Gibt Mussolini Auswanderung frei?

Eine Folge der wachsenden Arbeitslosigkeit.

Paris , 10. Oktober. ( Eigenbericht.) Wie der ,, Paris Midi" aus Nizza meldet, kommen seit einigen Tagen über die Grenzstation Ventimiglia zahlreche italienische Auswanderer nach Frank reich, ohne daß ihnen von seiten der Grenzwachen die geringsten Schwierigkeiten bereitet werden.

Während noch vor kurzer Zeit die politischen Flüchtlinge unter Lebensgefahr die schwierigsten Gebirgspässe über­steigen mußten, passieren sie jetzt den legalen Grenz­weg und warten in der französischen Quarantäne die Ausfertigung ihrer Arbeitsverträge ab.

Man nimmt an, daß dieser plötzliche Wechsel in der Haltung der faschistischen Regierung auf die ich were Wirtschaftskrise zurückzuführen ist, in der sch Italien befindet. Auch scheint man für den kom menden Winter ein bedrohliches Anwachsen der Arbeits­losigkeit zu befürchten und zieht es offenbar vor, die lin zufriedenheit der Bevölkerung nicht auf den Höhepunkt zu treiben. Nicht ohne Einfluß auf die Entschlüsse der faschistischen Behörden dürften die in Paris schwebenden Finanzverhandlungen sein, auf Grund deren Italien eine größere Kredithilfe durch die französischen Banken zu erhalten hofft.

Herbert Morrison für Sozialisierung.

Der letzte Tag des Labour Parteitages.

Llandudno, 10. Ottober.( Eigenbericht.) Transportminister Herbert Morrison , einer der jüngsten und fähigsten Köpfe der englischen Arbeiterbewegung, leitete den legten Tag der Labour- Konferenz mit einem großzügigen Re­ferat ein, das das Regierungsprogramm zur Be­fämpfung der Arbeitslosigkeit und zum ökonomischen Wiederaufbau nach der verkehrstechnischen und tommunalpolitischen Seite ergänzte.

75 Broz. aller von der Labour- Regierung bisher zur produttiven Erwerbslosenfürsorge ausgegebenen Summen sind durch die Hand des Transportministers gegangen. Elektrifizierung des Landes und der Eisenbahnen mar und bleibt einer der Haupt­programmpunkte der Arbeiterregierung. Eine endgültige wirt schaftliche Restauration sieht Morrison jedoch nur dann gegeben, wenn die großen industriellen Unternehmungen der Privat. wirtschaft entzogen und

aus dem Privatbesig in die Staatsverwaltung

Unter Hitlerknaben.

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Den Gegnern die Köpfe abhauen ist vor allem viel bequemer, als sich den eigenen Kopf über ernste Fragen zu zerbrechen."

Das gerettete Kärnten .

Zehnjahresfeier der Volksabstimmung.

Klagenfurt , 10. Oftober.( Eigenbericht.)

In ganz Kärnten mird die Erinnerung an die Bolts­abstimmung feierlich begangen, die vor zehn Jahren über die staatliche Zugehörigkeit des Landes für Deutschösterreich entschied. Den Höhepunkt des heutigen Gedenktages bildete eine Fest sizung des Landtages, bei der der Landtagspräsident Lukas eine politisch bedeutsame Rede hielt. Er gedachte der blutigen Kämpfe, die der Bolfsabstimmung vorangegangen waren. Arbeiter

teidigt. Dadurch war es den österreichischen Friedensunterhändlern

ftimmung zu erreichen, die dann für Deutschösterreich erfolgreich unter Führung Renners möglich, für das Land eine Ab= ausging. Der Landtagspräsident erklärte im Namen des Landtages,

daß er

Heimwehr verhandelte mit Hitler .

Doch die Nazis wollten nichts wiffen.

