Einzelbild herunterladen
 
(üeilo�e Mittwoch, 22. Oktober 1930
SprÄbimi StialaukCetße jI&
Im Narrenhaus des Kaiserreich Zu Fürst Bütows Denkwürdigkeiten
1, Der Kanzler Wenn Hegel   in seinerPhilosophie der Geschichte" neben den wahren historischen Meisterwerken" dieser Gattung solche politische Memoiren erwähnt, die,von geistreichen Kopsen über kleine Zu- somnienhänge geschrieben", soviel Anekdotisches enthalten,dah ihnen ein dürstiger Boden zugrunde liegt", so sollen F ü r st Bülows Denkwürdigkeiten, deren erster Band im Verlag Ullstein. Berlin  , soeben erschienen ist, unbedingt in dieses Fach. Hingeplaudert, spielerisch, flach, geistreichelnd, voller Anekdotenkrom, deshalb oft amüsant, und dennoch ist es ein erschreckendes Buch, ge- eignet, wenigstens die denkfähigen unter den sich nach dem alten Regime sehnenden Gamaschenknöpsen, Kriegervereinsvorsitzenden und Hoflieferanten zu strammen Republikanern zu bekehren. Denn als welches Narrenhaus enthüllt sich d a s Kaiserreich in der Schilderung dessen, der über ein Menschenolter hinter olle Kulissen guckte und ein Jahrzehnt lang der politische Geschäftsführer der Firma Wilhelm II.   u. Co. war! Eine Suimne von Unfähigkeit, Eigennutz und Spiegelfechterei an den führenden Stellen, Ränke, Verleumdungen, Wegbeißerei des einen durch den anderen an der Tagesordnung, entscheidend immer die unsachlichsten Gründe! Das einzig uneingeschränkte Lob des Buches:Ich habe selten tüchtigere, bravere, ausgezeichnetere Menschen gekannt", gilt es Diplomaten? Generälen? Würdenträgern? Hofschranzen? Nein, so anerkennend äußert sich Bülow nur über die Kanzleidiener im Auswärtigen Ami. Selbst Bismarck  , vor dessen Standbild sein Nachfolger den Fußboden mit der Stirn berührt, erscheint in diesen Erinnerungen mehr als einmal in merkwürdigem Licht. Die Kolonialpolitik etwa leitete er nicht ein, weil er glaubte, daß Deutschland   überseeische Be- sigungen brauche, sondern nach verzwickten Erwägungen nur, um zwischen Deutschland   und England künstliche Reibungsflächen zu schaffen, damit Friedrich III.   und Wilhelm II.  , damals noch Kronprinz und Prinz Wilhelm  , beide als Englandfreunde bekannt,uns nicht zu sehr in die englische Intimität und damit zugleich in die englisch  « Abhängigkeit führen könnten, was vom Standpunkt der auswärtigen Politik ebenso be- dcnklich märe wie im Hinbück auf unsere inneren Verhältnisse". Aber am schlechtesten kommt Bülow selber weg, dem grenzenlose Eitelkeit bei diesem Werk die Feder geführt hat: wie ein alter Mime sich die vertrockneten Kränze vergangener Triuniphe an die Wand hängt, reiht der Kanzler Wilhelms II. die oft sehr inhaltslosen Glückwunschbriefe und-dcpeschen zu einer Beförderung oder einer Reichstagsrede säuberlich in seinem Buche auf. Auch bleibt der Band dieGerechtigkeit und Objektivität", die die Vorrede ankündigt, fast immer, schuldig.. Er gibt sich subjektiv bis zur Gehässigkeit, aber es ist eine kleine, schäbige, hämische Gehässigkeit, nichts von jenem Groll des gereizten Löwen, der Bismarck   gestehen ließ:Ich habe diese ganze Nacht gehaßt!".Wenn Bülow den Professor Hans Delbrück  , der ihn nicht nur an Geist und Einsicht turmhoch überragte, mit Mätzchen vor dem Leser lächerlich zu machen sucht oder wenn er denaus Galizien   über Berlin   nach München   verschlagenen Avcnturier. Kurt E i s n er" erwähnt, so sogt das ebensoviel gegen den Schreiber dieser Denkwürdigkeiten aus wie die Verunglimpsung des freisinnigen Ab­geordneten Dr. Struve, der in Marinesragcn ungewöhnlich gut Bescheid wußte und deshalb den Tirpitz-Mumpig-Machern ein Dorn im Auge war: von ihm spricht Bülow als einemArzt für Haut- und Harnleiden in Kiel  , der seine nautischen Kenntnisse aus Spazier- gangen am Kieler Hafen erwarb und aus Gesprächen mit Matrosen und Marineinsanteristen, die, von den Pfeilen der Venus getroffen. bei ihm ärztliche Hilfe suchten". Wer so unvornehm zu polemisieren versteht, hat bei alleinweltmännischen" Gehaben, aus das der von Wilhelm Gefürstete etwas emporkömmlingshaft stolz ist, eine schmierige Stelle in seinem