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Ein Schicksalstag für Deutschland  

Die Annexion Elsaß- Lothringens  

Am 24. November 1870 wurde nach einer Kette glänzender[ dem berühmt gewordenen Hochverratsprozeß in Leipzig  | Die herrschenden Kreise Frankreichs  , unversöhnlich, dem eroberungs­Waffenerfolge der deutschen   Heere in Frankreich   der Reichstag  ( Schwurgericht vom 11. bis 26. März 1872) zu 2 Jahren Festung gierigen 3arismus verbündet das war

des Norddeutschen Bundes   eröffnet. Der Präsident des Bundes­fanzleramtes v. Delbrück   verlas die Thronrede des auf dem Kriegs­schauplatz weilenden preußischen Königs. Sie enthielt nach einigen frommen Redewendungen über die göttliche Segnung der deutschen  Waffen die Friedensbedingungen, die dem besiegten Frankreich   gestellt werden sollten. Da hieß es:

,, Sie müssen zu der Größe der Opfer... im Ver= hältnis stehen; fie müssen vor allen Dingen gegen die Fort­setzung der von allen Machthabern Frankreichs   seit Jahrhunderten geübten Eroberungspolitik eine perteidigungsfähige Grenze Deutschlands   dadurch herstellen, daß sie die Ergebnisse der unglücklichen Kriege, welche Deutschland   in der Zeit feiner Zerrissenheit nach Frankreichs   Willen führen mußte, rückgängig machen und unsere süddeutschen Brüder von dem Drucke der drohenden Stellung befreien, welche Frank­ reich   seinen früheren Eroberungen verdankt."

Das besagte in umschreibenden Worten Sie Eroberung Elsaß Lothringens  , auf die eine wilde Agitation die ,, öffentliche Meinung" schon geraume Zeit vorbereitet hatte. Damit sollte die Fortführung des Kriegs, für die bei Verzicht auf Anregionen nach der Vernichtung der französischen   Heere fein Anlaß mehr vorlag, gerechtfertigt und die Bewilligung der geforderten weiteren Kriegsanleihe begründet werden.

Bei den bürgerlichen Parteien mit der alleinigen Ausnahme des hannoverischen Protestlers, Professor Ewald, fand die Regierung teinen Widerspruch gegen dieses Kriegsprogramm. Nur die Sozialdemokraten Eisenacher Richtung( Liebknecht, Bebei) beantragten: der Reichstag möge die Anleihe ablehnen und den Bundeskanzler auffordern, unter Berzicht auf jede Annexion französischen   Gebiets mit der französischen   Republik  schleunigst Frieden zu schließen. Erfolg hatten sie, wie zu erwarten war, mit diesem Antrag nicht. Einzig die Lassalleaner stimmten dafür, drei weitere Sozialisten und Ewald mit ihnen gegen die Anleihe. Was sie erreicht hatten, war auf der einen Seite die Entfesselung jener grenzen und gewiffenlosen natio nalen" Heze, unter der die Arbeiterbewegung seitdem zu leiden hat. Auf der anderen Seite aber, neben der Wahrung ihres eigenen Gewissensstandpunktes, die Reinhaltung der Partei nicht nur vor der ungeheuerlichen Berlegung der Grundsätze des Völkerfriedens und des Selbstbestimmungsrechts der Völker, die damals verübt murde, sondern auch vor einem furchtbaren politischen Miß­griff, der in der Folge zum entsetzlichsten Völkerkrieg und dem Zusammenbruch Deutschlands   geführt und führen mußte!

Am 5. September 1870, demselben Tage, an dem der Braun­ schweiger   Ausschuß der Sozialdemokraten wegen seiner Kundgebung für sofortigen Friedensschluß und gegen jede Eroberungspolitit verhaftet und in Ketten auf Festung gebracht wurde, hatte der Generalrat der Internationalen Arbeiterassoziation eine von Marg und Engels verfaßte Botschaft erlassen, in der diese Forderung politisch und wissenschaftlich, vom nationalen Standpunkt Deutschlands   wie vom internationalen der Menschheit begründet wurde. Da wurde die Forderung der Sicherung", der ,, materiellen Garantien", wie man damals sagte, geschichtlich, militärisch und politisch in ihrer Nichtigkeit entlarvt; wurde gezeigt, wie

wirkungslos die gleichen Bemühungen gegenüber Preußen nach 1807

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geblieben waren. Und vor allem, wie sie immer den Keim neuer Kriege in sich bergen. Wenn die Grenzen durch militärische Interessen bestimmt werden sollen, so werden die An­sprüche nie ein Ende nehmen, weil jede militärische Linie notwendig fehlerhaft ist und durch Annexionen von weiterem Gebiet verbessert werden kann. Ueberdies fann fie nie endgültig und gerecht bestimmt werden, weil sie immer dem Besiegten vom Sieger aufgezwungen wird und folglich schon den Keim eines neuen Krieges in sich birgt." Welches Gesicht aber dieser fünftige Krieg tragen werde, auch das sagte das Genie der internationalen Sozialisten schon gleich nach dem Sieg von Sedan voraus:

