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Der Friedensblock Berlin - Wien

Löbe, Breitscheid , Crispien im österreichischen Wahlkampf

Wien , 27. Oftober.( Eigenbericht.)

Die Wiener Sozialdemokratie veranstaltete am Sonntag in den zehn größten Sälen Wiens Massenkundgebungen für den Anschluß gedanken. Es sprachen u. a. Löbe, Breitscheid Crispien von der reichsdeutschen Sozialdemokratie.

und

Reichstagspräsident Löbe wurde überall stürmisch begrüßt. Er führte u. a. aus: Freiheit und Selbstbestimmung nach innen für die Bürger des eigenen Staates ist untrennbar verbunden mit der Freiheit und Selbstbestimmung eines Volkes nach außen. Wer die demokratischen Rechte des eigenen Volkes verrät, wird vergeblich um Gleichberechtigung an die Welt appellieren. Nicht rückwärts den Kopf gewandt zu Monarchie und Habsburgerherrschaft, nicht seitwärts zu dem Faschismus, der die deutschen Brüder in Tirol unterdrückt, sondern vorwärts zur Großdeutschen Republit, die von den Alpen bis zur Nordsee , von der Donau bis zum Rhein das Recht und die Freiheit des Bürgers wahren soll. Euer Heim­wehrfürst hat gedroht, daß die Köpfe eurer Führer in den Sand rollen. Eure Führer schreckt die Drohung nicht; auch wenn es hart auf hart geht, werden wir in der vordersten Reihe des Proletariats stehen und nicht in das Ausland verschwinden, wie andere Führer zu anderen Zeiten.

Unsere Köpfe tönnen fallen, aber euch Tausende, euch kann man nicht enthaupten. Auf eurer Arbeit ruht der Widerstand Dester­reichs und Deutschlands , ihr verteidigt die Großdeutsche Republik der Zukunft.

Breitscheid , ebenfalls stürmisch begrüßt, erklärte zunächst, daß die deutsche Sozialdemokratie feinen sehnlicheren Wunsch kenne, als daß sich die beiden Völker über ihre Grenzen hinweg die Händereichen mögen: Denn wir sind nicht zwei Völker, sondern ein Bolt. Erst dann, wenn die Gewißheit besteht, daß Deutsch­ land und Desterreich im Herzen Europas einen

Blod der Freiheit, der Demokratie, des Sozialismus, einen Bled des Friedens

bilden, dann hat dieser Anschluß einen Sinn, wie wir ihn ihm gegeben haben. Gorgen wir dafür, daß am 9. November auch in Desterreich die Wahlen einen guten Ausgang nehmen."

Crispien stellte mit Genugtuung fest, daß auch in Deutsch land der Faschismus es nicht vermocht habe, die feste Front der Sozialdemokratie zu durchbrechen: Wie bei uns, so kämpft auch hier die Sozialdemokratie gegenwärtig um die Erhaltung der Errungenschaften, die die Borbedingung sind für die wirtschaftliche Befreiung des Proletariats. Die Reaktion wird auch hier nicht eure Errungenschaften vernichten können, weil sie zuerst das Proletariat vernichten müßten. Vielleicht können sie einige Proletarier meucheln, wie das in Deutschland und in Desterreich schon so oft geschehen ist, aber das Proletariat selbst werden sie nicht überwinden. Es wird seine geschichtliche Aufgabe erfüllen und mit unerschrockenem mut vordringen für die unterdrückte Menschheit."

Labour- Sieg in Neu- Süd- Wales.

London , 27. Oftober.( Eigenbericht.) Bei den im Staate Neu-- Süd Wales ( Australien ) statt­gefundenen Bartamentsneuwahlen errang die sozialistische Arbeiter partei einen überwältigenden Sieg. Die bisherige nationalistische Regierung Bavin verlor ihre Mehrheit. Insgesamt stehen 650 000 Arbeiterstimmen 520 000 bürgerlichen Stimmen gegenüber. Die Labour Party verfügt im neuen Parlament über 54 Size( bisher 40), die Nationalisten haben 23( bisher 35) und der Bauernbund 13( 13). Der Führer der Labour Party , Lang, wird die neue Regierung

bilden.

