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Bitte nicht klagen!

Deutschnationale wollen für Berleumdung straffrei bleiben.

Wirft ein sozialdemokratischer Minister die täglichen Angriffe der Rechtspresse achselzuckend in den Papierforb, so höhnen die Standalblätter, er mage nicht zu flagen. Stellt er aber einmal Strafantrag, so beschwert sich eine tiefgefränfte Rechtspresse über ,, Empfindlichkeit". Jetzt nimmt sie es dem Genossen Braun übel, daß er gegen die ,, Kasseler Post" und gegen den ,, Bölkischen Beob echter" Strafantrag gestellt hat. Natürlich verschweigt die Rechts­presse, um welche Art Beleidigungen und Verleumdungen es sich handelt. Das ist ihr auch ganz gleichgültig, denn die persönliche Ehre beginnt für diese Kreise ja erst vom Junter und Leut nant an aufwärts. Daß ein Sozialdemokrat es wagen fönnte, auch ein Ehrgefühl zu befizen, ist Blättern vom Schlage der Deut schen Tageszeitung" und des Lofal- Anzeigers" völlig unfaßbar. So kann sich das Blatt des Landbundes sogar zu der Forderung versteigen, daß Genosse Braun aus Sparsamkeitsrüd­fichten die Klagen hätte unterlassen sollen. Diese selben Leute reklamieren aber für ihre eigene Ehre ein Vorrecht, wonach jede Verletzung ihrer Ehre nur durch Blut abgewaschen werden fönne!

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Es handelt sich beiläufig bei den Klagen, die. Braun nicht per­sönlich, sondern auf Beschluß des preußischen Staats­ministeriums angestrengt hat, um sehr erhebliche Vorwürfe politischer Art. In der Kasseler Post" wurde Braun in einem vom Chefredakteur persönlich gezeichneten Artikel Parteiischer Mißbrauch der Staatsgewalt" und absichtliche Zuwiderhandlung gegen die Geseze" vorgeworfen. Der Bölkische Beobachter" bezichtigte Genossen Braun u. a. einer ,, Erbärmiichkeit der Gesinnung, die auf jeden anstän­digen Menschen abstoßend wirfe".

Abstoßend auf jeden anständigen Menschen kann nur die Feig heit der Burschen wirken, die erst das Maul mit Schimpfereien vollnehmen und dann dem Beschimpften einen Vorwurf daraus machen, daß er sich nicht alles gefallen läßt. Es ist sehr bezeichnend, daß nicht nur die Hugenberg, sondern auch die Schiele Bresse durch diese Taktik allen reaktionären Verleumdern und Beleidigern Straffreiheit sichern möchte. Wenn sie es aber so darstellen, als ob Genosse Braun besonders eifrig mit Klagen sei, oder an ,, leberempfindlichkeit" litte, so sei ihnen folgende Sta­tiftit entgegengehalten:

Der Heros dieser Rechtsblätter, Reichskanzler Fürst Otto ven Bismard, hat allein in den ersten eineinhalb Jahren des Kulturkampfes gegen 730( fiebenhundertdreißig) Zeitungen Strafanträge gestellt, von denen über 600 zur Berur­teilung führten! In den zirka 20 Jahren seiner Kanzlerschaft die entsprechende Zahl. Auf seinem Schreibtisch lag ständig ein Stoß gedruckter Formulare für Stellung von Strafanträgen. Ge­noffe Braun dagegen hat in 10 Jahren seiner Ministerpräsidentschaft insgesamt noch nicht einmal 100 Strafanträge gestellt, trog der sicherlich unendlich gesteigerten Verleumdertätigkeit und des rüden Pressetones der Rechtspresse.

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Alterspräsident Herold.

Vor der Eröffnung des Reichstags.

Die erste Sigung des neugewählten Reichstags, die am Montag­nachmittag um drei Uhr eröffnet werden wird, wird von dem Zentrumsabgeordneten Herold als Alterspräsi­ denten   eröffnet werden. Das Präsidium wird am Dienstag ge­mählt. Am Mittwoch dürften dann der Reichskanzler und der Reichsfinanzminister das Finanzprogramm der Regierung vor dem Reichstag erläutern.

Auf der falschen Welle.

Nichtssagendes Dementi der Reichs- Rundfunk- Gesellschaft  .

Die Reichs- Rundfunkgesellschaft teilt mit: Auf die seitens der Westdeutschen Rundfunkgesellschaft zu Köln   ausgesprochenen Kün digungen des gesamten Personals zwecks Vorbereitung von Ra t'i o- nalisierung und Sparmaßnahmen hat der Betriebs= rat die gesetzlichen Schritte unternommen.

