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Peter Blank: Die Ohrfeige

Frante war Betriebsleiter bei F. u. 2., Elektrische Maschinen. Jeden Morgen um halb sechs pfiff die Sirene, und Franke war fchon da, pünktlich wie ein Uhrwert. Der Portier falutierte höflich, und Franke verschwand in seinem Zimmer.

Sein grauer Mantel flatterte über den Hof und am Hauptein gang, vor der Kontrolluhr und oben im Lager, wo nebenan die Wickelmaschinen standen. Franke war überall und paßte auf. Der technische Direktor tam um acht und fümmerte sich um nichts. Im ersten Stock flapperten die Schreibmaschinen, und das Fenster im Privatbüro war ständig eng verhangen, denn der Direktor durfte nicht gestört werden, wenn er die neuen Zeichnungen durchsah.

Dafür war eben Franke überall. Wehe, wenn früh einer nicht auf die Minute da war. Und mehe, wenn jemand etwa vergessen sollte, Franke laut zu grüßen. Der alte Krüger von der zweiten Stanze fonnte davon ein Liedchen singen.

Krüger Emil war schweigsam. Er öffnete den Mund nur dann, wenn es wirklich nicht anders ging. Aber das Grüßen hatte ihm Franke in den drei Jahren, die er als Betriebsleiter funktionierte, beigebracht. Erst hagelte es liebenswürdige Ausdrücke, wie faule Luder" oder ,, Lauſewanst" das waren Spezialitäten von Franke-, und dann wahrhaftig Lohnabzüge- alles, weil Herr Franke nicht gegrüßt worden war.

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Jezt mußte sich auch Krüger Emil ducken.

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Daß Franke mit der Direktion unter einer Decke stedte, war alt­bekannt. So richtig weggefriegt hatte das die Belegschaft zum erstenmal, als die englischen Fräsmaschinen und in der Montage das laufende Band eingeführt wurden auf einen Vorschlag von Franke. Damals fing das Sparen" an. Man rationalisierte. Auf einen Schlag wurden fünfzig Mann entlassen. Die Belegschaft wurde ge­fiebt. Statt der Männer famen in manche Abteilungen mehr Frauen. Doppelt soviel Lehrlinge wie bisher mußten eine ganze Anzahl von gelernten Arbeitern ersetzen.

Franke schwamm in seinem Element.

,, Das geht noch ganz anders," fagte er gleich am Anfang zum Direktor und vergrub sich in Zeichnungen und Personallisten.

An den Drehbänken wurden Versuche durchgeführt, und mit Hilfe von verzwickten Handgriffen konnte wieder einmal gespart" werden. Dann lief auch noch der alte Tarifvertrag ab; der neue brachte Verschlechterungen im Stundenlohn und im Akkord.

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Franke ging jeden Morgen durch den Betrieb und spürte nach Unzufriedenen". Wenn es hieße, der Rausschmißapostel" tommt das war der Spitzname, den sich Franke redlich verdient hatte flapperte und trachte es in allen Abteilungen noch einmal so schnell. Was sollte man weiter machen? Franke war sich seiner Sache nicht so ganz sicher. Die ,, Unzufriedenen" Gott, die Kerle taten ihm nicht den Gefallen, sich zu verraten. Mit Bestimmtheit tippte Franke nur auf Krüger Emil. Aber der war schon zwanzig Jahre hier, und schließlich konnte man da nicht so ohne weiteres vorgehen.

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In der Mittagspause spazierte Frante mit dem technischen Direktor und dem ersten Proturisten auf dem Hof auf und ab und durch die Maschinensäle, vom Werkzeugverschlag bis zur Anter­

midelei.

Die Arbeiter, meistens gebüdte, ältere Leute und Frauen, unter­hielten sich leise und warfen nur hie und da verstohlen einen Blid

4.

Arbeiterin fauerte blaß auf ihrem Schemel, den Kopf vornüber.. geneigt. So! Franke fuhr sich über den kahlen Schädel, und dann donnerte er los.

,, Faule Luder, himmelsakrament! Was ist denn das für eine Franke entdeckte plöglich etwas Aha!" bellte er das. Mädel an, das mit entsetzten Augen dasaß und verstört an sich herumzupfte ,,, zum Kindermachen, da habt ihr wohl Zeit aber zum-!"

