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Heinrich Hemmer: Bei den Kleinen

Bir find alle gleich geboren.

,, Schade, daß wir nicht alle gleich geboren find," sagte ich zu Sennie, und das waren herzlose Worte, denn Gennie war ein liebes, junges Mulattenmädchen, und ich hätte mich den Teufel scheren follen um die öffentliche Meinung von USA . und die mißbilligenden Blicke der New- Yorker, jedesmal wenn wir zusammen ausgingen... Damals, damals, als ich und die Welt noch jünger waren. ,, Aber wir sind doch alle gleich geboren," sagte Gennie und 30g mich mit sich fort: ,, Romm, ich will es dir zeigen."

Wir gingen durch Straßen, die feine Spur von Eigenart einer fremden Menschenraffe aufwiesen, fein Sonnenstrählchen naiven afrikanischen Gemütes, tein leiseftes Anzeichen von Schönheitssinn, wir gingen durch ein Großstadtproletariat in Schwarz, und in den Fensterhöhlen lagen dicke schwarze Weiber auf die Brust geftüßt und gloßzten oder wiesen mit dem Finger nach mir: Es schneit, es schneit," rief eine ,,, hier fommt der Schneemann."

Bir hielten vor dem Negerkrankenhaus: dort rollten rollschuh­rollende fleine Schwarze herum und Ringelreihefpielende fangen: ,, Do ba-naco- la, ge ne me." Das ist der einzige Sprachrest, der den Kleinen überliefert wird, und niemand hat eine Ahnung, mas das bedeuten mag.

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Sieh dich mal um," sagte Gennie ,,, als wir in eine Wochenbett stube traten. Da lagen sie, die kleinen Nigger, braun wie Schokolade, in sauberen, schneeweißen Bettchen, wie Mohrenköpfe mit Schlag­fahne in der Konditorei. Aber sie verkrochen sich vor meinem An­blid, so daß nur noch ein paar rabenschwarze Locentringel oder ein festgeflochtenes Bechzöpfchen hervor guckten... Gennie zog mich gleich weiter in einen zweiten Saal: und da sah ich zu meinem Staunen, daß sie recht hatte.

Hier lagen die Neugeborenen. Ist es möglich: wahrhaftig, die Neger werden weiß geboren; genau so weiß" wie mir. Da lagen runzelige, fresbrote, fleine Häuschen Unglüds wie unsere eigenen Babys und lutschten an rosenroten Daumen. Alle Schattierungen sah ich, denn die kleinen Negerlein dunkeln Tag für Tag nach wie belichtetes Photopapier erst nach drei Wochen haben sie die richtiggehende schokoladebraune Farbe erhalten.

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Du host recht," sagte ich zu Gennie. Wir sind alle gleich ge­boren." Aber die sich daraus ergebender. Schlüsse zog ich dennoch nicht... damals, damals, als ich und die Welt noch jünger waren. Wer braucht die Gouvernante am nötigsten? Auf dem Kinderspielplatz am 300 sehe ich des öfteren einen wirklich netten Knaben, den eine etwas überbesorgte Gouvernante immer streng zurechtweist, wenn er im Eifer der modernen Spiele welches da namentlich sind: das Pleite und das Revolutions­spiel über die Grenzen des Erlaubten, d. h. das von der Gou­vernante als zu erlaubten Betrachteten, geht. Willy wird in einem fort dirigiert, gouverniert, und es wird mit ihm remonstriert, obwohl dieser Willy ein sehr selbständiger, sehr einfichtsvoller, durchaus ver­nünftiger Junge ist, der niemals etwas tut, das ihm oder anderen schaden könnte.

