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MEIN

DORE

XIDJUNGEL

Copyright 1930 by ,, Der Bücherkreis G. m. b. H.". Berlin SW 61. ( 16. Fortsetzung.)

Es dauerte nicht lange, und das Dorf begann Punchiralas Ansicht zu teilen. Die fleinen Kinder wurden eiligst versteckt, wenn Hinnihami vorüberging. Natürlich war der Hirsch ein Teufel, der Unglück über das Dorf gebracht hatte. Man erzählte, daß er zur Nachtzeit umherstreife und die Leichen in den frischen Gräbern freffe. Eines Tages brachte ein besonderer Borfall die feindliche Stimmung gegen Hinnihami zum Ausbruch.

Der kleine Sohn des Dorfältesten starb plötzlich, ohne eigentlich frant gewesen zu sein. Dann erinnerte man sich, daß das Kind drei Tage vor seinem Tode Hinnihami und dem Hirsch begegnet war. Das Kind hatte ein paar Zweige in der Hand getragen, und als der Hirsch herangekommen war, um davon zu naschen, hatte es sie hinter sich gehalten. Der Aelteste und der Vederala waren überzeugt, daß Hinnihami und der Hirsch unmittelbar an dem Tode des Kindes schuld seien. Sie überlegten hin und her. Nachbarn wurden gerufen und gingen und kamen und besprachen sich im Hofe des Aeltesten; endlich beschloß man zu handeln.

Am nächsten Morgen sammelte Hinnihami in einer alten Chena Feuerholz. Der Hirsch war bei ihr und äste nicht weit entfernt im jungen Grase. Plößlich hörte sie ein Geräusch. Eine Rotte von Männern und Knaben aus dem Dorfe war leise durch den Djungel geschlichen und stand jetzt zwischen dem Hirsch und ihr. Als sie auffah, flog der erste Stein; er verfehlte sein Ziel, aber ein zweiter fam und traf mit einem dumpfen Aufschlag den Hirsch in die Flanke. Er flüchtete in weiten Säßen. Hinnihami schrie auf und lief auf ihn zu. Als er ihre Stimme hörte, blieb er stehen und sah sich um. Ein Hagel von Steinen fiel rings um ihn; Blut begann von seinen Flanken zu tröpfeln, plöglich stürzte er mit zer­schmetterten Borderläufen vornüber auf den Kopf. Die Männer jubelten. Hinnihami, die herbeirannte, wurde von zwei Burschen gepackt und rückwärts auf den Boden geschleudert. Sie siel schwer und war für einen Augenblick betäubt; dann hörte sie einen lang= gezogenen Klagelaut und sah, wie der Hirsch inmitten der hohn­lachenden Bande fichy vergeblich auf seinen gebrochenen Läufen auf­zurichten versuchte. Sie fühlte, wie ihr das Blut in den Kopf schoß; eine maßlose Wut parte sie, und sie stürzte sich auf die beiden Männer, die ihr den Weg versperrten. Kiatschend fielen Schläge auf ihren Kopf und die Brust, ihre Jacke wurde zu Fezen geriffen, und endlich brach sie erschöpft zusammen.

VON

L.S.WOOLF

den Bederala totschießen. Und doch, wozu würde das jetzt gut sein, nun, da Hinnihami tot war? Es würde nur ein neues Unglück sein. Es war zwecklos, überhaupt noch etwas zu tun.

Tagelang saß Silindu im Hof herum und ,, dachte", wie Bunchi Menika es nannte. Sie war die einzige, auf die er noch hörte, aber trösten fonnte auch sie ihn nicht. Mit der Zeit verlor sein Schmerz die erste Bitterfeit und wandelte sich zu einem Gefühl trauriger Ergebung. Eine Atmosphäre von Schwermut und Mißgeschick schien über dem Hofe zu lagern.

Kurze Zeit, nachdem Hinnihamis Tod das Dorf aus seinem gewöhnlichen Leben aufgerüttelt hatte, trat ein anderes Ereignis ein, das nicht wenig Aufsehen machte. Babebami, der Dorfälteste, ließ auf dem freien Platz neben seinem Hofe ein Haus bauen, und als es fertig war, zog ein Mann aus Kamburupitiya ein, der Fernando hieß. Viele von den Dorfleuten hatten Geschäfte mit ihm gehabt: er hatte einen kleinen Laden in Kamburupitiya und lich Geld aus zu dem gebräuchlichen Zinssatz; manchmal nahm er auch etwas mehr. Er war fein Singalese und sprach sehr schlecht singalesisch. Manche Leute sagten, er sei ein Tamule; seine schwarze Hautfarbe und sein trauses Haar ließen Kaffernblut in seinen Adern

vermuten.

