MunZk und AVissenschaft.DaS Tchillertheater hatte mit den drei Dichtern aus derjnngeren Vergangenheit. die eS am Freitag feinem Publikumdarbrachte, nicht durchweg Glück. Vom sonnigen Hauch wahrerPoesie war allerdings Jordan'S Lustspiel.Durch's Ohr"durchzogen, mochte auch die Darstellung nicht in allen Rollenmusterhaft sein. In dem Stück, das für das Schillertheater jabekanntlich keine Neuheit mehr ist. thaten stch nament-uch die Damen Pauly und Levermann durch einanmuthiges Spiel hervor. Ein wenig langweilig sowohldem Inhalt wie dem Spiel nach erschien Heyse'SEinakter»Unter Brüdern", in welchem die mitivirkendentcrren— den in seiner Rolle recht tüchtigen Herrn Felix amnde ausgeschlossen— dem Publikum demonstrirten, wie wenigeS ihnen möglich ist. einem gar zu sanften Gestüte männlicheIkrast zu verleihen.— Fast kindisch mag man Paul H e y f e' sSchwank.»Der Zankapfel" nennen. Ein Schwank ohneAuS-aelnstenheil. Tie paar Szenen, die jawohl die Lachmuskeln inBewegung setze» sollen, auf einen faden Konversationstonabgedämpft, als ob das Stück von der Inhaberin eines höherenTöchlerinstitutS für den Hausgebrauch geschrieben worden wäre.Die Mitwirkenden gaben sich so kindlich, als ob sie vor heran-reifenden Baclfische» spielten. Was sollten sie auch?Theater-Wochenchronik. Opernhaus: Sonntag. 26.:Don Juan. Don Juan: Herr Francesco d'Andrade, kgl. bayer.Kammersänger a. G. Montag, 27.: Der Ring des Nibelungen.L. Abend: Siegsried. Siegfmd: Herr Heinrich Bogl, königlichbayer. Kammersänger auS München als Gast. Anfang 7 Uhr.Dienstag, 28.: Bajazzi. Cavalleri» Eusticana Mittwoch, 29.'Götterdämmerung. Siegfried: Herr Heinrich Vogl, alsGast. Anfang 7 Uhr. Donnerstag, 80.: Der Evangeli-mann. Phantasien im Bremer RalhSkeller. Freitag.1. Mai: Don Juan. Don Juan: Herr Francescod'Andrade alS letzte Gastrolle. Sonnabend. 2.: Zum öO. Male:Tristan und Isolde. Tristan: Hr. Heinrich Vogl als Gast.Anfang 7 Uhr. Sonntag. 3.: Robert der Teufel. Anfang7 Uhr. Montag. 4.: Der fliegende Holländer.— Schauspiel-haus: Sonntag. 26.: Der Sturm. Kroll's Theater. Anfang?>/« Uhr: Halali. Die Dienstboten. Montag, 27.: DieOnitzowS. Dienstag, 28.: Das Wintermärchen. Mittwoch,2V.: Judith. Donnerstag. 80.: Der neue Herr. Freitag,I. Mai: Ein Sommernachtstraum. Sonnabend, 2.: Vasantasenn.Sonntag. 3.: Schauspielhaus: Zum 1. Male: EinStaatsstreich. Kroll's Theater. Anfang 7>/s Uhr: Uriel Acosta.Montag, 4.: Der Sturm.— Im Deutschen Theaterfinden in dieser Woche Wiederholungen von Max Halbe's Liebes-drama Jugend am Sonntag Abend sowie am Donnerstag statt;am Sonntag wird König Richard III. mit Herrn Kainz gegeben,Montag tritt Frau Sorma zum vorletzen Mal in dieser Spiel-ieit auf, und zwar in der Jüdin von Toledo, Dienstag spieltie zum letzten Male in der Liebelei, dazu wird GeorgHirschfeld's Schauspiel Zu Hause gegeben; Mittwochgeht König Heinrich IV. m Szene, Freitag Der Talisn, anmit Herrn Kainz, Sonnabend Die Weber.