sein, daß eine solche Entwicklung zugleich die Gefahr ihres Sturzes durch die Mehrheit der bürgerlichen Parteien bedeuten fönne.
Die Mehrheit der bürgerlichen Parteien" bedeutet eine Koalition von Scharfmachern und Hakenkreuzlern, von Dingelden und Hugenberg, von Fememördern und Christen furz, eine nette Mischung. Kommandeur dieses Bataillons der Sturmgesellen gegen Stresemann - Politik und Curtius will die Volkspartei sein, die eben erst mit Inapper Not der völligen Bernichtung ent gangen ist. Seltsame Gelüste, in der Tat!
Am nächsten Sonntag finden in Oesterreich die Neuwahlen zum Parlament statt. Unser Bild zeigt einen Ausschnitt aus der großzügigen Wahlpropaganda der Sozialdemokraten. Rechts: Der ftädtische Finanzreferent Genosse Breitner, gegen den die„ Antimarxisten eine wüste persönliche Hetze treiben.
Carl Giebel
Soeben erhalten wir die Nachricht, daß der frühere Vorsitzende des Zentralverbandes der Angestellten und lang= jährige Reichstagsabgeordnete Cart Giebel am 2. November nach längerem qualvollem Leiden verstorben ist. Carl Giebel war seit dem 9. September 1902 Vorsitzender des Verbandes der Berwaltungsbeamten der Krankenkassen und Berufsgenossenschaften, dann Vorsitzender des Verbandes der Büro angestellten und nach der Verschmelzung dieses Verbandes mit dem Zentralverband der Handlungsgehilfen gemeinsam mit Otto Urban Borsigender des Zentralverbandes der Angestellten.
Seit dem Jahre 1912 mar Genosse Carl Giebel Mitglied Ses Reichstages für den Wahlkreis Frantfurt- Kottbus- Spremberg. Er vertrat diesen Kreis auch in der Nationalversammlung , und dem späteren Reichstag gehörte er bis zum Frühjahr 1928 an. Im März 1924 bekam Genosse Giebel einen Schlaganfall, an dessen Folgen er dauernd litt, was ihn auch schließlich zur Auf gabe seiner gewerkschaftlichen und politischen Tätigkeit zwang. Im Juli 1927 trat er deshalb in den dauernden Ruhestand.
Carl Giebel gehörte zur alten Garde. Schon als ganz junger Mensch überzeugte er sich von der Notwendigkeit der Zusammen fassung der Angestelltenschaft. Der Ueberzeugung folgte die Tat In den Kreisen der Berwaltungsbeamten der Kranten
ANTIMARXISMUS BEDEUTET:
ADBEITSIOSIGKEIT OHNE UNTERSTÜTZUNG
Ulenerwehri Euch Wählt sozialdemokratisc
+701408
Fischdampfer gerammt
Sechs Mann mit dem sinkenden Schiff ertrunken
Am Sonntag früh gegen 5 Uhr wurde der Fisch dampfer ,, Langeoog " aus Wesermünde zwischen dent Weser- und dem Elbfeuerschiff von einem Dampfer, dem Vernehmen nach handelt es sich um ein holländisches Schiff, gerammt. Der Fisch dampfer sant sehr schnell. Sechs Mann der Besakung, die sich im rückwärtigen Teil des Dampfers befanden, ertranten.
Ein weiteres Telegramm aus Wesermünde meldet: Am Sonntagmorgen gegen 5 1hr wurde der von einer Fangreise von Island zurückkehrende Fischdampjer Langeoog der Reederei Dito
wieder habe Coloffer sich gegen die selbst herrliche Ge. häftsführung des Abg. Drewig wenden müssen.
tassen begann sein erstes gewertschaftliches Wirken. Im Jahre 1902 murde er zum ehrenamtlichen Borfizenden des am 14. Januar 1894 gegründeten Berbandes der Verwaltungsbeamten und Berufsgenoffenschaftsangestellten gewählt. In dieser Tätigkeit ist es gerade dem außerordentlichen Geschick und der intensiven Arbeit Carl Giebels zu verdanken, wenn diese Organisation nach und nach freiden jegigen Auseinandersetzungen mitspielen, sagte Colosser, er gemertschaftlich und es dadurch möglich wurde, im Jahre 1908 mit dem Verbande der Büroangestellten zu verschmelzen.
Das war ein großes Verdienst des Genossen Giebel, wie er nicht nur dieses eine hat. Giebel ist nicht nur im Berband der Büroangestellten tätig gewesen, Giebel war auch einer von denen, die 1919 erkannt haben, daß es unbedingt erforderlich sei, eine Ber einheitlichung aler Angestelltenverbände herbeizu führen. Wenn er sich gegen diese Bereinheitlichung gewendet hätte, dann wäre der Zentralverband der Angestellten in seiner jezigen Form nicht entstanden. Seiner geschickten Mitarbeit ist es zu ver danken, daß die Vereinheitlichung der Angestelltenbewegung zum Wohl der Handlungsgehilfen und Büroangestellten reibungslos herbeigeführt worden ist. Mit Otto Urbahn übernahm er dann den Borfiz des Zentralverbandes der Angestellten.