Fernando war ein typischer Stadtmensch, gerieben, gewiffenlos, mit einem dünnen Firnis von Bildung. Er trug den üblichen Sarong, dazu aber ein Hemd und eine Sacke, weshalb ihn die Dörfler Mahatmaya nannten. Es war klar, daß nur ganz unge wöhnliche Umstände einen solchen Mann veranlassen konnten, sich

Das niele Buch

The

Sozialistische Verfassungskritik

Dr. Otto Kirchheimer will in seiner Schrift ,, Weimar und was dann?"( erschienen in der Jungsozialistischen Schriftenreihe", Laubsche Verlagsbuchhandlung) eine sozialistische Verfassungsbetrachtung geben, und es ist nur selbstverständlich, daß er zu Formulierungen gelangt, die denen liberal- demokratischer Betrachtung diametral entgegengesetzt sind. Ausgehend von der gesellschaftlichen Situation bei der Berfassungsschöpfung gelangt Kirchheimer zu dem Schluß, daß die Weimarer Verfassung den Sinn jeder Verfassung, die den Wendepunkteiner politischen Entwicklung bezeichnen soll, den der Ver­

Der Anblick des blutenden Hirsches und des halbnackten Weibes am Boden sandte eine Welle von Grausamkeit und Wollust durch die Männer. Sie rissen Hinnihami ihr Tuch ab, packten sie bei den Armen und schleppten sie nackt zu dem Hirsch hin. Hier, tröste deinen Vakta, Vakkini. Hast du keine Milch mehr fasser darin fieht: ein bestimmtes Aktionsprogramm zu verkünden, für ihn in deiner Brust?"

Sie hielten fie fest, damit sie sah, was sie taten. Der Hirsch stöhnte vor Schmerz. Einer von den Männern schnitt einen dicken Knüppel und schlug damit auf die Hinterläufe, bis sie ge­brochen waren. Hinnihami fämpfte, aber sie war machtlos in ihren Händen. Endlich, als sie der Quälerei müde waren, warfen sie sie neben den Hirsch auf den Boden und gingen davon.

Himnihami war unverletzt aber betäubt vor Entsetzen und But. Der Hirsch stöhnte von Zeit zu Zeit. In dem Verlangen, ihn nach Hause zu bringen, versuchte sie ihn aufzuheben. Aber er flagte bei der geringsten Berührung, auch war er zu groß geworden, als daß sie ihn hätte tragen fönnen. Sie fühlte, daß er verloren war. Sie warf sich neben ihm auf die Knie, streichelte seinen Kopf und flehte ihn an, sie nicht zu verlassen. Punch: Appu, du darfst nicht sterben. Sicherlich, der Gott, der dich mir fandte, wird dich retten. Punchi Appu! Punchi Appu, du kannst nicht sterben."

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Dann überwältigte sie das Gefühl dumpfer Verzweiflung. Einen zeitlosen Tag hindurch saß sie da. Sie merkte es nicht, als der Hirsch starb; sie wußte nur, daß er tot und mit ihm alles für fie erloschen war. Jetzt hatte sie nichts mehr, für das sie leben tonnte, und schon fühlte sie das Leben langsam von sich gleiten. Sie dachte an das Kind, das sie verloren hatte; es hatte ihr gefehlt, und sie hatte es betrauert, aber niemals hatte sie das Kind geliebt, wie sie an dem Hirsch gehangen hatte. Er war, ein wildes Ding aus dem Djungel, zu ihr gekommen, die geheimnisvolle Gabe des Gottes. Jetzt lág er tot mit zerbrochenen Gliedern da. Sie er­Ichauerte, wenn sie an die Szene dachte, erschauerte, als sie sich des dumpfen Aufschlags der Steine erinnerte.

Silindu fand sie am nächsten Morgen nackt neben dem Hirsch am Boden fizzend; ihr Haar war naß von Tau und die Kleider steif von der nächtlichen Kühle des Djungels. Es foftete ihn große Mühe, sie zu sich zu bringen. Endlich erkannte sie ihn.

