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Labour Party   mit PPG. folidarisch.

Ein Sympathietelegramm des Labour Parteitages. London  , 11. Oftober.( Eigenbericht.) 3m Auftrag des Labourtongresses fandte die Exekutive der englischen Arbeiterpartei nachfolgendes Telegramm an die fozialistische Partei Polens  :

Die Konferenz der Labour Party befundet tiefste Sympa thie für den Kampf der demokratischen Arbeiterklasse Polens   zur Berhinderung einer faschistischen Dittatur. Der Kongreß jendet dem Präsidenten und Bizepräsidenten der sozialistischen   Partei Polens  , sowie allen anderen in polnischen Gefängnissen schmach­fenden Sozialiffen und Gemertschaftlern feine fameradschaft­lichen Grüße. Der Kongreß erhofft fehnlichst den nahen Sieg der polnischen Demokratie über die faschistische Gefahr und die Wiederherstellung eines freien Polens   unter den freien Völkern Europas  ."

Sumanität unter Pilsudski  .

Warschau  , 11. Oktober.  ( Eigenbericht.) Der in Brest  - Litomst internierte sozialistische Abgeordnete und Führer der polnischen Arbeiterjugend, Dubois, ist am Freitag nach Warschau   gebracht worden, wo seine Frau schmer tran. daniederliegt. Infolge der Aufregungen über die Verhaftungen und die Nachrichten über die schlechte Behandlung der Internierten hatte sie eine Totgeburt und geriet in Lebensgefahr. Dubois durfte trotzdem nur in Begleitung des Staatsanwalts einige Augenblicke an das Krankenbett seiner Frau.

Der Versuch der Pilsudski  - Leute, in die Reihen der oppo= ⚫fitionellen Bauern Verwirrung zu tragen, indem sie durch einige bezahlte Agenten einen neuen Bauernbund grün­deten und für diesen direkt auch die Zeitung und Parteikasse des wirklichen Bauernbundes in Anspruch nahmen, dürfte nur vorüber­gehenden Erfolg haben. Der Parteiausschuß des Bauernbundes beschloß am Freitag einmütig, die wenigen Mitglieder, die fich für die Neugründung erklärt haben, auszuschließen und den bisherigen Führern sowie der demokratischen Linken die Treue zu halten.

Verschickung statt Unterstützung! Wie im Sowjetparadies jetzt mit den Arbeitslofen um­gesprungen wird.

In unserer Abendausgabe meldeten wir bereits die Ein= stellung der Arbeitslosenunterstügung in Sowjet­rußland. Die deutschen   Sowjetlakaien werden natürlich ihren An­hängern vorreden, dies geschehe, weil feine Arbeitslosen in Rußland  mehr vorhanden seien. Aber ganz abgesehen davon, daß selbst die schöngefärbte Sowjetstatistit jüngst noch 1154 000 Arbeitsloje in Rußland   meldete, brauchte eine Regierung die Arbeitslosenunter­stützung am wenigsten dann ausdrücklich durch Dekret aufzuheben, wenn sie sowieso niemand mehr in Anspruch nähme! Nun, die Aufhebung der Unterstützung geschicht vielmehr, um die Arbeitslosen ungehindert nach entlegenen und unwirtlichen Gegenden des Sowjet­reiches als Zwangsarbeiter deportieren zu können.

Ganz deutlich spricht dies der zweite Teil der Mitteilung des Arbeitskommissars aus. In ihm wird nämlich angeordnet, daß die Arbeitslosen, die oft mit Rüdsicht auf ihre Familie ober ihre Wohnung ihre Heimatstadt nichtnerlassen wollen oder Arbeitsmöglichkeit entsprechend ihrer beruflichen Borbildung fordern, an Baustellen und Arbeitspläge zu schaffen find, wo Bedarf vorhanden iff, unabhängig von ihrem Beruf und ihrer fachlichen Eignung. Wer sich weigert, dem Befehl zur Arbeit nachzukommen, wird von den Arbeitsbörsen gestrichen. Er verliert also damit dauernd die Rechte der Arbeitertlaffe. Der einzige Absagegrund ist Krankheit, die jedoch durch besondere Aerzte tommissionen festgestellt und bestätigt merden muß.

