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geben wollen, bann müßten Sie anerkennen, daß die deutsche   Sozial­Demokratie trog aller separatistischen Bestrebungen im Westen und Süden das Reich zusammengehalten, und daß sie schon im November 1918 durch ihre sozialpolitische Tätigkeit dafür gesorgt hat, daß die Lasten des verlorenen Krieges nicht samt und sonders auf die ärmsten Volksschichten abgewälzt wurden.( Sehr wahr! finfs.) Straßer hat gestern auch von der Arbeitslosigkeit gesprochen. Er hätte aber hinzufügen müssen: Wenn heute das Elend der Arbeits. fofen menigstens gemildert werden kann, so hat

das Berdienst daran die deutsche Sozialdemokratie( Lachen rechts), die im Jahre 1918 die Arbeitslosenunterstützung eingeführt hat. Gemiß haben wir von 1919 bis 1924 die fürchterlichsten Repreffalien, die Zerstörung unserer Währung durch den Ruhrabwehrkampf er. dulden müffen, und haben jetzt die größte Weltwirtschaftstrije. Schildert man aber die Zustände so wie Straßer, so verbreitet man eine Panifftimmung. So liegen die Dinge doch nicht. Es gibt in Deutschland   noch Leute in der NSDAP., die sich noch Lurusautos faufen fönnen, es werden noch Dividenden in Deutschland   verteilt, es bestehen noch Riefengehälter in der Privatindustrie. Gewiß ist das Elend breiter Boltsschichten unerträglich, aber wir bezweifeln sehr, ob es durch Medikamente aus nationalsozialistischen Partei­apotheken( Heiterfeit) gemildert werden kann. Der versöhnliche Ton der nationalsozialistischen Außenpolitik geht wohl auf die angenehmen Beziehungen mit Rothermere zurüd. Aber wie paßt dazu der Lärm, mit dem dieselben Notional­fozialisten früher die deutsche Friedenspolitik verurteilt und ange­prangert haben! Wenn übrigens Herr Straßer geschichtliche Vor­gänge, auch den Weltkrieg, auf wirtschaftliche Ursachen zurückführt, so tann ich ihm nicht helfen, das ist durchaus margistisch! ( Heiterkeit.) Straßer hat den Bersailler Frieden verurteilt, aber waren es nicht sozialdemokratische Reichskanzler, die die eindrucks­vollsten Worie dagegen gesprochen haben, als Sie( nach rechts) noch nicht im Reichstag gesessen haben? Wir haben allerdings dem deut schen Volke niemals vorgespiegelt, man brauche diesen Bertrag nur zu zerreißen, und dann wäre er weg!

Die allerschärfsten Proteste gegen die Lüge von der Alleinschuld Deutschlands   am Kriege hat gerade die Sozialdemokratie er­hoben.

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( Dauerndes Nazigeschrei.) Herr Straßer, reizen Sie mich nicht, ich fönnte sonst erzählen, wie Sie einmal mit einem gewissen Ehren wort herumgeworfen haben.( Hört, hört! links. Straßer: Ich habe kein Ehrenwort gegeben.) Sie haben am 30. April 1923 Ihr Ehrenvort gegenüber der Landshuter   Polizei, die Waffen in die Kaserne zu schaffen, gebrochen.( Stürmisches Hört, hört! links Straßer: Jawohl, diesem System gegenüber Begeisterter Nazibeifall. Entrüstungsrufe links und in der Mitte.) Sie bekennen sich also zu dem Grundfaz: Der Zweck heiligt die Mittel!( Straßer: In der Politik ja!- Großer Nazi­beifall. Hört, hört! links und in der Mitte.)

und in der Mitte. immer.

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Ist vielleicht durch Ihren Gesang ,, Siegreich woll'n wir Frank­reich schlagen" der französische   Militarismus vom Rhein   entfernt worden? Jahrelang haben Sie gewettert gegen die schwarze Schmach. Wenn heute deutsche   Frauen und Mädchen im ehemals befetzten Gebiet von Senegalnegern nicht mehr vergewaltigt werden fönnen, so gebührt der Dant dafür gewiß nicht den National­fozialisten, aber vielleicht eher dem damaligen Reichskanzler Her mann Müller.( Die Nazis schreien wieder.) Schreien Sie nicht chon jeht, es fomunt noch viel schlimmer!( Seiterfeit links.) Der deutschnationale Redner hat sich heute darüber gewundert, daß wir überhaupt noch Reparationslaften haben.

