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Beilage

Freitag, 24. Oktober 1930

Der Abend

Shalausgabe des Vorwärts

Abenteuer im wilden Westen

Taos Rothenburg o. d. T.+ Worpswede

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Mr. Tschuldigen.

Was Worpswede für Deutschland ist, das bedeutet Taos| lächeln, der so verdienstvoll den großen Augenblick der Nachwelt| Bergleich 3weig und Remarque . für USA . Wenn man jetzt feststellte, daß die offizielle Welt und überliefert und den Leuten daheim den Nachweis für die über die breite Deffentlichkeit Amerikas dieses Eiland der Kunst gar standenen Abenteuer im fernen Westen liefert. nicht fennt, so wäre das fein Widerspruch zu dem ersten Say, sondern nur eine weitere Charakterisierung des amerikanischen Lebens. Der große Fremdenverkehr von ,, American Expreß" und Harcy, dem amerikanischen Hotelbefizer, geleitet, umgeht dieses herrliche Städtchen oder weiß nur die Siedlung der Pueblo­indianer in der Nähe davon bedeutsam zu machen.

Ankunft in Taos.

Ein alter Cowboy( Ruhjunge) hat uns aus dem Mittelwesten dorthin geschickt. Es waren etwa 500 Kilometer Umweg für den direkten Weg nach Kalifornien , und der heißeste Weg durch die Wüste mußte nachher genommen werden. Aber wir sind dem funstbegeisterten Farmer vom Kansas , der in New Merito die Herden weidete und sich an der architektonischen Schönheit von Taos erfreute, dankbar für einen reichen Schatz von Eindrücken echten, fünstlerischen Schaffens.

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Als wir ein Autotamp aufsuchen, empfängt uns ein Bursche, der seit einigen Wochen vergessen hatte, sich zu rafieren und gelegentlich ein sauberes Hemd anzuziehen, seinen Kamm hatte er entweder verloren oder zerbrochen und seine Finger zeigten, daß Seife vor Berührung mit den Händen beschützt werden müsse. Ueber Hose und Schuhe fonnte man fein Urteil fassen sie waren dunkel wie die Nacht ringsum. Woher hatte dieser Hotelangestellte seine liebenswürdigen Manieren und seine bewegte, außerordentlich saubere Sprache her? Als er an meinem schwerfälligen Englisch den Ausländer er­fannte und erfuhr, daß ich aus Berlin fäme ja, wer hätte da gedacht, hier in New Meriko, im fernen Westen Amerikas , unter Indianern und Merikanern, Weißen und Roten und unbestimm­baren Farben die höchsten Lobpreisungen zur Ehre der deutschen Reichshauptstadt aus solchem Munde zu hören! Das sprudelte in einem Deutsch hervor, daß dem Habitus des Redners eher als sein Englisch entsprach, wovon noch am besten das Entschuld'gen" tlang. Hören wir sie selber, die Lobpreisungen auf unsere gottbegnadete Heimat: ,, Tschuld'gen you fomm from Berlin? Oi( ich) dort Die Kronen der hochgestreckten Pappeln am Wege find rot sechs Monat. Schöne Stadt, schönste Stadt in Europe . Sauber, durchleuchtet. Ihr Glanz flimmert über alte Häuser, aus Lehm und Stroh gebaut, vierkantig, mit wulstigen Kanten jauber, very clean o, Paris , Dred, Dreck! Ich kennen die Mann o what's sein Name? Poet, wilde Haare, groß, big Mann, am Dach und hölzernen Balkenenden am First. Sparsam sind rot tschuld'gen, und blau für Fenster und Türen verwendet, wo künstlerische Freude Anarchist, friend of Eisner, bayrisch Revolution ich have sein Visitkart tschuld'gen, hier: Erich Mühsam . und Reichtum lächeln. Armselig grau und verschüchtert ducken sich die Indianerhütten in das Grün der Felder oder lehnen sich, wundervoll Mann, bißchen Bourgeois. Schreibt auch für Berliner Tageblatt" oder so tschuld'gen! Ich auch fenn' an die wenigen Bäume und Sträucher. Der alte 3ich Rocker. You fnom Roder? Tschuld'gen, hier sein Karte. brunnen mit der Kettenwalze träumt verlassen in den Abend Was, du denkst about: Im Westen nichts Neues ? Karl hinein. Nur die Hühner stören ihn, die gadernd in einer primitiven Maria Remarque ? Kramer Hedenumzäunung ihren Abendklatsch führen, bevor sie die Augen Entschuld'gen hier my Kart. Bin von Wilna , fam as ein little ich auch heiß Kramer. Boy. Is Sergeant Grischa nicht much better? Gar fein

