Oesierreichisches Köpferollen »llnsere Köpfe werden nicht in den Sand rollen. Wir haben alle schon vor Aufregung die Köpfe verloren?� Sozialdebatte in Qandudno. Kolonialminister L. H. Thomas aus der Exekutive hinausgewählt. Schacht zerredet Deutschlands Kredit. 1 Unerhörte Redereien eines ehemaligen Reichsbaak« Präsidenten. In einem New-Dorter Klub hat der ehemalige Reichsban*. Präsident Dr. Schacht bei der Durchführung seiner Redeturn«« durch die Vereinigten Staaten mieder über Deutschlands Wirtschafts» läge gesprochen und dabei folgende Bemerkungen gemocht: „Deutschland werde keinen seiner ausländisdjen Geld« geber jemals enttäuschen, um welche Kredite ez lich auch Hände ln möge. Die moralische Kreditwürdigkeit des deutschen Unter' nehmcrkums bestehe uooerönderl weiter, anders verhalle es sich mit dem Kredit für össeti lüche Sörpers«l>aften. Die Forderung nach Beseitigung der Berschwendungswirtschait und nach finan- zieller Ordnung iei dos Hauptproblem des Augenblickes." Wir finden es unerhört, daß«in ehemaliger deutscher Reichsbankpräsident in dem 2lugenblick, wo Deutschland auf den Kredit des Auslandes angewiesen ist. die Kreditwürdigkeit der deutschen Privatunternehmer lobt, um die Kreditwürdigkeit de? Staates herabzusetzen. Es gibt kaum einen parlamentarischen Aus« druck sür diese Art eines ehemaligen deutschen Beamten an ver- antwortlichster Stelle, die Interessen des Deuischen Reichs, der deutschen Länder und Kommunen im Auslände zu schädigen! Herr Schacht hat das geistige Erbe von Hugo Stinnes über- nommen. Auch der sprach protzig von der nicht diskontfähigen Unterschrift des Reiches. Die seine hielt er für diskontfähig. Schließ- lich ober gilt die Unterschrift des Reiches nach immer— und was wurde aus Hugo Stinnes ? Preußens Aufgabe. Innenminister Waenttg spricht auf der Konferenz der Regierungspräsidenten. Am Mittwoch begann im Preußischen Ministerium des Innern eine Konferenz der Ober- und Regierungspräsidenten Preußens. Minister Dr. Wacniig begrüßt« die Erschienenen und sprach über die augenblickliche politische Lage. Der Ausgang der Reichstagswahl habe die Unsicherheit und Undurchsichtigkeit der Loge verschärft. Di« finanziellen Schwierigkeiten des Reiches und der gesamten Wirtschaft wirken sich finanziell auch auf Preußen aus. Weil die Entwicklung der nächsten Monate wirtschaftlich und politisch durchaus unsicher sei, müßten in ganz besonderem Maße die preußischen Verwaltungsbehörden auf dem Platze sein. Der preußisch« Staat habe' sich bereits in früheren Krisenzeiten als der Fels erwiesen, an dem sich die Wogen brachen. An diesem Zustande solle und dürfe sich auch in Zukunft nichts ändern. Der Minister gab der lleberzeugung Ausdruck, daß in tätiger, enger Zu- sammenarbeit mit den Zeiltralbe Hörden auch fernerhin die preußischen Provinz- und Vezirksbchördcn ihre ganze Kraft daran- setzen würden, damit in Preußen trotz politischer Wirrnis die Autorität des Staats und die Ordnung und Sicher- h e i t in keinem Augenblick« herabgemindert und beeinträchtigt würde. An die Ausführungen des Ministers schlössen sich kurze S a ch- r e f e r a t e aus dem umfangreichen Gebiet der preußischen Ver« waltung. Vorbereiiungen im Reichstag. Die piahverteUung im Sihungsfool. Di« Verteilung der Platz« im Plenarfitzungssaak de? Reichstag? auf die einzelnen Fraktionen steht vorläufig fest. Die äußerst« Link« und einen Teil der