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( Fortsetzung von der 1. Seite.)

hafte, in jeder Beziehung zureichende Kost. Und so sehen die festen Ausgaben aus:

Lebensversicherung für den Mann

Verbandsbeitrag

Fahrgeld

1,25 M.

1,50

"

2,--

"

"

0,14

"

" 1

.

Bolkswohl"( weil die Frau noch in der Kirche ist) 0,25

Freidenker

Zeitung. Gas

Radio( mit Akkumulatoren)

1,- 2,50 1,- 8,64 M.

"

Dazu kommt dann noch regelmäßig die Ausgabe für einen Zentner Kohlen, alle Woche wird für 2 Mark Seife, Soda, Wasch mittel gebraucht und wenn dem Vater dann noch großmütigerweise 50 Pfennig täglich für Zigaretten bewilligt werden, ist die Herrlich­feit zu Ende.

Wir leben; wir leben ganz richtig wie Menschen. Ausgehen is nich, aber dafür habe ich mein Radio. Mit die Anschaffungen aber is es auch für uns' n koppzerbrechen. Wie das aber die andern

armen Deibel machen, das bejreife ich nich."

Also geht man ein Haus weiter.

In Sachen Bevölkerungszuwachs.

Wieder einer, dem es gut geht. Der Mann hat 1,29 Mart Stundenlohn und kann mit ungefähr 55 Mart nach Hause gehen, denn er hat vier Kinder und zahlt drum teine Steuer von seinem Lohn. Die Wohnung liegt Hof vier Treppen in einem dieser ausjägigen Häuser des Berliner   Nordens. Aber sie ist sauber, ob­wohl die Zwillinge erst zweieinhalb Jahre alt sind, denn das große Mädel ist dreizehn Jahre alt, der Junge zwölf und alle Kinder sind gut erzogen, Mutter ist sehr hinterher. Man unterhält keine näheren Beziehungen zur Arbeiterbewegung: Der Mann ist im Verband, das ist alles. Es wird eine linksbürgerliche Zeitung gelesen.

Fleisch? Also meistenteils faufe ich im Gefrierfleisch, das werden die Woche so viereinhalb Pfund sein für uns sechs Menschen. Wir brauchen ja täglich schon ein ganzes Brot! Dreimal gibt's Gemüse und dreimal Hülsenfrüchte, foftet zusammen auch 2,50 Mark, Aufschnitt brauche ich in der Woche wohl drei Pfund, der Mann soll doch nich mit die bloßen Stullen in Arbeit gehen. Versicherungen? Nee, bloß sone Versicherungszeitung und die beiden Kleinen in' ne Versicherung wegen die Einsegnung.

Anderswo wie in'n Verband is mein Mann nich, wir haben nichts, gar nichts übrig! Alle Woche ist bei uns ja ein Paar Stiefel zu machen, immer' n Taler, für die Miete müssen alle Woche elf Mark zurückgelegt werden, für Gas und Licht und Kohlen 2 Mark und zwanzig. Der Mann braucht ne Mark und achtzig Fahrgeld. Wir werden noch satt, und ich drehe alles dreimal rum. Aber anschaffen können wir uns alles bloß auf Ziel mehr wie zwanzig Mark tann ich niemals zusammenbringen:- So können wir uns wenigstens für Kleidung noch Qualitätsware

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faufen, nich son Drect, und es wird fein Stüd eher angeschafft, bis das erste abgezahlt ist. Aber ich komme manchmal in drei Wochen nich' ne Stunde raus, und auch die Kinder..., unsere Große haben sie zur Verschickung vorgeschlagen, weil sie immer so blaß ist aber mein Mann fonnte nichts dazu geben und da sind sie auf dem Amt ganz empört gewesen ,,, wo doch Ihr Mann so gut verdient!" haben sie gesagt wenn die bloß mal selber mit vier Kinder und dem Geld wirtschaften müßten.

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Weggehen und so was gibt es nich für uns und nicht für die Kinder: Da"- und sie schiebt mir ein Notenblatt über den Tisch ,, unser Großer wollte so gerne Geige lernen, aber nu hat's auf­gehört; nu sind nich mal die paar Groschen mehr übrig. Radio und Sino gibt's auch nicht wovon denn? Bei vier Kinder!" Und die runde, proppre Frau, die bisher immer gutlaunig Auskunft gab, sieht mich nun fast böse an. Nun nimmt der Mann den Faden auf.

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,, Nein, wir haben gerade noch das Saltwerden; wir müssen bei verkürzter Arbeitszeit einen Lohnausgleich haben! Es geht ja nicht weiter runter!"