Laß mich, Appochi," sagte fie immer wieder. Laß mich hier sterben; er ist ja tot. Laß mich hier sterben, Appochi."

Silindu schlug ihr Tuch um sie und trug sie auf seinen Armen nach Hause. Sie weinte ein wenig, als fie feine Tränen auf sich fühlte, aber dann gab sie tein Zeichen von Leid mehr. Schweigend ( ag fie im Hause, bereit zu sterben. Sie hatte aufgehört zu denken und zu fühlen. Das Leben( and an ihr keinen Halt mehr und entfloh, als fie in tiefem Schlafe lag, in der Stunde des Sonnen­aufgangs.

1. Kapitel.

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Silindu fah jeßt deutlich, daß Hinnihami das Opfer gewesen war, um ihn zu retten. Der Teufel und der Gott hatten gesagt: ,, Entweder der Mann oder das Mädchen muß geopfert werden." Das Mädden war hingegeben worden richtiger wäre es aber gewesen, man hätte ihn sterben lassen, als er noch vom Teufel besessen war. Jetzt, als es zu spät war, erkannte er, daß er hinni­hami dem sicheren Tode überliefert hatte, als er sie dem Bederala gab. Nun hatte er sie ganz und gar verloren, und das Haus war leer. Er war ein Narr, jawohl, ein Narr; er wußte es; aber wie soll ein Mensch wissen, welchen Weg er zu gehen hat wenn er ringsum von den Schlingen des Mißgeschicks und Verderbens um­stellt ist? Ein Mensch kann sich von Del reinwaschen, aber, soviel er fich auch müht, er fann niemals das Schicksal von sich abreiben. Und dann dieser Bunchirala: der mar an all dem Unglück schuld! Warum war er jemals mit seinem Unglücksgesicht auf den Hof ge= tommen? Er sollte wirklich morgen früh seine Flinte nehmen und

in dessen Namen die Organisation einer neuen Gesellschaft erfolgen soll, nicht erfüllt hat. Und man kann wohl feststellen, daß eine Gesellschaft, die von sozialer und geistiger Homogenität so weit entfernt ist wie unsere, sich dieses Attionsprogramm auch nicht geben fonnte. Der Verfasser selbst bezeichnet es als das tragische Schicksal der Weimarer Verfassung , die dem Bürgertum die politische Gewalt zu einer Zeit gibt, in der die ökonomischen und geistigen Grundlagen seiner Macht bereits start erschüttert sind, daß das deutsche Prole­tariat nicht die Willenskraft zur Schaffung einer sozialistischen Demokratie aufbrachte. Den gegeneinanderwirkenden Kräften des liberalen Individualismus und des sozialistischen Willens der

in einem Dorse wie Beddegama niederzulassen. Tatsächlich war der Grund der, daß der Dorfälteste und viele von den Dorfleuten tief in seiner Schuld waren. Die Mißernte des letzten Jahres hatte es unmöglich gemacht, irgendwelche Außenstände einzutreiben; mehr als das, er wurde von den Schuldnern mit Bitten um weitere Bor= schüsse bestürmt, damit sie sich durch die trockene Jahreszeit bis zur nächsten Chenabestellung durchschleppen konnten.

Der Gläubiger stand vor einer unangenehmen Entscheidung. Wenn er weitere Vorschüsse verweigerte, lief er Gefahr, sein Geld durch Tod oder Auswanderung der Schuldner zu verlieren, oder diese borgten von anderen und erschwerten so das Eintreiben seiner Guthaben. Auf der anderen Seite hatte die vollständige Mißernte ihn in eine nicht unbedenkliche Lage gebracht: die Vorschüsse nebst den Zinsen waren schon für sich eine schwere Belastung der nächsten Ernte, selbst wenn diese wirklich gut ausfallen sollte. Um neue Vor­schüsse zu sichern, hatte er eine weitere Deckung nötig.