— Im L e s s i n g-Theater wird heute Sudermann's Schauspiel Das Glück imWinkel, und zwar mit Herrn Mitlerwurzer als Gast, zum letztenMal Sonntags aufgeführt. Donnerstag findet die Spielzeit desLessing-Theaters für das Schauspiel ihren Abschluß. Am Freitagbleibt das Theater wegen Generalprooe zu der Operette Wald-meister von Johann Strauß gefchlossen, die unter persönlicherLeitung des Komponisten und mit Frau Julie Kopacsy-Karcsagals Gast am Sonnabend zur ersten Aufführung gelangt.— I»,Residenz. Theater findet heute die letzte Sonntags-Vorstellung von Hotel zum Freihafen statt. Freitag, 1. Mai,gelangt neu einstudirt Georges Feydeans Fernands Ehekontraktin deutscher Bearbeitung von Benno Jacobson zur Aufführung.— Das Schiller-Tbeater bringt heute Nachmittag«ineAufführung des Schauspiels Ohne Geläut von Zobeltitz. Abendsgeht der Schwank Ein toller Einfall in Szene. Montag wirdViktoria und Onkel Bräsig, Dienstag Durchs Ohr. UnterBrüdern und der Zankapfel gegeben. Mittwoch und Donnerstagfinden Wiederholungen von Die Stützen der Gesellschaft statt,für Freitag ist das Langenscheidtschej Schauspiel Halder undSohn angesetzt. Sonnabend geht zum ersten MaleA n t i g o n e mit Frau Kl a r a Meyer als Gastin Szene. Vormerkungen für die Vorstellung werden ander Kaffe des Theaters entgegengenommen. Der Goethe-Abend, den das Schiller-Theater heute. Sonntag, im BürgersaaledeS RathhauseS veranstaltet, ist der letzte Dichterabend in dieserSpielzeit.— Im Theater Unter den Linden tritt heuteFrau Judic in La. Cigale auf und setzt morgen in demselbenStück ihr Gastspiel sort. Am Dienstag wird Frau Judiczum ersten Male in Offeubach's Die schöne Helenadie Titelpartie singen. Heut» Nachmittag geht Millöcker'sBettelstudent in Szene.— Der Hungerleider. dasZugstück des Friedrich-Wilhelm städtischenTheaters, geht heute zum 94. Male in Szene undbleibt auf dem ISpielplan.— Im Adolph Ernst. Theatergeht in dieser Woche das Zugstück Das flotte Berlin zum 2b. Malein Szene.— Die Poffe Der Schwiegervater wird im Central-T h e a ter auch noch heute zur Aufführung komme». Am Montaggeht zum ersten Mal die dreiaktige Posse aus dem FranzösischenKasimir und Isidor in Szene; den Abend eröffnet der BlaueTeufel mit neuen Kouplets. In beiden Stücken ist HerrDreher hervorragend beschäftigt.— Im Bellealliance-Theater geht heute Nachmittag als Volksvorstellung unter Regievon Herrn Türk Schiller's Maria Stuart in Szene; abendsfolgt das Ausstattungsstück Di« Reise um die Erde in 80 Tagen.— Im National-Theater ist heute eine Doppelvorstellung;zur Aufführung gelangt daS Sittenbild Am Abgrund, dem das Lust-spiel Ein kleines Mißoerständniß vorausgeht. Montag, 27. ds.,kommt das Gastspiel der Damen Rost und Ida Lanz in Deborahzur Wiederholung.Gerichts-'Zettung.AuS der Garde-Füsilier-Kaserne. Unter dieser Ueber-schrist brachte der.Vorwärts" am 9. Februar d. I.