Allerdings find die Dinge anders gefommen, als der faijetliche Staatssetrefär des Reichsschahamtes Dr. Helfferich sich im Jahre 1915 vorgestellt hat.

Am 10. März 1915 hat er bier im Reichstag erflärt: Wir werden nicht darauf verzichten und denten nicht daran, darauf zu verzichten, Maß unsere Feinde uns für den materiellen Schaden aufkommen müffen, den fie mit diesem frevelbaft angezettelten Krieg angerichtet haben.( hört, hört! bei den Sozialdemokraten.) Und am 20, Raquft 1915 hat Helfferich hier im Reichstag gesagt: Das Bleigewicht der Milliarden haben die Anstifter dieses Krieges ver­dient, fie mögen es durch die Jahrzehnte schleppen, nicht mir." ( Hört, hört! lints. Refordgebrüll der Nazis.) So hoben die anderen auch geredet, wir haben den Krieg verloren, dann wundern Sie sich noch, daß wir Reparationslasten haben?( Naziruse: Anwalt Frankreichs  ! Sind wir denn hier Franzosen  ? Trotz der Mah nungen des Vizepräsidenten Esser schreien die Nazis und die Hugen berg- Leute usw. andauernd und immer massiver weiter. Man hört Rufe: Nopemberlumpen, Bolfsverräter ufm. Erst nach einigen Minuten fann der Redner meitersprechen, aber auch immer wieder unter dem Geschrei der Rechten.) Der Reichshaushalt enthält für

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außenpolitische Kriegslaſten 1,8 Milliarden Goldmart, im Haushalt für 1928 maren dafür noch 2,5 Milliarden Goldmark eingesetzt. Straßer hätte also fragen müssen,

hat.

in welcher Lage wären wir erst, wenn wir auch noch die 700 Millionen mehr bezahlen müßten!

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Unsere Situation ist die Folge der Weltwirtschaftskrise.( Dauernde lärmende Nazirufe. Der Abg. Münchmeyer wird zur Ordnung gerufen, weil er den Redner einen Anwait Frankreichs   genannt Andere Hitler  - Leute schreien, das sei doch bekannt. Es folgen weitere Ordnungsrufe.) Auch wir Sozialdemokraten find fiets für weitere Verminderung der Reparationslaften eingetreten. Bir wüßten mit den 1,8 Milliarden in Deutschland   wahrlich Besseres anzufangen. Wir erwarten von der Reichsregierung, daß ste alle Möglichkeiten ausschöpft, die zu einer weiteren Minderung der Reparationslasten und zur Revision der Verträge führen fönnen. So äußern sich jetzt auch Hitler und Straßer, aber vor der Wah! wurde zerreißung des Young- Plans ohne Rücksicht auf die Folgen gepredigt. Gestern hat Straßer auch versichert, die Nationalsozia­liften wollten feinen Krieg. Wenn diese Erklärung nicht mit innerem Vorbehalt zu verstehen ist, so hätte diese Partei doch allen Anlaß, mit den republikanischen Berständigungs- und Friedens­politifern einen Friedens- und Freundschaftsvertrag abzuschließen. ( Raziqebrüll.)

Straßer fordert Beseitigung des Leerlaufs der Wirtschaft, Ueberwindung der Arbeitslosigkeit, Gefundung der Landwirtschaft. Wer will denn das nicht? Aber die Wege dazu hat er nicht an­gegeben. Er fordert

die allgemeine Arbeitspflicht; dieser schöne Gebaute ist freilich fchon in dem Sozialisierungsgefeh des Reichspräsidenten Ebert vom März 1919 gesetzgeberisch behandelt worden und steht auch in der deutschen   Verfassung.

