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Deutscher Holzarbeiter-Verband. Eine sehr gut besuchte Versuuimlung der Werkstatt-Vertraueusmänuer tagte am 22. April in Cohn's Festsälen. Der Borsitzende Glocke gab einen ein- leitenden Vortrag über die augenblickliche Lage im Gewerbe. Er wies unter anderem darauf hin, daß es angebracht erscheine, bei der augenblicklich guten Geschäftskonjunktur einen festen Beschluß in bezug auf die Arbeitszeit zu fassen. Ins- besondere werde an der Ausstellungsarbeit länger gearbeitet und gerade zu dieser Arbeit hätten die Aussteller doch genügend Zeit gehabt, Entwürfe und Zeichnungen ferligizu halten. Dann sei es auch nothwendig, Stellung zu denjenigen Bauwerkstellen zu nehmen, die bei Stellung der Forderungen nicht besetzt waren oder bei denen wegen Mangel an Arbeit die Forderungen nicht gestellt werden konnten. Gegen Ueberarbeit sprachen in der Diskussion eine Reihe Redner und wurde be- schlössen, unter allen Um st än den die b2 stündige Arbeitszeit einzuhalten. Bezüglich der Bauwerkstellen wurde bestimmt, daß die Kollegen solcher Bauwerkstellen, welche wegen Mangel an Arbeil die Forderungen am 17. Februar nicht stellen konnten und jetzt dieselben, weil die Geschäftslage günstig, stellen wollen, auf Beschluß der Ortsverwaltung unter- stützt werden. Für die auswärtig streikenden Kollegen soll durch Markenbeiträge gesammelt werden. In der Frage des 1. Mai verpflichteten sich die Delegirten, für die Arbeitsruhe einzutreten. Um die Zahl der Meiernden festzustellen, wurde beschlossen: Jeder Feiernde erhält in der Versammlung eine zu diesem Zwecke angefertigte Marke in die Streikkarte eingeklebt. Diejenigen Kollegen, welche ge- zwungcn werden, zu arbeiten und demnach keine solche Marke in ihrer Streikkarte haben, sind verpflichtet, von dem Arbeitsverdienst des Tages«inen Extrabeitrag zum Streikfonds zu leisten. Die Höhe des Betrages ist in das eigene Ermessen der Kollegen ge- stellt. Die nächste allgemeine Versammlung der Vertrauens- männer findet Mittwoch, be» 20. Mai statt. Der Lokalverein der Konditoren hielt am 23. April eine Versammlung ab. Der zur Verlesung gelangte Kassenbericht weist eine Einnahme von 104,65 M. und eine Ausgabe von 103,70 M. auf. Nach einem Vortrag des Genossen F a b e r diskutirte die Ver- sammlung über die Anträge zum Gewerkschaftskongreß. Dem Delegirten Koch wurde besonders empfohlen, den Antrag, das Rorrespondenzblatt der Generalkommission wöchentlich erscheinen zu lassen, eifrig zu unterstützen. Die Gasanstalts-Arbeiter hatten sich am Sonntag Nach- mittag bei Meyer in der Müllerstraße zu einer Versammlung recht zahlreich eingefunden, um zunächst einen Vortrag des Ge- nossen Faber über die Nothwendigkeit der Gewerkschaftsorganisation anzuhören und dann über die Verhältnisse aus den städtischen Gasanstalten zu sprechen. Von mehreren Rednern wurde über die Bedrückung der Arbeiter durch die Vorgesetzten geklagt. Auch die Entlassung der älteren Arbeiter zum Sommer, die man schon 15 bis 25 Jahre auf den Anstalten beschäftigte, wurde einer gebührenden Kritik unterzogen. Die meisten Arbeiter der städtischen Gasanstalten werden durch die Art der Be- schäfligung nach kurzer Zeit vom Rheumatismus be- fallen, denn die abwechselnde Beschäftigung in der größten Gluth vor den Oese» und dann der schnelle Wechsel auf den, Hofe beim Ablöschen des glühenden Koakskarrcn bei einer 18 stündigen täglichen Arbeitszeit, wie