Der Dorfälteste Babebami hatte einen Plan ersonnen, um diesen Schwierigkeiten zu begegnen. Er übernahm es, für jeden der Schuldner die Erlaubnis für die Bebauung von vier Ackern Chena land zu erwirken. Die Scheine soliten auf den Namen der Schuldner ausgestellt werden, die dann sogleich die Rechte an vier Fünfteln der Ernte an Fernando übertrugen. Dabei kam man stillschweigend überein, daß die Schuldner, wenn diese vier Fünftel mehr betragen follten als die Schuldsunime nebst Zinsen, auf Herausgabe des Ueberschusses verzichteten. Fernando sollte in das Dorf kommen, um selbst die Bestellung zu überwachen. Tatsächlich lagen die Dinge also so, daß der Geldverleiher für die Bestellung der Chenas Arbeiter gegen einen Ernteanteil von einem Fünftel in Lohn nahm, was unter Umständen ein ganz ausgezeichnetes Geschäft sein fonnte, während auf jeden Fall seine Gläubigerrechte unberührt blieben. Die Dorfleute waren gänzlich in seiner Hand, und beide Teile waren sich völlig darüber im klaren. Auch Babehami wußte natürlich, daß die Abmachungen ungesetzlich waren, aber er war in Bedrängnis und seine eigene Gewinnaussicht groß; denn außer, daß er für seine Beihilfe die Streichung seiner Schulden erlangte, wurden nach einer privaten Abmachung mit Fernando seine eigenen vier Acker Chena dem Geldverleiher nicht überschrieben.

Für die Dorfleute war Fernando, durch seine Kleidung und jeine Gewohnheiten, ein Mahatmaya. Er behandelte sie nicht als Gleichgestellte, und sie weil sie seine Schuldner waren- traten ihm als einer Respektsperson entgegen. Mit Babehami jedoch pflegte er Umgang; obgleich er einen kleinen Jungen als Diener mitgebracht hatte, nahm er alle seine Mahlzeiten in dem Hause des Aeltesten ein. ( Fortsetzung folgt.)

Arbeiterschaft versuchte Fr. Naumann zwar seine Idee des sozialen Staates entgegenzustellen, um so durch Nachgeben beider Teile ein positives Programm als Kompromißlösung herbeizuführen; aber die endgültigen Formulierungen brachten durch die Verankerung der Rechte der einzelnen Intereffentengruppen tein Kompromiß- Einigung auf neuer Bafis, sondern eine Nebeneinanderordnung und Anerkennung der verschiedensten Wertsysteme, die positive Ent­scheidung wurde verschoben. Maßgebend aber für die Verfassung eines Staates ist letzten Endes nicht die geschriebene Verfassung, fondern die Machtverhältnisse der Klassen, und an einigen fonfreten Beispielen aus der Geschichte der Beimarer Verfassung können wir auch hier die Richtigkeit der Lassalleschen Erkenntnis, daß Ber­fassungsfragen Machtfragen sind, feststellen. Richard Junge.

Mißglückle Liebesmüh

Rudolf von Delius : Die Unruhe der Frauenaugen." Roman.( Dresden , Carl Reißner, 156 S., gen 3,50 M., geb. 5,50 M.) - Der Dichter Tino absolviert mit bemerkenswerter Schnelligkeit vier Liebesaffären, widmet jeder von den vier Frauen allzu viele sein Dichtertum" beweisende Strophen und schreibt zum Schluß an jede einen Abschiedsbrief, vier tiefsinnige Briefe auf einen Siz. Mag sein, daß unser" vom Verleger dazu ernannter ,, berühmtester und meist gelesener Philosoph der Liebe und Ehe" dieses findisch­ungefügen Apparates bedarf, um seine Philosophie" in allen Farben leuchten zu lassen. Der Leser jedenfalls empfindet das Resultat als schal, abgestanden und phrasenhaft und fragt sich vergevens, für wen so anspruchsvoll nichtiges Wortgemächte eigentlich geschrieben und gedruckt wird. Dr. Alfred Kleinberg.

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WAS DER TAG BRINGT

Ein seltsames Giro

Als im Jahre 1867 ein deutsches Familienblatt eine Sammlung Als im Jahre 1867 ein deutsches Familienblatt eine Sammlung für eine Freiligrath- Stiftung veranstaltete, lief unter anderen be­deutenden Spenden ein Wechsel über 25 Taler von einem Herrn Auserman in New York ein. Der Wechsel trug folgendes Giro:

Zahlet an die Ordre dessen, Der den Löwenritt erdacht; Der bei Belgrad die Affäre In gehör'gen Reim gebracht; Der die Wüste Sahara Und den Mohrenfürsten sah. Zahlet dem, der uns die Riegel Schob von ferner Zone Pforten; Der das Drängen seines Volkes Ausgedrückt in Freiheitsworten; Der den Werth entrichtet hat Zahlt an Ferdinand Freiligrath .