Carl Giebel mar bis zum Frühjahr 1928 trog seines leidenden Zustandes noch im Reichstag tätig. Ein Jahr vorher hatte er seine Funktion im Zentralverband der Angestellten auf Anraten seiner Freunde niedergelegt. Er sollte sich schonen, um seine Kräfte weiterhin der Sache zu erhalten. Nur ungern schied Genosse Giebel aus der Gewerkschaftsarbeit. Er selbst sagte aber beim Abschied: was nicht möglich ist, damit muß man sich abfinden. Er versuchte, sich in das Unvermeidliche zu fügen, die Hoffnung, bald wieder mit arbeiten zu können, gab ihm den Mut zum Verzichten.
Seine Wünsche erfüllten sich nicht. Allzu sehr war seine Kraft zerstört. Die großen Anstrengungen der Kriegs- und Nachkriegs jahre, die gerade an den politisch und gewerkschaftlich Tätigen un erhörte Anforderungen stellten, segten auch seinem Wirten ein frühes Ziel.
Sowohl in der Gewerkschaft als auch in der Partei hat sich der Genosse Giebel durch seine aufopferungsvolle Tätigkeit viele Freunde geschaffen.
Am Sonntag abend ist Landtagsabgeordneter Wilhelm Schluchtmann in Homburg v. d. Höhe, wo er Erholung von seinem Herzleiben suchte, einem Schlaganfall erlegen. Schluchtmann, der im 54. Lebensjahr stand, gehörte der Sozialdemotratischen Partei an. Er war im 23. Wahlkreis Düsseldorf- West ge mählt. Ursprünglich Bergarbeiter, war Genoffe Schluchtmann seit 1907 als Parteisekretär für Duisburg tätig gewefen. Seit April 1921 war er andrat des Kreises Dinslaken .
Der Krach in der Wirtschaftspartei.
Zenfor Drewith als Gewaltherrscher.
Auf die Frage, ob nicht auch politische Gegensäge bei gebe zu, in seiner Fraktion der stärkste Anhänger der Regierung Brüning gewesen zu sein, und er habe sich mit anderen auch fürzlich in Widerspruch zu seiner Fraktion befunden, als Justizminister Bredt aus dem Kabinett Brüning zurückgezogen werden sollte. Auch hinsichtlich des Kampfes gegen die Nationalsozialisten gingen zwischen ihm und einem Teil feiner Freunde die Meinungen auseinander.
Die letzte Entscheidung in dem Streit Colosser- Drewizz habe der Parteiausschuß der Wirtschaftspartei. Er habe in diesem Kampfe, vorangehen wollen. Sein Ziel sei, das selbstherrliche Regime des Abg. Drewiß zu beenden.
Britische Gemeindewahlen.
Der Bürgeranfturm erobert Arbeitermandate.
London , 3. November. ( Eigenbericht.)
In rund 300 Städten und Gemeinden Englands sind am Sonnabend die Gemeinderäte neu gewählt worden. Zum erstenmal erlitt die Arbeiterpartei in ihrem bisherigen fommunalen Sieges zug einen Rückschlag. Von 1925 bis 1929 hatte sie nahezu 700 Sige gewonnen. Diesmal verlor sie 92 Size, denen 27 neugewonnene Mandate gegenüberstehen. Die Konservativen gewinnen 79 und verlieren 10, die Liberalen gewinnen neun und verlieren 17, die Splitterparteien gewinnen 24 und verlieren 20 Sife.
Besonders schmerzlich sind die Verluste der Arbeiterpartei in den großen Industrie städten des Nordens, wie Sheffield , Cardiff , Birmingham , Liverpool und Leeds . Das Ergebnis ist überraschend aber verständ lich. In den meisten Städten hatten sich sämtliche bürgerlichen Parteien vereinigt, um den sozialistischen Gegner aus dem Felde zu schlagen. Seit dem Eindringen der Arbeiterpartei in die kommunalen Parlamente wird ein Biertel des gesamten Steueraufkommens von den Gemeinden erhoben. Dazu kommt, daß der Steuermehrertrag in den Gemeinden auf die Befigenden abgewälzt und für soziale 3mede und Arbeitslosenfürsorge verwandt worden ist. In den Händen der Gemeinden liegt außerdem die Anordnung und Durchführung von Notstands arbeiten. 135 Millionen Pfund hat hierfür die Regierung den kommunalen Behörden zur Verfügung gestellt, von denen 50 Millionen Pfund bis zum Ablauf dieses Jahres abgehoben sein sollen. Diese Notstandsarbeiten bedeuten aber eine schwere Konkurrenz für die freien Unternehmer und für die Industrie, denen dadurch viele Aufträge entzogen und die Möglichkeit genommen wird, die Löhne herabzusetzen, da die Notstandsarbeiten nach den besten Tarifen entlohnt werden.