Aber heute mären mir froh, menn wir all denen Arbeit verschaffen fönnten, die arbeiten mollen! Die späte Erkenntnis der National jozialisten, daß wertschaffende Arbeit die alleinige Kraftquelle eines Boltes ist, haben mir Marristen schon in den Anfangsgründen des Sozialismus gelernt, Wirtschaftliche Autartie verlangte Straßer; aber ehe der Goldmacher des Herrn Ludendorff, Herr Tausend, das Goldmachen nicht erfunden hat, ehe man in Deutschland   nicht Baumwolle und Kautschut anpflanzen fann, bleibt das ein schöner Traum, dessen Verwirklichung überdies Millionen deutscher Arbeiter das Brot fosten würde.( Sehr mahr! lints.) Wenn Sie Aus: schaltung der Juden aus Staat und Gesellschaft fordern, so ist das rüdsichtslos gegenüber den ehemaligen Fürsten, die heute in der Hitler   Partei stehen; menn diese ihre Parteibeiträge zahlen fönnen, so nur deshalb, weil ihre Vorfahren von den Juden das Geld ge­pumpt haben, um ihre verpfändeten Schlösser, Länder und Kronen auszulösen.( Sehr gut! links.) Bon der sozialen Frage hat Straßer wenig gesprochen. Die von ihm angeregte Geminnbeteiligung der Arbeiter ist teilweise in der amerikanischen   und auch der deutschen  Industrie eingeführt. Aber sie hat zur Folge, daß eine bevorzugie Klaffe von Arbeitern geschaffen wird, die sich in größerer Abhängig feit vom Unternehmerfapital befindet.( Eehr wahr! bei den Soz.)

Um die Reichswehr  !

Das Duell zwischen Oldenburg Januschau und Brüning  .

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So

Das michtigste Ergebnis der Sonnabendjizung Wörtlich fügte Oldenburg   hinzu: Der Reichswehr  . des Reichstags mar das Duell zwischen dem Junter von minister Groener mag stehen, wo er mill. Wenn aber Oldenburg Januschau   und dem Reichstanzler Hindenburg  , dem wir im Kriege alle zugejauchzt haben, Dr. Brüning. Der alte, 75jährige Junker, der vor etwa dahintergestanden haben sollte, märe das schmerzlich. 20 Jahren bereits drohte, man müsse den Reichstag mit einem Unerhörtes darf man einem Soldaten nicht zumuten." Und Leutnant und 10 Mann auseinanderjagen, ist als Basall von den Hochperrat der Ulmer Offiziere verteidigte Oldenburg Hugenberg in den Reichstag zurückgekehrt. Aus seinen mit den Worten: ,, Benn die jungen Offiziere in ihrer Ver­Sympathien mit den Nationalsozialisten und mit Hitler   hat zweiflung nicht mehr aus noch ein wußten, da wundern Sie er feinen Hehl gemacht. Seine Rede war ein Kampfruf fich, menn sie sich besprachen: Was machen mir?" für den Sturz der preußischen Regierung und ein Lodruf an die Reichswehr  , fich gegen über dem Reichsmehrminister Groener und dem Ober­befehlshaber der Reichsmehr, dem Reichspräsidenten Hinden burg, dem Gehorsam zu entziehen. Deutlich verriet Oldenburg  , welche Wege die Rechte unter der Führung von Hitler   und Hugenberg   gehen werde, um unter Ausnutzung der Not der 3eit sich gegen alle verfassungsmäßigen Rechte an die politische Macht zu bringen.

Hatte Oldenburg   sich im ersten Teil seiner Rede noch da­mit begnügt, dem Zentrum gut zuzureden, es möge in Preußen sein Bündnis mit dem Margismus aufgeben und eine Brücke herstellen zwischen dem, was war, und dem, was sein soll, so schlug er im zweiten Teil bei seinem Liebeswerben um die Reichswehr   Töne an, die den Reichskanzler Brüning  später zu der entschiedensten Abwehr veranlaßten. Der Leipziger   Prozeß sei geeignet gewesen, die Basis der Tradition zu erschüttern. Der Generaloberst Hene habe die Disziplin untergraben. Am schärfsten aber wandte er sich gegen Groener und Hindenburg  . In lim seien von der Front weg angesichts der Mannschaften und der Polizeioffiziere zwei Offiziere verhaftet worden. Früher hätte der Kommandeur gesagt: ,, Machen Sie, daß Sie weg kommen!" So etwas, wie diese Berhaftung, sei ganz un erhört. Und das Unerhörteste sei, daß der Reichswehrminister und der Reichspräsident den Befehl zur Verhaftung gebilligt hätten.

