Düffeldorf, 18. november.
Ja der Straffache gegen den Maffenmörder Peter Kürten teilt die Justizpreffeftelle Düffeldorf mit, daß der Ungefchuldigte zur Beobachtung auf seinen Geisteszustand in die Provinzial- Heil- und Pflegeanstalt Bedburg- Hau übergeführt ist.
Bedburg- Hau , das ist flachstes und plattestes Land. Ein paar Katen zwischen Wiesen, Feldern und dürftigen Föhrenwald, das Ganze ein bißchen vernachlässigt, wie es Grenzstriche nun einmal find. Das nächste holländische Zollhaus ist faum zwei Wegstunden entfernt. Von Cleve aus fährt man dahin über schlechte und schmale Wege mit Dornheden rechts und links.
Insel der Seligen? Wer weiß denn, ob die Umnachteten nicht manchmal glüdlicher find als mir, denen die Augen so oft schmerzen, weil diese Welt zu hell und-grell erleuchtet ist? Und nicht nur bie Augen... Da, in Bedburg- Hau , ist ein König von Babylon" mit Selbstgefertigter Mitra aus elendem Zeitungspapier. Und ein ,, Rotkäppchen" im Alter von 73 Jahren, die sich in die Latrine ein sperrt und dort sich in ihrem Knusperhäuschen wähnt. Jawohl, man ist unter Berrückten, vielleicht unter Glücklichen.
In einem großen Naturwald liegen freundliche Pavillons wie eingebettet. Saubere Kieswege dazwischen. Ein tiefer Graben trennt den Bereich der Männer von dem der Frauen, und nur Oberwärter und Chefarzt haben den Schlüssel zum Torverschlag an der einzigen Holzbrüde. Nur die Leere und Stille dieser Stadt im Grünen drückt. Hin und wieber sieht man jemand, der das braune Laub mit großen Rechen zusamenkratzt, ein alter Mann mit dem festgefrorenen Lächeln des harmlosen". Ringsherum liegen Gutshof, Gärtnerei, Biehweiden, Schweineherden und liefern ihre Produkte in diese grüne Stadt. Man denkt an die Gründungen des utopischen Sozialismus des Bormärz.
Aber das alles ist ja die eine Seite von Bedburg- Hau , wenn man so will, die freundlichere. Auch diese Irrenstadt hat ihr Elendsquartier. Das ist die Bewahranstalt". Dantes Hölle mit einem harmlosen Namen! Wer da eintritt, läßt alle Hoffnungen hinter sich
Sie liegt im legten Zipfel des Partes, ganz von Baum und Buschwert umhüllt. Aber steht man plöglich vor dem grauen Fortgemäuer, fnirscht das schwere Eisenportal des ersten Absperrungsringes in den Angeln, meldet sich dann dahinter der grau uniformierte Bärter mit dem umgeschnallten Revolver, militärisch. barsch und mürrisch dann wisse, daß ein Gang in die letzte Tiefe menschlichen Elendes vor dir liegt. Hier ist das Grauen schlechthin, wie in einer Festung bewacht, zwischen Stahl und Stein eingefargt, die Unterwelt, die nicht zur Sonne hinaufsteigen darf, um der Sonne wegen. Hier ist das wahre Jenseits von Gut und Böse, Satan mit dem Paragraphen 51, eingescharrt und mit Zentnerblöden beschwert.
Denn das ist die Bewahrung jener Berbrecher. über die das Strafgesetzbuch nicht mehr zu richten vermag, weil ihre Tat sich in die unentwirrbaren Rätsel der Bestie im Menschen vertor. Hier rütteln sie an ihren Käfigstangen, die Lustmörder des Wahnsinns,
die Brandstifter der Feuergier, die Totschläger aus Tobsucht. Hier schweigt der Richter, aber auch der Arzt zudt oft die Achseln. Macht hat allein die Uniform des Bärters, der umgeschnallte Revolver.
Tierisches Gebrüll fällt den Eintretenden an. Es ist, wie während der Fütterungsstunde im Raubtierzwinger. Man hält fich stumm hinter dem Wärter, der den schmalen Gang zwischen den Käfigen abschreitet.