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auf den allmächtigen Betriebsleiter. Krüger Emil schwieg sich hart- gottverfluchte Sauerei?! Stinkfaule Menscher zum Schlafen-!" nädig aus. ,, Na?" fragte dann Franke nach dem Direktör hin, als meinte ʼn dem. Direkto er: ,, Die halten wir hübsch in Schach, was?" Und dann mußte man schon erörtern, wie es mit einer fleinen Gehaltsaufbesserung wäre. Die Maschinen standen still, und die Belegschaft war still Furcht vor dem blauen Brief, vor der Arbeitslosigkeit, vor dem Hunger.

Punkt halb eins pfiff es wieder.

aus

Ungefähr um halb vier, so gegen Feierabend, kam Frante für gewöhnlich ins Technische Büro herüber und unterhielt sich mit dem Konstrukteur. Erst über seine neuesten Erfindungen", dann etwas amüsanter. Frante wußte eine Menge von dem, was er gute Wize nannte; und für Zoten war selbstverständlich immer ein Zuhörer zu finden.

Wenn Franke lachte, bildeten sich zu beiden Seiten seiner langen Nase tiefe Falten, und sein glattes Holzgesicht verzog sich wie Gummi. Zwei Minuten, ehe es haute, sah er regelmäßig nach der Uhr, packte einen Wulst von Lichtpausen unter den Arm und verschwand im Betrieb, um bis zur letzten Minute zu zeigen, daß er allein hier etwas zu sagen habe.

Tag für Tag, Monat für Monat.

Aus seinem Machtgefühl wurde Franke ziemlich unvermittelt und plötzlich gestürzt. Das tam eigentlich ganz einfach.

An der zweiten Stanze saß der alte Krüger und an der dritten eine junge Arbeiterin. Wenn man die ganze Woche fünfundzwanzig Mark verdient, fann man sich es nicht leisten, zu heiraten. Aber schließlich ist auch ein Fabrikmädel noch etwas anderes als ein bloßes Arbeitsvieh.

Kurz und gut: die Arbeiterin war schwanger.

Krüger Emil glotte oft zu ihr herüber und wunderte sich. Das Mädel hatte es nicht dazu, jetzt in ihrem Zustand zehn Stunden täglich zu schuften. Blutarm und ein Kind unterm Herzen, dazu dauernd der Delgeftant, der Radau und die eintönige Arbeit fann das eine Schwangere aushalten?

Krüger Emil dachte unbeholfen nach.

Er war schon zu lange hier, um die Antwort darauf nicht zu finden. Wenn eine Arbeiterin schwanger wird und die Arbeit nieder­legt? Was geschieht dann-? ,, Wegen Arbeitsmangels" ent­lassen... Aber wovon soll das Mädel mit dem Wurm dann leben? das Als sich Krüger Emil die Gedanken zurechtgelegt hatte, wurde ihm das alles ganz klar. Und während er seine Lamellen stanzte, fah er immer öfters zur dritien Stanze hin.

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Richtig in den letzten Tagen konnte das Mädel nicht mehr so. Sie arbeitete langsamer, zerfahrener, nickte ab und zu ein, um dann von neuem aufzuschrecken und nach kurzer Zeit wieder von ihrer Schwäche überrumpelt zu werden. Krüger Emil knurrte und schwieg verbissen, während er immer wieder nach der dritten Stanze blickte. Nun, der Standal fam etwas unerwartet.

Kurz nach der Mittcgpause tauchte der bekannte graue Mantel auf. Franke schlenderte durch die Schlosserei, an den Fräsen vorbei und zu den Stanzen hin. Bei der dritten Stanze Aha! Frante schlich sich vorsichtig näher. Aha! Sieh mal an! Frante stellte sich direkt vor die Maschine. Die Stanze lief leer. Die

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Da stand auf einmal die zweite Stanze still.

Franke schrie und brüllte seine beliebten Kraftausdrüde. Gerade, als. er etwas ganz besonders Gemeines raus haute, inertte er, daß.. jemand neben ihm stand. Der alte Krüger, der nie den Mund auftat und es nicht für nötig hielt zu grüßen, der alte Krüger von der zweiten Stanze tat auf einmal den Mund auf, so daß der Betriebs­leiter vor Staunen mitten im Saz abbrach. ,, Franke," sagte Krüger Emil ganz laut und weißt du, was du bist? Ein Lump bist du!" Augenblick flatschte eine Ohrfeige, die nicht von Pappe war.

bedächtig ,,, Franke, und im gleichen

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Franke stolperte und rasselte mit dem Kopf gegen die Stanze, daß das Blut gelaufen fam. Und Franke, der allmächtige Franke, ichlich wie ein geprügelter Hund zwischen den Maschinen und den Biicken der Belegschaft hindurch nach dem Ausgang.