Am Mittwoch fand zwischen dem Betriebsrat und dem Vor­stand der Gesellschaft eine Sigung statt, der der Vorsitzende des Aufsichtsrates der Gesellschaft beiwohnte. Es wurde über die beider seits zu unternehmenden Schritte volles Einvernehmen erzielt. Unter voller Wahrung der gesetzlichen Pflichten und Rechte der Parteien offenbarte die Besprechung erneut die har­monische Zusammenarbeit und Zusammengehörigkeit aller In­stanzen, aus denen sich der gesamte Betrieb, gegliedert in Personal, Borstand und Aufsichtsrat, zusammensetzt.

Durch diese Tatsache möchte allen wirren Kombinationen, die in der Presse laut wurden, endgültig der Boden entzogen werden." Dieses durch die Telegraphen- Union verbreitete Dementi der Reichs- Rundfuntgesellschaft widerlegt und beweist nichts. Es werden darin viele Worte gemacht, aber nicht eine einzige pofitive Angabe darüber, welche Sparmaßnahmen im Betriebe der Westdeutschen Rundfunk- Gesellschaft durchgeführt werden sollen und welches Ein­vernehmen zwischen dem Betriebsrat und dem Vorstand der Sende­gesellschaft über die beiderseits zu unternehmenden Schritte" er­zielt worden ist.

Den ,, wirren Kombinationen" der Presse ist durch dieses wort­reiche und tatsachenarme Dementi noch längst nicht der Boden ent zogen worden. Wir fordern daher nach wie vor eine positive Er. flärung darüber, was bei der Westdeutschen Rundfunk- Gesellschaft vorgeht. Wir verlangen weiter, daß sich das Reichspostministerium diefer Angelegenheit annimmt.

Um   Berlins Oberhaupt.

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Noch keine Klarheit. Keine neue Böß- Debatte im Stadtparlament.

In der Presse beginnt nun wieder das große Rätselraten um den neuen   Berliner Oberbürgermeister. Der Vorwärts" hat bereits betont, daß im Augenblick selbst die Kandidatenfrage noch gänzlich ungeklärt ist. Es werden sicher noch einige Wochen vergehen, ehe man in dieser schwierigen Frage flarer sehen kann. Die heutige Stadtverordnetensißung wird die Vorlage des Magistrats über die erfolgte Pensionierung des Oberbürger­meisters noch nicht zur Kenntnisnahme zugehen.

Die Vorlage nimmt ihren geschäftsordnungsmäßigen Gang und wird den Stadtverordneten erst am nächsten Donnerstag vorliegen. Erst in der nächsten Woche wird auch der Wahlausschuß, der für die Neuwahl des Stadttämmerers eingesetzt worden ist, sich mit

4.1838

Brief aus der Mandschurei  

Charbin, russische Stadt auf chinesischem Gebiet/ Von Emil Vandervelde

Charbin, Anfang September.

Unter allen vielen Reisen, die ich in den letzten Jahren gemacht habe, dürfte unsere Durchfahrt durch die   Sowjetunion die einzige gewesen sein, bei der mich die Kommunisten mit ihren übrigens recht harmlosen Kundgebungen verschont haben. Ob in   Montevideo oder in Buenos   Aires, in Tel- Avis, in   Prag oder in   Warschau, stets fanden sich kleine Ansammlungen von mehr oder minder auf­geregten Menschen, um mich mit den rituellen Beschimpfungen zu bedenken oder Flugblätter zu verteilen, in denen wir als Sozial­patrioten" oder als Sozialverräter" entlarvt wurden. In Sowjet rußland dagegen absolute Stille. In den acht Tagen, die wir in   Moskau verbracht haben, ebenso wie während unserer langen Fahrt durch   Sibirien zeigten alle die, mit denen wir zu tun hatten, nur das höflichste Entgegenkommen; und hätte ich nicht im  Moskauer Revolutionsmuseum mein Bild in der Abteilung der Sozialpatrioten" in der sehr ehrenvollen Gesellschaft von Plechanoff und Jules   Guesde gesehen, hätte man mir nicht im Marg Engels- Institut die vollständige Sammlung alles deffen selbstgefällig vorgelegt, was ich an Büchern, Broschüren, Beitungsartikeln über den Marxismus seit bald 40 Jahren verfaßt habe, so hätte ich mich wirklich fragen fönnen, ob man in den Streifen der Sowjetregierung mit Ausnahme einiger Beamten von meiner Anwesenheit, und sogar von meiner politischen Existenz überhaupt eine Ahnung hatte.

