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Andreas Nagy: Die feltsamen Kakteen

Diese Geschichte erzählte Milosch Lokitsch seinen Freunden in ummer kleinen Vorstadtkneipe. Er war als phantastischer Aufschneider bekannt, aber nach dem vierten, fünften Liter nahmen es die Freunde mit der Wahrheit nicht mehr so genau, zumal Lokitsch die Gabe be­saß, seine Lügen gefällig und angenehm vorzutragen. Ich war auch dabei, als er diese Geschichte von den seltsamen Kakteen erzähite.

Unser Regiment stationierte gerade in Sibi- Bar, Kaschba, als ich gemeinsam mit meinem griechischen Kameraden Zamei­topoulus den Beschluß faßte, aus der Legion zu fliehen. 3war wurde uns bei festlichen Gelegenheiten von unseren Befehlshabern in wohlgesetzten Reden versichert, daß wir unter der französischen Trifolore der armen unwissenden Menschheit die Aufklärung brächten. Und so oft ich hier und dort den Körper eines erschossenen Arabers erblickte, begriff ich gleich, daß seine Seele nun wirklich aus dem Kerker dieser Welt befreit sei und er nunmehr jenes ewigen Lichts teilhaftig geworden war, das Mohammed allen rechtgläubigen Musel­männern in Aussicht gestellt hatte. Niemand aber erklärte uns, weshalb wir in diesem gottverlassenen Marokko außer den Qualen. mit denen uns die Natur reichlich segnete, auch noch gemeine Schimpf­worte, Auspeitschungen, einsame Kerferzellen und phantastische Ge­waltmärsche erleiden mußten.

Der Grieche war ein schlauer Bursche, aber ungebildet, wie meine Stiefelfohlen. Er war nicht imstande, auf einer Landkarte ein Gebirge von einem Fettfleck zu unterscheiden. Die Idee der Flucht stammte also von ihm, aber die Sorge der Ausführung blieb mir überlassen. Die Flucht selbst war teine große Aufgabe; wenn wir gerade an einem vorgerückten Posten Wache hatten, mußten wir nur ein wenig weitergehen, als der Tagesbefehl uns vorschrieb, dann waren wir so gut wie entflohen.

Der schwierigere Teil der Aufgabe begann erst jetzt. Auf der Karte errechnete ich, daß wir etwa 300 Kilometer durch die Wüste zurücklegen mußten, um zu den Bergen der Riffs zu gelangen. Nun, ich überlegte mir, daß, wenn die Juden 40 Jahre lang in der Wüste existieren konnten, wir es auch auf irgendeine Weise eine Woche aus­halten würden. Das größte Problem war der Durst. Ich kümmerte mich also darum, daß alle Feldflaschen, die wir besaßen und uns ver­schaffen konnten, mit Wasser und Rum gefüllt wurden, und wir ge= lobten uns mit einem kräftigen Eid nur tropfenweise von diesen Flüssigkeiten zu genießen, bis wir die Berge erreicht hatten.

Das war in der Theorie sehr schön, aber wir rechneten nicht mit der Vererbungslehre. Ich nämlich stammte aus dem Komitat So­ mogy , und mein Urgroßvater fuhr noch als Pirat die Dalmatinische Küste entlang. Der Grieche hingegen war ein Grieche, dessen Ur­großvater schon vor 2000 Jahren ein degenerierter Lüftling war, in Athen vermutlich. Demzufolge vertilgten wir schon am ersten Abend, den wir in der Wüste verbrachten, zur Feier unserer geglückten Flucht den ganzen Rum, den wir besaßen. Wir wurden sehr guter Laune davon. Ich lehrte dem Griechen dieses Lied: ,, In der Lampe brennt der Kümmel, hui, der Kümmel...", und er sang mir das berühmte griechische Volkslied? ,, Kalipelos efelos..." vor. Wir brüllten so, daß die Schakale in einem Umkreis von 10 Kilometern vor uns flüchteten.

All dies hatte am nächsten Morgen zur bedauerlichen Folge, daß wir, als wir erwachten, ein Gefühl hatten, als trügen wir den ganzen heißen Sand der Sahara in unseren Bäuchen. Das war mahrhaftig ein ganz richtiger Razzenjammer, dessen Höllenqualen jeder ordentliche Mensch tennt. Natürlich tranfen wir daraufhin unseren ganzen Wasservorrat aus, dann stampften wir verwegen in die Wüste hinein: Es fomme, wie es fommt!

