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Nr. 479 47. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Wirtschaftsbilanz der Hitler- Wahlen

Sonntag, 12. Oftober 1930

finanzielle Bertrauenstrije im Ausland, sondern auch eine neue wirtschaftliche Vertrauenstrise im In­land. Die Auswirtungen sind nicht nur gefährlich für die deutsche Privatwirtschaft, die mit so viel Freude und Geld den National­sozialismus gefördert hat, sondern auch gefährlich für das gesamte

Kapitalflucht/ Kreditteuerung/ Neue Arbeitslosigkeit/ Verstärkte Vertrauenstrife arbeitende Bolt. Die Subvention der Nationalsozialiſten durch

schwächt. Auch das muß zur Zinserhöhung und zur Erschwerung der Wirtschaftslage beitragen.

deutsches Unternehmergeld hat die Gesamtwirtschaft bis jetzt schon Milliarden gekostet.

Der dritte wichtige Boſten iſt die Kapitalflucht selbst. Das Bata- Projekt gescheitert.

Der Schuhfönig will anderswo in Deutschland   bauen. feit mitteilen lassen, daß sie von dem Grundstücksfauf in Ober­Die Firma Bata hat durch ihre Rechtsbeistände der Deffentlich­

Große und kleine Kapitalisten haben Angst vor der weiteren Ent­wicklung der politischen Verhältnisse, sie bringen Banktonten und Sparguthaben ins Ausland, verkaufen deutsche Werte, kaufen ause ländische Werte, verzichten auf die höhere Verzinsung in Deutsch  land, tauschen eine niedrigere Berzinsung ein und außerdem die Gefahr erheblicher späterer Kursverluste. Ein Teil dieser Kapital- chlesien absehen will. Das Grundstück ſei für ihre Zwecke nicht flucht ist auch Steuerflucht  . Von Januar bis August hat die Frankfurter Zeitung  " eine Kapitalflucht im Betrage von 1,2 Mil­liarden errechnet. Die Reichsbank hat allein im September Devisen­und Goldverluste von über 800 Millionen Mark erlitten. Die unterste Grenze für die neue Kapitalflucht im September sind diese 800 Millionen.

Die Frage, in welchem Maße die Politik der Wirt| Um so viel ist der deutsche Kapital- und Geldmarkt seitdem ge­schaft" der letzten beiden Jahre zu dem Wahlfieg der National sozialisten beigetragen hat, wird noch ernsthaft untersucht werden müssen. Wir sind der Ueberzeugung, daß die Rapital­bildungspsychose der deutschen Unternehmerklasse und die auf ihrem Hintergrunde entstandene Politik des Steuerabbaues, der ein Steueraufbau und Defizite von Milliarden folgten und die Politik der Drosselung der öffentlichen Ausgaben sowie der systema­tischen Anleihedrosselung für alle öffentlichen Körperschaften, der die schwerste Erschütterung des Arbeitsmarktes folgte, sehr stark zu diesen Erfolgen der Nationalsozialisten beigetragen haben. Heute wollen wir nur ftichwortartig aufzeigen, was die Hitler- Wahlen bis heute die deutsche Volkswirtschaft gekostet haben. Das sichtbarste Zeichen dafür war in den letzten Tagen die Diskonterhöhung von 4 auf 5 Pro3. Wir haben schon gesagt, daß mit großer Wahrscheinlichkeit eine neue Distonterhöhung zu erwarten ist. Die Kreditkündigungen des Auslands haben nicht aufgehört, die Kapitalflucht ebensowenig, damit werden immer wieder neue Devisen verlangt, und die Ver­hältnisse auf dem inländischen Geldmarkt haben sich weiter ver schärft. So ist eine neue Distonterhöhung wahrscheinlich, die sicher wieder 1 Proz. betragen wird, denn in der kapitalpolitischen Ab­wehr muß die Reichsbant mit starken Mitteln arbeiten. Das be= Seutet für die Bolkswirtschaft in der Zeit der schwersten Krise

eine Kreditverfeuerung um mindestens 2 Proz also um 50 Broz. gegenüber dem früheren Diskontstand, das be­deutet für die Gesamtwirtschaft eine neue und außerordentlich gefährliche Berteuerung der Produktionskosten.

Der zweite wichtige Posten sind die Kursverluste an der Börse. Sie hängen, wie die Diskonterhöhung mit den aus ländischen Kreditkündigungen und mit der Kapitalflucht zusammen. Wer sein Kapital aus Deutschland   fortbringt, tut es auch in der Form des Attien-, Pfandbrief- und Rentenverkaufs. Auch von den Banten hört man, daß sie neuerdings zur Devisenbeschaffung, d. h. zur Rückzahlung von ausländischen Krediten und zur Finanzierung der Kapitalflucht ebenfalls Aktien verkaufen, um bei der Reichsbank nicht mit neuen Wechseleinreichungen einen schlechten Eindruck zu machen. Bom 1. Januar bis Ende August hat das Bankhaus Gebrüder Arnold die Kursverluste an der Berliner Börse   auf 2 Milliarden Mark geschätzt. Seit den Wahlen ist ein weiterer Kurssturz um vielleicht ein Viertel des damaligen Standes eingetreten.