Wien , 10. Oktober. ( Eigenbericht.) Die Berhandlungen zwischen den österreichischen nationalsozialisten und der Heimwehr über ein gemeinsames Borgehen bei den Wahlen sind am Freitag ergebnis. los abgebrochen worden. Die Nationalsozialisten erklärten, einbarung mit diefer fapitalistis- reaffionären Partei

unmöglich gemacht hätten.

direkt mit Hitler in Münden geführt. Die Verhandlungen wurden in Wien , zum Teil aber auch

Morrijon mit dem demnächst dem Unterhaus porzulegenden Landes mit Waffengemalt gegen die füdslawische Militärmacht ver. daß ihnen die Heimwehr Bedingungen geffellt habe, die jede Ber­Gesez über die Zusammenfassung aller Londoner Berkehrsmittel, die zur Zeit noch größtenteils in Brinat bestz sind, und in tommunales Eigentum verwandelt merden sollen. Zehn Millionen Menschen find auf diese Londoner Transportmittel angewiesen und es geht nicht mehr länger, daß die bringend notwendigen Berkehrs- und Preisreformen durch den Biderstand der Brinatbefizer verhindert merden. Kommunal fozialistisches Wollen und Drängen atmet ebenfalls die von Morrison ausgearbeitete neue Bertehrsordnung, und was der Transportminister von den Städten und Kommunen an öffentlichen Arbeiten und probuftiner Erwerbslosenfürsorge verlangt, ist befte jozialistische Aufbauarbeit.

Der gesamte Kongres dantte dem Referenten durch stürmischen Beifall. Die Delegierfen weigerten fich darauf, die noch vor­liegenden politischen Anträge zu behandeln, die teils für, teils gegen die Regierung gerichtet waren, teilweise aber auch gegen die Diszi plinlosigkeit und die Berstöße der unabhängigen Arbeiterpartei. Der Barteitag ging über alle diese Entschließungen zur Tagesordnung über und eilte zum Schluß. Borher feierte er noch die Präsidentin Susanne Lamrence für ihre unparteiliche und vorzügliche Führung. Mit dem begeisterten Gesang des englischen Sozialisten. marsches endete der Kongreß, der einen.

fiefen Eindruck von der Geschlossenheit der Labour Parin hinterlassen hat, von ihrem Wollen, die Einheit der englischen Arbeiterbewegung aufrecht zu erhalten und nicht zuletzt von der leberzeugung und dem entschlossenen Drängen dieser Bemegung zum Sozialismus, Nicht nur die englische, sondern die gesamte europä ische und sozialistische Arbeiterbewegung tann diesen Kongreß auf die besten Seiten ihrer Geschichte buchen.

Jahrespräsident Stanley Hirst.

Clandudno, 10. Ottober.( Eigenbericht.) Die neu gewählte Exekutive der Labour Party ernannte Stan­Ten Hirst zu ihrem Vorsitzenden. Hirst war bisher Kassierer des Transportarbeiterverbandes. Er steht im 45. Lebensjahr und gehört seit vielen Jahren dem Borstand der Arbeiterpartei an. Die un ab hängige Arbeiterpartei wird in der Exekutive durch Jowett

vertreten.

Die Radikalen oppositionsmüde. 3hre Regierungsbereitschaft dürfte Tardieus Sturz be­schleunigen.

Paris , 10. Oftober.( Eigenbericht.)

Der am Donnerstag auf dem raditalen Parteitag in Grenoble gefaßte Beschluß, der den Weg zur Konzentration der bürgerlichen Linten und der Mittelparteien eröffnet hat, hat die feit Monaten bestehende schleichende Krise des Kabinetts Tardieu atut werden lassen, Tardieus Autorität war schon in den letzten Wochen der Sommertagung des Barlaments fo start erschüttert, daß er sich dem drohenden Sturze des Kabinetts nur durch die Bertagung ent­ziehen konnte. Es dürfte angesichts her 3ersegung seiner Mehrheit und des Streites um die Außenpolitit den Wiederzusammentritt der Kammer faum lange überleben. Der Parteibeschluß von Grenoble bietet jezt die Möglichkeit zur Bübung einer breiten Regie rungsmehrheit, die imstande erscheint, bis zu den Neumahlen bestehen zu fönnen, denn sie würde mit Ausnahme der äußersten nationalistischen Rechten und der Sozialisten alle Parteien der Rammer umfaffen.

