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Berlins   Soll und Haben

Zahlen bekommen Leben Ein Bild von dem Schaffen der Riesenkommune Dickleibige Bände mit vielen, sehr vielen Zahlen, alle wohl-| nern Gleichgestellte- alles Millionenlaften, die bligartig die troft geordnet nach Kapiteln, vom Magistrat zusammengestellt und her- lose wirtschaftliche Notlage weiter Boltsschichten beleuchten, die aber ausgegeben für alle Zweige der weit verzweigten Berwaltung, so auch zugleich zeigen, wie Berlin   unter großen Opfern diese Not im präsentiert sich der Berliner   Milliardenetat als ein Werk Rahmen seiner eigenen Leistungsfähigkeit zu lindern bestrebt ist. für Finanzfachverständige, die diese städtische Bilanz herunterlesen 6,3 Millionen für Kriegsbeschädigte und Hinterbliebene, 45,8 mil. können, wie andere Leute die Zeitung. Für die Mehrzahl der fionen für Jugendwohlfahrt, 25,7 Millionen für sonstige Wohlfahrt, übrigen Sterblichen bleibt der Etat Berlins   aber ein Buch mit sieben 1,8 Millionen für Taubstummen- und Blindenpflege und 6 Mil­Siegeln und selbst unter den Stadtverordneten sind es nur die Spe- fionen für das Obdachwesen werden ebenfalls dem großen üädtischen zialisten, die jede Zahl nach ihrer Bedeutung zu schätzen wissen. Und Wohlfahrtsfonds entnommen. dabei ist dieser Haushaltsplan das Rüdgrat unserer ganzen Stadt­verwaltung, er zeigt, woher die Mittel für die Riefenverwaltung zufließen und wohin sie wieder abwandern. Er spricht aber auch

eine ernſte Sprache, wenn er die Grenzen der Finanzkraft Berlins  aufzeichnet und damit die nehrlichkeit derer offenbart, die unbelastet mit eigener Berantwortung in ihren agitatorischen Forde­rungen Ausgaben und Aufwendungen verlangen, von denen sie selbst wissen, daß sie von der Stadt nicht geleistet werden können.

Das Nachrichtenamt der Stadt Berlin   hat jetzt ein

fleines Heftchen von nur 2 Seiten Umfang herausgegeben, das sich bildſtatiſtiſcher Ueberblick über den Haushalt Berlins   1930 nennt und in vorbildlicher Art das schwere Problem löft, die toten Etatszahlen für die Massen lebendig zu machen. Es werden hierbei nicht viele Worte gemacht, der erläuternde Text, der mit Kennerblick das We­fentliche des Etats herausholt, ist knapp gehalten, nur wenige mar fante Zeilen. Dagegen tritt zum ersten Male der Haushalt Berlins  in plastischer Form vor unsere Augen. Leicht verständliche Bilder, die jedermann auf den ersten Blid erfassen fann, erläutern die einzelnen Kapitel des Haushaltsplanes. Es entsteht ein wahr heitsgetreues Bild von dem lebendigen Schaffen in der Verwaltung unserer Riefentommune.

Soll und Haben in Berlin  .

Steuern und Betriebe sind die einzigen Etatskapitel, bei benen die Einnahmen die Ausgaben übersteigen alle anderen meisen einen Bedarf, also einen 3uschuß auf. 495 Millionen aus Steuern und 73 Millionen aus den Betriebsüberschüssen, insgesamt also 568 Millionen Mart, müssen die Ausgaben für Wohlfahrt, Schulen und Volksbildung, Gesundheitsweisen, Bauwesen, Wohnung und gemeinnügige Betriebe, für die Allgemeine Verwaltung, die Polizei und die Finanzverwaltung decken.

Berlin   als Kulturzentrum Deutschlands  .

Es folgt der Bedarf der Schulverwaltung. Auch Millionenauf. wendungen. Ein plastisch wirkendes Bild hebt die Ausgaben Ber­ lins   hervor, das jährlich für jeden Schüler der Berufsschulen 74 Mart, für Volksschüler 194 Mart, für jeden Schüler der Mittel­schulen 400 Mart und für die Schüler der höheren Lehranstalten 512 Marf aufwenden muß.