Die Kursverlufte seit den Wahlen wird man auf drei­viertel bis eine Milliarde schätzen dürfen.

Man wird nicht zu hoch schätzen, wenn man seit Sep­tember eine neue Kapitalflucht im Betrage von rund einer Milliarde annimmt.

Diese Milliarde bringt selbstverständlich auch Steuerausfälle, selbst wenn nicht alle Kapitalflucht auch Steuerflucht   ist. Sie bringt geringere Zinseinnahmen als in Deutschland   und die Gefahr späterer Verluste. Also auch hier liegt eine sehr ernste Schädigung wirtschaftlicher Gesamtinteressen vor.

Der vierte wichtige Posten ist die Erhöhung des Preises, den wir für neues, vom Ausland zu borgendes Kapital nach der Ver­trauenserschütterung durch die Hitler- Wahlen zu zahlen haben. Leihdollars haben am 11. September, also furz vor den Wahlen 3% s bis 34 Proz. gekostet, sie kosteten am 11. Oftober 4 bis Proz. Das sind 7/8 bis 144 Proz. mehr. Um so viel verteuern sich die neuen Devisentredite, die die privaten Banken jetzt an Stelle der gekündigten Auslandskredite jetzt hereinnehmen, wenn sie über­haupt neue Kredite bekommen.

Die jetzt in New York   aufgenommene Reichsanleihe hat mindestens ein volles Prozent mehr gekostet

als sie vor der politischen Erschütterung durch die Hitler- Wahlen gekostet haben würde. Aber auch jede andere Anleihe, die Deutsch­ land   jetzt oder in der nächsten Zukunft aufnehmen wird, sei es für privat- oder öffentlich- wirtschaftliche Zwecke, ist entsprechend ver teuert worden.

Das sind nur die allerwichtigsten, sofort ins Auge springenden Nachteile und Verluste, die die deutsche Gesamtwirtschaft für die Hitler- Wahlen zu ertragen hat. Die Auswirkungen diefer Verluste sind verheerend, denn wir haben nicht nur eine neue

geeignet, insbesondere wegen einer Kanalführung, die durch das Grundstück erfolgen sollte. Herr Bata werde an anderer Stelle ia Deutschland   seine Schuhproduktion aufnehmen.

Wie wir hören, stimmen diese Angaben der Firma Bata mit der Wahrheit nicht überein. Nicht die Kanalführung, sondern die scharfen sozialpolitischen Bedingungen haben Herrn Bata nicht gepaßt, die von den preußischen Stellen für die Errichtung der Batafabrik zur Voraussetzung gemacht worden sind. Wir denken, daß sie an anderen Orten in Deutschland   kaum leichter sein werden.

Gegen die Kapitalflucht.

Eine erste Warnung von privaten Banten.

Von der Kapitalflucht haben die privaten Banken bisher nur profitiert. Sie haben sich ihre Mithilfe teuer bezahlen lassen. All­mählich wird ihnen aber selber Angst davor. Der erste Warnruf gegen die Kapitalflucht kommt jetzt von der Commerz und Privatbank. Die Meldung darüber lautet:

Die Commerz- und Privatbank wendet sich an die deutsche Deffentlichkeit und ermahnt sie, vor dem Erwerb ausländischer Rentenwerte zu bedenken, daß 1. die Reichsmart gut fundiert und absolut gesichert ist, 2. die Goldpfandbriefe unserer Hypo­thekenbanken eine erstklassige Anlage sind, da sie durch erststellige Hypotheken gedeckt find, 3. auch die landwirtschaftlichen Goldpfand­briefe ihre Deckungen in erststelligen Hypotheken auf Güter und Landwirtschaft haben, 4. die Mehrzahl der Obligationen unserer führenden Industriegesellschaften durch hypothefarische Eintragung sichergestellt ist und daß alle diese Werte einen Zinsgenuß von mindestens 8 Broz. bringen.

Andererseits foll nicht vergessen werden, daß 1. die Anlagen im Auslande( Schweiz  , Holland  , Schweden  , Amerifa) im Durchschnitt 4 Proz. Rente erbringen, 2. die Kurse dieser Anlagen vorwiegend über pari stehen, so daß bei einer Kündigung oder Auslosung Kurs­verlufte eintreten, 3. aber auch den Käufern schärferer Kursverlust

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