Charakter: ein Gentleman ist er nicht. Nur steht der Politiker Bülow noch hüllenloser, noch enthüllter da als der Mensch Bülow. Die Denkwürdigkeiien schrieb er nach Weltkrieg und Ausainnienbruch, aber an diesem sorgfältig gescheitelten Kops waren die furchtbarsten Lehren der Zeit spurlos vorbeigegangen: er hatte nichts gelernt und nichts vergessen. Auf den mehr als bOll Seiten seines Wälzers sah er in der Rückschau sein Werk an und siehe: es war sehr gut. Bülow hatte alles richtig beobachtet, olles richtig berechnet, alles richtig gemacht speist Bülow auf dem Prytoneion! Dabei genügt der Fall Holstein, ihn aufs Schwerste zu belasten. In diesem einfluß- reichsten Manne des Auswärtigen Amtes, der nach unersorschlichen Ratschlüssen, zum Teil zugunsten seiner Börsenspekulationen, hohe Politik auf eigene Faust trieb, und durch seine sogenannten Privat- telegramme die Botschafter und Gesandten des Reiches oft anders als der verantwortliche Chef inspirierte, sah der Staatssekretär mit Rechteinen unverbesserlichen, weil von pathologischem Mißtrauen erfüllten Ränkeschmied": der in Bismarcks Hause nurdie Blind- schleiche hieß, erschien auch Bülowwie ein tückischer Wolf, der hinter das Gitter gehört, nicht ins Freie". Nichtsdestoweniger ließ er Holstein aus geheimnis- vollen Gründen durch Jahr und Tag seine unheilvolle Neben- regicrung weiter ausüben. Stieg zu Zeiten auch aus der liberalen Presse Weihrauch zu Bülow auf, so erweist dieses Buch klipp und klar, wie sehr er den Mächten der Vergangenheit verhaftet war. Wischiwaschi ist, was er als sein politisches Ideal angibt:Verbindung altpreußisch- konservativer Tatkraft und Zuckst mit deutschem, weitherzigem und liberalem Geist." Denn das hieß: für die stramme Zucht des junkerlichen Obrigkeitsstaates eingenommen, besaß er keinen Nerv für die verantwortungsbewußte Freiheit des Volksftaats D i e Sozialdemokratie gar? Mit einem verdächtigen Eifer wendet er sich bei jeder Gelegenheit gegen das Kannegießern des deutschen   Stammtischs, ober das Zerrbild, das er sich und anderen von der Arbeiterpartei eniwars, kommt auf die Zwangsvorstellungen des ordinärsten Kannegießers heraus. Der Ehrentitel eines Staatsmannes gebührt ihm nicht, ober auch als Diplomat war er weit eher ein Zeitgenosse T a l l c y- rands, als den wirkenden Kräften des.zwanzigsten Jahrhunderts verbunden und ließ sich von seinen reaktionären Grundtrieben leiten, wenn er ein intimes Verhältnis zu Rußland   für lebens- stächt! yr hwlt als eine Lerftändigmig out Englaod; an den Zaris-
MUS kettete die Berliner   Politik die Spießgesellenschaft beim Raube an Polen  , während eine Bindung an London   die Wünsche noch Einführung des parlamentarischen Systems in Deutschland   beleben konnte. Vor allem aber war, trotz geschniegelter und gebügelter Weltanschauung, hypnotisiert durch den brutalen Machtstaats- gedanken, derKanzler der Weltpolitik" auf den Flottenwahnsinn des Admirals T i r p i tz eingeschworen und blind dafür, was sogar der Geheimrat H o l st e i n erkannte, daß nur eins oder das andere möglich war: entweder Ausbau einer gegen England gerichteten Schlachtflotte oder Freundschaft mit England. In seiner leichtherzigen Rosaseherei glaubte Bülow beides erreichen zu können und schlug, im Grunde nur, um die Flottenpläne nicht einschränken zu müssen, das ernste Bündnis-
angebot Chamberlains in den Wind. lieber diesen Kardn. fehler der deutschen Republik tänzelt der Memoirenfchreiber m ein paar unverbindlichen Redensarten hinweg, um zugleich oll Schuld am Ausbruch des Weltkriegs seinen unfähigen Nachfolgen aufzuhalsen. Aber System, Logik, Leitgedanken steckten, wie die Denkwürdig keften klärlich zeigen, in der Politik Bülows überhaupt nicht Seine Taktik beschränkte sich aufs Lavieren, aufs Durchfrettcn, aus ein Von-derHand-in-den-Mund-Leben, wie er selber ein Plauderer und Plätscherer, ein Schmuser und Schaumschläger, ein Seiltänzer und Jongleur war oder, wie es der Staatssekretär Gras Posa- dowski-Wehner faßte, der jämmerlichste Wind­beutel, der ihm je begegnet sei. Hermann Wendel  .
