Einzelbild herunterladen
 
  

Der Konfum in Kampfstellung.

Die Geduld der Verbraucher ist auf eine harte Probe gestellt.

=

In der am 24. November abgehaltenen ordentlichen Vertreter| Generalversammlung der Konsum Genossenschaft Berlin und Umgegend erstattete das Vorstandsmitglied Hille den Bericht über das 31. Geschäftsjahr 1929/30..

Der Redner wies darauf hin, daß durch den wirtschaftlichen Niedergang die konsumgenossenschaftliche Aufwärtsentwicklung eine Beeinträchtigung erfahren habe, die sich in einer gegenüber dem Borjahr verminderten Umfazerhöhung äußert; die Umsatzsteigerung belief sich auf 17,2 Proz.( Borjahr: 31,2 Bro3). Einfluß auf die Höhe des wertmäßigen Umsatzes übt auch die Senfung der Preise für eine Reihe von Warengattungen aus. Als außerordentlich günftig ist die Feststellung anzusprechen, daß sich

der Durchschnittsumfah je Mitglied von Jahr zu Jahr erhöht; er ist von 177 Mart im Geschäftsjahr 1924/25 auf 425 Mart im Geschäftsjahr 1929/30 gestiegen. Die Spartasse der Genossen schaft vermochte einen starten Zuwachs der Einlagen zu verbuchen; die Spareinlagen erhöhten sich von 35 auf 46 Millionen Mart. Eine erhebliche Ausdehnung erfuhr das Netz der Abgabe ftellen,

34 Lebensmittel- und 24 Fleischabgabestellen wurden neu

eröffnet oder tamen durch die Aufnahme fleinerer Bereine in die Genossen schaft neu hinzu.

"

abzunehmen. Im Herbst 1930 hat die Regierung eine Aktion ein­geleitet, weil der Kleinhandel zu hohe Preise verlangt. Die beste Preisfenfungsaktion ist die Wieder beseitigung der unge rechten Sonderbesteuerung der Konjumvereine. Durch diese Wiederbeseitigung der Sondersteuer wird den Konsumvereinen ihre preissenfende Wirkung erleichtert."

Nach Erstattung des Aufsichtsratsberichts durch das Aufsichts­ratsmitglied Schmidt erfolgte die Entlastung des Borstandes und die Genehmigung der Bilanz gegen vereinzelte tommunistische Stim men. Aus der Erübrigung des Geschäftsjahres wurden 50 000 Mart dem Reservefonds, 30 000 Mart dem Wohlfahrtsfonds und der Rest Don 3180,23 Mart dem Spezialreservefonds überwiesen.

Bei den Wahlen zum Aufsichtsrat wurden 297 Stim­men abgegeben; auf die Borschlagstifte der Gruppe Genossenschafts­aufbau entfielen 266 Stimmen, eine von kommunistischer Seite ein gereichte Borschlagsliste erhielt mur 31 Stimmen. Gewählt wurden: Carl Michaelis, Karl Schmidt, Hermann Spliesgardt, Franz Hamann, Paul Grahl, Else Beder und Friedrich Schulze; als Ersaßpersonen wurden gewählt: Friedrich Schlegel , Paul Küster, Klara Wollny, Paul Hense, Carl Friz, Wilhelm Dürre und Marie Gebhardt. Sämtliche Gewählte gehören der Gruppe Genossenschaftsaufbau an.

Lina Morgenstern und ihr Werf.

Im zweiten Teil des Vorstandsberichts unterzog das Borstands­Eine würdige Gedenkfeier zum 100. Geburtstage Lina Morgen­mitglied Paul Lange die behördlichen Maßnahmen auf dem Ge­biete der Lebensmittelversorgung einer scharfen Kritif. Preisabban sterns veranstalteten die Berliner Hausfrauen- Bereine im Bürgersaal des Berliner Rathauses. Frau Dr. Marie Lüders werde vom Reichsernährungsministerium" gefordert aber als Festrednerin gab einen umfassenden Ueberblick über das Leben alle Maßnahmen dieses Ministeriums laufen darauf hinaus, die Lina Morgensterns, die, 18 jährig, als Tochter eines Breslauer Kauf­Preise für die wichtigsten Nahrungsmittel zu erhöhen. manns bereits den ,, Breslauer Pfennigverein zur Unterstügung armer Der Kalender 1930 erweise sich als ein Lebensmittelverteuerungs- Schulkinder" gründete. In Berlin gründete sie in den 60er Jahren falender; 3ollerhöhungen reihten sich an Zollerhöhungen. die Berliner Boltsküchen", eine Einrichtung, die trok Spott Berteuernd wirkt sich weiterhin die Maßnahme aus, eine verminderte und Abwehr der bürgerlichen Kreise viel Gutes gezeitigt hat. Die Ausmahlquote für Roggenbrot festzulegen, sowie der Beimahlungs­zwang für inländischen Weizen. In die Reihe der verteuernden Maßnahmen gehört auch die Unbrauchbarmachung von Roggen durch Eosin, wodurch große Mengen von Brot getreide ber menschlichen Ernährung entzogen werden. Die Unter­bindung der Gefrierfleisch versorgung führt zur Berteuerung Der Fleischwaren. Auf das gesamte Preisniveau wirft sich nachteilig die Erhöhung der Umsatzsteuer und in ganz besonderer Weise die Sonderumfassteuer für Konsumvereine aus, die

