7?r. 519* 47. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Miiiwach, 5 November 1930
Weißenbergs Pferdekuren. Oer„liebe Meister" erhält sechs Monate Gefängnis.
Dos Schöffengericht Verlin- Illitte verurteilte den 7 Rührigen Zlngeklagien Weißenberg unter Areifprechung im übrigen wegen fahrlässiger Körperverlehuag zu sechs Monaten Gefängnis. Zum Zoll W e r n i ck e, in dem aus Freispruch erkannt wurde, bemerkte Landgerichlsdireklor Arndt, daß der Tod des Drogisten auf lluterlasiung der Insulinbehandlung zurückzuführen tei. Ein Verschulden wäre dem Angeklagten nur nachzuweisen, wenn ihn hierfür die Verantwortung träfe, wenngleich auch viele Indizien gegen den Angeklagten sprächen, habe das Gericht doch Bedenken, aus das Zeugnis des lZjöhrigen Kindes Wernickes, das in seinen Aussagen, ob es zur Zeit der Krankheit des Vaters einen Brief mit Verordnungen von wcißenberg geholt hatte, geschwankt hatte, eine Verurteilung zu frühen. -» Für einen modernen Menschen war es schier unbegreiflich, wie kraststrotzende Männer und gesund ausschauende Burschen und Mädel den Propheten Weitzenberg aus den Korridoren des Gerichts in jeder Pause in Verzückung immer wieder zuriefen: Gott zum Gruß. lieber Meister! Der Staatsanwalt hatte vielleicht recht, als er sagte, daß im Gerichtssaal sich ein trübes Sittenbild abrollte. All die Leumundszeugen des„Meisters", die vorberdejilierten, waren unerschütterlich davon überzeugt, daß kein anderer als Weißenberg lie von ihrem Gebrechen geheilt hatte, ebenso wie die Kranken eines Z e i l e i s, oder wie die in K o n n e r s r e u t h oder in L o u r d e s. Die an Weißenbergschen Kuren zugrunde Gegangenen können natürlich kein Zeugnis ablegen. Unbegreiflich und unsinnig er- scheinen die Erzählungen von den Wunderkuren. Da war z. B. ein ZZjähriger Fleischer aus Wittenberg . Er war verschiedene Male wegen eines Granatsplitters, der sich im linken Oberschenkel festgesetzt hatte, operiert worden, kam zu Weißenberg, erhielt den Rot, Weiß-Käse-IImschläge zu machen und zu beten. Und siehe da. der einen Zentimeter lang« Granatsplitter kam zum Vorschein. Im Kriegslazarett schrieb ein Schwerverwundeter, dem das Bein amputiert werden sollt«, einen Brief an Weißenberg. In dem Augenblick, als der Brief abgeschickt war, wußte der Meister worum es sich handele und schon setzte die göttliche Fern- Wirkung ein. Am nächsten Morgen schüttelten die Aerzte die Köpfe vor lauter Verwunderung über die seltsame Besserung im Zustande des Patienten.„Weshalb haben Sie Ihren tranken Kameraden nicht den Rat gegeben, gleichfalls an Weißenberg zu schreiben", fragt der Borsitzeirde.