In Lasistans Bergen Vormarsch durch unbekanntes Gebiet
Das paradiesische Asferostal So ähnlich habe ich mir den Garten Eden vorgestellt, wie dieses in paradiesischer Schönheit strahlende Hochtal in den Dorbergen L a s i st a n s. Es ist fast von der Außenwelt abgeschlossen. Nur ein schmaler Saumpfad über einen Paß führt zu der Küste des Schwarzen Meeres  , nach dem Städtchen Riza. Unsere mit Nahrungsmitteln und Ausrüstungsgegenständen noch vollbeladenen Pferde sind aus dem allzu langsamen Tempo des Lasttieres nicht herauszubringen. Die Treiber wollen sie vor den Strapazen des Anstiegs auch nicht überanstrengen. Von allen Seiten kommen die Männer aus den Häusern gelaufen, setzen sich an den Wegrand und lassen diesen selssamen Zug an sich vorbeimarschieren. Immer wieder begegnen wir kleinen Gruppen verschleierter Frauen, die schwerbepackt vom Felde heimkehren oder von Ort zu Ort ziehen. In den Kaffeehäusern am Wege sitzen Soldaten, Händler und Bauern, nichtstuend, spielend und erzählend. In den Wiesen am Bache   liegen lange Streifen frischgesponnener Leinwand, die in der Sonne bleichen sollen und deshalb von Männern mit langen Schaufeln dauernd bespritzt werden müssen. In den Feldern wächst sonst fast nur Mais, zweimannshoch, oft drei bis vier Kolben tragend. Wenn der Weg durch die Gärten der schönen Türkenhäuser führt, dann ist kühlespendender Schatten. Wilder Wein rankt sich über unsere Köpf« hinweg. Brombeer- und Himbeersträucher blei- ben ungepflückt und geben für uns eine reiche Ernte ab. An den hochgewölbten Brücken stehen primitive Wassermühlen. Ein be- siebter Platz für einen Schwatz der Männer. Verschleierte Sennerinnen Nun geht es ernstlich bergauf. Die letzten, großen Bauern- Häuser liegen hinter uns. In steilen Serpentinen windet sich der schmale Saumpfad durch den subtropischen Wald. Die Hitze macht uns jetzt ernstlich schlapp. Ein schwüler Dunst liegt schwer auf den Lungen. Das schon seit Wien   geschluckte Chinin wird uns hoffentlich vor der Malaria bewahren. Blühende Rhododendron- sträucher, wild wucherndes Lorbeergestrüpp und reiche Früchte tragende 5?eidelbeerbäume von«in bis zwei Meter Höhe geben dem Urwald etwas besonders Fremdartiges, fast tropisch anmutendes Aussehen. Doch mit der steigenden Höhe verschwinden allmählich die Laub- bäume. Wie in den Alpen geht es nun durch eine Region Nadel- w a l d, bis schließlich nur noch das Rhododendrongestrüpp übrig bleibt. Dieses, unseren Latschen ähnliche Gewächs reicht hinauf bis zu einer Höhe von 2500 Metern und gibt gutes Brenn- holz ab. Ebenso wechselt natürlich auch das Klima. Mit Freude legen wir uns auf der Anhöhe in den erfrischenden Wind, der so kalt wird, daß wir die bis jetzt nur als unnötiges Gepäck angesehenen, dicken Jacken herausholen müssen. An der ersten H o l z h ü t t e auf der weiten Almwiese machen wir Mittagsrast. Die Pferde werden abgepackt, wälzen sich vor Freude am Boden hin und her und suchen sich selbst ihr Futter. Aus vier gekreuzten Eispickcln ist schnell ein Fe u erstand ge- zimmert. Aus den Zinnkisten tauchen dicke Paket« mit Maggisuppcn auf, unsere Dauernahrung für die nächsten Wochen. Durch den niedersteigenden Nebel hören wir das Gebimmel weidender Kühe. Unsere Bergsteiger