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Begleitung seines dort ansässigen Bruders begab er sich vor- gestern zu seinem Regiment zurück. Er wurde zunächst neu ein- gekleidet und sodann als Unterfuchungsgefangener zuVater Philipp" gebracht. A» städtischen Steuern sind, wie der Magistrat bekannt macht, für das Jahr 1836/97 97�/2 v. H. der Einkommensteuer, b°/lo v. H. des Grundstück- Nutzungswerlhes Grundsteuer und 146 v. H. Gewerbesteuer zu zahlen. Grober Unfug. Am Sonnabend Abend um 7l/2 Uhr erfolgte, wie ein Berichterstatter meldet, in dem Hause Schön- hauser Allee 40 eine Explosion. Die bestürzt herbeieilenden Hausbewohner fanden in dem Hausflur Theile eines zersplitterten Bleirohres, welches zu Gasleitungen benutzt wird. Dieses Rohr war niit Pulver gefüllt gewesen, welches dann wahrscheinlich mittels einer Zündschnur zur Entzündung gebracht ,var. Durch die umherfliegenden Bleistücke wurden die Hausthüren und der Hausflur stark beschädigt; Personen sind jedoch glücklicherweise nicht verletzt worden. Der That verdächtig ist ein etwa siebzehn- jähriger Bursche, welcher wenige Augenblicke vor der Explosion im Hausflur beobachtet worden ist. Wegen eines ungliilklichen Liebesverhältnisses hat sder Volks-Zeilung" zufolge der Flügelmann des Königin Augusta- Regiments in Spandau Selbstmord begangen. Am Sonnabend ist seine Leiche nahe der Kaserne aus dem Festnngsgraben gezogen worden. Der Unglückliche hatte ein Liebesverhältniß mit einer adligen Dame, das deren Angehörige nicht billigten; auch das junge Mädchen soll verschwunden sein. Der Todte erfreute sich großer Beliebtheit bei seinen Vorgesetzten, Erschossen hat sich am Sonnabend in einem Gasthofe in der Luckauerstraße der Student Fritz R., weil er bei einer Prüfung, durchgefallen war. Ueber seine Person gaben seine Visitenkarten Ausschluß. Auch hatte er an einen Bruder, der hier Arzt ist, ein Schreiben hinterlassen. Von Herrn Baumeister G. Wohlgcmuth erhalten wir. den Unglücksfall in Kairo betreffend, über den wir vor gut acht Tagen berichteten, eine Darstellung, nach welcher der zu Schaden gekommene Tapezirergehilfe von einem Ort aus abgestürzt ist. an dem niemand etwas zu suchen hatte, am allerwenigsten aber der Verunglückte. Es sei überhaupt während der ganzen schwierigen Bauausführung nur dieser einzige Unglücksfall vorgekommen, ein Beweis dafür, daß jede mögliche Fürsorge zum Besten der Arbeiter getroffen worden sei. Wir bemerken noch bedauernd, daß diese Richtigstellung, die schon vor einigen Tagen bei uns »ingegangen ist, durch ein Versehen unsererseits erst heute hat zur Aufnahme gelangen können. Dem Selbstmord des Fabrikanten Schönebeck , über den wir vor einigen Tagen kurz berichteten, lag der Umstand zu gründe, daß er, der reiche Mann, bei einem Betrug ertappt wurde, der ihm 66 M. einbrachte. Die Furcht vor einer Be- strasung der That hat den 42jährigen Mann zum Selbstmord getrieben. Mit sechs Messerstiche» ist der 23 Jahre alte Kellner Bürger aus der Alveuslebenstr. 19 am Sonntag Morgen von dem Schneider Siebert aus der Steinmetzstraße niedergestreckt worden. Polizeibeamte aus dem Revier in der Kursürstenstraße brachten den Verwundeten in ein Krankenhaus; der Messerstecher wurde nach dem Alexanderplatz transportirt. Hinter der Badeanstalt des Vereins der Wasserfreunde auf dem Grundstücke der Haupt-Feuerwache in der Linden- straße 40/41 hat man beim Ausschachten für einen Neubau eine Menge menschlicher Gebeine zu tage gefördert, die auf eine frühere Begräbnißstätte schließen lassen. Von der Feuerwehr überfahre» und erheblich verletzt wurde am gestrigen Sonntag