bisherigen sozialdemokratischen Plötze nehmen die Kommunisten«in. Dann folgen die Sozialdemo- kraten und die Staatspar fei. Letzter« hat als«ine der kleinsten Fraktionen ihren Anspruch auf einen Vorderplotz ausgeben müssen und sitzt jetzt im Hintergrund zwischen Sozialdemokraten und Zentrum. Im Anschluß an di« Plätze des Z o n t r u n» s folgen dann di« Bayerische Volksportei und die W i r t f ch a f t s- parte!, di« ebenfalls beide k«!n« Dorderplätze mehr haben. Die nächsten Fraktionen sind Deutsche Dosks Partei und Landvolk. Hinter dem Landvoik sitzen die sechs Abgeordneten der Deutschen Bauernpartei, die sich voraussichllich der Landvolkfraktion als Hospitanten anschließen werden. Weiter hinten iolgen dann die Gruppen des Christ lichsozialen Bolks- dienfte», der Konservativen und der Hannoveraner. Die Deutschnationalen sind die nächste größer« Fraktion, haben aber zukünftig auch nureinenBorderplatz. Die ganze äußerste Rechte, nämlich die früheren Plätze der Deutschnationalen und auch der Deutschen Bolkspartei, nehmen die National- sozialisten ein.. Die drei Vorderplätze der Nationalsozialisten werden von den Abgeordneten Dr. Frick, Stöhr und S t r a ß« r besetzt, in der zweiten Reihe folgt Dr. Goebbels . Den deutschnationalen Vor- derplotz hat der Abgeordnete Hergt inne. in der zweiten Reihe sitzen Dr. Oberfohren und von Oldenburg - Ianuschau. Bei den Sozialdemokraten sitzen die Abgeordneten S e v« r i n g. Krätzig. Svllmann und Dr. Hertz vorn, während Breit- scheid. Müller- Franken, Wels und Dittmann erst in den späteren Reihen folgen. Bei der Deutschen Volkspartei nimmt den ersten Platz wieder Dr. Scholz ein. Di« Kommunisten haben die ersten Plätze mit den Abgeordneten G e s ch k e und Schröter- Merseburg besetzt. Die Splitter wollen Fraktion werden. In der letzten Zeit haben Verhandlungen Mischen dem C h r i st- lichsozialen Vokksdien st. der Konservativen Volts- partei und den Hannoveranern mit dem Ziele der Bildung einer gemeinsamen Reichstagsfraktion stattgefunden. Die Verhandlungen sollen am kommenden Montag zum Abschluß gebracht werden. Zluch mit den jungdeutschen Mitgliedern der Staatspartei haben Verhandwngen stattgefunden. Hier >md aber Schwierigleiten insofern aufgetreten, als der Christsich- soziale Voltsdienst von den Iungdeutschen vor allem«ine Aenderung in ihrer Haltung gegenüber her Reichswehr fordert. Oberbürgermeisterwahl in Königsberg . Sude des Rechtsblocks. Königsberg . 9. Oktober. (Eigenbericht.) Die Königsberger Stadtverordnetenversammlung wählt« am Mittwoch den bisherigen Oberbürgermeister Dr. L o h m e y c r wiederum zum Oberbürgermeister. Di« Walst erfolgt« mit den ■Ztimmen der Deutschen Volkspartei , der Sozialdemo- kraten und der Demokraten. Sie ist insofern bemerkens- wert, alz sie zugleich dos Ende des elfjährigen Blocks der D eu tj ch na t i o n a l e n und der Deutschen Volks- jiaktei m Stadtparlament bedeutet, Llcmdndno, 9. Oktober. (Eigenbericht.) Die am Mittwoch auf dem Labourkongreß begonnene S o. z i a ld e b a tt« süllte auch den größten Teil der Donnerstagsitzung aus. Die Delegierten hörten zunächst ein Referat des Ministers für dos Gesundheitswesen Arthur Greenwood . Im Mittelpunkt seiner auf seltener geistiger Höhe stehenden Ausführungen stand der Wohnungsbau., Mutterschutz und die Säuglings- pflege, und die hierzu von der Regierung ausgearbeiteten und dem Unterhaus unterbreiteten