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Die Haftentlassung des Fememörder» Slapproth wurde von den Kommunisten stürmisch gefeiert.
Alit um so größerem Zorn nahmen sie die Berufung Severings zum preußischen Innenminister auf.
MWastMastrophe des Faschismus.
Versatt aus der ganzen Linie.
Locaruo, ZZ. Oktober 1930.(Eizsndericht.) Wahrend in Mailand   der Konsul der faschistischen Miliz Dabbusi vor Gericht steht, weil er für sechs Millionen Lire Gefälligkeitswechsel und für zwei Millionen Lire ungedeckte Schecks zu seinem Lorteil einkassiert hat, decken die offiziellen Statistiken eine kakostrophake Mrlschaskslagc auf. Die Abrechnung des Schatzes vom. 20. September ergrdt für den letzten Monat ein Defizit osn 207 Millionen, die öffentliche Schuld ist in der gleichen Zeit um 288 Millionen gestiegen, de? Notenumlauf um 97 Millionen vermehrt worden, macht alles in allem eine halbe Milliarde und 92 Millionen neuer Schulden in einem einzigen Monat. Und dabei macht man einen Zkiefenklimbim wegen 136 Millionen, die der Ministerrat für neue öffentliche Ar- beiten ausgeworfen hat Die Schuldenlast einer einzigen Woche licträgt eine größere Summe. Und wie steht es mit dem Wirtschafts- leben? Man lese, was unter dem TitelDie Fortschritte des natio- nalen Lebens" ausgeplaudert wird. Lern«hrt ist einzig und allein die Produktion der... Kinder und des Papier  ». In den ersten neun Monaten des Jahres sind 28 489 Kinder mehr geboren als in der entsprechenden Zeit des Dorjahres, und die Papiererzeu- gung ist um beinahe 10 000 Meterzentner gestiegen. Wer sonst Rückgang aus der ganzen Linie. Um 200000 Tonnen weniger gewalztes Eisen, 114 000 Tonnen Gußeisen, 262000 Tonnen weniger Stahl in den ersten 8 Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Norjohr. Blei, Zink, Aluminium, Kupfer und Quecksilber weisen entsprechende Rückschritte auf. Der Frachtverkehr zur See und zu Lande ist gesunken. In den Häsen ein Rückschritt um 110 000 Tonnen Fracht, gleichzeitig ist die Beteiligung der italienischen Flagge von 70,5 Proz. im Borjahr auf 62 Proz. zurückgegangen. Der Außenhandel gibt das Bild eine« rapide« Sräfleverfalls. 5n den ersten neun Monaten des Barjahres hat Italien   noch für 16 417 Millionen Waren aus dem?lusland bezogen-, beim
Daniederliegen seiner Produktion hat es in diesem Jahre nur für 13067 Millionen auswärtige Waren gekauft. Ist die Einjuhr um mehr als drei Milliarden gesunken, so ist die Ausfuhr um mehr als zwei Milliarden geringer geworden, von 11 113 auf 9036 Mil­lionen zurückgegangen. Die Zahl der Inf olvenzen betrug 1023 im September 1929 und 1452 im September des lausenden Lohres, die est protestierten Wechsel 79 664 und 85 670. Die offi­ziell eingestandene Zahl der Arbeitslosen beläuft sich auf 391 249 gegen 375 448 zu Ende September des Borjahrs: gezählt werden hier nur die, die Arbeitslosenunterstützung beziehen, kaum ein Drittel aller Arbeitslosen. Die Kurzarbeiter sind gar nicht berücksichtigt. Daß der Faschismus das Wasser bis am halse fühlt. geht aus der Gründung der Kampfoerbände der Jung fafchisten hervor, die der hohe Rat in seiner Oktobersitzung beschlossen hat und deren Aufgebot schon am 4. November vorgeführt werden soll. Damit man genau weiß, woran man ist, sagt der Sekretär Giuriati ausdrücklich, daß die neue Organisation unsdie epischen Tage vor dem Marsch aus Rom   wieder erleben lassen werde und der Weit zeigen, daß im Namen des Duce der faschistisch« Vormarsch weder die Last der Lahr  « kennt, noch die Ermüdung der Macht oder die Pein des Zweifels". Die Leitung dieser Kampforganisationen, die die jungen Leute van 18 bis 21 Jahr« erfassen sollen, wird aus- drücklich denS q u a d r i st e n" übertragen, wie man die sengenden, plündernden und mordenden Banden nannte, die in den Jahren 1921 und 1922 Italien   heimsuchten. Zum obersten Führer ist jener Faschist Seorza ernannt worden, der im August 1925 in Wontecatiin dem Abgeordneten Amendola sein Ehrenwort gab, er werde ihn sicher zum Zuge nach Rom   geleiten lassen. Er hielt sein Ehrenwort, indem er Amendola in«inen hinterhalt lockte. wo ihn einige Dutzend Schworzhemden erwarteten, die ihn zu Tode knüppelte n. Der Begriff von Ehre, der diese Tat eingab, leuchtet dem Kampf voran, zu dem der Faschismus heute aufruft, um sich um sein« Beute zu wehren.