Mittag gegen 1 Uhr der Pferde- bahnschaffner Wilhelm Schmidt. Der Unfall ereignete sich in der Leipzigerstraße, wo in dem Hause 102 ein unbedeutender Brand entstanden war. Schmidt gerielh unter eine Spritze und trug einen komplizirten Bruch des Unterschenkels davon. Der Ver- unglückte wurde mittels Mannschaftswagens nach der Unfall- statwu in der Wilhelmstraße gebracht. WitterungSiibersicht vom 27. April 1896. Wetter-Prognose für Dienstag, den 28. April 1896. Ziemlich warmes, veränderliches, vorherrschend wolkiges WeUer mit leichten Regenfällen und mäßigen westlichen Winden. Berliner Wetterbureau. Gevichks-Ieikung. Die Geschäftsführung der Unfallstationen bor Gericht. Bor dem Schöffengericht stand gestern eine Beleidigungsklage der Geschäftsführer des Kuratoriums der Berliner Unfallstationen, Brauereidirektor Bernhard Knoblauch und Direktor Mar Schlesinger gegen den Chirurgen Dr. L e v y zur Ver- Handlung. Derselbe hat bei Gelegenheil eines schiedsmännischen Sühneversuches Beschuldigungen gegen die Kläger erhoben in bezug aus die Geschäftssührung der hiesigen Unfall- st a t i o n e n. insbesondere gegen den Direktor Schlesinger. Der Beklagte beabsichtigte einen umfangreichen Beweis der Wahrheit anzutreten; das Gericht glaubte diese Anträge nicht ablehnen zu können und gab dem Vertreter des Beklagten auf, die Beweis- antrüge schriftlich zu formuliren. Voraussichtlich werden diese Verhandlungen dazu führen, daß für die Oeffentlichkeit gerichtlich festgestellt wird, ob die Beschuldigungen begründet sind, welch« feit längerer Zeit sowohl seitens der Krankenkassen, als auch eines großen Theils der Berliner Aerzte gegen die Unfall­stationen erhoben sind und die in der Berliner Aerztekamnier durch hervorragende Vertreter der Berliner Aerzteschast zur Sprache gebracht wurden. Wir werden über den Verlauf der Angelegenheit berichten. Im Prozesse Hammerstein war auch die Uebernahme der Landwirthschafts-Ztg." durch Frhrn. v. Hammerstein zur Sprache gekommen. DieDeutsche Landwirthschafts-Ztg."(Dr. Theodor Waage) bittet uns nun mitzutheilen, baß die in dem Prozeß erwähnteLandwirthschafls-Ztg." nicht etwa die Fortsetzung der Deutschen Landwirthschafts-Zlg.» sondern ein Konkurrenzunter- nehmen war, das unter Benutzung fast genau übereinstimmender Ausstattung von Herrn v. Hanimerstein ins Leben gerufen wurde und bereits nach wenigen Monaten wieder einging. Die Deutsche Landwirthschasts-Ztg.« besteht noch heute und steht im 40. Jahrgange. Tie NorSke Kredit-Bank sucht Kassirer, Kass-nboten und Bureau-Arbeiter, sowie junge Mädchen zum Briefschrnben" so ähnlich lautete eine Annonce, welche Ende Juni v. I. in der Vossischen Zeitung" stand. Natürlich meldeten sich Bewerber genug und es waren auch solche darunter, die eine geforderte Kaution von 800 Mark zn zahlen vermochten. Diese Herren wurden bevorzugt und erhielten die gut besoldete Stellung. Fünf junge Damen wurden angeuounne» und sogleich fleißig mit dem Schreiben von Adressen und Offerten- briefen beschäftigt. Ungefähr 8 Tage waren vergangen, als der Inhaber derNorske Kredit- Bank" unter Mitnahme der Kautionen, die ihm inzwischen eingehändigt waren, auf Nimmer- wiedersehen verschwand, und nun erst stellte sich heraus, daß die Angestellten " einem äußerst frechen Schwindler in die Hände gefallen und um ihre sauer erworbenen Ersparnisse be- trogen worden waren. Der raffinirte Gauner blieb ver- schwanden, bis zu Anfang dieses Jahres genau dasselbe Schwindelmanöver in Frankfurt am Main ausgeführt und der Herr Baukdirektor" in der Person des vielfach vorbestraften Wäschefabrikanten Albert Richter