Auf dem Tisch liegt eine bürgerliche Zeitung, und der Mann ist politisch unorganisiert. Aber er hat Unrecht, denn es geht noch tiefer runter und das sicht so aus:

Im Wohnfeller.

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Zuerst glaubt man gar nicht, daß da Menschen wohnen, denn der Gang ist gar nicht für eine Kellerwohnung eingerichtet." Und das ist ja auch keine Kellerwohnung, das ist ein Kellerloch, zwei Meter breit und vier Meter lang. Es steht weder Dien noch Maschine drin, man focht, heizt, beleuchtet mit Gas. Das Loch ist in den letzten drei Jahren schon zweimal hergerichtet, aber es nußt nichts: Die Farbe fällt von den Wänden, die paar Möbel ver­stocken, die beiden Kinderbettchen berrosten. Ja Kinderbettchen. In diesem Loch hauft nämlich der Metallarbeiter K. mit Frau und zwei Kindern von und 1% Jahren. Das Kellerfoch hat einen Vorzug: es fostet nur 12 Mark Miete den Monat, und mehr tönnte der Mann auch nicht aufbringen, denn er hat 84 Pfennig Stun denlohn. Wat wir mit det janze Jeld machen, woll'n Sie wissen?! Na, bei uns wird allens verachelt! Bis auf det andre nämlich, weil wir doch so viel Jas jebrauchen, die Woche vier Mark, und den Dahler, den ick zu Fahrjeld und Taschenjeld jebrauche, for anderthalb Pakete Tabak die Woche, und den Dahler, den die Ab­zahlung fricht, man fann sich sojar die Stiebel bloß uff Abzahlung koofen, von andre Sachen jar nich zu reden. Wat? Ick heer immer Möbel, Möbeln heer id? Nee, davon steht nischt drin, und wat hätten die hier denn ieberhaupt forn Zweck, wo uns die schon zusammenfalln! Und wenn wir rauskommen wirden aus det Loch, denn kennten wir uns ooch keene koofen, sehen se ma, die kleenen Wirmer missen doch satt werden! Mat, Mulle, det wäre doch jelacht, zuerst sorcht doch Pappa for Dir?!"

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Wahrhaftig, die Kinder sehen trotz dieses Kellerlochs noch gesund und kräftig aus. Tag und Nacht steht freilich das Fenster spaltbreit offen, sie werden sauber gehalten und gepflegt; alle Tage wird ein Pfund Obst, ein Liter Milch für sie gekauft, alle Woche wird noch ein Pfund Butter geholt. Alle Woche werden noch zwei Pfund Fleisch geholt, es wird noch regulär gewaschen, mit Seife und Seifenpulver; Haferflocken werden, für die Kinder gekauft, für 1,20 Mark Zucker und für 3,75 Mart Brot und Brötchen.

Berband? Nee, so jerne wie id möchte, un id war ja ooch frieher drin, aber et is nich mehr übrich. Erst müssen doch die Kinders satt werden, nich? Ausjehen is ja ooch nich, det mißte man immer an wat andret abbießen; ick hole mir bloß alle Woche mal' n Buch von die Leihbibliothek, det kost zwanzich Fennje, Fand nimmt mir der Mann nich ab, wo fennte idk ihm denn zwee Mark hinlejen!"

Die beiden Leute haben vor drei Jahren geheiratet, dreieinhalb Jahre arbeitet der Mann schon in einer unserer größten Fabriken. Sie fämpfen einen heroischen Kampf gegen die Not; das Kellerloch ist so sauber, daß es geradezu unwahrscheinlich ist; das Bett ist sauber bezogen( eene Mark und funzich fost alleene die Seife alle Woche!"), aber wie wird es mit der Gesundheit dieser Kinder und mit dem Mut dieses jungen Vaters und der Gesundheit der Frau in drei, vier Jahren aussehen? Na, noch een kind dadran is jar nich zu denken! Kommt jar nich in Frage! Benn wir damals schon so gescheit jewesen wärn na, denn wärste jar nich ba, Mulle, nich wa?" Es kommt aber manchmal anders; bei dem Arbeiter C. ist es anders gekommen.

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Ein Viertel Speck   auf sieben Menschen.

Das Haus sieht für die Gegend beinahe herrschaftlich aus. Kaum aber ist die Wohnungstür geöffnet, so prallt man zurüď.

