Der Abend
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Nr. 550
B 274 47. Jahrgang
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Der ungeheure Terror gegen die deutsche Minderheit in Ostoberschlesien wird vermutlich die Januartagung des Völkerbundrates be schäftigen. Nach Artikel 72 der Genser Minderheitenkonvention können die Völkerbundstaaten die Aufmerksamkeit des Rates auf Verlegungen des Internationalen Minderheitenschutzvertrages hin lenken. Die deutsche Reichsregierung erwägt einen derartigen Schritt, sie wird nach Eintreffen des genauen amtlichen Materials über die Vorgänge in Ostoberschlesien sich darüber schlüssig machen.
Der deutsche Generalfoniul in Kattowit, zugleich deutscher Staatsvertreter beim Völkerbund. fommissar für Ostoberschlesien, hat vom Aus: wärtigen Amt den Auftrag erhalten, an Ort und Stelle genaues Material zu sammeln und der Reichsregierung sofort darüber zu berichten. Wenn eine solche Beschwerde an das Sekretariat des Völkerbundes gerichtet wird, gibt dieses den Ratsmitgliedern umgehend davon Kenntnis, und es wird auch das Material zur Begründung der Beschwerde all diesen Regierungen übermittelf.
Abtransport aus Brest Litowff. Prozeß im Dezember. - Anklage vorenthalten.
Warschau , 24. November.( Eigenbericht.) Offiziell wird bekanntgegeben, daß die verhafteten Oppositionsführer aus dem berüchtigten Brest - Litowsfer Gefängnis in der Nacht zum Sonntag in andere Strafanstalten Polens übergeführt worden sind. Die Sozialisten Dr. Pragier und Mastet, der frühere Minister Dr. Kiernik werden gegen Kaution von je 10 000 3loth freigelassen. Der größte Teil der übrigen Parlamentarier, darunter die Sozialisten Dr. Liebermann, Barlizki und andere, sind in das Gefängnis von Grojez, einer kleinen Stadt bei Warschau gebracht wor den. Ueber ihr weiteres Schicksal wird strengstes Stillschweigen gewahrt. Wie die Regierungspresse versichert, soll der Prozeß gegen alle verhafteten Parlamentarier im Dezember beginnen. Bis jetzt wissen die Verhafteten aber selbst noch immer nicht, wesjen sie beschuldigt sind.
Senat past zum Sejm.
Warschau , 24. November.( Eigenbericht.) Rach den bisher vorliegenden Meldungen ergibt sich folgende Verteilung der Mandate im polnischen Senat: der Regierungsblock hat 72 Mandate( 13 von der Staatsliste) erzielt, somit 24 Mandate gewonnen, denn im lekten Senat verfügte er nur über 48 Site. Die Zentrolinke( Sozialisten und linker Sejm) hat jest 15 Mandate gegen 25 im vorigen Senat, die Nationaldemokraten 12( 9), die Christlichen Demokraten 2( 6), der Deutsche Wahlblock 2( 5, davon war 1 Mandat von der Staatsliste, was diesmal wegfiel), die Zionisten 1( 6), der Ukrainisch- Weißrussische Block 6( 13). Somit hat der Regierungsblock auch im Senat die absolute Mehrheit erlangt, was hauptsächlich auf Kosten der Minderheiten erfolgt ist, die 15 Mandate verloren haben.
Calonder läßt sich von Graczynski verspotten.
Der Präsident der gemischten Kommission Calonder intervenierte auf Ersuchen des Deutschen Boltsbundes beim Wojewoden Graczynski wegen den Flugblätter des Aufständischenverbandes, welche die sogenannte antideutsche Woche ankündigten, ferner wegen der Wahlerrorakte. Nach dem Bericht des Krakauer Illustr. Kuriers" soll der Wojewode dem Präsidenten erklärt haben, daß die Flugblätter sich nicht gegen die Gesamtheit der deutschen Minderheit richten, sondern lediglich gegen eine ihrer politischen Parteien. Der Kampf mit den Flugblättern spiele sich ebenfalls zwischen polnischen politischen Parteien ab. Wenn es in einzelnen Fällen zu Terroratten gekommen sei, so liege das on der großen Aufgeregtheit der Gemüter, weil die polnische Arbeiterschaft fast täglich von Ueberfällen auf
Untergang in der Elbemündung
Hamburger Dampfer gestrandet- 30 Opfer
Hamburg , 24. November. mündung gestrandet und auseinandergebrochen. Der Hamburger 3500- Tonnen- Dampfer Louise Nach den bisherigen Meldungen ist von der geborgen 2conhard", der der Reederei Leonhard u. Blumberg 30 föpfigen Besatung niemand gehört, ist am Sonntagabend bei schweren Nordwest worden. stürmen auf dem großen Vogelsand in der Elb.
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รพ.
Drohung
Severing
" Gleich holen wir unsern Bruder, den Kozi, der brüllt noch viel lauter und hat Holz an die Pantinen!"
Polen in der Presse höre. Die Sicherheitsbehörden tolerieren die Gewaltatte nicht und intervenieren sofort, wenn ein derartiger Fall vorkommt, damit die Ruhe und Sicherheit garantiert sei. Die Sicherheitsbehörden hätten eine Anzahl von solchen Berfügungen erlassen, während Abschriften an Präsident Calonder über reicht wurden.