Es war nicht schwer zu erraten, wie es fommen würde. Die Sache begann damit, daß sich, während wir plaudernd durch den törnigen Sand tippelten, der uns die Stiefel zerfraß wie Lauge, in unseren Gesprächen immer häufiger und hartnäckiger gewisse Motive bemerkbar machten. Beispielsweise begann der Grieche tief gerührt zu erzählen, daß in seiner Heimat aus den Marmorbrüchen sonderbare Quellen hervorsprudelten, die säuerlich schmeckten und so perlten wie Champagner. Darauf erzählte ich, daß im Komitat Somogy an den Wegrändern komische, fleine Schenken stünden, wo man zum leichten Säuerling brunnengefühlte Selter bekommen kann. Dann packte ich ohne jeden llebergang eine Jugenderinnerung aus: In Budapest erschien an manchen Straßenecken oft ein ernster Be amter und drehte den Hahn der Straßenleitung auf, so daß ein baumstammdicker Strahl hervorquoll, und die Kinder barfuß im jäh entstandenen Fluß herumplantschten. Ich erinnere mich, daß wir diese sinnlose Wasservergeudung, damals absolut nicht begreifen fonnten.

Anfangs spielte der Durst nur mit uns, gleichsam tändelnd, wie eine Fata Morgana, deren Gaufelspiel der Wanderer zerstreut und und flüchtig betrachtet. Aber dann näherte sich uns allmählich die Wirklichkeit und begann uns gleich einer wilden Bestie zu zerfleischen. Am dritten Tage trug uns nur mehr die ohne Hoffnung und Ge­danken lebende Vis inertiae vorwärts. Zornig schnaufend und teuchend schleppten wir uns fort, und wäre einer von uns nieder gesunken, dann würde der andere wohl gleich seinem Beispiel gefolgt sein. Wir sprachen nicht mehr, aber wir wußten, daß wir unrettbar verloren waren.

Da tam das Wunder.

Als wir einen der ununterbrochen aufeinanderfolgenden Sand­hügel hinter uns hatten, erblickten wir tief dunkelgrüne, fleischige Kakteen. Aber solche Kakteen hatten wir in dieser Gegend noch nie­mals erlebt. Es waren nur drei Stück davon da, so groß wie Bier­fässer, und nur spärliche Stacheln ragten daraus hervor. Ich piekte zerstreut, so wie Kinder am Wegrande Disteln zu föpfen pflegen, mein Seitengewehr in den einen, laut fluchend natürlich. Aber im nächsten Augenblick röchelten wir beide, erlöst grinsend.

Denn, stellt euch vor, durch das Loch sprizte aus dem Kaktus in dickem Strahl eine milchige Flüssigkeit hervor, und an den paar Tropfen, die auf meine Hand fielen, spürte ich, daß diese Flüssigkeit selbst hier in der Wüstenhize so fühl war wie flares Quellwasser. Der Grieche beugte sich bereits mit sinnloser Gier hinab, aber ich riß ihn im letzten Augenblick zurück. Ich hatte nicht mehr viel Kraft, aber zum Glück war auch der Grieche gründlich ermattet, so daß es mir gelang, ihn niederzuringen, und als ich auf seiner Brust kniete, seine beiden Arme nach hinten drückend, erklärte ich ihm wohl wollend, daß es enorm blöde wäre, sich mit dieser verdächtigen Flüssigkeit so ohne weiteres den Bauch vollzuschlagen. Wer wußte denn, daß nicht auch dies ein ähnliches Naß war, wie die Milch des Löwenzahns, und dann mußten wir unter Höllenqualen verenden. Eine seltsame Debatte entspann sich zwischen uns beiden. Der Grieche sagte, er würde nicht nur die Milch vom Löwenzahn, sondern auch die Milch von des Teufels Urgroßmutter trinken, es fäme lediglich auf Flüffigkeit an. Ich hingegen versuchte ihm zu erklären, daß freilich auch der Durst tötet, aber nur langsam und immer noch ein Atom Hoffnung übrig ließe, daß wir durch ein Wunder gerettet würden. Wenn wir uns jedoch mit dieser zweifelhaften Flüssigkeit vollfraßen, trepierten wir bestimmt davon und es gab kein Wunder, das uns erretten konnte.