Nach einer zweijährigen Kur in der Opposition werden also die Radikalen jetzt wieder in die Regierung eintreten. Es fragt sich aller. dings, ob sie dann nicht wieder, wie einst unter der nationalen Union Poincarés, der Reaktion Barspanndienste leiften werden und die Kosten tragen müssen. Die Sozialisten werden der neuen Entwicklung der Dinge in der französischen Innenpolitif jedenfalls mit Ruhe entgegensehen fönnen Ihre Erfolge bei den letzten Teilwahlen zur Kammer haben bewiesen, daß sie weder von der Regierung Tardieu noch von ihrer ehemaligen Kartell genoffen, den Radikalen, irgend etwas zu befürchten haben.

Grüße auch jenen entbiefe, die damals für Jugoslawien gestimmt hatten. Er erferne fie als gleichberechtigte Landes bürger an, und sei er bestrebt, ihre sprachliche Eigenart zu bemahren und ihnen jede Fürsorge angedeihen zu laffen, gleich den Deutschen .

Bom gleichen Geist war die Rede des Klagenfurter Bürger meisters in der Festigung des Gemeinderats beseelt. Er stattete nicht mur Dant den deutschen Abstimmungstämpfern ab, sondern anerkannte auch das ritterliche Verhalten des füb. lamischen Obersten, der zur Zeit der Belegung Klagenfurts die Verwaltung führte. Am heutigen Nachmittag erfolgt die feierliche Kranzniederlegung auf den Gräbern der im Abstimmungstampfe gefallenen kämpfern, von denen mehr als 80 Proz. der Sozial­demokratischen Partei angehörten.

Am Sonntag findet ein Aufmarsch der Abstimmungsfämpfer statt. Als erste Gruppe marschiert die Bolfswehr unter Führung des Führers des Republikanischen Schuhbundes. Die Heimwehr wurde von sämtlichen Parteien vom Aufmarsch ausgeschlossen, da fie zur Abstimmungszeit noch nicht egiftierte.

Finnlands endgültige Wahlziffern. Sozialdemokratie mehr als ein Drittel der Stimmen, nicht ganz ein Drittel der Mandate.

Sturm im niederösterreichischen Landtag. Wien , 10. Ottober.

Die Freitagsigung des Wiener ( niederösterreichischen) Landtags nahm einen sehr itirmischen Berlauf. Zu Beginn der Sigung gebachte der Präsident des Jahrestages ber Abstimmung in Kärnten Seine Repe murde von der christlichsozialen Minderheit mit Zwischen. rufen unterbrochen, in denen Kritit daran geübt murhe, baß man es nicht der Mühe mert gefunden habe, die Mitglieder des Landtags anläßlich des Gedentens an die Kärntener Abstimmungsfämpfe zu ersuchen, in Festkleidung zu erscheinen. Hierauf kam ein Brief des Außenministers Dr. Seipel zur Berlesung, in dem Bürgermeister Seitz ersucht wurde, von der bes absichtigten Aussprache über die Beschlagnahme einiger Wiener Zeitungen, die den Artikel über Major Pabst veröffentlicht hatten,

mit Rüdficht auf das Ausland abzusehen.(!) Bürgermeister Seit erklärte, daß er diesem Ersuchen nicht Rechnung tragen könne. Diese Stellungnahme des Bürgermeisters löste bei der Minderheit stürmischen Widerspruch aus, die Sigung des Landtags ging schließlich in Lärm unter. Die Freigabe der be­treffenden Zeitungsartifel wurde beschlossen.

angeklagten ehemaligen, fommunistischen Reichstagsabgeordneten nunmehr allein verteidigen. Heio ist inzwischen von Lappo- Leuten ebenfalls freundlich" aufgefordert worden, die Verteidigung der Landesverräter" niederzulegen.

