Jlndreas Wagy: Odl
(Schluß.) 2IBer, um aufrichtig zu sein, ist es mir anfangs so. Wenn man sich erst etwas daran gewöhnt hat, wird man zutraulicher und fühlt sich hier in der großen Einsamkeit sicherer, als um die Mittagszeit vor dem Piccadillizirkus, wo dreißig Schupos auf die Fußgänger achtgeben Denn hier in dieser dumpfen, glühenden Atmosphäre sprießt Leben in so jubelnder Füll«, daß sich in den Urbewohnern des Waldes keinerlei bös« Triebe entwickeln können. Die seltsam geformten übergroßen Frücht« purzeln gereist von d«n Bäumen, vermengen sich mit den Blättern, Stengeln, Pilzen, Kadavern zu einem einheitlichen fauligen Grundstoff. Pflanzenfressende Tiere können überall nach Herzenslust ihren Hunger stillen, und die reißenden Bestien brauchen nur ihre Tatze auszustrecken, um eine feiste Gazelle zu töten. Träge, zerfließende Still« charalterisiert den Urwald. Um ein Beispiel zu nennen: Ich wäre fast auf einen Pancher getreten, der vollgefressen und kugelrund unter einem Baum schnauft« und er blinzelte mir gerade nur träge zu, als ich an ihm vorbeikam. Jetzt begriff ich, daß der biblische Garten Eden nur nach dem Beispiel solcher Urwälder erfunden werden kannte. Ich begann vor Freude zu pfeifen, so glänzend war meine Laune. Aber im nächsten Augenblick ging mein Pfeifen in einem erschrockenen Seufzer unter. Ich hatte mich durch ein dichtes Gestrüpp hindurchgearbeitet und trat auf eine kleine Lichtung hinaus. Auf der anderen Seite der Lichtung bemerkte ich oben im Laubwerk eines großen, glatten Baumes ein geschickt geflochtenes Nest und vor dem Nest ein splitter- nacktes Menschenpaar, das mich halb erschrocken, halb drohend an- grinste. Sie gehörten einer unbekannten Menschengathing an; sie waren niedrig gebaut, hatten Blähbäuche, dünne Gliedmaßen; ihr Gesicht war ähnlich, wie man es auf den Rekonstruktionen des Neanderthaler Menschen sehen kann. Beide, sowohl das Männchen wie dos Weibchen, schwangen schwere Keulen über den Köpfen. Nun, ich mit meinen guten Repctierpistolen hatte ja keine große Angst vor ihnen. Ich nahm sie nicht weiter ernst, genau so, als fletschten mich zwei kleine Affen mit ihren Zähnen an. Ich hatte nicht Angst um mich, sondern um sie. Denn, wie häßlich und ver- wahrloft diese beiden Geschöpfe auch schienen, schließlich waren es doch Menschen, und mir ist es nie gelungen, das große Gefühl menschlicher Solidarität zu verleugnen. Es fiel mir ein, daß ich zum Photvgraphieren eine Rolle Magnesium bei mir führte. Ich brach schnell ein Stück davon ab und entzündete es. In der Dämmerung des abendlichen dichten Waldes flammte es auf, wie ein Blitzschlag. Diese kleine Vorstellung hatte mächtigen Erfolg. Beide be- gannen gurgelnd zu ächzen, liefen auf mich zu und warfen sich vor mir mit dem Antlitz zur Erde nieder. „Ma.. ma... kaala... ma!" flüsterten sie, wo» in der Sprache der Roger bedeutet: Herr Gott , erbarme dich unser. Es ist klar, daß sie mich für einen Gott hielten, und ich empfand keine Luft, ihnen diesen Glauben zu nehmen. Ja, um meine Po- fition noch mehr zu verstärken, schoß ich zweimal in die Luft, dann brüllte ich sie an, sie mächten mir zu essen geben. Sie liefen zu ihrem Nest zurück und legten ihr Opfer zitternd vor meine Füße: Kokosnüsse, Bananen und Datteln. Ich aß nach 5zerz«n&lust und sie sahen mir in stummer Andacht zu, während auf ihren Gesichtern überirdische Glückseligkeit glänzte, als sie sahen, daß ich ihr Opfer gnädig annahm. Dann legte ich mich in ihr Nest und befohl