Beilage
Freitag, 31. Oktober 1930
Der Abend
Shalausgabe des Vorwärts
Persönlichkeit und Umwelt Komödiant und Dutschist
Bemerkungen zur neuen Romanform
Mensch und Umwelt sind die beiden Pole der Gestaltung im Roman. Durch die Einbeziehung dieser Umwelt erweitert sich das Bild. Der Roman wird zu einem sozialen Faftor, gleichgültig, ob er die kulturellen, tünstlerischen, wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten anerkennt oder fritisch bewertet. Die gegenseitigen Wechselwirkungen von Persönlichkeit und Umwelt bilden ein wichtiges Moment im fünstlerischen Aufbau des Romans. Die den Menschen formenden Elemente des Lebens und der Kultur sind genau so individuell geprägt wie der Held selbst, aber sie gewinnen Bedeutung nur durch ihren Einfluß auf diese bestimmte Individualität. Das ist die Form des sozialen Entwicklungsromans, wie sie Goethe iscinem ,, Wilhelm Meister " schuf und wie sie in Abwandlungen bis heute besteht. Sie ist der Ausdruck eines starten Bersönlichkeitsglaubens. Das Individuum bildet den Brennpunkt, in dem sich die divergierenden Strahlen der Welt sammeln.
Das Nebeneinander.
Neben dieser Form besteht eine andere, in der das Weltbild eine völlig verschiedene Gestalt annimmt. Es ist die Form, die heute immer mehr an Bedeutung gewinnt, die Form des Nebeneinanders. Der einzelne ist nicht Zentrum, sondern nur Exponent seiner Zeit. Der Hauptakzent ruht darauf, einen Querschnitt durch eine bestimmte Zeit zu legen, oder doch wenigstens einen Ausschnitt dieser Zeit zu geben, sie so weit wie möglich universal zu umfassen und auszudeuten. Schematisch und fast bis zur letzten Konsequenz getrieben erscheint dieses Nebeneinander in einem Roman des achtzehnten Jahrhunderts in dem„ inkenden Teufel" des Franzosen Lesage. Ein Geist ermöglicht es dem Schriftsteller, in die abgedeckten Häuser hineinzusehen und zum Zeugen der intimen, menschlichen Vorgänge zu werden, eine Aneinanderreihung von Schicksalen, die den Stempel durch die Zeit erhalten haben. Hier besteht nur ein ganz loderer Zusammenhang mit einem Zentrum. Stärfer tritt die Bindung bei einem Balzac oder 301a hervor. In den Verlorenen Illusionen" etma verknüpft sich die Handlung immer wieder mit dem Helden Lucien, aber es tendiert nicht mehr alles auf ihn wie in den individualistischen Entwicklungsromanen. Nicht Lucien ist der Rotationspunkt, sondern das Paris ter Restauration mit seiner adligen und bürgerlichen Gesellschaft. Dieses Kollektiv Paris ist stärker als das Individuum. Die cinzelnen Gesellschaftskreise überschneiden sich und ermöglichen dadurch einen Einblick in die sozialen und wirtschaftlichen Erscheinungen. In dem individualistischen Entwidlungsroman spiegeln fich Zeit und Umwelt durch den Helden. Hier in dem Roman des Nebeneinanders gewinnen sie dagegen Eigenleben und entscheidende Bedeutung. Die Menschen illustrieren gewisse Zeiterscheinungen, besitzen darüber hinaus bei Balzac , Zola oder den Russen Tolstoi und Dostojewski jedoch ein sehr differenziertes Seelenleben. Nicht nur ihre äußerliche Haltung wird genau umschrieben, sondern auch Die
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Achilles Roßbach und sein Homer Arnolt Bronnen
Diese Leute sind sehr fir. Ich hatte gerade erst die Feder an-| der Pose in diese Rolle getrieben hat. Rolle! Die Führung seines gesetzt, um über ihr Buch*) zu schreiben, da knallte bereits eine| Freikorps ist für Roßbach im innersten Grunde die Rolle des Berichtigung ins Haus. Von Bronnens Rechtsanwalt, dem Herrn Heldendarstellers, noch der er von jung auf geschmachtet hat. In Revolutionsmerkwürdigkeiten Dr. Erich Kußmann.( Welch' freudiges Wiedersehen, Herr einer vergilbten Eammlung von Assessor a. D., Sie ehemals größter Staatsanwalt aller Zeiten!) verwahre ich ein Erinnerungsblatt des Freikorps Da wären denn drei verunglückte Retter Deutschlands beisammen: Roßba dh". Da prangt des Heldendarstellers Bild im Medaillon, der verunglückte Putschist Roßbach, der verunglückte als genauer Mittelpunkt, in selbstgefälliger Heldenpose, die BrutaliBronnen und der verunglückte Jurist Kußmann. 11m ihn tät der Züge hinter einem falschen Lächeln maskiert. mimmelt es von faciunt Collegium. Totenköpfen, gefreuzten Knochen, Bannern, Schwertern, Eichen und Adlern; fernige" Sprüche wie ,, ll ns kann der Deubel" umrahmen das Ganze, und den Abschluß bilden selbstgedichtete Verse... Wilhelm der Zwote in Westentaschenausgabe!