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Willy& B. ist es ganz gut, wenn er frühzeitig seine eigenen Er­fahrungen mit dem Leben macht. Das Praktikum, das Leben, wird ihn beffer erziehen als Sie es zu tun vermögen. Dagegen gibt es Menschen im sogenannten reifen Alter, die sich nicht halb so gut vor den Gefahren des Lebens zu schützen vermögen, wie dieser Billy. Ich zum Beispiel, ich brauche dringend eine Gouvernante. Jemand Sanft- Wachsamen, der mich davon zurückhält, daß ich da oder dort hineintappe, die Grenzen des Erlaubten überschreite, jemand An­teilnehmender, der mir sagt, ob ich zu wenig oder zuviel gearbeitet habe oder herumgelaufen bin. Jemand freundlich Besorgten, der sieht, daß ich zur Zeit nach Hause fomme, nicht mehr effe und trinke, als mir zuträglich ist, nicht das eine über das andere vergesse, jemanden liebe, der mir eventuell das Halstuch umbindet oder den Rod auszieht... Lassen Sie den Willy in Ruhe, Fräulein, und passen Sie auf mich auf, dann geht's uns beiden besser."

legten, und ersann zu diesem Behufe alle möglichen anderen Tortur mittel. Es ist vorgekommen, daß Angeklagte neunmal die Marter der Estrapade( Wippgalgen) ertragen mußten. Aber welche Pein man ihnen auch antut", flagt das Ratsprotokoll einmal, so wollten fie die Wahrheit doch nicht bekennen." Mehrere der Unglücklichen endeten während oder bald nach der Tortur unter Beteuerung ihrer Unschuld; andere gaben sich, um den furchtbaren Qualen der Kerfer­haft und der Tortur zu entgehen, aus Berzweiflung selbst den Tod, auf Eingebung des Satans", wie oft hinzugesetzt wird. Der Arm

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des Henkers ermattete unter der Laft der Arbeit, die, wie er am 18. Mai 1545 dem Rat erklärte, eines Mannes Kraft überſtieg. Wurden doch in den wenigen Monaten vom 17. Februar bis 15. Mai 1545 einunddreißig jener Unglüdlichen und unter ihnen des Scharfrichters eigene Mutter durch Schwert, Scheiterhaufen, Galgen und Vierteilung vom Leben zum Tod gebracht. Und dabei gingen der eigentlichen Exekution meist noch grausame Verstümme lungen der Körpers voran.

( Mit Erlaubnis des Verlages Dr. P. Langenscheidt, Berlin , dem Buch Die Tortur" von Franz Helbing und Mar Bauer im Aus­zug entnommen.)

Zu einer Antwort tam das also angesprochene Fräulein nicht, denn es kam alsdann einer jener ,, armen" jungen Leute heran, die von jungen Damen ganz besonders fajoliert werden müssen, damit Erfte drahllose" Straßenbeleuchtung sie das Leben ertragen. Die Gouvernante machte dem jungen Mann Platz, erkundigte sich voll teilnehmender Liebe nach dem Befinden und allen den kleinen Erlebnissen des Herrchens seit dem gestrigen Tag und ich und Willy verzogen uns gemeinsam: beide zugleich begreifend, wenn auch mit teinem Worte erwähnend, daß dieser Dritte die Gouvernante am nötigsten hatte.

Das rote Licht.

,, Bor langer, langer Zeit, als ich so ein kleines Mäder! war wie du," ſagte die etwas übertrieben aufgetatelte und gepuderte Mutter und drückte ihr Kind wehmütig an die Brust, wie es eine Mutter tut, die ihr Kind nur immer für Stunden sieht und ihm dann alles fein, alles geben, alles faufen möchte, die ganze Welt..., als ich ein fleines Mädert war, hab ich auch immer so gerne ins rote Licht geguckt wie du". Die Mutter sah auf eine rote Laterne, am Hause gegenüber, die das Kind unverwandt betrachtete, und über dem es all die neugetauften Spielsachen vergaß. Und dann erzählte die Mutter dem Kinde eine kitschig- rührselige, unwahrscheinlich flingende Geschichte... wie sie als junges Mädchen, in einem einsamen Bahnwärterhäuschen allein gelassen, das grüne Signallicht gegen ein rotes vertauscht hatte, weil die rote Scheibe ihr eine so unaus sprechliche Freude machte, wie nichts auf der Welt... dadurch hatte das Bahnwärtertind den Expreß zum Stehen gebracht und es be­tam Dresche wie noch nie. In der Folge stellte sich jedoch heraus, daß unweit von der Haltestelle die Schienen aufgerissen und der Bahnwärter gefnebelt worden war. Und nun bekam das kleine Mäderl viele, viele Geschenke, Golddukaten, Ketten, Ringe, und als sie erwachsen war, zog die Mutter mit dem Gelde in die Stadt. Und dann... dann...? Das rote Licht und das rote Gold haben mir fein Glück gebracht," schloß die Mutter, darum will ich nicht, daß du in das rote Licht gudst," und sie zog ihren bunten Mantel schützend um das Kind.

