(HelVoge Moniag, II. November 1930
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Telepathie und Hellsehen Zum Fall Hanussen
H a n u s s« n(Erich, Jan) mit bürgerlichem Namen Hermann Steinschneider hat in Berlin »och immer seine Gemeinde. Cr verdankt das neben seinem Geschick als ehemaliger Artist in Ver- bindung mit ausnahmsweise hoher praktischer Intelligenz seinem Freunde, dem Charlottenburger homöopathischen Arzte Dr. Kröner und der chm von Prof. Or. pliil. Schröder in Lichterselde gc- legentlich des Lcitmeritzer Prozesses geleisteten Hille.„fKmussen" harte sich freilich für wissenschaslliche Nachprüfung seiner„H e l l s e h- sähigkeit" wieder nur Herrn Schröder zur Verfügung gestellt: Schröder schrieb daher an mich, daß das Ausbleiben Hanussens dem Urteil über ihn auf jeden Fall eine ungünstige Richtung gäbe. Nun hat„5)anusien" ein Buch herausgebracht, das er„M eine Lebenslinie" nennt(Universum, Deutsche Berlags-Aktiengesell- schaft, Berlin — ohne Jahreszahl). Hanussen (Erich Jan) hat es für gut befunden, das Titelblatt mit einem Satze aus der B«- gründung des Freispruches im Leitmeritzer Prozeß zu zieren:„Der Gerichtshof glaubt aussprechen zu dürfen, daß der Angeklagte über rätselhafte Geisteskräfte verfügt: denn ihre Wirkung wird von zayl- reichen glaubwürdigen Zeugen bestätigt." Leider verschweigt Hanussen im Buche selbst die Angabe der in Leitmeritz von ihm gelösten Aufgaben! Nun erhebt das Buch allerdings nicht den An- spruch, irgendwie wissenschaftlich zu sein. Es ist nn Plauderton geschrieben, liest sich„ganz nett", besonders wenn man Herrn Steinschneider kennt. Aber zur Ausklärung bezüglich der ernsten Problematik okkulter Phänomene trägt es nicht bei. Den Menschen„Hanussen " bringt es freilich erheblich näher, manchmal sogar ins Gesichtsfeld der Lupe! Wir wollen einen Teil seines Grundwesens mit seinen eigenen Worten zu erkennen versuchen. Borher sei noch hingewiesen aus die Brandstiftung im Orte Boskowig, die der neunjährige Steinschneider mit Stolz berichtet:„Ich beschloß, B o s k o wi tz anzuzünden. Mittel und Wege standen mir genügend zur Verfügung, da ich der Stärkste, Rauslustigst« und wahrscheinlich auch der Frechste unter der Jugend von Bo-kowitz war."(S. lZ/13.) Mit ähnlichem Stolz erzählt der„Hellsel>er", wie er einst den Musikverleger Blaha betrog, als er e i g e n e Liedertexte als Nachlaß des verstorbenen Volkslieder- dichters Lorenz ausgab(S. 20). Recht wenig naturwissenschaftliche Kenntnisse verrät Steinschneider aus Seite 47, wo er vqn seinem Freunde, dem Athleten Heinrich erzählt, daß dieser sich ein g c- füllt es Biersaß aus halber Zirkushöhe auf den Brustkasten fallen ließ. Diese» Heinrich betrog Hanussen(S. 43), indem er statt eines Liebesbriefes an dessen Freundin einen„ordinären Abschiedsbrief" schrieb. Und nun einige der oben angedeuteten Proben: S. 59'„Nur die Einbildung in a ch t's i m L e b e n." Seite 63;.,I cht o g das Blaue vom.H i m m e l.".Seite 7l:„Ich heiße Tittb Ruffo und komme aus Mailand von der Skala."