3. Beilage zum„ Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Nr. 103.
Gewerkschaftliches.
Sämmtliche Kutscher resp. Schaffner der Wirthschaftsgenossenschaft Berliner Grundbesitzer legten am Freitag Morgen die Arbeit nieder. Sie erklärten im Depot der Gesellschaft in der Christburgerstraße, daß es ihnen unmöglich fei, täglich 90 bis 107 Kästen mittels der Wagen, die zur staubfreien Abfuhr des Mülls eingerichtet sind, zu heben und zu befördern. Der ungeheure Staub, der schlechte Geruch und die Hize in den Wagen bringe selbst die wenigst empfindlichen Leute der Ohnmacht nahe. Es sei daher erforderlich, daß besonders während des Sommers mehr Leute eingestellt würden und nicht, wie es bereits geschehen sei, noch welche entlassen werden. Den Vorwurf, daß sie nur wegen des 1. Mai feiern wollen, erklärten die Streikenden als ungerechtfertigt. Da der Direktor der Wirthschafts Genossenschaft die gestellten Forderungen nicht bewilligte, ließen die Arbeiter die 23 bereits an gespannten Wagen stehen und verließen den Hof. Die Direk tion sucht nun Ersatz durch den Freund'schen Nachweis für ArbeitsDie Müllabfuhr ist eine so häßliche Arbeit, daß sie kaum jemand thut, den nicht die größte Noth dazu treibt. Selbst verständlich sollte es daher sein, den bedauernswerthen Leuten, die sie verrichten, jede mögliche Erleichterung zu gewähren. Daß dies nicht nur nicht geschieht, sondern die Arbeiter erst noch streifen müssen, um eine Erleichterung ihres Looses zu erreichen, zeigt das foalirte Hausagrarierthum Berlins wieder einmal in feiner ganzen Selbstfucht.
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Sonntag, den 3. Mai 1896.
Ueber den
13. Jahrg.
dem Beschluß der gewählten Baudeputirten nachzukommen. Die Für die streikenden Metallschläger Dresdens und Lohnkommission der Puzzer Berlins und Umgegend. Groß- Schönaus sind an freiwilligen Beiträgen eingegangen von Ueber den Berliner Tabakarbeiter- Streik ist mitzutheilen, Hermann Altmann in Lieferfuth 18,85 M. und von Paul daß bis jetzt 167 Firmen mit 462 Arbeitern und 489 Arbeiterinnen Schalling in Breslau 9,55 M., was das Streitkomitee durch sämmtliche Forderungen bewilligt haben; von großen Firmen be- Bruno Bfühner in Dresden hiermit quittiren läßt. finden sich darunter auch die von Wienert und von Doussin. In Pirna i. S. haben die Seher der freisinnigen Tages: 29 Firmen haben noch nicht nachgegeben; die Zahl der Streifenden po ft" wegen Lohnherabsetzung die Arbeit niedergelegt. beträgt nur noch 169. Die Arbeiterschaft Berlins wird gebeten, Die Wollendrucker von Greiz und Umgegend sind in ihren Bedarf bei den Firmen zu decken, die die Forderungen be eine Lohnbewegung eingetreten. Sie verlangen Anerkennung willigt haben.( Siehe Annonce.) Die Lohnkommission. eines von ihnen ausgearbeiteten Lohntarifs, der für alle Fabriken Die Scheibentöpfer Berlins , die Arbeiter, die in Berlin , Giltigkeit erlangen soll. Die Löhne sind jezt in den einzelnen Charlottenburg , Weißensee 2c. Blumentöpfe fabriziren, befinden Fabriken verschiedene und differiren unter einander bis zu 90 pCt. sich mit den Unternehmern in Lohnstreitigkeiten. Es handelt Die niedrigsten Löhne für gewisse Artikel zahlt die Firma sich in der Hauptsache nur um die Erlangung eines einheitlichen Treuter u. Golle. Die Arbeiterpreffe, hauptsächlich die Lohntarifes. Bisher bezahlten die Unternehmer jeder wie er österreichische, wird um Abdruck gebeten. Anfragen sind wollte. Diese Differenzen in der Lohnzahlung brachten auch zu richten an