ihnen, für sich selbst auf dem anderen Baum ein neues zu bauen. Ichs sehe ein, daß dies nicht sehr höflich von mir war, aber es schien mir die einzig« Möglichkeit zu sein, übermüdet wie ich war, mich im Urwakde ruhig auszuschlafen. Ich wußte, daß ich hier sicherer schlafen würde, als wenn ich mir in der Stahlkammer der Londoner Bank ein Bett hätte richten lassen. Meine zwei frommen Gläubigen würden mich wie ihr Augenlicht behüten. Denn der primitive Mensch hält sich nur einen Gott, um für ihn sorgen zu dürfen. Als ich mich auf dem weichen Moosteppich ausstreckte, überdachte ich meine Lage noch vor dem Einschlafen. Di« Sache war die, daß ich jene Urmenschengattung gefunden hatte, auf die unsere Gelehrten in ihren Hypothesen so oft verwiesen, ohne daß man je einen davon gesehen hätte. Wenn das der Garten Eden war, dann waren die beiden Adam und Eva dieses Paradiefes. Sie konnten wirklich nichts dafür, daß gerade ich, ein Glücksritter ohne Namen, dazu be- stimmt war. ihr Herrgott zu werden. In meiner Nachbarschaft stand ein Baum mit dunkelroten, apfel- ähnlichen Früchten beladen. Und auf dem einen Ast dieses Baumes ruhte eine mächtige Boa constrictvr, in derem aufgeblähten Bauche man die Hörner einer verschluckten Gazelle bemerken tonnte. Da- mals sah ich, daß die Riesenschlange der leichtfertigste Bohemien der Schöpfung ist, denn sie oerschlang erst die Gazelle und dachte erst dann darüber nach, was sie mit den Hörnern und Knochen beginnen sollte. Dieser Apfelbaum mit der Schlange wirkte auf mich plötzlich mit der Kraft einer Vision. Es bot sich mir die Möglichkeit eines Spieles, das sicher wenige Sterbliche erleben durften. Ich würde vor diesen unverdorbenen, reinen Seelen ein paar Tage lang das Alte Testament abrollen. Ich freute mich schon im voraus darauf, welch unschätzbare Notizen ich über dieses Abenteuer meinem großen Meister, Herbert Spenzer, übersenden würde. Mit diesem erfreu- lichcn Gedanken schlief ich ein. In der frühen Morgendämmerung erwachte ich und bemerkte, daß meine zwei Anbeter mit aufgesperrten Mäulern in frommer Verzückung lauschend vor dem Nest kauerten. Ich wußte gleich, daß sie mein Schnarchen belauscht hatten. Es stimmt ja, daß ich ein welt- berühmter Schnarcher bin. Zwar habe ich selbst— leider— nie Gelegenheit gehabt, mein Schnarchen zu hören, aber ich wurde von Leuten davon unterrichtet, deren Objektivität keinen Zweifel zu- läßt. Ich schnarch« so laut, daß ich einmal, als ich in einem dünn- wandigen Pariser Hotel übernachtete-, gezwungen war, eine Hut- schachte! als Dämpfer über meinen Kopf zu stülpen. Mein« Anbeter lauschten dem Schnarchen so verzückt und er- schüttert, wie ich einst dem betäubenden Brausen des Viktoriasalles gelauscht habe. Das beruhigte mich sehr, denn ich erlah daraus, daß meine göttliche Roste die unerläßlichen Funktionen meiner Körper- lichkeit nicht behindern werde. Die prinütiven Völker oerehren ihren Gott um so mehr, je menschlicher er sich gibt. Ich wußte, daß ich als Gott unerbittlich streng sein mußte. Ich brülle sie also an, so laut als ich konnte: „Mensch, Mensch! Ich bin dein Herr und Gebieter! Ich bin der heilige Bimbam!* Sie stürzten zu Boden und flüsterten verzückt: „Ehre, Ehre! Er ist der heilig« Bimbam 1* „Mensch, Mensch, hör' auf meine Worte! Ich gebe dir den Wald, die Banane, die Dattel, die Kokosnuß!* Sie reichten sich die Hände, begannen vor Freude zu tanzen und riefen jauchzend: „Dank, Dank! Unjer ist die Banane, die Dattel, die Kokosnuß!'