Was das bedeutet, ist völlig klar. Der Arbeitslose wird brutal von Frau und Kind getrennt, er muß seine Wohnung verlossen, um an einem vielleicht fünfhundert Kilometer entfernten Orte in einer vermanzten und überfüllten Barade-man lese darüber in den Schriften Panait Istratis das nötige nachzu hausen, aus irgend einer Feldfüche ungenießbare Kost zu essen, eine Arbeit zu ver richten, der er nicht gewachsen ist, furz und gut: um das Leben eines Buchthaussträflings auf Außenarbeit zu führen, gleich dem er den ihm angewiesenen Ort unter keinen

Umständen verlassen darf.

Dies nennt sich Arbeitslosenfürsorge in dem angeblich einzigen

Arbeiterstaat" der Welt!

Memelländische Landtagswahlen. Starke deutsche Mehrheit.  - Erhebliche Gewinne der Sozialdemokratie.

Memel  , 11. Oktober.  ( TU.) Von den Wahlen zum Memelländischen Landtag vom 10. Oftober liegen aus 112 Wahlbezirken von insgesamt 192 Er­gebnisse vor. Danach ergibt sich folgendes Bild: Die Memel ländische Boltspartei erhielt bisher insgesamt 12 966 Stimmen, davon in der Stadt Memel 7964, die verbundenen Listen der Landwirtschaftsparteien, erhielten 8876, die Sozialdemo traten 6020, die Wirtschaftspartei 1203, die Arbeiterpartei ( Rommunisten) 2454, der Berband der Landwirtschaft 791, die Großlitauische Liste insgesamt 7068 Stimmen. Demgegenüber stehen folgende Zahlen der vorigen Landtags­wahl: Memelländische Bolfspartei 17755, die verbundenen Landwirt. schaftsparteien 18355, Sozialdemokraten 5502, Kommunisten 3882, Barband der Landwirtschaft 1473, Groß- Litauer 5914. Demnach steht es einwandfrei fest, daß der kommende Landtag im großen und ganzen die alte Zusammensetzung behalten und das Geschick des Memellandes auch weiterhin pon den alten eingesessenen memel ländischen Parteien geleitet werden wird. Auffallend ist, daß die Sozialdemokraten einen erheblichen Gewinn an Stimmen für sich buchen fönnen und daher eventuell auf Kosten der Kommunisten einen neuen Siz erhalten werden.

Brasilien  .

Schlechte Nachrichten für die Regierung.

Buenos Aires  , 11. Oktober.

Die Zeitung 2a nacion" berichtet aus Porto Alegre  : Nach dort eingetroffenen Meldungen hat die Bundesgarnison in Santa Cruz( Rio de Janeiro  ) gemeutert

Ein Kreuzer, der die Landung von Bundestruppen in Imbituba durchführen wollte, mußte nach längerem Kampf die Flucht ergreifen. Der Stab der Aufständischen meldet, daß die Offensive weiter vorgetragen werde, er gibt seine Effektivbestände mit 50 000 Mann an, von denen 30 000 Mann zu den Kampfforma Honen gehören.

Der nazifreundliche Unternehmer.

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Henn

Coars

August 1930: Ein nationaler Wahlfieg wird die Wirtschaft ankurbeln. Verfügen Sie über meinen Geldschrank."

Schwarzer Tag der Börse

Börsenkrach

Oftober 1930:

Kurssturz!

Waa- s? Börsenfrach auf Börsen­frach! Sollte ich mich verfalfuliert haben?"

Wahlresulta 107 Nazis

September 1930: 107 Nazis gewählt. Jetzt gehen goldene Zeiten für die Wirtschaft an!"

DE

Und bald darauf: Sicherheitshalber werde ich doch meine Kapitalien nach der Schweiz   bringen."