Franz Feustel in Greiz i. V., Isabellenruhe. Lohnabzüge hervor. Darum wird ein einheitlicher Lohntarif verlangt. Die Firma Krüger in der Schönhauser Allee 48 zahlte schinen- Ausputzer der Schuhfa brit von Albert ReifenAus Mainz wird uns geschrieben: Die Zwicker und Mabisher, obwohl sie die meisten Arbeiter dieser Branche hierorts schinen- Ausputer der Schuhfabrik von Albert Reifenbeschäftigt, stets den geringsten Lohn und sucht, um das weiter berg, 24 an der Zahl, haben die Arbeit eingestellt, nachdem thun zu können, in der„ Keramischen Rundschau" Dreher und und jede weitere Verhandlung abgelehnt hatte. Die Forderungen der Fabrikant die an ihn gestellten Forderungen nicht bewilligt einen Brenner und Einleger. Hoffentlich findet sich niemand, drehen sich vornehmlich um die Verpflichtung des Fabrikanten, der Luft verspürt, zu den bisher dort gezahlten Löhnen zu arbeiten. Während sich andere Unternehmer zu dem für genügende Beschäftigung seiner Affordarbeiter zu sorgen und ihnen vorgelegten gleichmäßigen Tarif durchaus nicht ablehnendum Aufrechterhaltung des Lohntarifs, wie er 1890 nach Beilegung verhalten, glaubte fich Herr Krüger, um nicht nachgeben zu müssen, und Maingaues und dem Ausschuß der Schuhmacher notariell des großen Streiks zwischen dem Fabrikantenring des Rheinnoch weiter vorsehen zu sollen, indem er sich Blumentöpfe aus Hohenleipisch schicken ließ, um seine Kunden befriedigen zu können. vereinbart worden ist. Diese selbstverständlichen Forderungen Achtung, Metallarbeiter! Anläßlich der Malfeter find in Alle Freunde und Genossen bitten wir, die Scheibentöpfer auf weigert sich der Fabrikant anzuerkennen. Er hat auch die Vermittelung des Vorsitzenden des Gewerbegerichts, des Herrn Berlin entlassen worden: Bei Schäffer u. Dehlmann, vorstehende Mittheilung aufmerksam zu machen. Chauffeeftr., 110 Mann. Kramme, Gitschinerstr.76, 11 Former. weiteren Verlauf dieser Lohnbewegung werden wir speziell be- Rechnungsraths Amend abgelehnt. Zuzug ist fernzuhalten. Die Stepperinnen bei der Mainzer Schuhwaarenfirma Denn u. Langwühler, Reichenbergerstr., 6 Mann. Kube, richten. Der Vorstand des Allgemeinen Vereins der Töpfer und Rosenbusch u. Co. erreichten durch ihren einmüthigen ZuElisabeth- Ufer 30, 16 Mann. Bis zum Dienstag, den 5. Mai, Berufsgenossen Deutschlands . J. A.: F. Kaulich. sammenhalt folgende Vortheile: 1. Der Fabrikant ist verpflichtet, ausgesperrt wurden aus gleicher Ursache bei Frister, Die Schmiede Berlins werden von der hiesigen Orts- für vollständige Beschäftigung seiner Arbeiterinnen zu sorgen, Lindenstr. 23, 120 Mann. Schlüter, Brandenburgstraße 19, verwaltung Ost der Vereinigung aller in der Schmiederei be- andernfalls ist die Arbeitszeit entsprechend zu verkürzen; weiter 9 Former. Heinze, Wasserthorstraße Nr. 8, 10 Mann. schäftigten Personen ersucht, den Zuzug nach Leipzig zu ist die Arbeit regelmäßig zu vertheilen. 2. Wöchentliche LohnThielicke, Wasserthorstraße 62, 14 Mann. Heinze, vermeiden, da dort die Schmiede im Streit stehen. zahlung. 3. Abschaffung des bisherigen Vrauches, daß die Brandenburgstraße Nr. 75, 14 Mann. Nürnberg , In Vernan dauert der Streit in der Schuhfabrik von Stepperinnen die Benutzung der Maschinen bezahlen mußten. Prinzenstr. 25, 12 Mann. Kraay, Gitschinerstr. 81, 13 Mann. Oppenheim u. Meier und in den Schäftefabriken 4. Lieferung sämmtlicher Materialien, wie Seide, Garn u. s. w., Stabenow, Gräfestr. 