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entnehmen läßt, haben zum 15. wieber mur um 28,1 Millionen abgenommen. Noch immer trägt die Reichsbank die ganze Last der Geldverfnappung, die sich aus der Kapitalflucht er­geben hat.

Die Deckung der Währung ist allerdings immer noch sehr gut; wenn sie, Gold und Devisen zusammengerechnent, zum 15. gegen die Vorwoche auch von 57,3 auf 56,2 Proz. zurückgegangen ist, so liegt sie doch immer noch um mehr als ein Drittel höher als die gesetzliche Vorschrift von 40 Proz.

Kehrt das Kapital nach Deutschland   zurück, so müßte allein die Senfung der Kreditkosten eine große Erleichterung der Wirtschafts­lage bringen. Werden die deutschen   Unternehmer sich dafür ein­sehen, statt durch Lohndrud die Gesamtwirtschaft zu schädigen?

Der ungerechte Schiedsspruch.

Und was das Berliner Tageblatt" dazu sagt. Ueber die Unvernunft, mitten in der Krise die Löhne herabzu­setzen, bestehen kaum verschiedene Meinungen in Deutschland  . Die Internehmer beeilen sich deshalb auch, wenigstens Preissenfungen zu versprechen. Der Schiedsspruch ist aber auch in erhöhtem Maße ungerecht. Das muß selbst die bürgerliche Presse fest­stellen. So schreibt das ,, B. T." gestern abend.

,, Metallarbeiter, das sind Dreher, Former, Elektromonteure, Mechaniker, Metallschleifer, Maschinenarbeiter, Schlosser, Schmiede, Werkzeugmacher Rohrleger usw. Alles Leute, die, soweit es sich um gelernte, handwerkergleiche Kräfte handelt, um Leute, wie sie Henry Ford   als die besten Arbeiter der Welt bezeichnet hat, zur sogenannten Aristokratie der deutschen   Arbeiterschaft gehören. Sind sie voll beschäftigt, so mögen sie vielfach nrit Löhnen von 60 mart pro Woche nach Hause gehen. Aber ein großer Teil von ihnen ist nur ,, angelernt", oder, ungelernt", und tommt faum auf einen Durchschnitt von 40 Mart, was auch für die niedriger entlohnten Frauen gilt, die über ein Viertel der Metallarbeiterschaft ausmachen. Sind für sie, selbst wenn nicht Kurzarbeit ihre Löhne auf winzige Ziffern drückt, selbst wenn sie die höchsten Löhne beziehen, acht oder sechs Prozent Lohnkürzung, ganz abgesehen von der automatischen

Lohnkürzung, die die fortdauernde Erhöhung der Arbeitslosen be­deutet, eine Bagatelle? Wird es nicht off der eine Lifer Vollmilch sein, der fieinen Kindern genommen wird, das Pfund Fleisch oder Butter, das die Ernährung gerade noch erträglich macht? Sollen wir dem noch etwas hinzufügen?

Der Wunderdoktor Helmuth Poensgen  . Er heilt die Krife mit größerer Arbeitslosigkeit. Drei Viertel der ganzen deutschen industriellen Produttion wird gewöhnlich im deutschen   Handel verbraucht. Vier Fünftel davon werden so oder so von den breiten Massen der Arbeiter. schaft, Angestellten und Beamten aus ihrem Einkommen bezahit. Der Auslandsmarkt ist durch die Weltkrije sehr schlecht geworden. Alle Besserungsmöglichkeiten für die Wirtschaft beruhen auf dem

Inlandsmartt. Hier um jeden Preis die Kauftraft zu erhalten und durch Breissenfungen zu steigern, das ist das Geheimnis, wie man die Wirtschaft wieder anfurbeln kann; einen anderen Weg gibt es nicht. Die Arbeitszeitverkürzung kann nur die Arbeitslosen laften etwas verringern; sie bringt selbst taum einen größeren Ver­brauch, und sie wäre nur eine Nothilfe für die Unzähligen, die jetzt feiern müssen.

An der Ruhr, von wo aus Hugo Stinnes   einst die Rettung Deutschlands   durch eine zweistündige Gratis­mehrarbeit verkündete, ist man aber besonders flug. Hugo Stinnes  ift tot, und seine Kunst als Wirtschaftsführer hat sein eigenes Wert nicht vor dem Zusammenbruch bewahren können. Aber sein Geist ist lebendig. Er wird von Herrn Dr. Helmut Po ensgen, dem Machthaber vom Ruhrmontantrust, von neuem verkündet. Nach ihm ist es nicht der fehlende Absatz drinnen und draußen, der die Ursache der jezigen Wirtschaftskrise ist; sondern es sind die zu hohen Selbst. toften. Und diese seine Selbstfostentrise fann, wie er verkündet, nur gehoben werden, wenn

,, man sich bereit findet, für den gleichen Nominallohn wesentlich länger zu arbeiten, oder auch dadurch, daß man unter Beibehaltung der gegenwärtigen Arbeitszeit auf einen Teil seines Lohnes ver zichtet".

