Einzelbild herunterladen
 
  

Das Geheimnis meines Erfolgs

Von Grock

Grod alias Adrian Wettach  , der bedeutendste Musikal- Clown der Welt, ist zur Zeit auf einer Tournee durch Deutschland   begriffen. An­geblich auf seiner legten, da er sich von der Bühne zurüdziehen will. Worin das Geheimnis seiner großen Kunst besteht und wie er zu seinen Tricks gekommen ist, davon wird er im nachfolgenden Artikel felbst erzählen. H. 2. Neuen Ideen und Tricks gegenüber bin ich sehr mißtrauisch, und wenn mir mein Partner etwas von einer Idee zuflüstert, frage

ich zunächst: ,, Tut es weh?"

Ein Artist muß Einfälle bekommen, wie ein gewöhnlicher Sterb­licher zufällig Geld auf der Straße findet. Nur häufiger. Ein Trick ist nicht in beschaulicher Ruhe ,, auszudenken", sondern er kommt von selbst, fast immer bei der Arbeit, auf der Bühne.

Oft werden mir gewissermaßen ,, patentierte  " Tricks angeboten, durchaus nicht aus Edelmut, aber ich lehne immer sofort ab. Es fann sein, daß dies oder jenes brauchbar ist, doch was soll ich damit anfangen? Ich glaube auch, daß der Trick eines anderen mir nicht in Fleisch und Blut übergehen kann.

Meine Tricks habe ich stets dem Zufall, der bekanntlich der beste Helfer ist, zu verdanken. Ich erinnere mich solch eines ,, Bu= falls". Es war vor 20 Jahren. Ich war damals noch am Zirkus, in Madrid  . Mein Flügel wurde dort alle Abende auf eine Estrade in der Manege gestellt. Das ging recht gut. Eines Abends jedoch hatte sich mein Klaviersessel zwischen Fußboden und Podium ein­geflemmt. Es fah toll aus, weil die hinteren Seffelbeine tiefer als die vorderen standen.

-

Ich zog und zog, nur nicht den Stuhl heraus( die Leute lachten, weil sie dachten, das alles gehöre ,, dazu"). Die Sache wurde mir schließlich peinlich was sollte ich tun? Ich dachte: kommt der Prophet nicht zum Berg, muß eben der Berg zum Propheten kommen. Ergo trempelte ich die Aermel hoch und versuchte, den schweren Flügel zum leichten Stuhl zu schieben. Es ging und mein Publikum schrie vor Lachen!

Und als ich auf dem tiefen Stuhl" vor meinem Flügel saß, der durch die eingefuntenen Hinterfüße" meines Gessels viel zu hoch für mich war, ließ ich meine Hände die Tastatur eiflettern". Das wurde belacht und von mir beibehalten.

-

Dem Flügel habe ich übrigens viel zu danken, oder besser ge­sagt seinen Lücken. Einst spiele ich nichtsahnend, da fällt mir der Deckel auf die Finger, ich befomme Angst vor Wiederholungen und den Einfall, meine Hand nach jeder Note zurückzuziehen. Man freut sich, wenn eine Gefahr plötzlich gefahrlos wird; das Publi­tum auch.

Einst konnte ich den Deckel nicht wieder festmacher, ich lehnte ihn daher gegen den Flügel und setzte zufällig" meinen Zylinder darauf. Der vertrug die schiefe Ebene nicht und kam, wie so mancher Mensch, auf ihr ins Rutschen. Kann ich weniger als mein Zylinder? Ich rutschte ihm nach sogar bis zum heutigen Tage. Die Tücken diefes Objekts hätten meine harmlosen improvi­fierten Rodelpartien beinahe unterbrochen. In Wien   hatte ich einst einen gräßlichen Partner, noch heute kann ich mich über ihn ärgern. Wir hatten uns eines Abends vor unserem Auftritt hinter der Szene mächtig verkracht. Als wir dann ,, einträchtig" nebeneinander, aber mit höchst gemischtem Gefühl auf der Bühne standen, benutzte mein Partner die Gelegenheit, mir eins auszuwischen. Bei unserem

Wir rannten beide, was wir konnten, ich kam doch nicht vom Fled.

Und weil das wie alles anscheinend zum Programm gehörte, schrie das Publikum und ich wiederhole auf jeder Drehbühne( bei. Barieté sind sie sehr selten) meinen Dauerlauf.