«inen Artikel, der dem dafür verantwortlichen Redakteur AugustJacobry eine Anklage wegen Beleidigung durch die Pressezugezogen hat. welche gestern vor der vierten Straf-rammer deS Landgerichts I zur Verhandlung gelangte. Indem Artikel wurde mitgetheilt, daß man kürzlich inder 10. Kompagnie auf arge Unznträglichkeiten gestoßensei. Der Kammer« Unteroffizier besagter Kompagnie seivom Kriegsgericht zu schwerer Strafe verurtheilt und bereitsnach Spandau abgeführt worden. Die Untersuchung sei abernoch nicht zu Ende, sondern erstrecke sich noch auf andere Unter-offiziere und Mannschaften derselben Kompagnie. Anknüpfendhieran schloß der Artikel mit der Bemerkung, daß kürzlich«in Unteroffizier der 10. Kompagnie wegen MißhandlungeineS Rekruten zu sechs Monaten Festung verurtheiltworden sei. Wie der im gestrigen Termine vernommene Haupt-mann v. Pochkammer bekundete, sei nur die Schlußbemerkung desArtikels betreffs der Verurtheilung eines Unteroffiziers wegenMißhandlung wahr. Richtig sei weiter, daß ei» Kammer»Unteroffizier mit drei Tagen Mittelarrest belegt worden sei.weil er sich eine Heine Nachlässigkeil im Dienste habe zuSchulden kommen lassen. Von irgend einer Unter-suchung gegen denselben oder gegen andere Unteroffiziereund Mannschaften könne gar keine Rede sein. Der Angeklagtegab die Unrichtigkeit des Mitgetheilten zu: der ihm sonst alszuverlässig bekannte Berichterstatter müsse belogen worden sein,was wohl vorkommen könne. UebrigenS sei bereits im März eineBerichtig:,: z im»Vorwärts" erschienen, und außerdem stehe ihmauch der Absatz S des§ SO deS Preßgesetzes schützendzur Seite. Der Staatsanwalt hielt diese Umständenicht für geeignet, den Angeklagten zu entlasten, erbeantragte vielmehr gegen ihn eine Gefängnißstrafe von14 Tagen. Der Gerichtshof führte durch den Mund des Vor«sitzenden, Landgerichtsdirektor Denso aus, daß eine schwereBeleidigung der sämmtlichen Unteroffiziere und Mannsckastender 10. Komp. des Garde-Füstlier-Regiments vorliege; eine Geld-strafe von löv M. sei aber mit Rücksicht darauf, daß der An-geklagte sich im guten Glauben bekunden habe, für ausreichenderachtet worden.Versammlungsrcchtliches. Die Parteigenossen Röder.Gräbner und Hoch sollte» nach Ansicht der zuständigen Behördeeine Versammlung unter freiem Himmel abgehalten haben, ohnedazu die Erlaubniß zu besitzen. Sie riefen das Gericht an undmachten geltend, daß wohl die Absicht bestanden hätte, eine Ver-sammlung unter freiem Himmel zu veranstalten, und daß einesolche auch angemeldet worden sei, daß man es jedoch mangelsder Erlaubniß hierzu vorgezogen habe, eine Halle zu benutze».Schöffengericht und Berusungsiustanz sprachen denn auchdie Angeschuldigten frei, indem beide für festgestellterachteten, daß, wenn auch Leute außerhalb der Hallegestanden hätten, dies doch keine eigentlichen Versammlungs-theilnehmer, sondern Neugierige gewesen seien. Die Staats-anwaltschaft legte nunmehr Revision ein. Sie führte im wesent-lichen ans, daß die Benutzung eines überdachten, jedoch offenenRaumes«och nicht genüge, die Versammlung zu einer solchenzu stempeln, die nicht unter freiem Himmel stattfand. DieserUmstand hätte die Möglichkeit einer unbeschränkten Beldei-ligung an der Versammlung verstattet; die Versammlung hättezu einer Versammlung unter sreiem Himmel werden können.Der Strafsenat wies jedoch die Revision der Staatsanwaltschaftmit der Begründung zurück, daß das Gesetz wörtlich zu inter-pretiren sei und daß hier thatsächlich von einer Versammlungunter freiem Himmel nicht geredet