Das Schicksal der Berliner Opern

Trennung der Städtischen von der Staatsoper?

Der Aufsichtsrat der Berliner Städtischen Oper berät seit heute vormittag über die Frage, ob die Arbeits= gemeinschaft, die seit 1927 mit den beiden staatlichen Berliner Opern bestand, fortgesetzt werden soll oder nicht. Diese Frage scheint auf den ersten Blick nicht von grundsäglicher Bedeutung zu sein, aber in Wirklichkeit wird ihre Lösung die Zukunft unserer ganzen Opern­verhältnisse entscheidend beeinflussen.

Es ist klar, daß in der allgemeinen Wirtschaftsmisere und der besonders schweren Situation, in der sich die Finanzen der Stadt Berlin befinden, jede Möglichkeit ausgenutzt werden muß, am Betriebe der drei Opern zu sparen. ( Ob die Stroll- Oper erhalten bleiben wird oder nicht, ist in diesem Zusammenhang zunächst unerheblich.) Jede Rationalisierung, die erträglich ist, ohne daß die künstlerischen Leistungen darunter leiden, ist dringend angezeigt, jede zweckmäßige Zusammenarbeit der zwei oder drei Opern ist un­umgänglich. Der fünstlerische Charakter der einzelnen Betriebe und ein edler Wettbewerb dürfen freilich nicht darunter leiden.

Es ist zu hoffen, daß die Persönlichkeiten, bei denen die Ent­scheidung liegt, die Weite des Blicks und zugleich das Verständnis

für das praktisch Erforderliche haben. Wo die Aufgaben so flar umschrieben sind, muß sich auch ein gangbarer Weg finden lassen,

der ihre Lösung ermöglicht.

Arno- Holz- Feier.

Gedentskunde im Rundfunt.

Der große Revolutionär der Dichtung, Arno 5013, ist seit einem Jahre tot. Lange vorher war es still um ihn geworden. Denn Arno Holz war fein Dichter der Mode, feiner, der sich dem Zeit geschmad anbequemte. Er schuf nach seinem Gesez, nach dem einzigen Gefeß, das ihm seine Bestimmung vorschrieb. Seine Werke, dieses lebendige Zeugnis eines starten, großen, tämpferischen Geistes, fonnten eine Zeitlang wenig beachtet sein: doch sie sind unsterblich, und der Name Arno Holz " wird ein Begriff sein, wenn mancher heute vielgenannte und hochgerühmte Dichter vergessen ist. Die Funtstunde tonnte als Sprecher für die Arno- Holz - Gedenkfeier feinen geeigneteren Geist finden als Alfred Döblin ; niemand hätte einsichtsvoller und tiefer in dieser kurzen Zeit das Wesen des Dichters beleuchten fönnen, als Döblin es tat. Die Reinheit und die Kraft des dichterischen und menschlichen Wollens von Arno Holz charakterisierte Döblin durch den sehr würdigen Vergleich mit Leifing. Halz bekämpfte die dichterische Glätte der klassizistischen Dichter, weil er diesen Willen zur verhüllenden Oberfläche, diesen Billen einer verlogenen Zeit bekämpfte. Dieser Kampf machie und er fand Genossen Genossen, die sich wieder verloren, als sie anderswo neue Möglichkeiten zur Berühmtheit sahen. Holz blieb treu: sich selbst, seinem Werk, der kämpfenden Menschheit. Einige Dichtungen von

Holz berühmt

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geschickte Behandlung des begleitenden Orchesters glüdlich, wenn auch freilich ein wenig äußerlich, unterstützt wird. Der Chor, der über gute Stimmen, vor allem im Tenor und Baß, verfügt, ist unter der Leitung seines Dirigenten Richard Gütte mit schöner Begeisterung bei der Sache; und wenn es auch beim A- capella­Singen ein paar Schwankungen gibt, so ist doch das musikalische

Gesamtbild recht erfreulich.

