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Beilage

Dienstag, 28. Oktober 1930

Der Abend

Spalausgabe des Vorwärt

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Diphtherieschutzimpfungen?!

Ein Mahnwort

Die Lubeder Calmette Ratastrophe, die bis jezi 80 Kindern das Leben gekostet hat, hat den Beweis erbracht, wie vorsichtig man der heute üblichen maßlofen Propaganda für Schutz­impfungen gegenüberstehen muß, auch wenn sie von Gesundheits­behörden und hervorragender ärztlicher Seite betrieben wird. Das gilt insbesondere von der Diphtherie Schuhimpfung  . In den letzten Jahren hat die Diphtherie in vielen Gegenden Deutsch  lands, u. a. auch in Berlin  , start zugenommen. Diese zu­nahme sowohl der Erkrankung wie der Sterblichkeit an Diphtherie glaubt man mit einer gesteigerten Propaganda für die Diphtherie­Schutzimpfung bekämpfen zu fönnen. Hiergegen fann nicht energisch genug Stellung genommen werden.

Seit langem schon wendet sich neben anderen Forschern einer unserer hervorragendsten Immunitätsforscher, der Direktor des Forschungsinstitutes für Hygiene und Immunitätslehre in Berlin­Dahlem, Prof. Dr. E. Friedberger gegen die überschäumende Diphtherie- Schuhimpfungspropaganda. Die Arbeiten Friedbergers sind grundlegender Natur und lassen die heute zur großen Mode ge­wordene Schuhimpfungskampagne in einem derart bedenklichen Lichte erscheinen, daß es notwendig ist, fie in ihren Grundzügen der All­gemeinheit mitzuteilen.

Friedberger   stellt die Frage( Deutsche Medizinische Wochen schrift", 1930, Nr. 9 und 10): Sind die theoretischen Grundlagen und die Erfolge der aktiven Immunisierung gegen Diphtherie wirklich derartig, daß fie die Propaganda, die für diese Art der Impfung in bisher nicht üblicher Weise auch bei uns gemacht wurde, rechtfertigen? Ist es wirklich ärztliche Pflicht", fie im weitesten Umfange anzuwenden, wie es beispielsweise Prof. Seligmann­Berlin verlangt? Die Antwort, die Friedberger erteilt, lautet flipp und flar:

Nein.

Prof. Friedberger befaßt sich ausführlich mit den drei Kriterien, die für die Beurteilung des Erfolges der Schußimpfung wesentlich find: 1. den theoretischen Grundlagen, 2. dem Auftreten der Anti­förper" und 3. der Statistik.

Die theoretischen Grundlagen.

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Die attive Schußimpfung geht von der Voraussetzung aus, daß die Diphtherie eine Infektionskrankheit ist, welche durch ein von den Bazillen ausgeschiedenes Gift verursacht wird, das identisch ist mit jenem Gift, das manche Diphtheriebazillenftämme" in Nährbouillon von ganz bestimmter Zusammensetzung produzieren. Der tierische Körper bildet durch Einspritzung des Reagensglasgiftes und durch die Einsprigung von Bazillen Antitoxine", die im Tierversuch so­wohl die Wirkung von lebenden Bazillen wie des Reagensglasgiftes zu neutralisieren imftande sind. Bei der menschlichen Diph= therieertranfung Derjagen allerdings diese Antitogine"( Seiljerum) nicht selten, besonders in schweren Fällen auch bei frühzeitigster Anwendung. Friedberger stellt fest, daß es gar nicht richtig ist, daß Menschen mit ausreichenden Antitoginen im Blut mirtlich gegen Diphtherie geschüßt sind. Eine Reihe von Forschern haben ausgesprochene Diphtherieertantung gesehen, ob­wohl Antitorine im Blut reichlich nachweisbar waren. Umgefehrt bedeutet ein völliges Fehlen des Antitorins in Wirklichkeit noch feineswegs Empfänglichkeit gegenüber Diphtherie. Es wurde von Aerzten eine Reihe von Diphtheriefällen untersucht, bei denen ohne die Einverleibung von Heisserum die Infektion auf natürlichem Wege zum Ablauf fam. Bei zwanzig derartigen Fällen ist bei drei Bierteln spontane Heilung eingetreten, ohne daß Antitogin im Blut nachweisbar wurde. Friedberger stellt fest: Die Diphtherie  heilt spontan aus, ohne daß in bei weitem der Mehrzahl der Fälle Antitogine im Blut nachweis bar werden. Die Ursache der Genesung ist also feineswegs sicher, vielleicht überhaupt nicht in den Antitoginen zu suchen. Worauf die natür­liche Heilung bei Diphtherie   beruht, wissen wir nicht.