fühlen sich wieder stark, sie riechen heimatlichen Boden: die Nähe des' Hochgebirges. Jetzt tauchen auch Menschen aus der Hütte aus. Doch nicht diehübschen" Sennerinnen unserer Berge, mit großen Füßen und fast ebenso langen Händen, sondern klein«, in bunte Tücher verwickelte Gestalten, ihr Gesicht bis an die Augen zuhaltend, so daß ich darüber leider keinen Vergleich mit den bayerischen Mädels anstellen kann. Weisse Flecken in der Karte Die Freude an der herrlichen Höhensonn« sollte nicht lange dauern. Noch ehe wir unser Mittagslager abbrechen, kommt dichter Nebel von den Höhen herab. Die Händler, die gelegent- sich mit einer Karawane ins Innere reisen, hatten uns schon in Rize   von diesem undurchdringlichen Dunst erzählt, der elf Monate im Jahr die Berge einhüllt. Keiner von denen, die schon oft die Paßroute über den Demir Dag, unserem nächsten Ziel, gemacht hatten, konnten jemals den Gipfelunseres" Berges, des K a t s ch- gar Dag. oder Darsambek. wie er hier genannt wird, erblicken. Zudem wird unser Weg jetzt unbestimmt. Vorläufig folgen wir zwar noch einer Route, die in unserer Karte eingezeichnet ist und von russischen Offizieren schon vor dem Kriege begangen wurde. Später ober müssen wir nach den Angaben des türkischen Klubs abbiegen und uns der Führung der Treiber anvertrauen. Auf der Karte ist das Gebiet noch nicht eingezeichnet: ein großer, weißer Fleck der uns gerade angezogen hotte. Hinzu kam die Empfehlung von Rickmer-Rickmers  , der uns diese, von Europäern
ganz selten besuchten Berge des Transkaukasus als Exkursionsgebiet geraten hatte, nachdem das Hochland von Pamir   durch die Weigerung der Russen ausgeschlossen war. Und nun waren wir noch all den Vorbereitungen endlich dort. Vor uns liegt«ine Welt der Geheimnisse, der Romantik, des Un- erforschten. Wir sind nur«ine kleine Gruppe, völlig aus uns selbst gestellt, von uns selbst finanziert. Trotzdem ist der Eifer groß, mit dem gearbeitet wird.. Die verknipsten Filmrollen unserer Leicaapparote häufen sich in den Blechdosen. Die e r st« n H ö h« n» Messungen sind gemacht und eingetragen, dos Gelände auf- gezeichnet und die Namen werden den Eingeborenen durch oll« möglichen Lockmittel: Zigaretten, Schokolade, alte Rasierklingen usw. herausgeholt. Der Weg ist gleichförmig, ziemlich eben. Durch den dichten Nebel sieht man kaum zehn Schritte. Ausfällig ist die stark rot gefärbte Erde, nach den Angaben unseres Sachverständigen ist es Eisenton. Wir sind bei der Diskussion über die Methoden Kemal Paschas bei der Vertreibung der Armenier und der Bestrafung der früher hier zahlreichen Räuberbonden in eine schärfere Gangart geraten als die langsamen Tiere. Plötzlich merken wir, wie der Weg vor uns von der Höhe steil abwärts geht, was nach unseren Vorausbestimmungen kaum richtig sein kann. Möglich ist nur, daß es sich um die Umgehung eines am Wege liegenden Berges handelt, den man in der Undurchsichligkeit des grauen Nebels nicht bemerken kann. Wir warten also. Niemand kommt. Schreien Pfeifen-- Nichts ist zuhören, nur das Blöken einer nahen Schafherde. Da stürzt aus der' Dunkelheit von oben eine verdächtige Gestalt mit riesigem Kopstuch, einer zerrissenen Jacke und einer engen Militärhose. Am Gürtel prangen die doppelten