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3talien fürzt Gehälter.

Aufrollung des Organ fationsproblems.

Rom  , 18. November.( Eigenbericht.)

Der Ministerrat hat die Herabsehung aller Gehälter und Löhne sämtlicher Staatsbediensteten ab 1. Dezember um 12 Prozent beschlossen, auch die aller Bediensteten der Gemeinden und der halbstaatlichen Unternehmungen. Die Gehälter bei den halbstaatlichen Unternehmungen werden von 40 000 bis 60 000 um 25 Prozent, von 60 000 Lire an um 35 Prozent herabgesetzt. Die Re­gierung begründet ihre Maßnahmen mit dem Staats­defigit.

Der Ministerrat beschäftigte sich in den letzten Tagen vor cllem auch mit dem Problem der Syndikate. Wie wichtig dieses Problem der Arbeiter- und Unternehmersyndikate in der gegenwärtigen Strise geworden ist und wie start das ganze torpo­rative System, das auf ihnen basiert, bedroht erscheint, verrät ein Leitartikel des Corriere della Sera  " ziemlich offen. Der Ber­faffer ist Augusto Turati.   der gewesene Generalsekretär der Faschistenpartei. Er flagt, daß schon seit einiger Zeit ein intensiver antisyndikalistischer Wind wehe. Alle Schuld an der Wirtschaftskrise wollten diese Leute dem korporativen System geben.

Vor allem Unternehmer behaupten, daß diefes Zwangs­system ihre private Jnitiative schwer behindere und daß dadurch die Wirtschaftsbeziehungen starr und unsicher würden. Surati betont, daß es heute Leute gebe, die das Gegenteil für richtig halten. Diese Leute bewiesen, daß die faschistische Auffassung noch teineswegs gefiegt habe, aber es gebe mur zwei Wege: entweder die volle Annahme der Thesen des Regimes oder die volle Ablehnung und damit die Wiedergeburt der freien Gemert chaften und des freien Unternehmertums.

Das Unternehmertum scheine solche Sehnsucht nach Freiheit zu haben, daß es sogar den alten Kampf mit den freien Gewerk­schaften dem jetzigen System vorzuziehen scheine.

Turati aber verlangt eine noch schärfere Eingliederung der gesamten Arbeitsfräfte in das korporative System und Ausschließung aller, tie fich nicht fügen wollen. Es ist aber nicht mehr zu leugnen, daß heute die Arbeiter schon wegen des Vorgehens der Unternehmer gegen das System genau so unzufrieden sind wie die Unternehmer, gegen die Turati wettert.

Baffanefi vor Gericht.

Aber der Faschismus unter Anflage.

Lugano  , 18. November.( Eigenbericht.) Am Montag begann vor dem Bundesstrafgericht in Lugano  ber Prozeß gegen den antifaschistischen Flieger Bassa­nesi. Trog der gegenteiligen Bemühungen des schweizerischen Bundesrats und des Gerichtspräsidenten scheint der Prozeß zu einem Strafgericht über den Faschismus zu werden. Bassanesi, der bis jetzt den Namen feines Begleiters auf dem Fluge nicht bekanntgegeben hat, betennt fich frei zu feiner Tat, für bie die Brutalität des faschistischen Regimes verantwortlich sei. Der mitangeflagte ehemalige Chefredakteur des Corriere della Sera  " fagte, der Leffin, in dem demokratische Italiener   sich selbst regieren, sei der Beweis dafür, daß auch Italiener   unter der Freiheit ges beihen. Der Angeklagte Rolfelli, deffen Flucht von der Insel Lipari   feinerzeit großes Aufsehen erregte, schilderte in ergreifenden Borten sein Schicksal: Ich hatte in Italien   ein Haus, hat hatte eine genommen, ich 3eitung, man hat mich daraus pertrieben, ich hatte einen Lehrstuhl, man hat ihn unterdrückt. Man hat mich ins Ge­fängnis geworfen und deportiert. Ich hatte Freunde, Matteotti  und Amendola, und andere. Man hat sie getötet. Alle Mittel der Unterdrüdung werden angewendet, Aber Aber mir merben weiter fämpfen."