sie noch in der Müller- straße besteht, sei Ursache der vielen Rheumatismuserkrankungen der Arbeiter. Ruf den städtischen Gasanstalten in der GUschiner- und Danzigerstraße bestehe wenigstens schon eine 12 stündige Arbeitszeit. Allseitiges Mißfallen rief die Mittheilung hervor, daß etliche Arbeiter, die sich bei ihren Vorgesetztenliebes Kind" niachen wollen, in der Versammlung alsAufpasser" anwesend sind; nach einer gebührenden Kritik dieser ihr eigenes Interesse ver- kennenden Personen verließen diese den Saal. Nachdem die Ver- sammelten sich zum größten Theil in die ausgelegten Mit» gliederlisten hatten einzeichnen lassen, fand folgende Resolution einstimmige Annahme: Die heute versammelten Arbeiter der städtischen Gas- anstalten protestiren ganz entschieden gegen die ungleiche Arbeits- zeit und die ungleichen und unzureichenden Löhne auf den städtischen Gasanstalten und fordern den Magistrat von Berlin auf, die Abänderung und Regelung der gerügten Dinge zu ver- anlassen. Gleichfalls protestirt die Versammlung gegen die chikanöse Behandlung der Arbeiter durch ihre Vorgesetzten, und verpflichten sich die Anwesenden, um ihrerseits die Abstellung dieser Uebelstände zu erreichen, sämmllich der Organisation der auf Gasanstalten uud Holz- und Kohlenplätzen beschäftigten Abeiter beizutreten." Eine Sammlung für die Hinterbliebenen deS verunglückten Kollegen Dreher, dessen Ehrung in der üblichen Weise stattsand, ergab den Betrag von 15,20 M. Mit der Aufforderung, daß die Gasanstaltsarbeiter sich nicht durch die Drangsalirungen der Vorgesetzten zur Arbeitsniederlegung hinreißen lassen sollen, sondern alle Vorkonimnisse und Uebelstände dem Vertrauensmann Ahrends, Kremmenerstr. 15., mittheilen mögen, schloß der Vor- sitzende die imposante Versammlung mit einem Hoch ans die moderne Arbeiterbewegung. Der Dextilarbeiter-Verband(Filiale II) hatte am 22. April eine Versammlung einberufen. Die vom Kassirer vorgelegte Quartalsabrechnung ergab inkl. Bestand vom vorigen Quartal ein« Einnahme von 71,07 M., die Ausgaben betrugen 16,57 M. An die Hauptkasse wurden 74,73 M. abgeliefert. Die Ab­rechnung vom Maskenball weist eine Einnahme von 137,50 Mark, und eine Ausgabe von 74,60 Mark auf, so daß ein Ueberschuß von 62,00 Mark verbleibt. Der Vertrauensmann berichtete hierauf, daß der Streik bei der Firma E. Gustedt leider zu Ungunsten der Arbeiter ausgefallen ist. Die Streikenden sind wieder anderweitig untergebracht. Der Agitationskommisston wurden 20 M. zur Agitation im sächsischen Erzgebirge auS der Vergnügungskasse überwiesen. Am Himmel- fahrlstage veranstaltet der Verein eine Herrenpartie nach Straußberg . Die Mechaniker waren sehr zahlreich bei Martens, Friedrichstraße, versammelt, um das Resultat über den Stand der Lohnbewegung entgegenzunehmen. Wie aus dem Bericht der Lohnkommission zu ersehen war, ist die Situation eine ver- hältnißmäßig günstige, trotzdem Umstände eingetreten sind, die vorher nicht in betracht gezogen wurden. Bewilligt hatten sämmt- liche Forderungen, soweit sich dies bis zu der Versammlung fest- stellen ließ, 10 Firmen. Dieses Resultat fällt umso mehr ins Gewicht, als die Fabrikanten am Freitag eine Besprechung hatten, in der ein Beschluß herbeigeführt wurde, die Forderungen der Arbeiter unter allen Umstanden abzulehnen und die- jenigen, welche die Arbeit einstellen. acht Wochen aus den Fabriken auszusperren. Verschiedene Redner waren der Meinung, daß