werde» könne.Aussetzung der Strafverbüßung. Der Vorsitzende der2. Strafkammer des königl. Landgerichts l hier sagte in deröffentlichen Sitzung am 21. d. M. zu einem wegen Diebstahls zueiner Gesängnißstrafe von einem Monate verurlheilten jungenMenschen von 17 Jahren, welcher bisher noch nicht bestraft undreumüthig geständig war:„Es liegt die Möglichkeit vor, daßSie die Ihnen zuerkannte Strafe gar nicht verbüße» brauchen;denn wenn Sie sich einige Jahre gut führen werde», dannhaben Sie die Aussicht, daß Ihnen die Strafe gänzlich er-lassen wird." Diese Aeußerung des Slrafkammer-Vorsitzendenbezieht sich auf den von uns seiner Zeit mitgetheilten Erlaß vom23. Oktober 1895. durch welchen der Justizminister ermächtigtwird, vornehmlich bei erstmalig verurlheilten Personen,welche zur Zeit der That das 18. Lebensjahr noch nickt vollendethatten, und gegen welche nicht aus eine längere als sechsmonatigeStrafe erkannt ist, Aussetzung der Strafvollstreckung zu be-willigen und nach längerer guter Führung derselben wegen Erlaßder Strafe zu berichten.Wie Polizeihauptuiann Palmberger sein Bier bezahlt.In Nürnberg fand am Freilag vor dem SchöffengerichtVerhandlung in einer Privatbeleidigungsklage statt, die einesgewissen humoristischen Beigeschmacks nicht culbehrte. Der vomPolizeihauptmann Palmberger verklagte Kellner JohannStich ist beschuldigt, bis Februar 1896 über den Kläger in derFürsattel'schen Wirthfchast wissentlich unwahre Thatsachen ver-breitet zu haben dadurch, daß er behauptete, Palm-berger habe ihm sortgesetzt einige Glas Bier wenigerbezahlt, als er getrunken. Eines Abends sei Palmberger vondem Gastwirth Fürsattel und dessen Sohn beobachtet worden unddieselben hätten bemerkt, daß P. neun Glas Bier getrunkenhabe, während er nnr sechs bezahlen wollte. Der Beklagte, dernoch nicht vorbestraft ist, deponirt, daß er die Beobachtung, daßP. weniger bezahlte, als er getrunken, mehrmals gemacht,ihn auch einmal zur Rede gestellt, aber nicht darüber öffentlichgesprochen habe, bis er von dem Polizeiaktnar Gerner in derSache amtlich vernommen wurde. Beklagter habe stch aucheinmal bei seinem Prinzipal darüber beschwert, dieser aber habeihn mit Biermarken entschädigt und ihn gebeten, über die Sacher u h i g z u s e i n. Infolge dieser Vorkommnisse sei in der Fürsattel-scheu Wirthschast die Zahlung mit Biermarken eingeführt worden.—Die Zeugenaussage» lauten für den klagenden Polizeihauptmannsehr bedenklich. Ein Kellner aus einem anderen Lokal bemerkt,daß P. bei 6 bis 7 Glas Bier immer eins wenigerbezahlt habe. Den Polizeihanplmann hat er nicht zurRede gestellt, sondern nur die Sache dem Wirth mitgetheilt,der ihm abwinkte, er solle es gut sein lassen."Ent-schädigt habe er nichts erhalten. 40— S0 Mal habe erdie Zeche deS Hauptmanns aufgeschrieben, und in de»meisten Fällen hätten feine Notizen mehr ergeben, alsP. bezahlt habe. Aehnliche Bekundungen machen mehrereKellner und Gäste. Ein Herr Kleemann habe einmal in einerWirthschast, wo er als Gast anwesend war, im Beisein einesPolizei-Osfizianten geäußert:„Wenn nur der Haupt-mann nicht mehr zum Gastwirth Weihmann ginge, denn derversäuft den Kellnern ihr ganzes Trinkgeld!"