festgenommen wurde. Man erkannte in ihm denjenigen wieder, der auch in Verlin das Be- trugsmanöver ausgeführt hatte. Nachdem Richter in Frankfurt zu zwei Jahren 6 Monaten Gefängniß verurtheilt worden war, hatte er sich jetzt hier vor der 7. Straskammer am Landgericht I zu verantworten. Er erhielt dem Antrage des, Staatsanwalts gemäß noch zwei Jahre Zusatzstrase sodaß er im ganzeil 4'/» Jahr Gefängniß zu verbüßen hat. Der Streik der Zimmerer von Stiebitz n. Köppchen, welcher in, letzten Sommer vor sich ging, hatte für die Zinimerer Fischer und Eisbrenner ein Nachspiel vor dem Strafrichter. Eis- brenner sollte groben Unfug dadurch verübt haben, daß er in der Umfriedigung des Arbeitsplatzes der genannte» Firma Plakate mit der Aufschrift befestigte:Der Platz ist gesperrt", und Fischer wurde vorgeworfen, den berühmte» ß 153 der Gewerbe-Ordnung verletzt zu haben. Er soll nichtstreikenden Kollegen gegen- über die Worte gebraucht haben:Ihr verfluchten Hunde verderbt den ganzen Kram; ihr solltet acht Tage mit einer blutigen Nase herumlaufen." Schöffengericht und Strafkammer erklärten dies für festgestellt und verurtheilten Fischer. Ersteres erkannte auf drei, letztere aus 14 Tage Gefängniß. Eisbrenner wurde vom Schöffengericht freigesprochen, weil grober Unfug in der inkriminirten Handlung nicht gefunden wurde, von der Strafkammer aber zu einer Geldstrafe verurtheilt, und zwar auf grund der Polizeiverordnung vom 26. Januar 1880, wonach öffentliche Anzeigen nur an den Anschlagsäulen erfolgen sollen. Rechtsanwalt Dr. H e r z f e l d legte für die Verurtheilten Revision ein und bestritt hinsichtlich der Bestrafung des Eis- brenner die Rechtsgiltigkeit jener Polizeiverordnung. Der tz 6b des Polizei-Verwallungsgesetzes. auf grund dessen dieselbe er- lassen sei, rechne zn den Gegenständen ortspolizeilicher Vor- schriften dieOrdnung, Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs auf öffentlichen Straßen. Wegen rc."; was hier- mit das Ankleben von Bekanntmachungen zu thun habe, wäre nicht leicht einzusehen. Der Strafsenat des Kammergerichts nahm indessen an. es könnten unter Umständen durch sensationelle Plakate soviel Menschen angelockt werden, daß eine Verkehrsstörung eintrete. Demgemäß beließ es der Senat bei der Vorenlscheidung. Aber auch bezüglich Fischer's wurde die Revision zurückgewiesen. Die Drohung Fischer's genüge an und für sich vollkommen, seine �Bestrafung ans§ 153 zu rechtfertigen. Halte» Sie de» Mund V Diese Anrede hat den Kauf- mann Theodor A b r a h a in veranlaßt, eine Privatklage gegen den A in t s r i ch t e r Ludwig anzustrengen. Der jetzige Kläger war in einer vor dem Beklagten am Amtsgericht l verhandelten Streitsache Partei und fühlte sich dadurch beleidigt, daß der Amtsrichter, dem es während der Verhandlung zu unruhig im Sitzungszimmer war, ihm zugerufen habe:Halten Sie den Mund!" Er meinte, daß ein solcher Zuruf schon an sich be- leidigend sei, hier komme aber noch hinzu, daß er in schroffem Tone ausgestoßen worden und an einen den gebildeten Klassen angehörigen Mann gerichtet gewesen sei, der seit langen Jahren ein Engrosgeschäjt betreibe. Infolge der letzteren Anregung stellte der Vorsitzende des Schöffengerichts, vor welchem die Privatklage gester» verhandelt wurde, den Bildungsgang des Klägers fest und es ergab sich, daß derselbe eine Realschule bis zur Unter- seknnda besucht, das Einjährigenzengniß aber nicht erlangt hat. (War der Kläger ans diesem Grunde nicht gebildet? D. R. ) Aus der Beweisaufnahme ging zweifellos hervor, daß der Amtsrichter Ludwig sich durch die Gespräche, die der Kläger mit seinem Anwalt