Manche sind zu zweien und breien hinter ihrem Gitter ein gesperrt, das von allen Seiten zugänglich bleibt, damit sofort von außen mit bereitliegenden Stangen zugesprungen werden tam, wenn es wild wird.( Macht es der Dompteur anders?) Grob gehobelter Tisch und Schemel, darunter ein Estrog, find das einzige, was hier die Verbindung in die Menschlichkeit hinüber aufrechterhält. Sie flammern sich an die Eisenstäbe genau so wie die großen Sagen der Menagerie, und ihre Augen fladern hinter jedem Schritt her, den der Bärter tut. Manche springen mit gurgeinden Schreien den Besucher an. Der beschuldigt den Arzt, daß er ihm täglich Gift in das Essen menge, der brüllt, der Bärter habe ihm sein Kind geraubt. Sie leben zusammen in ihrem Käfig, weil sie fich so selbst zähmen und bändigen mögen. Oft fliegt auch frachend ein Trog oder ein Stuhl gegen die Gittermand.
Manche aber auch sind in der Einzelzelle. Wer den Beobachtungsschieber öffnet, prallt zurück, weil er in ein düster glotzendes Auge geschaut hat. Nur ein Auge so lauernd stand der Insasse hinter der Kerkertür.
Das Problem unzurechnungsfähiger Berbrecher. Bewahrung? Man rebe nicht von Humanität. Hier ein unsinniger Begriff. Das ist schlimmer als die Guillotine. Das ist die Gruft.
Ganze Menschen sind diese Aerzte, felbft an jene legte Ber zweiflung am Menschen mit unfäglicher Geduld, mit, man möchte fast fagen, fanftmütigem Antasten an das Problem, das vielleicht nie ganz lösbar sein wird, feiner Zeit und feiner Gesellschaftsordnung, hingegeben. Schnell fertig ist ja der Laie hier mit dem Wort: Wäre es nicht besser, wenn.?" Bor ein paar Tagen hatten sie eins von den Menschentieren freigelaffen. Am Tage darauf stürzte es sich schon wieder mit dem Schustermesser auf ein Schulmädchen und schlißte ihm den Bauch auf.
Die Aerzte verneinen. Berneinen es mit einer Art hartnäckiger Trauer. Sie sind sicherlich nicht alle Sozialisten. Aber sie sind Aerzte.. Sind die Aerzte da, um zu töten? Ihre Aufgabe gilt dem Leben und nicht dem Tode. Und ihr Recht, aber auch ihre Pflicht geht nur so weit. Das ist, wer es verstehen will, eine ganz flare Antwort.
Man bespricht mit ihnen alle Winkelzüge des Problems der Unschädlichmachung des unzurechnungsfähigen Verbrechers. Unfruchtbarmachung? Tötung auf ärztliche Konzilgutachten? Der Fragenfompler verwirrt sich um so stärker, je mehr man ihn durchdenkt. Was aber unmeisbar als die harte Notwendigkeit aus allem Wenn und Aber, auch der Weltanschauungen, hervorleuchtet, ist das eine: Sicherung der Gesellschaft! geht das H. F.
Genau bis zu diesem Punkt Recht der Menschen an den Menschen.
aber wo ist er?
3m Kreislauf der Konzertsaison
Wir sind nun mitten brin in dieser unlebendigen Konzertsaison, die halt meiterläuft wie das Leben, das nie stillsteht. Während politische Sorgen, wirtschaftliche Nöte alles Denten und Fühlen bewegen, begibt es fich Abend für Abend, daß die Säle fich mit Menschen füllen, bie tommen, um zwei Stunden Mufit zu hören; wir wissen nicht, fommen fie aus träger Gewohnheit, aus Interesse oder aus Sehnsucht nach fünstlerischer Erhebung, aber wir fühlen, daß die Institution dieser Konzerte den inneren Sinn, den fie allmählich verloren hat, heute nicht zurückzuerobern vermag. Orchesterabende.