Einige Bilder zeigen die Verwendung der Millionen für die öffentlichen Arbeiten, für Hoch- und Tiefbau, Straßen- und Brücken bau und endlich für das Siedlungs- und Wohnungswesen, für das Berlin   in der Zentralverwaltung 135 Millionen und in den Bezirken 5,6 Millionen Marf ausgeben muß. Auf der Einnahmen seite dieses wichtigen Kapitels stehen 130,4 Millionen Mart aus aus= 3inssteuereingängen, bei denen bekanntlich Berlin   durch den ungerechten Verteilungsschlüssel zugunsten anderer Gemeinden im Reiche schon seit Jahren erheblich benachteiligt wird. Berlin   als das größte Kulturzentrum Deutschlands   löst seine fulturellen Berpflichtungen mit jährlich 8 Millionen Mart ab, es zahlt auf den Kopf der Bevölkerung 75 Pfennig für Musik und Theater, 73 Pfennig für die Wissenschaft, 15 Pfennig für Bildende Runft, 11 Pfennig für Bolfsbildung und 4 Pfennig als Nothilfe für Künstler und Geistesarbeiter.

Endlich noch einen Blick in die öffentliche Gesundheits pflege. Jeber Patient in der Krankenpflege foftet der Stadt Berlin   jährlich 2622 Mart, jeder Batient in der Irrenpflege Millionen, für die Krankheitsvorbeugung 14,2 Millionen und für 2243 Mart. Für die Krantenheilung werden jährlich 29,7 die Körperpflege 3,8 Millionen Mart verausgabt. Es sind nur einige schnelle Eindrüde, bie mir hier aufzeichnen bei dem Um­blättern des fleinen und doch so bedeutsamen Hestchens, das uns verständnisvoll in den Organismus der Berliner   Berwaltung ein 271 Millionen Mark betragen die Gesamtausgaben auf dem Geführt. Es ist wert, ernstgenommen und ernst durchdacht zu biete der Wohlfahrtspflege es ist das Kapitel, das aufwerden. Nicht nur für den Kommunalpolitiker follte es ein stän­der Ausgabenſeite immer größer wird und immer stärker die Ver- diger Begleiter sein, es müßte Allgemeingut für jeden Berliner  waltung nicht nur Berlins  , sondern aller deutschen   Städte lähmt werden, weil es zugleich ein schlagender Rechenschaftsbericht ist für und bei der Abbürdung der Lasten von Reich und Staat auf die alles, was die Stadt leistet und auf den einzelnen Gebieten des Gemeinden in absehbarer Jelt die Finanzkraft der Kommunen über- öffentlichen Lebens neu geschaffen hat. Und dieses Rechenschafts­fchreifen wird. Eine sehr instruktive Darstellung zeigen die Kanäle berichts brauchen wir uns nicht zu schämen, er beftätigt die Folge­auf, in die die Millionen des Gesamtbedarfs für die allgemeine richtigkeit unserer kommunalpolitischen Arbeit, die mit erafter Ber­Bohlfahrt abwandern. 55,9 Millionen für Erwerbslose, 61,1 antwortlichkeit für die Allgemeinheit am Aufbau des neuen Berlins  minionen für fonftige Unterstüßte, 32 8 Millionen für Sozialrentner, geleistet worden ist und auch in Zukunft aller faktischen Negation" 16,6 Millionen für Kleinrentner, 17,5 Millionen für den Kleinrent zum Troh von unseren Vertretern geleistet werden wird.

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Geschäfte mit Madame Justitia

Man kann gute und schlechte Geschäfte mit ihr machen...

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Der Angeklagte stöhnt laut auf. Er hat das letzte Wort. ,, Aber ich bitte Ihn'n, id bitte Ihn'n ich habe allens wieder zuric jejeben, id habe nischt von jehabt, und seit ick det Mädel habe, war ich ehrlich un habe jearbeit, in die Billen, wo so ville rumlach, sie tenn meinte Meisters fragen, alle Malers, mit die ick jearbeitet habe, et is nie nich wat vorjekomm id mollte ja nu ehrlich bleim zwee Jahre, nee, nee, jem Se mir nich zwee Jahre!"