Der Konzertsaal wird zum Tribunal, als Kart Hahn, der Leiter des mitwirkenden Sprechchors Niederschönhausen , der den Toten von Alsdorf huldigt, dazu das Wort ergreift, Er verliest die vom Vorwärts zitierte Aeußerung der Deutschen Bergwerts- Zeitung", die sich beeilt, die Grubenattionäre über die Zukunft ihrer Dividenden zu beruhigen, während unter der Anteil nahme Deutschlands und der Welt die 265 Opfer des furchtbaren Unglüd's bestattet werden: die herausfordernde Roheit des Unter­nehmerblattes weckt laute Empörung, und die Empörung zittert gleichsam nach in den proletarischen Dichtungen, die der Sprechchor mit starkem Ausdruck zum Vortrag bringt. Die Hörer erheben sich in respektvoller Ergriffenheit und stimmen mit ein, als Karl Hahns Die große Harmonie" im Gesang des Liedes ,, Brüder zur Sonne, zur Freiheit" ausklingt. Aber, so ernst die Stimmung des Abends, so bedrückend die Ereignisse, die hereinklingen: der Beifall bricht mit elementarer Gewalt aus, fast nach jeder Nummer. Musit, mir er­fahren es von neuem Musit, die sich mit Dichterwort verbindet, befigt eine unvergleichliche Macht der Erhebung und inneren Befrei ung, der Entfesselung gebundenen Lebensgefühls. Es gilt, folche Mächte nicht ungenügt zu lassen in einer Zeit, in der alle Kräfte der Arbeiterschaft aktiviert werden müssen. Arbeiter, Arbeiterchöre, die fingen, follen heute proletarische Kampflieder singen, das ist teine Geschmacksfrage, das ist ein Gebot der Stunde. Klaus Pringsheim .

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zu müssen, bie zum Fenster hinaus sprechen. Ein Teil der Zuschauer faßte die Theaternacht auch als politische Versammlung auf. Bei dem mit Emphase hinauspofaunten Schlagworten ertönte mehrfach ein überzeugtes Sehr richtig!" Der Sinn des Schauspiels geht übrigens aus der Fülle der Geschehnisse durchaus nicht so eindeutig hervor, wie es nach der gedrängten Inhaltsangabe erscheint. Der Gedankengang ist verworren. Unwesentliches wird breit aus­gesponnen. Wesentliches bleibt unausgesprochen. Vielleicht hat das Stüd ein ganz anderes ethisches Leitmotiv als ich ihm unterlege. Gruppe junger Schauspieler, die mit wenigen Ausnahmen Den unbefriedigenden Eindruck des Abends verstärkt die dilettantische Darstellerleistungen bieten. Begeisterung, Gesinnung und guter Wille allein schaffens nicht. Dem Regisseur Mar Ophüls scheint mehr an der Politik als an der Kunst zu liegen. Aber ohne etwas Illusion geht es auch im politischen Theater nicht.

Ernst Degner.

Schwarzwaldmädel."

Theater des Westens .

In einer Zeit schlimmster seelischer und wirtschaftlicher Nöte, nämlich während des Krieges, der Revolution und der Inflation mar Die das Schwarzwaldmädel" Berlins beliebteste zerstreuung. Melodien dieser Operette werden, der augenblicklichen Schlager­hochflut beinahe zum Troß, bis auf den heutigen Tag gesungen. ebenso wie das geflügelte" Wort: ,, Da stehst du machtlos vis- à- vis" noch nicht vergessen ist.