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Die Berichtigung der Firma Kußmann- Bronnen galt allerdings einem anderen Blatt. Aber die llebersendung eines Durchschlags an den ,, Vorwärts" war zweifellos aufzufassen als Warnungsschuß aus dem Lager Roßbach, so bedeutsamem Stoff und Autor gegen über jede Fürwizigkeit zu unterlassen. Was sind wir erschrocken! Denn wir lafen schwarz auf weiß, wie Herr Bronnen folgendes berichtigte:
2. Es ist unwahr, daß ich Führer eines Literaturroll fommandos bin.( hört! Hört! Die Red.)
4. Es ist unwahr, daß ich„ Ober Befehls Haber" schreibe, wahr ist vielmehr, daß ich Oberbefehlshaber schreibe.
Wenn einer auf Satire mit Berichtigung antwortet, so beweist das ein taubes Gehör für Humor. Dennoch müssen wir zitternden Federhalters feststellen, daß Roßbach- Bronnen uns gleich auf der ersten Seite zwar feinen ,, Ober Befehls Haber", wohl aber einen ,, Kampf Truppen Kommandeur" servieren. Und einen buchstabiert Bronnen ganz plebejischen Zigarrenfritzen als Bigarren Frizen", wodurch der Biedere gleichsam in eine Linie mit dem Alten Frizen rückt. Bronnens Sprache verkrampji sich oft noch stärker. So erzählt er einmal von einem Fressen Besizer"( wirklich!), ein andermal von Gemehren, aus denen ,, mangels Schmutz Mangels" nicht geschossen werden kann. Aehnliches gilt für die Gesinnung des Autors Bronnen. Mit ihrem schmäßenden Behagen an Roheit und Mißhandlungen fann diese Gesinnung ,, mangels Schmuz Mangels" nicht ohne llebelheit genossen werden.
Vom Homer zum Achill. Den wirklichen( nicht den in Verklärungs Bronnen eingetunkten) Leutnant Roßbach des Jahres 1914 hat mir ein Regimentsfamerad des Helden aus der Garnison Graudenz folgendermaßen geschildert: Jüngster Leutnant, feminines Wesen, flagt jedermann, daß ihn seine Familie verhindert habe, den Schauspielerberuf zu ergreifen, nur durch Zwang der Angehörigen Offizier, zeigt seine Komödiantenbegabung, indem er zu vorgerückter Stunde im Offizierskasino den komischen Rezitator macht. Sein Schneid als Offizier wirkt unecht: geschauspielert, nicht angeboren.
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Das Wesen des Buches sind 3ynismus, Roheit und Dumme dreistigkeit. Irgendwo berichtet uns Bronnen , wie der fünfzehnjährige Kadett Roßbach einem Pauter" frech fommt. Ohne ersichtlichen Grund, einzige Rechtfertigung der Lümmelhaftigkeit: ,, Mich fogte die zinile Art des Mannes an". Da liegt der Schlüssel zu diesem Charakter: Ein Uniformfetischist, den alles Zivile ,, anfogt". Als der„ Paufer" den Kadetten Roßbach zurechtweist, zitiert der Jüngling den Götz von Berlichingen . Aufs, Haar genau so, bat zehn Johre später der Oberleutnant Roßbach den Befehl der zivilen Reichsregierung, aus dem Baltikum zurückzutehren, beantwortet. Vom Kadetten zum Oberleutnant, vom Fünfzehnjährigen zum Fünfundzwanzigjährigen ist feine Spur einer geistigen Entwicklung erkennbar.