Die Sonne ist im Niedergehen, als wir den breiten Talkessel erblicken, wo die Häuser von Taos hervorleuchten. Der Wagen rollt so leicht und frisch nach der langen, anstrengenden Fahrt durch Berge, den Weg hinunter, als freue er sich auch über das Bild, das sich da den Blicken enthüllt.

schließen.

Ein paar schwarzhaarige, schmutzige Indianerkinder schauen erstaunt auf die Fremden, die mit der Kamera hantieren. Die Mutter, die schon aus der Tür blickt, ruft sie zurück.

Als wir den Weg fortsetzen, leuchtet durch eine Heckenlichtung der bunte Schimmer eines herrlichen Hauses, mexikanisch­indianisch, in reinen barocken Formen, schimmernd in klaren

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Tschuld'gen

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große

Schmeinerei, 2 Millionen Auflage! Grischa nur 100 000." Die Amerikaner rote und weiße ringsum hören der= wundert die Vorlesung über deutsche Literatur. Mr. Kramer aber ruft ihnen mit bedeutender Gebärde zu natürlich in gutem Englisch: Entschuldigen sie, meine Ferrschaften, einen Augenblick. Hier ist ein Deutscher, dem das Englische schwer fällt. Ich unter­halte mich ein bißchen mit ihm in seiner Muttersprache, die ich auch gut spreche."

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Und zu mir gewandt mit der gleichen selbstbewußten Gebärde: ,, Tu nicht sprecken englisch , ich life zu hören deutsch . Meine Ohr sehr empfindlich für gute Sprecken, you better sprech deutsch ." Go und ich bildete mir ein, ich spräche bald wie ein und meine guten Freunde hatten diese trügerische Amerikaner Hoffnung genährt. Wenn ich nur nicht so empfindliche Ohren für schlechtes Deutsch gehabt hätte. Mr. Tschuld'gen wie wir Kramer jezt nannten- stellte sich nochmals am Abend ein, um mir zu sagen, daß Otto Dix und George Groß viel besser seien als die Käthe Kollmiz: daß der Kölner Dom mit Walt Whitman zu vergleichen wäre, daß aber die Rocky Mountains in Kanada noch gewaltiger auf ihn wirkten. Er hätte gewaltige innere Erlebnisse gehabt, die das Christentum nie vermitteln könne. Christus sei ein Stümper, aber wenn ich könne, solle ich von seiner großen Wandlung in Deutsch­ land erzählen. Ein Mädchen kenne er auch dort, und sie hätte ihm. einen Brief geschrieben, so wie verliebte Mädchen ihn schreiben. Ich solle sie einmal aufsuchen und Postillon d'amour spielen. Sie ist Medizinstudentin im 6. Semester und er Maler, Dichter, Philosoph, Politiker von Berufung im Hauptberuf leider nur Campclerk, d. h. Angestellter dieser Auto- und Personenüber­wachungsstelle. New Merifo mit seinem herrlischen Klima und sein. lächelnder Optimismus in dieser Tätigkeit werden sicher dem Lungenkranken mit den Kirchhofsrosen auf den Wangen gut tun. Er hofft, in zwei Jahren gesund zu sein.

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Hier ist ein Beispiel, wie ein armer Amerikaner Sanatoriums­fur macht. Frei Heil" rief er uns am nächsten Morgen zum Fritz

Abschied nach.

Heinrich Hemmer: Herr Niemand

Farben mit Loggien, Ausguđen und den dunklen, runden Balkon Heinrich Hemmer:

enden Ein Schild am Eingang belehrt uns, daß hier der russische Künsifer Leon Gaspard seine fünstlerische Impreffion von indianischer Baufunst verarbeitet hat.