H

,, So," sagte Krüger Emil und wischte sich schwerfällig die Hände an seinem blauen Kittel ab. ing

,, 5m," tnurrte er und ging, um seine Papiere zu holen.

Hamburgs   Landgewinn

Hamburg   ist durch eine Laune der Natur binnen wenigen Jahren von einem Umfang von 415 Quadratkilometer auf 435 Quadratkilometer gewachsen. Die rechts vor der Elbmündung ge= legene ganz kleine Insel Scharhörn   ist auf etwa 20 Quadratkilometer angewachsen. Der Vorgang wurde schon seit einigen Jahren durch Dammbauten und Anpflanzungen gefördert, beruht aber im wesent­lichen auf einem seit Jahrzehnten stattfindenden Materialtransport, des Gezeitenhubs. Es besteht die Möglichkeit, daß mit wenig Kosten die Landbrücke von Scharhörn über Neuwert bis zum Festland auf­geschüttet sein wird. Dann wird Hamburg  , dem die Landspite bei Curhafen gehört, um weitere 60 Quadratkilometer angewachsen sein.

Dieser Vorgang sowie die Landablagerung am neuen Sylter Bahndamm läßt die Pläne wieder aufleben, das ganze Inselgebiet der Halligen durch entsprechende Dammbauten dem Festland wieder­zugewinnen. Es wäre hier ein Landgewinn von rund 1000 Quadrat­filometer möglich, ein Projekt, das in seiner Größe an die Trocken­legung der Zuidersee heran reicht.

Die Anzahl der Eiszeifen, leber die Anzahl der Eiszeiten, non denen das Gebiet Norddeutschlands während des Diluviums betroffen wurde, gehen die Meinungen der Forscher immer noch auseinander. Während die einen annahmen, daß man das ganze Diluvium als eine einheitliche Eiszeit betrachten müsse, die durch Zeiten wärmeren Klimas unterbrochen wurde, glaubten andere 3 oder gar 4 durch wärmere Perioden getrennte selbständige Bereifungen für Nord­deutschland annehmen zu müssen. Professor Wiegers hat diese Fragen im Rahmen der Arbeiten der Preußischen Geologischen. Landesanstalt von neuem aufgeworfen. Er tommt auf Grund seiner. Untersuchungen in der Magdeburger   Gegend zu dem Schluß, daß nicht mehr als 3 Eiszeiten in Norddeutschland erweisbar find.

WIRTSCHAFTS   WOCHE

MONTAG, DEN 20. OKTOBER BIS SONNABEND, DEN 25. OKTOBER

Glas

Bierbecher 0.22, 0.20, 0.18 Teebecher 0.18, 0.16 Weingläser auf grünem

Fuß

2 Stück 0.48 Weingläser auf grünem Fuß, verschiedene Schliffe.. 0.42 Likörgläser auf grünem Fuß.

..... 0.40, 0.32, 0.25

Likörgläser. 6 Stück 0.95, 0.75

Weinglasgarnitur Berlin  

Porzellan

Tassen mit Untertassen,

Tassen mit Untertassen,

Goldrand und bunt

Goldrand gerippt

0.18

.. 0.22

Tassen m. Untert., ind. blau 0.35

Milchtöpfe m. Schrift, 1% Ltr. O.95

Obertassen.

0.10

Untertassen,

0.05

Abendbrotteller, bunt,

Goldrand, weiß

0.14, 0.12

Kuchenteller

0.85, 0.48

-

Rotweingläser...

..0.60

Weißweingläser

. 0.65

Satz Schüsseln, 3 teilig, Golddekore

Portweingläser

Likörgläser

$ 0.50 ..0.40

.1.45, 1.20 Satz Schüsseln, 3 teilig weiß

1.25, 1.10

Preßglas

Glasschalen... 0.78, 0.45, 0.38

Kompotteller..0.10, 0.09, 0.05 Kuchenteller 0.90, 0.78

Kompottschälchen..... 0.07 Jardinieren> Sonne<.... 0.90 Aufsätze> Sonne<

.. 0.78 0.22, 0.18 0.07

Stangenvasen..... 0.45, 0.35

Obstkörbe, versch.Dek. 0.98,0.90 Kaffeeservice, 9 teilig 4.35, 3.75 Kaffeeservice, 16teilig 9.25, 8.25 Kaffeeservice, China  , 9teilig 7.75 Kaffeeservice, China  , 16teil. 14.25 Tafelservice, mod. Dekore 23 teilig ... 32.50, 24.75 Tafelservice, mod. Dekore 77 teilig... Kaffeekannen, weiß

gerippt....... 0.85, 0.75, 0.60.