„Ihnen fehlte der Glaube, versucht habe ich es schon, ihnen zu helfen." Neben dieser geschlossenen Phalanx von Leumundszeugen für Weißenberg zeugte für ihn auch die andere Reihe von Zeugen, die unmittelbar mit der Anklage wegen fahrlässiger Tötung und fahr- lässiger Körperverletzung zu tun hatten.. Nur. eine schlichte Portier- irau machte-eine Ausnahme. Als sie sahi'ivesisi urcheiwöll« Wrtpng Weißenberg auf hie Ehefrau des- zü Tode- kurierten...zuckerkranken Wernicke ausübt«, wie diese Frau in der Ekstase sich aus dem Fenster stürzte, sich ihren Arm abzusägen versuchte, und mehrmals ins Irrenhaus gebracht werden mußte, da wandte sie sich vom Meister ab. Sic blieb auch wahrheitsgemäß bei ihrer Bekundung: Frau Wernicke habe ihr am Todestage ihres Mannes gesagt, daß sie durch ihren Sohn Ulrich an Weißenberg einen Brief mit der Bitte um chilfe geschickt habe. Der dreizehnjährige Ulrich nahm aber vor Gericht seine den Meister belastende Aussage zurück. Bei der polizeilichen Vernehmung hatte er gesagt, daß die Mutter wegen des Karbunkels beim Vater einen Brief durch ihn an den Meister habe übermitteln lassen, und daß er
auch ein Antwortschreiben gebracht habe. Dieses Schreiben hakie er am nächsten Tage im Spind gefunden und gelesen. Der Meister gab darin den Rat, zwischen den weißen Käse und den Karbunkel einen Talglappen zu legen. Die Mutter habe diesen Rat auch befolgt. Jetzt meinte er, es habe sich um ein Karbunkel der Mutter gehandelt. Weihenbergs Unterschrift wollte er nicht gesehen haben: dabei blieb er trotz Vorhalle des Vorsitzenden. Die Mutter Wernicke aber bestritt überhaupt ein Antwortschreiben erhallen zu haben und sagte, daß sie in jenem Briefe den„lieben Meister" um chilsc wegen ihres schlimmen Fingers und des schlechten Geschäftsganges gebeten habe. Den Karbunkel habe sie erst nach dem Tode ihres Mannes bekommen. Den weißen Käse habe sie aus eigenem Ent- schluß auf den Karbunkel gelegt.„Hat es geholfen?" fragt der Vor- sitzende. Die Antwort lautete:„Ich hatte den Glauben an den lieben Meister, und das ist besser als alle Medizin." Ebensowenig wie im Falle Wernicke hatte aber der„liebe Meister" im Falle hensicke geHolsen. Tie kleine Hildegard war trotz des gesalzenen weißen Käses erblindet. „Ja, weil mein Mann nicht gläubig genug war," meinte die oer- blendete Mutter vor Gericht. Sie und auch ihr Mann versuchten die Sache so darzustellen, als hätte der Arzt bereits bei seinen, ersten Besuch die Blindheit des Kindes festgestellt. Dieser aber bestätigte vor Gericht, daß er bei seinem zweiten Besuch, gerade weil er von dem Eingreisen Weißenbergs erfahren hatte, die Mutter ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht hatte, daß das Kind erblinden würde, wenn sie es nicht ins Krankenhaus bringe. Auch der Augenärztin, die das Kind bereits nach der Erblindung in der Charit« behandelle, erzählte Frau H., daß die Kleine noch im August sehen konnte. Durch die feuchten Käseumschläge hatte sich die Hornhaut vollkommen vernarbt und die Sehkraft war dadurch für immer verloren. wäre sofort eingegriffen worden, so wäre dem Kind das Augenlicht bestimmt erhallen geblieben. Angesichts dieses Ergebnisses der Beweisaufnahme hatte der Staatsanwalt allen Grund, die Anklage der fahr- lässigen Tötung und fahrlässigen Körperver- legung aufrechtzuerhalten.