Japans Sorge um seine Kultur Japans Sorge um seine Kultur

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Auf einer internationalen Konferenz über Erziehungsfragen, die vor einigen Tagen in Williamsstown( Massachusets) stattfand, be­flagte sich das ehemalige japanische Barlamentsmitglied Dufuku Tsumuri, daß durch den Einfluß Europas und der Vereinigten Staaten von Nordamerika die alljapanische Kultur allmählich ver. schminde. Im Laufe seiner Rede kam er auch auf die Bildung zu sprechen, die sich zahlreiche japanische Studenten auf europäischen und amerikanischen Hochschulen angeeignet hätten und wies dabei die vielverbreitete und für Japan herabsezende Ansicht zurück, daß die geistige Bildung der Japaner auf fremdländischer Erziehung beruhe und Japan eigentlich erst seit 70 Jahren aus der Barbarei aufgetaucht sei. Im Gegensatz dazu bemerkte er, daß Japans wert­vollste Kulturgüter nicht etwa vom Auslande eingeführt worden, sondern das Ergebnis einer langen Friedenszeit seien, in der sich das geistige und künstlerische Leben des Inselreiches in einzigartiger Weise habe entwickeln fönnen. Wenn das moderne Japan auch vielfach amerikanische und europäische Sitten und Gebräuche an­genommen habe, so fönne es doch niemals zugeben, daß die Ame­rifaner oder Europäer eine höhere Kultur befäßen und daß technisch oder finanziell weiter fortgeschrittene Bölker auf höherer Stufe

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ständen. Japans Ehrgeiz bestehe darin, Wächter und Hüter der altorientalischen Kultur zu sein, und die Zivilisationen des Offens und Westens harmonisch miteinander zu verbinden, niemals aber werde es seine eigene Kultur der eines anderen Volkes unterordnen. Zum Schluß drückte Yusuku Tsumuri die Befürchtung aus, daß das Eindringen moderner Anschauungen, vor allem der rein materia­liftische Rapitalismus, auch in Japan den alteingewurzelten Sinn für die Schönheit ertöten werde, und er bezeichnete es als die wich­tigste Aufgabe der Regierung, der Ueberflutung Japans durch aus­ländische Einflüsse, die seit dem Kriege außerordentliche Fortschritte gemacht und die japanische Eigenart vielfach schon völlig zerstört hätten, mit allen Mitteln entgegenzuarbeiten.

Die bedrohten Geschworenen

Drohungen sind Richtern gegenüber schon oftmals ausgesprochen worden. Wohl noch nie ist aber ein Fall vorgekommen, daß fast jämtliche Geschworenen sich geweigert hätten, ihre Richterpflichten zu erfüllen, weil sie ihr Leben gefährdet sahen. Das geschah aber türzlich in Marseille . Der Tänzer Carbone war angeklagt, einen Reger getötet zu haben. Nach Eröffnung der Sigung gab der Staatsanwalt folgende Erklärung ab: Heute morgen erschienen bei mir 11 Geschworene und baten mich, sie von der Teilnahme an diesem Prozeß zu befreien. Die Marseiller Banditen hätten ge­droht, sie zu töten, falls sie gegen Carbone ein Todesurteil fällen figenden ihre Weigerung. Die Verteidigung wollte von einer Ber­follten." Die Geschworenen bestätigten auf die Frage des Vor­tagung nichts wissen. Das Gericht hob aber die Sigung auf. Unbeabsichtigte Wirkung

In Miami , dem bekannten Mobebab der amerikanischen Gesell schaft, sollte durch einen fahrbaren Magneten die Straße von den für den Autoverkehr so verderblichen Eisenteilen, besonders aber von alten Nägeln und Schrauben gesäubert werden. Der Magnet trat seine Fahrt an; aber er wurde recht bald wieder aus dem Dienst gezegen; denn er nahm nicht nur die rostigen Nägel vom Fahrdamm mit, sondern auch die Cullideckel! Jezt überlegt der hochwohl meise Magistrat Miamis, was er jetzt anfangen soll; sell er die Nägel liegen lassen und sich den 3orn der Millionäre und ihrer Chauffeure zuziehen, oder soll er andere Gullideckel anschaffen, oder soll er ein neues Verfahren ausfindig machen, das wohl die Nägel mitnimmt, aber die eisernen Gullideckel liegen läßt?