Jezt, nach langer Zeit, kehrt die harmlose Operette in ihre Baterstadt zurück und wird wieder herzlich aufgenommen, von einem Publikum, das schon von vornherein mit dem festen Vorsatz sich begeistern zu wollen, in das Theater fommt.

Die Wiedersehensfreude wird nicht vergällt; denn die temperamentvolle Else Müller ist ein ansprechendes Schwarz­waldmädel, während Carl Muth geziemend zurückhaltend den Domtapellmeister gibt. Louis Kaliger und Hanns Dedner find quicklebendig als Richard und Hans und da ferner hinreichend zu tun geben, ist der Erfolg gesichert. Wäre es nicht am Eugen Stefan und Carl Willi Vogt den Lachmuskeln Sonntagnachmittag gewesen und hätte nicht die Zeit gedrängt, hätten alle Schlager wenigstens drei- oder viermal wiederholt werden müssen. e. b.

Marrismus.

Bon Thomas Mann .

Der von dem Dichter Thomas Mann am 17. Oftober in Berlin öffentlich gehaltene Vortrag Deutsche An­ Sprache ein Appell an die Vernunft" ist nunmehr int onic Drud erschienen.( Berlag von S. Fischer, Berlin , Preis 50 Pf.) Wir veröffentlichen aus diesem Vortrag einen Abfah, in dem sich Thomas Mann mit den Schlagworten ,, Marxismus und der Novemberverbrecher" ausein­andersetzt.

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leidenschaftlichen Berfehlungen mit Strafen büßen sollen, die ihrer Margismus! Einer der jungen Reichswehroffiziere, die jetzt ihre zeitverstörten Ehrenhaftigkeit Rechnung tragen, hat vor Gericht era Rhein den Kampf gegen den Separatismus geführt und ihn zurück. flärt, es sei die Jugend und die Arbeiterschaft gewesen, die an geschlagen hätten. Die Arbeiterschaft, was ist das? Es ist die Sozialdemokratie. Jebes Kind weiß, daß, wenn damals das Rheinland abgefallen wäre, es nicht beim Rheinland sein Bes menden gehabt hätte. Wenn es die nationale Haltung der Sozial Demokratie war, durch die der Mißerfolg des Separatismus ent schieden wurde und das ist die historische Wahrheit-, so hat Die Sozialdemokratie das Reich gerettet, und nicht zum ersten Male geschah es damals, daß sie das tat. Sie hat, als es mit uns zum Betzten gekommen war, als die Zügel der Herrschaft und Selbstbeherrschung im blutigen Kote schleiften und niemand da war, sie zu ergreifen, sie hat diese herrenlosen Zügel aufgenommen, die tragische und namenlos undankbare Berantwortung für die Bereinigung des Krieges getragen und das Chaos, in dem ein ge­schichtlich geschlagenes und flüchtiges System das Land zurückgelassen hatte, in eine notdürftige Ordnung überführt. Sie hat ihm eine Verfassung gegeben, die so wenig das letzte Wort, die unantastbare Magna Charta für Deutschland zu sein braucht, wie der Versailler Vertrag es für Europa sein wird, unter der Deutschland aber immer­

hin bis heute hat leben und die ersten Schritte zu seiner Befreiung und Wiedererhebung hat tun können. Das Wort voll ruchloser lingerechtigkeit, das umgeht, dies vollkommen gewissenlose Wort pon den ,, Novemberverbrechern" der ist in Wahrheit des rechtlichen deutschen Namens nicht wert, der es ohne Empörung zu hören ver­mag oder gar über seine Lippen läßt. Ist es ein Verbrechen, di Macht zu ergreifen in einem Augenblick, da die Geschichte sie einem aufdrängt und niemand sonst da ist, sie aufzunehmen? Was will der Nationalsozialismus heute anderes, als die Macht ergreifen? Freilich, die Sozialdemokratie wußte damals, als es einen rechten Weg für Deutschland überhaupt nicht gab, wenigstens doch einen gang­baren Weg. Wohin aber der Nationalsozialismus uns führen würde, das wissen wir aus dem einfachen Grunde nicht, weil er es selber nicht weiß weshalb denn auch an der Aufrichtigkeit seines Willens zur Macht die Zweifel sich täglich verstärken... die es mich drängte nicht nur meine Feder, sondern auch meine Wenn ich der Ueberzeugung bin einer Ueberzeugung, für Berson einzusetzen, daß der politische Platz des deutschen Bürger.