Die Uebel der fapitalistischen Wirtschaft, nämlich das Mißverhälf­nis zwischen Massenerzeugung von Gütern und der Kauffraft des Bolles, die ungeregelle anarchische Produktion werden durch eine folche Gewinnbeteiligung nicht beseitigt.

Hat doch selbst Amerita über 7 Millionen Arbeitslose. Schließlich hat Straßer gemeint, praftische soziale Maßnahmen hätten erst dann einen Wert, wenn sie von der Zentralfanne einer neuen Staats­auffaffung ausgestrahlt find.( Straßer: Sehr richtig!) Sie vertrösten also die Arbeiter auf den jüngsten Tag. Bir aber versuchen auch in der gegenwärtigen Wirtschaftsordnung, das Los der Arbeitenden zu erleichtern. Deshalb treiben mir Sozialpolitif.( Lebhafter Beifall der Sozialdemokraten.) Nach dem Angriff" Dom 12 d.. wollen Sie das Berhältnis von Rapital und Arbeit erst eingehend national politisch untersuchen und daraus die notwendigen Schlüße ziehen. In Straßers Rede hat man nichts davon gemerkt, daß diefe Unter­fuchung abgeschlossen oder auch nur angefangen hätte. Wenn Sie gegen die Kapitalflucht sprechen, so frage ich:

Sind es nicht die angeblich Nationalen gemejen, die feit Jahr und Tag im Ausland das Gespenst der neuen deutschen   Ju­flation hervorgerufen haben?( Rufe links: Hugenberg  !) Der Bölfische Beobachter"

hat in den letzten Monaten regelmäßig folgenden mit Hakenkreuzen eingerahmten Alarmaufruf gebracht:

Die tommende Inflation! Bolt, schüße dein Eigentum vor der Beschlagnahme unseres Sparvermögens vor der Zwangsver­waltung Deutschlands  .

ist das nicht eine Aufreizung zur Kapitalflucht?( Gelächter der Nazis.) Herr Straßer aber redet von Alarmartikeln der jüdischen und marristischen Presse.

Diese nicht einmal mehr verschleierte Aufforderung an die Reichswehr   zum Ungehorsam und Disziplinbruch veranlaßte den Reichskanzler Dr. Brü ning zu einer Entgegnung, die den ganzen Ernst der politischen Situation Mlar erkennen ließ. Brüning  wies den Versuch Oldenburgs, eine Differenzierung zwischen Groener und Hindenburg   vorzunehmen, mit dem Hinweis zurück, daß Groener das Bertrauen des Reichs­ präsidenten   besize. Er bedauerte ferner, daß Olden­ burg   fein Wort des Bedauerns gegenüber den Aeußerungen feines Fraftionsfollegen Schmidt gefunden habe, der sich eine Berhöhnung des Fahneneides geleistet habe, wie sie niemals von einem Sozialdemokraten ausgesprochen worden sei. Brüning schloß seine furze Erwiderung mit dem Vorwurf gegen Oldenburg  , daß seine Rede der Tradition des alten Heeres, die auf Disziplin und Gehorsam aufgebaut war, den stärksten Abbruch getan habe.

Das Duell Oldenburg- Brüning läßt erkennen, daß wir uns wiederum in einer Situation befinden, in der die zer­störenden Kräfte der Rechten den Versuch machen, die Reichswehr   zum Kampf gegen den Staat und die ausübende Staatsgemalt aufzuputschen. Hitler und Hugenberg  , das ist die Front, für die Oldenburg­Januschau gefämpft hat und gegen die sich Brüning zur Behr jetzt. Die Sozialdemokratie steht geschlossen gegen Hitler   und Hugenberg  , sie wird alle Kräfte unterstützen, die dem Butschismus den Weg zur Macht versperren wollen!

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bringt schließlich die beiden Parteien auseinander. Im Saal tritt wieder verhältnismäßige Ruhe ein, so daß nach mimutenlanger Unterbrechung der Redner fortfahren kann.