So steht es in der., Deutschen Bergwerfs- Zeitung". So will der Sunderdoktor Poensgen die Wirtschaftskrise in Deutschland   lösen. Aber nach Adam Riese   bedeutet mehr Arbeit bei gleichem Lohn weniger Arbeit für die ganze Wirtschaft und mehr Arbeits­lose. Gleiche Arbeit bei weniger Lohn bedeutet weniger Umsag und infolgedessen wieder mehr Arbeitslose. Es ist wirklich schade, daß Adam Riese   nicht bei dem Wunderdottor Boensgen in die Schule gegangen ist. Vielleicht wäre dann wirklich 2 mal 2 nicht 4, sondern 5, und Herr Poensgen hätte recht.

Die KPD.   auf dem Dummenfang.

Nachdem die sogenannte ,, revolutionäre Gemertschaftsopposition" den Streik in der Berliner   Metallindustrie beinahe verschlafen hätte und ihre lächerliche Bedeutungslosigkeit in aller Deffentlichkeit sich erwiesen hat, versucht sie es mit einem neuen Schwindel. Sie er­läßt Aufforderungen an die Streifenden, sich gegen Zahlung von 20 Pf. der RGD. anzuschließen, mogegen diese Mitglieder" ab nächster Woche eine wöchentliche Unterstützung von 3 Mark er halten sollen:

Wir brauchen nicht zu betonen, daß es sich hier um einen auf­gelegten Schwindel handelt. So dumm ist heute in Berlin   fein Mensch mehr, um auf diesen Schwindel hereinzufallen.

Es verlohnt sich auch nicht, gegen die kommunistische Presse irgendwie zu polemijieren. Es genügt deshalb, wenn wir feststellen, daß an dem angeblichen Geheimvertrag" zwischen dem Reichs fanzler Brüning und dem Deutschen   Metallarbeiter- Verband, den fich die Welt am Abend" aus den Fingern jaugt, nicht ein wahres Wort ist.

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Verkehrstrise hält an.

Die Deutsche Reichsbahn   hat im September arbeits­täglich im Gütervertebr 133 820 Wagen gestellt. Gegenüber dem August ist eine Bertehrsbesserung um 4,4 Broz. eingetreten, die jedoch infolge der Düngemittel und Erntetransporte lediglich saison mäßigen Charakter trägt. Wie start der Reichsbahnverkehr von der Krise beeinflußt ist, zeigt sich an dem 16 prozentigen Berfehrsrudgang im Berichtsmonat gegenüber dem September 1929. Auch an der ab 1. September wirt. famen Tariferhöhung im Bersonenverkehr hat die Reichsbahn menig Freude gehabt. Auf allen Gebieten des Personenverkehrs ift ein Rüdgang eingetreten, und die verftärfie Abwanderung zum Kraftwagenverkehr sollte der Reichsbahn zeigen, daß das Publikum bei der allgemein geschwächten Rauftraft gegen das willkürliche An­ziehen der Tarifschraube sehr scharf reagiert.

Kraftdroschfenführer meidet RGO.!

Wieder ein Verfuch, andere ins Feuer zu ziehen.

Bom Gesamt Berband wird uns geschrieben: ,, Durch ein Flugblatt ruft die RGD. zum Streit aller Kraftdroschtenführer ab heute, Sonnabend, den 18. Ot­tober 1930, auf.

Ohne auf die vom Agitationsbedürfnis diktierten Forderungen" einzugehen, betonen wir, daß die Lohn- und Arbeitsverhältnisse der Kraftdroschtenführer

durch Tarifvertrag mit den Kraftdroschtenbefizern geregelt find. Die RGO.- Leute wollen lediglich für ihre dunklen Zwecke mit den Kraftdroschtenführern Mißbrauch treiben. In ihrem schwülsti­gen Aufruf schreiben sie:

Die Kraftdroschtenfahrer Berlins   sind, wenn sie Wagen an Wagen und Schulter an Schulter sich zusammenballen... Bei den Herrschaften von der RGO. scheint sich nicht mur Schulter an Schulter und Wagen an Wagen, sondern auch alles übrige in ihrem spärlichen Gehirn zusammenzuballen.