Faschismus als Nationalsozialismus  

Prof. Heller in der Freien Sozialistischen Hochschule

In der Freien Sozialistischen Hochschule sprach im überfüllten Blenarjaal des preußischen Staatsrates Genoffe Profeffor Dr. Sel­ler Berlin über Faschismus als Nationalsozialismus". Er legte bar:

die Heimwehrbemegung groß durch das Anzünden des Wiener Juftizpalastes. Dostan fördert diese Dinge, nicht um der halb­begrabenen Weltrevolution willen, sondern um Europa   in Unruhe zu halten.

Während in Italien   der Faschismus seit acht Jahren regiert, Wie könnte ohne die mangelnde politische Cr während in Jugoslamien, Ungarn   und Polen   halbfaschistische Reziehung der Unfinn vom Brechen der Zinstnechtschaft geglaubt, gierungen am Ruder find, während in Finnland   und Desterreich die mie fönnte von Studenten Hitlers   Wort, daß einem Bolke, das faschistische Bewegung nach der Macht greift, hat der deutsche mirklich deutsch   ist, Waffen aus den Fingernägeln quellen, bejubelt Faschismus, der Nationalsozialismus, einen ungeheuren parlamen werden? In der Arbeiterschaft andererseits wird die Demokratie tarischen Sieg errungen. Die Bewegung, von der nur die Best- zum Teil unterschätzt, zum Teil aber werden Mandatszahl und und Nordstaaten Europas   verschont sind, herabsehen und unter Stimmzettel überschätzt. Der Stimmzettel hat nur Sinn, wenn man auch den Kopf hinhält. Weiterhin müffen auch mir Sozialdemokra­schätzen, heißt sich selbst schaden. ten außenpolitisch stets betonen, daß wir die Reparationen nur zähnefnirschend bezahlen.

Die Grundlagen der Bewegung sind eine weitgehende soziale Umschichtung, eine starte Schmachung der Arbeiterbewegung, man gelnde politische Erziehung weiter Boltskreise, Versagen der par­lamentarischen Formen und ein Generationenwechsel besonderer Natur. Der Antisemitismus spielt nur eine untergeordnete Rolle. Er dient der Propaganda und wird gegenüber dem zahlungsfähigen Judentum im gegebenen Augenblid jofort zurüdgestellt merden. Gehört doch beispielsweise das Neue Wiener Journal", Organ der

Heimwehren, dem Juden Lippomit!

Die soziale Umschichtung hat den kleinbürgerlichen Mittelstand zu einer selbständigen politischen Größe gemacht. Er fühlt sich bedroht durch die Arbeiterbewegung und das organi fierte Kapital. Geführt durch deklassierte Elemente der Bourgeoisie, frühere Offiziere und nicht versorgte Akademiker, ist er mirtschaftlich proletarisiert, innerlich aber aufs engste mit dem Bürgertum ver­bunden. Politisch ununterrichtet, betont der. Kdeinbürger sein Bürgertum, indem er dieses in der nationalistischen Tonart noch übertrifft. In seiner Stellung vor der Arbeiterschaft ist der Kampf gegen die Genossenschaften ihm besonders wichtig, meil er in ihnen den Konkurrenten sieht, weshalb im faschistischen Italien  gerade die Genossenschaften zuerst zerstört wurden. Aus ähnlichen leberlegungen auch spielt das Warenhaus in der nationalfozia. liftischen Propaganda eine so hervorragende Rolle. Die Universität erzieht die Führer: 70 000 Studenten im reichen Deutschland   vor dem Krieg stehen heute 120 000 Studenten gegenüber, so daß wir bald mit 40 000 unversorgten Atademikern rechnen müssen. Nicht revolutionär, nicht reattionär, fondern tonservativ ist der National fozialismus für das Großfapital Sturmbod gegen die Arbeiterschaft. Die oberitalienische Industrie unterstützte Mussolini  , der liberale Giolitti gab ihm die Waffen. Konservativ ist die Phrase vom Ständestaat, die der Erhaltung der Gesellschaftsordnung von heute dient.