Zwischenfälle der Woche.
Der Versuch Franzens, durch Verbole und einst'...wurde durch eine vernichtende Erks'rung des weilige Verfügungen die wahrheil zu uulerdrückeu... Berliner   Polizeipräsidiums vercilell.
Will Hitler   ins Zuchthaus? Die Kriegsschuld des alten Deutschland  Am Schluß seines Erwiderungsortikels an Gustav herve im gestrigenDölkischen Beobachter"(siehe gestrige Wendausgab«) hat Adolf Hitler   auch zu der Kriegsschuldfrage m Wendungen Stellung genommen, die ganz zu seinen übrigen pazifistischen Aus» führungen passen: »Cr wolle nicht über dt« zu Unrecht behauptete Schuld Deutschlands   am Kriege diskutieren, aber er erkläre vor aller Well, daß das junge Deutschland   keine Schuld am Kriege haben konnte und auch keine gehabt hat." Ausgezeichnet formuliert, obwohl es eigentlich nur tme Selbstverständlichkeit aussprichl. Das junge Deutschland  , also die Deutsch  « Republik  , kann keine Schuld am Kriegsausbruch von 1914 tragen. Das haben seit nahezu zwölf Jahren alle deutschen Sozialdemo- kraten immer wieder hervorgehoben. Was Hitler jetzt so feierlich vor aller Well" erklärt, ist also wahrhaftig keine Entdeckung von ihm. Aber in dieser Betonung desjungen" Deutschland durch 5stll«r liegt zweifellos eine bewußte Distanzierung vom alten kaiserlichen Deutschland  : dessen Schuld oder Mit- schuld leugnet er keineswegs ausdrücklich, er will lediglich nicht darüber diskutieren. Auch wir haben immer wieder den Standpunkt vertreten, daß solche Diskussionen völlig zwecklos sind. Der Bersailler Vertrag Hot die Schuld des t a i f e r l ich c n Deutschland   proklamiert: seit der ersten Stunde hoben wir gegen den Artikel 231 protestiert, einmal weil dieser«inseitige Spruch durch Richter, die selbst Partei waren, unmoralisch ist und Zwestens, weil unsere historische Ueberzeugung dahin geht, daß alle Mächte ihren Anteil an Schuld stragen. Hitler   nimmt das kaiserliche Vortriegs-Deutschland nicht in Schutz, er plädiert nur für dis republikanische Rachkriegs-Deutsch- land. Er lehnt es also ab, über den Artikel 2-31 zu diskutieren, da dieser sich nur auf das Vorkriegs-Deutschland Wilhelms II. bezieht. Der Junge macht wahrhaftig e r st a u n l i ch e Fortschritte seit dem 14. September. Darf man aber dann fragen, warum seine Partei, als Tcilhaberin am famosen Volksbegehren die Unterzeichnung aller Verträge, d'.e auf dem Artikel 231 des Verfailler Diktats beruhen, m it Z u ch t- Haus bestrafen wolle. Er selbst gibt ja den Kampf gegen den Artikel 231 auf! So weit sind w i r Sozialdemokraten noch nie gegangen, wir halten lediglich diesen Kamps einstweilen für müßig, weil man dadurch lediglich den politischen Wiederaufstieg Deutschlands   in der Welt unnötig erschwert. Und außerdem sind wir natürlich dagegen, daß der Kampf gegen den Artikel 231 von man- archlstischer Seit« mißbraucht wird, um wahrheitswidrig das