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fühlt
In der Glorifizierung dieses Schulbubencharakters Bronnen sich im Element. Daß dieser Mann auf jeder zehnten Seite täuscht und sich verstellt, daß er bei jeder Gelegenheit die Regierung wie die Arbeiter( bei Bronnen meist mob" genannt) hinters Licht führt, dos stört Bronnen nicht. Das sind erlaubte Kriegslisten. Sezzen die Gegner ihm das gleiche entgegen, so ist das natürlich hinterlist und Verrat. Es stört. Bronnen nicht, daß Roßbach fremdes Eigentum stiehlt( er sagt: requiriert"), daß Roßbach mehrlose Gefangene brutal mißhandeln und erschießen läßt. Im Gegenteil! Mit sadistischer Freude wird uns ausgemalt, wie man auf dem Rücken gefangengenommener Arbeiter die mittlerer Schlaginstrumente 3erbrechlichkeit ausprobiert", wie ein andermal der edle Held Roßbach einem Barlamentär 25 Hiebe auf das entblöste Gesäß verabfolgen läßt. ( Deutscher Edelfinu, reckenhafte Biederkeit.) Der Komödiant Roßtach ist nämlich einer von der blutlüfternen Sorte, die auf der Bühne des Weltgeschehens hemmungslos ihren Machtrausch austoben müssen, um innerlich befriedigt zu sein. Dieser Achill und dieser Homer sie sind einander wert. Der Verlag Rowohlt
ihre Gedanken und Gefühle find bis ins fleinste analysiert seinem verfehlten Jugendberuf, zur Theaterspielerei zurüdgefehrt. hat durch die Herausgabe frühere Kulturtaten reichlich gefühnt.
Träger der Handling haben noch nicht episodischen Charakter. Die Anlage dieser Romanform ist breiter als die des zentrali sierten Werkes, sie umfaßt einen größeren Weltausschnitt und betont mehr das Allgemeine, die soziale Voraussetzung für den einzelnen, seine Verbundenheit mit den anderen und die Abhängigkeit von der Zeit. Das Individuum ist nicht Mittelpunkt, es ist entwertet, auch wenn sein Privatleben auf breite Grundlage gestellt wird.
Von außen gesehen.
Vergleicht man nun mit Balzac und Zola einen großen Zeitroman der Gegenwart wie Lion Feuchtwangers ,, Erfolg", jp merden Unterschiede innerhalb der Form des Nebeneinanders deutlich, Wandlungen, die eine andere Art der Darstellung zur Folge haben. Feuchtwanger begnügt sich keineswegs mit der äußeren Geste seiner Menschen, mit dem bloßen Porträt einer Haltung oder Bewegung, die Seelisches ausdrückt, sondern er gestaltet auch, was diese Menschen in einem bestimmten Augenblick denken oder gefühlshaft erleben, er schildert sogar den Ablauf einer langen Gedanken Fette, aber er schildert, er beschreibt, er sieht von außen, er vermittelt dem Leser gewissermaßen eine Reportage über die internen Vorgänge, während im Zolaschen Werk die Menschen gestaltung von innen nach außen drängt. Es ist eher ein sa ch liches Referat. Das Privatleben überwuchert nicht, es hat in enger Beziehung zu den Geschehnissen zu stehen. Die Menschen werden überhaupt aus dieser Perspektive gesehen.
Der Zentralpunkt des Romans, um den sich Menschen und Dinge drehen, ist das Bayern der Reaktion aus den Jahren 1921 bis 1924, und auf dieses Zentrum nimmt auch die Menschengestaltung Bezug, denn die einzelnen Lebensläufe charakterisieren Bayern und werden von ihm beeinflußt oder jäh unterbrochen. Jedenfalls Die gewinnen sie ihre Bedeutung von diesem Zentrum aus. Gemeinschaft ist wichtiger als die einzelne Persönlichkeit. Stärker als bei Feuchtwanger tritt diese Einstellung bei dem Sein Roman Manhattan Transfer " ist der Roman der Stadt New York . Knüpft Feuchtwanger noch Handlungsfäden zwischen den einzelnen Menschen, so stehen diese bei John dos Passos isoliert voneinander da und gelten nur als Illustration für den Geist der Stadt und darüber hinaus für den Geist Ameritas. Dieses Moment war bereits bei einem Balzac oder Zola angedeutet, trat bei den Russen in die Erscheinung, erfährt jetzt aber erst seine stärkste Ausprägung. Das Bestreben bei Feuchtwanger und John dos Passos geht darauf hin, ein Land und eine Zeit fünstlerisch zu formen und nicht mehr allein eine bestimmte Gesellschaftsschicht oder einen bestimmten Menschen.