Abg. Dr. Hoegner( Soz.):

Eine Politit ist nicht national, die im Herbst 1923 den fran zösischen Militaristen in die Hände gearbeitet hat.( Andauernde Unterbrechungen rechts.) Sie nennen sich eine sozialistische Partei. Gemiß, Sie haben einige sozialistische Gedankengänge und Sie haben einige sozialistische Zukunftsforderungen aus unserem Bro­gramm und aus der Weimarer Berfassung abgef hrieben. Den missenschaftlichen Sozialismus hat Straßer gestern ausdrücklich ver morfen und dafür, primitive Seilmethoden empfohlen. Mit solcher Quadfalbereien, die man auf jedem Jahrmarkt der Politik ausrufen fann, find mohl primitive politische Geelen und politije Analphabeten in Bemegung zu fegen.( Straßer: Mil­lionen!) Aber wenn Sie einen Sozialismus durchführen sollten, mußten Sie wieder die Wissenschaft zu Hilfe rufen. Hundert­taufende haben Ihnen ihre Stimme gegeben, meil sie am fapita: liftischen Wirtschaftssystem verzweifelten, fie find ihrem primitiven Gefühlsradifalismus und Scheinjozialismus zum Opfer gefallen. Wir werden dafür sorgen, daß fie den richtigen Weg zum Sozialismus finden.

Die Nationalsozialisten machen Anspruch darauf, eine Arbeiter partei zu sein. Das Recht dazu hat die deutsche Arbeiterschaft immer jenen Organisationen abgesprochen, die vom Groß tapital Geld genommen haben. Dis Nationalsozialisten find aber finanziell vom Großkapital abhängig.( Die Nazis lachen und rufen den Sozialdemokraten zu: Sie haben Gelder von den Franzosen genommen.) Kapitänleutnant von Mücke, der frühere Nationalsozialist...

Noch eine Lärmfzene.

Hier komunt es zu einem neuen Krawall. Abg. Dr. Breitscheid ( Soz.) fordert den unbekannten Nazi, der immerfort von Franzosen­

Herr Straßer hat gestern mit verdedtem Bisier gesprochen. Wir wollen das Bisier einmal hochheben. Schon der Name ,, Natio nalsozialismus" ist, um mit Kapitän Ehrhardt zu sprechen, ein aus­gezeichneter Decname, ein vorzügliches Deckblatt gewesen. Es ist ja auch nicht national gewesen, als Ihr Barteiführer am 11. Januar 1923 im Münchener Kindl- Keller zum Einmarsch der Franzosen   ins Ruhrgebiet   ausrief: Nicht nieder mit den Franzosen muß es heißen, sondern nieder mit den Novemberverbrechern!"( Entgeld für die Sozialdemokraten schreit, zur Wiederholung seiner Be rüstungsrufe der Sozialdemokraten, Beifall der Nazis.) Damit hauptung auf, zumal die Frage des Vizepräsidenten nach dem Namen diefes Verleumders zunächst ohne Antwort bleibt. Die charakterisieren Sie sich selbst. Ihr Verdienst ist es nicht, daß die Franzosen das Ruhrgebiet   wieder verlassen haben. Eine Politik Linke ruft den hinausgehenden Nazis stürmisch zu Raus"." Die ist nicht national, die ein Militärbündnis mit Italien   anstrebt, um Nazis fordern vom Redner Beweise. Dann Frenfreich anzugreifen, wobei die deutschen   Oſtgrenzen auf das äußerste gefährdet werden. Eine Politif, die dann als Breis die deutschen   Südtiroler   in fultureller und sprachlicher Beziehung an Italien   ausliefert. Eine Politif ist nicht national, die im Herbst 1923...

Nationalsozialistische Morddrohung!

Severing geht durch die Hakenkreuzhorden!

Der Lärm der Schimpfrufe von rechts und der Gegenrufe von tints erreicht seinen Höhepunkt. Die oftmaligen Wahnungen und Bitten des Bizepräsidenten Effer bleiben ohne Erfolg.

Heines, der überhaupt einer der lautesten Schreier iff, droht dem Redner:., kommen Sie nur wieder nach München  , da fommen Sie dran!"