Erdbebennacht in Süddeutschland  

Von München   bis Freiburg  - Bevölkerung in Aufregung

In der vergangenen Nacht sind in ganz Süddeutsch  | lich heftiger Erdstoß verspürt, durch den die Bewohner teilweise aus land mehrere Erdstöße verspürt worden, die die dem Schlafe geweckt wurden. Der Erdstoß wurde auch in den Alpen, Bevölkerung in Schrecken setten, aber außer Sprüngen so in Garmisch- Partenkirchen   und Oberammergau   wahrgenommen.

im Mauerwerk der Häuser keinen nennenswerten Schaden verursachten. Wie die Sternwarte Mün­chen mitteilt, trat das erste Beben um 12.27% Uhr auf. Es waren zwei Erdstöße, die kurz hintereinander folgten und in nordsüdlicher Richtung verliefen. Der zweite Stoß war heftiger als der erste. Die Dauer des Bebens betrug etiva 8 bis 10 Sekunden. Die Erdbewe: gungen waren so heftig, daß die Schreibnadeln des Erd­bebenmessers aus ihren Lagen geworfen wurden, so daß die Aufzeichnung des Bebens nur am Anfang erfolgte. Vermutlich handelt es sich um ein Einsturz beben, dessen Herd nicht allzuweit von München   entfernt sein dürfte.

München  , 8.. Ottober.

Karlsruhe  , 8. Oktober.

Auch in Karlsruhe   und in Heidelberg   wurde heute früh gegen 1 Uhr ein leichter Erdstoß wahrgenommen.

Stuttgart  , 8. Oftober.

Wie aus Friedrichshafen   und Ravensburg   gemeldet wird, verspürte man dort heute früh um 0.28 Uhr einen heftigen Erdstoß, der überall unter der Bevölkerung Erregung hervorrief.

Freiburg   i. Br., 8. Oktober.

Am heutigen Mittwoch, früh gegen 0.30 Uhr, wurden in Ober­baden und in der Bodenseegegend zwei Erdstöße wahr­genommen. In Singen am Hohentwiel dauerte die Bewegung etwa zwei Sekunden und verlief in der Richtung von Süden nach Norden. Die Erdstöße, die auch in Donaueschingen   wahrgenommen wurden, waren so start, daß die Bewohner aus dem Schlafe geweckt wurden.

Neun- Minuten- Dauer des Gesamtbebens.

der Erbrinde mit ihren sehr feinen Apparaten genau feststellen Die Erdbebenwarte in Potsdam   hat die Bewegung können, da der Erdstoß in Süddeutschland   so start war, daß die Apparaturen der dortigen geodätischen Institute fast samt und son­ders zerbrochen find. Nach den Feststellungen des Instituts auf dem Brauhausberg bei Potsdam   zeigten sich die ersten zunächst noch schwächeren Erschütterungen 29 Minuten 0 Sekunden nach Mitter­ nacht  . In aufsteigender Kurve dauerten die Erschütterungen bis 0,30 Uhr und erreichten ihren Höhepunkt in der Zeit bis 0,38 Uhr. Dann flang das Beben in einer leichten Kurve aus. Insgesamt hat das Erdbeben in Süddeutschland   rund 9 minuten angedauert. Der stärkste Erdstoß, der besonders in München   so deutlich verspürt mor. den ist, ereignete sich in der Zeit zwischen 0,33 und 0,34 Uhr. Der Seismograph in Potsdam   verzeichnet hier sogar für die weitere Umgebung, also auch für Berlin   einen Erdstoß von 0,9 Millimeter, eine Erschütterung, die man immerhin als ungewöhnlich bezeichnen fann.

Das Erdbeben ist in der vergangenen Nacht in zahlreichen Orten des bayerischen Allgäus verspürt worden. Aus Immenstadt  wird gemeldet, daß die Erschütterungen ziemlich heftig waren und die Gegenstände in den Wohnungen ins Wanten gerieten. Möbel und Bilder schwankten, die Uhren blieben vielfach stehen. Aehnliche Erscheinungen wurden auch in Kempten   festgestellt. Aus Füssen  am Lech   wird berichtet: Die Einwohner Füssens und Umgebung wurden in der Nacht zum Mittwoch furz vor% 1 Uhr durch zwei starke Erdstöße aus dem Schlaf geschreckt. Den Erdstößen ging ein schweres donnerähnliches Rollen voraus. Das erste Beben dauerte etwa 3 Sefunden, während der zweite Erdstoß von kürzerer Dauer war. Verschiedentlich sind im Mauerwert der Häuser Riffe und Sprünge entstanden. Ziegel sind von den Dächern gefallen. Die Tiere wurden unruhig. Beim zweiten Stoß fonnte genau die wellenförmige Bewegung des Bebens in Richtung Ost- West fest­gestellt werden. Besonders start wurde das Beben in Faulen bach bei Füssen   verspürt. In der Bension Am See" wurden Bilder und Tafeln von den Wänden geschleudert, Stühle fielen un und Gläser zerbrachen. Sämtliche Zimmer des Hauses meisen Riffe und Sprünge auf. Unter den Kurgästen entstand große Erregung. handelte es sich um ein tektonisches Beben, das in unge­ Nach   den Berechnungen im Geodätischen Institut in Potsdam  In Augsburg   und Umgebung wurde das Erdbeben gleich- fähr 600 Kilometer Entfernung sich abgespielt hat und das nach den falls verspürt. Schaden wurde jedoch nicht angerichtet. Auch in burg   und Donaueschingen   gehabt haben muß. Bemerkens. Berechnungen der Wissenschaftler das Zentrum zwischen Frei­Nürnberg machte sich das Beben bemerkbar. werterweise hat auch im Jahre 1911 an derselben Stelle ein sehr heftiges Beben seinen Ursprung genommen. Man fann auch, da

