20. Reihe, auf dem 3. Plazz links, hat den Saal zu verlassen!" Oder der Vorsitzende hat sich höchstpersönlich zu dem Ruhestörer hinunter zu begeben und ihn zum Verlassen des Saales aufzufordern. Unter allen Umständen muß ihm aber soviel Zeit gelassen werden, daß er auch den Vorsatz zum Hausfriedensbruch in Ruhe fassen kann.
Gutachter im Frenzel- Prozeß.
Erklärungen Dr. Leppmanns.
pro
Das Eid Durcheinander.
Streit um das Freibier zweier Schupobeamten.
,, Die Berhandlung ergab ein trauriges Bild von den Zuständen| mit aller Bestimmtheit, daß sie auch den anderen Beamten, der in einem Polizeirevier. Die Polizeibeamten haben sich nicht forrett gleichfalls dabei gewesen sei, miedererkenne entsprechend der Bes benommen, sie haben während ihres Dienstes getrunken." So faßte tundung des Angeklagten. Auch dieser Beamte G. bestritt dies unter Staatsanwalt Berlin- Mitte das seinem Der S. drohte im Korridor des Gewollen. Wer weiß, wie es ihnen dabei noch ergehen mag. Denn eine der beiden Parteien hatte in diesem Falle wissentlich falsch ausgesagt. Welche nun?
Der Sachverständige, Sanitätsrat Dr. Friedrich Cepp- rgebnist sammalt geſtert, nor bem Einzelrich to mingle, bett An- rights, gegen§. und J. Anzeige wegen Meincios erſtatten zu
mann, erstattete gestern sein Gutachten über die Glaubwürdigkeit von Hilde und Gertrud Frenzel. Bei Hilde Frenzel sei Wahrheitsliebe nicht zu erwarten. In allgemeinen sei sie nach allem eine unzuverlässige Seugin. Der Sachverständige ging sodann auf das Zustande tommen ihrer Aussage ein und äußerte sich dahingehend, daß nach feiner Richtung die Zuverlässigkeit ihrer Aussagen, durch die sie ihren Bater später entlastet hat, gewährleistet sei, ebenso wenig aber die der früheren Anschuldigungen, Weber ihre Aussagen vor der Zu fammenkunft in Fehmarn , wo sie ihre Beschuldigungen bekanntlich widerrufen hat, noch die früheren Behauptungen über ihren Bater wie die späteren entlastenden Aussagen seien als zuverlässig zu werten.
Von Gertrud Frenzel gab Dr. Leppmann zunächst ein ausführliches Persönlichkeitsbild. Sie sei weder geistestrant noch geistesschwach, keine Phantasielügnerin, aber auch feine schlichte, eindeutige, durchsichtige Persönlichkeit, sondern ein etwas verschlossener Mensch. Unkontrollierbare Einflüsse der Reisezeit auf das Seelen leben seien nicht ausgeschlossen. Hinter der betonten Ablehnung aller Liebesgedanken tonne sich sehr wohl eine unterbrüdte Leidenschaft verbergen. Gertruds Persönlichkeit sei weder so genau erkennbar, noch so frei von Widersprüchen, daß ihre Ausfagen auf Grund des Gesamteindrucks ihrer Bersönlichkeit im wesent lichen zuverlässig sein müßten. Was die Beschuldigungen gegen ihren Bater betreffe, so seien Gertruds Schilderungen derart, daß man wohl die Möglich leit zugeben müsse, aber doch im Ber aleich zu den Schilderungen anderer Mädchen in ähnlicher Situation en viel weniger deutliches Bild gewinne. Schließlich ging Dr. Leppmann auf die Gegensätze zwischen den Aussagen Gertruds und der anderen Zeugen ein und kam zu dem Ergebnis, daß auch inhaltlich die Aussagen Gertruds nicht be dentenfrei seien. Die Verhandlung wird am Sonnabend früh
fortgesetzt, wo der Sachverständige Dr. Marcuſe ſein Gutachten
abgeben wird.