Furt
Die Macht der Ueberlieferung, die den Organismus des Konzert lebens noch zusammenhält, behaupte: fich am fichersten in den großen Sinfoniekonzerten; in den Höhen ist von drohender Auflösung wenig zu spüren. Aber ein Zufall der letzten Woche zeigt auch hier die Gefahren einer Bewegung sozusagen im Kreis, von der nicht weit zum Leerlauf der Erstarrung ist. Selbstverständlich, nur Zufall ist es, daß im Verlauf von acht Tagen zwei Pro: gramme der großen Sonntagmittag- und Montagabend- Konzerte in der Philharmonie einander in der Anlage zum Verwechseln ähnlich sind. Programm des zweiten Bruno Walter Konzertes: Beethoven- Ouvertüre, Beethoven- Sinfonie, Solisten nummer, zum Schluß eine Orchesternovität von Ravel . wänglers Programm für das dritte Philharmonische Konzert: Beethoven- Ouvertüre, Beethoven- Sinfonie, Solisten nummer, zum Schluß eine Orchesternovität von Ravel . In der Brogrammgestaltung befundet sich der freie, persönliche Wille des Dirigenten, aber wie gebunden ist dieser Wille durch Gegeben heiten. Bei Walter also hören wir, in vollendeter Wiedergabe, das zugleich feffelnde und glänzende Orcheſterſtück, das der Franzose Ravel aus Mussorgskys„ Bilder einer Ausstellung" gemacht hat, dieser kühnen Folge dämonisch inspirierter Klangvisionen; vorher fingt Sigrid Onegin Mahlers Lieder eines fahrenden Gesellen", die wohl nicht ganz ihre Sache sind. Bei Furtwängler , in hinreißender Darstellung, Ravels Bolero", ein Meisterstück moderner Orchestervirtuosität; vorher spielt Bronislaw Huberman , furz gefagt, der größte Geiger der Gegenwart, Tschaikowskys„ Violin fonzert". Furtwängler ist in der IV. Symphonie, wie selten, auf feiner Höhe. Walter mufiziert die Paftorale mit der Abgeklärtheit, Innigfeit und unbeschwerten Heiterkeit des Grundgefühls, durch die er diesem Bert wie taum ein anderer nahe tommt. 3wei große Abende; aber, so verschieden die beiden Musiterpersönlichkeiten und so verschieben die Grundlagen, auf denen die Institution der Phil harmonischen und der Bruno- Walter - Konzerte ruht, hier wie dort fühlen mir die bange Frage lauern, von der heute feine Erscheinung des Konzertlebens mehr ganz verschont bleibt, die Frage, wie lange noch diese Formen und die darin angelegten Werte unangetastet bleiben werden.
Am Pult der Philharmonie erscheint als Gast Sir Thomas Beecham , der berühmte englische Musiker und Musikorganisator. Die Eindrücke, die er in einem bunten Programm vermittelt, sind
nicht sehr tief, aber der Dirigent bestätigt sich von neuem als über legenen Orchesterführer und seine starte Wirkung auf Spieler und Hörer ist unbestreitbar. Beim Berliner Sinfonieorchester gibt es nicht so glänzende Gäste; zum Glüd gibt es überhaupt weniger Gastdirigenten als in den legten Jahren, die künstlerischen Verhältnisse haben sich stabilisiert, und damit, mie es scheint, auch das Interesse ihres Publikums. Ihre Sonntagstonzerte bieten ein erfreuliches Bild. Zekthin, unter Ernst Kunwalds Leitung, hörte man dort als Uraufführung eine, Deutsches Rofoto" genannte Suite für fleines Orchester, von Feliz Günther nach alten, wenig bekannten Meistern bearbeitet. Deutsches Rototo, das Klein bürgerliche herrscht vor; auch eine„ Aria ", die Kaiser Joseph I. persönlich komponiert hat, fällt nicht aus dem Rahmen. Die hübsche Arbeit( bes Bearbeiters), die teine hohen Ansprüche stellt, wird manchem Orchester willkommen sein.
In der Singakademie feßt die Stammermusit.Bereinigung des Deutschen Musiker- Berbandes, das Bach Orchefer, unter der Leitung von Wolfgang Herbert seine Bemühungen um alte Musik erfolgreich fort. Der zweite Abend, mit knapperem BroDittersdorf, Bivaldi; im Zusammenspiel ist ein schöner Fortschritt gramm als der erste, bringt Instrumentalwerke von Bach, Händ 1, wahrzunehmen.
Gesangsabende.
