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165 Opfer der Grube

Noch weitere Hundert in Todesgefahr

Alsdorf  , 22. Oktober.

Bis Mittwoch vormittag 12 Uhr waren 165 Berg­Ieute tot geborgen. In der Grube befinden sich nach Angaben der Verwaltung noch etwa 80 bis 90 Bergleute, die wahrscheinlich nicht mehr am Leben sein dürften. Im Laufe der Nacht ist es gelungen, auf die 460- Meter- Sohle vorzubringen. Hier wurden allein 87 Tote aufgefunden und geborgen. Ueber das Schicksal der noch nicht aufgefundenen Bergleute ist man vollkommen im ungewissen. Die Zahl der in den Krankenhäusern befindlichen Verlegten beträgt 99.

Dabei weiß man von einem Teil der im Bardenberger Krankenhaus Liegenden noch nicht, ob und wieviele von

ist die ganze Nacht hindurch ebenso weitergearbeitet worden wie unter Tage, weil

unter den Trümmern der Tagebauten auch noch Berschüttete vermutet werden. Inzwischen sind auch die Sprengstoff­lager der anderen Sohlen untersucht und sämtlich in Ord­nung gefunden worden. Damit entfällt vorläufig die Annahme, daß es sich um eine Sprengstoffentzündung handelt. Die Ver brennungsspuren an den Türen unter Tage deuten darauf hin, daß der Schlag seinen Ausgang vom Schacht genommen hat und von dort in die Querschläge gelangte. Auch die Richtung des Explosions­stoßes, den die Mannschaften empfanden und dem sie zum Teil zum Opfer fielen, bestätigt diese Annahme. Die Explosion hat die Bettertüren zerschlagen, und die Nachschwaden haben sich infolgedessen auf das ganze Revier der Grube Anna II ausgedehnt.

Die eingeftürzten Verwaltungsgebäude des Wilhelmschachts

ihnen doppelt gezählt sind, denn dort sind 35, In diesen Schwaden haben dann die Leute den Tod gefunden, bei Männer, die von der Stichflamme so schwere Brand. denen Erftidung festgestellt wurde. wunden erlitten haben, daß sie noch nicht imstande sind zu sprechen und auch noch nicht identifiziert werden Tonnten. Allgemeines Lob haben sich die an­

Die Ursache ein Rätsel.

Die Ursache der furchtbaren Katastrophe in Alsdorf   ist noch kässigen Belegschaften erworben durch ihren ganz nicht geklärt. Die Verwaltung teilt mit, daß alle Muni.

Die Trümmer des Förderturms hervorragenden Eifer und ihre unermüdliche Hilfe leistung.

Um 6 Uhr 45 früh war die Zählung der Opfer der Bergwerks­tatastrophe bis auf 134 Tote fortgeführt. Bis mittags gegen 12 1hr aber hatte man bereits 165 Tote gezählt. In den Krankenhäusern waren um diese Zeit, nachdem schon einige Leute wieder entlassen worden waren, 99 Berlezte. Von unten kommende Mannschaften berichten, daß auf der vierten Sohle( 460 Meter) die 3erst- rung fast vollkommen ist. Dort allein sind bisher 87 Tote geborgen.

Die Aussichten, von der vierfen Sohle noch Lebende zu er­warten, sind außerordentlich gering.

Von anderen Sohlen werden aber noch lebend Geborgene heraufgebracht. Man darf annehmen, daß zur Zeit noch ins gesamt 80 Leute eingeschlossen sind, von denen der größte Teil, menigstens soweit er auf der vierten Sohle vom Unglück überrasch: wurde, als verloren betrachtet werden muß. Zur Frühschicht sind auf Linna I rund 70 Mann eingefahren. An der Trümmerstätte

tionslager unversehrt aufgefunden worden feien. Dem­nach fomme eine Dynamiterplofion nicht in Betracht. Es fommen auch schlagende wetter oder kohlenstaubegplo­fionen nicht in Frage, da die aufgefundenen Toten und Berletzten alle in Richtung zum Schacht lagen.