Ein Mensch der Halbheiten. Leben und Verbrechen eines Justizsekretärs.
Das Schöffengeticht Berlin- Mitte verurteilte den 37jährigen Justizsekretär K. wegen Aftenunterdrüdung und Körperverletzung, begangen an seiner Ehefrau, zu fünf Monaten Gefängnis.
Es war frühmorgens am 15. Juni d. J. Die Ehefrau des Justizsekretärs R. hatte soeben ihr einjähriges Kind besorgt und wusch sich mit entblößtem Oberförper am Waschtisch. Der Justiz fetretär R. erhob sich von seinem Bett, holte aus der Küche eint fleines Messer, obgleich das große Küchenmesser nebenan lag, umfaßte von rückwärts seine Frau, rief ihr noch schnell zu: a thi, wir müssen gleich sterben, es dauert nur einen Augenblic, ich und Bubi fommen nach!" und verjehte ihr einen Stich in die Brust. Die Frau entriß dem Mann das Messer und warf es zum Fenster hinaus. Am nächsten Tage war sie von ihrer Berlegung bereits wiederhergestellt. In Haft genommen, erflärte der Justiz sekretär, daß er beabsichtigt habe, seine Frau mit dem Messer zu töten, jein Kind mit Gas zu vergiften und sich selbst in die Spree
zu stürzen. Es lag also augenscheinlich versuchter Totschlag vor. Die Anklage gegen R. lautete aber auf Körperverlegung. Der psychiatrische Sachverständige war der Ansicht, daß der Justizsekretär im letzten Augenblic troß des Ausspruches teine ernsten Tötungsabsichten mehr gehabt habe. Der Angeklagte, wiederholte der Sachverständige vor Gericht, sei ein Mensch, der überhaupt niemals irgend etwas zu Ende führe, sowohl im Guten wie im Schlechten. Eine gewisse Schlaffheit und Willenlosigkeit seien die entscheidenden Charaktereigenschaften dieses Menschen. Das mag es auch gewesen sein, daß dem Justizsekretär R. noch eine zweite Anklage diejer Aftenunterdrückung eingebracht hatte. Tatsächlich stritten sich in diesem Justizsekretär verschiedene Empfindungen. So tam er zu feinem Doppelleben; er liebte seine Frau innig und holte sich Straßenmädchen. Er galt nach außen hin als forrekter Beamter und vernachlässigte seine Aften; er führte seiner Frau fast das ganze Gehalt ab und machte Schulden. Diese Schulden sind ihm schließlich zum Verhängnis geworden. Bei seinem Verlassen des Finanzministeriums betrugen sie 2200 Mart; 1900 Mart wurden von Verwandten gedeckt. Es blieben noch 300 Mart übrig. Um fie los zu werden, machte er nun in seinem Justizdienst bei seinen Kollegen neue furzfristige Schulden und legte sich sogar aufs Wetten. Seine Gedanken waren immer weit weg, er nahm Aften mit nach Hause und ließ sie unbearbeitet. Schließlich häuften sich bei ihm Vorgänge aus der Zwangsvollstreckungsabteilung, aus der Vormundschaftsabteilung usw., im ganzen 348 unerledigte ,, Sachen". Jezt glaubte er, daß das Dach über ihm zusammenstürzen würde. Die Schmach, aus dem Dienst entlassen und bestraft zu werden, wollte er seinem Bater nicht antun. Also faßte er den Entschluß, mit Frau und Kind aus dem Leben zu scheiden. Am nächsten Morgen geschah das harmloje Messerattentat.
Feiern am Totensonntag.
Auf dem Garnisonfriedhof am Totenfonntag Ge dent. feier des Reichsbundes der Kriegsbeschädigten, Gau Berlin , C. 2. An der Stralauer Brücke 6, für die gefallenen Kameraden. Treffpunkt zum Abmarsch mit Musik und Banner um 11.30 Uhr Reichenberger Hof, Reichenberger Str. 147. Die Gebent. rede hält Reichstagsabgeordneter Karl Litte.
hof Buch.