,, Wenn das Glück der Waffen, der Uebermut des Erfolges und dynastische Intrigen Deutschland   zu einem Raub an fran­zösischem Gebiet verleiten, so bleiben ihm nur zwei Wege offen. Entweder muß es, was auch immer daraus folgt, der offen fundige Knecht russischer Vergrößerung werden, oder aber es muß sich nach furzer Raft für einen neuen ,, defensiven" Krieg rüsten, nicht für einen jener neugebadenen ,, lotalisierten" Kriege, sondern zu einem

Raffenkampf gegen die verbündeten Rassen der Slaven und Romanen."

Su Marg und Engels im Jahre 1870. Jst nicht alles Wort für Bort in Erfüllung gegangen? Nur eins haben selbst diese schärfsten Kritiker der Bismarckschen Politit nicht für möglich ge­halten: daß es einmal den erleuchteten Nachfahren des eisernen Kanzlers", deren Macht und Einfluß aber beruhte auf dem von ihm geschaffenen politischen System des militärischen Absolutismus und der von ihm mit schlimmster Tücke planmäßig großgezogenen politischen Verblendung und moralischen Korruption, gelingen werde, selbst den, historischen Bundesgenossen" der Hohenzollern  - Monarchie, das damals eng befreundete britische   Weltreich, in die Reihe der Todfeinde Deutschlands   einzugliedern!

Wie damals die ,, nationale" Meute gegen unsere Borkämpfer tobte, das ist uns Heutigen, die wir noch ganz anderes gewöhnt find, nicht weiter auffällig. In jener Zeit aber, als

das deutsche Bürgertum noch liberal war

und auf ,, Bildung" hielt, erschien es doch bemerkenswert. In jener Zeit, in der der Desterreicher Grillparzer den Stachelvers schrieb: Der Weg der modernen Bildung geht: von Humanität durch Nationalität zur Bestialität!"

Wilhelm Liebknecht   führte damals u. a. aus: Die An­,, Die An­leihe, die man von uns fordert, ist für die Durchführung der Annexion bestimmt. Die Annegion aber bringt nicht den Frieden, sondern den Krieg. Indem sie auch nach dem Frieden eine beständige Kriegsgefahr schafft, befestigt sie in Deutschland   die Militärdiktatur." Gegen die Anleihe stimmten in driteir Lesung neben den beiden Eisenachern die Lassalleaner Schweizer, Hafenclever, Fritsche, Mende, ferner Schraps und Ewald. Bekanntlich rächte sich das System Bismard, das nun im ,, freien und einigen Deutschland  " unumschränkt herrschte, indem es nach Schluß der Tagung Liebknecht   und Bebel verhaften und, nach­dem man sie mehrere Monate in Untersuchungshaft gehalten, in

verurteilen ließ.

der europäische   Kriegsherd, Diese Ereignisse, die nur den Beginn einer jahrzehntelangen Rette gehässigster ,, gesetzlicher" und gesetzwidriger, mit allen Mitteln der die Welt in Brand gesetzt und Europa   zum Schauplatz der des Staates und der Arbeitgebermacht betriebener Verfolgungen furchtbarsten Barbarei gemacht hat. Wäre nach dem Siege von und Beschimpfungen darstellten, haben es nicht vermocht, den Gang Sedan soviel Einsicht und Gewissen vorhanden gewesen, auf die der Arbeiterbewegung und, als ihr Wahrzeichen, den Aufstieg Eroberung als Frucht des Sieges zu verzichten und nach der der Sozialdemokratie aufzuhalten. Aber das System, das Forderung der Sozialdemokratie durch beiderseitige Abrüstung einen geglaubt hatte, durch Anstachelung der wildesten nationalen Leiden- dauernden Freundschaftsbund zwischen Deutschland  schaften, durch Angliederung von Festungen und Provinzen seine und Frankreich   zu begründen der Gang der Weltgeschichte Macht auf die Dauer nach innen und außen sicherzustellen, hat die wäre wahrscheinlich ein ganz anderer, ein menschlicher geworden. Folgen seiner Politik viele Jahrzehnte durch Aufrechterhaltung des Die Sozialdemokratie war es, deren Politik Deutschland  internationalen Wettrüstens und Ablehnung jedes durchgreifenden und die Welt vor Blut und Verfall bewahren wollte. Und die Mittels der Friedenssicherung das deutsche Bolt tragen lassen, bis Nationalen" aller Richtungen und aller Länder haben das zunichte schließlich die Früchte der Annegionspolitik reif geworden waren. I gemacht. Wie lange noch?

