Rr. 55147. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Zwei Personen suchen ein Bett
Von Erling Kristensen
Das Kleine Fräulein Olga war über das erste Backfischalter hinaus, was deutlich aus der Tatsache erhellte, daß sie vor mehreren Monaten eine Stelle in einer Hotelküche angenommen hatte, um fochen zu lernen. Sie hatte sich hierzu entschlossen, nachdem sie sich flar darüber geworden war, daß das Leben nicht mur aus Tanz zwischen den Tischen, Lippenstift und Milton Shils bestand. Es mußte auch etwas auf den Tisch kommen. Die schwarzen Dinger, Töpfe und Pfannen genannt, waren in Olgas Bewußtsein zu Mächten avanciert, mit denen man rechnen mußte. Olgas Wandlung hatte sich ganz plötzlich vollzogen, nachdem sie sich vor mehreren Monaten mit Ostar verlobt hatte, einem großen, gefunden, starten Seemann , der auf weite Reisen ging und ein gutes, redliches Herz besaß.
Jetzt schwang Olga alfo die Kochlöffel, fang, triflerte und studierte die Schiffahrtsnachrichten der Zeitungen nach dem Berbleib des Kohlenschiffes ,, Diana", und mit jedem Hafen, mit dem es sich näherte, wurde jie glücklicher und wunderlicher. Die Hochzeit schwebte sozusagen in der Luft.
Eines Tages, gerade zur Mittagsstunde, stand ein Telegraphenbote am Herd, den das Küchenmädchen wohlwollend durch Dampf und Qualm hindurchgelotst hatte. Er lieferte ein Telegramm ab und verschwand in den treibenden Dunstmolten der Küche. Digas Hände zitterten, ein Freudenschrei entfuhr ihr, der verursachte, daß
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Dienstag, 25. November 1930
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Bahn und hoffe, daß ihr bis morgen zur Vernunft tommt." Der Onkel vom Lande holte gewaltig mit der Brieftasche aus, ais wehrte er etwas Entsetzliches von sich ab: Wäre ich an Stelle deiner Eltern, Diga, ich läutete sämtliche Hotels der Stadt an. Das tann man ja nicht verantworten! Nein nicht verantworten!" Nr. 13 zischte furchtbar in den Bart und stierte auf die Brief= tasche, während er sprach:„ Bist du bis sieben Uhr, ja bis Punkt sieben Ihr nicht zu Hause, dann flingeln wir an!"
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Der Staubmantel sant auf einen Stuhl. Ich bin Junggeselle und hatte eigentlich gedacht, Olga in meinem Testament etwas zu vermachen. Aber das tam ja geändert werden, kann geändert
werden!"
Stimme ihres Vaters bemerkte. Aber jetzt gehe ich zum Zug und hole Oskar, und dann werden wir uns in ein Hotel begeben." ,, Der Allmächtige soll uns schützen!" Der Onkel faßte sich erschreckt an die Aufschläge seines Staubmantels. Welch eine Moral! Ja, das mag der Himmel wissen! Da bin ich ja in ein richtiges Sündenbabel gekommen. Ich mußte sehr wohl, daß es hier um die Moral sehr schlecht bestellt ist daß es aber sooo schlecht ist!" Sein schwerer Kopf schlackerte hin und her.., Und das noch in der eigenen Familie! Das ist die neue Zeit! Modern Hochzeit und bereits heute nacht ins Brautbett! Nein der Himmel fei gepriesen, daß man vom Lande ift." hier „ Ja aber Ontel!" Olga verstand ihn nicht. Ostar fährt doch zur See. Es fann mehrere Monate dauern, bevor er heimtehrt.
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morgen
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Unsinn, albernes Gewäsch!" Der Ontel jah in seine Brief tasche. Als ich von der Hochzeit hörte, dachte ich sofort an ein Brautgeschent, aber wenn auf diese Art Hochzeit gehalten wird, dann..." Dabei schiefte er nach Nr. 13: Ich bin nicht ein Mann, der die Unzucht geradezu prämiert- nein das bin ich nicht. Ich bin Junggeselle und habe glüdlicherweise eine reine Wefte an- ja bas habe ich. Und dasselbe verlange ich der Teufel soll mich holen auch von anderen. So sind wir Landbewohner! Ja so sind mir!"
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Nr. 13 griff überwältigt nach seiner Müße mit dem Messingschild: ,, Ach der Herr erbarme sich! Olga! Wir werden anläuten. Ja, das tun mir!"