— Eine Anzahl Kneipgenossen des Polizeihauptmanns habenaber von einer Differenz zwischen diesem und den Kellnern garnichts bemerkt. Auch der Wirth will anfangs von nichtswissen; ein Kellner bestätigt aber ganz bestimmt, daß Fürsatteldem Stich die Biermarke» gegeben und geäußert habe, er lassesich von der Polizei das Leben nicht versauern.Das Urlheil lautet für den angeklagten Kellner auf Frei-sprechung und Ueberbürdung der- Kosten aufden Privattläger.Verscrunnluttigen.Der Allgemeine Arbeiter- und Arbeiterinnendcrei»hielt am 20. d. M. seine Generalversammlung ab. In derselbenerstattete der Kassirer Arndt den Kassenbericht vom ersten Quartal.Die Einnahmen betrugen 292,30 M. und der alte Bestand beliefsich auf 156,32 M. An Ausgaben sind 343,Ib M. zu verzeichnenDi« Mitgliederzahl ist auf 1042 gestiegen. Ein Antraq aufGründung eines Reserve- sowie eines Agitations- und Unter-stützungsfonds wurde angenommen. Sodann beschloß man, daßdiejenigen, welche am 1. Mai arbeiten. 25 Pf. zum Agitations-fonds zu zahlen haben.Die Lohnbewegung der Maurer. Vier große öffentlicheVersammlungen der Maurer Berlins fanden am Freiiag. den24. d. M., statt. In denselben befaßte man sich mit dem Standder Lohnbewegung. Das Situationsbild ist folgendes: Ans283 Arbeitsstellen ist die Forderung 9 Stunden und 65 Pf.Stundenlohn bewilligt. 3476 Maurer arbeiten zu diesen Be-dingungen. Es bleiben noch 50—60 Arbeitsstellen resp. Bautenübrig, wo die Forderung nicht bewilligt ist. Die Zahl derStreikenden belänft sich auf 2337. Zu den alten Bedingungenarbeiten ungefähr 1500. Die Zahl läßt sich nicht genau fest-stellen. Die Versammlung im Swine münder Gesell»s ch a f t s h a u s war überaus stark besucht. Sämmt-liche Redner traten energisch für die aufgesrellten Forde-rungen ei». Seit der Mittwochsversammlung hat sich der Streikfür die Arbeiter wesentlich günstiger gestellt. So ist am Viehhofbei Leist die Arbeit niedergelegt worden, ebenso auf den Bauiender Brauerei Pfefferberg. Ahrens Brauerei. Burgstraße beiSchulze u. s. w. Gänzlich still liegt die Arbeit am Dom, Gas-anftalt Charlottenburg. AktiengeseUschast Potsdamerstraße.Echloßbrauerei Schöneberg. Auf einer Reihe von Bautenist seit der Versammlung am Mittwoch bewilligt. Essteht zu erwarten. daß innerhalb weniger Tage nocheinige Unternehmer kapiluliren müssen, wenn nur die Maurerals ganze Männer den Kampf führen. In diesem Sinne befür«wortelen sämmtliche Redner die Fortsetzung des Streiks.In Joel's Salon war die StimmiiNß ebenfalls eine gute.Hier wurde lebhafte Klage geführt, daß die Kollegen in der Aus-stellung bei der Firma Lüttgen u. Borgmann(Firma Schwager)Ueberstunden arbeiten. Die Kommission gab daS Verspreche»,die Sache genau zu untersuchen und dann zu regeln. Die Sperreüber den Bau Pückler- und Waldemarstraßen-Ecke wurde auf-gehoben. Die aus diesem Bau Geinaßregellen sind anderwärtsin Arbeit getreten und die noch Ausständigen erklären, dortnicht mehr arbeiten zu wollen. Nachdem noch für dieenergische Fortsetzung des Streiks mehrere Redner plädirt hatten,wurde