Die große Gefahr.
Die Gegenwart ist eine Epoche gesellschaftlicher Umbildung,
Am Ende seiner Abenteurerlaufbahn ist Roßbach wirklich zu An der Spize der Spielschar Roßbach", die er aus gleichgestimmten Jünglingen gebildet hat ,,, reiste er im Land herum und entsatzt das Publikum". Mag er! Davor aber liegen vier Jahre eines Banden- und Freischärlerchefs, eines Abenteurers und Landsknechts, den viel weniger echtes Soldatenblut als Freude an
sich in Reportage aufzulösen. Ein Vorgang übrigens, der auch bei der dramatischen Produktion der Gegenwart festzustellen ist.
Vielleicht interessieren individuelle Konflikte nicht mehr, wenn sie nicht mit der Gesamtsituation verknüpft werden und dadurch an allgemeiner Bedeutung gewinnen, aber mit einem Typisieren der Menschen, mit einer bloßen Andeutung, mit einem Entwurf ist es bei einer größeren Dichtung nicht getan.
Die Form des Nebeneinanders ermöglicht es dem Verfasser, einen Querschnitt durch die Zeit, durch den Aufbau einer Zivilisation zu geben und die Fäden aufzuzeigen, die das Individuum mit der Gesamtheit verbinden. Es kommt darauf an, die Beeinflussungen und Wechselwirkungen herauszuarbeiten, und die künstlerische Wirkung wird um so größer sein, je plastischer die einzelnen Menschen hervortreten, je lebensvoller sie sind und je stärker neben den typischen Merkmalen der Klasse das persönliche Moment
wirft.
Der moderne Romancier, der den Aufriß einer Zeit geben will, muß heute über ein großes Wissen auch um wirtschaftliche und politische Tatsachen verfügen. Er darf aber nicht übersehen, daß sich alle diese Dinge zwischen Menschen abspielen. Jeder Gemeinschaftsgedanke wird schließlich von Menschen, von Individualitäten getragen. Das Kollektiv ist nicht der Generalnenner, auf den die ganze Persönlichkeit aufgeht, es bleibt ein ungelöster Rest übrig. Dieser ungelöste Rest jedoch, der in das konstruktive, gedankliche Gerüst nicht hineingeht, gibt gerade der Welt im Roman die Farbe. Eine Reportage vermittelt ein Bild von der Oberfläche, von dem Aussehen einer Zeit. Der Roman sucht dagegen die inneren Beziehungen, er beschreibt nicht nur, er deutet aus, er verleiht den Erscheinungen einen Sinn. Deshalb kann nie der Roman zu einer Reportage werden, wozu allerdings die Form des Nebeneinanders verführt.
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Felix Scherret.
Musik unseres Alltags?
Von der üblichen Kriegsreportage unterscheidet sich dieses Buch darin, daß die ansonsten eingestreben Liebesabenteuer mit dem anderen Geschlecht fehlen. Dieses Gebiet liegt Roßbach anscheinend nicht. Er ist ein Achill ohne Briseis... Zum Ersatz erfahren wir mehrfach von totaler Besoffenheit.
Die von Thomas Mann beklagte Verrohung unseres Zeitalters erhält durch dieses Buch beachtliche neue Impulse. Mangels Erich Kuttner . Schmutz Mangels...
die die Nachfrage vollkommen befriedigt; wir brauchen nicht mehr aus Amerika zu importieren. Auch bei bioß oberflächlicher Betrachtung der Terte und der Musik lassen sich unsere Schlager in zwei große Gruppen einteilen. leber der einen Gruppe fönnte als Ueberschrift stehen: Viktoria und ihr Husar! und über der anderen: Süße kleine Frau! Militarismus und Erotik, Marsch und Tangotakte.