Bald darauf wurde das kleine Mädchen von einer älteren mürri­schen Person abgeholt. Die Mutter verschwand dann in dem Hause gegenüber mit dem roten Licht. Ich blieb noch eine Weile im Café fihen. Als ich auf dem Heimweg an dem Hause vorüberfam, sah ich, was das rote Licht bedeutete. Es war das Emblem für ein sehr feudal fie an richtiger Stelle, ich meine bei der Person angewandt würde, aussehendes ,, Freudenhaus". Man spielt wohl ungestraft mit dem die ihrer am meisten bedarf. Für so einen unreifen" Knaben wie Schicksal nur solange man wirklich ein Kind ist.

Fräulein," sagte ich da einmal zu der Gouvernante( ich spreche oft viel zu viel)... Fräulein... ich habe die größte Hochachtung| für ihre Tätigkeit, die sicher zum Segen gereichen würde.

Helbing- Bauer:

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Hexenverfolgungen in der Gegenreformation

Namentlich zu Anfang des Jahres 1545 häuften sich die Ver. haftungen und Prozesse in erschreckendem Maße. Der Kerfermeister erklärte am 6. März dem Rate, daß jetzt alle Gefängnisse der Stadt überfüllt seien und er fernerhin Verhaftete nicht mehr unterzubringen wiffe. Dabei war das gegen die Verhafteten angewandte Berfahren entfeßlich. Man zwidte sie mit glühenden 3angen, man mauerte fie ein und ließ sie verschmachten, wenn sie fein Geständnis ab­

Richard Gerlach:

In den katholischen Stiften und Bistümern", schreibt D.| stellten blutigen Geseze waren taum anwendbar auf fehlbare stellten blutigen Gefeße waren faum anwendbar auf fehlbare Wächter, fallen die meisten Berurteilungen in die Zeit der Gegen- Menschen dieser Erde ". reformation. Im Trierschen blieben unter dem Bischof Johann bei einem großen Herenprozeß im Jahre 1585 in zwei Ortschaften nur zwei Personen am Leben, und es erlitten aus den 222 Dörfern in der Nachbarschaft von Trier von 1587 bis 1593 überhaupt 386 Per fonen den Tod. Im Stift Paderborn wurde seit 1585 die Hegen­verfolgung betrieben; die Stadt Lemgo erwarb sich von 1580 bis 1670 durch ungemein viele Herenprozesse den Beinamen Das Hegen­nest". In dem Stiftsland Zuckmantel , dem Bischof von Breslau gehörig, murden schon 1551 nicht weniger als 8 Henfer gehalten. Jm Bistum Bamberg begannen die Herenprozesse im Jahre 1625. Hier wurden 600 Menschen als Hegen, Zauberer und Teufels­banner verbrannt; dies meldet eine 1659 mit bischöflicher Genehmi­gung zu Bamberg gedruckte Schrift. Unter den Hingerichteten wer­den angeführt:" Der Canzler und Doktor Horn, des Canglers Sohn, sein Weib und zwo Töchter, auch viele vornehme Herren und Ratspersonen, sonderlich etliche Personen, die mit dem Bischof an der Tafel gesessen... Es sind etliche Mägdelein von 7, 8, 9 und 10 Jahren unter diesen Zauberinnen gewesen; deren 22 sind hingerichtet und verbrannt worden, wie sie denn auch Better über ihre Mütter geschrieen, die sie solche Teufelskunft gelehrt haben. Und hat die Zauberei so überhand genommen, daß auch die Kinder in den Schulen und auf der Gassen einander gelehrt haben." Der letzte Satz zeigt zur Genüge, wie weit im 17. Jahrhundert, das man die Klassische Zeit der Hegenverfolgungen nennen fönnte, dieser Wahn­finn gediehen war.