(Mit dieser Unwahrheit erlangte Steinschneider auf„Baron Beck" eine Fahrkarte t. Kajüte.) Seite 72:„Ich beschloß also, in Korfu eine Heiserkeit zu acquirieren und zU verschwinden." Seite 8l:.Leider nahm die Brieftasche sehr rasch ab und Betty, meine kleine Freundin, nahm rasch zu. Das Kindchen starb gleich nach der Geburt." Seite 82:„In einer einzigen Bo r st e l l u n g leistet j i n Artist mehr Arbeit, verausgabt er mehr Seele und Kraft, als zehn berühmte Anwälte in zehn berühmten Senfationsprozessen."(!!) �Bon einem gefallenen jüdischen Kameraden sagte er(Seite lS7):„Schau", sagte er,„ich bin ein I u d'»nd infolgedessen darf ich mir leider nicht den Lurus erlauben. so feig zu sein, wie ich feig sein möchte." Seite 130:„Ick, bc- schloß, für meine Person Frieden zu schließen. Zu diesem Zweck schaffte ich mir ein Gcmütsleiden an und begann zu zittern." Seite 142:„Dann holte ich mir meine damalige Flamme, eine.sehr hübsche junge Frau, deren Mann bei einem Eisenbahnerregimcnt als Zugführer diente."(!) Seit« 144:„Kaum war Borislav (Stationstommandant. Anm. des Berf.) außer Sicht, öffnete ich natürlich(!) vorsichtig das Kuvert, und das war gut so. Aus der Visitkarte stand: Reicher Dieses ist so s ort In Arrest zu setzen und bis auf weiteres darin zu belassen." liier ging's also mit dem „Hellsehen " nicht, hier mußte der Brief auf„normale" Weis« geöffnet werden! Seite 147:„Immer in meinem Leben manifestiert sich das Wunder, wenn ich es brauche, auf meinen Anruf." Seite 231:„Ich hatte das Mangobaumwunder gesehen und den be- rühmten Seiltrick, oder war bei Fakicren und Derwischen in der Lehre." Seite 261:„Vor der Tür stand mein neuer Wagen im Werte vop vielen tausend Mark." Nach diesen Proben könnten wir Herrn Steinschneider-Hanussen verlassen, wenn es nicht interesiant wäre, auf eine bei ihm wohl vorhandene Gedächtnisschwäche hinzuweisen. Einer seiner größten Gegner ist Landgerichtsdirekior Dr. Albert H e l l w i g in Potsdam , zugleich heftiger Gegner des schon genannten Dr. Krön er. Wir lesen nun auf Seite 183:„Wie er(Hellwig) mit seinem Vor- »amen heißt, weiß ich wirklich nicht. Ich weiß noch nickst einmal, ob der gute Mann sich mit„b" oder mft„w" schreibt." Das gesteht törichterweis«(!) ein„Hellseher", der für teures Geld in über- füllten Sälen die„telepathische" Post vorführt, wobei Namen mft und ohne b oder w durchs Kuvert hindurch erkannt werden! Auseinandersetzungen so läppischer Art, wie wir sie auf den Seiten 183(134 und auf Seite 82 finden, fördern wahrhaftig weder Ansehen noch Vertrauen. Ueber meine vergeblichen Versuche, �rrn Steinschneider zu einem Experiment mit mir zu veranlagen, habe ich ausführlich be- richtet in der.Leitschrift für Parapsychologie"(Mai- Heft und Iuniheft 1930)..Lanusien". der Hellseher, wies auf offener Bühne einen ihm von mir gereichten Brief z u r ü ck(als ungeeignet) und er lehnte auch ab, die Geschichte meiner Taschenuhr „psychometrisch " zu ermifteln. Noch gröber war seine Ablehnung gelegentlich einer Vorstellung in Potsdam , die nach einem Brief Kröners an mich auch für den Abwehrkampf in Sachen Hellwig gedacht war. Obwohl ich auf meinen Fragezettel geschrieben halle: „2. Dezember 1919, 11 Uhr vormittags. Alex- anderplatznähe, II Treppen", wollte Hanusien unter vier Augen noch viel mehr von mir wissen. Es war also ganz anders, als wir in Steinschneiders Buch auf Seite 104 lesen:„... ich konnte kein Datum hören, ohne sofort(!!) zu was au dem Tag« geschehe» war."