Die Labour Party hat in einer Reihe pon Gemeinden ihre Die Arbeiter werden daraus bisherigen Mehrheiten eingebüßt. lernen und mit doppeltem Eifer die Scharte auswegen.
Ein Mitarbeiter des Soz. Pressedienst hatte am Sonntag mit dem, von seinem Amt zurüdgetretenen zweiten Borfigenden der Wirtschaftspartei, dem Reichstagsabgeordneten Colosser, eine Unterhaltung. Colosser erklärte u. a., die Behauptung des Herrn Drewiß, r, Coloffer, habe eine andere Auffaffung vom Berufs. Ras Tafari Makonnen, der Machthaber Abessiniens, hat sich vom beamtentum, fei nur eine irreführende Auslegung Erzbischof zum Kaiser krönen lassen und nennt sich fortan der seit Jahren bestehenden Gegensätze. Immer Eelatifi.
"
Beucker- Wesermünde in der Nordsee von einem Dampfer gerammt und zum Sinfen gebracht, und zwar, wie jest feststeht, von dem auf der Ausreise befindlichen Dampfer Wahehe" der Moer. mann Linie. Die Reederei erhielt folgendes Telegramm: Der Dampfer Wahehe" der Woermann- Linie hat, ausgehend nicht Süd afrika , auf 53 Grad 59 Minuten Nord und 7 Grad 28 Minuten West den Dampfer ,, Langeoog " am Sonntag früh 5 Uhr überrannt. Gerettet sind sechs Personen, die in Rotterdam gelandet find. Wie wir weiter erfahren, befinden sich unter den Ertrunkenen der Kapitän, der erste und der zweite Maschinist, der zweite Steuermann, der Koch und ein Matroje. Der untergegangene Fischdampfer war im Jahre 1919 erbaut worden.
Verbrecherpanoptikum.
Ausstellung von politischen Zuchhausgestalten.
Am Dienstag spricht in einer fommunistischen Versammlung der Kommunistenhäuptling Heinz Neumann . Gemeinsam mit ihm wird der Kommunist Margies auftreten, ein frimineller Zuchthäusler, den die KPD. zum Märtyrer gemacht hat.
Am Mittwoch spricht bei den Nationalsozialisten Goebbels , mit ihm zusammen der Fememörder Heines. Die politische Versammlung wird hier wie dort zum Panoptikum.
Wieder Einbruch im Konfum. Lleberfallkommando macht die Einbrecher dingfest.
"
In die Geschäftsstelle der Konsum Genossen schaft in der Wilhelmstr. 97 in Lichtenberg waren in der vergangenen Nacht Geldschranteinbrecher eingedrungen, Sie hatten am Hofe die Fenstergitter durchsägt und wollten gerade den Kassenschrank in Angriff nehmen, als Hausbewohner auf fie aufmerksam wurden und das leberfallkommando alarmierten. Die Beamten umstellten das Grundstück und konnten beide Einbrecher festnehmen. Sie verweigerten zunächst jede Auskunft, wurden aber auf dem Polizeipräsidium als Bekannte" festgestellt. Der eine, ein 27 Jahre alter Hans Waldow, war früher beteiligt an dem großen Einbruch, der zu Pfingsten 1929 in die Kassenräume der Stern Dampfergesellschaft in Potsdam perübt wurde. Für die ihm zudiktierte Strafe hatte W. Aufschub erhalten. Sein Komplize ist ein Otto Rallies, der wegen schwerer Billeneinbrüche, bei denen hauptsächlich Teppiche gestohlen wurden, schon mit Zuchthaus bestraft und erst vor einem Jahre wieder entlassen worden ist. Waldow und Kallies hatten sich jetzt zum Geldschrankeinbruch zusammengetan.
Feuerkampf in Ging- Sing.
Polizei tämpft mit MG.s- Drei Gefangene getötet.
In der Nacht zum Sonntag gab es im Staatsgefängnis Sing- Sing einen aufregenden Zwischenfall. Fünf Strajgefangene, bekannte Schwerverbrecher, unternahmen einen plöhlichen Ausbruchsversuch, wurden aber von der alarmierten Polizei zurüdgeschlagen, wobei drei Verbrecher ge. tötet wurden.
Zunächst überwältigten die Gefangenen überraschend die fünf wärter des Nachtdienstes, die sie zum Teil niederschlugen und feffelten. Die Außenwache des Gefängnisses aber wurde durch den furzen Kampflärm aufmerksam und alarmierte nun die nahegelegene Polizeistation. Die Polizisten umstellten das Gefängnisgebäude und zwangen die Berbrecher, die sich zur Gegenwehr bereitgemacht hatten, zu einem Kampf. Die Ausbrecher bedienten sich der Waffen der Gefängnisbeamten, während die Polizei mit Gewehren, Maschinengewehren und Tränengasbomben vorging. Es kam zu einem schafen Feuergefecht. Die Verbrecher aber mußten sich, nachdem die Beamten Trännengasbomben anwandten, ergeben.