In Hamburg wurde bereits 1440 eine mulier divinatrix( Weis­fagerin) und eine andere incantatrix( 3auberin) verbrannt. Auch aus dem Jahre 1458 wird die Verbrennung eines Weibes erwähnt. Die nächste Hinrichtung eines Bauberweibes fällt in das Jahr 1482. Später ist bis zum Jahre 1524 nur ein einziger Fall bekannt, bei dem

statt des richtigen Prozeßverfahrens ein Willeürverfahren stattfand; es betrifft die Hinrichtung des ersten Märtyrers der Reformation, Heinrich von Züpphen, der am 11. Dezember 1524 verbrannt wurde. Anders wurde es, als die Tortur in Hamburg ihren Einzug hielt. Sogleich begannen die Herenverfolgungen und Hinrichtungen. Der erste Fall, wo in der Elbestadt die Tortur zur Anwendung kam, war zugleich der erste Fall einer größeren Herenverfolgung. Bon 14 in Haft genommenen Heren wurden 2 zu Tode gemartert. Vier wurden lebendig verbrannt, was später noch häufig vortam. Aus Lübeck werden nur drei Fälle aus den Jahren 1551, 1581 und 1591 gemeldet. Besonders wütete der Herenschrecken im Elsaß . Am 15., 19. und 28. Oftober 1592 wurden in Straßburg nicht weniger als 134 Frauen verbrannt, und in dem Städtchen Thann allein von 1572 bis 1620 136 Frauen, darunter Greifinnen von 90 und 92 Jahren. Einzelne Berurteilte wurden auf dem Wege zur Richt­stätte alle 100 oder 1000 Schritte mit glühenden 3angen gezwidt oder an dem Schweif junger Pferde zum Scheiterhaufen geschleift. Wie sich die Henkerarbeit hier mit der Zeit entwickelte, befundet die Tatsache, daß von 1615 bis 1635 im Bistum Straßburg 5000 Heren den Tod fanden. Ebenso ging es in Flandern zu, und überall wurden mittels der Tortur die Aussagen erpreßt.

Mit besonderem Eifer wurde in der Schweiz die Herenver­folgung betrieben, hauptsächlich in den romanischen Kantonen. Das von dem strengen Calvin am mächtigsten beeinflußte Genf nahm hierbei die erste Stelle ein. Die nach Calvins Weisungen aufge­

Die Technik schreitet heute ungeheuer schnell vorwärts. Was noch gestern ein unerhörtes Wunder war, das von der ganzen Welt mit Recht angestaunt wurde, wird heut bereits in den allgemeinen Dienst der Menschheit gestellt und dient der Bequemlichkeit und dem Verkehr. Man erinnert sich noch, welches ungeheure Aufsehen vor mehreren Monaten der Versuch Marconis gemacht hat, auf draht­Lojem Wege von seiner Jacht aus eine elektrische Lichtleitung zu entzünden, die viele tausend Kilometer entfernt war. Der Versuch wurde damals als eine unerhörte Leistung betrachtet, wenn man auch feststellte, daß die technischen Maßnahmen dazu die Möglich­teiten schon seit längerer Zeit boten. Es war nicht eine drahtlose lebertragung von Energie auf so weite Strecken, sondern es wurde nur mit Hilfe von Radiowellen eine Vorkehrung ausgelöst, durch die die elektrische Lichtleitung in Tätigkeit gesetzt wurde. Troßdem bedeutete dieser Versuch Marconis einen wichtigen Schritt auf dem Gebiete der Anwendung der Radiowellen. Jedenfalls hätte damals wohl kein Mensch vermutet, daß diese sensationelle Neuerung in furzer Zeit zum alltäglichen Gebrauch bei der Straßenbeleuchtung einer Stadt vermendet werden würde.