Olga sah fieberhaft auf die Uhr und griff sich ans Ohr: ,, Jaläutet es auch- Oskar spricht von mir."
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Der Zug tam hereingedonnert. Dlga stand wie ein Meines, warmes, zitterndes Wesen unter den vielen Menschen.
Ein großer, wettergebräunter Mann sprang von einer dichtbesetzten Plattform herunter, und Olga mußte ihren Belztragen gegen den Mund pressen, um nicht laut zu rufen:„ Ostar!"
Sie schloß die Augen, während er absprang. Dann fühlte sie den starken, warmen Drud seiner Hand. ,, Ostar! Und du mußt morgen schon reisen?"
Er schwang sie herum und trug sie fast nach dem Ausgang. Das muß ich, aber ich habe Hotel Hafnia angerufen und ein Bimmer bestellt. Jetzt bist du meine fleine Frou! Bon jetzt an!" Er blickte nach ihrer Handtasche. Hast du eine meiße Schürze mit? Ich habe mich so darauf gefreut, dich mit einer weißen Schürze." Frau, verstehst du? Nichts fleidet dich so gut mie eine meiße
sämtliche Küchenfeen und Nymphen sich in gemeinsamer Erwartung Unheildrohendes. Jedesmal, wenn sein Blick die Brieftasche streifte, Schürze in Zimmer herumpujseln zu sehen, wie eine richtige, Meine
zusammendrängten. Dlgas Augen funfelten.
Er fommt! Er tommt! Morgen werde ich heiraten! Lieber
Sie umarmite die Küchenvorsteherin und schmentte einen ver fengten Topflappen in der Luft. Ich werde heiraten!" Plötzlich erlosch die Glut in ihren Augen, und sie starrte auf das Telegramm. Romme am 4. Hochzeit am 5. Reise wieder morgen abend." Ja aber aber..." sie hielt den Atem an, bis die Lungen zum Springen voll Lust waren ,,, dann komme ich ja um die Brautnacht!" Sie ließ sich auf einen feeren Bierkasten fallen und verbarg
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das Geficht in den Händen.
Das werde ich nicht tun! Es tan Monate dattern, bis Dstar
wiederkommt."
Eine alte Gaderobenfrau trat hinzu: Na aber na aber... hat sie sich verbrannt, ist sie trant?*
Alle Köchinnen drängten sich um den Bierfaften. Tieffies Mitseid erfüllte sie.
Ja das ist nun wirtlich schade für fie."
ich
Dem Küchenmädchen traten Tränen in die Augen:„ ber fo geht es einem mm mal, wenn man einen Seemann Rebt habe es dir gesagt, Diga."
Die Küchenvorsteherin las das Telegrammm: ,, Der 4.- der 5.ja aber du hast ja eine ganze Nacht!"
Olga hob den Kopf und starrte in den Küchendunt, als gewahrte fle etne göttliche Offenbarung. Ein tränenschwangeres Lächeln ftieg aus tieffter Seele auf und drängte sich nach und nach auf die tranen benekten Bangen. Sie erhob sich vom Kasten, wie von einer unsichtbaren Hand gestützt. Das habe ich ja auch mas habe ich denn nur gelesen?" Die Garderobenfrau redte ihren alten, zittrigen Kopf vor: Ja aber das ist die Nacht vor der Hochzeit, dent an den Myrtenfranz!"
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Quatsch! Olga schleuderte den Topflappen hin:„ Wenn Oskar Doch nun gleich wieder reisen muß!"
Sie blickte die Küchenvorsteherin an. Ja, mach mur, daß du fortkommst bis morgen abend ist nicht viel Zeit!"
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Olga befand sich außer Atem auf einem dunklen Treppenpadest. Jensen, Dienstmann Nr. 13" stand auf der Tür vor ihr. Es war der Eingang zu ihrer Wohnung, aber sie war vom Glüt und vom schnellen Laufen derart verwirrt, daß sie kaum imstande mar einzutreten. Sie hörte die Stimmme ihrer Mutter und öffnete
die Tür mit einem Rud.
,, Er tommt! Mutter! Ich werde..."
Sie schlug sich mit der Hand auf den Mund und starrte auf einen großen Mann mit rotgeftedtem Gesicht und gelbem Staub
mantel. Ihre Mutter lachte und mies mit der Hand auf den Staubmantel.