der Beschluß nur zu gunsten der großen Firmen gefaßt sei, um bei dieser Gelegenheit die kleineren Fa- briken. die einen längeren Ausstand nicht ertragen können, auf- zusaugen, anderntheils aber die Arbeiter veranlassen soll, von ihrem Vorgehen abzubringen. Ein Theil der Kollegen hat sich auch in der That durch den Beschluß der Fabrikanten abschrecken lassen, ihre Forderungen energisch zu vertreten, trotzdem sie sich vordem durch Unterschrift hierzu erklärten. Im Ausstand be- finden sich gegenwärtig wegen Nichtbewilligung der Forderungen die Arbeiter von 14 Firmen. Jedoch wird sich im Laufe der Woche die Zahl der Ausständigen bedeutend vergrößern, da in niehreren Fabriken erst nachträglich wieder durch Abstimnmng der Eintritt in die Bewegung beschlossen worden ist. In der Fabrik von Mix u. Genest hatten sich 73 Mechaniker für de» eventuellen Streik erklärt und sollen die Forderungen am Donnerstag gestellt werden. Wenn nicht bewilligt wird, soll die Arbeit eingestellt werden. Der Beschluß der vorigen Bersamm- lung wi'rt? auf Antrag dahin abgeändert, daß nur in solchen Werkstätten die Forderungen der Hilfsarbeiter aufrecht zu er- halten sind, wo sich dieselben dem Vorgehen der Mechaniker an- geschlossen haben. In der weiteren Diskussion wurden die Zu- stände der verschiedenen Fabriken geschildert und mitgetheilt, daß bei der Firma Melles u. Co. in letzter Zeit wieder Lohn- rcduzirungen vorgenommen wurden. An stelle von Schwarz, der erkrankt ist, wurde Kollege Schröder in die Kommission gewählt. Die Lohnbewegung der Maurer bildete den Gegenstand der Berathung einer von mehr als 2000 Theilnehmern besuchten Maurerversammlung, die am Montag Abend im Keller'schen Saale tagte. Die Situation des Streiks ist nach dem Bericht Katers eine unerwartet günstige. Es ist jetzt gelungen, den Widerstand der Innung zu brechen, denn viele Jnnungsmeister haben die Fordernngen der Arbeiter schon bewilligt; unter anderen Gerhard-Charlottenburg, Lachmann u. Zauber, Schinetz- dorf-Charlottenburg, sowie etwa 2030 kleinere Geschäfte. Im ganzen sind nunmehr auf 334 Bauten die Forderungen an» erkannt, wo 3875 Kollegen arbeiten, während 1034 Maurer sich im Streik befinden. Der Redner erkannte an, daß die arbeiten- den Kollegen zum allergrößten Theil ihrer Pflicht 25 Pf. pro Tag zum Streikfonds beizusteuern nachgekommen sind. Da aber der Kommission keine großen Geldmittel zur Verfügung stehen, so könne die Unterstützung der Streikenden nicht sehr hoch sein. Das würde jedoch die Kollegen nicht hindern, den prinzi- piellen Kampf für den Neunstundentag durchzuführen, bis der Sieg errungen sei. Die Diskussionsredner traten mit großer Einmüthigkeit für Weiterführung des Streiks ein, auch wurde das unsolidarische Verhalten mancher Kollegen gekennzeichnet, die trotz der günstigen Situation immer noch nicht den Muth ge- sunden haben, idren Arbeitgebern die Fordernngen vorzulegen. Entgegen einem Antrag der Kommission, die Filialen auszuheben, wurde beschlossen: die Filialen bleiben bestehen, werden aber nur noch mit je einem Mann besetzt. Einstimmige Annahme fand folgender Antrag der Kommission:Den Streikenden wird eine Unterstützung vom 7. Tage des Streiks an gewährt, und zwar erhalten die Unverheiratheten 1,25 M., die Verheiratheten 1,50 M. pro Tag. Für jedes Kind wird 1 M. pro Woche gezahlt. Kollegen, welche abreisen wollen, erhalten eine Reise- Unterstützung bis zur Höhe von 3 M. Die Fahrkarten