Die zuständige Organisation, der Gesamt- Berband, wird zur gegebenen Zeit zur Neuregelung der Tarifverhältnisse der Kraftfahrer Stellung nehmen und dann alles notwendige ver­anlaffen."

Die sogenannte revolutionäre Gewerkschaftsopposition hat es sehr eilig, fich eine neue Blamage zu holen Sie ist unvorsichtig ge­mug, in ihrem Flugblatt an den legten Streit der Kraftdroschten führer zu erinnern und zu behaupten, der Streit wäre vom Gesamt­Berband unter den schändlichsten Bedingungen" abgewürgt worden. Wir erinnern deshalb daran, daß die Mauldrescher der revo­lutionären" Gewerkschaftsopposition in die Betriebe liefen, ehe noch der Tarifvertrag abgeschloffen war und daß der Streit durch die Feigheit dieser Revolutionäre  " elend zusammengebrochen wäre, wenn der Gesamt- Verband nicht mit fester Hand zugegriffen hätte.

Vorsicht, wilde Sammler!

Bon allen möglichen berufenen und unberufenen Stellen, a. a. von der RGO. und der JAH., werden Sammlungen für die im Streit befindlichen Metallarbeiter veranstaltet. Es ist unmöglich, feffzu­ftellen, wer mit diesen Sammlungen beauftragt ist, wer die ein gehenden Gelder verwaltet, in welcher Weise sie verbraucht werden und wer die Berantwortung für eine ordnungsgemäße Verwendung trägt. Nach allen bisherigen Erfahrungen sind öffentliche Abrech­nungen über solche Sammlungen noch nie erfolgt, 3. B. auch nicht über die Sammlungen, die anläßlich der wilden Streifs in der Metall­industrie( Terna, Rohrlegerstreit, Henningsdorf   usw.) veranstaltet wurden. Die gegenwärtige große

Metallarbeiterbewegung

wird vom Deutschen   Metallarbeiter- Berband und den dem Metalltartell angefchloffenen Organisationen geführt. Diese Organisationen zahlen an alle im Kampf befindlichen Organi­fierten Unterstüßung, und es ist daher nicht notwendig, für diese Streifenden zu betteln.

Wir fordern daher die Bevölkerung Berlins   auf: 3eichnet nicht auf den Listen der wilden Sammler!

| Berlängerung des Lohntarifs nur eine Verschleppung der Lohnbewe gung bis in die Zeit sahen, wo die Konjunktur im Bauschlosser­gewerbe nachläßt. Die Unternehmer, die neben anderen Verschlechte­rungen des Lohntarifs anfänglich einen Abbau der Löhne und Attorde um 30 bis 40 Broz. gefordert und in den Schlichtungsver­handlungen diese Abbauforderungen auf 20 Broz. ermäßigt" hatten, wären wahrscheinlich auf Ende Oktober mit den gleichen Wünschen an ihre Arbeiter herangetreten.

Der Schlichter hat den Antrag der Unternehmer abgelehnt. Er führt in der Begründung zu dieser Stellungnahme mit Recht aus: Die Einsetzung staatlichen 3manges zur Schaffung eines Tarif­verhältnisses hat zur Voraussetzung, daß damit die zwischen den Parteien bestehenden Streitigkeiten für längere Zeit beigelegt sind. Im vorliegenden Falle würde der Streit zwischen den Parteien nach Ablauf des 31. Oktober 1930 sofort wieder aufleben, und somit des mit einer Verbindlichkeitserklärung erstrebte Ziel nicht erreicht sein."

Ueber diesen Verlauf der Verbindlichkeitsverhandlungen wurde gestern abend in einer überfüllten Versammlung der organisierten Bau- und Geldschrankschlosser in den Germaniasälen berichtet. Die Bersammlung billigte einstimmig die bisherigen Kampfmaß­nahmen der Zentralstreifleitung und beschloß ebenso einmütig, die Kampffront heute durch die Stillegung von weiteren 14 Betrieben zu erweitern, so daß dann insgesamt 50 Betriebe bestreitt sein werden. Gleichfalls wurde beschlossen, daß die auf auswärtigen Montagen befindlichen Branchenangehörigen sofort nach Berlin  zurückberufen werden und in den Kampf mit einbezogen werde sollen.

KPD  . Theater.