Kurz nachher öffnet sich das Städtchen. Am Marktplatz drängen sich die Autos. Ein leichter Staubschleier graut die gelb­braune Lehmfarbe der Häuser etwas an. Teilweise hat der Regen der letzten Tage den Außenputz aufgeweicht und die nachherige strenge Sonne breite Risse hineingetrocknet. Bei heftigen Er­schütterungen fallen die Lehmstücke ab.

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Ein starker Regenguß muß doch die ganze Stadt mit Häusern und Ställen in einen einzigen dicken Breihausen verwandeln", meint Elmer nachdenklich, als wir am Marktplay standen. Sicher, das Ganze scheint aus Kuhfladen und Dred erbaut", ruft lachend ntit deutschen Worten ein frisches Mädel uns zu Laos , in New Mexiko , in dem südlichsten Teil der Vereinigten Staaten von Amerifa, ein Mädel aus Hamburg zu treffen, Das hätten wir uns allerdings nicht gedacht. Die Ueberraschung foftete nad her einen Dollar. Die junge, tühne Hamburgerin mar Schülerin einer Flugschule in Mittelamerifa und ver faufte Abonnements für eine New- Yorker Zeitung, die ihr dafür das Studium freiſtellte.

Von 100 Mark auswärts pro Tag... Ein vorüberfahrendes Auto hüllt uns in eine dichte Staub­wolfe. Der malerische Marktplatz braucht scheinbar zu seiner fünst­lerischen Entfaltung Staub und Schmutz; denn der Weg bis zum Städtchen war gut gepflastert und geteert. Die Seiten des Plages sind von klugen Geschäftsleuten und Hotelbefizern stilgerecht bebaut. Rothenburg o. d. T. in merikanisch- indianischer Ausgabe. Für die vierte Seite hat sich noch feiner gefunden, der den teuren Boden mit noch teureren Mauern bejezt. Seit Taos seinen fünstlerischen Beruf erkannt hat, ist es foſtbar geworden. Mr. Harvay, der Reiseunternehmer für den Süden der Ver­ einigten Staaten , setzte sich mit einem Hotel revidierte Kunst­ausgabe an eine Ecke des Marktplatzes und läd alle Fremden ein, in seiner Indianerhütte für 10 Dollar oder 40 Mark eine Nacht zu schlafen. Sollte ein längerer Aufenthalt mit Vension angenehm sein, so fann man alles im Harvay- Hotel gut and stilvoll für 25 Dollar, d. h. von 100 mart aufwärts, für jeden Tag, den die heiße Sonne New Merikos den Pueblos( Indianer) schenft, erhalten.

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In der Mitte des Marktplages steht ein erhöhtes Postament für eine mögliche Musikkapelle. Einige Indianerjungen haben sich dort zur Ruhe gestreckt und pfeifen einen amerikanischen Schlager. Auf dem Rasen rundum liegen, stehen, sizen Merikaner, Indianer, Weiße und halten ihren Abendklatsch. An einer Stelle hat sich eine größere Gruppe gebildet. Einer liest eine Liebesgeschichte aus der Beitung vor. Ueber die harmlosesten Stellen können diese Natur­finder in entzückter Freude lächeln.

In den Kaufläden leuchten die elektrischen Lampen auf. Unter den Säulenhallen vor den Schaufenstern promenieren die Fremden und lassen sich von den leuchtenden Farben angeblich indianischen Kunstgewerbes zum Kauf hineinlocken. Da liegen die bunten Teppiche und Bandbehänge, die Tonvasen, Leuchter, Teller und Töpfe, die Indianerpuppen, Ketten, Armbänder, Ringe und Kleider; ein Kinderspiel ist der Häuptlingstopfpug geworden; im vollen Indianerdreß darf man sich photographieren lassen, allein oder mit einem echten Häuptling oder einer Squam zur Seite man kann im Kreise von Indianern fizen und die Friedenspfeife rauchen und hinter sich Indianerhütten im Feuerschein lodern lassen, man fann als Trapper durch die Berge schleichen oder auf stolzem Roffe mit erlegtem Bär oder Büffel hinter sich von anstrengender Jagd heimkehrend dem fiebenswürdigen Photographen ins Gesicht

