Nichtgehaltene Leichenrede. 19Hitlers Alpdrud. gerbilsterT
Auf 250 Zote.
Erschüttert stehen wir alle an dieser endlosen Reihe von Särgen. Die Trauer femnt feine Barteiunterschiede. Mit uns trauern Deutschnationale, Nationalsozialisten, Stahlheimer und Werwölfe über die Opfer der Arbeit.
250 Tote! Das größte Bergmertsunglüd seit Jahrzehnten. Stände nicht diese mahnende Reihe der Särge vor uns, unsere Borstellungsfraft allein reichte nicht hin, uns einen Begriff dieser Zahl zu liefern. Fünf Finger zählt unsere Hand. Fünfzig Hände müßten fich emporreden, daß mir eine Fingerzahl fähen, die der unjerer Toten gleichtäme.
Und doch muß ich Sie bitten, Ihre Vorstellungstraft zu steigern. Ich muß Sie bitten, daß Sie sich im Geiste die Reihe diefer Särge verfünffat, noch piermal gespiegelt, hinter der Wirklichen vorstellen. Nehmen Sie also an, das Unglüd non Alsdorf wäre nicht einmal, sondern gleichzeitig an fünf verschiedenen Stellen, in fünf auseinanderliegenden Bergwerfen geschehen: statt der 250 Toben lägen alsdann 1250 Tote zu unferen Füßen.
Diese Zahl von 1250 Toten als Beute eines einzigen Tages bitte ich Sie nun, fest in Ihrem Gedächtnis zu verankern. Und bitte Sie weiter, Ihr Inneres mit der grauenvollen Borstellung vertraut zu machen, daß diese 1250 Toten nicht an einem besonders durch Unglüd ausgezeichneten Tag gefallen wären, sondern daß fünf Unglücksfälle von der Größe des Alsdorfer Unglüds alltäglich bei uns geschehen würden, am Montag, am Dienstag, am Mittwoch, den Sonntag nicht ausgenommen.
Wie oft und wie lange hintereinander? Es wird Ihnen gewiß die Annahme unerträglich sein, daß solches auch nur zwanzig, auc nur zehn Tage hintereinander ohne Pause, ohne Lücke geschehen tönnte. Und doch muß ich Sie auffordern, Ihre Vorstellungskraft über alles menfchenmögliche anzuspannen und sich damit vertraut zu machen, daß das verfünffachte Alsdorfer Unglüd nicht etwa nur an 100, nicht nur an 1000 Tagen, daß es an eintausendundsechshundert Tagen Tag für Tag und Nacht für Nacht ohne Aufhören und ohne Ermatten geschehen ist.
An eintausensechshundert Tagen hintereinander täglich eintausendzweihundertundfünfzig Tote. Wissen Sie, was das ist? Das ist die Zahl der deutschen Toten des Weltkrieges. Nur der deutschen . Um Ihnen ein Vorstellungsbild der Gesamtheit aller Toten zu geben, der Deutschen , der Desterreicher, der Russen, der Franzosen , der Belgier , der Engländer, der Italiener, der Amerikaner, der Türken, der Bulgaren , der Gerben dazu reicht auch meine Darstellungs fraft nicht aus.
Bleiben wir bei dem Bild: fünfmal täglich das Alsdorfer Grubemmglüd pier Jahre und drei Monate lang. Und überlegen Sie, meine Heren Nationalsozialisten und Deutschnationale, Stahl halmer und Werwölfe, die Sie mit uns trauern, ob Sie dann noch den Mut haben, von neuem Kriege zu reden!
E. Kr. mended Food
Dugenberg Redakteure verurteilt.
Sugenberg erfreut fich feiner 3mmunität.
Im Hugenberg- Prozeß vertündete gestern das Schöfengericht Berlin- Mitte nach eineinhalbstündiger Beratung folgendes Urteil: Der Redakteur des Tag", Flemming, und der Redakteur der ,, Deutschen Zeitung", Schme ndy, merben megen öffentlicher Beleidigung zu je 150 Mart Geldstrafe und zu den Kosten des Berfahrens verurteilt. Der Rebatteur des Lotal- Anzeiger", John, mird auf Kosten der Staatstaffe, freigesprochen. Dem Ministerpräsidenten Braun, dem preußischen Minister des Innern ufm. mird Publitationsbefugnis zugesprochen. Staatsanwalt hatte gegen jeden der drei Angeklagten 300 M. Geld strafe beantragt.