Bei solchen Katastrophen liegen nämlich die Toten in der vom Schacht abgewandten Richtung. Die Untersuchung der Wettertüren hat auch die Merkwürdigkeit ergeben, daß sie von außen nach innen gedrüdt sind. Der Explosionsherd müßte also außerhalb der Grube fiegen. Dafür sprechen auch die oberirdischen furcht baren Verheerungen. Das Eindrücken der Wettertüren von außen nach innen soll übrigens den Vorteil gehabt haben, daß die Gruben­gafe ziemlich gleichmäßig in die Reviere nach unten gedrückt und so verteilt wurden, daß sich schlagende Wetter nicht bilden fonnten. Einwandfrei wird von Zeugen auch bestätigt, daß nur ein Schlag gehört morden ist. Das Merkwürdigste an dieser Ratastrophe ist, daß eine aus noch unbekannten Gründen erfolgte Explosion im Förderschacht oder in dessen nächster Umgebung neben der oberirdischen Zerstörung auch noch eine bis auf die 460- Meter­Sohle gehende Wirkung hatte. Der umgeheure Berlust an Menschen­leben ist besonders warauf zurückzuführen, daß in den unteren Sohlen verschiedene Reviere feinen unmittelbaren zweiten Ausgang nach dem Schacht Anna I" hatten, so daß die dort eingeschlossenen Bergleute nach Zuschüttung ihres eigenen Schachtes sich nicht nach einer anderen Seite zurückziehen konnten.

Kapphengst ausgeliefert.

Der Bombenfabrikant kommt zwangsweise zur Heimat. Lugano  , 22. Offober.

Der im Alfonaer Bombenlegerprozeß mitangeklagte app hengst wird heute von den Schweizer   Behörden nach der deutschen  Grenze gebracht, um dort den deutschen   Behörden übergeben zu werden.

Todesfprung vom Balkon.

Die Tragödie eines arbeitslosen Mufifers.

In der vergangenen Nacht spielte sich im Norden Berlins  in der Graunstraße 15 die Tragödie eines Arbeits lofen ab.

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3 meijähriges Kind, das sie mit in den Tod nehmen mollte, liegen im Westendkrankenhaus schwer danieder. Daß Mutter und Kind von dem einfahrenden Zug nicht völlig zermalmt wurden, ist größteiteils der Geistes gegenwart des Zugführers zu verdanken, der sofort mit allen Mitteln bremste. Die Entfernung war aber nicht mehr groß genug, um das Unheil gänzlich zu ver­hüten.

Beamtentagung. 08

Kundgebung für die Alsdorfer   Toten.

Heute vormittag begann im großen Festsaal von Kroll zu Berlin   der 7, ordentliche Bundestag des Deutschen Beamtenbundes. In seiner Eröffnungsrede gedachte der Bundesvorsitzende Flügel zuerst der Opfer der furchtbaren Grubenkatastrophe von Alsdorf   in bewegten Worten, die der Kongreß mit ehrfurchts= vollem Schweigen stehend anhörte. An den Bürgermeister der Stadt Alsdorf   wurde ein Beileidstelegramm gesandt. 41 Im weiteren Verlauf seiner Eröffnungsrede erinnerte der Bundesvorsitzende Flügel bei der Begrüßung der Delegierten aus den ehemals besetzten Gebieten an die zielflare Arbeit Rathenaus, Eberts und Stresemanns für die Befreiung der besetzten Gebiete, deren Erfolg leider keiner der drei Staatsmänner erleben fonnte.

Als Verhandlungsleiter wählte der Bundestag ein­stimmig den Regierungsrat Dietrich- Kassel, der die Tagung des Deutschen Beamtenbundes nunmehr zum fünften Male leitet. Den Reigen der Begrüßungsansprachen eröffneten die Ver­treter der österreichischen   Staats- und Gemeinde­beamten, Danzigs   und des Saargebiets, die ihre Ber­bundenheit mit den reichsdeutschen bzw. den nicht vom Mutterlande abgeschnittenen Beamten betonten.

Der Anteilnahme an dem Schicksal der Hinterbliebenen der Grubentatastrophe von Alsdorf   gab der Bundestag fichtbaren Aus­druck durch den einstimmigen Beschluß, die Bundesleitung anzu­weisen, den Hinterbliebenen der verunglückten Bergleute zur Linderung ihrer Not 10 000 Marf aus der Bundestaffe zu übermitteln.

Der Nazi als D: 3ugdieb.

Ein würdiger Gproß am Hitler Baum.

Frankfurt   a. M., 22. Dffober.( Eigenbericht.) Unter den fünf Personen, die feinerzeit wegen der natio­nalsozialistischen Ausschreitungen im Frankfurter Opernhaus polizeilich fiftiert wurden, befand sich auch der drei­undzwanzigjährige Anfon Breitheder. Er gab als Adresse das nationalfozialistische Parteibüro an. Heute meldet der Po­lizeibericht, daß die Bahnhofskriminalpolizei einen D- 3ugdieb auf frischer Tat festgenommen hat. Es handelt sich um denselben Anton Breitheder. In seiner Wohnung hat man zahlreiches Diebesgut von Diebstählen aus D- Zügen gefunden. Noch eine Nazi- Leuchte.