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oh Gojemu

Der Patient richtete seinen bandagierten Kopf mühselig in die Höhe: er hatte zuletzt noch das Bedürfnis sich mitzuteilen, mit menschen seinen traurigen Fall zu erklären. ,, Mein Name ist

Niemand",

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sagte er, wie im Fieber sprechend. Das ist heutigentags ein häufiger Name: Niemand. In jeder Großstadt gibt es eine Menge Niemands: durchweg unglückliche Leute. Ein Niemand" ist, wer heute er selbst bleiben will, wer sich stemmt und mehrt gegen den Mechanismus des modernen Massenlebens. Ein Niemand ist derjenige, der sich in die Allgemeinheit nicht einordnen kann, der es nicht versteht, irgendeine Funktion in dem Getriebe und Betriebe der Großstadt zu übernehmen. Der Individual ist, der Outsider, ist heute der Niemand. Die Zeit zermalmt ihn... so wie sie mich zermalmt hat..."

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,, Ich hatte versucht, in dieser meiner Heimatstadt," so fuhr der Schwerverletzte fort, in die ich arm zurückgekehrt bin, a conto meines reichen Lebens ein wenig Beachtung zu finden. Kein Mensch frug, wo ich herkomme, was ich erlebt und gedacht habe mir gefalle oder mißfalle. Es interessierte nicht weiter, was ich sei, sondern nur was ich leiste. Für die Allgemeinheit? Nein: für jemanden Besonderen. Ich hatte indessen kein geeignetes Tätigkeits­feld gefunden. Zu allerhand Dingen taugend, hatte ich nicht heraus­finden können, wo in dieser komplizierten Maschinerie hier mein Arbeitsplätzchen ist. Wo immer ich mich hinwandte, fand ich einen anderen am Wert, der mich als Außenseiter scheel ansah...

Jedermann.

In der Möblierte- Zimmer- Wohnung, wo ich Quartier genommen, wußte man mich nicht anders als der Niemand" zu betiteln, denn man bezeichnet die Leute nach der Beschäftigung, nicht nach ihrem Streben. Als der Niemand verließ ich das Haus und ging auf die Straße... mo der einzelne Mensch, zumal der unnütze, der Be schauer, wiederum Niemand ist, ein verlorenes Partikelchen in einem Kollektiv.

Die Straße gehört Jedermann. Jedermann hat etwas anderes vor, aber Jedermann ist tätig( falls genug Arbeit vorhanden ist) an dem großen Mechanismus Stadt. Die Restaurants, die Kaufläden, die Büros sind für Jedermann, der Selbsterhaltungs­trieb zwingt Jedermann, ohne zu fragen wozu, weshalb, zu arbeiten, arbeiten, arbeiten, um das Räderwerk: Stadt in Gang zu halten, das sich dreht und dreht und dreht. Und was die Masse produziert, tonsumiert wieder die Masse, gedankenlos, uniform, ewig in Be­wegung und doch nicht recht von der Stelle kommend, oft auf die sonderbarste Weise beschäftigt und wiederum jede Eigenart ablehnend. Man liebt den Niemand nicht, der da sinnend vor blendenden Schaufenstern steht, in sich aufzunehmen versucht, was fein einzelner aufzunehmen vermag und darüber nachdenkt, warum sich Jedermann so radern muß. Man" sieht so ungern, daß einer nebenher seine eigenen Wege geht...

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Man.

Was Jedermann tut, das tut ,, man". Man sagt, man tauft, man lieft, man trägt nur das, was Jedermann trägt. Ohne sich viel zu fragen, ob es einen Sinn hat. Man" ist die Tyrannei des Jedermann. Niemand entgeht ihr, niemand kann sich absondern. Die Allgemeinheit vergewaltigt den einzelnen wie sie ihrerseits von Jemandem vergewaltigt wird, der Nuzen zieht aus dem großen Mechanismus, der die Massen nicht zu Atem tommen läßt. Jeder Gang durch eine Großstadtstraße liefert einen überwältigenden Beweis von der Ohnmacht des Individuums gegen­

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hält seine eigene Grabrede

über der Allgemeinheit. Hm! Deutschland ist so stolz darauf, das sich am raschesten amerikanisierende Bolk zu sein, weil dies als ein Fortschritt angesehen mird: aber wohin diese Amerikanisierung führt, ist eine kniffelige Frage, über die man leicht hinwegsieht.