Die Stadt Berlin fann sich rühmen, die erste elektrische Licht­leitung zu befizen, die täglich auf drahtlosem Wege in Betrieb ge­sezt wird. Um ein gleichzeitiges Aufflammen aller Laternen zu ermöglichen, wird in Boston seit einiger Zeit ein Fernschallsystem angewendet, durch das eine drahtlose Bedienung der Lampen mög­lich ist. An jeder Lampe befindet sich nämlich eine fleine Empfangs­station für drahtlose Wellen von bestimmter Länge. Bei der Be­leuchtungszentrale der Stadt ist ein Sender angebracht, der Wellen von der entsprechenden Länge aussendet. Sobald er nun in Tätig­teit tritt, werden an den Empfangsapparaten fleine Hebel in Tätigkeit gesetzt, durch die das elektrische Licht eingeschaltet wird. Auf diese Weise werden überall in der Stadt die Laternen in der­selben Sekunde mit Hilfe der drahtlosen Wellen entzündet. Auch die Ausschaltung des Lichtes bei Tagesanbruch erfolgt auf ebenso drahtlose Weise, denn an den Empfangsapparaten befinden sich auch fleine Vorkehrungen, durch die der elettrische Stromkreis automatisch ausgeschaltet wird. Aehnliche Maßnahmen kann man übrigens auch bei Gasbeleuchtung treffen, so daß auch Gaslichtanlagen ganzer Städte mit Hilfe der drahtlosen Wellen ein- und ausgeschaltet werden, tönnen. Bei diesen haben die drahtlosen Anlagen noch größere wirtschaftliche Bedeutung, als bei der elektrischen Anlage, die auch mit Hilfe von Drahtleitungen auf weite Entfernung getätigt werden können. Man erkennt daraus, wie schnell die sensationellsten Neuerungen der Technik in den allgemeinen Dienst der Menschheit gestellt werden. Vielleicht wird in kurzer Zeit die Anzündung von Baternen auf den Straßen der Städte auf dem bisherigen Wege eine lächerliche und altmodische Einrichtung sein.

Was die Schönheit toffet. Auf dem Kongreß der amerikanischen Schönheitsspezialisten in New Yort wurde die Summe, die die insgesamt 40 Millionen Dollar geschätzt. Dabei wurde festgestellt, amerikanischen Frauen für Schönheitsmittel im Jahre ausgeben, auf daß troß der allgemeinen wirtschaftlichen Depression sich die Aus­gaben für Schönheitsmittel in diesem Jahr gegenüber dem Borjahr um 30 Proz. erhöht haben.

Der Laubengartenzaungaft

Eine unmögliche Sache: die Mietfasernenbewohner in ihren bäckigen Pfirsichen, den Reinetten und Borsdorfern gegenüber. Heimaterjaßgefilden auch noch zu beneiden?

Pforte ein lackierter Briefkasten und ein Messingschild. Ein feudales Erstens: bitte, es gibt hochherrschaftliche Laubengärten. An der Wochenendhaus unübersehbar gebettet in Rhododendron und Olean­Wochenendhaus unübersehbar gebettet in Rhododendron und Dlean­der.( Aber da kann ich mich auch irren.) Jedenfalls mit fahrbaren Liegestühlen und kostbaren Gardinen. Von einer kompletten Bart­villa beinahe nicht zu unterscheiden.

Zweitens: Besiz bleibt Besiß, und wenn dem Habenichts ver­wehrt sein soll, über den Zaun zu guden, was soll er denn dann? wehrt sein soll, über den Zaun zu gucken, was soll er denn dann? Ich schätze mich glücklich, zwischen Drahtgeflecht und Liguster­hecken spazieren zu gehen. Der geftampfte Rots zerknackt unter den Sohlen. Freilich habe ich stets ein schlechtes Gewissen, wenn ich in ein unbekanntes Laubenrevier eindringe. Denn man weiß nie, ob durchbohrt einen mancher mißtrauische Blick. Die alteingefeffenen man eigentlich berechtigt ist oder nicht. Zumal wenn das Dbft reift, Rolonisten merken doch gleich: der gehört nicht dazu, der will bloß mal spionieren, ob meine Birnen schon reif sind

Daß man aus rein ästhetischen Motiven unter Knollen und Rohlstrünten wandelt, das ließe sich so leicht niemand aufbinden. Die Argwöhnischen lassen sich zunächst nur nicht zu Tätlichkeiten hinreißen, weil sie vermuten, daß ich wahrscheinlich meine Tante besuchen wolle. So rettet mich eine Tante, die ich gar nicht habe...