Mufit und Tanz

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Simon Katzenstein  .

Hautgout und reife Früchte. maßen, als Versuch; die Uraufführung in Kaffel hat in diesem Sinn

Zwei Zanzabende.

Valeska Gert   gab einen Abend im Schwechtensa al. Es war feine reine Pantomime. Und es war noch weniger reiner Tanz. Ganz sicher aber ist es eine große, einmalige Kunst. Valeska Gert   hat diese Kunst geschaffen, für sich geschaffen. Und niemand fann sie nadyalymen, so viele es auch versuchten. Grotesken und Parodien, die viel mehr geben als lustige Unterhaltung. Die in grauenvolle feelische Abgründe leuchten, spießerliche Geschmacklojig­feit, Houchelei und Verlogenheit geißeln, fünstlerische Berirrungen tödlichem Gelächter preisgeben. Ihr Mittel ist die Uebertreibung. Das Leuchtende wird grellbunt, das Rasche zappeiig, das Tönende freischend. Sie scheut, was Stoff oder Mittel betrifft, vor nichts zurück. Der Schmerz ist heilig. Ergreifend, wenn er stumm im Herzen bleibt, lautlos aus flagenden Bliden spricht. Seine Aeaße rung als hemmungsloses Heulen, Greinen, Wehklagen aber wirkt abstoßend und gemein. Im Kummerlied" wagt es die Gert, folch lauttönenden Schmerz zu farifieren. Ein Teil des Publikums wird es als Roheit empfinden, wenn eine Frau im Trauergewand er­scheint und sich gebärdet, wie es Abertausende tun. Andere werden die grandiose Wucht der Gestaltung bewundern und ihre Kühnheit gelten lassen. Die Grenze zwischen dem Erhabenen und Lächerlichen wird herausfordernd, auftrumpfend überschritten. Hier und in den meisten Nummern des Programms. Die Kunst der Gert ist genieß bar nur für die rettungslos Dekadenten und für Aestheten, die fähig find, alle fünstlerischen Darbietungen mit interesselosem Wohlgefallen aufzunehmen.

Ein weiter Weg vom raffinierten Hautgout der Gert zu den schönen, flaren, weichen Rhythmen der Herta Feist, die wir nad langer Bause im Bachsaal schen. Diese Künstlerin besigt alles, was zur vollendeten Tänzerin gehört. Nur eins mangelt ihr noch: die scharf umrissene Persönlichkeit. Ihre Pantomimit hat nichts Naturalistisches. Sie ist abgeklärt zur Höhe einer Symbolik, die in rein abstrakten Stilformen komplizierteste seelische Vorgänge leuchtend klar und eindrucksvoll gestaltet. Ihre Technik gipfelt in prachtvoller Arm- und Handaktion, während die Sprünge letzte Leichtigkeit zuweilen vermissen lassen. In Dreitänzen mit Char lotte Borchardt und Ruth Lemke wurden mit den Mitteln des modernen Stils teils zarteste dekorative Ballettwirkungen erzielt ( Beschwingtes Spiel"), teils fultisdje Feierlichkeit zu muchtigem Bathos gesteigert( Feierlicher Dreiflang"). Alles in allem ein sehr erfreulicher Abend. J. S.

Armer Columbus."

Städtische Oper.

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Eine Talentprobe: 1927 hat sie Erwin Dreffel, 17jährig damals, mit der Partitur seiner Oper Armer Columbus" geliefert. Es zeugt von unzweifelhafter Begabung, daß er so jung folch ein Werk zu vollenden vermochte. Es spricht nicht gegen seine Begabung, daß diese erste Arbeit in Wesentlichem mißraten ist. Ihr halbes Mißlingen war durch die unglückliche Wahl des Tertes bedingt.