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tums heute an der Seite der Sozialdemokratie ist, so verstehe ich

an Döblins Rede leider völlig unzulänglich interpretiert; Elje Sie verlieren jede Scham, Leidenschaften züngeln auf, die Bestie im deutscher Bürgerlichkeit gerade sind es, die ihr diesen Play anweisen; Beyer sprach sie mit der korrekten, nichtssagenden Singsang­Betonung einer Lyzealmusterschülerin.

Proletarische Kampflieder.

Konzert des Vollschors Moabit .

Tes.

Die Arbeiterschaft steht unter dem niederschmetternden Eindruck der Grubenfatastrophen von Alsdorf und Friedrichsthal. In diesem Zeichen sang Sonntag der Bolts chor Moabit" im Konzert saal der Hochschule für Musik. Doch auch hier hieß die Parole: Nicht Totentlage, fondern Kampf! Das Pro­gramm: Arbeiterlieder, Freiheitslieder, proletarische Kampfgefänge. Uthmann, der westdeutsche Arbeitermusiker, der die Gattung des modernen Tendenzchorliedes geschaffen hat, macht den Anfang: Der Freiheit mein Lied für gemischten Chor, Empor zum Licht" und Sturm" für Männerchor mit unterlegter Orchesterbegieitung von D. Gerster und von F. Bothe. Lendvai , Tießen und andere folgen, unter ihnen Mussorgsti Mussorgftis Sonnenhymne" zu den Worten von Guttmann und Schönlant, wie die meisten Stücke des Abends der Chorsammlung des DAS. entnommen. Den Schluß bildet, als Neuheit für Berlin , Wilhelm Knöchels Kantate ,, Mensch heitssehnen" für Chor und Orchester. Ein Werk von klarem Auf bau, um eindringliche Einfachheit der Tonsprache und des Chorsages mit Erfolg bemüht und daher von starter Wirkung, die durch die

"