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Welch ein Unterschied zwischen diesem Inkognito und der Ankunft in   Charbin

vergoldete Prostitution ist weitverbreitet. Die Emigrantea müssen, um zu leben, jede Arbeit annehmen. Der reizende Fürst O., der uns heute abend mit der Großzügigkeit eines ehemaligen russischen Hochadligen in der Stadt, herumführt, lebt von seiner Tätigkeit als kleiner Redakteur eines offiziösen russisch- chinesischen Blattes: Ich kann mich darüber nicht beflagen", sagt er uns. ,, Wenn mich die   russische Revolution meiner Güter nicht beraubt hätte, so hätte ich mein ganzes Leben lang eine nichtstuende und überflüssige Eristenz geführt. Heute tenne ich die Genugtuung, mein Brot selbst zu verdienen." Aber nicht alle verfügen über diese philosophische Betrachtungsweise. 3wei Tage lang hörte ich ein wahres Konzert von bitteren Klagen all derer, die dem Vorsitzenden der Sozialistischen Arbeiterinternationale thr Leid vortragen wollten.

Schon auf dem Bahnhof in   Charbin wünschten, unter vielen anderen,

Delegierte jener   deutschen Kolonisten,

die kürzlich aus   Rußland eingetroffen waren, der öffentlichen Meinung in   Europa mitzuteilen, warum ihnen das Leben in der  Sowjetunion unmöglich gemacht worden war. Aber man kennt ja schon in   Europa ihren Leidensweg durch die Landsleute, die nach  Polen und   Deutschland gelangt sind.

übergebenen Dokumenten vor allem eines, über das ich versprochen Aber vom politischen Standpunkt aus gibt es unter all den mir habe, zu berichten und dessen Wortlaut ich der Sozialistischen Arbeiterinternationale übermitteln werde, denn es enthält hoch­bedeutsame Angaben über die

Lage der Ruffischen Sozialrevolutionären   Partei in der  Mandschurei.

Es war auch ein besonders bewegender Anblid, als zugleich mit bärtigen Arbeitern und Muschkis aus den Vororten Charbins drei Bergarbeiter des Amur- Bedens eintrafen, die mehrere hundert Kilometer zurückgelegt hatten, um eine Botschaft an die jenseits der Grenze der   Sowjetunion! Charbin ist bekanntlich die führer in jener Hotelhalle, wo chinesische Gentlemen ihre Koktails Sozialisten   Europas zu übergeben. Ich höre noch, wie ihr Wort­erste wichtige Stadt am Ende der Transsibirischen und an der Dit schlürften, wo weißrussische Emigranten ihre ewigen Zigaretten chinesischen Bahn. Dort ist im vergangenen Jahr eben wegen der rauchten, mir vielleicht allzu pathetisch und doch eindruckvoll erklärte, gemeinsamen Berwaltung dieser chinesisch russischen Bahn gefämpft welch elendes Leben sie führen müßten, weitab von dem heimat­worden. Heute ist der gemeinsame Bahnbetrieb wieder auflichen Boden, wo sie 1917 geglaubt hatten, daß ihnen die Revolution genommen. Auf der Grenzstation von Mandschuli erblickt man auf die Freiheit bringen würde. derselben roten Fahne den weißen Stern auf blauem Grunde des Kuomintang und das Hammer- und Sichel- Wahrzeichen der Sowjets. Dort wurden wir von Beamten der USSR  ., deren Tracht der britischen Marineoffiziersuniform ähnelt, zum Buge geleitet. Hingegen waren die chinesischen Verwalter vollzählig auf dem Bahnsteig in   Charbin zu unserem Empfang anwesend. Aber sie sind bei weitem nicht allein. Neben ihnen stehen der japanische Konsul und der Vertreter der japanischen südmandschuri­schen Bahnverwaltung, da die Bahn im Süden auch durch japanisches Einflußgebiet führt; ferner die Konjuin   Frankreichs und   Belgiens; 3ionisten denn es gibt in   Charbin 12000 Juden, ehemalige  russische Staatsangehörige, die mich dringend ersuchen, noch am selben Abend einen Vortrag über Palästina zu halten(!); endlich und vor allem Russen aller Schattierungen und vor allem Rufsen aller Schattierungen weiße ,,, radieschen farbige"( außen rot, innen weiß), Sozialrevolutionäre, Delegierte der Bauernjugend, Arbeiter der industriellen Werke, Bertreter aller denkbaren und undenkbaren politischen Gruppen, mit Ausnahme natürlich der sowjetistischen Organisationen. Man lieft uns Kundgebungen vor, ersucht uns um Verabredungen furz und gut, von den 48 Stunden, die wir in Charbin verbringen, müssen wir mehr Zeit auf die Abweifung unbequemer Besucher verwenden als uns für die Besichtigung der Stadt übrig blieb. Bom touristischen Standpunkt aus haben wir übrigens dabei nicht viel verloren. Charbin liegt zwar in   China, aber ist nicht  China; es ist noch   Rußland, oder vielmehr es ist noch immer  Rußland, das   Rußland der vor revolutionären Zeit, die einzige Stadt der Welt, in der man sich noch bis zu einem gewissen Grade einen Begriff davon machen fann, wie eine russische Stadt unter dem alten Regime ausgesehen haben mag.