Daß es meistens auf den Raum, in dem man arbeitet, ankommt, beweist unser Durchfall bei unserem Debut im Berliner   Wintergarten Anno 1911. Unsere Nummer Grock   and Antonet" war einfach

eine Katastrophe. Unser Direktor kündigte uns am ersten Tage, und wir konnten es ihm nicht einmal übelnehmen. Er hatte recht, denn was bisher in der Manege gewirkt hatte, lief sich auf der Barietébühne einfach tot. Das Publikum beteiligte sich mit sehr schrecklichem Ernst an unserer Begräbnisfeier.

Antonet und ich waren uns einig, daß wir umlernen müßten: nach acht Tagen eifriger Beobachtung unseres Publikums und Er­probung und Durcharbeitung unserer Tricks umarmte uns der Di­rektor und zog die Kündigung zurück.

So begann meine Varietélaufbahn.

Früher, als ich noch einfach Adrian Wettach   hieß, schwänzte ich schon als Schuljunge in Berner Oberland   die Schule, wenn ein Wanderzirkus bei uns einzog. Die Jugenderlebnisse in diesen Zir­tussen waren ausschlaggebend für mich. Mit 15 Jahren war ich Klavierspieler in Kaffeehäusern, ohne eine Note zu fennen, dann wurde ich beim Vetter des ungarischen Ministerpräsidenten, Graf

Bethlen, in Siebenbürgen   Hauslehrer, war Seiltänzer, Jongleur, Klavierstimmer, vierter Mann, nicht beim Stat, sondern beim Wanderquartett, Musikverleger und endete als Clown. Und das bin ich heute noch.

Nach drei Wochen können sich Studenten und Arbeiter über die Mauer hinweg ins Auge sehen.

Die Studenten gehören zu einer Bautolonne. Die Kolonne hat Gleise herzustellen, auf denen die großen Bagger, die Sand und Rohle graben, transportiert werden.

Eines Nachmittags sind dreißig oder vierzig Baggerschienen weiterbefördert. Eine solche Schiene ist zwanzig Meter lang. Jedes eine Böschung hinaufzutragen. Oben werden sie dann auf Loren Meter wiegt einen Zentner, die ganze Schiene zwanzig Zentner oder eine Tonne. Achtzehn bis zwanzig Mann heben die Schiene auf die Schulter, und ihrer geeinten Kraft gelingt es, die Schiene, die jeden einzelnen zerquetschen würde, zu bewältigen.

Bei jeder Schiene gilt es, eine Krise zu überwinden; da, wo Böschung und Plateau eine Kante bilden. Wenn die Mehrzahl der Träger sich noch auf der Böschung befindet, die Vordermänner schon auf dem Plateau sind, ragt der vordere Teil der Schiene in die die, die gerade an der Kante sind, sind doppelt und dreifach belastet. Luft. Die Leute vorn fönnen ihre Kraft nicht mehr einsetzen und Ebenso wenn die Schiene fast oben ist und nur der letzte Teil noch über der Böschung schmebt. Die Schlußleute kommen mit der Schulter nicht mehr an die Schiene, und wieder haben die an der Kante ein schweres Mehr zu tragen. Da heißt es: die Zähne auf­einander, das Kreuz durch und weiter, Schritt für Schritt, dis das erlösende Kommando die Schiene in den Sand fliegen läßt.

Es ist kurz vor Feierabend. Die Hälfte der Schienen ist oben. War die Ruhepause nach der vorletzten Schiene zu kurz? Oder ist jemand gestolpert? Diesmal wird die Krise nicht überwunden. Oben an der Kante werden die Träger in die Knie gezwungen. Die Schiene gleitet von den Schultern. Mit erlahmender Kraft wird

fie in den Armen gehalten.

Plötzlich ein furchtbarer Schrei. Einer der Etudenten läßt los, springt aus der Reihe. ,, Ich werde mich doch nicht erschlagen lassen!" brüllt er.

Die Solidarität der anderen bringt die Schiene dann doch ganz nach oben. Gleich darauf ist Feierabend.

Am nächsten Morgen begannen sechs Studenten von neuem, die

Die Baggerschiene Trennungsmauer abzubauen, die über Nacht zur alten Höhe und

Sieben Studenten arbeiten in der Braunkohlengrube. Sie wollen in den Ferien einen Teil des Studiengeldes verdienen. Außerdem soll alle komplizierte Geistigkeit für einige Monate von ihnen fern sein. An der flaren gesunden Ursprünglichkeit der Ar­beiterseele wollen sie sich erholen. Freunde, Kameraden der Ar­beiter wollen sie werden.