Die Schwäche der Arbeiterbewegung ist hervorgerufen durch den Kampf zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten,

der sich gegen die Arbeiterbewegung selbst richtet. In Italien   för den Bolschewismus schreien zu können, und in Desterreich wurde

Das Versagen der parlamentarischen Formen diskreditierte die Demokratie.

In Italien   gab es vor 1922 gleichfalls Kabinette, die nur detre­tierten, und Bariamente, die verjagten. Die Schwierigkeiten freilich, die ein Barlament hat, das nur durch Bildung von Koalitionen arbeitsfähig ist, sind nicht zu verkennen.

Der Generationenwechsel hat durch Krieg und Nachkrieg in allen Teilen des Volkes eine Kluft zwischen Alten und Jungen ge= schaffen. Die Jugend von heute will die Aktivität um der Aktivität millen, will nicht Theorie und Berhandeln, sondern Braris und Handeln. Sie überschäßt sich selbst, während auf der anderen Seite eine Verfaltung der alten Parteien nicht geleugnet werden kann.

Intensivffe Sorge um die Jugend fut not. Lächeln wir nicht über den Führerfult um Mussolini  , Lenin   und Sitler, scherzen wir auch nicht über die Freude an Uniformen und Abzeichen! Nicht ohne Grund heißt das Lied der Faschisten: Jugend, Jugend, Blume der Schönheit.

Welche Mittel haben wir zur Bekämpfung des Faschismus? Eine andere Einschäßung der staatlichen Gewaltmittel fut not. Der sentimental berechtigte Widerwille der Arbeiter, 1919 und 1920 in die Wehrmacht einzutreten, már politisch ein grober Fehler. Anderer­seits darf die Demokratie nicht mit dem Polizeitnüppel allein regie­ren, sie muß den Minoritätenschuß wahren. Führertum muß groß­gezagen werden, es darf nicht so fein, wie einst Palmerston fagte: Ich bin ihr Führer, also muß ich ihnen folgen. Zurüdgewinnung der fommunistischen Massen nicht durch radikale Reden, sondern durch ein flares sozialistisches Programm und ein Bündnis mit den christlichen Gewerkschaften find nötig. Bir müffen handeln noch dem Worte Freiligraths:

Zum Kampfe denn, zum Kampfe jetzt! Der Kampf nur gibt dir Weihe!

derten Faschisten. die Besetzung von Fabriken, um dann über brohen Schiffsunglück im Nord- Offee Kanal.

Fürst 3gor"

Lindenoper.

Bierzig Jahre nach der Petersburger Uraufführung eine Neue heit für Berlin Fürst Igor", Oper von A. Borodin  . Die verworrene Handlung aus russischer Borzeit vermag nicht zu inter­effieren; die Musik besticht durch ursprüngliche Kraft nor allem der volkstümlichen Szenen. Unter Blechs und Hörths Leitung eine glänzende Aufführung in der Lindenoper Biel Beifall, vor allem nach dem musikalischen Höhepunkt des zweiten Aktes. R. B.

Fünf Mann der Befahung vermißt.

Brunsbütteltoog, 11. Oftober.

"

Am Sonnabend gegen 8 Uhr wurde der Coffendampfer Pilot vor dem Einfahrtstor Neue Schleuse von dem in Oslo  beheimateten Dampfer 3 eloe" gerammt. Pilot" fant fo­fort. Mehrere Fahrzeuge begaben sich sofort zur Anfallsfelle, um die im Wasser schwimmende Bejahung des Coffendampfers, und die Loffen zu reffen. Einem Brunsbültelfooger Coffen gelang es, schwimmend das Land zu erreichen. Aufgefischt wurden ein Heizer Hansen und ein Dedsmann, legferer mit einer schweren Beinver­lekung. Bermißt werden der Schiffer wilkins, zwei Heizer, ein Dedsmann und ein Hamburger Coffe.