Revolutionäres Theater. Nachtvorstellung der Gruppe junger Schauspieler. Werner Adermann schildert in seinem Schauspiel wurde, eine aufgeregte Geschichte, wie sie Jack London nicht abenteuer­Flucht nach Shanghai ", das im Leffingtheater aufgeführt licher erfunden haben könnte. Ein paar russische Aristokraten über­reden den Kapitän eines Schmuggeldampfers, ihnen zur Flucht vor den Bolschewisten nach Shanghai zu verhelfen. Von da aus wollen sie Mütterchen Rußland von den roten Ketten befreien. Die Ueber­den Bolschewisten nach Shanghai zu verhelfen. Von da aus wollen fahrt wird für sie zu einem gräßlichen Martyrium. Zusammen gepfercht hausen sie unter furchtbaren Entbehrungen im stidigen Lagerraum. Wochenlang dürfen sie sich nicht an Deck wagen, denn im letzten Augenblick vor der Abfahrt hat der Kapitän drei Sowjet kommissare an Bord nehmen müssen. In diesem Elend fällt die hochgezüchtete aristokratische Kultur wie Tünche von Menschen erwacht, aber von ihren kleinlichen und lächerlichen Standesformeln fönnen sie sich trotzdem nicht freimachen. Das Martyrium ist umsonst: die Kommissare entdecken sie kurz vor der Landung. Halten sie erbarmungslos meiter in ihrem schaurigen Gefängnis und schicken den Dampfer unter Sowjetkommando wieder auf hohe See. Im Kapitän ist inzwischen das Mitgefühl für die unjäglichen Leiden der Flüchtlinge erwacht, aber sein Appell an die Menschlichkeit prallt an den starren Prinzipien der Revolutionäre ab. Für sie sind die Emigranten Schädlinge, die vernichtet werden müssen. Ihr Schicksal wiegt nichts. Wahre Menschlichkeit heißt Befreiung der Massen und nicht sentimentales Mitleid für einzelne. Noch einmal schimmert für die unglücklichen Gefangenen die Hoffnung auf. Ein englisches Kriegsschiff stellt den Sowjetdampfer. Die Stunde der Befreiung scheint gekommen. Da ruft der Arzt der Flüchtlinge dem englischen Offizier verzweifelt zu: Bir dürfen uns nicht befreien, hier herrscht die Best." Genau so erbarmungslos überlassen sie jetzt die Vertreter ihrer eigenen Rafte ihrem traurigen Schicksal. Ein grandioser dramatischer Stoff, der uns bis ins Innerste aufrütteln müßte. Ihn zu meistern fehlt dem Berfaffer die gestaltende Kraft. Er charakterisiert nicht, sondern stellt Puppen auf die Bühne, die gesinnungsfüchtige Flugblätter verlesen. Ohne Notwendigkeit zeichnet er in simpelster Schwarz- Weiß- Manier. Alles Licht fällt auf die Bolschewiften, aller Schatten auf die bürgerlichen Emigranten. Fast uninteressiert folgen wir daher dem Ablauf der Handlung und haben daher die peinliche Empfindung. Partamentsrednern zuhören

das Wort politisch" im Sinn dieser inneren und äußeren Einheit. das Wort politisch im Sinn dieser inneren und äußeren Einheit. Marxismus hin, Marrismus her, die geistigen Ueberlieferungen denn nur der Außenpolitik, die der deutsch - französischen Verständi­gung gilt, entspricht eine Atmosphäre im Inneren, in der bürgerliche Glücksansprüche wie Freiheit, Geistigkeit, Kultur überhaupt noch Lebensmöglichkeiten besitzen. Jede andere schlösse eine nationale Astele und Verkrampfung in sich, die den furchtbarsten Widerstreit Astese und Verkrampfung in sich, die den furchtbarsten Widerstreit zwischen Baterland und Kultur und damit unser aller Unglück be­deuten würde.

Erweiterung des Museums für Meereskunde. Am Sonntag wurde im Museum für Meereskunde eine neue Abteilung eröffnet, in der die Ergebnisse und Instrumente der großen Tiefsee- Expedi­tion gezeigt werden, die das deutsche Forschungsschiff Meteor" in den Jahren von 1925 bis 1927 im Atlantischen Ozean unternommen hat. Biele Originalinstrumente dieser Forschungsfahrt werden in betriebsfähiger Form vorgeführt. Die zum Teil beweglichen Mo­delle vermitteln dem Besucher ein anschauliches Bild von der wirkungsweise der Meßapparate, der Echolote und der verschiedenen Tieffeeanter. Im Mittelpunkt des Raumes steht ein fleines Modell des Meteor ", das, mit allen Apparaten der Tiefseemeffungen aus­gerüstet, das Vermessungsschiff in voller Forschungstätigkeit zeigt. Auf Ständern stehen große Gipsmodelle, die die Beschaffenheit des Meeresgrundes in 6000 bis 7000 Meter Tiefe veranschaulichen und auf bunten Tafeln sind die Ergebnisse der großen Forschungsfahrt, insbesondere der Meffung der Ozeantiefen und der Strömungen, der Untersuchung des Meereswassers in den verschiedenen Meerestiefen, der Bindverhältnisse usw. wiedergeben. Bon Dienstag bis Freitag finden regelmäßig abends um 8 Uhr öffentliche Führungen durch die nene Abteilung statt, die Dr. Wist leitet,