Oberpräsideni greift nicht ein! Bleiben uns die neuen Steuern erspart? Im Hauptausschuß des Preußischen Landtags ist bei der Bc- rotung der Durchführungsbestimmungen zu den Notverordnungen ein für die Berliner Finanzen außerordentlich wichtiger ve- schluß gesaht worden. Danach soll zukünslig die A u s s i ch t s- belförde in die Zlnanzwirtschoft- einer Gemeinde nur cingreisen. wänh'vökhcr" Ub'Wemeind? selbsti dklk' ln'' FrAge.' stehenden Sievern bis zu Äner bestimmten Höchstgrenze ekhobest hak. Von der Grund- Vermögenssteuer sollen mehr als 250 Proz., von der Gewerbesteuer mehr als K00 Proz. und von der Lohnsummensleuer mehr als 1S00 V�vZ- erhoben werden. Die entsprechenden Sleuersätzc betragen zurzeit in Berlin : bei der Grundvermögenssleuer 275 proz., bei der Gewerbesteuer 5ll) Proz. und bei der Lohn- summensteuer 1250 V�vZ. Berlins Steuern find also stark unter den sestgesehlen Höchstsähen, wenn dos Sladlparlamenl nun die vom Magistrat vorgeschlagenen neuen Sleuerquellen ablehnt, so wird der Oberpräsident nicht eingreisen, sondern die V c r a n l- wortung für die Abdeckung des von Tag zu Tag anwachsenden Defizits bei Sladlparlamenl und Magistrat belassen. Ob die Stadtverordneten bereits in der nächsten Sitzung am
kommenden Donnerstag über die Magistratsvorlage beschließen werden, ist ungewiß. Zwar steht die Vorlage auf der Tages- ordnung, aber es ist zweifelhaft, ob man noch zu der Beratung kommen wird. Die Entscheidung wird hier erst in der nächsten Woche im Hausholtsaussthuß fallen. Die Neuwahl des Bezirksausschusses. Aus formellen Gründen mutz in Berlin der Bezirks- ausfchuß noch einmal gewählt werden. Die fozialdemo- kratische Stadtverordnetenfraktion schlägt folgende Genossen für die Wahl vor: Für die Abteilung l Dr. Franz Neu- ma n n, Stellvertreter Paul L i t f i n und Bruno T h e e k. Für die Abteilung II August Neumann, als Stellvertreter Fritz Matern und Willi F l o e r k e.
Schlesien in Not. Neue Schreckensmelvungen.- Größter Alarm! Neu falz a. t». C., 4. November. Die Hochwassergefahr ist seit heute erschreckend gewachsen. Der Wasserstand betrug vormittags zehn Uhr 8.21 Meter. Die Dämme bei Kusser und Modrih sind teilweise eingesunken. Tie Lderbrücke ist am Sonntag mit schweren Steinen beschwert worden, dautit sie nicht weggerissen wird. Das Wasser reicht bis an die Brücke heran. Aus Aufhalt wurde heute früh größter Alarm gemeldet. Oderhochwaffer in der Mark Finowschleusen in Hohensaaten geschlossen. Das Wasserbauamt Eberswalde teilt mit, daß der Betrieb an den Finow-Schleufen in Hohenfaaten wegen des Hoch- wafsers der Oder bis auf welleres eingestellt werden mußte. Die Ortsschleusen werden in Betrieb gehalten. Aus Freienwolde an der Oder wird gemeldet, daß das Hochwasser der Oder einen Stand erreicht hat, wie er s e i t I a h r e n nicht zu verzeichnen war. Die großen W i e s e n f l ä ch e n von Güstebiese bis Alt-Küstrinchen sind vollkommen überschwemmt. Selbst die Verbindungswege und auch teilweise die Chausseen sind nicht mehr passierbar. So blieben schon einzelne Automobile stecken. Auch der Fähr- verkehr mit dem Bruch ist allenthalben unterbrochen. Der Fuhr- wcrksverkehr von Z e l l i n bis abwärts nach Alt-Rüdenitz kann nur über die Eifenbahnbrücke am Bahnhof Zäckerick erfolgen. In Frankfurt a. d. Oder sind berells einig« an der Oder liegend« Straßen vom Hochwasier überflutet worden. Der Fuß- gängeroerkehr wird durch Blöcken und L a u f st e g e aufrecht- erhallen. Durch den ungünstigen Stand des Windes, der das Hochwasser mit. ungewöhnlicher fflewall. gegen den Deich getrieben hat, sind an einigest Stellen Meiste Abspülungen erfolgt;, diese Stellen 'sind aber durch Faschinen, Sandsäckc und sonstige Befestigung?- arbeiten gesichert worden. Wie- der Magistrat mitteilt, ist zu irgenh- welchen Besorgnissen kein Anlaß vorhanden. Vom Reichsoerkehrsministerium wird mitgeteilt: Das zur Zeit die Oder herabströmende Hochwasser wird unterhalb von Frankfurt a. d. Oder das große Hochwasser von 1903 noch überschreiten. Oberhalb Frankfurts ist es unter diesem Hochwasser geblieben dank der Tatsache, daß der meist besonders gefährlich« Hochwassernebenfluß, die Glatzer Neiße , verhältnismäßig wenig Wasser geführt hat. Die anderen Nabenflüsse dagegen, it)s- besondere.Katzbach, B o b e r, L a u s i tz e r Neiße und Bartsch, sind diesmal besonders stark angeschwollen und haben zum Teil erheblich« Zerstörungen verursacht.