als ffleirrgoU „Ich gebe dir die Gazellen, die Antilopen und Wachteln!* Die Narren freuten sich so, als hätte ich sie mit etwas Neuem beschenkt. „Dank, Dank! Unser sind die Gazellen, die Antilopen, die Wachteln!* „Mensch, Mensch! Achte auf meine Worte, also spricht zu dir der heilige Bimbam! Bon den Bananen, Datteln und Kokosnüssen des Beste, von den Gazellen, Antilopen das Hintere, von der Wachtel die Brust lege als Opfer auf den Tisch des heiligen Bimbam, damit fein Gaumen sich daran erfreue!* An der Art, wie das Mädchen die Lippen bewegt«, sah ich, daß es im stillen meine Worte aufmerksam wiederholte, um ja keine Silbe zu vergessen. Das schmeichelte— sozusagen— meinem Autorenstolz. Ich empfand ähnliches wie der Dichter, der sieht, wie fleißig die Schauspieler seine Szenen büffeln. Schließlich dürfen wir nicht vergessen, daß diese guten Leutchen nieine Wort« von Generation zu Generation weiter vererben würden. Was wurde daraus erst nach ein paar taufend Iahren! Ich erhob mich, rollte wild die Augen und zeigte auf den Apfelbaum. „Mensch, Mensch, achte auf mein« Worte, also spricht zu dir dein Herr und Gebieter, der heilige Bimbam! Ich schenke dir den Wald mit all seinen Früchten, diesen einen Baum ausgenommen. An jenem Tage, an dem du von der Frucht dieses Baumes kostest, mußt du eines furchtbaren Todes sterben!* Ich sah das Entsetzen auf ihren Gesichtern und beschlaß für heute mit dem Religionsunterricht Schluß zu machen. Ich zog mich in mein Rest zurück, sie aber gingen Obst pflücken, jagen, spielen,— leben. Anfange hatte ich geplant, nur zwei, drei Tage hierzubleiben, aber immer stärker reifte der Entschluß in mir, für immer hierzu- bleiben. Nach vielen Abenteuern und Leiden hatte ich wahrlich Anspruch auf Ruhe, und es bestand kaum Aussicht, einen besseren und geruhsameren Posten zu finden, als diesen hier. Die vielen Schicksalsschläge hatten meine Weisheit entwickelt: ich wußte be- rests, daß es am vernünftigsten war, kleine Ansprüche zu haben. Denn wenn sich auch die wildesten Wünsche des Menschen verwirk- lichen könnten, so ist er über dem engen Kreis hinaus seiner Sinne ja doch unfähig, sie zu genießen. Hier war ich Herrgott geworden, und das ist schon etwas, wie ihr zugeben werdet. Nicht viel, aber etwas. Sicher gibt«s viele, die mir auch diesen Beruf neiden würden. Meine Verpflegung war für ewig« Zeiten gesichert: jede meiner Handlungen war Vollkommenheit, jedes meiner Worte Gesetz: was immer ich aus mir herausgab, wurde als wertvolle Reliquie aufbewahrt. Hier war ich der Größte, der Weiseste, der Schönste. Zwar hatte ich nur zwei Anbeter, aber wahrscheinlich lebten im Urwald noch ähnliche Wesen, und mein Ruf würde auch sie bekehren. Und dann gab es«ine natürliche Fortpflanzung... Wer weiß? Mit der Zeit konnte mir ein« beträchtliche Herde dienen. Vorerst sah ich keinen Grund, meinen Entschluß zu ändern. Wenn ich ein wenig spazieren ging, um meine steifen Beine zu rühren, sahen sie mir mit verzweifeltem Jammern nach. Die Idioten fürchteten, daß ich sie oerlasien könnte! Und es war mir ein ganz besonderes Vergnügen, zu hören, wie das Männchen dem Weibchen ganze�Tap� lurranmeine Weisheit eintrichterte. Einmal erteilte er ihr mit dem Knüppel eine tüchtige Lektion, weil sie eii; Wort ausgelassen hatte. Zwischendurch blickten sie mit scheuem Eni- setzen zum Apelbaum hinüber. Wohin sie auch gingen, sie machten stets«inen weiten Bogen um ihn. Einmal— ich denk«, es war am dritten Tage—'ging dos Männchen zur Jagd, und das Weibchen beschäftigte sich allein zu Hause. Sie fegte mein Nest und baut« aus ausgewählten Früchten ein schönes Stilleben vor dem Eingang auf. Manchmal schielt« sie zu mir herüber, wie ein Schulkind, das auf die Blick« des Lehrers achtet. Und als sie glaubte, daß ich sie nicht beachte, warf sie lange,