,, Armer Columbus, die Borgeschichte einer Entdeckung", genauer gesagt ist es die Geschichte ihrer Finanzierung. Cristonal Colon, unerschütterlich in seinem Borhaben, die geträumten Inseln im Westen Amerifa zu entdecken und zu erschließen, ringt der Königin Isabella, der es feine Männlichefit angetan hat, und dem jüdischen Finanzminister Ephraim Santangel, der die kapitalistischen  Chancen des Unternehmens faltuliert, die Mittel für das Abenteuer der Reise ab. Dies der dürftige Inhalt, der sich durch acht Bilder zieht doch wie? Personen und Geschehen der Weltgeschichte, alles wird, unter dem Vorgeben, es uns auf solche Art menschlich näher­zubringen, ins unwürdig Lächerliche verzerrt. Wäre der Kopf, den der Autor, Arthur 3 weiniger, dafür anstrengt, so wizig, wie er sich als wizarm erweist, wäre die Sache mit soviel geistiger Ueberlegenheit gemacht, wie sie, zu unserer nachhaltigen Ver­stimmung, geistverlassene Albernheit in die Breite treibt: es fönnte ein lustiger Operettentert sein; doch leider ist diese Dichtung eine be­fchämend traurige Angelegenheit geworden.

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Der tnabenhaft junge Komponist. tritiklos diesem dummen Buch hingegeben, das bedeutungsvolle Hintergründe vorspiegelt, erliegt all seinen Gefahren. Die ernstgemeinte Oper wird zum verlegend un­seriösen Spiel mit großen hohen Dingen; bald verführt den Musiker der Stoff, heroisch- pathetische Töne anzuschlagen, die er aus der Welt des wagnerischen und nachwagnerischen Musikdramas bezieht, der Stoff, heroisch- pathetische Töne anzuschlagen, die er aus der bald verleitet ihn der Dichter zur Haltung des überlegenen Spötters, Menschenverächters aus tiefer Menschenkenntnis, und in dieser künst lich angenommenen Haltung fühlt seine Jugend, wie es scheint, sich am wohlsten. Aber zu solcher inneren Unsicherheit der Einstellung tommt, den Gesamteindrud beeinträchtigend, die Wahllosigkeit und Hemmungslosigkeit seiner Jahre hinzu, er nimmt und perarbeitet Ein fälle und Anflänge, wie sie ihm in die Feder temmen, noch pöllig unbekümmert um Stil und Niveau. Gewiß, er findet eigene Bedanken und fann schon viel für einen Siebzehnjährigen. Ab­folut gemertet, reicht es noch nicht für die Ansprüche eines Operntheaters.

Als die Oper Armer Columbus" eben geschrieben war, mußte es interessieren, fie einmal spielen zu lassen: als Vorführung gewiffer­

Interesse, ja, einiges Aufsehen erregt. Das ist drei Jahre her, und drei Jahre, die Jahre von 17 bis 20, sind eine lange Zeit in der Entwicklung eines Künstlers. Man erweist dem Komponisten Erwin Drejsel, der seither erheblich weiter gekommen sein mag, mit der Berliner   Aufführung dieses unreifen, unzulänglichen ersten Werks heute feinen guten Dienst. Den Widerspruch, den sie, wie voraus zusehen war, finden mußte, bestärkt das auffallende Mißverhältnis zwischen dem geistigen und fünstlerischen Format des Werks und dem verschwenderischen Aufwand an Mitteln, die in der Städtischen Oper dafür eingesetzt werden vielleicht in der Abficht, seine fundamen­talen Schwächen zu verhüllen, doch mit dem Effekt, sie nur deutlicher fühlbar zu machen.

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Der Premierenabend, der eine neue Aera der Städtischen Oper eröffnen soll, weckt Bedenken, und es ist notwendig, sie auf­richtig auszusprechen. Dr. Kurt Singer  , der neue Intendant, führt persönlich Regie. Man weiß, daß er nie Regisseur gewesen ist. Gewiß, sein Mangel an Handwerk und Berufserfahrung fällt dem Publikum, das eine forgfältig ausgearbeitete Inszenierung zu. sehen bekommt, nicht in die Augen; aber der Blick des Theater­fachmannes läßt sich nicht beirren und das fünstlerische und tech­nische Personal, die Mitarbeiter und untergebenen des Regisseur­Intendanten, sie alle sind erfahrene Theaterfachleute. Es kann dem Ansehen des Hauses nicht förderlich sein, wenn der neue Leiter fich in einer fachtünstlerischen Kommandostellung ausprobiert. In einer fritischen, zerfahrenen Situation der Städtischen Oper hat er die schwere verantwortungsvolle Aufgabe ihrer gründlichen Reorgani fierung übernommen; es wäre zu wünschen, daß er sich nicht durch persönlichen Künstler ehrgeiz davon ablenken ließe.