„Dann wäre die Sache ja abgemacht!" sagte Eisermann. „Es gibt aber manche Ohrfeige, ehe er die hohe Kunst konn!" „Das wird dem Bengel nicht schaden! Ohrfeigen frischen das Gemüt auf und beleben den Sinn!" antwortete Ludwigs Vater und langte die Flasche heraus.„Prosit, Meister, das Handwert soll leben! Prost!" Beim Anblick der Schnapsbuddel leuchteten die trüben Augen des Tischlermeisters einen Augenblick lang auf. Hastig langte er nach der dargereichten Flasche, wischte den Mund und tat einen derart langen Zug, daß der Schuster schier ärgerlich wurde. Aber er gab seinem Unmut nicht Ausdruck. Mag der Säg�päner saufen so viel er will, ich tu's für den Iungenl dachte er. Doch um noch etwas von dem Schnaps zu retten, sagte er laut:„Also abgemacht, Meister!" Der setzte die Flusche ab, nickte nur zu Eisermanns Worten und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Aber dann fühlte er, daß er doch noch etwas sagen müsse, winkte Ludwig zu sich heran und legte leine große, zittrige altersschwache Hand auf den kahlgeschorenen Kopf des Jungen. Em großer zärtlicher Ernst lag in seinem Ge- baren, beinahe etwas Feierliches. Und feierlich war auch der Klang seiner Stimme, als er nun sagte:„Mühselig und lang ist der Weg. Iungchen. um das Handwert zu erlernen. Aber desto fruchtbarer das Ende.. Er schwieg, wie erschöpft von dem langen, ungewohnten Reden. Schließlich nahm er die Hand von dem Kops des Knaben herunter, und, wieder eintauchend in das graue, un- feierliche Gewässer des Alltags, sagte er:„Morgen früh um sechs Uhr trittst du hier an. Ich bring dir zuerst bei, wie man in einer Leimküche Feuer macht." Etsermann lachte, sagte Adieu und verließ mit seinem Jungen die Tischlerwerkstatt. In der Buddel glutterte es. Gott sei's getrommelt und gepfiffen; Ein wenig Schnaps war doch noch gerettet!
Ludwigs Lehre war hart. Die Freundlichkeit des Meisters, die er in den ersten Tagen zeigte, v�wandelte sich bald in Grobheit. Der kleine Mann muß all die Launen eines alten, ver- drießlichen und mürrischen Greises ertragen. Er konnte sich anstellen wie er wollte, nichts machte er seinem Lehrherrn recht. Der alte Tischler war, ganz im Gegensatz zu Ludwigs Vater, ein äußerst wortkarger Mann. Um so loser saß ihm die Hand, mit der er zuschlug, sobald ihm etwas nicht wünsch- gemäß ging. Es setzte Knüffe und Püffe. O, hätte das Ludwig auch nur geahnt, so würde er sich gewiß eine andere Lehrstelle besorgt haben. Nun war er auf vier volle Jahre verdingt, auf vier volle schreckliche Jahre. Eigentlich hatte er, trotzdem er dabei- stand, kein Wort, keinen Ton von dem Vertrag verstanden, den sein Vater mit dem Tischlermeister geschlossen hatte. Da war ihm was Schönes eingebrockt worden! Wenn er spät abends, nachdem in der Werkstatt Schluß gemacht worden war, müd wie ein Hund in die väterliche Wohnung kam und dem Vater sein Leid klagte, so sagte der barsch:„Ach was, Junge! Lehrjahre find eben keine Herrenjahre. Schade nur um jeden Schlag, der vorbeigeht! Paß besser auf, dann wird es keine Hiebe mehr setzen!" Im übrigen hatte er keine Zeit, sich um den Jungen zu kümmern. Ihn