Winemaiograph-Erfinder verfchollen! Um den Ruhm, den ersten brauchbaren Kinematographen her- gestellt zu haben, oder wenigstens die Grundbewegungen des„leben- den Bildes* zuerst richtig erkannt und technisch gut ausgenutzt zu haben, streiten sich augenblicklich erne ganze Reihe von Nationen. Der noch in Berlin lebende Erfinder Skladonowski hatte bisher immer noch die meisten Aussichten, als Sieger in diesem Wettstreit um die Erfinderehre anerkannt zu werden, da sein Berliner Patent schon im Jahre 1836 erteilt wurde, und die von ihm um diese Zeit aufgenommenen Filme„Berlin , Alexanderplatz *,„Ein Feuerwehr- alarm* und einige andere kleine Filmstreifen sind sogar heute noch vorhanden und auch spielbar, wie eine Vorführung in der letzten Zeit bewies. Aber, wie jetzt ein englischer Techniker nachweist, hat es schon zehn Jahre vorher einen Mann gegeben, der brauchbar« Film« hergestellt hat, ihm sind auch mehrere Patent« in verschiedenen Ländern erteilt worden, und der geheimnisvolle Tod des Erfinders läßt die Vermutung aufkommen, daß er von rivalisierenden Technikern beseitigt wurde, die nachher auf seineu Patenten weiter- bauten. Dieser bis jetzt erst« Erfinder des Kinematrgraphen war L. A. Augustin Le Prince, der am 28. August 1842 im französischen Metz geboren wurde. Sein Vater war Offizier und mit Daguerre befreundet, dessen um das Jahr 1860 aufkommenden Daguerretopisn die Welt in Erstaunen versetzten. Von Daguerre hat wohl auch der junge L« Prince die ersten photographischen Anweisungen bekommen. Le Prince studierte dann in Leipzig und eröffnete nach dem Deutsch - Französischen Krieg 1370/71 in Paris eine Malerakademie, daneben betätigte er sich als Kunstkritiker. Er hatte Malerei und Kunst- geschichte studiert und weite Reisen nach Italien , Spanien , Süd- srankreich und England unternommen. Die gemeinsam mit seiner Frau betriebene Malschule gab ihm einen gewissen finanziellen Rück- halt, und Le Prince verwandt« alle freie Zeit auf seine photo- graphischen Ideen. 1881 siedelte Le Prince dann nach Amerika über, immer noch mit seiner Erfindung beschäftigt. Er hatte mittler- weile schon gelernt, Bilder recht schnell aufzunehmen, was unbedingt «in Fortschritt war, denn die ersten photographischen Aufnahmen von Daguerre dauerten manchmal bis zu zchn Minuten. Als es Le Prince gelang, 18 Bilder in einer Sekunde aufzunehmen, war bereits viel getan, man hatte schon ein reichgegliedertes Bild einer Bewegung, nur konnte man es noch nicht gut auf eine weiße Wand projizieren. Im November 1886 wurde Le Prince ein amerikanisches Patent erteilt, und als nach 1888 der Filmstreifen als lichtempfind- liche und dabei doch sehr beweglich«„Platte* auskam, stellte Le Prince seine ersten Filme her, die natürlich kurz waren, aber doch die Bewegungen des oder der Objekte wiedergaben. In mehreren Ländern wurden die Patente erteilt, und bestimmt mär« Le Prince die Frucht seiner Arbeiten zuteil geworden, wenn er nicht im