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Das ist an sich fein Einwand gegen diese Inszenierung, die freilich, verglichen mit Singers erster Regieleistung ,, Maschinist Hopkins" wohl kaum einen Fortschritt bedeutet. Im Musikalischen ist die Aufführung von Baul Breisach gewissenhaft vorbereitet. In den Hauptrollen: Margret Pfahl, Heyer, Hüsch, Steier; Joh. Drath, als Gast in der Rolle des Columbus, gibt eine fesselnde Leistung. Biel   Beifall, von einem Teil des Hauses gespendet; auch Stimmen des Mißfallens, berechtigter Ablehnung, werden laut. Für Erwin Dressel   fein Grund, an sich und seiner Bukunft irre zu werden. Wenn er, gereift, mit einer besseren Sache wiederkommt, wird er bei vorurteilslosen Hörern ein milliges Ohr finden. Klaus Fringshcini.

Technik ist Nuance.

Drury Channell im Schwechten- Saal.

,, Wenn ich zur Musik tanze, versuche ich meine individuelle Re­altion zur Musik auszudrücken, nicht die Musik zu interpretieren. Tänzer nicht allein den musikalischen Rhythmus in Körper­Als das Wesentliche behaupte ich, daß der wirzlich schöpferische bewegungen ausdrücken darf, sondern daß er den Ideenrhythmus ausdrücken muß. Was ist der Ideenrhythmus? Es ist die rhythmische Reaktion des Tänzers zu der Idee. Es ist nicht Interpretation der Idee, es ist weder Interpretation der Musik noch Rhythmus der Musik. Ich tanze meine individuelle Reaktion zu meinen Ideen und wähle mir die Musik dazu. Meine Technik ist Nüance, Nüance des Ausdrucks."

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Das ist ein kleiner Auszug aus den Erläuterungen", die der englische   Tänzer Drury Channell seinem Tanzprogramm beigab. Es ist ja nicht nötig, daß ein Tänzer durch Borte dus­zudrücken versteht, was er meint; wenn nur sein Tanz es erkennen läßt. Wäre das bei Drury Channell der Fall, so hätte man seinen Programmunsinn tattvoll totschweigen können. Aber leider verriet sein | Tanzabend im Sch wechtensa al feinesfalls, was Herr Channell mit seinem Tanz eigentlich ausdrücken will, wenn er auch die Zu­schauer von jeder Untlarheit darüber befreite, daß er mit seinem Tanz nichts ausdrücken tann. Sein grotestes Duett Les petits riens" mit Selene Vojacek zeigte, wo die einzigen Möglich­feiten dieser Tanzdarbietungen liegen: auf der Kabarettbühne, auf der man sich einige Nummern solcher pantomimischen Tanzspiele ganz gern ansieht. Die Fähigkeiten von Helene Bojacek reichen vielleicht weiter; besonders in der Verkündigung" zeigte sich in den ausdrucksvollen Gesten der Hände und Arme echtes Tanz erleben. Wenn Drury Channell in Solonummern und Duetien barem Schaubudenkitsch herab. ernft tommen wollte, santen seine Vorführungen zu undistutier­Seine Lautsprache" entspricht ganter Unfähigkeit. seinen Dichtungen": eins wie das andere ist der Ausdruck arro­

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Das erste Auftreten der Münchener   Kammer- Tanz- Bühne( Dorothee Günther Maja Ler) das die Voltsbühne in ihrer 3. diesjährigen Tanz­matinee am Sonntag, dem 30. November, vormittags 11, Uhr, im Theater am Bülowplat bermittelt, bringt eine Tangfolge 1930", fowie erstmalig eine Barbarische Suite", die fich in einen Stäbetanz", einen..Pauken­fans", einen anon", einen Sprungfang" ufw. gliedert. Cinlaßtarten ( fefte läge 4, 8 und 2 M.) bei Lies, Bertheim, Bote u. Bod, fomie an der Kaffe des Theaters am Bülowplay.

Gastspiel Harriet Boffe- Strindberg und Ensemble. Am 1. Dezember findet in der Romischen Over cin Gastspiel der Frau Harriet Boffee ( Ditern) von August Strindberg  , mit Harriet Bosse Strindberg   in der Strindberg mit eigenem Ensemble statt. Zur Ausführung gelangt Panst" gauptrolle.