führte, gestört fühlte und die Ordnung im Sitzungszimmer gefährdet erachtete. Der' Gerichtshof erkannte daher auf Freisprechung des Beklagten, da er der Ansicht war, daß dieser berechtigte Interessen vertreten habe, ohne die Absicht oder das Bewußtsein einer Beleidigung gehabt zu haben. Die Koste » des Versahrens wurden dem Privatkläger auferlegt. Hochstapeleien iu großem Umfange, die sich vorwiegend auf dem Gebiete des Häuserschwindels bewegten, wurden vier Personen zur Last gelegt, die heute vor der 3. Strafkammer des Landgerichts I zn erscheinen hatten. Angeklagt sind: 1. Der Kaufmann Max Pauls, zuletzt zu Charloltenburg wohnhaft; 2. dessen Ehefrau Valeska Pauls geb. Vogt; 3. dessen Schwester Helene Pauls, gleichfalls zu Charloltenburg wohn- hast; 4. der Schlächter Johann Friedrich Karl S ch u st e r zn Friedrichshagen ; 5. der Rentier Karl Vogt , Schwiegervater des ersten Angeklagten. Der erste Angeklagte betrieb früher unter der Firma Scbnster u. Panls ein Handschuh- und Kravattengeschäft in Moabit . Wenn sich die von der An- klagebehörde zusammengestellten Thatsachen bewahrheiten sollten. müßte man annehmen, daß Pauls nach Aufgabe seines Geschäfts im Jahre 1893 sich ausschließlich dem Schwindel in die Arme geworfen habe, denn er soll es unter Beihilfe der Mit- angeklagten verstanden haben, eine Reihe von Geschäftsleuten über seine Vermögenslage zu täuschen und sich ohne irgend welche eigenen Mittel in den Besitz einer llieihe von Häusern, sowie Möbelausstaltungen und Geschäftseinrichlungen zu setzen. Die Anklage zählt zwanzig verschiedene Fälle ans, in denen durch die Machenschaften der Angeklagten Personen um ganz erhebliche Beträge geschädigt sein sollen, so ein Stadt- reisender Vorrat um 19 000 M., ein Maurermeister Eberl um 4000 M., ein Schloffer Claus um über 4000 M., ein Rentner Kiesel um 2100 M., zwei Malermeister Wiegmann sen. und zun. um mehrere tausend Mark, ebenso ein Steinhändler Klakow um mehrere tausend Mark, ein Kaufmann Rosendorff um 19000 Mark zc. je. Die Geschäftsverbindung zwischen dem An- geklagten Pauls und dem obenerwähnten Rentner Kiesel ist schon einmal Gegenstand eines Wucherprozesses vor dem Landgericht II gewesen, der damit endete, daß Kiesel wegen Bewucherung des Pauls zu 6 Monaten, Frau Kiesel zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt wurde. In dem damaligen Prozeß halte der Schwiegervater des Pauls, Bärmehünvler Karl Vogt , der seinerzeit Besitzer des Hauses Waldemarstr. 42 war, bekundet. daß er durch die Häuserspekulationen seines Schwiegersohnes enorme Summen verlören habe, völlig verarmt sei und gar nicht mehr zur Steuer veranlagt werde. Pauls selbst hat kein nennens- werrhes Vermögen durch die Heirath erlangt, er ist völlig mittel- los und hat mehrmals den Öss-nbarungseid geleistet. Dasselbe hat Frau Pauls und der Angeklagte Schuster bereits gethan. Trotzdem soll Pauls es verstanden haben, den reichen Mann zu spielen. In verschiedenen Fällen soll er so gethan haben, als ob sein Schwiegervater ein halder Millionär sei, seine Frau ihm reiche Mittel in die Ehe gebracht habe und Geld bei ihm keine Rolle spiele. Manchmal sprach er auch vonseiner Villa" bei Königs-Wnsterhausen. Der Angeklagte Vogt soll bei der Ableistung des Offenbarungs- eides fahrlässig etwas verschwiegen haben. Die Angeklagten bestreiten sämmtlich. betrügerische Handlungen begangen zu haben, namentlich stellt sich das Paüls'sche Ehepaar selbst als Opfer falscher Vorspiegelungen hin und behauptet, daß bei ver- schiedenen der in Frage kommenden Hausgeschäfte ihnen über den Zustand der Häuser, den Ertrag der Miethen, den