Braunschweig  , 22. Oktober.  ( Eigenbericht.) Der braunschweigische nationalsozialistische Land. tagsabgeordnete Madel ist mehrfach wegen Dieb. stahls und Einbruch vorbestraft. Nachdem sein Vorstrafen­register vom Vorwärts" veröffentlicht wurde, hat Madel sein Mandat niedergelegt. Madel ist derfelbe, der in der Er­öffnungssigung des braunschweigischen Landtags dem früheren Ministerpräsidenten Dr. Jasper zurief: Wir wollen den Schweine­stall mal ausmisten!" Er hatte offensichtlich das Zeug dazu....

Weltfongreß der Presse.

Zagung in Berlin  .

Die Fédération Internationale des Journalistes, der Welt­verband der Journalisten, hat heute vormittag im Haus der Deutschen Presse seinen zweiten, auf vier Tage bemessenen Kon greß begonnen. In Anwesenheit von etwa 70 ausländischen Deie gierten aus 25 verschiedenen Ländern eröffnete der bisherige Präsi­dent, Professor Georg Bernhard  , die Beratungen in einer Er­öffnungssigung mit einer Begrüßung der Delegierten und der an­wesenden Ehrengäsie: des Direktors des Internationalen Arbeits­amtes Albert Thomas  , bes Direktors der Nachrichtenabteilung des Völkerbundes Comert, des Vertreters des Instituts für intellef­tuelle Zusammenarbeit in Paris   und verschiedener Reichsbehörden. In einer späteren Rede sfizzierte er das Programm der Tagung, das u. a. die Annahme einer internationalen Ehrengerichtsordnung und die Schaffung eines solchen Gerichtshofes für die Presse, ferner Vorträge über den Kampf des Journalismus mit den Erscheinungen, die durch die Konzentration im Zeitungswesen hervorgerufen worden sind, und eine Reihe von Fach- und Standesfragen umfaßt.

Der Geschäftsführende Vorsitzende des Reichsverbandes der Deutschen Presse, Gustaf Richter, zeichnete in einer Ansprache die Entwicklung der persönlichen Beziehungen zwischen den Vertretern der verschiedenen Landesorganisationen, das ideale Ziel der ganzen Bewegung, die, auf nationalem Boden gewachsen, internationale Aufgaben verfolgt und der Schaffung eines gemeinsamen Berufs­cthos nebn der Sicherung der Lebensbedingungen für den Journa lismus dient. Der wertvollen Unterstützung, die die FIJ. von An­fang an, d. h. seit 1926, beim Internationalen Arbeitsamt gefunden hat, gedachte der Redner mit besonderem Nachdruck.

Morgen sollten die Teilnehmer des internationalen Presse­fongresses vom Außenminister Dr. Curtius empfangen werden. Infolge des urchtbaren Bergwerksunglücks von Alsdorf   unter­bleibt dieser Empfang, dessen Kosten den Hinterbliebenen der Kata­strophe zugewendet werden.

Der Krieg in der Unterwelt.

Urteil: zehn Jahre Zuchthaus.

Das Landgericht I verurteilte den Billett und Straßenhändler Beyer, das frühere Mitglied des Ning­vereins Norden  ", der durch einen Schuß das Mitglied des Ringvereins Humboldt". Franke, getötet hat,

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Im 3. Stockwerk des Vorderhauses wohnt der Musiker Erich Reimann, der feit langer Zeit beschäftigungslos ist. Dadurch geriet er mit seinen Angehörigen immer mehr in Not. Das Gespenst der weiteren Arbeitslosigkeit ließ in Reimann den Gedanken reifen, freiwillig aus dem Leben zu scheiden. In der Nacht schritt er zur Ausführung der Tat. Unbemertt begab wegen Totschlags, gefährlicher Körperverlegung und un­In der Nacht schritt er zur Ausführung der Tat. Unbemerkt begab befugten Waffenbesitzes zu zehn Jahren Zuchthaus er sich auf den Balkon und stürzte sich auf die Straße hinab. Mit einem Schädelbruch und schweren inneren und fünf Jahren Ehrverlust. Verlegungen wurde der Lebensmüde ins Lazarus- Kranken­haus gebracht, wo er heute morgen gestorben ist.

Zu der Tragödie auf dem U- Bahnhof Knie, worüber wir im Vorwärts" bereits furz berichteben, erfahren wir noch, daß Ehestreitigkeiten das Motiv zu dem Verzweiflungs­schritt der jungen Frau waren. Die Lebensmüde und ihr

Große Erregung über die englische Palästina- Note herrscht unter den Zionisten und äußerte sich in einer Demonstration mit Fenster­einwurf vor der britischen Botschaft in Warschau  .

261 Journalisten sind in Spanien   feit Aufhebung der Geitungsfengur angeflagt worden!

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