerfallen war, in zwei Särge legte statt in einen. Durch die Aufklärung wird die Annahme hinfällig, daß an Bord des Luftschiffes ein blinder Passagier war. Major Holt gab die Namen der fünf neu identifizierten Leichen bekannt, und zwar handelt es sich um Blad, King, Stott, Nudd und Sergeant Potter. Der Versuch, auch die noch übrigen Leichen zu identifizieren, wird in London wiederholt werden.

Kommunisten suchen Gewerkschaftshaus zu stürmen. Paris , 7. Oftober. Wie aus Spanien gemeldet wird, kam es am Montag in Bil­ bao zu blutigen Aufruhrszenen. Eine Abteilung Kommunisten Die Särge werden heute auf Lafetten aufgebahrt und vom hatte ein Waffengeschäft überfallen und daraus sämtliche Gewehre Rathaus in Beauvais nach dem Bahnhof übergeführt geraubt. Die bewaffneten Demonstranten verfuchten sich in einem werden, wo ein Sonderzug bereit steht. Ministerpräsident Borort zu verschanzen und die Arbeiterschaft durch die Proklamation Tardieu wird an dem Trauerzuge vom Rathause bis zum Bahnhof des Generalstreits zu mobilisieren. Als die sozialistischen teilnehmen. Die militärischen Ehren wenden durch Truppen der Gewerkschaften gegen diese Maßnahme Stellung nahmen, wollten Garnisonen Beauvais , Compiègnes und Senlis erwiesen. Um die Kommunisten einen Sturm auf das fozialistische Gemert- 12 Uhr wird der Sonderzug den Bahnhof mit Bestimmung ichaftshaus unternehmen. Die Polizei trat ihnen jedoch ent- Boulogne- sur- Mer verlassen, geleitet von einem französischen Flug­gegen. Es tam zu einer mehrstündigen Schießerei, in deren Ber­lauf ein Kommunist getötet, vier andere schwer und zahlreiche Strophe, die nicht im Hospital bleiben müffen das sind What, cuggeschwader von 40 Apparaten. Die Ueberlebenden der Kata­leichter verlegt wurden. 17 bewaffnete Kommunisten wurden ver haftet. Mehrere Häuser, aus denen auf die Polizei geschoffen woring und Bell werden denselben Zug benutzen. Nach An­ den war, find militärisch belegt worden.

Berlobung Sofia- Rom. Amtlich verlautbart, daß die Verlobung König Boris mit der italienischen Prinzessin Giovanna vollzogen wurde. Die angeblich in Kürze bevorstehende Heirat ist ein Sinn­bild dafür, daß Bulgarien völlig ins faschistische Rielwaffer geraten ist,

i

funft des Zuges in Boulogne uri 4 Uhr nachmitags werden die Särge an Bord der englischen Torpedobootszerstörer Tempest " und Cedule" übergeführt und nach England gebracht.

Auf die Frage nach den Ergebnissen der technischen Unter­fuchung weigerte sich Major Holt zu antworten. Er erklärte nur, daß die Arbeiten sehr langsam und schwierig sein werden.

Schwere Zusammenstöße in Lissabon .

London , 7. Ottober.

Ein aus Lissabon hier eingegangenes zenfiertes Telegramm be­sagt, daß es in der portugiesischen Hauptstadt gestern am Jahres. tage der Ausrufung der Republik zu schweren Zusammenstößen im Verlauf zahlreicher Demonstrationen gekommen sei. Ueber 50 Per jonen seien verletzt worden, 24 davon schwer. Die Polizei habe eine Anzahl Verhaftungen vorgenommen.

Parteigenoffen! Bolfsbühnenmitglieder! Daubert- Böhme unterstützen. Mitgliederversammlungen besuchen. Wahlvorschlag

Heute

Krach nach einer Hitler- Versammlung. In Frankfurt am Main fam es nach einer Hitler- Bersammlung in der Frankfurter Festhalle zu einer schweren Schlägerei zwischen Nationalsozialisten und Kom munisten. Die Polizei wurde von den Kommunisten mit Steinen beworfen und machte schließlich von der Schußwaffe Gebrauch. Die Menge wurde mit Gewalt auseinandergetrieben. Ein Mitglied der Nationalsozialistischen Partei wurde verhaftet, weil man in seinem Besiz eine Armeepistole vorfand.

sänger, die am Sonntag, dem 12. Oftober, an der Kundgebung Deutscher Arbeiter- Sänger- Bund, Gau Berlin . Die Arbeiter­der Sozialdemokratie teilnehmen, treffen sich am Sonntag, pünfilidh 13% Uhr( 1% Uhr), an der Schloßterraffe im Luft­Folefon. Zahlreiche Beteiligung wird erwartet. garten. Es wird gefungen: Sturm, Gefang der Bölter, Tord

Eichwalde. Mitgliederversammlung Mittwoch, 8. Oftober, 20,30 Uhr, im Lotal Lindner, Bahnhofstraße. Thema: Welche Folge­rungen ziehen wir aus der Reichstagswahl. Referent: Genosse Anion Reißner, M. b. M. Der Borstand.

Wetter für Berlin : Zeitweise aufflarend und ziemlich fühl, feine erheblichen Niederschläge. Abflauende Winde aus westlicher Richtung. Für Deutschland : Ueberall fühles und noch vorherr­schend wolkiges Wetter. Im Nordosten noch einzelne Regenschauer,