Der Laubengartenzaungaft ist ein überlanges und haarsträuben­des Wort. Und was es bedeutet, ach, du lieber Gott .

Aber nun meine Rechtfertigung: ich brauche nicht erst ein Ver­mögen für ein Beförderungsmittel auszugeben, ich atme in ziem­licher Nähe meiner Wohnung relativ wunderbar unverbrauchte Luft. Blumen blühen da, die alle illustrierten Kataloge von Erfurt und Haarlem übertrumpfen.

Hineinbeißen ist verboten, lieber Freund. Aber schauen darfst du.

Und doch ist der Neid nicht das einzige, was mich in die Lauben­gärten treibt. Auch nicht die Absicht, mich über den Herrn Regie­rungsinspektor zu amüsieren, der in getnicter Haltung mit Jauche­gießen beschäftigt ist. Sondern diejer nett gehegte Krimsframs gefällt mir einfach. Die Massenansammlung von Himbeer- und Johannisbeerbüschen, von Kartoffeln und Georginen, von Lilien und Suppentraut, von Levkojen und Petersilie, von Blumen und Agrikultur, dieses Gemisch von Großspurigkeit und Nützlichkeit, von Bienenfleiß und Feierabend, das ist wohltuend fürs Gemüt.

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Auch läßt sich das Praktische mit dem Romantischen verbinden. Zuweilen verkauft eine tüchtige Frau die Tomaten um fünf Pfennig billiger das Pfund als in den Geschäften. Mitunter sind Pflaumen Afternbuketts. Wenn überhaupt, erstehe ich diese Dinge nur wider­und Aepfel vorteilhaft zu erwerben, Sonnenblumen oder gewaltige strebend, nur als sparsamer Hausvater, der rechnen muß. Nicht gern erniedrige ich die poetischen Jagdgründe zu Markthallen. Sonst müßte ich später beim Spazierengehen stets denken: hier sind dir einmal die steinharten Zwetschgen angedreht, dort drüben hat ein schlechtes Weib dir saure Kirschen aufgehängt, und von dahinten stammte der Blumenkohl mit den Maden

Ich streife lieber am Duft der Dinge vorbei, ich labe meine Augen am faftigen Grün des Rasens oder am Burgunderrot des wilden Weines.

Wenn mir ein edler Gönner so einen Laubengarten anböte und spräche: Nimm ihn mit allem, was darinnen ist!" so würde ich schleunigst die Flucht vor diesem Geschent ergreifen. Denn wenn ich den Garten dann besäße, müßte ich hacken, jäten, graben, düngen, Ralf sprigen, Blattläufe ablesen und Wasser schleppen. Und die Früchte meines Schweißes würden schließlich doch unweigerlich geklaut oder die Spaßen und Raupen fräßen sie- ich danke.

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Unftet und flüchtig ist der Mensch, und wo er es vermeiden fann, bückt er sich nicht gern. Ich spähe mit Wonne über hundert fremde Drahtgitter, und ich habe gar feine Sehnsucht nach einem eigenen.

Oben wird das Drahtgeflecht der Umzäunung gewöhnlich noch durch einen besonders liebevollen Stacheldraht umrankt. Ist auch den Händen und Hosenböden der Zutritt mißgönnt, lauern auch in den scheinbar harmlosesten Beeten tückische Fußangeln und mörde­rische Selbstschüsse, so hindert doch feine rohe Hinterlist die Augen, fich alles Schöne anzusehen. Ein Hauptsatz der Aesthetik verlangt, um zum wahren Genuß zu gelangen, wunschloses Sichpersenten. Ebenso satt, wie ich ein altes Delgemälde betrachten würde. fühle ich mich standhaft den safranfarbenen Riesentürbissen, den zart- Frieden...

Ein verwahrlofter, unordentlicher Faulenzergarten würde die Nachbarn ja mit Recht ärgern und empören. Nein, ich bin für den