die Versammlung mit einem begeisternden Hoch geschlossen.In der Vikloria-Brauerei wurde der Bericht der Kom-Mission mit lebhafter Zustimmung entgegengenommen und gelobtendie Anwesenden fest und geschloffen im Kamps auf ihrer Forde-rung zu stehen. Von Legier wurde der Antrag gestellt, eine Listederjenigen Bauten herauszugeben, wo die Forderungen genehmigtsind. Diesem Wunsche versprach die Kommission nachzukommen.In Ahrens-B ran erei(Moabit) war die Versammlung gleichfallsmit den Errungenschaften zufrieden. Ein Redner empfahl, besondersauf die Auszahlung des gesammten Lohnes zu beharren, damit jeneUnsitte beseitigt wird, den Arbeitern am Schluß der Woche«inenTag Lohn einzubehalten.Auch hier, wie in den anderen Versammlungen wurden diegestellten Anträge, welche alle auf die Taktik bezuguehmen, biszur Montags-Versammlung zurückgestellt.Am Sonnabend Vormittag tagte im Feenpalast aber-mals eine Versammlung der Streikenden, die von zirka1500 Personen besucht war. Fritzsch von der Lohnkommissionerstattete Bericht über den bisherigen Verlauf des Streiks. AufTivoli haben 50, am Stettiner Bahnhof 20 Maurer dieArbeit niedergelegt. Die Firma Held u. Frankehat nur auf einzelnen Bauten bewilligt, währendca. 60 Mann zu gunsten der anderen, denen nicht dewilligtwurde, die Arbeit einstellten. In der Diskussion erklärten sichsämmtliche Siedner für weitere Aufrechterballung des Streiks,auch wurde nachdrücklich vor etwaigen Bedrohungen und'Aus-schreitungen gewarnt. Während der Diskussion waren amBureau gegen zwei Dutzend Anträge der verschiedenstenArt eingelaufen, u. a. solche, die verlangten, daß mandie Namen der Streikbrecher nenne. Ferner sollte über«ine Anzahl Bauleu die Sperre verhängt werden. Diewichtigsten Anträge wurden, nachdem die meisten aus-geschieden, wie folgt zur Abstimmung gebracht. Ueber alleBauten der Firma Held und Franke, auch da, wo die Forde-rangen bewilligt sind, verhängte man die Sperre. DiePoliere wollte man zur nächsten Versammlung einladen, daman aber der Ansicht war, daß es moralische Pflicht derbetreffenden sei, selber zu kommen, lehnte man den Antrag ab.Am Montag sollen den Unternehmern, die noch nicht bewilligthaben, nochmals die Forderungen vorgelegt werden. Liftenüber Firmen, welche bewilligt haben, sollen später bekanntgegeben werden; alle weiteren Anträge werden, soweitsie überhaupt von Belang sind, bis zur Versammlung, die amMontag Abend im Lokal von Keller in der Koppenstraße stall-finde:, zurückgestellt. Zum Schluß ersucht der Vorsitzende, daßdie Kontrolle auf den Bauten von jedem in seinem Bezirk strengdurchgeführt werde. Mit einem Hoch auf den Neunstundentagwurde die Versammlung geschlossen.VermisZLzkes.Aus Zwickau meldet die„Frankfurter Zeitung": EineMaffenvergifiung hat in Mülsen-St. Michail in der Gast-wirthschast von Bolkel durch zum Mittagessen verwendetes Mehlstatigefunden. Zwei Personen sind gestorben. Die übrigen liegenhoffnungslos darnieder.In Antwerpen zerstörte dem„B. T." zufolge elne Feuers-brunst eine ganze Straße des schönsten Stadtviertels. ZehnHäuser wurde» eingeäschert und sechs stark beschädigt. Zahl-reiche