Der Einzelrichter zieht sich mit dem Gerichtsschreiber zurüd. Der Angeklagte stützt den Kopf in die Hände, er sieht nicht mal nach seinem Mädel, das im Zuhörerraum fißt. Dann erscheint der Richter wieder und verfündet das Urteil im Namen des Volkes: Der Angeklagte ist wegen einfachen Rückfalldiebstahls zu fieben Monaten Gefängnis verurteilt. Bei der relativ langen Zeit, die seit der letzten Kontrolle der Tür verstrichen war, ist es nicht un­möglich, daß sie von anderen Tätern erbrochen worden sei.. Man habe ja auch feine Spur der Ware in der Wohnung des Angeflag: en gefunden, und man habe ihm auch sonst nicht beweisen fönnen,

daß er mit diesem Diebstahl in irgend einer Berbindung stehe. Also habe das Gericht noch einmal einfachen Diebstahl angenommen, vollem Umfange anrechnen- es tönne aber feine Haftentlassung es wolle dem Angeklagten auch die erlittene Untersuchungshaft in und feinen Strafaufschub gewähren...

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und man

Der Angeklagte ist billig weggekommen ,, billig, wenn man hier nur mit den Paragraphen rechnen will. muß es sich in Moabit   ja langsam abgewöhnen, mit dem gesunden Menschenverstand zu rechnen, der freilich auch diese billige" Strafe für einen beinah entstandenen Schaden von vierzehn Mark Strafe für einen beinah entstandenen Schaden von vierzehn Mark viel zu teuer findet.

Rehfisch: ,, Brest- Litowst".

Theater des Westens  .

Troßti: Frieden muß mit den räuberischen Ludandorff- Deutschen geschlossen werden, obwohl sie imperialistische Hyänen sind. Denn die Somjetfache braucht Frieden, damit sie den Krieg gegen den Weltkapitalismus vorbereitet. Troyti geht zu Lenin  . General Hoff mann: Nicht den Feind im Westen schlagen, sondern das alte große Volk der Russen mit allen deutschen   Divisionen vor der Bolschewi fierung retten, damit das Reich und die ganze Welt durch Deutschland  für den Segen der bürgerlichen Kulturordnung aufbewahrt werden. bürgerliche. Die bürgerliche wird dadurch noch betont, daß Deutsch­Hoffmann beschwört Wilhelm II.  , diesen Feldzug zu befehlen.

Das Stück hat also zmei Tendenzen: die bolfchemistische und die lands arbeitendes Volf en dem Rettungswert als meistbegünstigtes Element mitarbeiten und so durch kaiserlichen Entschluß mit legitimen Eristenzrechten beglückt werden soll.

nicht. Sie bringt im Gegenteil Beifall für Trogli und Beifall für Diese Doppelstirnigkeit des historischen Schauspiels mißfällt Hoffmann. Es fann im Bartett und auf den Rängen tein Streit der Meinungen entstehen. Schon auf der Bühne wird jede Meinung befriedigt. Zur Entfachung von Standalen ist das Stüd deshalb wenig geeignet. Jud und Christ, Alldeutscher und sowjetistischer Ber fchwörer niemand wird enttäuscht.

Es ist ein Stück, gegen das kein Bedenken vorzubringen ist. Die Pfiffigkeit des Verfaffers zeigt sich allenthalben. Der große zweite Aft, der sehr lang und nicht turzweilig ist, bringt die ganze Friedens. fonferenz. Sie wird gesprengt, weil Trojfi und Hoffmann gegen­einander reden, aber auch aneinander vorbeireden. Trotzdem ist intereffant, was sie reden. Der dritte Aft, in dem die Hauptszene Hoffmanns Gespräch mit Wilhelm II.   bringt, vermeidet allzu große Albernheit. Wilhelm II.   tst fein übermäßig farifierter Despot in Feldgrau, er ist sogar ein sympathischer Dummfopf. Was ihm an Gehirn mangelt, besitzt Hoffmann und dazu noch Wärme des Herzens und einen ernsthaften Idealismus. Während des letzten Altes wälzt sich Trojft im Gewissenstampf, ob er sogleich feine Rote Armee   mobilisieren oder als 3auderer seine Zeit abwarten soll. Da er fich für das Baudern entscheidet, macht er sich den gemäßigten