sehnsüchtige Blicke zum Apfelbaum hinüber. Ich faß neben de» Apfelbaum im weichen Gras« und rauchte meine Pfeife. Nun, während ich dort rauchend sitze, kommt plötzlich das Weibchen angeschlichen, faltet die Hände und sieht mich furchtsam und unterwürfig an. Ich rief zornig: „Was willst du!?' Sie seufzte erschrocken: „Eine Frucht von diesem Baume... Nur«ine einzige!* „Was sagt der hellige Bimbam?* fragte ich sie strafsns. Sie richtete sich auf und sagte gehorsam, so wie ein Kind sein,. Lektion aufsagt: „Und also sprach mein Herr und Gebieter, der heilige Bimbam: Ich schenke dir diesen Wald mit all seinen Früchten, den cinen Baum ausgenommen. An jenem Tage, an dem du von der Frucht dieses Baumes kostest, mußt du eines furchtbaren Todes sterben!" „Na also! Wehe dir, wenn du dennoch davon kostest! Das sogt dir der heilig« Bimbam!* Ihr Körper zuckte hysterisch, sie kräuselte die Lippen und lispelte weinerlich: „Neu Appel will ich! Ein Aeppelchen!* Sie quietschte und quäkte wie eine schlechte Naive. Ihre Be- kleidung bestand aus einem Palmenblatt, das sie hinten trug, diese- Blatt schob sie in bewußter Koketterie ein wenig beiseite „Neu Appel will ich! Ein Aeppelchen!* Erstaunt sah ich sie an. Was wollte die Gans eigentlich? Aber da geschah etwas Unerwartetes. Mit beiden Händen begann sie mich zu streicheln, drückte ihren Körper ganz dicht an mich und begann zu schaukeln wie eine er- fahren« Baiichtänzerin im„Folie Vergöre*. „Neu Appel will ich! Ein Aeppelchen!* Hier muß ich in meine Erzählung etwas«inflechten. Ich will nicht entschuldigen, was geschah, schließlich ist mein Benehmen, jetzr, wo ich die Rolle eines Gattes übernommen hatte, unentschuldbar; aber ich will, was ich getan, mit menschlichen Motiven erklären. Diese- Weibsbild war nach europäischen Begriffen nicht schön zu nennen, eher ausgeprägt häßlich. Sie hatte dünne Beine, einen Kartoffelbauch, großen Schädel und so längliche Brüste wie eine Ziege. Aber erstens ist weibliche Schönheit ein sehr relativer Be- griff. Ich habe in dem Kaffee Ehantant in Bagdad sturmzerzaus«« Französinnen gesehen, die noch häßlicher gewesen wären, wenn man die Unmengen von Seide. Spitzen und Schminke von ihnen ent- kernt hätte, und doch war die ganz« Jugend verrückt nach ihnen. Und dann, der menschliche Geschmack paßt sich den Möglichkeiten an, so wie die Pupille einer Katze dem Vicht . Es gibt elementare Regungen, die bewirken, daß all« individuellen Züge völlig ver- schwinden und nur die Art lebendig bleibt, in ihrer großen Ber- allgemeinerung. Mit einem Wort... ich begann mich komisch M fühle». Ich versuchte mein Ansehen zu verteidigen, spürte jedoch gleich, daß wir nns hier auf ein Gebiet begeben hatten, wo diese» dumme kleine Weibchen mir geistig tausendfach überlegen war. Sie bemerkte mein Zögern sofort, umsonst sprach ich mit meiner lautesten Redner- stimme, umsonst rollte ich die Augen, sie griff mich nur«n so leidenschaftlicher an, und ich— wurde besiegt. Als ich zu mir kam, sah ich zu meiner große» Ueberrafchang, daß das Männchen die ganze Zeit über in unserer Nähe war und jubelnd im Kreise um uns herumtanzte. Im ersten Augenblick dachte ich an ein ernstes Ehebruchsdrama mit allem, was dazugehört, aber davon war nicht die Red« Das Weibchen schüttelt« sich«in wenig, dann trat sie schamvoll mit gesenktem Kopf und Überirdischem Lächeln zu ihrem Gatten, der fromm vor ihr niederkniete, ihre Knie küssend. Nicht so sehr die Unverschörnthett des Weibchen», als«her diese unglaubliche und umvürdige Berbohrthett erzürnte mich so, daß mir oll« Lust zu einem wetteren Debüt als Herrgott»erging, und ich das Paar einfach sitzen ließ. (Hier schwieg Milosch Lokitsch und sah träumerisch in die Ferne. In dieses Schweigen tönte die Stimme eines Zuhörers:„Es ist das erstemal, daß ich dir«ine Eroberung ohne weitere» glaub«.*) (Uefenfefct»mt Alexander»ob&rf)tt4Biafi«Sz