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Diese sogenannte Industriegruppe der kommunistischen   RGO.. Abteilung hatte die Arbeiter und Angestellten der Nahrungs- und Genußmittelindustrie zu einer natürlich großen" öffentlichen Rundgebung aufgefordert. Die Neugierigen famen nach dem an gegebenen Lotal bei Haverland. Dort wurde ihnen gesagt, hier ist Metallarbeiterversammlung, geht nach dem Märchenbrunnen". Im ,, Märchenbrunnen" am Friedrichshain   wurde ihnen erflärt, hier ist Metallarbeiterversammlung, die Gruppe Nahrung tagt bei Haverland. Auf diese Weise fam der ,, Gastwirte- Richter" aus der Verlegen­heit, über den Hamburger Verbandstag der Nahrungsmittel- und Getränkearbeiter zu berichten, von dem er nichts weiß, weil er nicht dabei gewesen ist.

Siemens Arbeiter, Achtung!

Am Montag und Dienstag, dem 20. und 21. Oftober, findet die Aufnahme als freiwilliges Mitglied der Betriebs­tranfenfaffen der Siemenswerte für alle im Stteit

befindlichen Kollegen ſtaff,

Wir halten eine Weiterversicherung für dringend erforderlich.

Aufnahme und nähere Information erfolgt in den nachfolgenden

Streitlokalen.

Die Arbeiterräte der Siemenswerte. Autowerk( Bahnhalle): Restaurant Aur Gonne", Jnh. Betschyle, Siemens Aleinbaumert: Sportkasino, Tegeler Weg 21. Ede Herzstraße. BES. ( Bladwert): Commer, Giemensstadt, Nonnendammallee Ede Märkischer Steig. Schaltwert: Dynamowert: Geibel- Giemensstraße Ede Märkischer Steig. Elmowert: Sotel Cafino, Inh. Mewis, Nonnendammallee Ede Rohrdamm. Lokal Sum Turm", Siemensstraße Ede Boltastraße. Kabelwert: Lotal Alemania", Sportplag Gartenfeld. Wernerwerte( M, 3. B): Seidekrug, Bernermert(): Inh. Marsand, Ronnnendammallee( nur Dienstag). Berlin  , Wernerwert Lange, Nonnendammallee Ede Reisstraße( nur Dienstag).

Wenn jemand glaubt, für die streifenden Metallarbeiter etwas fun zu müssen, liefere er dieses Geld an den Deutschen   Metall­arbeiter- Berband, Ortsverwaltung Cinienstraße 83/85, oder an den Allgemeinen Deutschen  Gewerkschafts- Bund, Ortsausschuß Berlin  , Engel­ufer 24/25, II, 3immer 33, ab.

Allgemeiner Deutscher   Gewerkschafts- Bund Ortsausschuß Berlin  .

Allgemeiner freier Angestellten- Bund Ortskartell Berlin  .

Berschärfter Bauschlofferstreik.

Berbindlichkeit abgelehnt.

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( Eisenhieß): ur Eonne" Siemens Ede Herzstraße( nur Dienstag); Bernerwert( Spanban- Süb): Achterberg, Spandau  , Wilhelmstraße( mur Diens.

Ber.

tag). Wernerwert( Spandan- Nord): Restaurant um alten Eger" Inh. Wernerwert III: Bod, Haselhorst  , Gartenfelder Straße( nur Dienstag). Restaurant Schulz, Charlottenburg  , Tegeler Weg( nur Dienstag). waltungsgebände, Bensonwerkstatt, M. B. Werkstatt: Seidel, Siemensstraße Ede Märkischer Steig. Fräfenbau: Lokal Klein, Tempelhof  , Gottlieb- Dunkel Straße. 3. B. S. und H.: Hochbahngarten, Jnh. Krüger Berlin  , Tempel. hofer Ufer 30. Siemens Blania: Lichtenberg  . Herzbergftr. 150, bei Gdywarz. Sämtliche Bernerwerle nur Montag, 20. Oftober, von 10 bis 16 Uhr, bei Weidner, Sternfeld.

Kleinbauwert der Siemens- Schudert- Werte.- G. Heute, Sonnabend, 10 Uhr, Funktionärfonferenz im Sportkasino, Tegeler Weg.

Elmowert der Siemens- Schudert- Werte. Am Dienstag, dem 21. Oftober, vormittags 10 Uhr, Betriebsverfammlung bei Weid= ner, Sternfeld. Ausweis des Betriebs legitimiert. Der Arbeiterrat: gez. Bauer.