Der Bäckermeister Friedrich zum Beispiel macht ein| lich teurer gewesender Herr Bäckermeister hat ein gutes Geschäft Revolutionären angenehm. gutes Geschäft; aber er hat auch ein gutes Geschäft, er beschäftigt mit Madame Justitia   gemacht.

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in seiner Bäckerei drei Gesellen und zwei Lehrlinge; besonders die Behrlinge beschäftigt er ausgiebig und darum steht er auch heute hier vor dem Einzelrichter. Denn der Vormund eines Lehr­lings hat ihn angezeigt, weil sein Mündel ihm meldete, daß er äglich von 6 Uhr und 15 Minuten früh bis um 18, ja, manch mal bis um 20 Uhr beschäftigt wurde. Da befam Herr Friedrich einen Strafbefehl über 150 M.; der Schreck fuhr ihm ins Sebein; er lief zu einem Rechtsanwalt und erhob Einspruch gegen Den Strafbefeht. Das war ja wohl gar nicht möglich, daß man um son dummen Jungen solche Unannehmlichkeiten haben sollte! Der Herr Rechtsanwalt riet ihm freilich, den Einspruch lediglich auf die Höhe der Strafe zu beschränken; denn schließlich war ja der frühere Lehrling als 3euge benannt, und gegen die tatsächlichen Angaben würde ja wohl nichts zu machen sein. Also tat der Herr Bäckermeister das Klügste: Er gab den Tatbestand zu und erreichte dadurch, daß auf die Vernehmung des Zeugen ver­zichtet wurde.

Nun tonnte er in bewährter Konditorkunst die harten Tat­fachen verzudern. Na ja, der Lehrling habe in der Backstube effen müssen: Aber doch nur aus Raummangel, und wenn das mit dem Essen manchmal unregelmäßig gewesen sei, denn sei das Mädchen dran Schuld.  ( Die Anklage behauptet, daß der Lehrling teine richtige Effenspause habe machen dürfen.) Und daran, daß er bis um fünf Uhr hätte arbeiten müssen, sei der Lehrling ganz alleine Schuld gewesen, der wäre eben so langsam! Noch längerna, er entfinne sich nicht, der Lehrling habe denn wohl in der Backstube Zeitung gelesen, aber manchmal, das müsse er ja zugeben, so am Sonnabend und Freitag, ba wäre es spät ge worden, bis 19 und 20 Uhr aber dafür wäre der Junge ja auch zur Fortbildungsschule gegangen, das store doch auch! Und hundertfünfzig Mart tönne er nicht bezahlen, nein, ganz unmög lich, vom Geschäft bliebe nichts übrig. Wovon er denn lebe? fragt der Staatsanwalt. Na ja, vom Geschäft, aber sonst bleibe nichts drüber. Er verdiene nichts, rein nichts, er habe sogar noch Schulden! Was er denn Steuer zahle? Der Herr Bäder­meister hat ein miserabel schlechtes Gedächtnis. Es ist beinahe ein Kreuz verhör notwendig, um ihm das Geständnis zu entreißen, daß er 6000 m. Einkommen verfteuert.

Nicht immer geht es so gut ab.