9, 10 Mann. Christ, Wrangel- von May Meier und Loges u. Wernede unverändert straße 111, 15 Mann. Wir bitten die Kollegenschaft um soli- fort. Zuzug ist fernzuhalten. Geldsendungen und zuschriften darisches Verhalten. Der Vorstand des Berliner sind zu richten an A. Schneider in Bernau , Wallstraße 2. Metallarbeiter Verbandes. Alle arbeiterfreundlichen Blätter werden um Abdruck gebeten. Der Korbmacherstreik in Hamburg ist für beendet er Aus Stuttgart . Um eine Einigung zwischen den Unter flärt. Eine Anzahl Arbeiter sind noch zu unterstüßen. nehmeru und Arbeiternt des Baugewerbes herbeizuführen, Bergarbeiterstreiks. Aus Siegen wird der Rh.- Westf. waren auf Donnerstag je acht Vertreter beider Theile nach dem Beitung" berichtet: Am Montag Morgen fuhren mehrere hundert Rathhause berufen; der Zusammenkunft wohnten noch bei: OberMann der Grube Grimberg" bei Siegen nicht ein, da ihre bürgermeister Rümelin, Gewerberichter Dr. Hartenstein An die Mechaniker und Berufsgenossen Berlins und Forderungen, kürzere Schichten, Lohnerhöhung und Trockenlegung und dessen Stellvertreter Rechtsanwalt Stockmayer. Nach Umgegend. Kameraden! Seit acht Tagen befindet sich unsere einer größeren Strecke der 7. Sohle, von der Bechenverwaltung fünfftündiger Verhandlung unter Vorsitz des Herrn Rümelin kam Branche im Lohnkampfe. Es handelt sich um die vollständige abgelehnt wurden. Die Scheidejungen der Zeche Gilberg" bei eine Einigung auf grund folgender Bedingungen zu stande: Durchführung des Tarifs für 1896. Obgleich dieser Tarif in ver- Elberfeld wurden am letzten Sonnabend ausständig; sie wollen 1. Zehnstündige Arbeitszeit; 2. für Maurer, Zimmerer und schiedenen größeren Werkstätten bewilligt wurde, ist der Umfang des die Arbeit nicht eher aufnehmen, als bis der Grubenverwalter Bauschreiner vom 20. Jahre an ein Minimal Stundenlohn Etreits doch größer geworden, als vorauszusehen war. Wir eine Lohnerhöhung zugefagt hat. Aus Oberscheld wird dem- von 30 Pf., für ältere Leute tritt ein Lohnausschlag von machen Euch auf den Beschluß der letzten öffentlichen Versammfelben Blatt mitgetheilt, daß auf den Eisensteingruben Königszug 8 pt. auf den vor dem 15. März bezahlten Lohn lung aufmerksam, wonach jeder Kollege, so lange der Streit dauert, und Prinzkessel feit Montag Morgen etwa 300 Bergleute aus wöchentlich 50 Pf. zu zahlen hat. Die Kollegen in denjenigen ständig sind. Werkstätten, wo der Tarif bewilligt ist, haben wöchentlich 1 M. Erfolglos beendet ist nach dreiwöchiger Dauer der Streit an den Streiffonds zu zahlen. Listen und Streifmarken sind der Arbeiter der Bielefelder Nähmaschinen Fabrit bei Schönemann, Skalizerstr. 7, zu haben; auch kann dort vorm. Dürkopp u. Ko. Nachdem mehrere hundert Ausabgerechnet werden. Morgen Abend 7 Uhr findet bei Martens, ständige wieder an ihre Pläge zurückgekehrt waren, beschlossen Friedrichstr. 236, eine öffentliche Versammlung statt. 3ahlreiche die ihrer Sache treugebliebenen Arbeiter zirfa 1400 den Betheiligung der Kollegenschaft an der Versammlung, sowie Be- Rampf aufzugeben. Die Direktion der Fabrit hat der Lohnfundung des Solidaritätsgefühls in moralischer wie finanzieller fommission die Zusage gemacht, daß nach und nach alle am Streit Hinsicht erwartet der Vertrauensmann. betheiligt geweſenen Arbeiter wieder eingestellt werden sollen.
Achtung, Vergolder! In der Rahmen Werkstatt von Paul Ullrich ist ein Kollege wegen der Maifeier gemaßregelt worden, trotzdem ihm von seiten des Arbeitgebers der Tag vorher freigegeben war. Wir ersuchen die Kollegen, dies zu beachten! Die Ortsverwaltung. J. A.: Ferdinand Ewald.