Der
In der sehr eingehenden Urteils begründung führte Landgerichtsdirektor Rüder unter anderem aus: Das Gericht hat fich den Ausführungen des Staatsanwalts angeschlossen. Die Anflage erblickte eine öffentliche Beleidigung in dem Satz des beanstandeten Artikels: Ist die Schlacht gewonnen oder verloren, der sozialistische Reichsinnenminister will es uns am 6. November verraten. Hoffentlich wird inzwischen nicht allzu sehr r et u- schiert". Der beleidigende Inhalt dieses Sages wurde noch unterstrichen durch einen zweiten: Wir haben den Kampf auf. genommen, wir hoffen Gutes von ihm für unser Land und Volk, einerlei, mas die Organe des Reichsinnenministers bei bem Boltsbegehren herausrechnen." Retuschieren formte in diesem Falle nur soviel heißen wie diese Ergebnisse ändern, sie vorfäglich verfälschen, einerlei durch welche manipula tionen, statt richtige Resultate unrichtige hineinschreiben. Nun stedt in der Aeußerung, retuschieren", felbst wenn sie als ,, Wunsch und Warnung", daß feine Unregelmäßigleiten vor tommen sollen, von den Angeklagten aufgefaßt worden ist. ist die Interpretierung der Berteidigung- bereits eine Beleidigung. In Wirklichkeit stedt aber in diesem Worte mehr, nämlich eine Behauptung und Unterstellung verlegender Att.
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Ein fommunistischer Landtagsabgeordneter unter AntlageFrankfurt a. M., 29. Oftober.( Eigenbericht.) In Frankfurt a. M. begann am Mittwoch ein Prozeß gegen 10 Rommunisten, die des Aufruhrs an getlagt find. Hauptangeflagter ist der fommunistische As. geordnete des Preußischen Landtags, Müller.
Dem Prozeß liegen Ereignisse zugrunde, die sich am 17. Dezem ber 1929 während einer fommunistischen Demonstration abspielten, an ber erma 5000 Personen teilnahmen. Es tam zu Sufammen stößen mit der Polizei, in deren Berlauf die Beamten mit Steinen bombardiert wurden. Die Antlage wirft dem Landtagsabgeordneten Müller Aufforderung zum Aufruhr durch Verbreitung einer Drudschrift unter dem straferschwerenden Umstand vor, daß diese Aufforderung von Erfolg begleitet gewesen sei. Der Preußische Landtag hat die Genehmigung zur Strafverfolgung Müllers erteilt. Für den Prozeß find mehrere Tage in Aussicht genommen.
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Wie die ,, Münchener Post" feststellt, hat der Goldat Hitler fich im Frühjahr 1919 zur Miehrheitssozialdemokratie bekannt.
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AN DEN GALGEN MIT DEN NOVEMBERBRECHERN
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,, Adolf, denkst du manchmal noch an Adolf?
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Die Abwehr des Faschismus.
Internationale Beratungen in Köln.
& öln, 29. Oftober.( Eigenbericht.)