Was sagt die Statistik?

Trotz einer falschen theoretischen Begründung fann natürlich das Schuhimpfungsverfahren an sich nüglich fein. Aus dem Dor­handenen Zahlenmaterial ergibt sich aber, daß dies bei der Diph­ therie  - Schuhimpfung nicht der Fall ist.

Höchst anfechtbar ist die Statistik, die in Amerika  , wo die Diphtherie- Schuhimpfungen in noch größerem Umfange durch­geführt werden als bei uns, über die Erfolge" durchgeführt wurde. Die amerikanische   Propaganda ist mit den Mitteln der che mi schen Industrie in ausgedehntem Umfange unterstützt worden. Erfolg: In Chitago ist trog der vorausgegangenen ausgezeichneten Impfung die Ertranfungsziffer im Jahre 1927 um 50 Broz, die Sterblichkeitsziffer gleichfalls enorm gegen die Vorjahre gestiegen. ( 1924: 5,9 Pro3., 1927: 10,7 Pro3.) Friedberger hat das amerika­ nische   Zahlenmaterial bereits im Jahre 1928( Klinische Wochen schrift", Nr. 31) eingehend veröffentlicht. Daraus geht hervor, daß trotz der aktiven Immunisierung in Amerika   die Diphtherie zwar an einzelnen Stellen abzunehmen scheint, an anderen Stellen aber umgekehrt eine Zunahme zu verzeichnen hat. In 37 amerikanischen Staaten haben sich die Diphtheriefälle folgendermaßen gesteigert: 1925: 69 642, 1926: 68 668, 1927: 80 152. Also Steigerung trog größter Reflame für die Schußimpfung!

Und in Deutschland  ? Für 48 Großstädte mit 100 000 und mehr Einwohnern liegen die Zahlen für das dritte Vierteljahr 1929 vor. Die Berhältniszahl der an Diphtherie   Gestorbenen betrug: 1927: 0,03, 1928: 0,07, 1929: 0,08. Also mehr als eine Berdoppelung der Todesfälle im Jahre 1929 gegen 1927, trogdem in den Großstädten ausgiebig geimpft murde. Nach einer Mitteilung des Berliner   Hauptgesundheitsamtes wurden im Jahre 1928 5910 Diphtheriefälle mit 550 Todesfällen gezählt. In den ersten neun Monaten des Jahres 1929 allein

schon 3994 Fälle mit 396 Todesfällen, troß der Impfung von einem Sechstel aller Berliner   Kinder. Daraus ergibt sich ein startes Ansteigen der Quote der verstorbenen Rinder: in den plen brat Qartalen 1929: 10,1 Bros, in der gleichen Zeit­

- Von Dr. Julius Moses

| periode des vorhergegangenen Jahres nur 8,7 Proz. Man tann einmenden", schreibt Prof. Friedberger  , ohne Impfung wäre die Letalität 1929 noch höher gestiegen. Aber immerhin sollten doch solche Zahlen Anlaß zur Besinnung geben."

Die Diphtheriesterblichkeit hat in Berlin   von 1917 gegen 1927 von 6,9 Pro 3. auf 11,5 Pro3. zugenommen. Diese hohe Sterblichkeit hat die Einführung der Schußzimpfung veranlaßt. Dank der Propaganda der Stadtverwaltung wurde im Jahre 1928 ein Sechstel aller Kinder bis zu 15 Jahren, d. h. von 604 315 Kindern über 100 000 geimpft. Ergebnis: Die Zahl der Erkrankungen ist namentlich bei den zweimal Geimpften etwas zurüdgegangen, die Zahl der Todesfälle ist un. gefähr die gleiche geblieben. Haben wir", fragt Friedberger, irgendeinen Beweis dafür, daß die Morbiditätsabnahme wirklich eine Folge der Impfung war?" Er antwortet mit Nein. Die Differenzen sind teils Zufallswerte, teils erklären sie sich aus den sozialen und anderen Unterschieden zwischen Geimpften und Nicht­geimpften. Er tommt zu dem Resultat: Eine Abnahme der Sterblichkeit wird durch die Schußimpfung in teiner Weise erzielt.