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Arbeiter Forsts geliefert. Sie brachten für die Rottbuser Einen glänzenden Beweis von Solidarität haben die Textilarbeiter die bedeutende Summe von 9312,55 M. auf.
zum Selbstkostenpreis. 5. Abschaffung der Hausarbeit, beziehentlich derartige Regelung der Löhne der Stückarbeiterinnen, daß diese durch ihre Arbeit in der Fabrik soviel verdienen, als zum Lebensunterhalt nothwendig ist.
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ein; Steinhauergesellen erhalten einen Minimal- Stundenlohn von 35 Pf.; 3. für Ueberstunden werden 25 pCt., für Nachiarbeit 50 pCt., für Sonntagsarbeit 100 pet. Buschlag gezahlt. Als Nachtarbeit gilt die Zeit von 8 Uhr abends bis 5 Uhr morgens. Die Lohnauszahlung muß spätestens eine halbe Stunde 4. 14 tägige Lohnzahlung mit wöchentlicher Abschlagszahlung. nach Schluß der Arbeitszeit beendet sein. 5. Die Lohnzahlung geschieht am Freitag, die Lohnliste wird am Mittwoch Abend geschlossen. 6. Abschaffung der Akkordarbeit für Maurer, Zimmerer und Bauschreiner, mit Ausnahme der Anschläger und Barketbodenleger, Abschaffung der sogenanten blinden Akkorde" bei Steinhauern. Maßregelungen haben zu unterbleiben.
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Achtung, Puter! Wegen der Maifeier wurden in Berlin auf dem Bau Petersburgerftr. 85( Unternehmer Richter) zwei Kollegen gemaßregelt, ebensoviele auf dem Bau Reichspost, Dieser Schiedsspruch ist zwar noch der Gesammtheit der Mauer- und Leipzigerstraßen- Ecke. Auf dem Bau Uhlandstr. 194 beiden Parteien zu unterbreiten, doch ist sicher, daß beide Theile ( Unternehmer Label) durften sämmtliche Buzer zur Strafe am Eine Geschichte der deutschen Schiffszimmerer ist auf sich dem Spruch jügen werden. Sonnabend nicht arbeiten. Es ist Pflicht der Kollegen, die Beschluß der Generalversammlung der Allgemeinen deutschen Der Londoner Bauarbeiter Streik hat begonnen. Gemaßregelten wieder in Arbeit zu bringen. Weitere Maß Vorstandsmitglied dieser Organisation, geschrieben worden. Das Bureaus, gegen 7000 Mann die Arbeit nieder. Die" Franks. von Heinrich Groß, Bereits am 29. April legten, nach Angabe des Wolff'schen regelungen wegen der Maifeier sind der Kommission bis jetzt nicht Werk kann sowohl vom Verleger J. H. W. Dieß in Stuttgart , 3tg." berichtet über die Ursache des Ausstandes folgendes nähere: gemeldet. Kollegen, nach Beschluß der Baudeputirten- Versammlung vom 30. April soll vom Montag, den 4. Mai, über die Arbeit wie auch vom Vorstand der Allgemeinen Deutschen Schiffs Die betreffenden Gewerkvereine beschweren sich darüber, daß es sämmtlicher Buzmeister, welche den Bau- Unternehmern Rüstzeug zimmerer- Genossenschaft( durch W. Sohms, Hamburg , St. Georg, bei ihnen seit 1894 feine Arbeitsordnung giebt und alles der liefern, die Sperre verhängt werden. In betracht kommen in Neue Brennerfir. 19) gegen Einsendung von 2 M. für ein ge- Willkür der Unternehmer überlassen sei. Damals kündigten die erster Linie der Bugmeister Scharf- Berlin und Langnick und bundenes oder 1,25 M. für ein broschirtes Exemplar bezogen letteren den Gewerkvereinen das bisherige Abkommen. Die Metzker- Friedenau. Die Kollegen, welche dort die Arbeit nieder- werden. Bei Einzelbezug sind noch 20 Pf. Porto beizufügen. Vereine haben dem Zentralverband der Bauunternehmer eine legen, haben sich im Bureau Grenadierstr. 