werden von der Konimission gelöst." Auf eine Anfrage aus der Ver- sammlung, ob die Kommissionsmitglieder sich mit der Hälfte der ihnen gewährten Besoldung begnügen würden, erklärte Silber- schmidt im Namen der Kommission, daß es keiner Debatte oder Abstimmung über diesen Wunsch bedürfe. Die Kommisston würde sich ohne weiteres dem fügen. Ferner wurde beschlossen, daß jeder unverbeirathete Kollege, der eine volle Woche durch- arbeitet, 2,50 M. zum Streikfonds zu zahlen hat. Einstiinmige Annahme fand ein Antrag: den auf der Ausstellung arbeitenden Maurern, soweit sie Ueberstunden machen, die Arbeitskarten ab- zunehmen. Am 1. Mai bleiben die Streikbureaus geschlossen. Die Maiversammlung der Maurer findet in der Unions- brauerei statt. Ueber 1000 streikende Maurer hatten sich am Dienstag Vor- mittag bei Keller, Koppenstraße, wiederum versammelt. Genosse Kater berichtete noch einmal kurz über die Lage des Streiks, die seit gestern Abend keine Veränderung ausweist, und hielt sodann einen Vortrag über die. Bedeutung der Streiks für die Arbeiter im allgemeinen. Die Ausführungen des Redners gipfelten Haupt- sächlich darin, daß die Maurer jetzt mehr wie je es nöthig hätten, sich einig zusammenzuschließen, damit die jetzt er- zielten Forderungen nicht wieder verloren gingen. In der Diskussion wurde von mehreren Rednern wieder der Wunsch geäußert, über einige Firmen die Sperre zu verhängen, doch ging die Versammlung hierauf nicht näher ein. Beschlossen wurde noch, die Zahlstelle in Ripdorf bei Kummer, Berliner- straße 55, mit dem Genossen Hüter wieder herzustellen. Die Lohnkommission wurde noch beauftragt, demnächst eine Versamm- lung in der Nähe des KreuzbergS einzuberufen. Eine öffentliche Versammlung der Zimmerer tagte am April im Feenpalast. Der Vertrauensmann Fischer erstattete den gegenwärtigen Situationsbericht. Redner war der Ansicht, daß man jetzt doppelt bemüht sein müsse für die Orga- nisation zu wirken, weil nach Beendigung der AusstellungS- arbeiten eine große Anzahl von Arbeitskräften frei werden, und es nicht möglich sein wird, diese sogleich wieder unterzubringen. Es müsse mUhin darauf geachtet werden, daß kein einziger den Beschluß vom 10. Februar durchbricht, die Parole sei Sstündige Arbeitszeit und 55 Pf. Minimallohn. Myler gab hierauf den Bericht über die Abrechnung. Danach betrugen die Einnahmen der Lohn- kommission 19 653,74 M., von der Verbandsleitung 4902,50 M., Gesam ml summe der Einnahme 24 651,24 M.; Ausgabe insgesammt 16 914,88 M.. bleibt Bestand 7736,36 M. Der Streik kostete demnach 16914,83 M. Der Kommission wurde nach einer etwas lebhaften Diskussion Decharge ertheilt. Die Mitglieder der Lohnkommission erklärten, ihr Amt nicht weiter bekleiden zu wollen, versprachen aber. ihre volle Kraft auch iveiter in den Dienst der Bewegung zu stellen. Bei der Neuwahl wurden A. Radzuhn zum Vertrauensmann, Hopf zum Kassirer, Schleuder und Hank zu Beisitzern gewählt. Zum Schluß wurde darauf hingewiesen, daß laut Beschluß der 1. Mai durch allgemeine Arbeilsruhe zu feiern ist. Sollten in diesen oder den nächsten Tagen irgendwo Differenzen vorkommen, so ist unverzüglich der Lohnkommission Mittheilung zu machen. Nur dann wird es möglich sein einzuschreiten und das Ge- wonnene festzuhalten. Deshalb thne ein jeder seine Pflicht. Metallarbeiter.Die Beschlüsse der Mctallindustriellen, der Streik in Herstal (Belgien ) und die Ueberstunden in Martinickenfelde" lautete