Die Arbeitsgemeinschaft der Vereinigungen ehemaliger Kriegs. gefangener, Landesgruppe Brandenburg, veranstaltet am Sonntag, dem 23. November( Totensonntag ), 3 Uhr, auf dem Anstalts friedhof Buch eine Gebentfeier, gewidmet den in fremder Erde ruhenden Kameraden aller Nationen. Treffpunkt 2 Uhr am Bahn Das Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold, Ortsverein Neukölln. Briz, hält, wie alljährlich, so auch am diesjährigen Totensonne tag, 11.15 Uhr, auf dem Gemeindefriedhof, Marien dorfer Weg, eine Feierstunde ab. Die Feier findet mit einer dorfer Weg, eine Feierstunde ab. Die Feier findet mit einer Krangniederlegung ihren Abschluß. Auf dem Friedhof in Bris, Chausseest r. 145, veranstaltet die Brizer Kameradschaft, 9.45 Uhr, eine turze Trauerfeier.
Ueber die Bedeutung der Ostsiedlung für die deutsche Republit wird Staatssekretär Krüger im preußischen Landwirtschafts minifterium auf einem Vortragsabend sprechen, den der Deutsche
geschuldigten von der Anklage verleumderischer Behauptungen gegen die Schupobeamten K. und F. freizusprechen. Das Gericht fam auch zu einem Freispruch.
Der Angeklagte S. war aus dem Polizeidienst wegen eines schweren Disziplinarvergehens entlassen worden. Er hatte bei zwei verschiedenen Gelegenheiten in trunkenem Zustande zu dem Schupowachtmeister R. gesagt:„ Gib doch nicht so an, Du hast ja mit mir während des Dienstes im Tschafo getrunken", und zu F.:„ Aber eine Flasche Bier beim Eisenbahnpförtner schmeckt doch ganz gut." Beide Beamten fühlten sich durch diese Aeußerungen beleidigt. S. erhielt einen Strafbefehl in Höhe von 30 M., er legte dagegen Einspruch ein. Vor Gericht erklärte er, für die Richtig= feit seiner Behauptungen Beweis führen zu wollen: K. habe mit ihm im Lokal Franke mehrere Mollen und ein anderer Beamter F. im Raume des Eisenbahnpförtners des Stettiner Bahnhofs je eine Flasche des von ihm spendierten Biers getrunken. Trotz dringender Ermahnungen des Richters, nun die Wahrheit zu sagen, bestritten beide Beamte unfer Eid, mit dem Angeklagten während des Dienstes getrunken zu haben. Der Eisenbahnpförtner des Stettiner Bahnhofs bestätigte aber gleichfalls unter Eid die Behauptung des Angeklagten: er fönne nur nicht sagen, wer der andere Schupo beamte gewesen sei. Der andere vom Angeklagten bezeichnete Schupobeamte B. erklärte wiederum unter seinem Eide , tatsächlich das von dem Angeklagten spendierte Bier getrunken zu haben er nannte nur einen anderen Zeitpunkt, er entsinne sich aber nicht, wer der andere Schupobeamte gewesen sei. Da aber S. in der Eisenbahnpförtnerloge nur einmal Bier spendiert hatte, so konnte dieser andere Schupobeamte nur F. gewesen sein. Aehnlich lagen| die Dinge mit dem Eide des Schupobeamten R. Drei Zeugen befundeten, daß K. tatsächlich mit dem Angeklagten einige Mollen getrunken habe. Der eine der drei Zeugen, die Frau M., behauptete
Typ des Nazi- Verbrechers.
Mit Attentat auf Bürgermeister Geiß fing er an.
Als politischen Fanatiker bezeichnete in einer Berhandlung vor dem Erweiterten Schöffengericht Köpenid der Staatsanwalt den Angeklagten, Maler Stefan Stafa, seit 1928 in Berlin wohnhaft.