Wenn wir uns nun fragen, ob es überhaupt Telepathie und Hellsehen gibt, so ist zunächst zu sagen, daß eine u n g l a u b- l i ch e Begriffsverwirrung auch in den Köpfen der Gelehrten vorhanden ist. Hellsehen liegt in Wahrheft nur vor, wenn jemand iinftande ist, Dinge, die bisher in keines Menschen Gehirn bewußt oder unbewußt gewesen sind, zu erkennen. Hellsehen wäre es, wenn jemand in Serienexperimenten, zum Beispiel korrekt ansagt, wieviel Augen mft 3 Würfeln geworfen sind, ehe der Würfelbecher abgenommen wird. Ich habe in mehr als elfjährigem Studium noch kein Medium entdeckt, das die angedeutete Aufgabe gelöst hätte. Vom Hellsehen zu unterscheiden ist die Telepathie. Sie wird nur noch von„Skeptikern uin jeden Preis" bestrillen. Die Telepathie kommt dem Kausal bedürfnis, also der Beant- wortung der Frage„W a r u m" insofern entgegen, als die Experi- mente sich gegebenenfalls erklären lassen aus der Elettrizitätslehre und chrer Anwendung bei der Uebertragung elektrischer Wellen. Die Tatsache, daß der menschliche Organismus elektrische Energie
besitzt, ist ja heute allgemein bekannt. Aber: es gibt keine Telepathie in dem Sinne, daß man einem Medium Sätze, Befehle, Rechenaufgaben exakt und zu beliebiger Zell und in b e- l i e b i g e r Entfernung übermitteln könnte. Schneickerts Wort gilt auch hier bezüglich der Telepathie:„Es gibt kein Hell- sehen aus Kommando." Häufig sind dagegen Ahnungen, Empfindungen betreffend weit entfernte Er- eignisse. Herausfühlen, ja auch Herauslesen von geistigem Besitz aus dem Gehirn anderer Personen durch tele- pathisch begabte Medien. Inwieweit im einzelnen Falle K o m- bination, gerissene Beobachtung, geschicktes Aus- fragen, unbewußt verlausend« momentane Einfühlung(die sogenannte Intuition) eine Rolle spielen, läßt sich nickst immer schnell entscheiden. Aber festzuhallen ist, daß wir tatsächlich ein „dunkles" Gebiet vor uns haben, auf dem der Wissenschaft- lich-exakte Forscher nur schwer vorwärts kommt. Und so viel steht auch fest, daß Leute, die mit dem Okkultismus Geschäfte machen, ä u ß e r st vorsichtig zu beurteilen sind. Or. Seelinx.
Standlager a m Fuße des Varfambek, Hemshistan in Kleinasien . Freitag, 22. August 1930. Gestern ist der stolzeste von allen, der das ganze Gebiet über- ragende, nach unseren neuen Messungen 3550 Meter hohe Katsch- gar Dag gefallen. Damit ist das Hauptziel unserer Expedition gesichert. Nun bleibt noch die nicht minder wichtige, mühevollere, weniger an- spornend« Arbeit zu tun übrig: das Gelände rund um unser Stand- lager so weit wie möglich zu erforschen, Gebirgszüge und Flußläufe aufzunehmen und die anderen, umliegenden wichtigen Gipfel und Aussichtsberge zu besteigen. Mit einem Freunde werde ich morgen den weitcsten Vor- stoß nach Süden machen. Während ich vor dem Wind ans dem Innern' des Hochlandes von Armenien in das Zelt gekrochen bin, um schnell diese Zeilen zu schreiben, wird draußen der Höhen- Proviant verteill. Die Treiber kommen mit einem geschlachteten Hammel zurück, den die morgen diensthabende Küchengruppe als Festssien schmoren wird. Die anderen Kameraden, selbst die allen Herren, sind in bester Stimmung. Jeder hatte sein