Berühmte Sängernamen, das heißt berühmte Stimmen, üben noch immer ihre Anziehungskraft aus Jan Kiepura , durch den Tonfilm populär geworden, erscheint auf dem Bodium der Phil harmonie; feine Tonfilmpopularität sollte seine Kritiker nicht verführen, seine fünstlerischen Anlagen zu unterschätzen; aber sie sollte auch ihn nicht verführen, die gewohnten Ansprüche eines Berliner Konzertsaales zu unterschäßen und sich auch hier nur auf den Zauber Kurz nacheinander find im einer Tenorstimme zu verlassen. Konzert Heinrich Knote und Leo Slezat zu hören; beide verteidigen alten Sängerruhm mit bewundernswert jugendlichen Kräften: erstaunlich der unzerstörbare Glanz dieser Stimme, die der Münchener Wagner- Sänger Knote fich im Kampf gegen das Wagner- Orchester bewahrt hat; und gewinnend, mitreißend bel Slezat immer wieder die Wirkung dieser herzlichen, echten Sängerpersönlichkeit. Und in der Erinnerung haftet ein Arien- und Liederabend des Russen Michael Gitomsty: ein imposantes, ausdrucksfähiges Organ und eine leberlegenheit der Gestaltung, vor allem in russischen Sachen, die an Schaljapin erinnert. Auf teinem Gebiet gibt es soviel Nachwuchs", wie auf dem des Stonzertgefanges. auf feinem soviel früh enttäuschte Hoffnungen. Marie- Luise Dön boff, tie in einem Einführungs- Kurztonzert präsentiert wird, ist eine Hoffnung, die vielleicht nicht enttäuschen wird.
Abseits vom Betrieb.
Brecht indemiths Lehrstüd, das eine neue Gattung begründet hat, ist in Berlin nie öffentlich gehört worden, und aus Gründen privater Art soll es auch weiter nicht an die Dejfentlichkeit
Lommen. Nun hat die Volksmusikschule der Musikanten gilde sich daran gemacht und bringt es in geschlossenem Kreise zur Aufführung. Aufführung", das ist, wie der Beiter, Dr. Reich enbach, einführend erklärte, nicht das rechte Wort; denn das eben ist der Sinn eines solchen Wertes: es soll nicht, wie im Konzert, vor Hörern aufgeführt, sondern diese sollen zur Mitarbeit herangezogen, zu Mitwirkenden gemacht werden. Es war teine Darbietung, es war ein künstlerischer Uebungsabend, Musizierabend einer Schulgemeinschaft, und für den Unbeteiligten war es eine Freude, festzustellen, daß mit Sinn, Verständnis und innerem Anteil gespielt und gesungen wurde.
Und auch an eine Stunde Musik im Redendorf Haus denkt man gern zurüd, eine Stunde unter der Barole Kinder machen Musit". Ausführende: Kinder von der Uebungsschule des Hochschulseminars unter Leitung von Frieda Loebenstein und Mitwirkung von Lotte Schlesinger. Man sah und hörte musikalische Kinderspiele; darunter Paul Höffers„ Das schwarze Schaf": zum Schluß Hindemiths„ Wir bauen eine Stadt", in der Tat ein Stüd von findlich- suggestiver Lustigkeit: eine schöpferische Leistung wo sie nach herkömmlichem Anspruch am wenigften erwartet wird.
Capitol.
unter
Das Libretto dieser Zeharschen Operette wird durch die Berfilmung nicht geistvoffer. Die Bertitschtheit tritt vielleicht noch flarer hervor als auf der Bühne, trozdem die Bearbeiter ihnen figuriert auch Anton Ruh durch eine Rahmenhandlung den Stoff entwirklichen wollen. Leider ist diese Rahmenhandlung ebenso schlimm wie die Vorgänge in der Operette.
Es wirft wie eine Parodie, wenn der indische Fürst, der bei einem Gartenfest Das Land des Lächelns " aufführen läßt, feiner Liebe zur Gesandtentochter Balet fagt, weil er, durch den Inhalt der. Operette bezwungen, erkennt, daß die eheliche Berbindung Während der Fürst mit echt asiatischer Weisheit resigniert den zwischen Asiaten und Europäer zu teinem guten Ende führt. Mond und die Sterne betrachtet, sinkt die fleine entromantisierte Liesl in die Frackarme des gestrafften Bruno Kastners. Sehr weit scheint es jedenfalls mit der asiatischen Weisheit nicht her zu fein.
Ist die Einkleidung der Operette verunglückt, so bietet die Regie Mag Reichmanns einen Ausgleich.„ Das Land des Lächelns" soll auf einer Gartenbühne gespielt werden, aber Reichmann durchbricht diesen eng gespannten Rahmen, er gibt schließlich die Illusion eines wirklichen Vorgangs. Rein szenisch wirten seine Bilder start, fie sind auch dramatisch bewegt und filmisch empfunden.
Das Beste bleibt jedoch die Musit, die diesmal ohne nennens werte Verzerrungen und Tonschwankungen herausfommt. Hat Lehar hier auch nicht mehr die sprühende Kraft der Melodie, so macht er aber eine sehr fultivierte, vor allem in der Orchesterführung beachtenswerte Mujit. Margit Suchy und Tauber, beide tarstellerisch Mittelmaß, singen prachtvoll. Georg John spielt einen Hundertjährigen mit grotesfer Eindringlichkeit. F. Sch.