Der jetzt 23 Jahre alte St. hat bereits eine Gefängnisstrafe von 2 Jahren 6 Monaten verbüßt, zu der er in Wien wegen eines Revolverattentats auf den dortigen Bürgermeister Seitz verurteilt worden war. Diesmal war ihm ein Verstoß gegen die Verordnung des Reichspräsidenten über den Waffenmißbrauch, sowie gemeinschaftliche Körperperlegung zur Last gelegt, weil er am 14. September, dem Tage der letzten Reichstagswahl, in Köpenid den Arbeiter Wilh. Brüdtner auf der Straße überfallen, vom Rade gestoßen und mit dem Revolver bedraht hat. St. gehörte dem Sturmtrupp Nordosten der Nattonalsozialistischen Partei an und war mit etwa 15 anderen Nazis nach Köpenick gerufen worden, wo an diesem Tage mehrfach Zusammenstöße zwischen politischen Gegnern stattgefunden hatten. Der Angeklagte leugnete hartnäckig, wurde aber durch verschiedene Tatzeugen überführt und zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt. Bon der Zubilligung mildernder Umstände sah das Gericht ab, angesichts der vielen Egzeffe politischer Art, durch die zur Zeit die Bevölkerung ständig beunruhigt wird.
Republikanische Reichsbund, Ortsgruppe Berlin , am Donnerstag, dem| Kraft ihr Leben verbessernd zu gestalten. Eine von Lnete Höflich 27. November, 20 Uhr, im Saal des Demokratischen Klubhauses, mit beseeltem Bortrag wiedergegebene Erzählung aus den ElendsBittoriastraße 24, veranstaltet. Anschließend geselliges Beifammen winkeln der Großstadt sowie flassische Musikvorträge beschlossen den fein. Eintritt frei! Gäste willkommen! Geschäftsstelle: Bernburger Nachmittag. Straße 18, III( Telephon: Kurfürst 5490).
Einschränkung des Karnevals. Verordnung des Kölner Regierungspräsidenten.
Der Regierungspräsident von Köln hat angeordnet, daß farneDalistische Sigungen, Bälle, Treiben in öffentlichen Lokalen usw. grundsätzlich nur in der Zeit von vier Wochen vor Karnevals: sonnabend an, an den drei Karnevalstagen selbst sowie am 11. November eines jeden Jahres, Silvester und Neujahr zugelassen werden sollen. Die Zeit, in der farnevalistische Ber. anstaltungen stattfinden tönnen, beginnt also in diesem Winter am anstaltungen stattfinden können, beginnt also in diesem Winter am 17. Januar. Die Ortspolizeibehörden sind aber ermächtigt worden, für alle bereits jetzt vorgesehenen und mit den Saalbefizern ab. geschloffenen Festlichkeiten, insbesondere für die bereits jetzt feftgeschlossenen Festlichkeiten, insbesondere für die bereits jetzt feftstehenden Veranstaltungen der Karnevalsgesellschaften, Ausnahmen für den Zeitraum vor Beginn der Karnevalszeit zu genehmigen. Dieselben Einschränkungen gelten für den gesamten Regierungsbezirt Köln . Die übrigen Regierungen der Rheinprovinz sowie die von Köln . Die übrigen Regierungen der Rheinprovinz sowie die von Wiesbaden haben zugesagt, entsprechende Anordnungen zu treffen.