Lasenmcsser und ein kleiner Browning. Wir sind zwar zu viert, aber ohne Waffen und wissen nicht, was um uns herum ist. Anscheinend ist es ein Hirte, den»-er hat einen langen Stock in der Hand, mit dem er nun lebhaft herumfuchtelt und noch oben deutet. Nach dem Metoula-Sprachsühxer«ragen wir ihm: Wo geht der Weg?" Er kommt ebenso ängstlich wie wir näher. Wir bieten ihm Schokolade an, doch er verlangt mit Gebärden von unserem spärlichen Zigorettenvorrat. Dann geht er den Weg zurück und ohne besseres Wissen müssen wir ihm schon folgen. Auf unsere Zeichensprache, ob er solche Leute wie wir ge- sehen hat, schüttelt er lebhaft den Kopf, was hier Zustimmung be- deutet. Wenn die Türken verneinen wollen, so biegen sie energisck) und entrüstet den Kopf nach hinten und schnalzen mit der Zunge, so ähnlich wie wir es tun, wenn wir vor einer scheinbar unabänder- lichen Tatsache stehen. Wir hatten diese Mimik deutlich genug beim Handeln kennen gelernt. Er führt uns immer weiter durch den jetzt unangenehm feucht werdenden Dunst, fast ist es schon ein leichtes Geriesel. Unsere Stimmung wird dadurch nicht erhöh!. Eine schön« Situation: von den Freunden versprengt, ohne Proviant und Ausrüstung einem fremden Menschen ins Unbekannte zu folgen! Im Han(Ruhehaus)... Endlich hören wir eine Glocke, wie sie unser Leitpferd trägt, und aus den ziehenden Wolken erscheinen die schwachen Um- risse eines Holzhauses. Grinsend kommen uns die Treiber ent- gegen, das Gepäck ist schon abgeladen und oben in dem Schlafraum sitzt die übrige Bande und lacht uns frech aus. Unser Führer drückt sich scheu in eine Ecke und bespricht sich mit einem Treiber, der ihn auch nach uns ausgeschickt hatte, als er erzählte, daß wir einen anderen Weg gegangen waren. Dieses Ruhehaus für vorbeiziehende Karawanen und Militär ziehen wir trotz der Ungeziefergesahr dem aufgeweichten Wiesen- boden vor und schlagen aus den Bretterpritschen unser Nachtlager auf. An dem offenen Kamin in der Wirtsstube kocht der stets sorgende Hassan das Nationalgericht: Maisbrei mit ge- riebenem Käs«. Eine dicke, allzu nahrhafte Speise, von der wir nur kosten können, um dann zu der überall gleichen guten Dickmilch zurückzukehren. Doch Hassan will sich vor seinen Landsleuten aufspielen und prahlt mit seinem neuen Schießeisen, das zu seinem Leidwesen nun gerade versagen muß. Natürlich kommt er zu dem für ihn allwissenden Professor gerannt und läßt sich das Ding reparieren Hätten wir nur vorher die Folgen gewuß«. Bald darauf setzt draußen eine wilde Schießerei ein. Sicher«in edler Wettbewerb der stolzen Schützen, die in kindlicher Freud« irgendeinen alten Top zusammenknallen. Irgendwo in einem fernen Gemach sind auch Frauenstimmen zu hören, doch zu sehen>st von ihnen nich'! Wieder habe ich Nachtwache, diesmal erst am Morgen. Es hat sich aufgeklärt. Unter mir hänge» die schneeweihc Wolken, jenseits des Tales stehen dunkle, bewaldete Bergk-lossc und darüber die helleren Zacken der fernen Felsen. Bis die anderen wach werden, ist schon wieder alles im Nebel. Natürlich glaubt man mir nicht und doch hofft jeder auf Sonnenschein, sobald wir an die Dreitousendmeter-Grenze kommen. Mit dieser Zuversicht marschieren wir wefter in den düsteren Tag... Karl Moellcr.