man

es mir

In der Dienstag- Berhandlung schilderte Filippo Turati  , der Führer der italienischen Sozialisten, als Zeuge den Angeklagten als einen stillen, ruhigen und für die Sache der Freiheit und seines Baterlandes opferbereiten jungen Mann. Graf Sforza er­flärte, die Angeklagten Bassanesi und Tarchiani hätten, wenn sie schuldig seien, für die Freiheit getämpft, die jedem Schweizer   heilig sein müßte. Auf die Frage nach seinem Wohnort antwortete Sforza, daß er in Rom   wohnhaft sei, zur 3eit aber ou Studienzweden in Paris   weile, da der Aufenthalt in Rom   für ihn unerträglich geworden sei. Der Staatsanwalt ftellte folgende Strafanträge: gegen Bassanesi fünf Monate Gefängnis, 1000 Franken Geldstrafe und Ausweisung aus dem Gebiet der Schweiz   auf Lebenszeit, gegen Tarchiani vierzehn Tage Gefängnis, 500 Franken Geldstrafe und Ausweisung aus der Schweiz   für zehn Jahre. Den gleichen Strafantrag stellte er auch gegen Roselli

Schwere Unruhen auf Sizilien  .

Paris  , 18. November.( Eigenbericht.)

Die antifaschistische Italia" veröffentlicht am Montag eine Bestätigung der schweren Unruhen, die in Sizilien   in folge der strengen Steuereintreibungsmethoden durch die italienische Regierung ausgebrochen sind. Danach sind nicht weniger als 500 Berhaftungen namentlich von Frauen vorgenommen worden, die sich an einer Revolte beteiligten. Die Tumulte nahmen nach der Italia  " so drohende Formen an, daß die Karabinieri ein­schreiten und von der Waffe Gebrauch machen mußte. Die Zahl der Verwundeten sei nicht bekannt.

Aufruhr in Barcelona  .

Es wird geschoffen.- Studenten und Arbeiter für die Republik  .

Glo Polnische

Wahlen.& i

Liste der

Regierung

Zettel

wahl

Pressemeldung: In vielen Ortschaften gelang es, auch den letzten Wähler an die Urne zu bringen...

Deutsch  - englische Sozialpolitik.

Arbeitszeit, Produktion und Kohlenmarkt.

Eine historische Leistung.

So nennt Lloyd George   die englische Agrarreform. London  , 18. November.( Eigenbericht.)

2ondon, 18. November( Eigenbericht). der Arbeitszeit vorgelegt, das die Vorauslegung zur Die am Dienstag zwischen dem deutschen Reichs. Unterzeichnung des Washingtoner Abkommens bildet. arbeitsminister Stegerwald und dem englischen Bergbauminister Shin well geführten Verhandlungen betrafen in erster Linie die Fragen der internativ: nalen Regelung der Arbeitszeit im Berg. bau und sind als Fortsetzung der im Juli dieses Jahres in Genf   begonnenen Besprechungen zu werten. Eine von der englischen   Regierung am Dienstagabend heraus gegebene offizielle Mitteilung besagt, daß die Verhand­Lungen zu einer Verständigung der beiden Minister geführt hätten. Gleichzeitig haben aber auch, wie der offizielle Bericht mitteilt ,,, informatorische Besprechungen über die wirtschaftliche Lage des europäischen Kohlen­marktes" stattgefunden.

Die englische Regierung strebt nach einer Regu. Tierung und Rationalisierung des eupp äischen Rohrenmarktes. Ihre Absicht ist, den Kohlenverkauf international 3# europäischen regeln und die Preisunterbietungen der verschiedenen Rohlenproduzenten auf dem europäischen   Markt zu ver­hindern. Die englischen Kohlenproduzenten sind mit den Plänen der englischen   Regierung einverstanden. Minister Stegerwald versprach die Absichten und Wünsche der eng. lischen Regierung der deutschen Regierung vorzutragen.

Labourregierung für Achiffundentag. Ratifizierung des Abkommens von Washington  .