das Thema, über welches Genosse Näther am 27. April in einer gut besuchten Versammlung der Ardeiter der Firma Ludwig Löwe u. Ko. sprach. Die Beschlüsse der Unternehmer welche den Lesern desVorwärts" bereits bekannt sind seien charakteristisch für dieselben; denn wenn die Herren erklären, Ueberstunden würden nur nach Bedarf angeordnet", was doch gleichbedeutend mit befehlen sei, so stellten sie damit ihre sonstige Redensart: kein Arbeiter sei ge- zwangen, Ueberstunden zu arbeiten, in das gebührende Licht. Und wenn weiter behauptet wird, es würden ja im allgemeinen überhaupt nicht viel Ueberstunden gearbeitet, so trifft dies auf die genannte Firma keineswegs zu, den» da bildet Ueberstunden- Arbeit die Regel. So würde beispielsweise in der Abtheilung Schönfelder jeden Abend bis 8 und 9 Uhr gearbeitet.(Zwischenrufe: Bis 12 Uhr!) Der Streik in der Herstaler Waffenfabrik sei auch jedenfalls dadurch ver- ursacht, daß die Firma Löwe u. Komp., gleich nachdem sie die Fabrik angekauft, daselbst Berliner Verhältnisse einzuführen ver- sucht bat ein Beweis dafür, wie schlecht die Verhältnisse hier schon seien. Dabei gicbt es noch viele Arbeiter, welche diese Fabrik als ein Paradies betrachten. Gewiß habe sich seit IV» Jahren manches gebessert, aber es müsse noch besser werden. Fortwährend werden noch Abzüge gemacht; schlauerweise aber nicht in ganzen Abtheilungcn, sondern fast immer nur bei einzelnen Arbeitern und halbpfennnigweise. Dabeiftößt man fast gar nicht auf Widerstand. Die Arbeitsräume der Klempner und Sattler liegen immer noch im Keller unter dem Erdboden; es sei wünschens- werth, daß der Fabrikinspektor dieselben einmal besichtige. Die Ventilation ist mangelhaft. Zu Ostern vorigen Jahres habe das Wasser im Keller einen Fuß hoch gestanden; nachdem derselbe ausgepumpt, mußten die Arbeiter weiter arbeiten. Die Feld- schmiede hat keinen Rauchfang, sondern entsendet ihren Rauch direkt in den Arbeitsraum, in welchem die Arbeiter täglich zwölf Stunden zubringen müssen. Ein Arbeiter der Abtheilung Hünsch bade in 2 Wochen 190 oder 192 Stunden gearbeitet! Wer bei Löwe Arbeit nehmen will, muß ein kleiner Kapitalist fein; denn nicht nur, daß der neue Arbeiter unter Umständen vier Wochen lang auf die Lohnzahlung warten muß, er muß sogar während dieser Zeit noch Geld mitbringen, um da? nöthige Handwerks» zeug kaufen zu können, welches einzelnen Arbeitern 2025 M. kostet. Sollten also jemals Forderungen aufgestellt werden. so müsse die erste sein: Lieferung der Werkzeuge auf Kosten der Fabrik. Auch die Behandlung lasse viel zu wünschen übrig; das gehe übrigens vonoben" schon los, der Ingenieur rufe bei- spielsweise die Meister durch Pfeisen zusammen. Soll gegen alle diese Uebelstände mal energisch Front gemacht werden, so sei es unbedingt nothwendig, alle diejenigen Arbeiterscharf" zu machen. welche heute noch alles geduldig über sich ergehen lassen. In scharfen Worten geißelt Redner die Interesselosigkeit dieser Arbeiter. Der Reserent faßt seine Ausführungen dahin zu- sammen: die heutige Versammlung solle in energischer Weise Protest erheben gegen das Dekretiren von Ueberstunden und zu- gleich in eindringlicher Weise an diejenigen Arbeiter der Firma appelliren, welche heute noch in der Ueberstundenarbeit ihr Heil erblicken. Dies letztere sei schon deshalb dringend nothwendig, damit nicht die in diesem Jahre erzielten Erfolge der Neunstunden- Bewegung wieder ver- loren gehen. In