Am Donnerstag wurde vor dem Schlichter Wissell über den Antrag des Schutzverbandes Berliner   Schlossereien und der Schloffer­zwangsinnung auf Berbindlichkeitserklärung des Schiedsspruches Dom 6. Oktober verhandelt, wonach das am 1. Oktober abgelaufene Lohnabkommen der Bau- und Geldschrankschlosser unverändert bis zum 31. Oktober verlängert werden sollte. Die Bau- und Geldschrankschlosser hatten bekanntlich diesen Schiedsspruch abge= lehnt und mit dem Streit beantwortet, weil sie in der kurzfristigen sind

Freie Gewerkschafts- Jugend Berlin

Seute, Sonnabend, Filmveranstaltung im Saalban Neukölln", Berg­ftraße 147. 8ur Borführung gelangt der Film: den schickt er in die weite Welt." Die Wunder der Welt." Beginn 19% Uhr. Rarten ausverkauft.

Auch der Großhandel macht scharf

Für Lohn- und Gehaltsabbau auf der ganzen Linie.

Nach zweijähriger Unterbrechung hat der Reichsverband des Groß- und Ueberseehandels gestern seine Jahres­tagung in Berlin   abgehalten. Orden und Ehrenzeichen schmückten vielfach die Vertreterbrust, auch sah man den Fa= schistengruß, was schon einen Vorgeschmack für die folgenden Reden gab.

Ein Sachreferat im engeren Kreise des Vorstandes hielt Ministerialdirektor   Dr. Zarden über die Entwicklung der Finanzen in den letzten fünf Jahren. Die öffentliche Tagung eröffnete das Hauptreferat des Präsidenten des Reichsverbandes Dr. Ravené. Die Ausführungen des verantwortlichen Führers der Groß- und Ueberseehändler stellten einen einzigen Angriff auf die Wirtschafts, Finanz- und Sozialpolitit der Nach friegszeit dar.

gestellte und Beamte arbeite, so dürfen fich die Herren des Großhandels nicht wundern, wenn die Deffentlichkeit sie einfach nicht mehr ernst nimmt.

Die Lohnfenfungspsychose der Industrie fand natürlich den vollsten Beifall auch des Herrn Ravené und damit des Reichsver­bandes des Deutschen   Groß- und Ueberseehandels. Herr Ravené  erklärte sich mit der Industrie darin solidarisch, daß die Herabsetzung der Löhne und Gehälter aller in der Privatwirtschaft Täligen eine der wichtigsten Voraussetzungen zur Ordnung der deutschen   Wirt­fchaftslage bildet.

Zum Schluß ging Dr. Ravené auf das Reparationsproblem ein und erklärte, daß infolge der erhöhten Kaufkraft der Mark die Young- Belastung wieder den Stand der Dawes- Belastung erreicht habe, da die wirtschaftlichen Voraussetzungen, unter denen der Young­ Plan   zustande gekommen sei, durch die Preisrevolution in der Welt über den Haufen geworfen feien, fönne Deutschland   die bisherige Belastung nicht weiter tragen.

Es sei, so behauptet Herr Ravené  , dem deutschen   Groß- und Ueberseehandel durch die verhängnisvolle Politik der deutschen   Re­gierungen unmöglich gemacht worden, auch nur die aller geringsten Krisenreserven anzusammeln. Die auch für den Großhandel sehr fetten Jahre 1927/1929, die einen stetig wach­senden Barenumsatz in der deutschen   Volkswirtschaft brachten und in denen doch nicht nur die Industrie, sondern auch der Großhandel Reserven aufgespeichert hat, eriftieren für den Präsidenten Ravené nicht. Wenn aber der Redner schließlich die Behauptung aufstellt, daß dem deutschen   Kaufmann heutzutage 76 Broz. seines Ein­tommens weggesteuert würden und ein namhafter süddeutscher Ver­treter fich vor der Presse sogar zu der lächerlich wirkenden Aeußerung versteigt, daß der Unternehmer im Großhandel heute nur noch ehrenamtlich für Finanzamter, Arbeiter, Antanzlers Brüning fortgesetzt.

Danach sprach als zweiter Redner der badische Fabrikant Gütermann über altulationsfragen im Großhandel". Die Aus. führungen dieses Industriellen waren insofern bemerkenswert, als fie eine fcharfe Kritik an dem schematischen und starren Festhalten des Großhandels an seiner durchschnittlichen Gewinnspanne non 16 bis 20 Bro3. enthielten. Dieses starre System der Geminnfalkulation habe ganz zweifellos die Tendenzen bei der Industrie( und wohl auch bei der Landwirtschaft. Die Red.) ge­fördert, sich von dem zwischenhandel freizumachen. Die Tagung wird morgen mit einer Rede des Reichs+