Einafter Abend. Rose Theater.
Lange Jahre war ich nicht in Berlins nordöstlichstem Theater: bei Bapa Rose. Man ist erstaunt, in der Weltstad: noch so ein Fas milientheater zu finden Die Zuschauer tennen fich, in der Pause wird gepräpelt und für 20 Pfennig ein Glas Bier oder eine Lasse Kaffee getrunken. Nachmittags gibt's Theater mit Kaffeeplausch und oben auf der Bühne ist auch Familienbetrieb: vier Mitglieder der Familie Rose Paul Rose( als Regisseur), Hans Rose( als dummpfiffiger Diener und schwadronierender Reisender) und Traute Rose( als singende und tanzende Galathee) sind in den Hauptrollen beschäftigt. Hier wird noch richtig Theater gespielt; richtiges altes Theater ist vor allem„ Der Diener zweier Herren", Goldonis noch an die Stegreiffomödie mit stehenden Figuren erinnerndes Lustspiel. Zum Schluß des drei Stunden langen Abends Thomas' banerische Bosse Erster Klasse", mit voller Draftit und Freude am Klamaut vorgeführt. Dazwischen gar ein Operettchen: Suppés Schöne Galathee" mit Tanz einlagen. Alles Happt brillant, bas dankbare Bublifum amüsiert fich großartig, und der gestrenge Kritikus freut sich über so viel name Theaterfreude.
aus.
D.
Die Utademie stellt in ihren vorderen Sälen, gegen den Pariser Blaz zu, Handzeichnungen des 1916 gestorbenen Otto Greiner Wenn man ,, Atatemie" im alten Sinne meint, so gehören diese Blätter allerdings in besonderem Maß hierher; es sind typische Produkte akademischen könnens, technisch glänzend entwidelte Ab schilderungen einer Wirklichkeit, die wie aus totem Stoff gebildet wirft, auch wo sie das Lebendigste darstellt: blühendes Fleisch. Man Leipzig und Rom vorliegt, nicht bloß deshalb, weil Greiner sein fann nicht um die Feststellung herum, daß hier eine Kreuzung von Leben zwischen seiner Vaterstadt und Rom geteilt hat, sondern meil da wirklich eine Art sächsischer Ausgabe des Deutsch- Römers" vorliegt. Uebrigens gilt das ja auch von Slinger, und in ver schärftem Maße. Die zugespigte Gedanklichkeit und blutleere Unfinnlichkeit der Bhantafie tritt bei Greiner in etwas versöhnlicherer Gestalt auf als bei Klinger; er war sich der Grenzen seiner und der meister; er hat faum über die Darstellung der unmittelbaren Sichtbildenden Kunst überhaupt deutlicher bewußt als sein Freund und barkeit hinausgestrebt. Das macht den Wert seiner Zeichnungen
aus. Es sind strenge und gewissenhafte Altstudien, Akademie im besten Sinn. Ihr Nachteil liegt auf der Seite des Phantasiemangels. Es gehört schließlich auch zur äußersten Strenge afademischer Naturnachahmung ein bißchen Freiheit in der tünstlerischen tabinett. An dieses Negative streift Otto Greiner oft bedenklich. Vorstellung, und wo die fehlt, wird die Natur zum Wachsfiguren
Paul F. Schmidt.
Reinhardts„ Sommernachsiraum" ift in seiner neuen Gestalt mit dem Einheitsbühnengerüft ins Leffing- Theater übergefiedelt und übt bort nun den gleichen Bauber aus wie zuvor im Stammhause. Es gibt einige neue Besetzungen, mit denen man gerne zufrieden ist. Thimig ist jetzt der Weber Zettel. Weber, ein braver Bürger, der als Pyramus fich mächtig fühlt. Ro in a. nowiti lispelt eine Thisbe auf die furioseste Art, und Tony von Eyd ist ein pausbädiger, frischer und natürlicher Bud.
Edith Herrnftädt- D- ffingen liest auf Einladung der Boltsbühne am Totenfonntag, abends 8 Uhr, im Bürgerfaal des Rathaules, Gingang Königstraße, Auszüge aus Kriegsbriefen und Dichtun en Gefallener. Einlagfarten( 0,60 Marl ) in den Verlaufsstellen der Boltsbühne und ant Saaleingang.