interessierten zur Zeit ganz andere Sachen. Er hatte eine Frau kennengelernt, die er heiraten wollte. Denn es war höchste Zeit, daß die ziemlich verwahrlosten jüngeren Kinder wieder zu einer Mutter kamen. Sonst verlotterte der Haushalt noch gänzlick. Daß Ludwig oft noch bis in oie Nacht in der Werkstatt stehen und den ichweren Hobel schwingen muhte— Arbeit, die sein junger, übermüdeter Körper kaum noch schaffte— kümmerte den Vater wenig. Er war der Meinung, die dumpfe Werkstatt sei seinem Jungen zuträglicher als der Auf- enthalt in den abendlichen Straßen, das Herumflanieren mit Mädchen, wie es Paul, der Aeltere, praktizierte. Ludwig wurde immer stiller und in sich gekehrter. Paul, der Fabrikarbeiter, pochte auf den hohen Lohn, den er jeden Zahltag ausgehändigt bekomme, prahlte mit seinen Erfolgen bei Madchen , und gab sich überhaupt als schneidiger Hund. Ludwig schwieg angehörs dieser Großsprechereien und biß die Zähne zusammen.
Na warte, einmal wird auch für mich eine andere Zeit kommen! In diesen Gedanken verbiß er sich förmlich. Mit diesem Gedanken ging er abends schlafen, mit diesem Gedanken wachte er morgens auf. Mit diesem Gedanken ging er an die Arbeit, zog seinen Lieferwagen, holte Holz von den Holzplätzen, führte jede Anweisung aus und tat eisern seine Pflicht. Tagsüber war er die meiste Zeit unterwegs. Der Meister hetzte ihn bald dahin, bald dorthin. Erst wenn es auf den Abend zuging, spannte ihn der Alte an die Hobelbank und ließ ihn da die roheste und kärper- lich anstrengendste Arbeit oerrichten, damit er, der Lehrherr, es nicht mehr. so schwer hatte. Mochte sich der Junge schinden. bis ihm die Fingernägel blau wurden! Ihm war's in seiner Lehrzeit kein Iota anders gegangen! Es kamen auch Tage, wo der Meister keinen Schaffgefft hatte, sondern in der Destille saß und seinen geliebten Schnaps trank. Das waren dann für Ludwig die einzigen freien Stunden, wo er unbeauffichtigt und unbelästigt in der Werkstatt stand und herumspielte. Jetzt, da er älter wurde, dachte er manchmal über seineu Lehrherrn nach. Pfui Teufel, der Alte widerte ihn geradezu an, wenn er in seine Nähe kam. Er stank geradezu nach dem billigen Fusel, den er konsumierte! Und dann die Nase, diese schrecklich gedunsene blaugeäderte rote Säufernase! Das war schon gar keine Nase mehr, das war nichts weiter als ein geschwollener, zernarbter, alkoholgefüllter Zinken! Nein, das ein« war sicher, er, Ludwig, würde nie in seinem Leben Schnaps trinken, nein, wahrhaftig, nicht einen Tropfen, keinen einzigen! Nach und nach begriff er ckuch die Anfangsgründe der handwerklichen Kunst und schon nach den ersten anderthalb Iahren war er dem Meister eine wertvolle Stütze geworden und ersetzte ihm in der Tat einen Gesellen. Das erkannte der Alte auch an, wenn er gerade mal nüchtern und guter Laune war. Aber trotz dieser Anerkennung prügelte er nach wie vor bei der geringsten Kleinigkeit aus dem Jungen herum:„denn", sagte er staksend,„Schläge ge- hören zur Ausbildung und Erziehung im Handwerk, wie der Schnürleib zur Frau, wo soll sie sonst die Taille herhaben!" (Fortsetzung folgt.)