Es gibt nämlich hier, außer den Juden,

etwa 80 000 Ruffen,

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von denen ungefähr die Hälfte Bürger der   Sowjetunion sind, die namentlich zu der Bahnverwaltung gehören, während die anderen Flüchtlinge, Emigranten sind, oder zu fener altrussischen Kolonie gehören, die Charbin vormals nur ein flägliches mongolisches Dorf mongolisches Dorf vor dreißig Jahren gegründet haben.

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Daneben gibt es natürlich Chinesen, sogar eine Mehr­heit von Chinesen und die gegenwärtige Berwaltung ist chinesisch; aber zweifellos sind die Russen, die alteingesessenen Russen, ton­angebend. Und wenn man abends in den großen Geschäftsstraßen spazieren geht, begegnet man oft eleganten, oft auch sehr hübschen spazieren geht, begegnet man oft eleganten, oft auch sehr hübschen Frauen, oder Offizieren mit abgetragenen Uniformen und dem Kreuz des St. Georg Kreuz des St. Georg so daß man sich mühelos einreden kann, daß man, anstatt in   Charbin, in den Straßen Petersburgs oder  Moskaus um das Jahr 1914 lustwandelt.

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Wenn aber auch das Aeußerliche glänzt, so bleibt dennoch die Wirklichkeit ziemlich trübe. Die Bettelei,

die man im   Moskauer Stadtbild faum mehr antrifft, breitet sich hier in den häßlichsten Formen aus. Die mehr oder weniger

Eine

der Vorbereitung der Oberbürgermeisterwahl beschäftigen. neue unfruchtbare Böß Debatte dürfte jedenfalls dem Stadt­parlament erspart bleiben.

Im Rathaus wurde heute vormittag davon gesprochen, daß Böß nunmehr die Absicht habe, die Reichshauptstadt in kürzester Zeit zu nunmehr die Absicht habe, die Reichshauptstadt in fürzester Zeit zu verlassen und nach einem kleinen Ort in   Hessen überzusiedeln. Der frühere Oberbürgermeister ist in   Gießen geboren, wo er auch noch heute Verwandte hat.

Bluttat in   Brandenburg.

Zwei   Berliner Schupowachtmeiffer niedergestochen.

Wie aus   Brandenburg a. d. H. gemeldet wird, hat sich dort gestern abend vor einem Cotal in der Ritterstraße eine Bluttat abgespielt. Die beiden Schupowachtmeister Schmerse und wintelmann von der Polizeiinspektion Berlin- Neukölln, die in   Brandenburg ihren Urlaub ver­brachten, wurden im Berlaufe eines Handgemenges von dem Schlächter rüger, einem mehrfach vorbestraften Mann, der in   Brandenburg anfäffig ist, niedergestochen. Schmerje starb auf dem Transport zum Krankenhaus, wintelmann liegt lebensgefährlich darnieder. Der Schupowachtmeister Sch. hat in   Brandenburg einen Bruder, bei dem er mit seinem Kameraden seine Ferien verbringen wollte. Am Mittwoch abend suchte der Bruder des Schupobeamten ein Lokal in der Ritterstraße auf, wo er mit Krüger in einen Streit geriet. Krüger bedrohte seinen Gegner mit einem Meffer, daraufhin verließ Schmerse das Lokal, eilte in seine Wohnung und

Die Sozialrevolutionäre beflagen sich wörtlich, daß sie zwischen der weißen Reaktion und den Kommunisten wie& mischent Hammer und Ambo B" liegen. Man gewährt ihnen zwar in der   Mandschurei Gastfreundschaft, jedoch mit der strengen Maß­gabe, daß sie jede offene politische Aktion unterlassen, offenbar mit Rücksicht auf den gefährlichen Nachbarn im Westen. Sie befizen sozusagen feine Zeitung. Die einzigen zugelassenen Arbeiter­organisationen sind die paar Eisenbahnerverbände, die der Roten Gewerkschaftsinternationale angeschlossen sind. Unter den 50 000 russischen Arbeitern in der   Mandschurei bleibt die sehr große Mehr­heit ohne Schukorganisationen und man sieht für die nächste Zukunft feine Möglichkeit der Besserung.