kostbare Kunstschätze, vornehmlich alte Gemälde, sind ver-nichtet. Der Schade» beträgt 10 Millionen Franks.Bureaukratische Begriffsstutzigkeit. Aus München wirdder„Frankfurier Zeitung" geschrieben: In den Zeitungen heißtes, baß die Gerichtsbehörden von„hoher Stelle" angewiesenworden seien, die mittelst Schreibmaschrne hergestellten Schrist-stücke von de» Parteien und Anwälten zurückzuweisen, iveil dieSchrift schwer leserlich sei. Wir hatten immer gedacht, dieseSchriit habe den Vorzug der Deutlichkeit und des Fernhaltensvon Jrrthümer», wie schlechte Schreibschrift sie leicht hervorrufe.Freilich die erste» Male ist sie dem Auge ungewohnt, aber manwird auch einem Beamten zumuthen dürfen, daß er diese kleinerasch vorübergehende Unbequemlichkeit nicht zu einer StaatSaklionmacht. Müssen die Gerichtsbehörden auch Telegramme zurück-weisen? Diese sind ja in den nämlichen Zeichen wie die Schreib-schriften abgefaßt.In Budapest erregt der geheimnißvolle Tod deS 35jährigenPaters Koezel großes Aufsehen. Derselbe wurde in seiner Zelleim diesigen Servitenkloster erhängt ausgefunden. Die Lage desKopses des Tobten schloß Selbstmord aus, so daß unbedingt einVerbrechen vorliegt. Die Untersuchung ist eingeleitet worden.Die Pest in Hongkong. Nach einer Meldung der„Times"aus Singapore starben gestern in Hongkong 16 Personen an derBeulenpest. Auch in Canlon wüthel die Pest.Briefkasten der Expedition.Für die streikenden KonfektionSarbeiter gingen nach-trägltch bei unserer Expedition ein:Von den Genossen in Hodenwestedt 15,15. Von den Genossenaus Penzig 39,20. Durch die Exped. des„Offenburger Volks-freundes"(M. 1,33, 7,50, 0,67, 10,00 M.)--- 20,00 M. Summa74,35 M. In Nr. 76 quittirt 34 996,97 M.; in Summa35 071,32 M.Deutsche Gesellschaft für ethische Kultur. Wir könnenIhre Notiz nicht unter Vereinskaleuber ausnehmen, weil dasLokal, in welchem Sie zu tagen beabsichtigen, nicht in unsererLolalliste verzeichnet steht.Briefkasten der Redaktion.Die juristische Sprechstunde findet am Montag,Dien st ag. Freitag und Sonnabend, abends von6—7 Uhr statt.F. F. ZZZ. Wenden Ei« sich an Fachleute, z. B. andie Redatlion der„Metallarbeiter-Zeitung", Nürnberg, Weizen»straße 12.H. IZS7. Sie können ganz beruhigt sein.Ein Freidenker. Wir glauben nicht, daß«in Abdruck ohneVerletzung des Urheberrechtes möglich sei. Wende» Sie sich aneine freidenkerische Zeitschrift in der Sache. Besser thälen Sieauch, wenn Sie uns in der üblichen Schreibschrift statt in einerin Norddeutschland wenig verbreiteten Stenographie schrieben.Ein Wähler R. Fischer'S. Wir haben Ihren Brief mitZeitungsausschnitt einem Mitglied« der Börsenlommisston über-mittell.Hamann. Benachrichtigen Sie unS»och einmal am Tageder Verhandlung.Kohn, Kattowitz. Für Sie gilt dasselbe.Bäckermeister, Wolgasterstr. 13. Darüber, ob die Polizei-liche Firuieufchckder- Ordnung rechtsgiltig ist, hat noch keinProzeß geführt werden können, da die Verordnung erstvon 1. April resp. 1. Mai dieses Jahres gilt. Die Recht-sprechung des Kammergerichts läßt die Vermuthnug zu, daßes du Verordnung für giltrg erachten wird. ES ist zu ralhen,