kaiserliche Deutschland   von jeder Schuld reinzuwaschen. Zu dieser letzteren sozialdemokratischen Aussasiung hat sich aber Hitler durch seine gestrige Erklärung anscheinend bekehrt. Gestern schrieben wir, als uns nur die Ablehnung von neuen Militärbündnisien durch hiller und sein Bekenntnis zur allgemeinen Abrüstung, nicht zur allgemeinen Aufrüstung bekannt waren, er sei reif für das Auswärtige Amt. Letzt müssen wir feststellen, daß hiller obendrein, noch seinen eigenen Gefetzentwürfen, reif für das Zuchthaus ist. Die Lleberwindung des Faschismus. Aundes-ireffen des Repuvlikamschev Gtodentenbvndes. Lauenfiein, 25. Oktober.  (Eigenbericht.) Der sest 1927 bestehende Deutsch« Republikanische Studentenbund veranstaltet vom 23. bis 28. Oktober auf der Burg Lauenstein   in Oberfranten sein drittes Bundestreffen in Form einer staatsbürgerlichen Arbeitstagung, die der Erörterung des Themas:Die geistige lleberwindung des Faschismus" gewidmet ist. Das große Interesse, das diese repu- blikanische Studententagung findet, bekundet sich durch ein« unge- wohnlich starke Beteiligung der republikanischen Studenten. Ein« große Anzahl Ehrengäste bekunden ihre Lerbundenhest mit den Zielen der Studenten, so Regierungspräsident Dr. h a r n a ck, Ministerialdirektor a. D. S p i e ck e r, die Universitätsprofessoren herz» Halle und S ch m e i d l e r- Erlangen, Bundesgeschästssührer Gebhardt vom Reichsbannerbundesvorstand u. o. Der erste Tag brachte ein« temperamentvolle Eröffnungssprache des Gründers des DRSt. Regierungsassesiors Waller Kolb über das ThemaBolksstaat in Gesahr". Er charakterisierls treffend das vollkommen« Versagen des deutschen   politischen Bürger- tums, das zwar ausgezeichnet Kauf- und Geschäftsleute ausgeb ld:t Halle, aber der Preis dafür, daß man ihm seine Kreise nicht störte, dem Adel kampflos Staat und Verwaltung überlassen hall«. Bis- morck aber hatte den Grund dazu gelegt: er hat sich vor der Geschichte der Entmannung des politischen deutschen   Bürgertums schuldig ge- macht. Aus Angst vor dem aufstrebenden vierten Stand Halle sich das Bürgertum damit abgefunden. Zum Schluß fordert« Kolb unter starkem Beifall, daß man die republikanische Propaganda in die Mannestädt« und aus das Land tragen müsse. Der Dortrag de« Regierungsrats Hans Muhl« überKrise des Parlamentarismus" oertrat die Befürchtung, daß dos Parlo- ment hinter Justiz, Berwoltung und Wirtschaft zu sehr zurücktrete. Der Staat müsse mit ollen, eventuell auch mit ungewöhnlichen Mitteln versuchen, sein« Autorvät wieder herzustellen. Der weit. gehende �Pessimismus des Redners wurde besonders durch sozio- listische Studenten und einig« jüngere sozialdemokratische Dermal- tungsjuristen sehr geschickt und wirkungsvoll abgewiesen. Den ersten Abend schloß bei feierlichem Kerzenschimmer ein« Weihestunde, die Karl Bröger   den jungen Menschen bereitete.