Man sollte übrigens nicht meinen, daß bei den Sozialrevolu­tionären von   Charbin die Feindschaft gegen das Sowjetregime gleich, dy Mandschurei auszuschalten oder zu verringern. Sehr bezeichnend bedeutend sei mit dem Wunsche, den russischen Einfluß in der für ihre Einstellung ist folgende Stelle ihrer Botschaft an die Exekutive der SAI.:

,, Kürzlich hat die Internationale eine Resolution bezüglich der chinesisch- russischen Beziehungen beschlossen. Diese Resolution fordert die Beseitigung des gesamten russischen Einflusses auf die ostchinesischen Bahnen. Wir Russen, die in der   Mandschurei faft 100 000 Mann start sind, lennen die örtlichen Lebensbedingun gen genau, die schwer gefährdet sein würden, wenn eine solche Resolution Wirklichkeit würde. Es genügt der Hinweis, daß die Beseitigung des gesamten russischen Einflusses auf eine Bahn, die für die historischen und politischen Belange in der   Mandschurei und mit russischen Gelde gebaut worden ist, einen gefährlichen Nachteil in ganz   China bedeuten würde, zum ausschließlichen Vorteil der anderen Macht, deren Vorherrschaft noch viel schlimmer

Genau vor 25 Jahren stießen die russischen und die japanischen Heere auf den Kaoliangfeldern( Hirsefeldern) der  Mandschurei zusammen. Die Gegenfäße haben sich sicher nicht ver ringert. Auf dem Rücken der Chinesen stehen sich die Russen und die Japaner hartnäckig, wenn auch höflich, gegenüber. Es ist immer­hin bemerkenswert, daß trotz aller ihrer Klagen gegen das boliche­wistische Regime die Sozialrevolutionäre der   Mandschurei im mer noch den Einfluß der   USSR. dem japanischen Einfluß vorziehen.

Und was die Chinesen betrifft, so dürfen wir noch oft Gelegenheit haben, zu erfahren, was sie darüber denken. Aber es ist schon jetzt nicht allzu schwer, ihre Meinung zu erraten.

teilte seinem Bruder, dem Schupowachtmeister und dem gleichfalls anwesenden Kameraden Winkelmann den Vorfall mit. Hierauf be gaben sich alle drei nach dem Lokal, um Krüger zur Rede zu stellen. Die drei waren taum vor der Gastwirtschaft erschienen, als Krüger plöglich, mit einem langen Fleischermeijer bewaffnet, auf die Straße stürzte und auf die beiden Beamten einst a ch. Schupowachtmeister Schmerse wurde von einem Stich in den Ober­schenkel getroffen, der die Schlagader zerriß. Als er in das  Brandenburger Krankenhaus eingeliefert wurde, war der Tod durch Verblutung bereits eingetreten. Winfelmann hat ebenfalls mehrere lebensgefährliche Stiche erlitten, so daß an seinem Auftommen gezweifelt wird.

Der Täter wurde von der Polizei festgenommen und in das Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert. Von den Behörden ist in­zwischen eine genaue Untersuchung eingeleitet worden.

Das Geständnis des   Karower Mörders. Heute vormittag ist es der   Berliner Kriminalpolizei endlich ge lungen, den 34jährigen Maurer Paul Kunze, der unter dem Verdacht stand, Mitte September den Mord an der 58jährigen Witwe Margarethe Mathiaf in Starow verübt zu haben, zu einem Best ändnis zu bewegen. Der Mörder gibt an, an dem ver­hängnisvollen Tage auf nüchternem Magen eine Flasche Dostwein getrunken zu haben. Dadurch sei er jo erregt worden, daß er in völliger Sinnlosigkeit die ahnungslose Frau durch mehrere Schüsse niederstreckte. Jede Raubabsicht bestreitet er. Seinen Angaben wird zunächst wenig Glauben geschenft und man nimmt an, daß Kunze noch im Laufe des Tages sein Geständnis erweitern wird.