Mehrere eilten sofort ins Freie, wo sie bis gegen 5 Uhr verblieben.

In München   wurden zwei leichte und um 0.29 Uhr ein ziema

wor­

Die 3weizimmerwohnung ist von sieben Menfchen bewohnt, vier Erwachsenen und drei kleinen Kindern: Drei Jahre sind die Eheleute verheiratet, in jedem Jahr tam ein Kind. Denen kann man wahrhaftig ansehen, daß ihr Vater bloß 86 Pfennige Stundenlohn hat und nur anderthalb Liter Milch für alle drei täglich geholt wird. Das Kleinste bekommt noch außerdem einen Liter Haferschleim ,, und sie is sowieso man schwächlich, ich habe sie zu früh gefricht, beinah auf die Treppe, wo ich beis Zeitungstragen war!" Außerdem lebt noch die drei­undneunzigjährige Großmutter in der Familie und eine Kusine: Großmutter hat Sozial- und Invalidenrente, 54 Mart, und die Kusine gibt wöchentlich 16 Mart für Schlafstelle und Kost ab. Aber die Miete! Die Miete kostet ja 56 Mark im Monat! Die Wohnung ist unglaublich heruntergewohnt. Es ist nicht eine mal ein Topf voll Kalkfarbe anzuschaffen!

Ganze 2 Pfund frisches Fleisch werden für die ganze Familie in der Woche getauft. Sonit foche ich mit Sped, heute gibt's Erbsen, da habe ich ein Biertel Magersped mit dran und sonst foche ich das Gemüse mit Maggi und Schwihmehl von Margarine, da kaufe ich alle Woche zwei Pfund. Kohlen kaufe ich alle Tage, das kost' immer fünfzig Pfennig. Seife fann ich nich viel kaufen, ich wasche mit reine Schmierseife, so Perfil und so is zu teuer. In ' n Verband is mein Mann nich, es langt nich mehr dazu, wenn er noch so gerne möchte. Bloß in die Partei sind wir beide und er hat mir so gebettelt, daß er ins Reichsbanner fann und weiter hat er doch nischt. Bloß alle Woche einmal läuft er nach Berlin  (% Stunde), da is ein billiger Rientopp, da foft's bloß sechzig Pfennig man will doch mal irjend was andres sehen! Mit die Miete sind wir seit ein Monat in Rückstand, Jroßmutter hat sich diesmal' ne Bluse gekauft und das Jeld hat jefehlt. Aber man fann die alte Frau doch nich immer allens wegnehmen, wenn sie mir auch mal aufs Wohlfahrtsamt jesacht haben, die braucht nich mehr zu essen. Alle Woche zahlen wir drei Mart ab, weil wir uns Schuhe gekauft haben bei ein' Verein oder so was, da kriegt man ohne An­zahlung, 4 Baar   auf einmal, es war allens taputt!"

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Wie wir leben, tann ich eijentlich jar nich sagen, ich weiß man bloß, Großmutter traut sich nich mal mehr an Brot und Gersten­taffee sattzueisen, die schiebt es uns und die Kinder noch zu. An­schaffen? Dadran haben wir schon lange nicht mehr gedacht, höchstens an Stiebel und die bloß auf Stottern- nich mal für andere Kleider is was da..."

steht, lebt in Wirklichkeit viel schlechter, als vor dem Kriege das Diese Familie, deren Ernäher seit längerer Zeit in Arbeit Cumpenproletariat leben mußte! Aber weder die Hauszinssteuer noch irgend eine andre Last wurde ihr erleichtert... und nun wollen die Unternehmer sich noch auf Kosten dieser Arbeiterschichten die Industrie wieder aufbauen".