Nicht nur die Letalität, sondern auch das flinische Bild wird durch die Schuhimpfung nicht gemildert; aus der Berliner  Statistik geht hervor, daß die Schwere der Fälle durch die Impfung taum beeinflußt wurde. Bei 151 geimpf­ten Kranken wurden 22,5 Proz. schwere und 57 Proz. schwere und mittelschwere Erkrankungen festgestellt.

Sind die Diphtherie- Schuhimpfungen ungefährlich?

Die

Ueber diese grundlegende Frage äußert sich Prof. Friedberger  u. a.: höchst bedenklich erscheint es, wenn es danach als ärztliche Pflicht" bezeichnet wird, die Impfung weiter im weiteften Umfang anzuwenden. Man hätte eher erwarten sollen, daß an­gesichts der schwachen Zahlenbelege, die auch für den angeblichen " Erfolg" in Berlin   bezüglich dieses Feldzuges" nur zur Verfügung stehen, hier zum Rüdzug geblasen worden wäre... Aerzte werden auch ihrerseits durch die Propaganda geradezu zu dieser freiwilligen Impfung" moralisch gezwungen, aber die Ber­antwortung, die ihnen scheinbar die Wohlfahrtsbehörden abnehmen, tragen sie doch immer dem Bublifum gegenüber selbst, namentlich bei Mißerfolgen, die nicht ausbleiben. Die Aerzte wissen andererseits auch zu gut, daß bei dem geringen Kontagions ( Ansteckungs-) inder der Diphtherie   das Nichtbefallenwerden von der Krankheit nicht eine Folge der Impfung zu sein braucht, wie das der topfschen gemachte Laie glaubt..

Man könnte die Empfehlung Seligmanns noch verstehen, wenn die Unschädlichkeit des Verfahrens über jeden 3weifel erhaben wäre... Es ist richtig, daß die von verschiedenen Seiten mitgeteilten Todesfälle zum Teil wenigstens sicher auf un= geeignete Präparate zurückzuführen sind, und daß diese Gefahr bei den geprüften Impfstoffen nahezu wegfällt. Auch die allgemeinen und lokalen Reaktionen scheinen in der Mehrzahl der Fälle gering zu sein; aber wir dürfen doch nicht vergessen, daß wir eine, sei es auch noch so genau neutralisierte Mischung von Antitoxin mit Login einsprigen, eine Verbindung, die eine nicht unbeträcht­liche Zahl von Gifteinheiten enthält. Es ist aber aus Offinowskis Impfungen bekannt, daß von 15 Kindern, die ver­sehentlich 100-200 Gifteinheiten( Meerschweinchen) erhielten, zehn starben.

Nun ist allerdings in dem Gemisch das Gift durch das Anti­togin neutralisiert, also momentan unschädlich. Wir wissen aber, daß in der Vereinigung Torin- Antitorin das Gift keine Ber­änderungen erfährt, sondern aus dieser Verbindung wieder in Freiheit gesetzt werden kann, z. B. durch schwache Säure und Alkali, auch schon in der Kälte. Wir missen, daß im Körper gleichfalls eine Sprengung der Torin- Antitoxinverbindung bis zu einem gewissen Grade cintritt, da ja die Antikörperbildung auf dem Freiwerden des Torins beruht. Wir wissen aber nicht, in welchem Umfange das der Fall ist und wie weit andere Momente das Freiwerden des Giftes bes

| schleunigen tönnen... Man darf die Unschädlichkeit nicht aus dem Umstande schließen, daß momentane Beschwerden nach der Impfung meist ausbleiben."