Jahre 1890 auf geheimnisvolle Art spurlos verschwunden wäre. Er hatte in den letzten Jahren in England gelebt und war kurz nach Vollendung seiner Erfindung nach Frankreich gefahren, um Verwandte zu besuchen. Das englisch « Ehepaar Wilson aus Leeds sah Le Prince zuletzt; es war am 16. September 1890, als der Erfinder gerade den Zug nach Paris bestieg. Hier ist er nie ange- kommen, und jede Spur fehlt von ihm. Bei seinen englischen Freunden, von denen einige in hohem Atter noch leben, hat sich immer die Meinung erhalten, daß technische Rivalen den glücklichen Erfinder verschleppt und beseitigt hätten, um dadurch in den Besitz seiner Aufzeichnungen— die Le Prince in einem Koffer während der ganzen Reise mit sich führte— zu kommen. Der Erfinder und seine Papiere blieben verschollen. Als aber die Schutzfrist, damals sieben Jahre, für seine Patent« abgelaufen war, schössen in fast allen Ländern der Erde die neuen„Erfindungen* wie Pilz « ans der Erde hervor, und über Le Prince würde niemand mehr reden, wenn nicht einer seiner alten Mitarbeiter in England jetzt ein kleines Werk über ihn veröffentlicht hätte, in dem er gleichzeitig zur Errichtung eines Gedenksteins für den(wahrichelnlich) erste« Erfinder des lebenden Bildes auffordert.__ B. K. Line reisbare 9>flanse Auf Java hat F. L. von Faber ein« reizbare Pflanze gefunden, die der allbekannten Mimose nicht nachsteht. Sie heißt Biopbzärnn apodiscias und ist ein« Verwandte unseres Sauerklees. Wird an ihr ein Endblättchen durch Stoß oder noch besser durch eine Ver- wundung gereizt, so hebt sich nach kurzer Zeit die ganze Blattspindel in die Höhe, ebenso auch die benachbarten Spindeln. Indem sich so alle Spindeln im Umkreis erheben, schließt sich die Blattrosette nach oben zusammen, dir Blüte zwischen sich bedeckend und schützend. Nach einiger Zeit kehren die Blätter in ihre ursprüngliche Lage zurück. Diese Bewegung ist also der Mimofenbewegung gerade entgegengesetzt; denn dort handelt es sich ja um ein Senken der Blättchen und Blattstiele. Eine ähnliche Stellung wie nach einem Wundreiz nimmt die Pflanze auch im Schlaf ein; sehr empfindlich ist sie ferner auch für Feuchtigkeitsunterschiede. Andere Arten der Gattung waren schon längere Zeit als„sensttioe* Pflanzen bekannt.
Absolute Monarchien, bei denen der Monarch unumschränkt herrscht, gibt es in Europa nicht mehr. Man findet dies« Staats- form noch in kleinen oder doch bedeutungslosen Ländern, wie zum Beispiel in Siam, Abessinien, Afghanistan und Tibet .
verantwortlich wr Politik: Sictor Schisl! Wirtschaft:<t.«llngelböt»: Dewcrlschaftobeweguiig: Fr.«itzlor»: Feuilleton Dr. John Schilowsii: Lokales: unt» Sonsliaes: Fritz Narftädt: Anxiaen: SS. »loite: sämtlich in Berlin . Verla«: Lorwärto-Berla«<S. m b. H., Berlin . Druck: Borwärto-Buchdruckeret unkt Berlaooanllalt Paul Singer n. So., Berlitt SD. SB, Andensiratz» S Kierz» 3 Bei löge»«ad.Frauenstimme'.