Das ist dein Onkel vom Lande, was wolltest du denn pigentlich?" Diga verneigte sich und wurde rot. Ich will heiraten! Ostar Bommt heute. Morgen foll Trauung sein!"
Der Onfel sperrte die Augen auf. Bottausend noch einmal, bas ist allerhand- da hat man doch wirklich Blüd! Kommt man gerade zur Hochzeit zurecht!" Er zminferte pfiffig mit den Augen: Aber na das ist doch wohl einer, der mas hat?" Die Mutter schnellte vom Stuhl auf. ,, Ja du großer Gott! Morgen Hochzeit! Das ist auch eine Art und Weise, nichts weiß man im voraus! Auf nichts ist man vorbereitet."
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Olga warf den Hut hin. Ja ist das nicht toll?" Ste padte die Mutter bei den Armen. Aber trotzdem freue ich mich wahninnig."
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Plötzlich rib fte die Mutter an fich, flüfterte ihr was ins Ohrschob sie wieder von sich und nickte. Die Mutter blidte den Dienstmann Nr. 13 nachdenklich an. Er zwirbelte seinen allzu langen Schnurrbart hoch und verfich feiner fleinen Gestalt eine autoritative Haltung, indem er die Brust start herauspreßte.
,, Was gibt's?"
Die Mutter blickte verlegen drein. Ihre Wangen wurden ein wenig rot: ,, Ja sie sagt also, daß sie morgen heiraten werdenund Ostars Schiff geht schon morgen abend in See- er muß mit dem Nachmittagszug wieder fort, um pünktlich an Bord zu fein.
Na ja, mas denn?"
Dienstmann Nr. 13 fteß den Schmurrbart los. Ja was denn?" Die Mutter bemerkte ein Stäubchen auf der Tischplatte, welches fie schnell mit dem kleinen Finger entfernte.
,, Das weiß ich nicht."
,, Nein
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das weiß ich verdammt noch mal auch nicht!" Nr. 13 blidte verstört nach dem Staubmantel hin.
Nr. 13 blickte von der Brieftasche zu Olga hinüber und brummte reizende Jugend! Das ist die neue Zeit!" Seine Atemzüge zischelten wurde sein Gebrumme beängstigender. Nein, das ist ja eine durch den Bart wie der Herbstwind im struppigen Gras. Bieder blickte er nach der Brieftasche. Daß du dich nicht schämst, du Balg, hier vor uns zu stehen und so was offenkundig zu sagen! Und das noch obendrein in Gegenwart von Fremden."
Oskar aber doch nur heute nacht hier ist und wir morgen getraut ,, Ja aber, Bater", Olga hielt die Hände vors Gesicht ,,, wenn werden!" Sie stülpte sich den Hut auf und fuhr sich mit der Buderquaste übers Geficht: Wie fann man mir so impraktisch sein!" Alles erschien ihr plötzlich vollkommen sinnlos. Ich will mich mit euch nicht mehr darüber unterhalten. Jetzt gehe ich an die
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Er preßte thren Arm, während sie gingen. Dente nur, min habe ich, ein heimatloser Matrose, auch eine Frau wie andere ordent liche Menschen. Hast du eine weiße Schürze, Olga?"
Sie blickte ihn aus glückverklärten Augen an:„ Du großer Junge! Glaubst du, ich laufe mit meinen Schürzen umher?" Sein braunes Gesicht nahm einen enttäuschten Ausdruck an. ,, Die Schürzen fleiden dich nun mot so fabelhaft." Tun sie das?" Sie blieb mitten im Straßengewühl stehen. Dann gehen wir an meinen Arbeitsplatz und holen eine. ( Schluß folgt.)
Rundfunkleben in Amerika
Von R. Francé
Da nur mit Kurzwellen und sonst höchstens mit den loftspielig ften Apparaten ein amerikanischer Rundfunkempfang in Europa möglich ist und der megen dein befannten Zeitunterschied auch nur in den Morgenstunden nach Mitternacht, weiß man bei uns fast nichts von dem jowohl großartig wie höchft merkwürdig enhvidelten Rundfunkleben in den Bereinigten Staaten. An 600 Sender mit eigenem Programm erfüllen dort von Morgen bis Mitternacht den Aether mit den merkwürdigsten Sendungen, von deren Eigenart man sich schon einen Begriff machen fann, menn man sich die Inhaber dieser Sender etwas näher betrachtet. Es ist jedermann, der gewisse Garantien leistet, erlaubt, einen Rundfunksender aufzustellen, und so gibt es denn Programme, die nicht nur von den großen Radiogesellschaften wie in Deutschland gesendet werden, sondern auch von Universitäten, Schulen, Zeitungen, Warenhäusern, Versicherungsgesellschaften, Banten , Kirchen, Bibelgesellschaften, sogar von Radio
händlern.