Ich wollte warnen, man lieh mir kein Gehör. Menschentum zu verteidigen ist ein gänzlich unmodernes Unterfangen. Ich mischte mich unter Menschen, aber sie glitten von mir ab, da ich feiner Interessengruppe angehörte, wie Jedermann, der im Stadtmechanis mus tätig; ich war und blieb eben der Niemand.

Jemand.

,, Es ist ein wundervoller Mechanismus, an dem ihr alle arbeitet," sagte ich ,,, fein Großstadtmechanismus funktioniert in so vollendeter Weise und nirgends wird so viel gearbeitet wie hier, aber mer ist der Nuznießer eurer großen Mühe, immer Jemand, Außenstehender, der gar nicht an der Sache beteiligt war. weniger als ich, der Niemand. Immer heimst Jemand, ein meist unsichtbarer Jemand, über die Köpfe von Jedermann hin­weg, einen großen materiellen Vorteil ein. Warum eigentlich?

Viel

Im Gefangenenlager, wo alle unter denselben äußeren Be­dingungen lebten, wie leicht wurde da aus Jemand ein Niemand. Hier will aber Jedermann Jemand sein und man vergißt leicht darüber, daß die, die Jemand vorstellen wollen, oft nichts sind, und nur um deren Lupusleben zu befriedigen, ist Jedermann so eifrig tätig."

Ich hab' mir's genau besehen, wie alles ineinandergreift, ein Rad vom anderen unerbittlich abhängig ist, fleine hastige Räder­chen und große, die nur langsam rud- zud machen und wie Jeder­mann ausgenügt werden. Der herrliche Mechanismus, den er

bauen

geschaffen hat, sollte zu seiner Freude in Betrieb sein, mit den heutigen technischen Hilfsmitteln fönnte man eine Stadt für Götter aber diese ist trotz allen Glitters, trotz ihrer modernen Architektur, trotz vielen Feinheiten und allerlei Komfort für die Herren Jemands, für einen Großteil der Bevölkerung die für sie

arbeiten, physisch unbewohnbar. Und es wird immer schlimmer in bezug auf Lärm, Staub, Unglücksfälle, Not und Elend...

Nichts...

Also: Meine Stimme verhallte nuglos, fein Blick blieb auf mir haften, das Leben umbrauste mich und schloß mich aus. Der Niemand ist der Mann auf der Straße, man sieht ihn nicht an, man hört ihm nicht zu, man beachtet ihn nicht: er fann niemals das Augenmerk auf sich lenken, es gelingt ihm nicht, fich von der Masse abzuheben. Er fühlt alles und gilt als nichts. Seine Sinne find allesamt geschärft, aber die Umwelt bleibt stumpf für ihn. Was soll er tun, um sich bemerkbar zu machen, zu zeigen, daß er nicht wie ein Tropfen Wasser mit dem anderen fortgeschwemmt wird sondern ein Eigenleben befigt. Ich blickte einmal surch sam und iachte dann wieder, ich rannte und stand darauf still an einer Ede, ist stieß an Jedermann an, und ging hierauf Jedermann aus dem Wege. Ich nahm die verschiedenartigsten Haltungen an, ich schrie, ich lachte, tobte... nichts, wie höchstens ein Achselzucken. Ich war tot für diese Stadt, wie sollte ich lebendig werden.? ... Ein großer Omnibus bog um die Ecke: ich blieb stehen, rührte mich nicht... fiel...

Als ich blutend auf der Erde lag, da, da tamen sie endlich herbei, Jedermann lief auf mich zu. Und ich, der Niemand, war für einen Augenblick Jemand

Für eine turze Spanne Zeit... ehe ich eingehe in das ewige Nichts