Möglichstes getan. Ein paar mühsam gefangene Forellen und freiwillige Nachtwache können den Erfolg einer solchen Unternehmung, die auf der Mitarbeit und Kamerad- schaftlichkeit aller Beteiligten ausgebaut ist, ebenso sicherstellen wie die gewagtesten Klettereien und langen Märsche der jungen Berg- steiger. Es handelt sich gar nicht darum, wer als erster oben war und wer die gefährlichsten Sachen gemacht hat. sondern gemeinsam ist die Arbeit, gemeinsam ist der Erfolg und die Freude an dem Gelingen. Anders ist eine solche Fahrt, die nur mit den geringen eigenen Mitteln der Beteiligten unternommen wurde, auch nicht möglich. Das beste Beispiel gab unser Führer. Nur durch seine Erfahrungen und Kenntnisse von früheren Expeditionen durch Ruß- land und Lappland wurde die Reise überhaupt möglich, zumal durch die Einreiseverweigerung nach Sowjetruhland unser Ziel kurz vor der Abfahrt umgestellt werden mußte. Aus einen Vorschlag von R i ck m c r- R! ck m e r s wurde dann der Transkautasus, insbe- sondere die wilde Bergwelt Lasistans, in derem schönsten Teil wir jetzt liegen, ausgewählt. Und unser Leiter sagte in einem Gespräch vor einer halben Stunde zu mir, daß er überrascht sei von der Schönheft und Unberührtheit dieses Gebietes, das ihm bedeutungs- voller erschein« als die vorjährige Fahrt in den russischen Teil des Zentralkaukasus. Jetzt steht er draußen am Feuer und kocht die allabendliche Maggisuppc. Unermüdlich sorgt er während der Zeil des Stand- lagers für unsere leiblichen Bedürfnisse, lehnt jede Hilfe ab und seiner erfahrenen Kochkunst ist sowieso niemand gewachsen. Früh gehen alle heute zu Bett, d. h. ins Zelt auf den harten Boden, auf dem wir trotzdem besser schlafen, als mancher auf Daunenkissen, denn morgen wird ein schwerer Tag sein. Ich schreibe aus dem schon fertig gepackten Rucksack. Schnell bricht draußen die Dunkelheit herein. Es ist nach europäischer Zeit er st halb sechs Uhr. Ich schließe die Zellwände vor dem Sturm, lege mich in den schmalen Raum zwischen zwei andere Kameraden, der noch für mich srei ist, und werde bald auch in den bleiernen Schlaf der wohltuenden Müdigkeft versinken, vereint mft der erwartungsvollen Freude auf den kommenden Tag. Auf 3 Uhr morgens ist der Wecker gestellt. Sonn lag, 24. August 1930. Bell» besten Willen fand ich gestern keine Kraft und Zell mehr, das Tagebuch fortzusetzen. Nach tunszehnstündigem, un- unterbrochenem Marsch waren wir bei Dunkelheit wieder im Lager angekommen. Dort gab es Hammelsuppe und Hammel- braten und dann halle der Körper einfach sein Recht aus Ruhe geltend gemacht. Nur um etwas auszuspannen, hatte ich wich mit den Kleidern hingelegt— ich sollte eigentlich nochWnen Bericht geben— und wachte erst tief in de, Nacht wieder auf. Meine Freunde hatten versucht, mich zu wecken, aber es war aus- sichtslos. Auch in der Nacht hatte mich nur ein unheimlicher D u r st hochgebracht und nachdem ich diesen an dem eisigen Bach- wasier gestillt hatte— die Nachtwache Halle mich beinahe über den Haufen gerannt, weil ich vor Müdigkeit vergessen hatte, mich zu melden— schlief ich unbekümmert weiter bis in den Sonnenschein des heutigen, allgemeinen Ruhetages hinein.