Der nächste Fall! Der Angeklagte Rabe hat fein gutes Geschäft; man muß überhaupt sagen, daß seine Geschäfte wohl manchmal anrüchiger Natur gewesen sein mögen; denn er hat schon fieben Strafen hinter sich und ist auch schon einschlägig vor. bestraftwegen schweren Diebstahls. Das ist schlimm: Denn auf schweren Rückfalldiebstahl stehen zwei Jahr Zuchthaus... auf schweren Rückfalldiebstahl stehen zwei Jahr Zuchthaus... ganz gleich, wie groß der entstandene materielle Schaden ist. Und Sie können mir glauben, Herr Richter, es is diesmal wirklich blos ne Zufallsfache gewesen! Idk wer doch nich meine Papiere einstecken, wenn ic wat vorhabe! So dumm bin ich doch nich mal früher jewejen!" Mit den Papieren war das ja nun auch ein besonderes Pech. Also Paul Rabe ging eines Tages durch die Brüderstraße und betrat den Flur eines Hauses durchaus nicht in der Absicht, da was wegzunehmen im Gegenteil: Denn er behauptet, daß er bloß ein lofett suchen wollte,., meil mir so tomisch im Bauch war". Auf dem Hausflur war auch eine Rabuse, und als er die Tür aufmachte( sie war nur angelehnt), sah er, daß sich ihm hier geradezu ein Gelegenheitstauf" geboten wurde, denn die Kabuse war der Lagerraum des Obsthändlers Kiebiz.

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Gerade als er, einen Sad Feigen auf der Schulter, den Hausflur verlassen wollte, tam der Obsthändler die Treppe runter, friegte ihn am Kragen und schüttelte ihn durch. Aus war der Traum und nun bat er flehentlich, thn loszulaffen, er wolle es nie und nie wieder tun... und trug schließlich dem Obsthändler fogar selbst den Sad Feigen wieder in die Kabuse. Aber dabei hatte er das Pech, seine Papiere zu verlieren, und als der erbofte Händler merkte, daß ihm aus der Kammer noch zwei Kisten Aepfel  fehlten, übergab er die Papiere der Polizei und zeigte ihren 3n­haber an. Wegen schweren Diebstahls: Denn anderthalb Stunden vorher hatte er sich ja noch überzeugt, daß die Kammer verschlossen gewesen war. Herr Rabe war davongeflattert; er hatte den Ber luft der Papiere auch bemerkt und ahnte, was feiner wartete, darum gab er seine Wohnung auf, meldete sich nicht an und ver­stand es, anderthalb Jahre unauffindbar zu sein. Er fand ein Mäbel, fand sogar eine Wohnung das gelingt anderen Leuten mit flaren Papieren nicht mal und ernährte fich brav Antrag des Staatsanwalts: In Anbetracht der Tat und ehrlich als Maler, denn er, der Tausendfassa, fand sogar fache, daß der Angeflagte noch nicht wegen eines gleiden Deliftes Arbeit! Dann aber wurde er bei irgendeiner dummen Brügelei vorbestraft sei und seine Handlungsweise, wenn schon nicht richtig, geschnappt, identifiziert und gleich in Untersuchungshaft behalten­doch keine allzugrobe Ausnutzung( 1) der Kraft des Lehrlings wäre, jet figt er an sechs Wochen und nun drohen ihm zwei Jahr Zucht. beantrage er, die Geldstrafe auf 100 Mart herabzulegen. Diese hauswegen eines Sads voll Felgen, Wert 14 bis 15 Mart- Geldstrafe würde den Angeklagten wohl hart genug treffen und und obendrein bekam der Eigentümer fofort fein Gut zurüd, ein Schaden ist nicht entstanden. Das erscheint selbst dem Staats ihn vor ähnlichen Handlungen warnen. Urteil: Die Geldstrafe wird auf vierzig Mart herabgefegt- anwalt zu grob, so plädiert er selbst auf mildernde Umstände: erfaßweise vier Tage Gefängnis. Der Herr Bäckermeister wird Der Angeklagte sei ja damals in Not gewesen und habe sich seitdem nicht in das Gefängnis gehen. Und damit er die Kleinigkeit ohne ehrlich ernährt. Aber über die Mindeststrafe müsse doch erheblich jede Ueberſtürzung regeln kann, handelt ihm sein Anwalt noch hinausgegangen werden; denn er habe sich in raffinierter Weise Die reelle Bezahlung all der im anderthalb Jahr lang dem Zugriff der Polizei entzogen. Also Zahlung in zwei Raten aus. Laufe von drei Jahren geleisteten Ueberstunden wäre wahrschein beantrage er zwei Jahre Gefängnis.