Jm Kölner Rathaus tagte am 27. und 28. Oftober die gemeinjame Kommission des Internationalen Gewerkschaftsbundes und der Sozialistischen Arbeiter- Internationale. In den zweitägigen Beratungen wurden die wichtigsten Probleme der gegenwärtigen weltwirtschaftlichen Lage und die Arbeitslosigkeit erörtert. Man beschloß einstimmig ein& ampfprogramm, das die wichtigsten unmittelbaren Forderungen zur Linderung der Not der Arbeitslosigkeit enthält. Außerdem wurde ein Arbeits. programm für weitere Maßnahmen zur Befämpfung der Wirtschaftstrife aufgestellt. Zur Borbereitung der Beschlußfaffung über diese Fragen wurden Sommiffionen und Bericht. erstatter gewählt, die ihre Beratungen unverzüglich aufgenommen haben. Die Dolfommiffion wird Anfang Dezember nochmals zu jammentrefen
Im Anschluß an die Tagung der gemeinsamen Kommiffion der beiden Internationalen fand am 29. Oftober eine gemeinsame Beratung der Borstände, der beiden 3nternatio
Das Kultusminifterium greift ein.zzion Aus dem Kultusministerium wird uns zu den städtischen Beschlüssen über das Ephraim- Haus geschrieben:
Der Beschluß des Unterausschusses, den Stadtverordneten im zusammenhang mit dem Umbau der Mühlendamm- Staustufe den Abbruch des Palais Ephraim zu empfehlen, gibt Anlaß, erneut darauf hinzuweisen, daß nach den gesetzlichen Bestimmungen jede wesentliche Veränderung des im Eigentum der Stadt stehenden her vorragenden Baudenkmals der Genehmigung des Staates bedarf. Die Auffassung, daß das Baumert infolge einer früheren Teilumgestaltung oder Auswechslung einzelner Teile feinen Cha rafter als Denkmal im Sinne dieser Bestimmungen eingebügt habe, tann ernstlich nicht vertreten werden. Wie bereits früher mitgeteilt,
ift die Genehmigung zur Veränderung oder Rieber legung ausdrücklich vorbehalten und die Vorlage der Pläne gefordert worden. Es ist in Aussicht genommen, sie durch die Akademie des Baumejens eingehender Prüfung unterziehen zu laffen. Die Notwendigkeit des Abbruchs oder der Verschiebung und
Sebung des Baudenkmals, dieses künstlerisch bedeutendsten Bürger hauses Alt- Berlins, fann noch in feiner Weise als erwiefen gelten. Vielmehr ist zu erwarten, daß eine Lösung möglich ist, die unter unberührter Erhaltung des Baues allen berechtigten in höherem Maße, als die empfohlene. Zu der Kostenberechnung der Anforderungen genügt, hinsichtlich der Sparsamkeit vielleicht sogar Magistratsvorlage ist u. a. zu bemerken, daß der Abbruch des Ephraim- Hauses zwangsläufig auch noch die nicht berücksichtigte Freilegung des Chors der Nikolaikirche bedingt.
Für die Arbeitsbeschaffung ist bei dem limfang der gesamten Bauaufgabe die Frage der Behandlung des Baudenkmals ohne
Paris verordnet Schweigen. Preffeffurm gegen Muffolini abgeblafen.
Paris, 29. Oktober .( Eigenbericht.)
Am Mittwoch ist es nach dem wütenden Pressesturm, den die egrede Muffolinis hier ausgelöst hat, im Bariser Blättermalb pollfommen till geworden. Die französische Regierung scheint also ihre alte Politit des fyftematischen Totschwei gens auch jetzt gegenüber dem Duce fortfegen zu wollen. Db ba hinter irgendwelche fonfreie Absichten stehen, ist bisher nicht er. fichtlich geworden. Vielleicht mill fich Tardieu die große außenpoli tische Aussprache in der Kammer zum Beginn der Herbsttagung nicht noch durch eine Polemit über die Alpengrenze hinweg erschweren, vielleicht hegt auch Briand immer noch die Hoffnung, die Berhandlungen mit Italien befriedigend zum Abschluß zu bringen.
Nur die radikale ,, Republique". Daladiers wagt es am Mittwoch der offiziellen Parole zum Troß, zu erflären, daß die franzöfifche Außenpolitik unter der Rechtsmehrheit Tardieus jede Kraft und jede Richtung verloren habc., Zwar versuche Briand die alte
nalen statt. Deutschland war durch den Vorsitzenden der SPD ., den Reichstagsabgeordneten Otto Wels, vertreten. In der Sigung erörterte man die Vorstöße des Faschismus in Europa und bespräch insbesondere die Lage, in Polen, Desterreich. Deutschland und Finnland. Eine ausführliche Entschließung, die einstimmig beschlossen wurde, zeichnet die gegenwärtige politische Situation in diesen vom Faschismus augenblidlich am stärksten bedrohten Ländern und die Aktionsmöglichkeiten zur Abwehr der Gefahr.