Pläne. Gleichzeitig berichtete der Minister, die Regierung habe neben den hierfür bereits angesetzten Summen neue acht Millionen Pfund Sterling im lausenden Etat sür di« Witwenpensioncn hinzugefügt, so daß diese Witwenfürsorge im kommenden Jahr weiter ausgedehnt werden kann. Unter den in der Diskusston besprochenen Entschließungen befand sich auch der Antrag auf Herabsehimg des penfionsfähigen Atter» der Arbeiter und Angestellten von 65 auf 60 Jahre. Green. wo o d warnt« den Kongreß vor der Annahme, da die Re- gierung keine Möglichkeit sehe, di« hierfür not- wendigen Riesensummen aufzubringen. Der Ge- werkschaftsführer B e o i n war der gleichen Ansicht, während C p o k von den Bergarbeitern den Antrag befürwortete. Er wurde mit 1 221 000 gegen 4ii 000 Stimmen angenommen. Als Pensionssumm« verlangt der Kongreß 1 Pfund pro Woche und Person. Es folgt eine Debatte über die europäische Abrüstung. die durch einen von Immer Lrockway begründeten Autrag der un- abhängigen Arbeiterpartei hervorgerufen wurde. U. a. verlangt die ILP. die Kriegsdienstverweigerung. henderstm bittet zur Tagesordnung überzugehen, denn niemand wünsche sehnlicher die Generalabrüswng und niemand Hab« mehr dafür getan ast die Lubour-Regierung. Sie werde dies« in Genf begonnene, bei der Floltenabrüstungskanferenz forigesetztc Friedens- und Entwafsnungspolitik mit aller Konsequenz auch in Zukunft weiter treiben. Der Kongreß schloß sich mit überwältigender Mehrheit der Ansicht des Außenministers an und verweigert« die Abstimmung über die Entschließung der ILP. parlamentsresorm oerlangte der nächst« Antrag der ILP. M a x t o n steht auf der Tribüne und M o s l e y unterstützt ihn vorn Saal aus. Herbert Morrison erklärt im Namen der Regierung, auch sie sei von der Notwendigkeit gewisser Reformen überzeugt, Ein Komitee arbeite bereits an diesen Fragen. Zvas aber Maxton und Mo?leq ver- langten, fei nicht Fortschritt, sondern Reaktion. Die Debatte wird hitzig. S hinwell greift ein und die Unabhängig« Arbeiterpartei unterliegt mit 490 000 Stimmen gegen 1 809 000. Angenommen wird der Antrag, der die II. Internationale und ihre Parteien auf- fordert, Sdünen uiH Berichte über die Struktur de» Kapi talismus in der Rachkriegszeit anzufertigen. So wichtig und aufschlußreich die Sozialdebatte gewesen sein mag. da? Ereignis des TÄges war jedoch das Ergebnis der mittlerweile vorgenommenen Vorstandswahlen. I. H. Thomas, der jehige Minister für die Dominien, kehrt nicht mehr in di« Exekutiv « zurück. Für seine Wahl traten nicht einmal alle Gewerkschafter ein. Er unterlag mit 836 000 Stimmen, während Clynes mit 2 042 000 Stimmen wiedergewählt wurde. Die zweite Ueberraschuirg bildete die Wahl M o s l e y s, der mit 1362 000 Stemmen neu in di« Exekutive einzieht. An Stelle des zurückgetretenen Macdonald wird Henderfon einstimmig zum Schatzmeister der Partei bestimmt. Der Durchfall von Thomas zeigt, wie tief die Mißstimmung Über feine Tätigkeit als Minister sür Arbeitsbeschaffung di« Reihen der Labour-Party und der Gewerkschaften durchflutet hat. Reben Thomas unterlag auch der parlamentarische Staatssekretär Jones. während Lady Mabel Smith neu in den Vorstand eintritt. Di« übrigen Mitglieder sind geblieben. Oaladier ge, Er fordert Initiative i Varls, 9. Oktober. Der Präsident der Radikalen D a l a d i e r, hat heut« nachnut- tag auf dem Parteikongreß in Grenoble die Debatte