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Helsingfors , 10. Ottober.( Eigenbericht.) Stocholm, 10. Oktober. ( Eigenbericht.) Auf Grund des jetzt vorliegenden endgültigen Ergeb. Rechtsanwalt Georg Branting , der Berteidiger der Ange. misses der finnischen Reichstagswahlen erhält die flagten im Aboer Hochperratsprozeß, ist am Freitagnachmittag aus Sozialdemokratie im neuen Reichstag 66( 59) Sige, die Helsingfors nach Stocholm zurüdgefehrt. Branting er agrarpartei 59( 60), die Cappogruppe 42( 28), die Fortschrittslärte dem Stockholmer Bertreter des 503. Bressedienst", partei 11( 7) und die Schwedenpartei 21( 23) Sige. Die kommu- daß seine Abreise auf Wunsch der schwedischen Ge niften, die im alten Reichstag 23 Abgeordnete zählten, sind im neuen fandtschaft in Helsingfors unter dem Drud von Lappos Leuten erfolgt sei. Die finnische Regierung habe sich an die schme­Reichstag nicht vertreten. Bon insgesamt abgegebenen 1122 162 Stimmen fonnte die dische Gesandtschaft mit der Forderung gewandt, feine Abreise zu Sozialdemokratie mehr als ein Drittel, nämlich 385 750 veranlaffen, damit die guten Beziehungen zwischen Sfimmen auf sich vereinen. Die übrigen Parteien erhielten: Agrar- Schweden und Finnland nicht gefährdet werden". Er selbst bund 305 029,£ appogruppe 211 909, Schwedenpartei 113 309, Fort- habe dieser politischen Erwägung sofort entsprochen. Abgesehen schrittspartei 65 463, Kleinbauern 19 919 und Kommuniffen 11 513. davon sei es unter den gegenwärtigen Rechtsumständen in Finnland wahrscheinlich fein Unterschied, ob die Angeklagten einen Berteidiger hätten oder nicht. Soweit als möglich werde er die Interessen seiner Klienten im Aboer Prozeß nunmehr von Stud­holm aus wahrzunehmen versuchen.

Wie in Italien .

Helsingfors , 10. Oftober.( Eigenbericht.)

In dem Aboer hochperratsprozeß gegen 17 an gebliche Kommunisten hatte der schwedische Rechtsanwait Dr. Branting Stockholm , ein Sohn des verstorbenen schme­dischen Sozialisten Hjalmar Branting , die Berteidigung der Angeklagten übernommen. Schon vor seiner Abreise nach Abo erhielt er von den Lappo- Leuten ein Schreiben mit der Aufforderung, nicht nach Abo zu kommen, anderenfalls er fich irgendwelche Folgen felbft zuschreiben müsse. Branting traf dennoch in Abo ein. Starter Polizeischutz war zu seiner Sicherheit aufgeboten. Desgleichen war das Gebäude, in dem Branting wohnte, gagen etwaige Ueberfälle gesichert. Am Donnerstagabend veranstalteten die Lappo- Faschisten, die teilweise in Kraftwagen vor auswärts nach Abo gekommen waren, eine Protestversammlung und verlangten die sofortige Rückreise von Branting . Daraufhin teilte die finnische Regierung dem schwedischen Gesandten mit, daß der Aufenthalt Brantings die vaterländischen Gefühle der Bevölke rung verlege() und feine Rüdreise angebracht sei! Rechts­aamalt Branting begab sich am gleichen Abend an Bord des Stock­ holm Dampfers. Am Hafen hatten sich etwa 3000 Menschen ein­gefunden, die seine Abreise mit Schmährufen begleiteten.

Der sozialdemokratische Erminister Selo wird die

Tragödie in der Gastwirtschaft.

Die frühere Geliebte erfchoffen.- Gelbstmord des Täters. Ju der Gastwirtschaft im Hause Belle.Alliance- Straße 12 spielte sich in den gestrigen späten Abendstunden eine Liebes­tragödie ab.

Seit einigen Tagen ist in dem Restaurant die 24jährige Ella Jäger aus der Ziedstraße 38 als Büfettfräulein angestellt. Gestern abend erschien dort der frühere Verlobte des Mädchens, ein 30jäh riger Heinrich Nuh aus Biesdorf , um eine Aussprache herbeizu­führen. Es tam jedoch zu einer erregten Auseinandersehung, in deren Berlauf Nuh plötzlich eine Pistole hervorzog und auf seine frühere Braut einen Schuß abfeuerte. Die Kugel traf in den Kopf und führte den sofortigen Tod des Mädchens herbei. Noch ehe es jemand verhindern konnte, richtete 1. dann die Waffe gegen sich selbst und brachte sich zwei lebensgefährliche Brustschüsse bei. Der Täter fand im Urban- Krankenhaus Aufnahme.