Doch zwischen ihrem heißen Bemühen und der Arbeiterseele steht eine unsichtbare Mauer: sie sind ja Studenten. Kalt und ab­lehnend, voller Mißtrauen stehen die Arbeiter den Vertretern der ,, ausbeutenden Klasse" gegenüber, die womöglich nur, um zu spionieren, ins Bergwert gekommen sind. Die Studenten verstehen dieses Mißtrauen. Es sind keine von denen mit Band und Mütze. Bald wissen sie, daß sie nur als Arbeiter an ihr Ziel kommen tönnen, und täglich auf Schicht tun sie das möglichste, um den Arbeitern zu zeigen: feht, wir sind zwar Studenten, aber wir sind doch auch Kerle, sind Arbeiter. Jeder vergossene Schweißtropfen läßt einen Stein aus der Trennungsmauer verschwinden.

|

höher emporgewachsen war.

Der siebente war noch am Abend nach Hause gefahren. Er hatte die Probe nicht bestanden. Er war fein Kamerab. Georg Hayde.

Foffilienarten aus der Wüste Gobi  Nach 5 Monaten, die der Erforschung der Wüste Gobi   gewidmet waren, ist die amerikanische Expedition von Roy Chapman An­ drews   nach Peking   zurückgekehrt; sie brachte eine große Sammlung von vorgeschichtlichen Fossilien mit, im ganzen gegen 100 ver­schiedene Arten, von denen viele der Wissenschaft noch ganz un­bekannt sind. Sein Hauptziel, die Auffindung von Fossilien des Urmenschen, ist Andrews freilich nicht geglückt, aber er erklärt, daß das nichts gegen seine Anschauung beweise, nach der das mittel­asiatische Plateau die langgesuchte Wiege der Menschenrasse ist. Er hofft, daß die chinesischen Behörden es ihm gestatten werden, im Jahre 1931 feine Nachforschungen fortzusehen.

Hans Friedrich Blunck  : Starenabschied

tomischen Disput rief er irgendeine Gemeinheit über mich ins Hans Friedrich Blunck  :

Publikum. Ich tochte vor Wut, wußte nicht, was ich tat, und pacte den nächstliegenden Gegenstand: den Flügeldeckel. Mein Partner sah, daß es Ernst wurde, und flüchtete über die Bühne; ich mit drohend geschwungenem Klavierdeckel ihm nach.

Das Publikum brüllte, niemand hielt es für ernst. Ein Wut­anfall hatte mich auf einen neuen Trick gebracht.

Und wieder lachte mein Publikum, als ich einst im Wintergarten durch den Stuhlsiz fiel, was ich ebenfalls einem Zufall zu danken habe; ich könnte noch viel erzählen, wie ich zu meinen Tricks und den damit verbundenen Erfolgen gekommen bin. Mit meiner Miniaturgeige mußte ich eine Zeitlang nichts anzufangen, bis ich sie hilflos und winzig eines Tages in einem Riesenfoffer fand, in den fie irgendwer hineingeworfen hatte.

So schleppe ich sie seitdem im Koffer auf die Bühne. Ganz zufällig tam ich zu einem Abgangstrid. Ich verdante ihn der Drehbühne des Londoner Colosseums. Nach meinem Auftritt ging ich mit hochgeschlagenem Rockfragen und heruntergezogener Perücke über die Bühne, als plöglich der Vorhang wieder aufging. Ich rannte natürlich von der Bühne, aber die Bühne rannte mit.

-

Auf einmal monatelang haben sie unser Dach gemieden find die Stare zurückgekommen. Das bedeutet Herbstzeit, leßten Abschied vorm großen Flug.

Es hat etwas Rührendes, daß die älteren von ihnen, die im frühen Sommer unter unserem Dach nisteten und uns wochenlang durch die aufgefangenen Liedfetzen aus allen Weisen des Waldes durch die aufgefangenen Liedfeßen aus allen Weisen des Waldes freuten, uns nun noch einmal eine Schlußmusik pfeifen. Kaum hatten sie nämlich im Sommer die bräunlichen Jungen flügge und das ging in zwei, drei vorfrühen Morgen, man war es kaum gewahr geworden da waren sie eines Tages husch und ohne Abschied davon. Die Dachpfannen blieben leer, und was noch vom Besuch nachgeblieben war, wischt ein Sturzregen hinweg.