allein

der Konfum- Genossenschaft Berlin eine Mehrbelastung von jähr­lich 400 000 Mart aufbürde.

Alle diese Maßnahmen haben zur Folge, daß ein weiterer Preis­abbau vereitelt wird. Die Geduld der Verbraucher wird auf eine harte Probe gestellt. Die Bevölkerung muß sich gegen der­artige Drangsalierungen auf das entschiedenste wehren Die groß­städtische Tagespresse zeigt in den Preisfragen häufig stärkste Unfenntnis; jo tonnte man beispielsweise lesen, daß der Erzeugerpreis für Kartoffeln 50 bis 60 ẞf., der Bertaufspreis in den Städten jedoch 4,50 Mart betrage. Selbst eine agrarische Zei tung mußte bekennen, daß es Speisefartoffeln zum Erzeugerpreis von 1,40 bis 1,60 Mart gebe. Einen Preis von 4,50 Mart zu be­zahlen hat fein Verbraucher nötig gehabt, da die Konfum- Genoffen schaft Berlin stets erheblich niedrigere Kartoffelpreise hatte. Beim gemahlenen 3uder, der im Warenhandel teinerlet Gewinn abwirft, laffe fich feststellen, daß der Inlandpreis dreifach höher ist als der Weltmarktpreis, und gleichwohl machen sich Be­ftrebungen geltend, weitere Preissteigerungen durchzufeßen. Es wird notwendig sein, die preisverteuernden Maßnahmen der Regierung im Zusammenhang der breiten Deffentlichkeit zur Kenntnis zu bringen, un volle Klarheit zu schaffen. Die Kon­fumgenossenschaften haben stets preisregulierend gewirkt, und tun es auch heute. Mehr als hundert Warengattungen haben im letzten Jahre seitens der Konsum- Genossenschaft eine Preisfenkung erfahren. Es ist ein

unbedingtes Erfordernis, gegen die Preiswillfür der Kartelle schärfer vorzugehen. Hier jedoch verjage die Regierung, und die Gerichte stellen sich schützend vor die Preisdiktatur der far­tellierten Unternehmer.

Die behördliche Preisabbauaktion ist nur in die Wege geleitet wor­den, um für den Lohnabbau die psychologischen Vorbedingungen zu Schaffen. Nach vollzogenem Lohnabbau werde sich zeigen, daß diese Aftion nur ein Bernebelungsversuch für Leichtgläubige war.

Die Generalversammlung brachte ihre Stellungnahme zu den berührten Fragen durch Annahme folgender Entschließung zum Ausdruck:

,, Die am 24. November 1930 tagende ordentliche General­versammlung der Konsum- Genossenschaft Berlin und Umgegend e. G. m. b. 5. fordert vom Reichstag und der Regierung die Aufhebung aller derjenigen Maßnahmen, die einem wirf lichen Preisabbau bei den Lebensmitteln und notwendigsten Be­darfsartikeln im Wege stehen. Die Generalversammlung stellt in der Frage des Preisabbaues folgendes fest:

Die Konsumvereine haben ihre Aufgabe, zum Nutzen der Ver braucher preisregulierend zu wirken, erfüllt. Soweit der Klein­handel höhere Breise verlangt, ist dies in der Regel darauf zurüd­zuführen, daß der Kleinhandel, das Bäder- und Fletschergewerte, zahlreiche Existenzen beherbergen, die ihren Betrieb nur durch große Breisspannen aufrechterhalten können.

Die schwerwiegenderen Ursachen der Lebensmittelteuerung liegen aber in den hohen 3ollfäßen und sonstigen Maß­nahmen, durch die die Preise für Brot, Fleisch und andere wichtige Nahrungsmittel in die Höhe getrieben werden. Zu diesen Maß nahmen gehören die Vorschriften, wonach große Mengen des Roggens für den menschlichen Genuß durch Cofin unbrauchbar ge­macht werden, ferner die Vorschriften, durch die die Ausmahlung des Roggens auf 60 Broz. begrenzt wird. Diese Mißnahmen sind in einer Zeit riefenhafter Arbeitslosigkeit unhaltbar, zumal die In­dustrie mit allen Kräften auf einen Breisabbau hinmirtt. Es spricht jebem menschlichen Empfinden Hohn, daß durch eine folche Wirt fchaftspolitit zugunsten der Großagrarier aus den Minderbemittelten und selbst aus den Arbeitslosen ungeheure Profite herausgeholt merden.