zündenden Worten fordert Redner zum An- schluß an die Organisation auf, dann werden auch die Miß- stände bei der Firma Löwe u. Komp. aus der Welt verschwinden und nicht nur diese, sondern auch die Machtsprüche der Metallinduftriellen werden ihre Wirkung verloren haben. Denn wenn die Organisation der Metallarbeiter so weiter fortschreitet, wie gerade in den letzten Jahren, dann sei der Zeitpunkt nicht mehr fern, an dem der Ring der Kühnemänner gesprengt wird. In einer einstimmig angenommenen Resolution erklärte sich die Versammlung im Sinne des Referenten. Die öffentliche Schuhmacher- Versammluna, die am Montag Abend in Niest's Saal tagte, nahm den Bericht über die letzten Vorkommnisse in den Schuhfabriken von M a l e ck, Landsbergerstr. 32. Sch liebe. Tieckstr. 21. und Eckstein, Lichtenbergerstr. 5, entgegen. Ueber ersteren Betrieb berichtet Schädlich, daß am Montag 2 Schuhmacher freiwillig die Arbeit niederlegten, worauf sämmtliche Arbeiter, 20 an der Zahl, entlassen wurden; die gütlichen Vorstellungen der Arbeiter beim Unternehmer waren ohne Erfolg. Redner ist der Meinung, daß Maleck sehr bald seine entlassenen Arbeiter aufsuchen wird. Ueber die zweite Fabrik berichtet Lange, daß der Inhaber Sch liebe die Einrichtung getroffen, den Wochen- lohn für Freitag und Sonnabend einzuhalten und nur die bis Donnerstag Abend fertiggestellten Arbeiten verrechnet werden. Weiter seien am Montag Nachmittag 5 Mann entlassen worden mit der Motivirung, daß augenblicklich nicht weiter fabrizirt werden solle, trotzdem am selben Tage früh ein neuer Arbeiter eingestellt ward; die übrigen Arbeiter werden deshalb am nächsten Tage die Arbeit niederlegen, wenn folgende Forderungen nicht bewilligt werden: 1. Verrechnung des Lohnes bis Sonnabend. 2. Gleichmäßige Verlheilung der Arbeit. 3. Fertigstellung der Arbeit in der Fabrik, soweit es der Raum gestattet. 4. Für Durchnähen des Dutzend Pantoffeln 10 Pf. Ausschlag gleich 35 Pf. und 6. Ein- stellung der Gemaßregelten. Von der Firma Eckstein berichtet A d a in s ch e w s k y. daß auch hier verschiedene Entlassungen vorgenommen wurden, darunter auch die des Vertrauensmannes, ebenfalls unter dem Hinweis, nicht genügend Arbeit zu haben; nichtsdestoweniger aber werden fremde Arbeitskräste eingestellt. Die Arbeiter der Firma sehen dies als Maßregelnng an, werden die Einstellung der Entlassenen fordern event. die Arbeit nieder- legen. In der ausgedehnten Diskussion, in der die meisten Redner die Schäden der Hausindustrie betonen, die Haupt- säcklich bei der Firma' M a l e ck forcirt werde, be- leuchtete Nauer das Vorgehen der Polizeibehörde gegen Streikende, die Anwesenden ersuchend, der Behörde keinen Anlaß zum Eingreifen zu geben. Nachdem Redner geschlossen, verlangt der überwachende Polizei-Offizier energisch das Gesammt- nationale desselben; die nachfolgenden Redner protestiren in sckarfer Weise gegen das Verhalten des Beamten, König er- geht sich in längeren Ausführungen über Polizeimaßregelungen; bei dem Hinweis, iauf dem Fall Kotze- Schräder und das Ver- halten der Behörden, springt der überwachende Beamte von der Bühne und erklärt König für verhaftet. Aus die Frage: warum? erging die Antwort: Wegen Beleidigung des Polizei-Präsidenten. König weigert sich, dem Beamten Folge zu leisten; im Saale entsteht Unruhe und laute Protestrufe gegen das Vorgehen des Beamten sind hörbar. Der Vorsitzende ersucht um Ruhe und zum Sitzenbleibe». Hierauf