33 zu melden. E3 Die Bauunternehmer Erfurts haben es abgelehnt, über Abschrift der Arbeitsordnung, wie sie sie wünschen, zugestellt. wird ersucht, bei genannten Herren keine Arbeit zu nehmen und den Maurerstreik das Einigungsamt entscheiden zu lassen. Die Meister haben bisher nichts weiter gethan, als den Empfang Arbeiter brechen die Erdrinde auf, auf einem Schmiede- noch nicht besetzt. Auch die Zahl der Besucher war nicht herde züngelt die Flamme, ein Adler freift in den besonders groß. Die Mädchen, welche gegen eine Mart Wolken und an das Ungeheuer erinnert, das auf dem Knackfuß'schen Bilde Kellnerinnen und Kellner in den größeren Wirthschaften, die ein Ungethüm ist zu sehen, das start die Eintrittskarten ausfolgten, die Kontrollbeamten, die heranpfaucht. Was es bedeuten soll, weiß ich nicht. Vielleicht jungen Burschen, die mit Festzeitungen und Katalogen haufirten, den Umsturz, vielleicht die Verkörperung des Streits; etwas wird die Verkäuferinnen von Blumen, Zuckerplätzchen, Schnäpfen und es schon sein sollen. Zum Haupttheil des Ausstellungsraumes allerlei Tand stecken alle in Gewändern, wie man sie vor steigt man einige Stufen hinab. Die der Bekleidungsindustrie 250 Jahren getragen. Es war Freitags, besonders gegen Abend, zugewiesenen Raume sind vollständig besetzt. Eine die legten noch etwas zu kalt, um sich längere Zeit in Alt- Berlin aufhundert Jahre umfassende Trachtenaustellung wirkt recht zuhalten. Und so fielen denn auch die beiden Umzüge, die erheiternd. Anno 1796 waren die Frauenmuffe so groß wie aus- man um drei und acht Uhr veranstaltete, nicht besonders gewachsene Tyroler Dachsranzen. imponirend aus.
Die
Spizenstreifen herstellt.
13 am Nachmittag das zwei Mark zahlende Publikum zu gelassen wurde, hatten die Herrschaften die Ausstellung bereits verlassen, zurückgeblieben waren nur diejenigen, die bei der Eröffnung das Bolt" dargestellt hatten, die Aussteller und ihre Vertreter, und die Macher und Leiter des Ganzen. Die einen führten ihre Frauen und ihre Fräcke, die oft nur taum noch zur Noth die Schmerbäuche umspannten, spazieren, die In der Abtheilung für Metallindustrie wird eine Goldarbeiter- In vielen Wirthschaften der Ausstellung bedienen nur anderen harrten des Festessens, bei dem die Sektflaschen Werkstätte vorgeführt; die Gehilfen hämmern und sticheln und Kellnerinnen und alle sind im Kostüme. Die einen tragen die knallten und das sich bis in die Nacht hineinzog, während faffen, und selbst die Polierfrau ist nicht vergeffen. Die ausge- grünen, großen Hüte der Zillerthaler, andere die verschnürten, mit die Militärkapellen paukten und an den Gestaden des stellten, diamantenübersäten Geschmeide blenden das Auge. Silberstücken und silbernen Ketten behangenen Leibchen der Alt,, neuen Sees" tausende von farbigen Lämpchen erglühten. Leid Welcher Abstand zwischen diesen protfrohen Dingern und dem bayerin, das goldene mit Spigen überdeckte Häuptchen that mir ein Stadtvater. Er segelte schon um drei Uhr heim- Klöppelsack, der in einem andern Raum zu sehen ist, der Holländerin ift zu sehen, und das baumelude wärts, und Frau und Tochter mußten ihm helfend beispringen, und an dem ein Mädchen mit Nadeln und Klöppelhölzchen einen Bottelhaar der Friesin. Am mundfertigsten und resolutesten sind so sehr drückte ihn des Tages Last. die Altbayerinnen. Sie sind auch echt, was ich nicht von jeder Das allgemeine Bild der Ausstellung hat sich seit acht Tagen Das Gebäude für Produkte der Chemie u. f. w. ift so gut Sängerin behaupten möchte, die im Treptower Park sich als vollständig geändert. Verschwunden sind die Gerüste und herum- wie besetzt. Dem Eintretenden fährt sofort jener scharfe Geruch Italienerin giebt. liegenden Balken, die Wege sind beschottert und mit Sand be in die Nase, den jeder von den Apotheken und Drogenhand- Von