London  , 18. November( Eigenbericht).

Als die erste Arbeiterregierung in 1924 dabei mar, das Washingtoner Abkommen über den Achtstundentag zum Gesetz zu erheben, wurde diese Absicht durch den Sturz Macdonalds und die Auflösung des Unterhauses durchkreuzt. Die darauffolgende tonservative, dem Achtstundentag abholde Regierung Baldwin ver­weigerte die Ratifitation. Am Dienstag hat die zweite Arbeiter regierung das Wert wieder aufgenommen. Margret Bondfield hat dem Unterhaus ein neues Gefeß über die Beschränkung

Landesverrat.

Die Pabft- Feier am Brenner.

Der Tiroler Heimwehrführer Dr. Steidle hat den mili tärischen Leiter der österreichischen Faschisten, eben den befannten Waldemar Pabst  , oftmals als den Mann mit der glühenden Baterlandsliebe" bezeichnet. Die Regierung Schober sah fich veranlaßt, diesen Pabst wegen hochverräterischer Bestrebungen aus zuweisen. Die Heimwehrregierung Baugoin- Seipel- Starhemberg hatte nichts Eiligeres zu tun, als diese Ausweisung aufzuheben. Wie er sich auf dem Brenner, nach Durchfahrt durch das so hart unterdrückte deutsche Südtirol   von den Italienern verabschiedet hat, berichtet das Faschistenblatt La Provincia di Bolzano" in folgender Weise:

Major Pabst: Ich spreche die Hochachtung und Be wunderung für den Faschismus und seine Drgane aus, es lebe der Duce, es lebe Mussolini  ! Ich schulde den italienischen   Behörden und dem Bolte großen Dant. Ueberall bin ich in einer Weise aufgenommen worden, die mich das Fernfein von meinem Vaterlande hätte vergessen lassen tönnen. Das faschistische Italien   ist sehr schön, bewunderungswürdig." Darauf die italienischen   Journalisten: Unsere Glückwünsche, Major, unsere Glückwünsche, daß Ihr und die Euren erreichen mögen, was der Faschismus in Italien   1922 gefchaffen hat!" Major Pabst: Das ist, die Bolschemisten aufreiben!" Die beiden Journalisten fügten hinzu: Die Kleritalen. Major Babit: Und die Demokraten," fügte er haftig, als tönne er es vergessen, hinzu.

Paris  , 18. november.( Eigenbericht.) Paris Midi" und Ciberté melden aus Barce. lona, daß es dort zu schweren 3ufammenstoßen zwi­fthen Arbeitern, Studenten und der Polizei gekommen ist. Die Polizei habe wieder in die Menge geschossen und durch ihr bru- Diese Gesinnung des Kappisten Pabst war längsi allgemein tales Borgehen eine ungeheure Aufruhrstimmung in befannt. Das hat seinen begeisterten Empfang durch die Heim der Stadt geschaffen. Un mehreren Punkten der Stadt habe die wehr... unter den Klängen des füdlich vom Brenner   verbotenen zur Berzweiflung getriebene Bevölkerung die elektrischen Andreas Hofer   Liedes nicht gehindert. Pfui Teufel, seid Ihr noch Tiroler?" fragt unser Innsbrucker   Parteiblatt deshalb die deutschen Faschisten. Aber auch der Tiroler Bauernrat protestiert auf das schärfste gegen diesen schändlichen Berrat an Südtirol   und erklärt klar, die Bauern würden mit einer Heimwehr,

Straßenbahnwagen umgestürzt und angezündet. Die Läden und Theater feien in aller Elle geschlossen worden. Wie in Madrid   sollen sich auch in Barcelona   die Studenten an die Spike der Bewegung gestellt haben. In Demonftrationszügen feien rote Fahnen mit Aufschriften wie Es lebe die Republik  "

herumgetragen worden.

die solches tut, nichts mehr gemein haben.