Helft der Jugend!
seines Bestehens schon ein gut Stück Arbeit geleistet, und sein Der Arbeitstreis der Zugscharen hat in den elf Jahren Grundgedante, feinen Unterschied zwischen Helfer und Betreutem Selbstvertrauen und Zuversicht wiedergegeben. So lautete der erzu machen, hat einer großen Bahl junger, verirrter Menschenkinder freuliche Bericht des Borsitzenden der Zugscharen, F. G. Lenhoff, im Rahmen eines Werbenachmittags im Hause des Staatssetretärs Weismann. Und die Hilfsarbeit von Jugend zu Jugend geht Hand in Hand mit dem Dienst an der Nation, in deren Reihen man all diese seelisch Gesundeten und Geträftigten wieder einzureihen bestrebt ist. In eindrucksvollen Worten sprach Staatsminister Genosse Severing von der Jugend als der stärksten Hoffnung in unserer arg bedrängten Zeit, und es sollten sich noch viel mehr Herzen, aber auch Taschen öffnen, ihre Not zu lindern. Nicht jener Sugend sei bern jener sdywer und hart kämpfenden, die mit beiden Füßen fest dabei gedacht, die traumverloren am besseren Gestern hängt, fon in der Gegenwart wurzeln, um mit eigenem Mut und aus eigener
Funkwinkel.
Wieder eine Programmvorschau, die man mit Nußen hörte, Etleff Köppen besprach sehr fachlich und übersichtlich gruppiert die Programmpunkte, und der Hörer wurde in die Lage versetzt, seine Auswahl unter den Darbietungen zu treffen. Mehr noch: Sobald die Zeit es zuließ, erläuterte Köppen, warum diese und jene Veranstaltung geplant sei und weshalb gerade in dieser Form. Darbietungen wurde damit hoffentlich geschaffen.„ Die letzten Die oft so sehr notwendige richtige Einstellung des Hörers für manche Tage von Johannes Brahms " nannte sich ein Bericht, den Professor Richard Specht - Wien gab. Der Vortrag stützte sich auf persönliche Erinnerungen, aber er war völlig frei von persönlicher Eitelkeit. Professor Specht berichtete nur von Brahms , auch wenn er von sich selber sprach. Der Hörer durchlebte in lebendiger Gemeinschaft mit dem großen Meister die letzte tragische Zeit vor feinem Ende. Das wichtige Problem ,, Wohnungsbau und Elisabeth übers. Sie stellte knapp und fachlich die Tatsachen Finanzierung im Notprogramm" behandelte Dr. Marie zusammen: In der Hochsaison des Baugewerbes zählte man in diesem Jahr 1 400 000 arbeitslose Baufachleute; die Hälfte der Haus zinssteuer soll fünftig allgemeinen Finanzzweden zugeführt werden; Sleinstwohnungen werden geplant, um erschwingliche Mietpreise zu fchaffen. Die Vortragende, die nach Möglichkeit die Stellungnahme zu den einzelnen Fragen den Hörern überließ, fonnte bei diesem legten Bunft ihre Kritik nicht ganz unterdrücken. Hat es wirklich Sinn, fragte fie, primitive, allen Kulturforderungen widersprechende Wohnungen zu fchaffen, die nicht nur für ihre Bewohner eine Schädigung bedeuten, sondern die auch in wenigen Jahren bei einigermaßen gebesserten wirtschaftlichen Verhältnissen völlig wertlos werden müssen und also einen Kapitalverlust bedeuten?
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Tes.
Heilsarmee im Zirfus.
Zirkus Busch sah am Bußtag ein ungewöhnliches Bublifum in seiner großen Halle, alte Männer, aber auch jüngere Leute, denen man Not und Entbehrung ansah. Fast alle ärmlich gefleidet, nicht menige der Alten trugen ehemals folide gewesene, jetzt aber verblichene und verschlissene Kleidung aus besseren Tagen. Berproleta risierter Mittelstand, Krieg und Inflation haben die paar Ersparnisse vernichtet; es geht ihnen offensichtlich nicht gut, sie suchen, wenn sie schon teine Hilfe finden können, wenigstens Troft. Die Heilsarmee hatte ihre Truppe beordert. Nachmittags fand ein geistliches Konmandeur H. E. Whatmore, begleitet von Stabs, Feld- und Soziol 3ert statt, am Abend eine Heilsversammlung, geleitet non Rom pffizieren, den Kadetten und der Stabsmufit". Es geht nach einer durchaus militärischen Rangordnung zu. Kommandeur Whatmore sprach sehr im Sinne des sozialen Ausgleichs, die reichen Leute follten sich doch ihrer Pflichten erimmern. Auf der Galerie fagte eine Frau, und es war viel Enttäuschung in ihrer Stimme: Bon den Reichen, nee, da friejen ma nischt", welche Meinung offenbar Umgebung. Aber am Schluß fanden sich doch einige Seelen, die von anderen geteilt wurde, denn man nichte zustimmend in der gerettet werden wollten---, der Lohn für die Veranstaltung, die, wie immer bei der Heilsarmee , mit viel Geschid und Sinn für Massenpsychologie aufgezogen war.