Man hat im Sommer viel zu tun, man konnte die fröhliche Laune des Nachbarn entbehren; der Wald war voll tausendfältigen Schalls, mochte der undankbare Gast nur ausbleiben. Mitunter sah man die Stare, Alte und Junge, wohl zu Tausenden im fernen Röhricht niedergehen, mitunter[ ah man sie wie dunkle Wolken im

30 Kühe Buße für ein Auge

Von Fridtjof Nansen  

Das

Von Friedtjof Nansen liegt jetzt das legte Werk vor. mit ausgezeichneten Sllustrationen versehene Buch betitelt sich durch den Raukasus zur Wolga  "( Berlag F. A. Brockhaus, Leipzig  ) und ist ein neuer Beweis für die Fähigkeit Nansens, einen Raum und feine Bewohner in ihren Beziehungen zueinander als Ganzes zu sehen. Wir entnehmen ihm das nachfolgende Rapitel. Westlich vom Tal des Weißen Aragwa erstreckt sich das Land der Osseten. Es reicht nördlich bis zum oberen Tereftal über Wladikawkas   hinaus. Deftlich vom Weißen Aragwa wohnen georgische Stämme, die Pschawer, und in den nordöstlichen Hoch­tälern die Chewjuren. Sie sprechen noch immer ihre altgeorgischen Dialekte, besonders die etwa 8000 Chewsuren führen offenbar feit langer Zeit in ihren Gebirgsschlupfwinkeln ein von aller Welt ab­geschlossenes Dasein. Ihr Name stammt von dem georgischen Wort Chemi  , das heißt Schlucht, Kluft. Noch heute bewegt sich ihr Denten im Dunstkreis mittelalterlicher Sitten und Gebräuche und uralten Aberglaubens. Sie tragen noch Helm, Ringpanzer, Stählerne Arm- und Beinschienen, Schild und Schwert, furz, sie sind wie Kreuzritter gerüstet. Die Helme sind runde Kuppeln aus Stahl, Stahlnege hängen über Nacken, Wangen   und Stirn herab, jo daß nur die Augen und der untere Teil des Gesichtes frei bleiben. Bei Festen, Kampfspielen und Turnieren fragen sie ihre volle Rüstung, desgleichen, wenn sie Blutrache fürchten oder wenn eine Blutfehde zwischen zwei Sippen oder Dörfern durch Vergleich beigelegt werden foll. Wahrscheinlich haben sich die alten Rüstungen und Waffen gerade deshalb solange gehalten, weil diese Stämme ununterbrochen in Geschlechterfehden, in Kämpfen zwischen einzelnen Siedlungen und mit benachbarten Stämmen lebten. Streitbare Mannen sind das, allezeit geben sie in Waffen, auch zur Feldarbeit nehmen sie Schild, Schwert, Dolch und Gewehr mit.

Unter ihnen herrscht die wunderliche Gitte, daß die Männer am Daumen der rechten Hand einen dicken, mit starkem Dorn versehenen Eisenring tragen. Er dient als Schlagring bei Prügeleien. Wohl

jeder erwachsene Mann trägt Narben, die von diesen Schlagringen stammen, die Gesichter sind oft schlimmer zerhauen als die Wangen eines übel zugerichteten deutschen   Studenten. Aehnliche Ringe sollen früher auch im Schwarzwald   und in Oberbayern   gebraucht worden jein. Raufereien sind häufig, und der Dolch sitzt locker in der Scheide. Aber Verwundungen und Verstümmelungen müssen durch genau festgesetzte Bußen gesühnt werden. Ein ausgelaufenes Auge foſtet 30 Kühe, ein Loch im Kopf 3 bis 16 Rühe, Lähmung eines Beines 25 Kühe usw. Eine Kuh gilt 10 Rubel, etwa 23 Mart. Die Länge einer Bunde wird mit einem Faden gemessen, auf diesen Faden werden dann Buchweizen- oder Weizenförner abwechselnd längs und quer in einer Reihe gelegt, die Körner werden gezählt, und der Täter muß, so viele Kühe bezahlen, als zwei Drittel der Körner ausmachen.

Die Blutrache ist bei den Chewfuren und Bschawern wie bei den meisten faukasischen Stämmen geheiligter Brauch. Die Sippe gliedes seiner Sippe oder seines Dorfes Rache üben. So können des Erschlagenen muß durch Tötung des Täters oder eines Mit­zwei ganze Dorfsiedlungen in Blutrache verstrict werden. Doch kann der Totschlag auch durch Vergleich und Zahlung einer Buße gefühnt werden. Für einen Mann sind 80, für eine Frau 60 Kühe su zahlen. Tötung der eigenen Frau fordert feine Blutrache, sondern der Gatte bezahlt an die Sippe der Erschlagenen 5 Kühe. Die Beendigung einer Fehde wird durch ein großes Berföhnungsfeft gefeiert. Man schlachtet Opfertiere und trinkt Bier und Schnaps in

großen Mengen.