einem Gedränge war innerhalb der Ausstellung nicht streut, die gärtnerische Ausschmückung ist vollendet. Es muß lungen her kennt. Die für Nahrungs- und Genußmittel be- das Geringste zu bemerken, wenn man von dem Gewühl, das barbarisch gearbeitet worden sein in den lezten Tagen! Hätte stimmten Räume find angefüllt mit Weinen, Bieren und um die bayerische Bratwurstbrateret, wo alle daumenlang das man ein annähernd gleiches Tempo auch schon früher eingehalten, Schnäpfen, mit Würsten und Delikatessen, auch einige Berliner Kraut ausging, abfieht. Die Aussteller, ihre Frauen und Ver. dann wäre nie die Frage aufgetaucht, ob die Ausstellung auch Bierwagen sind zu sehen. treter mitgerechnet, dürften einige zwanzig tausend Besucher sich zum 1. Mai fertig sein würde. Freilich hätte man dann auch In der Fischerei- Ausstellung fehlt noch manches. In der nach und nach eingestellt haben. Außerhalb des Zaunes waren von allem Anfang an höhere Löhne zahlen müssen; aber in diesen Abtheilung für Sport und Jagdwesen sind mir aufgefallen: Ein allerdings alle Wege und Stege schwarz von Menschen. Apfel beißt der Unternehmer ja nur dann, wenn das„ Muß" vor als Sonntagsjäger gekleideter Reinecke, eine Fuchsiamilie vor Sehr stark war die Musik vertreten. Alle hundert der Thüre steht. dem Bau spielend, und ein aus tausenden von Geweihstücken, Schrittt fam man in den Klangbereich einer anderen Fertig ist darum die ganze Ausstellung noch lange nicht, Grandeln, Fängen und Hauern zusammengesetzter Kronleuchter. Kapelle und batte so das Vergnügen, die Ouvertüre und es werden wohl noch Wochen vergehen, bis sich für einen Auch das Alpenpanorama wird vielen gefallen. Auf der benach- zu„ Tannhäuser " und das Lied der Schmiede aus dem„ ZigeunerFremden der Besuch auch wirklich lohnt. Noch liegen hinter den barten„ nassen" Wiese, auf der eine Schantstätte neben der andern baron" zu gleicher Zeit zu hören. Was für Gedudel, Gepfeif' meisten Gebäuden, alte Riften, alte Fässer, Papier - fich erhebt, sieht es noch ziemlich fraus aus. In dem luftigen und Getrommel wird das erst später werden! feßen, Stroh und Holzwolle in ganzen Haufen herum, und Bau, in dem Herr Abraham seine„ Boltsmassen- Ernährung" Gegen viertausend Aussteller werden auf der Ausstellung hunderte von Ausstellungsschränken sind noch nicht eingeräumt. aufgethan hat, standen und lagen noch nach fünf vertreten sein. Ob sie aber mit Recht den Namen Berliner Und auch die Gerüste werden wieder erscheinen, und die Balken, Uhr die beim Mittagessen gebrauchten Teller und Taffen Gewerbe- Ausstellung führt, ist mir zweifelhaft Eine Unund die schweren Frachtfuhrwerke. mit den Ueberresten in einem Haufen beisammen, und in einem menge Ausstellungsobjekte haben mit Berlin nicht das geringste Tritt man durch den Haupteingang in das Industriegebäude, benachbarten Raume konnte man in einem Kasten eine ganze zu thun, von anderen wieder weiß kein Mensch, in welcher Berso sieht man sich einer von Löwen getragenen Springuellschaale Sammlung von todten Seefischen der verschiedensten Arten sehen. bindung sie mit einem Gewerbe ständen. Aber für das Vergegenüber, die unter einer kleinen Kuppel Platz gefunden hat. Alt- Berlin ist, wie vorauszusehen war, vollständig fertig gnügen ist gesorgt. Wenn nichts anderes, so wird es wenigstens Menige Schritte führen unter die große Hauptkuppel. Der geworden. Am Freitag waren eine ganze Reihe von Buden eine schöne, noch nie dagewesene Vogelwiese geben. Eindruck ist nicht übel. Weniger günstig wirkt die Kuppelmalerei. und Verkaufsständen wohl infolge der ungeheueren Playmiethen