nommen.
Kepler- Gedenkfeier.
tower Sternwarte zum Anlaß einer würdigen Feier geDer 300jährige Geburtstag Keplers wurde von der Trep Dr. Bruno Borchardt umriß in der Gedächtnisrede das Leben und die Leistungen Keplers, der als Naturforscher zu den Wegbahnern der neuen Zeit gehört und der Lehre des Kopernitus recht eigentlich erst den Boden bereitet und so die moderne Astronomie und ihr Weltbild begründet hat. Dabei war er doch, wie ja selbstverständlich, durchaus ein Kind seiner Zeit und blieb sogar noch in manchem mittelalterlichen Vorurteil, wie dem Glauben an die Möglichkeit von Hegerei und Bauberei befangen, der eben mit seinem frommen Kirchenglauben unlöslich verknüpft war. Auch von der Einwirkung der Sterne auf irdische Geschehen war er fest überals Bossen" und Aberwitz" verspottet. Um fo glänzender treten zeugt, wenn er auch die landläufigen Wahrsagungen der Astrologen seine mathematischen und naturwissenschaftlichen Leistungen hervor, die, aus den Zeitverhältnissen entstanden und zu begreifen, doch zu den wenigen gehören, welche Ewigkeitswert befizen.
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In der Gemeindeschule Niederschöneweide veranstaltete bie Kunstgemeinde Treptow fürzlich einen volkstümlichen Berliner Abend. Räthe Pirschel sang zu Anfang launige Alt- Berliner Boltsweisen, darunter das Lied vom heiratsmütigen Julchen und seinem allzu anspruchsvollen Freiersmann, dem nicht einmal die„ knorkeste" Aussteuer mit Chignon und Pleureusenwedel, Redicule und Federhut das Jawort entlocken kann. Hierauf hielt der sich aber weniger mit der toten Theorie als der quicklebendigen Dr. Schmolte einen humorvollen sprachwissenschaftlichen Vortrag, Braris befaßte. Zum Schluß sang Käte Pirschei moderne Ber liner Operettenschlager, und das überfüllte Haus spendete den erheiternden Darbietungen herzlichsten Beifall.
Tragödie im Rose- Theater . Am Nachmittag fieft. Irene Triesch mit schönem, wohlgepflegtem Organ Bibelstellen und aus Jüdin" und Bauberflöte". Am Abend geht Halbes Jugend" Tolstois Werfen, singt Leo Schützendorf Arien aus der in Szene, bie Tragödie der beiden jungen Menschen, bie am ewigen Sündenfall und seinen menschlichen Rächern zugrunde gehen. Es wurde gut und natürlich gespielt. Traute Rose batte für das freud. und leibvoll erbebende Aennchen eine reiche Gefühlsstala aufzuweisen, Willi Rose gab den Herzenstnicer Hans Hartwig mit der notwendigen Forsche; prächtig Artur Krausned als der allverstehende Pfarrer Hoppe, ebenso Baul Rose als düsterer Zelot Schgorsti. Der Halbidiot Amandus war bei Hans Rose . nicht gut aufgehoben; derartige Episoden erfordern mehr als im Rollenheft steht. Das vollbesetzte Haus folgte teilnahmsvoll ergriffen den: Borgängen auf der Bühne und belohnte die Darsteller mit BlumenSpenden.