Die Berichte von den Kämpfen und Schlägereien dieser Volks­stämme erinnern uns in vieler Hinsicht an die Vergangenheit der nordischen Völker und an die Schilderungen des isländischen   Ge schlechtersagas. Auch bei den norwegischen Gebirgsbewohnern steckte ja noch bis in die jüngste Zeit hinein das feststehende Messer locker in der Scheide.

Abend vor der Sonne entlangfahren. Die Leute rissen dann die Augen auf und meinten, die Stare sammelten sich schon zum Herbst. Sie fahren meist erst dicht vorm ersten Schnee. Aber es sind wohl­erzogene und höfliche Tiere fröhlich winke ich ihnen zu fie fahren eben doch nie von dannen, ohne im Herbst einige Abschieds­tage bei ihren alten Nestwirten zu verbringen und ihnen ihren Dant vorzusingen.

Da sizzen sie nun oben auf einem Spanndraht, vier Paare hoch, die Männchen weißlich geflect, statt schillernd grün und schwarz wie zur Brautzeit. Aber lustig sind sie, einerlei, welchen Rock sie anhaben, und erzählen mir, wie das Blaufehlchen schluchzt und wie der Birol singt, wie die Enten schnattern und sogar wie die Hohl­taube rufuut. Alles, was sie gehört haben, wiederholen sie mir wie einen herrlichen Spaß und wollen sich so recht beliebt machen vielleicht, weil ich ihnen im folgenden Frühling wieder woh­nung geben foll? Sie verlangen aber auch Aufmerksamkeit für ihren Vortrag. Sobald ich mich umwende, schreiten und knarren sie wie die Besenbinder hinter mir her; fehre ich mich wieder zu ihnen, laffen fie mich die zärtlichsten und freundlichsten Weisen hören.

-

Aber die Wolken ziehen dunstig tief, vorm Wald steht Nebel, seht ihr es denn nicht? Ich habe nicht viel Zeit, wir müssen ein­packen, liebe Freundin; wollte auch, wir hätten es mit dem Herbst­umzug so leicht wie ihr.

Und daß wir alte Freunde find, brauche ich euch ja nicht erst zu versichern. Oft meine ich noch, einer von euch müßte der immer fröhliche Herr Starmaß sein, den in meiner Jugend ein Better hielt und um dessentwillen allein man als Junge so gern auf Herbst­ferien fuhr. Was wußte das Tierchen nicht alles auswendig: das scheußliche Lied von den Dollarprinzessinnen wie das fröhliche vom Mai, der gekommen, die Frage nach dem Wetter und Was fangen wir heute an?" Auf alles, was er nicht verstand, antwortete er einfach: jaja" oder nein, nein", das war am bequemſten.

Aber sage ich es nicht, der Herbst ist schon falt und naß! Wäh rend man drunten im Gras steht und die Nase zu den acht Un­ermüdlichen aufhebt, zieht es einem von der Hacke das Rückgrat hinauf und über den Nacken in die Nasenwurzel zu einem fräftigen - wie, bitte Hapischah!"

-

Einen Augenblick haben die acht Stare oben auf dem Draht mitten im Singen und Schwagen innegehalten. Dann flingt es ganz deutlich von einem Künstler da oben zurüd: Hapischah!" Und im nächsten Augenblick wollen sich alle acht ausschütten vor Lachen, ich tomme überhaupt nicht mehr zu Wort und wende mich weg: Bitte, nichts für ungut!" Und beginnen wieder zu singen und zu pfeifen, und einer zieht gerade vor mir zum Zeichen von Nüglichkeit und guter Gesinnung aus dem eben aufgewühlten Kartoffelland einen riefig grauen Engerling herauf.

Nun ja, ich weiß, wir sind gute Verbündete, und wegen der Kirschen bleibt es bei unserem Vertrag: ihr beim Nachbarn und ich in meinem Garten. Aber meinetwegen zum Frühling auf Wieder­sehen!" Wiedersehen," sage ich noch einmal laut und höflich. Und der Besuch hat verstanden, das tschirrt und redet achtfach durchein­ander, wünscht mir zum Winter gute Gesundheit man soll solche Wünsche nicht unterschätzen und ist heidi von dannen. Starenabschied! Die Wolken scheinen mir noch tiefer und qualmiger, die Büsche tropfen und der Dunst, den man aufatmet, schmeckt feucht und rauchig. Eine letzte Dahlie verblättert vor meinen Augen, die Ohren sind leer.

-

-