Kulturpolitisch ganz besonders interessant sind die Schlager von den Leutnants und Trompetern, die alle einmal sehr glücklich maren und ,, goldverschnürt sogar" durch die Straßen ritten. Hier wird überwunden geglaubter Militarismus noch einmal lebendig, es ist eine gefährliche Reaktion auf das heutige wirtschaftliche Elend, das Damals", als wir jung und glücklich waren, ist die Kulisse, die mit opernhaften Farben bemalt in unseren Alltag geschoben wird. Die Sehnsucht wird rückwärts geleitet, das .goldene Zeitalter" der Spitzenhelme und Sporenstiefeln verherrlicht. Und gerade in einer frisenhaften Zeit wie der unseren findet die romantische Weise vom„ treuen Husaren" ihre Resonanz. Hier ist es nicht schwer, die Verbindung zu tagespolitischen Strömungen zu finden, all diese Schlager machen indirekt Reklame dafür, sie sind überhaupt nur aus einer allgemeinen Unzufriedenheit heraus zu verstehen. Psychologisch iſt ihr reaktionärer Gehalt natürlich verständlich; es ist immer leichter, vergangene Zustände zu verherrlichen als neue und bessere zu
schaffen. Der Erfolg dieser Schlager beweist nur, mie ratios man der gegenwärtigen Lage gegenübersteht. Man muß sich aber vollkommen im Klaren sein darüber, daß diese Schlager Stimmung machen für eine bestimmte politische Richtung, fie
sehen harmlos und nett aus, aber bei bewußter politischer Regie
fönnen sie zur selben fulturreaktionären Waffe werden wie die Filme des Herrn Hugenberg( aus denen wir ja immerhin schon eine große Anzahl Schlager beziehen).
eine Epodye des Verfalls abgesonderter Kreise und der Strife bes Randglossen zum Kapitel ,, Schlager" und auch die besten Schlager dieser Sorte fommen faum ohne
Bürgertums. Charakteristisch ist teine besondere Gesellschaftsschicht, sondern der Uebergang, die Auflösung einzelner Formen, die Bildung neuer gesellschaftlicher Elemente. So muß heute ein Beitroman auf eine breitere Basis gestellt werden, als sie Balzac oder Zola für ihre Schöpfungen gebrauchten. Und hierin liegt eine Gefahr.
Feuchtwanger ist Gestalter genug, um innerhalb des gespannten Rahmens Menschen darzustellen, die mehr sind als eine äußere Haltung oder eine typische Geste Das Abtafter der Oberfläche bedeutet dagegen andern alles. Feststellung von Tatsachen, ihre Uneinanderreihung und ihr Zusammenhang durch lodere, personelle Bisburg ergeben aber noch teinen Roman. Diefe Runitiorm droht
Es ließe sich ein interessanter Artikel über die Entwicklung des Schlagers schreiben; pie mit dem Zersegungsprozeß der Nachkriegswirtschaft sich gleichzeitig feste musikalische Formen auflöften, wie man in den primitiven Rhythmen der Neger- Songs den Ausdruck für das Lebensgefühl Bieler fand und wie sich dann der veränderten Lebenshaltung die Instrumente des Orchesters anpaßten. Wie der Schlager immer in engster Beziehung zu den Zeitströmungen stand und im Deutschland der Inflation fest mit der Steigungskurve des Dollars verbunden war. Hier soll aber nur ein Wort über den Schlager von 1930 gejagt werden.
Wir haben jetzt in Deutschland eine eigene Schlagerindustrie,
Der erotische Schlager ist wesentlich mehr vom Mufitalischen her zu betrachten, sein Erfolg hängt davon ab, ob man danach tanzen fann, er muß ganz ,, süße fleine Frau" sein, Schmalz und Sentimentalität aus. Es ist vielleicht so, daß, je nüchterner die Liebesbeziehungen in Wirklichkeit werden, ihr mufitalischer Ausdruck sich im Verhältnis dazu steigert, gewissermaßen als Gegengewicht der Sachlichkeit.
Der Schlager ist eigentlich heute an einem augenblicklichen Endpunkt seiner Entwicklung angelangt, er hat eine Form gefunden. Kleine Eintagsmufit ein bißchen Liebe, ein bißchen Sehnsucht, ein bißchen Traurigkeit. Alles, was verliebte Herzen Vielleicht schlagen, tann man sich so schön beim Tango sagen. wird auch das Süßliche und die falsche Romantit noch überwunden und dann müßten wir über den Saison ,, schlager" doch schließlich S." Pepper. zur Mujit unseres Alltags tommen.