Mit 297 Stimmen der Arbeiterpartei und der Libe ralen gegen 216 Stimmen der Konservativen wurde am Dienstag­abend vom Unterhaus das neue Agrarge seg in zweiter Lesung angenommen. In der Debatte spendete 2loyd George der Regierung die höchst e Anerkennung für dieses Gesetz. Das einen außerordentlichen Fortschritt darstelle und in der Geschichte Englands historisch bleiben merde.

In der gleichen Zeit, als die Regierung ihren großen Erfolg im Unterhaus danonirug, murde ihr wieder einmal von dem Ober­haus ein Stnüppel zwischen die Beine geworfen. Die Regierung hatte in zweiter Lesung das internantonale Abfommen über die Sandelsfchiffabri porgelegt, das die Sicherheit des Matrosen­lebens betrifft. Trostem der Sprecher der Regierung ord Barmoor erflärte, die Regierung brauche die Annahme und Durchführung dieses Gefezes aus internationalen Gesichtspunktens so schnell als möglich, nahmen die Lords einen Antrag an, der pas Gefeß noch einmal in eine Kommission zurüdpermeist. Eisenbahnergewerffchaft gegen iede Lohnfürzung.

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London  , 18. November.( Eigenbericht.)

Als Antwort auf die angebrohte Lohnherabjegung durch die englischen Eisenbahngesellschaften haben die Gemert­schaften der englischen Eisenbahner bei den kommenden neuen Lohn­perhandlungen einen Mindestlohn von drei Pfund( 60 M.) pro oche beantragt. Jebe Lohnsenkung wird von den Eisen­bahnergewerkschaften entschieden abgelehnt. Diesem Borgehen haben sich auch die Werkstättenarbeiter angeschlossen. Sie erklären, daß sie unter feinen Umständen in eine Lohnherabsegung einwilligen, sondern daß es notwendig sei, die Löhne zu erhöhen. Die diesbezüglichen Berhandlungen zwischen Unternehmern und Gemert­schaften finden in den nächsten Tagen statt.

Der gestohlene Kriegsplan. General Mirescu durch Tod der Strafe entzogen. Budapest  , 18. November.

Mie der Bester Lloyd" meldet, find aniäßlich des Todes des Generals mirescu in Bukarest   folgende Einzelheiten bekannt ge­morden: Bor   ungefähr zwei Monaten war das Gerücht verbreitet, daß der General fich vergiftet habe, da damals das Berschwinden eines michtigen militärischen Dokuments

worden war. Es handelte sich um den Plan der

entdeckt

gemeinsamen Mobilmachung Rumäniens  . Polens   und der Tschechoslowakei   im Falle eines Angriffes durch Sowjetrußland. Der Plan wurde damals in Fatfimile, in tschechischen Blättern ver­öffentlicht, und so wurde erst die rumänische Militärbehörde auf das Verschwinden des Dokuments aufmerksam. Es stellte sich heraus, daß das Dokument dem General Mirescu, damals Kriegs. minister, abhanden gekommen war. Der General hatte sich zum Sommeraufenthalt in der Badeort Dornawatra begeben und dort

die Bekanntschaft einer Dame gemacht, die eine Spionin wa und ihm das. Dokument entwendete. General mirescu hatte damals niemand über des Berschwinden des Dokuments Mitteilung gemacht Erst zwei Monate später wurde auf die erwähnte Art die Aufmerksamkeit der militärischen Behörde darauf gelentt. Damals verlautete, daß der General nach seiner Genesung vor ein Militärgericht gestellt werden würde. Durch seinen Tod hat diese Angelegenheit ihren Abschluß gefunden.

Dr. Käthe Schirmacher   gestorben. Dr. Käthe Schirmacher  , die befannie Schriftstellerin, ist am Montagnachmittag in Meran   an Herzschwäche verschieden. Bon 1919 bis 1920 gehörte Stäthe Schir­macher als Abgeordnete der Deutschnationalen Partei der National. versammlung an.

Die türkische Oppofitionspartei aufgelöst. Die fürzlich von Fethi Ben gegründete türkische liberale Oppositionspartei beschloß

ihre Auflösung, weil der Staatspräsident Kemal Pafcha Führer der alten Volkspartei geblieben ist und man nicht gegen ihn kämpfen will.