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Der Redner erwidert: Wollen Sie an mir einen neuen Fememord begehen?" Nazirufe: Wir wollen uns die Finger an Ihnen nicht schmutzig machen, haben Sie Angst?" Abg. Dr. Hoegner( S03): Daß ich vor Ihnen feine Angst habe, das habe ich im Untersuchungsausschuß des Bayerischen Landtags bewiesen.( Dauergeschrei und Lachen der Nazis. Abg. Dittmanu Soz] fragt den Bizepräsidenten, ob er den Drohruf nicht gehört Bizepräsident Effer, den Abg. Severing den Hergang berichtet hat, schließt Heines von der Sitzung aus. Auch andere Nazis verlassen den Sacl.)

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Severing geht, um zu demonstrieren, daß die Sozialdemokraten fich von den Nazis nicht einschüchtern laffen, mitten durch ihre Reihen. Einige andere Sozialdemokraten folgen ihm, brauchen aber nicht zu seinem Schutz einzugreifen.

Im Wandelgang der Rechten, den diese Sozialdemokraten zugleich mit einer Anzahl Nazis betreten, scheint es zu einem Zusammenstoß zu fommmen, Präsident Löbe eilt herbet, auch ihm folgen einige So­zialdemokraten, die Nazis rufen, daß fie Löbe nicht anrühren. Er

Abg. Dr. Hoegner( Soz.): Kapitänleutnant von Müde   hat in einem seiner Müce- Briefe im vorigen Jahr erklärt, daß Hitler   nach der Pfeife des Herrn. Mutschmann tanzen müsse, weil dieser der Geldgeber der Nationalsozialisten sei.( Dr. Frid: Das ist doch fetit Beweis!) Wenn das Ihr früheres Parteimitglied fagt, dann muß es doch sicher wahr sein!

3m Untersuchungsausschuß des Bayerischen Landtags   find drei Geldquellen der Nationalsozialisten festgestellt worden: erftens das neutrale Ausland, zweitens schöne Frauen, driffens die Großindustrie.

( Nazirufe: Inverschämtheit! Abg Mutschmann[ Natsoz.): Ich flage Sie hier öffentlich der Lüge an, ich bin Mutschmann  , ich habe noch nie einen Pfennig Geld für die NSDAP  . gegeben!) Dann fegen Sie sich mit Herrn Helmut von Mücke auseinander.( Nazi­rufe: Hinaus mit dem Kerl! Sie beleidigen 12. Millionen Deutsche  . Andauernde Schlußrufe, die den Redner zum Abtreten zwingen follen.) Nationalsozialistische Agenten, darunter Dr. Emil Ganfer, haben 1922/23 ben braven Schweizer   Bürgern( an­dauernder Lärm und Schlußgefchrei rechts. Abg. Biester Soz]: Soll denn diese Gesellschaft das Barlament beherrschen? Rann nicht endlich einmal Ruhe merden? Abg. Bels[ S03.]: Bollen Sie nicht die ganze Fraktion ausweisen? Lärm), natio nalfozialistische Agenten haben damals den Schweizer   Bürgern vor­gemacht, daß Deutschland   vor dem Bolschemismus ſtehe und nur durch die Nationalsozialisten gerettet werden könnte, daburd) haben Sie Gelder von den Schweizer   Bürgern befommen und Ihre Offiziere mit Soweizer Devisen im Herbst 1923 bezahlt.( Lebb Hört, hört! links. Nazirufe: Provokation!)

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Frau Helene Bechstein  , geb. Kapito, hat vor der Münchener Bolizei am 27. Mai 1924 ausgefagt:

Ich und mein Mann sind mit Hitler freundschaftlich vers bunden. Als Hitler   in Landsberg   auf Festung war, habe ich ihn, um bei ihm vorgelassen zu werden, fälschlich als meinen Adoptip­john ausgegeben. Ich wollte, Hitler   wäre mein Sohn: Mein Mann hat Hitler   wiederholt finanziell zur Unterstügung seines Zeitungsunternehmens unter die Arme gegriffen. Persönlich habe ich Hitler   in der Weise unterstützt, daß ich ihm Kunstgegenständs