über die ollgemeine Politik mit einer großen Rede eröffnet, die nicht ver- fehlen wird, in ganz Frankreich leidenschaftlich kommentiert zu werden. Er begann seine Rede mit Angriffen gegen die Regierung Tardieu. die nichts anderes als die Vernichtung der radikalen Partei wolle und deren Leistungen mehr als fraglich seien. Waren es nicht die französischen Nationalisten, die den Dawes-Plan aufgegeben und statt dessen den Uvung-Plan angenommen haben, fragt« Daladier. der aus den geforderten 132 Milliarden 42 Milliarden gemacht hat. Ist nicht der Kurswert der Young-Planobligationen pon 082,50 Francs auf 830 Francs am 22. September gesunken. Man müsie die Regierung Tardieu für dieses„ausgezeichnete Resultat" beglück, wünschen. Wer könne weiter behaupten, daß di« Sicherheit Frankreichs garantiert sei. Trotz der fiiuinziellen und wirt- schaftlichen Misere des Faschismus trhiunten heute Millionen von Menschen von der Diktatur. Nach Italien , Ungarn , Bulgarien . Südslawien, Polen und Oesterreich würden morgen vielleicht Rumänien , womöglich auch Deukschland«in« Diktatur haben. Auch in Frankreich würden die Männer, die ihr« Kraft der Organisation des Friedens geopfert hätten, mit Haß über- schüttet. Die Radikalen würden kaltes Blut bewahren und nicht vergessen, daß in Deutschland starke demokratisch« Kräfte existierten, mit denen die Radikalen sympathisier- t e n. Worum ergreise Frankreich nicht, anstatt sich in einer negativen Politik einzuschließen, die Gelegenheit, um der Weltöffentlichkeit seinen eigenen Willen, abzurüsten, zu ver- künden und selbst die JniÜaLvr eines allgemeinen Abrüflongsplanes je« Tardieu. i der Abrüstungsfrage. zu übernehmen. Seine eigene Sicherheit könne dadurch nicht ge» schwächt werden. Wozu sei es heut« immer und immer nötig, Pakt« zu unterzeichnen, die dem Völterbuyd nichts Wesentliches hinzufügten, Die Radikalen wollten, daß Frankreich die Initiative zu wirt» schaftlichcn Vereinbarungen und einer gleichzeitigen Abrüstung ergreif«. Niemond könne behaupten, daß dadurch di« Notwendig- ketten der nationalen Verteidigung verneint würden. Die brasilianische Revolution. Gegenoffensive der Regierungstruppen. New Jork . 9. Oktober. Nach Meldungen au» Rio de Janeiro haben die Rundes- l r n p p e n im Staate Santa Eatharina die Offensive crgrisfeu. General Costa hat die Regicrungsslellen van Sao Paulo davon ver- skändigi, daß 2509 Mann Saoallcri« und füns Znswrteriereglmmker sich auf dem Marsche befinden. Nach aufgefangenen Junksprüchen der Aus ständischen lzabcn diese den Eisi-nbahukaoken- puuktvonDoreuabesehl und so die Verbindung der Dunde,- trappen zwischen Rio und Sao psulo unterbrochen. Flieger desertieren, die Marine unsicher. Rio de Janeiro , 9. Okiober.(Eigenbericht.) Die Kampfe zwi�hen dcn aufständischen Truppen und d« Bundesarmee verlaufen außerordentlich blutig. Allein die Einnahme der Stadt Pernambuco durch die umstürzlerischen Truppen kostete 130 Menschen das Leben. Inzwischen ist die Sorocabana-Bahnstrecke von den Ausständi- schen besetzt worden und damit ist Sao Paulo unmittelbar bedroht. Außerdem gingen acht weitere Flugzeuge zu dcn Aufständischen über. Die Bundesregierung ordnete daraufhin die Verhaftung de« gesamten Personals der Militärfliegerschule in Rio de Janeiro an. Die Haltung eines Teiles der Marine ist eben- falls zweifelhaft.
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