Einer möge sich opfern. Einer sollte von der Flüssigkeit trinten, da würde der andere bald genug erfahren, ob es sich um ein giftiges oder harmloses Naß handelte. Diesen Vorschlag nahm der Grieche an. Wir warfen ,, Kopf oder Schrift" mit einem 3wanzigfrankstück. Der Grieche bekam Kopf.

Schreckliche Dinge geschahen. Nachdem der Grieche sich stippe voll gesoffen hatte, brüllte er plötzlich auf wie ein geschlagenes Rind, das Weiße seiner Augen trat hervor, sein Gesicht verzerrte sich, Schaum trat ihm auf die Lippen. Erst begann er wie wahnsinnig im Kreis herumzulaufen, dann stürzte er in den Sand, in epileptischen Krämpfen zuckend, schnaufte und brüllte, dann ging sein Brüllen in Todesröcheln über, nur seine Zähne klappten noch und mitunter zuckte sein Körper leise auf.

Ich lauschte auf sein immer stiller werdendes Reuchen, betrachtete sein verzerrtes Gesicht und erblickte darin mit tiefer Niedergeschlagen­heit die Unsinnigfeit meines eigenen Lebens, meiner Hoffnungen und Kämpfe. Vom tödlichen Durst geplagt, mit wunden Füßen, ge­schwächten Sehnen, konnte ich da noch in dieser endlosen Wüste irgendwelche Hoffnung hegen?

Ach was! Es war am besten, wenn auch ich allem ein Ende machte. Wir hatten es gemeinsam begonnen, mochten wir es auch gemeinsam beenden.

Ich philosophierte nicht mehr lange, sondern stach mit dem Seitengewehr in den zweiten Kaktus, todesmutig beugte ich mich zur Wunde nieder und trank in tiefen Zügen die hervorquellende Flüssigkeit.

Gleich beim ersten Schluck durchrieselte mich unbeschreibliche, paradiesische Glückseligkeit. Diese Flüssigkeit schmedte wie gezuderte, eisgefühlte Mandelmilch. Sie floß so freundlich und liebevoll durch meine Rehle, wie die Muttermilch durch die Kehle des Säuglings. Ich trank mich voll und voll und wartete. Aber ich empfand nur füße Gestilltheit, sonst nichts. Und meine Nase war noch immer voll vom füßen Duft dieses göttlichen Getränkes, meine Zunge spürte noch seinen Geschmack.

Erst dachte ich daran, daß dies vielleicht eine andere Rattusart sei, wie die erste, die der unglückliche Grieche gekostet hatte. Ich fostete also vorsichtig auch vom ersten. Aber auch hier genau der gleiche Geschmack und Geruch. Wie war das möglich?

Ich starrte den Griechen an und verstand mit einemmal, was los war. Dieser gemeine Herostratenstämmling spekulierte darauf, mich zu alleiniger Weiterreise zu bewegen. Ihm würden diese drei Rafteen für die paar Tage genügen, die er bis zu den Bergen brauchte.

Was sollte ich mit ihm tun? Ich brauchte den Gauner noch eine Weile. Ich machte also keine Affäre aus diesem Zwischenfall, schnitt den dritten Kaktus an der Wurzel ab, legte ihn in meinen Rucksack und knurrte den Griechen an:

,, Genug gefaulenzt! Los, weiter!"

Ohne Widerrede erhob er sich und tippelte hinter mir her. Unterwegs begann er mir stotternd zu erklären, daß er einen be sonders zusammengesetzten Magen habe, daher schade ihm, mas anderen wohltut.

Ich ließ ihn medern und grinste innerlich sehr, als er beim Anstich des dritten Kaktus beiseite trat und nicht wagte, feinen Teil zu fordern.

( Hier endete milosch Lokitsch seine Erzählung. Einer der An74 wesenden bemerkte still: Also hast du zwei Drittel der Flüffigteit vertilgt. Das scheint endlich einmal eine wahre Geschichte gewesen ( Ueberfekt von Sacher- Majoch.)

Ich schlug vor, die Entscheidung dem Schicksal zu überlassen. I zu fein!")

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