Mit Baden, Kleiderreinigen und Steinesammeln oerbrii'gen die anderen den Vormittag. Ich will schnell versuchen, die Eindrücke und Erlebnisse des gestrigen Gewallmarschcs wiederzugeben: > ZKieder wie am Tage der Besteigung des Katschgar Dag waren wir noch in der Dunkelheit aufgebrochen. Krampfhaft umschließt die Hand den kalten Griff des Eispickels, vorsichtig vorwärts tastend, Steinkolosie und gefährliche Spalten, unter denen rauschendes Wasser gurgelt, unterscheidend. Denn schon wenige hundert Schritt über unserem Lager beginnen die langen Moränenhalden, die in dem düsteren Grau der Dämmerung einem wogenden Stein- meer gleichen, unberechenbar und unübersehbar. Wir halten uns deshalb rechts an den aufsteigenden Rand eines Berges, dem wir nur zu folgen brauchen, uni auf den Uebergang zu kommen, der nach dem südlichen Kessel führt, den wir schon zwei Tag« vorher gesehen hatten. Bis wir uns hinaufgekeucht haben— zwei Stünden starker Anstieg in scharfem Tempo— hat sich die Sonne durchge- tämpst. Blaugewaschcn vom jagenden Wind strahlt in heller' Durch- sichtigkeit die Höhenluft. Weit unten im Tale, dem Meere zu, stehen unbeweglich die dicken, milchigen Wolkcnmassen. Unser fernes Ziel gewährt uns nur eine kurze Ruyepause. Schokolade, harter B r o t f l o d« n und ein Schluck Tee frischen uns auf, dann geht es in noch schnellerer Gairgart die glallen Hänge hinunter zu dem großen See auf der anderen Seite der Katschgar-Dag-Kette. Damit haben wir schon das eigentliche Ge- biet von Hemshistan verlassen, denn dieser Gebirgszug ist die Grenze zwischen dem Küstenstrich und dem inneren Hochland von Armenien und zugleich auch die politische Scheidewand zwischen dem Wilajet Rize und Erjerum. Leider ist dieser Kessel zwischen den Bergen noch voll- ständig unbewohnt. Wohl werden Kühe und Pferde ans den saftigen Wiesenstrecken, aber die Steinhöhlen der Hirten liegen tief unten im Tale, wohin wir nicht gehen dürfen, wenn wir unser Ziel, einen hohen Aussichtsberg im Süden, von dem uns jetzt noch zw«! andere Bergzüge und dazwischen wahrscheinlich breite Hoch- täler trennen, erreichen wollen. Außerdem war es uns zu gefährlich, allein und ohne der Sprache mächtig zu sein, in diese fremde Menschenwell einzudringen. Denn die hier lobenden Reste der Armenier, die Kemal Pascha noch nicht vertrieben hat und die zwangsweise angesiedelten Türken haben mit den Lasen keinerlei Verbindung. Auf der Schart«, über die wir gezogen waren, dem niedrigsten Uebergang zwischen den beiden Hochtälern, war nicht die gering st e Spur eines Weges. Die Karawanenstraße nach Erserum geht von Trapezunt aus und so wird sich noch kein kühner Prometheus gefunden haben, der sich von seiner Sippe entfernte und über die gefährlichen Berge nach dem fremden Volke zog. Für diese Menschen sind die Berge noch üvergroße Naturgewalt, zu der man aufsehen, die man aber nicht bezwingen kann. Ein Beweis für die Abgeschlossenheit der beiden Telle des Gebirges sind die gleichen Namen für Flüsse, Ortschasten und Berge. Wir hatten das sogar bei unserem Marsch zum Lager beobachten können. Dreimal waren wir durch Ortschaften mit dem Namen O r t a Kay gekommen und keiner der Einwohner hatte eine Ahnung, daß in kurzer Entfernung ein Dorf mft der gleichen Bezeichnung bestand. Es wurde heller Mittag, bis wir auf den Grat des höchsten Gipfels kamen. Wir mußten ohne halt weitereilen, wenn uns nicht die Dunkelheit in den Bergen überraschen sollte. Zum Glück war das letzte Stück verhältnismäßig leicht. In einer knappen Stunde waren wir auf dem Gipfel und hatten die schönste Rundsicht van unsercr ganzen Fahrt. Bor uns lag im trüben Dunst der flimmernden Hitze das ganze Hochland von Armenien . Schwach zeichnen sich die viereckigen Konturen des Arrarat in den Himmel. Grün schimmern die Täler, die weiten, undurchdringlichen Urwälder, die an die Berge geschmiezten Dörfer, bis sie in das unterschiedslose Grau der Ferne untertauchen, wo Hiinmel und Erde nicht mehr zu trennen sind. Auf der anderen Seite liegt das kohlenschwarz« Baldasch-Gebirge. Ausläufer des Zentralkaukafus schieben sich in die dichten Woltenmassen ein, die rückwärts über dem Meere und den Vorbergen Lasistans liegen. Wir bauen schnell einen Steinmann, versenken darin unsere Namen, schreiben den Stand des Höhenmessers auf und beeilen uns, zu den zurückgelassenen Rucksäcken zu kommen, denn eine dunkle Wollenwand kündigt das tägliche Gewitter an. Karl Moclkr.