Friedberger   zitiert, im Gegensatz zu dem Optimiss mus bei den Impfmethoden überhaupt", eine Aeuße rung von Opih, der aus der Czernyschen Klinik schreibt: Und menn auch angeblich zahllose Impfungen die llnschädlichkeit erwiesen. haben, wird man doch gut tun, das Augenmert auf etwa auf: tretende Spätschädigungen im Sinne einer Begünstigung von Nerven, Herz- und Nierenleiden zu richten." Deshalb:

Friedberger   tommt zu dem Schluß:

" Die sogenannte Diphtherie  - Schuhimpfung ist missens schaftlich nicht genügend begründet. Die seither gegebene Begründung trifft nicht zu, die Statistik läßt einen Erfolg der Impfung nur insoweit erkennen, als nach ihr die Schick- Reaktion häufig negativ wird. Es ist aber fein Beweis dafür vorhanden, daß diese Schid Nega­tivität vor Diphtherie schützt. Im Gegenteil: Die schweren Formen der Diphtherie bei den Geimpf= ten und doch Ertranften, die gleichbleibenden Leta­litätszahlen bei geimpften Kindern im Vergleich mit den un geimpften oder der Gesamtzahl der Kinder, läßt feinen Mugen erkennen. Die nachgewiesenen Differenzen in der Morbidität fönnen auf andere Momente zurückgeführt werden. Die Impfung verläuft zwar in der Mehrzahlt der Fälle ohne bedrohliche afute Symptome, doch schließt das eine allmähliche Schädigung durch das eingesprißte Diphtheric­gift, das im Körper in einer von uns nicht kontrollierbaren Weise freiwerden und in Aftion treten kann, nicht sicher aus. Es kann also feine Rede davon sein, daß es nach den Ergebnissen in Berlin   Pflicht jedes Arztes wäre, die Kinder impfen zu lassen."

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Die Feststellungen Friedbergers, eines Forschers auf dem Ges biet der Immunitätslehre von europäischem Ruf, müssen jenen ärzt lichen Stimmen entgegengehalten werden, die für die Schußimpfung gegen Diphtherie in breitestem Umfange eintreten.

Es ist eine eigenartige Erscheinung in der Medizin, daß, wenn eine Schutzimpfung nicht den vorausgesagten Erfolg zeitigt, man zunächst die Methode zu ändern versucht, wie das Prof. Kolle, Direktor des Instituts für experimentale Therapie in Frankfurt am Main  , mit einer von ihm ausgearbeiteten neuen Methode tut. Aber nicht die Methode ist das Unbrauchbare, sondern das ganze Berfahren. Auch das Kollesche Verfahren berechtigt nicht, die ernsten Warnungen Prof. Friedbergers in den Wind zu schlagen.

Um so unbegreiflicher ist es, daß der Preußische Landesgesundheitsrat, der im Dezember 1927 die Schutz­impfung empfohlen hat, diesen Beschluß noch nicht revidierte, ob­gleich Prof. Friedberger gleich nach Veröffentlichung des Protokolls der Sigung seine Bedenken ausgesprochen hat. Unbegreiflich ist die Propaganda des Berliner   Hauptgesundheitsamtes für die Schuhimpfung, obgleich es aus den zahlreichen Veröffentlichungen Friedbergers und anderer Forscher über die Bedenklichkeit seiner Propaganda nicht im Zweifel gelaffen wurde. Unbegreiflich ist schließlich die Haltung des Groß Berliner   Aerztebundes, der sich der Propaganda des Berliner   Hauptgejundheitsamtes an schließt.

Es ist wichtig, daß die über die Diphtherie  - Schußimpfung durch deren Anhänger bisher einseitig aufgeflärte Deffentlichkeit erfährt, daß auch hier die Verhältnisse nicht viel anders liegen als beim Calmette  - Mittel. Es fragt sich, ob ein die Verantwortung tragender Arzt trotz aller Empfehlungen durch die Medizinalbehörden und durch die Anhänger der Schuhimpfung es mit seinem Pflichtbewußtsein vereinbaren kann, Kinder zu impfen mit einem Mittel, gegen das derartige schwere Bedenken erhoben werden. Ist das nicht der sicherste Weg, einen zweiten Fall Lübeck   heraufzubeschwören?