Stand der Hypotheken ec. falsche Angaben gemacht worden seien. Der alte Vogt versichert seinerseits wieder- holt, daß er durch die Hausspekulationcn seines Schwiegersohnes vollständig an den Bettelstab gebracht sei, da er auf sein Haus Hypolheken auf Hypotheken aufgenommen habe, bis alles zu- sainmengebrochen sei. Frau Pauls betont, daß sie allerdings die Villa in Zeuthen cigenthümlich besessen habe, dieselbe ist aber schließlich subhastirt worden. Den Vorsitz im Gerichthof führt Landgerichtsdirektor R ö s l e r, die Anklage vertritt Staats- anmalt Schmidt, die Vertheidigung führen die Rechtsanwälte L e v y und Dr. S ch w i n d t. Es sind über 50 Zeugen geladen. Kricgskameradschaftliches.Kennst Du Deinen früheren Feldzugs-Unteroffizier nicht mehr?" Mit diesen Worten trat auf dem am 13. Dezember v. I. bei einem in Altona ab- gehaltenenKriegsjubiläumsfest" des dortigen Regiments der jetzige Gendarmerie- Oberwachtmeister Kuhlmann in Wittburg auf den Fabrikanten Leppert aus Lüneburg zu und wollte diesen in Gegenwart vieler ehemaliger Kriegs- kameraden, die von weit und breit zum Feste herbeigeeilt waren, umarmen. Der Herr Fabrikant, der sich plötzlich vieler Liebenswürdigkeiten seines ehemaligen Vorgesetzten erinnert haben mochte, antwortete kühl:Gewiß. Sie waren ja der größte Sckw....... der Schwadron." Auf diese allerdings wenig liebenswürdige Antwort hin schrumpften die kriegskameradschaft- lichen Gefühle des Oberwachtmeisters für seinen gewesenenUnter- gebenen" derartig zusammen, daß er gegen diesen Strafantrag wegen öffentlicher Beleidigung stellte. Im öffentlichen Interesse verfolgte die Staatsanwaltschaft die Angelegen» heit. Der Angeklagte machte zu seiner Vertheidigung geltend, daß er über die Duzerei des K. so verdutzt gewesen sei, daß ihm die inkriminirte Aeußerung entschlüpft wäre. Eine Beleidigung des K. habe ihm ferngelegen; die von ihm gebrauchte Redensart sei unter Husaren eine landläufige. Er sei früher Einjähriger gewesen und habe im 15. Husarenrcgiment den Jeldzug von 1870/71 mitgemacht. Da Kuhlmann nicht beliebt und ei» chikanöser Vorgesetzter gewesen sei, so sei er frappirt gewesen über dessen Anrede und durch die Duzerei zuerst beleidigt worden. Selbst der frühere Rittmeister Schrumpf habe den K. ignorirt. ein Zeichen, daß K. wenig beliebt gewesen sei. Außerdem könne sich K. gar nicht so beleidigt gefühlt haben, denn er habe mit ihm am nämlichen Tage angestoßen, später habe ihn K. in Lüneburg besucht. Deshalb müsse er sich über die Anklage wundern. Der kommissarisch vernommene Zeuge K. willstreng aber gerecht" gewesen sein, niemals Leute mißhandelt haben, aber zweimal gezwungen gewesen sein, den Leppert wegen kleiner Vergehen zu melden. Der Amtsanwalt hält die Beleidigung nickt für erwiesen und beantragt Freisprechung. Das Glicht verurtheilt den Angeklagten wegen öffentlicher Beleidigung zu einer Geldstrafe von 20 M. I» dem Prozeß gegen den Freiherrn v. Schorlemer- Alst in Großenhain , der sich seit etwa drei Monaten wegen Wechselsälschungen im Dresdener Untersuchungsgefängniß be- findet, ist die Voruntersuchung in den letzten Tagen abgeschlossen und die Erhebung der Anklage beschlossen worden. Der Prozeß wird bereits in nächster Zeit vor der ersten Strafkammer deS Landgerichts Dresden stattfinden. Die Wechselfälschungen des Freiherrn belaufen sich ans etwa 80 000 M., während sich seine gesammte Schuldenlast auf über 200 000 M. beziffern soll. Seine Gattin befindet sich mit ihm im Scheidungsprozesse; dieser dürfte in kurzer Zeit zur Entscheidung gelangen. DaS Posencr Militärgericht verurtheilte. wie derReichs- böte" meldet, den Jntendantursekretär Becker, der vor 5 Monaten in Untersuchungshaft genommen wurde, wegen Urkundenfälschung und Unterschlagung zu 21/2 Jahren Gefängniß und 3 Jahren Ehrverlust. Der damals mitverhaftele Jmendantur-KanzUirath Kruppka hatte sich bald darauf iu seiner Zelle erhängt. VevscumnUmgen. Die Zcntral-Kraukenkaffe der Maurer. Stuckateure. Gipser u. s. w.