An den polnischen Sozialisten& mapinsti, den Vorsitzenden des Freien Gemertschaftsbundes Bolens, und 3erbe, den Führer der deutschen Sozialdemokraten in Polen, die auf Grund lächerlicher Anflagen zu schmeren Freiheitsftrafen verurteilt worden find, wurden Sympathietelegramme abgesandf. Die Tagung nahm fchließlich noch den Bericht über die bisherigen Arbeifen der gemeinfamen Kommiffion der beiden Internationalen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit entgegen und hieß fie einstimmig guf. Ferner wurde einftimmig eine Proteffentschließung gegen die. Massenhinrichtung in Sowjetrußland angenommen.
Linie fortzusehen, aber er werde bei jedem Schritt von der Rechtsmehrheit der Regierung gehindert und gehemmt. So fomme es, daß Frankreich den gewaltigen Geschehnissen in der europäischen Politik hilflos gegenüberstehe und sich darauf beschränte, Zeit zu gewinnen und abzuwarten.
Kriegsnebel über Industriestädte.
Paris, 29. Oktober .( Eigenbericht.) Im nordfranzösischen Industriegebiet von Roubair- Tourcoing find große Luftschußübungen vorgenommen worden, die den 3med hatten, die fünftliche Vernebelung großer Gelände nach den neuesten Methoden auszuprobieren. Die Bersuche scheinen be friedigend ausgefallen zu sein Es gelang, im Laufe weniger Minuten dichten Nebel zu erzeugen, der ungefähr eine Stunde lang anhielt.
Polenblätter gegen Friede Berlin- Paris Anflage gegen den Berliner französischen Botschafter,
Warschau, 29. Oftober.
Der Berliner Vortrag des französischen radikal- sozialistischen
Abgeordneten Bierre Cot über die Voraussetzungen einer deutsch- französischen Berständigung und die Revision der Friedens verträge hat bei bei mehreren polnischen Blättern starkes Inbehagen hervorgerufen. Am weitesten geht in ihren Protestfranzösischen Botschafters Margerie aus Berlin verlangt, da er äußerungen die„ Polonia", die sogar die Abberufung des durch seine Anwesenheit beim Vortrage Cots die politische Bedeutung dieses Auftritts erhöht habe. Das Blatt erhebt sodann Einspruch dagegen, daß Cot von der französischen Regierung als Delegierter zu verschiedenen Völkerbundsverhandlungen entsandt werde. Insbesondere auffallend sei seine Betätigung im Elfer- Ausschuß gewesen, der die Angleichung der Bölkerbundsjagung an den KelloggBatt vorzubereiten hatte. Damals habe Cot Seite an Seite mit dem deutschen Delegierten v. Bülow" die Einführung der obligatorischen Schiedsgerichtsbarkeit nicht nur für rechtliche, sondern auch für politische und territoriale Streitigkeiten befürwortet
Kopfjäger föpfen 200.
Iofio, 29. Oktober. Ueber das von den Kopfjägern auf Formosa angerichtete Blutbad werden jetzt furchtbare Einzelheiten belannt. Die Zahl der Opfer übersteigt 200. In Musha drangen etwa 2000 Eingeborene in eine Schule ein, in der gerade ein Turnfest stattfand. Sie schnitten fämtlichen Anwesenden, 100 Japanern und 20 jungen Mädchen, die Freiübungen vorführten, die Köpfe ab. In dem Drie wurden außerdem 23 Frauen, 38 Kinder und 25 Männer, darunter 13 Polizisfen, getötet und mit abgeschnittenen Köpfen aufgefunden. In der benachbarten Polizeistation, die von den Kopfjägern überrumpelt wurde, find gleichfalls fämtliche Polizisten und ihre Angehörigen niedergemehzelf worden. Offiziell schäht man die Zahl der ermordeten Poliziffen auf 140.