Kleine Notizen

Der Direktor der ärztlichen Beratungsstelle für Arbeiterinnen in Neapel  , Prof. Palmieri, hat 379 Arbeiterinnen genau darauf untersucht, ob und in welchem Umfange fie in ihrer Genitalsphäre Störungen aufweisen. In 50 Proz. aller Fälle lagen Störungen und Anomalien der Menstruation vor. Die entsprechenden Krant­heiten traten vornehmlich bei jüngeren Arbeiterinnen ein. Bei 113 Frauen mit Menstruationsanomalien lagen gleichzeitig andere Erkrankungen vor. Bon diesen Frauen arbeiteten 82( alſo 75,4 Proz.) länger als acht Stunden am Tage. Von den unter­suchten Frauen zeigten 80 Entzündungensvorgänge am Uterus bzw. feinen Anhängen( Eileiter  ). Häufig war mit dem Ausbleiben der Menstruation Weißfluß( Fluor albus) verbunden. Aus den Unter­fuchungen ergab sich, daß die Frau aus biologischen Gründen weniger widerstandsfähig ist als der Mann.

Die Ansicht, daß das Ei nur in rohem Zustand seinen vollen verlangt werden, daß das Reichsgesundheitsamt darauf bringt, die Nährwert habe, und daß es nur in diesem Zustande am leichtesten Eier mit einem Datum zu versehen, das den Tag verdaulich sei, wird von dem Berliner   Biologen Rubner als| anzeigt, an dem sie gelegt wurden. irrig bezeichnet. Seiner Meinung nach sind sowohl die hart­gefochten als auch die weichgekochten Eier leicht verdaulich. Wichtig ist es aber, daß die nicht frischen Eier an ihrem Nährwert verlieren, nicht dagegen die gefochten, aber frischen Eier. Außer Eiweiß und Fett enthält das Ei noch einen weiteren Nährstoff, das Lezithin, das für den Aufbau der verbrauchten Nervensubstanz von größter Bedeutung ist. Lezithin ist eine phosphorhaltige Lezithin ist eine phosphorhaltige Substanz, die im Gehirn, in den Nerven, Blutförperchen, in Hafer­feimlingen, in der Milch, in Erbsen, im Hering usw. vorkommt, nirgends aber in so großen Mengen wie im Eidotter. Seine biologische Bedeutung ergibt sich unter anderem daraus, daß der von neugeborenen Tieren mit auf die Welt gebrachte Lezithinvorrat um so größer ist, je unentwickelter das Neugeborene ist, und daß er sich um so rascher vermindert, je schneller die Tiere heranwachsen. Der Dotter der frischen Vogeleier enthält etwa 8,5 Proz. phos phorhaltiger Substanz oder Lezithin. Für unseren Organismus ift das Lezithin von derselben Bedeutung wie die Vitamine. Nun enthält das Ei wohl sehr viel Lezithin, leider aber nicht in einem beständigen Zustand. Am sechsten Tage, nachdem das Ei gelegt murde, enthält sein Dotter nur noch geringe Spuren Lezithin. Da ein Ei üblicherweise erst nach 10 bis 14 Tagen in den Handel kommt, ist darin keine Spur mehr vom Bezithin vorhanden. Wohl sind die anderen wichtigen Bestandteile unvermindert bewahrt geblieben, Bestandteile, die für den Körper und seine Entwicklung von erster Bedeutung sind, die aber auf das Nervensystem und auf die Anregung der Gehirntätigkeit feinen Einfluß haben. Es math daber

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An der Medizinischen Universitätstlinit in Münster   in Westfalen   sind erfolgreiche Versuche gemacht worden, rheumatische Ertrantungen durch einen relativ hohen Wärmegrad zu heilen. Man benußt dazu das Paraffin. Es hat den Vorteil, daß es auf der Haut troß Erhigung bis auf 70 oder gar 75 Grad vertragen wird. Man verfährt dabei so, daß die Haut­getrocknet und kurze Zeit darauf mit flüssigem Paraffin von der an­stelle über dem schmerzenden Muskel durch Alkoholätherabreibung gegebenen Bärmestuse bepinselt wird. Darauf kommt eine dünne Watteschicht, die nun ihrerseits mit noch heißerem Paraffin durch­tränkt wurde. Dann wird wieder Watte darübergewickelt und das gange mit einem Flanellverband feftgehalten.