Bei diesem allerfreiesten Wettbewerb suchen sich denn die ein zelnen Sender nicht nur durch Leistungen, nämlich das Engagieren allererster Kunst- und Vortragskräfte, und die Bewilligung von manchmal märchenhaften Honoraren zu überbieten, sondern entfalten auch Reflame, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und sich eine Art Gemeinde von Hörern zu sichern. Einer der drolligsten, in vielem aber auch sympathischsten Züge dieser Reklame ist die Wahl von Schlagworten( Slogan nennt man sie im amerifanischen Sprachgebrauch), mit denen die Sprecher ihre jeweiligen Stationen anfündigen und unter denen sie volkstümlich zu wer den suchen. Die großen Riesensender verschmähen das natürlich, obwohl auch der berühmte Marinesender von Washington sich an tündigen läßt als Station where the timesignals origine"( woher das Zeitzeichen fommt). Washington ist nämlich für Amerita das, was Nauen für Deutschland ist. Aber im fernen Westen und noch mehr im ohnedies fo originellen und lebensluftigen Süden gibt es einen ganzen Karneval von Genderslogans. Da ruft Long Beach in Kalifornien seine Hörer an:„ Ich bin die Stadt, wo Ihr Schiff antommt." Tucson in Arizona nennt fich den Ausweg aus der Wüste". Das filmberühmte Los Angeles in Kalifornien tündet sich net an mit: Freundlichkeit, Glück, Freude." Und Hollywood selbst als: Ihr Freund in Hollywood ." Die riesige Industrieftadt Bittsburgh hat refignierend als Rennwort ihres Genders gewählt:„ Die Station der rauchigen Stadt. Dagegen ruft Santi Monica in Kalifornien wie eine hübsche junge Frau in den Aether:„ Der Sender mit dem Lächeln." Die kleinen Sender von Pensacola in Flo rida und Providence im Norden sind auf sich nicht wenig stolz Der eine fündigt sich an: Bundervolle Stadt des Fortschritts", und der andere sagt bescheiden von seinem Programm:„ Wir unterhalten eine Nation." Es gibt sogar einen Hauch von Poesie in diesen Schlagworten, so wenn das wirklich märchenhaft schöne Miami durch eine symathische Frauenstimme den 36 Millionen Radiohörern in Amerika sagen läßt, die Musit, welche fie jetzt hören, fäme von Miami , der wunderbaren Insel der Träume. Oder wenn Grand Rapids in Michigan von seinem Sender sagt, er sei die Stimme der flüsternden Tannen". Es fehlt weder Humor noch Menschlichkeit in diesen Zurufen. Richmond in Virginien sagt seinen Hörern: Ich führe dich zurück ins alte Birginien", und Boston , die nordische Riesenstadt Ameritas, fagt einfach von ihrem Gender, er sei„ Die Stimme des Freundes".
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Natürlich fehlt es auch nicht an handgreiflicher Reklame. An lagen bringen dir hier ein Vermögen" flüstert uns die reichlich unbefannte Stadt Topeka in Kansas zu. Floridanische Städte fagen vor jeder Programmnummer ihres Senders: Kommen Sie in unsere Stadt des ewigen Frühlings." Galveston in Tegas meint scheins, und Trenton im Staate New York ruft selbstbewußt: Tren ton macht es, die Welt nimmt es entgegen." Den Bogel schießt aber ein in aller Welt unbekannter Brivatfender im Staate Indiana ab,
Ja, aber das weiß ich!" Olga sette ihren fleinen Fuß hart etwas übertrieben, es sei die Stadt des immerwährenden Sonnenraj den Boden ,,, wir wollen heute nacht zusammen sein!" Nr. 13 fuhr auf: Uber nicht hier
daraus wird nichts!"