Wahlergebnis und Todesopfer.
Kalfowitz, 23. November.
Aus den Ergebnissen aus Kattowitz und Königshütte ist zu entnehmen, daß sich die Verschiedenheit der Wahllisten nummern der Deutschen Wahlgemeinschaft für Sejm und Senat verhängnisvoll ausgewirkt hat. Die äußerst zahlreichen wechslungen haben einen außerordentlichen Stimmenverlust zur Folge, da die Zahl der falschen Stimmzettel sehr groß ist.
Curhaven, 24. November.
Der Dampfer, der der Reederei Leonhardt u. BlumbergHamburg gehört, erlitt infolge des schweren Sturmes bei dem Feuerschiff„ Elbe I" Ruderschaden. Wie die Reederei Leonhardt u, Blumberg dazu mitteilt, nimmt man an, daß der Dampfer bei dem großen Vogelfand auseinandergebrochen und untergegangen ist. Bon der 30 Mann starken Besayung fehlt jede Spur, so daß leider anzunehmen ist, daß sie den Tod in den Wellen gefunden hat. Führer des Dampfers, der am Sonnabend früh den Hamburger Hafen , verlassen hatte, war Kapitän Karl Hoffmann. Das 3364 Bruttoregistertonnen große Schiff wurde 1921 erbaut. Der von Cughaven heute nacht zur Hilfeleistung abgegangene Bergungsdampfer sowie auch ein Cughavener Rettungsboot haben bis zur Stunde auf ausgesandte Funkrufe feine Antwort erhalten und bisher auch reinerlei Spuren gefunden. Die Suche nach dem Dampfer wird noch fortgesetzt.
Der sowjetrussische Außenfommissar Litwinow , der die Sowjetregierung bisher auf der Vorbereitenden Abrüstungskonferenz vertreten hat, ist heute vormittag unerwartet nach Moskau abgereist.
Ueber die Gründe dieser plötzlichen Abreise werden von sowjetrussischer Seite feinerlei Mitteilungen gemacht. In Kreisen des Abrüstungsausschusses hat jedoch die Abreise Litwinows allgemeines Erstaunen erregt, da die entscheidenden Fragen des Abrüstungsabkommens in den nächsten Tagen zur Verhandlung gelangen werden. Daher wird die Abreise Litwinows mit der gegenwärtigen 2age in Moskau in Zusammenhang gebracht.
Ziegelsteinen beworfen worden waren, wodurch 28 Scheiben in Trümmer gingen, und eine zweite Abteilung die Haustür berannte, gab der Bedrängte Schred schüsse ab. Dies veranlaßte schließ= lich die Aufständischen, von ihrem Vorhaben abzustehen. Sie gaben auf der Polizeimache an, daß sie von dem Hüttenmeister beschossen worden seien, als fie ruhig ihres Weges an seinem Hause vorbeigekommen seien.
Infolge der Einschüchterung der Bevölkerung auf dem Lande laufen diesmal die Wahlresultate außerordentlich schleppend ein. Aus den gegen 1.45 Uhr früh vorliegenden Ergebnissen geht hervor, daß die deutschen Stimmen in der Bojwodschaft Schlesien durch die daß die deutschen Stimmen in der Bojwodschaft Schlesien durch die Verweigerung der Wahlberechtigung infolge AnVerzweiflung der polnischen Staatsangehörigkeit bei Tausenden ven Deutschen und durch Verwechslung der Stimmzettel bei den Senats- und Sejmwahlen an Zahl eingebüßt haben. Nach den bisher vorliegenden Meldungen sind in der Nacht zum Sonntag und am Wahltag
Als in einem Kattomizer Wayilokal der deutsche Vertrauens: mann darauf aufmerksam machte, daß der Vorsteher zusammen mit einem Polizisten an Hand der Wahllisten verschiedene Notizen machte, veranlaßte der Borsteher den Polizisten, den Ver rauensmann aus dem Wahllokal zu entfernen. In Wilczek drangen nachmittags acht bis zehn uniformierte Aufständische in sämtliche Wahllokale ein, um die deutschen Bertrauensleute zu entfernen. Wer das Wahllokal nicht freiwillig verließ, wurde
Derprügelt.
Die Polizisten standen dabei, ohne einzufchreiten. In Lipiny wurde ein Hüttenmeister schon seit vier Tagen in den Abendstunden belästigt. Am Sonnabend unternahmen furz vor Mitternacht etwa 80-90 Aufständische einen General angriff gegen feine Wohnung. Nachdem zunächst die Fensterläden mit
sechs Tote als Opfer des Wahllerrors zu verzeichnen. Die Zahl der Streichungen von Minderheitsangehörigen aus den Wahllisten wird unter Zugrundelegung der von der pol nischen Breffe gemachten Angaben auf mindestens 15 000 bis 20 000 geschäßt. Daß der Wahlterror sich diesmal noch viel schlimmer ausgewirkt hat als bei den Wahlen am vergangenen Sonntag, erhellt aus dem bedeutsamen Rückgang der Stimmen überhaupt. wobei allerdings auch beachtet werden muß, daß die Streichungen aus den Listen für die Warschauer Sejmiwahlen nicht in dem Umfange vorgenommen wurden wie bei den Wahlen zum Schleich Sejm.