Teekannen, weiß

Feston- Goldrandgeschirr h

Porzellan

Steingut

Butterdosen

Salznäpfe.

Vasen, bunt

.... 0.58, 0.45

.. 59.50

TAM

0.85

MEH

Teekannen, bunt

1.45

Teller, tief und flach..... 0.48 Abendbrotteller, 19 cm.. 0.38

Teller, tief und flach, glait. 0.16 Teller, flach, glatt...

G

0.12

Platten

1.20

Abendbrotteller

0.09

Salats

1.20

Teller, tief und flach, gerippt 0.18

Saucieren

1.20

Teller, flach, gerippt..... 0.14

K B

G

Safis

Steingut

Satz Schüsseln, 6 teil., weiß 0.90 Satz Schüsseln, 6 teilig, bunt 1.30 Satz Schüsseln, 7teilig, bunt 2.35 Salatschüsseln, einzeln, bunt und weiß ... 0.55, 0.48, 0.22 Milchtöpfe m. Schrift, 11, u. 2 Liter. 0.95, 0.85 Obstschalen auf Fuß 1.45

Emaille Schmortöpfe, grau 0.80, 0.70,0.60 Schmortöpfe, blau 0.98, 0.80, 0.65 Kasserollen, kon., grau 0.60,0.48 Kasserollen, kon., blau 0.65, 0.55 Wasserkessel, grau 2.00, 1.75 Basarwannen $ 1.30, 0.90 Mülleimer, weiß . 2.25 Eimer....... 1.10, 0.85, 0.75 Brotbüchsen..8.85, 7.85, 6.85 Müllschaufeln S.S. S. Konsole. Konsole m. Maß. ... 0.95 Schüsseln, flach. 0.55, 0.50, 0.45

0.48 1.45

Aluminium Schmortöpfe, Satz, 5 St.9 7.5, 7.75 Wasserkessel. 3.10, 2.90, 2.50 Flötenkessel.. 3.10, 2.25, 1.70 Kasserolle, kon. m.Stiel 0.85, 0.70 Konsole m. Maß 1.50, 0.95, 0.85

Zinkwaren

Wulstwannen, hoch 19.00, 15.50 Drahtwannen 14.25, 12.25, 9.50 Zober m. Fuß u.Ventil 16.00, 14.00

Wirtschaftsartikel

Brotschneidemaschinen Rundmesser... 12.25, 10.00, 9.00 Reibemaschinen. 2.40, 2.25, 1.75 Fleischhackmaschinen 5.50, 4.25 Tafelwagen... 15.00, 13.50, 9.50 Wandkaffeemühlen.. 4.75, 4.25 Schoßmühlen... 4.95, 3.45, 2.95 Besteckkästen 1.50, 1.25, 0.98

Hunt Blechwaren

Brotbüchsen, lack. 4.25, 2.75, 2.40 Brotkörbe, lack... 1.10, 0.45, 0.40 Kastenformen, weißbl. 0.45, 0.40 Springformen, weißbl. 0.60, 0.50 Reibeisen, weißbl. 0.35, 0.30, 0.08

Stahlwaren

Eẞbestecke  , Ebenh. 1.50, 1.25, 0.90 Eẞbestecke, rostfrei 3.85, 2.95, 2.25 Dessertbestecke, Ebenh. 1.20, 0.85 Dessertbestecke, rostfrei 2.60, 2.10 Brotmesser..... 1.65, 1.10, 0.95 Küchenmesser, rostfrei 0.40, 0.35

Bürstenwaren

Roßhaarbesen.. 4.00, 3.25, 2.95 Roßhaarhandfeger... 1.90, 1.65 Teppichbürsten.. 1.35, 1.00, 0.90 Klosettbürsten... 1.10, 1.00, 0.55 Schrubber..... 1.65, 0.50, 0.25 -Mop 3.00 -Mopöl..... 1.50, 0.50 -Handmop. 1.75

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Wir zeigen im Schaufenster unseres Warenhauses Oranien­straße: Die Herstellung von Bürstenwaren mit den neuesten Maschinen

In unseren Warenhäusern Oranienstraße und Reinicken­dorfer Straße: Vorführung des Brat- und Back­

apparates ,, Küchenwunder"

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S. Oranienstraße 164-65

Charlottenburg, Rosinenstraße 4

N. Reinickendorfer Straße 21

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