Aber die Sache hat noch eine andere Seite: In allen diesen vier Familien, auch bei den beiden Arbeitern, die den Spizenlohn ihrer Branchen beziehen, ist seit Jahren außer der notwendig­

sten Kleidung nicht ein neues Stüd angeschafft

worden

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und bei den Transportarbeitern war man nicht einmal dazu imstande. Hier reicht die Nahrung nicht einmal zur Re­generation der Arbeitskraft, wenn nicht an der Miete auch auf Kosten der Gesundheit gespart werden kann. Bei diesen Schichten müßte selbst bei Verkürzung der Arbeitszeit ein Lohnausgleich ge­schaffen werden. Dieses Opfer, das vielleicht die mit den höchsten Löhnen zu Buch stehenden Arbeiter als einen Solidaritätsbeweis für die Arbeitslosen noch bringen fönnten, kann von den anderen nicht mehr verlangt werden. Und unmöglich ist es, eine Belebung. der Industrie durch eine noch stärkere Schwächung der Kauftraft der gesamten Arbeiterschaft zu erzielen. Man sollte endlich versuchen, das Pferd nicht immer beim Schwanze aufzuzäumen. Daß das nicht ganz zweckmäßig ist, sollte man in diefen Jahren gemerkt haben.

r. e.

vorderhand Nachrichten darüber fehlen, ob etwa in der bekannten Erdbebenrinne größere Bewegungen stattgefunden haben, noch nicht mit Sicherheit feststellen, ob es sich hier um eine fofale Erscheinung oder um einen Vorgang handelt, der im Zusammenhang mit größeren Erdbewegungen steht.

Soweit die bisher vorliegenden Nachrichten erkennen laffen, scheinen die Erdstöße am heftigften im Alpengebiet auf­getreten zu fein. In Ehrwald   in Tirol wurden die Betten von wahrgenommen. Leute, die sich auf der Straße befanden, wollen der Wand abgerüdt. Dort wurden drei Stöße von gleicher Daver

einen starten Lichtschein beobachtet haben, der den Eindruck machte, als ob ein Meteor vom Himmel falle. Auch aus Gar­ misch- Partenkirchen   werden drei starke Erdstöße gemeldet. Der Herd des Bebens scheint demnach im Alpengebiet zu liegen. Be­deutender Schaden wurde nirgends angerichtet. Bielfach entstanden an den Gebäuden kleine Risse im Mauerwert, auch der Berputz fiel hier und dort an fchadhaften Stellen ab.

Todbringer Gas.

3wei verhängnisvolle Unglüdsfälle in der letzten Nacht.

In der vergangenen Nacht sind durch ausströmendes Leuchtgas wieder zwei Menschen ums Leben gekommen. nerin Bauline Heinze im Schlafzimmer ihrer Wohnung in der In den frühen Morgenstunden wurde die achtzigjährige Rent­Ebersstraße durch Gas vergiftet leblos aufgefunden. Die Wieder­belebungsversuche der Feuerwehr blieben ohne Erfolg. Wie die das Opfer eines Unglüdsfalles geworden. Der Hahn der polizeilichen Feststellungen ergeben haben, ist die Greifin zweifellos Gaslampe war halb geöffnet und die ausströmenden Gase müssen den baldigen Tod der alten Frau herbeigeführt haben.

Das zweite Gasunglüc ereignete sich im Hause Klopstock­straße 29. Dort wurde der 31jährige Arbeiter Richard Höhne in der völlig mit Gas angefüllten Küche um 6 Uhr früh von Ange­hörigen tot aufgefunden. Nach dem Befund scheint H. spät nachts angeheitert heimgekehrt zu sein. Er hat dann noch in der Küche hantiert und dabei den Schlauch, der von der Leitung zum Gastocher führt, abgerissen. Als das Unglück heute früh bemerkt wurde, war es bereits zu spät. Die Feuerwehrsamariter bemühten sich längere Zeit um den Leblosen, leider vergeblich.

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In den gestrigen späten Abendstunden wurde der 75jährige Rentner Eduard Pobras aus der Thuner Straße 4 beim Ueber­schreiten des Fahrdammes in der Residenzstraße in Reinickendorf  verlegt. Der Berunglückte fand im Reinickendorfer   Krankenhaus von einem Straßenbahnwagen überfahren und schwer Aufnahme wo er bald nach der Einlieferung ft ar b.

Schnee im Schwarzwald  . Aus dem Schwarzwald   wird Schnee und Sturm gemeldet. In Höhen über 1000 Meter liegen die Temperaturen unter Null,