Rein" Diga tamen bie Tränen, als jie die Sälte in der
denu er nemt fich: Die erste Strumpfmarenbant im Nether." Es ist also fast eine Dichhmmg in Senderschlagmorten entstanden, die unbewußt die ganze merkwürdige Seele des Jantees spiegelt, das Praktische und doch wieder heimlich Sehnsüchtige, Humorvolle und wieder ganz Unzugängliche, vor allem aber die tiefe Menschlichkeit im Guten und Schlechten, die zuinnerst in dieser neuen amerikani schen Menschenmasse wurzelt.
Moderne Lesemaschinen
Wenn man Bücher in mikroskopischer Schrift herstellt, dann fönnen die dichsten, mehrbändigen Werke in kleine Broschüren zufammengedrängt werden, und es ergeben sich dadurch manche Vor teile. Aber das Lesen dieser winzigen Drude ist teine leichte Aufgabe. Um diese zu ermöglichen, sind jezt in Amerika zwei neue Erfindungen gemacht worden, über die Egon Eisenhauer. im Buchhändler- Börsenblatt berichtet. Die eine Erfindung ist von dem lomiral Bradley A Fiste gemacht worden, der mit dieser Lesemaschine unter den Literaturfreunden zahlreiche Interessenten zu gewinnen hofft. Sie wiegt nur 120 Gramm und hat die Form einer Lorgnette, durch die der Leser mit Hilfe eines Vergrößerungsglajes den Inhalt einer Karte, auf der 45 gewöhnliche Druckseiten in mikroskopischer Schrift wiedergegeben sind, mit mir einem Auge bequem verfolgen tann, während durch einen Fingerdruck die Schrift vorübergleitet. Unter Berwendung dieser Lesemaschine fönnen technische Bücher studiert werden, die sonst wegen des beschränkten Lesertreises nicht veröffentlicht würden und deren Drud in mikrostopischer Form nicht viel loftet. Der Erfinder hofft, daß auch bald flassische und moderne Literaturwerte auf diese Weise vervielfältigt werden können, für die dann die Lesemaschine benutzt werden kann. Das entgegengesetzte Brinzip vertritt eine andere Erfindung, durch die die Seiten eines Buches, nachdem sie mit Hilfe des Mitroskops in winziger Schrift photographisch vervielfältigt worden sind, durch einen Projektionsapparat als Filme in starter Bergrößerung auf eine Bandfläche geworfen werden. Man fann auf diese Weise den Inhalt eines ganzen Romans auf einen Streifen bringen. Eine ganze Reihe Bücher fönnte im Umfang einer Broschüre in solcher mitroffopischer Wiedergabe versandt werden und wäre mit einer der beiden Lesemaschinen leicht lesbar.
Sicherheitsglas
Das Sprichwort ,, Glüd und Glas, wie leicht bricht das" stimmt nicht mehr. Es gibt jetzt Glas, das faum bricht, und anderes, das nicht splittert. lleber seine Herstellung erfuhr man näheres auf der Berliner Tagung der Deutschen Glastechnischen Gesellschaft durch Diplomingenieur Arbenz . Seit 1902 versucht man Sicherheitsglas zu fabrizieren. Das vorläufig beste, das sogenannte Sandwichglas, besteht aus zwei Glasplatten, die eine Zelluloidschicht umschließen. Nach maschineller Reinigung der Glasscheiben wird eine Seite. mit einer Gelatineschicht bespritzt. Auf diese wird das Zelluloidblatt gebracht, das durch erwärmten Alkohol haftfähig gemacht wurde. Die beiden Glasscheiben mit dem eingeschlossenen Zelluloidblatt werden etwa fünf Minuten lang in einer Temperatur bis zu 150 Grad mit einem Dtud von 5 bis 15 Atmosphären zusammengepreßt. Dieses Sandwichglas bietet außer dem Nichtsplittern den Borteil der Absorption der ultravioletten, schädlichen Strahlen. Ein anderes Verfahren gibt einzelnen Glasscheiben durch Behandlung mit verschiedenen Temperaturen eine außerordentliche Festigkeit. Die Prüfung dieses Glases geschieht durch Auffall schwerer Kugeln aus bestimmten Höhen. Die Produktion von Sicherheitsglas betrug im Jahre 1929 in Amerita etwa eine Million Quadratmeter, in England, wo fast fämtliche Autos damit ausgestattet sind, 300 000 und in Deutschland nur einige tausend Quadratmeter. Außer bei den Verkehrsmitteln dürfte das Sicherheitsglas vor allem bei Schaufenstern und Schuhbrillen immer größere Berwendung finden.