Nur wenn eine Aenderung dieser Wirtschaftspolitik eintritt, ist ein wirklicher Preisabbau möglich. Die Generalversammlung fordert auch die Wiederzulassung der zollfreien Einfuhr des Gefrierfleisches, um auch dadurch den schlimmsten Möten der minderbemittelten und arbeitslosen Bevölkerung abzu­helfen. Im Frühjahr 1930 ist den Konfumpereinen eine Sonder umsaiteuer von ½ Proz. des Umfages auferlegt worden, um ihnen ihre preisregulierende Tätigkeit zu erschweren und es damit dem Kleinhandel zu ermöglichen, den Verbrauchern höhere Preise

bewegenden Kräfte Lina Morgensterns gingen darauf hinaus, die Frau des Mittelstandes in wirtschaftlicher und geistiger Beziehung zu erziehen, sie von der Familie zum Staatsgedanken und von diesem rückwirkend zum Gemeinschaftsgefühl für das Ganze zu leiten. Die zweite Rednerin, Frau Klara Mende, unterstrich das Birken Lina Morgensterns für die öffentliche Wohlfahrt. Im Krieg 1870/71 war sie es, die den Vorschlag machte und ausführte, die durchreisenden Truppen auf den Bahnhöfen mit Nahrungs­mitteln zu versorgen. Die fahrbaren Kaffeeküchen and Milchhäuschen auf den Berliner Straßen sind ebenfalls ihr | Wert. Lina Morgenstern auf Rädern" nannte man die ersten Wagen, die sich in Berlin sehen ließen. Auf allen Frauenkongressen und internationalen Veranstaltungen wurde das Hilfswerk Lina Morgensterns, das sich bald auch auf die ersten Kindergärten aus­dehnte, anerkannt und gefeiert. Der Verein für weibliche entlassene Strafgefangene" war ihre Gründung, das Heim in Marienfelde wurde später in eine Erziehungsanstalt für mittellose Waisen um­gewandelt.

Von dem tiefen mütterlichen Sinn und ihrer umfassenden Liebe für alle Bedürftigen mußte Frau Charlotte Mühsam Werther, die Borsitzende der Zentrale der Hausfrauen- Bereine, manches Bei­spiel zu erzählen. Das geistige und ideale Interesse mit dem sozialen Geschehen zu verbinden, war ihre Aufgabe. System in die ge= schmähte Hauswirtschaft zu bringen, den Frauen neben dem prafti­schen Kochen, Rechnen und Wirtschaften auch volkswirtschaftliche und ernährungswirtschaftliche Kenntnisse zu vermitteln, daran hat Lina Morgenstern ihr ganzes Leben lang in Wort und Schrift gearbeitet. Die Rednerin erwähnte als amüsante Zeitglosse, wie am 21. No­Dember 1873 in demselben Saal eine Frauenversammlung tagte und wie die Einberuferin Lina Morgenstern die Frage stellte: Bas vermögen die vereinigten Hausfrauen gegen die Berteuerung der Lebensmittel zu tun?" Die ersten Bersuche der Lebensmittel­fontrolle und Untersuchung, Fleischbeschau, Lehrkurse für häusliche großen Reformerin enthalten. Der gütige Mensch, das warme Herz, Krankenpflege und viel anderes mehr sind bereits im Programm der der flare Kopf haben einer fünftigen Zeit vorgearbeitet.

"

Arbeitszeit und Freizeif. Am Dienstag, dem 2. Dezember, 20 Ubr ( 8 Uhr abends), findet im Festsaale des Stadthauses Wilmersdorf, Kaiser­allee 1-12, ein Vortrag von Dr. phil. rit selatt, Reiter des Bolts­hochschulbeims in Brerom( Ditiee), über: Arbeitszeit und Freizeit" ( Gestaltung des Alltags- und Arbeitslebens) statt..

Was sagt der Bär

JOSETTI

JUNO

tra

மாம்

JOSETTE

Zwei Namen von gutem Klang,

"

die durch die Begriffe, Rauch und Brand sogar Berührungspunkte miteinander haben und immer bereit sind- jeder auf seine Art- den Berlinern zu dienen: die beliebte Feuerwehr und die vortreffliche

Josetti Juno

Berlins meistgerauchte 48 Cigarette

KON

LINON