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Rehfischs Dosierung der Meinungen für die rechte und für die linfe Partei ist dem Theatererfolg angepaßt. Man ist erstaunt, wieviel gute Theaterwirkung sich aus der Gesinnungshalbhelt heraus­ichlagen läßt, man erinnert sich, wieviel theatralische Langweilig? cit bisher in anderen sogenannten Zeitstücken durch die Gesinnungs­energie produziert wurde.

Also fiegt der Theaterbeforateur, der Rollenschreiber, der St. tuationsgruppierer Rehfisch durch das Handwerk, das er sich als fleißiger Mann aneignete. Der Einwand, daß er mit seinem Janus­föpfchen weder Honig noch Elfig ist, daß die träftigen Dichtertalente und erst recht die ordentlichen Genies ganz klar für ihre Tendenz Stellung nehmen und daß die dramatische Buttermeidheit leicht in den Berdacht einer Gesinnungsschluderei gerät, ließe sich machen. Solcher Einwand geht jedoch nur gegen Werke der Ewigkeit, er darf aber nicht gegen Saisonwerte erhoben werden. Rehfisch ist durchaus Saison. Es ist freilich möglich, daß seine Mode noch hübsch lange dauert.

Richard Weichert  , Frankfurts   Intendant a. D., jetzt Wander­regisseur wie zahlreiche seiner besten Kollegen, inszeniert. Er hat nicht viel zu tun, weil Rchfisch mehr Regiewert als Kunstwert pro­duziert. Immerhin ist mancher gute Typ des Schauspielerischen enzuerkennen: Selbst Paul Bildt   als Kaifer Wilhelm gibt noch immer einen Menschen und feinen Wigblattonkel. Kayßlers General Hoffmann ist Biedermann im Generalsrod. Salomon der Weise mit Himbeerstreifen. Graf Czernin  ( Leo Neuß) tommt allein bei Rehfisch sehr schlecht weg. Buviel Troddelei des Defterreichers wird zufammengetragen, dainit sich die Galerie amüsiert. Entweder muß man lauter Clowns, wie Bernhard Shaw es macht, als historische Typen auf die Bühne stellen oder die Leute ganz ernst nehmen. Der Clownspaß ist allerdings nur den Genies möglich. Homolka als Trotti: wirklich ein Weiser aus Verbitterung, salopper Redner, furzsichtiger Neuropath, der nicht mit dem Säbel, sondern mit dem verbogenen Kneifer hantiert, Gedankenimprovisator, schließlich immer der Erfinder der witzigsten Phrase. Tropki ist mehr der Brivatmann, gesehen durch den Kammerdiener Rehfisch, als der politische Typ. Während die Gegenspieler typifiert sind, ist Trotzki  ganz realistisch beleuchtet. Vielleicht verbirgt sich unter dieser stilistischen Ausschweifung Rehfischs Subjektivität.

Der Beifall überschütteie den Dramatiker und feine Künstler. Max Hochdorf  .

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Die Rundfunkberichterstattung über die letzte Reichsbannerfund. gebung. Der Vorwärts" hatte fürzlich im Funkmintel die Be richterstattung des Berliner   Senders über die große Reichsbanner. fundgebung im Luftzarten kritisiert. Der Nachrichtendienst hatte nämlich die Kundgebung der Republikaner   nur mit einem Soh er wähnt, während am gleichen Abend ein sehr ausführliche Bericht über den Koblenzer   Stahlhelmtag gegeben worden war. Wie uns ieht der Drahtlose Dienst, der die Verantwortung für diefe Nach richten trägt, nachweist, hat die Funkstunde durchaus forrett ge handelt. Es werden nämlich grundsätzlich von allen Barteien und Berbänden nur Reichs- oder Landestagungen be­rüdfichtigt. Der Koblenzer   Stahlheimtag aber war die diesjährige Reichstagung der Stahlhelmer.