Ein Hakenkreuzwaffenlager? 160 Gewehre und 7000 Schoß beschlagnahmt. Dortmund  . 25. Okiober. Beamte der polstischen Polizei in Dortmund   nahmen am Frestag auf dem Gute des verlrorbenen FreiherrnvonLandsberg- Vehlen. Ahausen   bei Finnentrop  , das jetzt einer Baronin Wrede-Nasched« gehört, eine Such« nach Waffen vor. die nach einer bei der Polizei erfolgten Anzeig« sich dort befinden sollten. Es wurden auch totsächllch auf dem Gutsspeicher sechs Kisten mst 150 Jnfanteriegewehren. Modell 98. gefunden, denen aber die Schlösier fehlten. Wese fand man später bei dem Privat» förster des Gutes, der in einem Nachbarort wohnt. Außerdem hall« der Förster noch 7000 Schuß Infanteriemunition in Verwahrung. Es mar den» zuständigen Stellen schon seit einiger Zeit auf- gefallen, daß die hakenkreuzler bei den fast täglichen Zusammen- stoßen, die sie im r heinisch- westiäliichen Industriegebiet mit Kommu- nisten ballen, besonders leicht von der Schnßwakse Gebrauch mochten. Bei Stichproben in öffentlichen Bersammlungen der NSDAP  , wurden häufig Leu« festgestellt, die mit geladenen Brownings, aber auch mst
Gewehrpatronen in der Tasche herumliefen und so die Sicherheit des Publikums aufs'chwerfte gefährdeten.
Die eiserne Stirn. Wie die kommunistische presse lügt. Reichstagspräsident Genosse Paul Lobe   hat derRoten Fahne" die folgende Berichtigung geschickt: DieRote Fahne  " vom 25. Oktober 1930 bezichtigt mich einer Lüg«, well ich in«mer Rundfunkrede erklärt habe, daß seinerzest alle Parteien für die Erhöhung desGeHalles" des Reichstogspräsi- denten gestimmt hallen. Di« kommunistische Reichstogsfraktion be- hauptet dagegen, daß sie g« g e n die Erhöhung des Gehaltes gestimmt Hölle. Ich stell« hierzu fest, daß ich von GeHall nicht gesprochen hob«, well der Reichstagspräsident kein GeHast bezieht, sondern«in« Auf- «andeentschädigung. Für die Erhöhung seiner Aufwands- entschädiglmg haben lautProtoiollder 24.3. Sitzung des Haus» Hallsausschusses vom 24. März 1927 die kommunistischen  Abgeordneten Torgier und Jadasch gestimmt. Das Protokoll stellt ausdrücklich fest, daß d>« Erhöhung vom Ausschuß einstimmig bewilligt worden ist. Dasselbe geschab im Plenum des Reichstage», laut stenogr. Protokoll der 260. Sitzung vom 25. März 1927, wo ebenfalls die Erhöhung mährend ich durch schwer« Krankheit ferngeholten war einstimmig erfolgte." Selbst protokollarisch festgelegte Tatsachen streiten die kommu- nistischen Lügner mst eiserner Stirne ob!
Knattfröfche und Stinkbomben Heimwehrkampsmittel gegen Sozialdemokraten. Innsbruck  , 25. Oktober.  (Eigenbericht.) heute nachmittag fand in der Ausstellungshalle eine sozial- demokratisch« Dersammlung statt, bei der Genosse Otto Bauer  aus Wien   sprach. Um 5 Uhr nachmittags wurde unter der Redner- tribün« ein« Büchse mit Zündschnur gesunden, die von Heimwehrleuten derart angebrocht war. daß es dem Täter, der die Zündschnur in Brand setzen sollt«, gelungen wäre, durch«in« hinter- tür zu entkommen. Die sofort eingesetzte polizeiliche Untersuchung ergab, daß die Büchse mit zwei Bollern und 20 Knall- fröschen gefüllt war. wag immerhin ausgereicht hätte, eine Panik in der Massenversammlung hervorzurufen. Es sind bereits mehrere Verhaftungen vorgenommen worden. Gleich nach Eröffnung der Dersammlung wurden von h ei m» wehrleuten Stinkbomben geworfen. Sechs Frauen wurden ohnmächtig und mußten von Sanitätern fortgetragen werde n. Die Perfammllmgsteilnehmer verhielten sich mustergültig und überließen den Ordnern für Ruhe zu sorgen. Einige heim- wehrleute, die beim Stinkbombenwersen überrascht wurden, wurden aus dem Saal befördert. Nachdem der große Saal gelüftet war, konnte Genosse Bauer sein Referat halten. Die Versammlung konnte ruhig zu Ende geführt werden. Bombenflugzeuge als Festgäste. Zur Krönungsfeier in Abesstuien werten drei britisch« Bombenflugzeuge hinfliegen.