wird die Versammlung vertagt. Nachdem der Beamte den Vor- sitzenden für das genaue Nationale des Redners verantwortlich gemacht, welches ihm anstandslos mitgetheilt wurde, spricht König weiter, am Schlüsse für eine imposante Maiseier plädirend. Die Versammlung nimmt folgende Resolution ein- stimmig an: Die heute bei Niest tagende Schuhmacher- Versammlung hat von den Maßregelungen in den Fabriken von Malack, Echliebe und E ck st e i n Kenntniß genommen und ist gewillt, den Fabrikanten zu beweisen, daß eine Organisation am Platze ist und protestirt gegen die grundlosen Entlassungen der Kollegen; die Versammelten erklären sich mit den Gemäß- regelten solidarisch und beschließen, die Arbeit in den drei Be- trieben so lange ruhen zu lassen, bis sämmtliche Arbeiter wieder eingestellt sind. Zum PunktTie Verhältnisse in den Berliner Schuhfabriken nach dem Streik" wird mitgetheilt, daß in der Fabrik von L ö w y die seinerzeit anerkannte» Forderungen bisher noch nicht zur Durchführung gelangten; desgleichen wird über Mißstände im Betrieb der Firma Fürstenheim Haupt- sächlich über sanitäre geklagt. Die Versammlung nimmt hierauf einen Antrag an, nach welchem die Agitationskommission beauftragt wird, in Bälde eine große öffentliche Versammlung einzuberufen, da es die augenblicklichen Verhältnisse erheischen. Die öffentliche Versammlung der Handlungsgehilfen am 27. April enthielt als Hauptpunkt der Tagesordnung die Berichterstattung der Delegirten Genossen Blum und Wilde und Genossin Hase über den Berliner Kongreß vom 5. und 6. April. Allgemein wurde mit Genugthunng konstatirt. daß der Kongreß unter proletarisch gesinnten Kollegen in Berlin sowohl wie in der Provinz einen vorzüglichen Eindruck gemacht habe, auch habe eine inzwischen in Dresden stattgefundene Versammlung ihr Einverstäudniß mit den Beschlüssen des Kongresses erklärt. In Hamburg und München hätten zwar Versammlungen erklärt, nach wie vor an der alten Taktik unpolitischer(gewerkschaftlicher) Organisationen festhalten zu wollen, doch wolle man die Streit- axt über diesen Punkt begraben. Ihren eigenen Standpunkt wahrte die Versammlung durch folgende, nach längerer Debatte einstimmig angenommene Resolution: Die heute in Cohn's Festsälen(Benthstr. 21) tagende Ver- sammlung erklärt sich mit den Beschlüssen des am 5. und 6. April in Berlin stattgefundenen Kongresses der Handlnngs- gehilfen solidarisch, namentlich betont die Versammlung ihr Einvcrständnih damit, daß nur durch den offenen Anschluß an die Sozialdemokratie die Lage der Handlungsgehilfen verbessert werden kann und erklärt, in diesem Sinne weiter wirken zu wollen." In die Preßkommission wurde alsdann Frl. Adler, außerdem eine sünfgliederige Agitationskommission gewählt. Tie Fagondreher und Schraubendreher waren am Montag Abend im Louiseustädtischeu Konzerthause versammelt. um den Stand ihrer Bewegung zu besprechen und über die noth- wendigen weitere» Maßnahmen eine Verständigung herbei- zuführen. Zunächst berichtete T h a t e namens der Kommission. daß bei der Firma Reichelt noch 16 streikende Schraubendreher zu verzeichnen sind und empfahl er die Aufhebung des Streiks. Ein Antrag, welcher bestimmt, die Streikenden noch auf die Dauer von 14 Tagen zu unterstützen und die Arbeitenden ver- pflichtet, bis auf weiteres zu diesem Zweck 50 Ps. pro Woche zu zahlen für den Unterstützungsfouds, wird gegen zwei Stimmen angenommen. Hierbei wurde bemängelt, daß der Be-