(Grundstein zur Einigkeit) hielt am 26. April eine Generalversammlung ab. Die Kasse hatle mit einem Be- stand von 1276,59 M. eine Einnahme von 36 979,31 M. und eine Ausgabe von 33 210,69 M. Davon sind 3000 M. an die Haupikasje abgesandt, mithin bleibi ein Bestand von 3763,22 M. Zur Generalversammlung wurden folgende Anträge gestellt und angenommen: 1. Die Wochenbeiträge sind um 5 Pf. zu erniedrigen. 2. Während der Dauer der Krankheil eines Mitgliedes ruht der Beitrag. 3. Mitglieder, welche noch einer anderen Kasse an- gehören, dürfen nur der 2. Klasse angehören. Bei Besprechung der Kassenangelegeuheiten wurde beschlossen, die Zahlstelle im Norden, Swinemünderstr. 140, nach der Stralsunderstr. 63 bei Bißke zu verlegen. Am 1. Mai bleibt das Kassenlokal geschlossen. Vermischtes. Eisenbahnunglück. Die königl. Eisenbahn -Direktion Kassel giebt bekannt: Am Sonnabend, den 25. April, nachmittag? 5 Uhr, sind in Guntershausen bei der Einfahrt von dem nach Frankfurt fahrenden Personenzuge 104 die beiden letzten Wagen entgleist. Der letzte Wagen, besetzt mit heimkehrenden Hand- werkern, schlug um, und sind dabei von den Reisenden 1 getödtet, 1 schwer, 8 leicht verletzt; ärztliche Hilfe war sofort zur Stelle. Die Verletzten sind, nachdem sie verbunden waren, in ihre Heimalh geschafft. Der Betrieb war nicht gestört, die Aufräumungsarbeilen um 8 Uhr beendet. Die Ursache war muthniaßlich Umstellen einer Weiche unter dem fahrenden Zug». Ans Hildcsheim wird berichtet: Beim Kahnfahren ans der Innerste ertrank Sonnabend ein junger Justizbeamter; Somilag Vormittag schlug ein Kahn mit acht Tucharbeiter» um. von denen vier ertrunken sind. Aus Palermo wird berichtet: In der Kaserne Quattro» venti schob ein Soldat mit seinem Gewehr auf seinen Korporal und gab dann noch etwa 20 Schüsse gegen herbei- geeilte Offiziere, unter denen sich der O b e r st l i e u t e n a n t befand, ab. Es wurde niemand beschädigt. Der Soldat, der sich weigerte, sich zu ergeben, wurde durch zwei von seinen Kameraden aus ihn abgegebene Schüsse tödt« lich verwundet. Sittlichkeits-Vandaleu. Aus Erfurt wird berichtet: Das Kolossalgemälde im Treppeuflur des Rathhauses, dieSage" dar- stellend, ist von Bubenhänden schwer beschädigt worden. Das Bild zeigr eine nackte Frauengestalt, die dem sie umgebenden Volk der Gnomen und Elfen die lustigen Erzeugnisse der Volks- Phantasie erzählt. Irgend einSittlichkeitswütherich" scheint nun daran Anstoß genommen zu haben. Vielleicht ist es sogar derselbe, der vor längerer Zeit das Wandgemälde, die Doppel- Hochzeit des Grafen v. Gleichen darstellend, besudelte. Der Magistrat hat auf die Ermittelung des Thäters eine Belohnung von 200 M. gesetzt. Heftiger Schneefall in Nord« und Süd-Ungarn hat große Verkehrsstörungen verursacht. Auch in ganz Nieder- Oesterreich, Steiermark und Salzkammergut fällt seil Sounabend Schnee. Nach einer Depesche ans El Paso(Mexiko ) fturzte das Dach einer Gallene des Chihuahua-Vergwerks ein. 64 Per- sonen wurden verschüttet. Bis jetzt sind 7 Tobte und 13 Ver- mundete geborgen worden. Von einer FeuerSbrnnst auS einer merkwürdigen Ursache wird aus N e w- I o r k telegraphirt: In Eripplecreek(Kolorado ) warf im Theater»in« Frau in Wuth ein» brennend» Lampe